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Jakob Jack Schiefer 16 April 1898 in Sinnersdorf heute zu Pulheim als Jakob Erpenbach 29 Januar 1980 in Erkelenz war deutscher Sozialdemokrat Widerstandskampfer und politischer Haftling in der NS Zeit 1945 wurde er erster Landrat und 1946 Oberkreisdirektor im damaligen Landkreis Erkelenz Spater war er Leiter des Ressorts fur Arbeit und Soziales bei der Europaischen Gemeinschaft fur Kohle und Stahl in Luxemburg Jack Schiefer veroffentlichte zahlreiche Bucher Jack Schiefer 1967 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Ehrungen 3 Werke 4 LiteraturLeben BearbeitenJack Schiefer wurde am 16 April 1898 in Sinnersdorf bei Koln als Jakob Erpenbach unehelich geboren und spater von seinem Stiefvater adoptiert weswegen er den Familiennamen Schiefer annahm Nach der Volksschule arbeitete er als Viehwarter in der Landwirtschaft seines Heimatortes Im Ersten Weltkrieg lag er mit 18 Jahren von Mai 1916 bis April 1917 als kriegsfreiwilliger Infanterist an der franzosischen Front im Elsass im Felde Von 1917 bis 1926 arbeitete er als Zuschlager in der Kolner Eisenbahnschmiede und hatte 1923 am Ruhr Kampf teilgenommen Jack Schiefer war Autodidakt und aufgrund eines Stipendiums der Katholischen Arbeiter Bewegung besuchte er von 1926 bis 1928 die Fachschule fur Wirtschaft und Verwaltung in Dusseldorf wurde 1928 Arbeitersekretar des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes ADGB erlangte im Mai 1928 in einer Prufung vor dem Preussischen Kultusministerium die Berechtigung zum Studium ohne Reifezeugnis So studierte er neben seinem Beruf Volkswirtschaftslehre an der Universitat zu Koln wo er im Wintersemester 1931 32 den Abschluss als Diplom Volkswirt erreichte und 1933 zum Dr rer pol promovierte Seine Diplomarbeit bei Bruno Kuske hatte das Thema Die Grundzuge der Geschichte der deutschen freien Gewerkschaften seit Aufhebung des Sozialistengesetzes Seit 1920 war er gewerkschaftlich im Deutschen Eisenbahner Verband organisiert Als Sozialdemokrat Gewerkschafter und erklarter Gegner der Nazis gesucht emigrierte er noch 1933 nach Amsterdam wo er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Economisch Historischen Bibliothek des niederlandischen Sozialdemokraten und Staatswissenschaftlers Professor Nicolaas Wilhelmus Posthumus 1880 1960 war der seinerseits gute Kontakte zu den Spitzenfunktionaren der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands im Prager Exil unterhielt Die Bibliothek ging in das ebenfalls von Professor Posthumus 1935 gegrundete Internationale Institut fur Sozialgeschichte uber das in der Zeit des Amsterdamer Exils vieler Sozialdemokraten deren konspirativer Treffpunkt war Von Amsterdam aus organisierte Jack Schiefer in einer Gruppe von weiteren emigrierten Gewerkschaftsfuhrern sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten und Funktionaren Widerstand gegen Hitler Zu dieser Gruppe gehorten Erich Kuttner Jude Abgeordneter des Preussischen Landtags und Redakteur der Parteizeitung Vorwarts den die Nazis spater im KZ ermordeten Franz Vogt Abgeordneter des Preussischen Landtags und Redakteur der Bergarbeiter Zeitung der sich das Leben nahm als die Deutschen im Mai 1940 Amsterdam besetzten Toni Reissner Vorsitzender des Gesamtverbandes der Verkehrsgewerbe der aus demselben Grunde in den Tod ging Gerd Schreiner Redakteur der von der Gestapo in Amsterdam erschlagen wurde Werner Auerbach Redakteur der nach England entkommen konnte Helmut Kern Redakteur dem die Flucht in die USA gelang Fritz Schroder Reichstagsabgeordneter und Fuhrer der Angestelltengewerkschaft der bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam Sie waren Verfasser und Herausgeber der in Amsterdam erschienen Emigranten Zeitung Freie Presse schrieben fur die Sozialistische Aktion und das niederlandische Arbeiterblatt Het Volk Unterstutzt wurden die Amsterdamer Emigranten von niederlandischen Gesinnungsgenossen so dem Sekretar der Internationalen Transportarbeiter Foderation Edo Fimmen der unter den organisierten Seeleuten in allen Hafen der Welt bekannt war und die illegalen Schriften der SPD auf Rheinschiffen ins Deutsche Reich schleuste Bei alledem fuhrte Jack Schiefer Nachrichten und Kurierdienste zwischen dem Reich und dem Ausland durch und nahm unter dem Decknamen Niemoller den Fritz Schroder ihm gegeben hatte an den Auslandskonferenzen von Sozialdemokraten teil wo er mit Otto Wels Erich Ollenhauer Rudolf Hilferding und anderen des Parteivorstandes aus Prag zusammentraf und Reden hielt Am 20 Juli 1935 wurde Jack Schiefer bei einer Kurierfahrt ins Reich aufgrund einer Denunziation vor dem Bahnhof in Erkelenz verhaftet und bis zum nachsten Mittag im lokalen Polizeigefangnis das sich im Alten Rathaus befand inhaftiert Er wurde der Gestapo ubergeben und in deren Folterkellern festgehalten Am 11 Dezember 1936 wurde er von dem 2 Senat des Volksgerichtshofes wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu zweieinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt Ware mir der Umfang meiner illegalen Tatigkeit nachgewiesen worden lebte ich nicht mehr schrieb er spater In dem formal gegen Runge u a wegen Vorbereitung zum Hochverrat durch Verbreitung von illegalen Schriften an nur sechs Verhandlungstagen in Dusseldorf stattgefundenen Verfahren gab es 18 Angeklagte darunter Hermann Runge spater Bundestagsabgeordneter Ludwig Philipp Lude spater Regierungsprasident in Aachen Franz Bott der im Herbst 1944 noch einmal in Koln im Nationalkomitee Freies Deutschland tatig wurde Willi Schirrmacher von 1962 bis 1970 Abgeordneter im Landtag von Nordrhein Westfalen Adam Romboy 1945 bis 1949 Burgermeister von Monchengladbach Rheindahlen Vorstandsmitglied der Arbeiterwohlfahrt nach ihm eine Strasse und ein Seniorenheim der Arbeiterwohlfahrt benannt sind Ernst Alex 1946 Oberstadtdirektor von Rheydt 1947 bis 1967 Stadtdirektor von Viersen Heinrich Hamacher von 1957 bis 1969 Bundestagsabgeordneter Wilhelm Kattwinkel nach dem heute in Ludenscheid eine Strasse benannt ist Ernst Gnoss von 1946 bis 1949 Abgeordneter im Landtag von Nordrhein Westfalen von 1946 bis 1948 Landtags und Landtagsvizeprasident von 1948 bis zu seinem Tod 1949 Minister fur Wiederaufbau Sebastian Dani spater Burgermeister und Stadtdirektor von Bonn Sie alle hatten in der einen oder anderen Art und Weise ihren Beitrag zu der illegalen Schriftenverteilung gegen die Nazi Diktatur geleistet Zwei Angeklagte wurden freigesprochen die ubrigen zu Freiheitsstrafen zwischen einem Jahr und vier Monaten Gefangnis und neun Jahren Zuchthaus verurteilt Fur Jack Schiefer hatte der Oberreichsanwalt 10 Jahre Zuchthaus gefordert aber weder sein Auftreten unter dem Namen des gesuchten Niemoller hinter dem man den Kopf der Organisation vermutete noch eine Beteiligung an der Schriftenverteilung waren ihm nachzuweisen sondern lediglich die Teilnahme an zwei Auslandskonferenzen der SPD in Luttich und Antwerpen Laut Urteilsbegrundung war fur ihn strafbegrundend und straferschwerend zugleich dass die Betatigung Schiefers auf den beiden Konferenzen als besonders gefahrlich angesehen werden musste Schon die Anwesenheit und die Reden eines Mannes von dem geistigen Format des Schiefer musste die Hoffnungen der Konferenzteilnehmer auf einen Erfolg ihrer illegalen Arbeit steigern und ihnen das Gefuhl geben dass Schiefer auf ihrer Seite im Kampf gegen das Dritte Reich stand Strafmildernd berucksichtigte das Gericht dass der Angeklagte Schiefer im Kriege seine Pflicht getan sich im Jahre 1923 bei der Abwehr des franzosischen Ruhreinbruchs und bei der Bekampfung der Separatisten in ganz erheblichem Masse fur Deutschland eingesetzt und dabei u a selbst die Sprengung einer Rhein Brucke vorgenommen hat Ausweislich der Gerichtsakte war der 2 Senat des Volksgerichtshofes besetzt mit Volksgerichtsrat Hartmann als Vorsitzendem Richter Landgerichtsdirektor Zieger als Richter Oberstleutnant Stutzer als Richter Oberst Schroers als Richter SS Obergruppenfuhrer Josias zu Waldeck und Pyrmont als Richter Oberstaatsanwalt Peich als Beamter der Staatsanwaltschaft Justizsekretar Semmelrogge als Urkundsbeamter der Geschaftsstelle nbsp Deklaration aus dem Jahre 1945Jack Schiefer sass im Zuchthaus Luttringhausen ein Sein Verteidiger Paul Mehlkopf Senior Sozius in der Kanzlei des spateren Bundesfinanzministers Franz Etzel erreichte jedoch dass er zu Weihnachten 1938 unter Bewahrungsauflage vorzeitig entlassen wurde Jack Schiefer blieb nach seiner Entlassung in Deutschland und arbeitete als Geschaftsfuhrer in der Industrie war aber immer wieder den Verhoren und Misshandlungen der Gestapo ausgesetzt Wahrend des Zweiten Weltkrieges fuhrte er ein geheimes Tagebuch das er 1947 veroffentlichte Trotz Wehrunwurdigkeit wurde er zweimal zum Strafbataillon 999 einberufen Das erste Mal im Januar 1944 entging er dem mit Hilfe von Freunden das zweite Mal im Januar 1945 tauchte er unter Nach der Einnahme von Erkelenz durch die amerikanische Armee 26 Februar 1945 kehrte Jack Schiefer am 19 Marz 1945 von Sinnersdorf in die Stadt zuruck Zehn Tage spater wurde er von der amerikanischen Militarregierung zu deren Zivilvertreter und am 20 April 1945 zum Landrat des damaligen Kreises Erkelenz berufen Im Februar 1946 wahlte ihn der Kreistag zum Oberkreisdirektor Von August 1947 an war er Referent des Arbeitsministers in Dusseldorf und schliesslich mit dessen Empfehlung ab 1951 als eine der besten Fachkrafte seines Landes Leiter des Ressorts fur Arbeit und Soziales bei der Europaischen Gemeinschaft fur Kohle und Stahl in Luxemburg dem Vorlaufer der heutigen EU In dieser Zeit war er auch Gastdozent an der Universitat zu Koln Nach seiner Pensionierung im Jahre 1963 kehrte er nach Erkelenz zuruck wo er noch langjahriges Mitglied des Rates der Stadt war und am 29 Januar 1980 verstorben ist Jack Schiefer war Mitbegrunder der ersten deutschen Journalistenschule Aachen 1945 Verfasser unzahliger Aufsatze und eines Dutzends Bucher wissenschaftlicher aber auch schongeistiger Natur Ehrungen BearbeitenIn Erkelenz wurde die Dr Jack Schiefer Strasse nach ihm benannt Die Erkelenzer Route gegen das Vergessen erinnert mit einer Gedenktafel am Alten Rathaus an den Widerstandskampfer Werke BearbeitenGedichte aus zwanzig Jahren 1940 nur teilweise veroffentlicht Die Zuchthaus Ballade Verlagsanstalt Heinrich Hollands Aachen 1946 Leitfaden der Geschichte der freien Gewerkschaften Deutschlands von 1890 1932 Verlagsanstalt Heinrich Hollands Aachen 1946 Geschichte der deutschen Gewerkschaften Grenzland Verlag Heinrich Hollands Aachen 1946 Die Gewerkschaften im Wirtschafts und Gesellschaftsleben Grenzland Verlag Heinrich Hollands Aachen 1947 Tagebuch eines Wehrunwurdigen Grenzland Verlag Heinrich Hollands Aachen 1947 Zur Soziologie der deutschen Gewerkschaften Grenzland Verlag Heinrich Hollands Aachen 1947 Zerstorung und Wiederaufbau im Kreise Erkelenz Grenzland Verlag Heinrich Hollands Aachen 1948 Das System der sozialen Sicherheit in den Vereinigten Staaten Lutzeyers Fortsetzungswerke Frankfurt M Bonn 1952 Europaischer Arbeitsmarkt Freizugigkeit und Mobilitat der Arbeitnehmer Verlag August Lutzeyer Baden Baden Bonn 1961 Marche du Travail Europeen Paris 1961 Il Mercato del Lavoro in Europa Mailand 1961 De Europese Arbeidsmarkt Leiden 1961HerausgeberschaftenGewerkschaftliche Schriftenreihe Grenzland Verlag Heinrich Hollands Aachen 1946 ff Deutsches Tarif Archiv Amboss Verlag Dr Schiefer Erkelenz 1949 ff Europaische Sozialberichte Verlag August Lutzeyer Baden Baden Bonn 1963 ff EURISI Europaische und Internationale Sozial Informationen Eurobuch Verlag August Lutzeyer Freudenstadt 1965 ffUberlieferungDokumente aus dem unveroffentlichten schriftlichen Nachlass in Privatbesitz darunter Anklageschrift und Urteil vor dem Volksgerichtshof Einige Briefe von Jack und Martha Schiefer befinden sich beim Internationalen Institut fur Sozialgeschichte in der Sammlung Franz VogtLiteratur BearbeitenEs gab nicht nur den 20 Juli Dokumente aus einer Sendereihe im Westdeutschen Fernsehen WDR Koln 1979 Jugenddienstverlag Wuppertal 1979 ISBN 3 7795 7342 3 Seite 62 ff Siegfried Mielke Stefan Heinz Eisenbahngewerkschafter im NS Staat Verfolgung Widerstand Emigration 1933 1945 Metropol Verlag Berlin 2017 ISBN 978 3 86331 353 1 S 252 ff 644 Pulheimer Beitrage zur Geschichte und Heimatkunde Verein fur Geschichte und Heimatkunde e V Band 6 Pulheim 1982 ISSN 0171 3426 Seite 132 ff W Frenken u a Der Nationalsozialismus im Kreis Heinsberg Museumsschriften des Kreises Heinsberg Band 4 Selbstverlag des Kreises Heinsberg Heinsberg 1983 Seite 105 ff Aus der Geschichte des Erkelenzer Landes Schriften des Heimatvereins der Erkelenzer Lande e V Band 12 Erkelenz 1992 Seite 223 ff Andreas Amberg Schriftsteller im Erkelenzer Land Schriften des Heimatvereins der Erkelenzer Lande e V Band 13 Erkelenz 1993 Seite 83 ff Margit Szollosi Janze Andreas Freitager Doktorgrad entzogen Aberkennungen akademischer Titel an der Universitat Koln 1933 bis 1945 Kirsch Verlag Numbrecht 2005 ISBN 3 933586 42 9 Seite 105 ff Schiefer Jakob in Werner Roder Herbert A Strauss Hrsg Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 Band 1 Politik Wirtschaft Offentliches Leben Munchen Saur 1980 S 645Landrate im Kreis Erkelenz Kasimir von Dewall 1816 1826 Daniel Wilhelm Beermann 1826 1850 Johann Contzen 1850 Gustav Claessen 1850 1875 Hermann Josef Krapoll 1875 1876 Hugo Strom 1876 1877 Adolph Dombois 1877 1884 Franz Spiess 1884 1885 Franz Gehle 1885 1895 Alfred von Reumont 1895 1928 Theodor August Flesch 1929 1933 Eduard Wessel 1933 1944 Jack Schiefer 1945 1946 Werner Muller 1946 Heinrich Sieben 1947 1948 Josef Rick 1948 1971 Normdaten Person GND 129416215 lobid OGND AKS VIAF 214499158 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schiefer JackALTERNATIVNAMEN Schiefer Jakob wirklicher Name Erpenbach Jakob Geburtsname KURZBESCHREIBUNG deutscher Sozialdemokrat politischer Haftling Emigrant Widerstandskampfer Landrat und Oberkreisdirektor des Kreises ErkelenzGEBURTSDATUM 16 April 1898GEBURTSORT SinnersdorfSTERBEDATUM 29 Januar 1980STERBEORT Erkelenz Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jack Schiefer amp oldid 238927746