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Der Allgemeine freie Angestelltenbund AfA Bund war ein 1921 gegrundeter Zusammenschluss von verschiedenen sozialdemokratisch und linksliberal orientierten Gewerkschaften technischer und verwaltender Angestelltenberufe Aber auch kunstlerische Berufe waren hier organisiert Er existierte in unterschiedlicher Starke bis zu seiner Selbstauflosung zu Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte und Entwicklung 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseGeschichte und Entwicklung BearbeitenDer AfA Bund entstand aus der 1917 gegrundeten Arbeitsgemeinschaft freier Angestellte Verbande AfA Verbande Die Grundung war ein Wendepunkt in der Geschichte der deutschen Angestellten Vorher waren die meisten deutschen Angestelltenverbande standisch orientiert d h sie identifizierten sich mit ihren Arbeitgebern und mit ihrem Gewerbe Die Arbeitgeber durften ex officio Mitglieder der Verbande werden und die Verbande haben den Streik streng abgelehnt Wegen der Verarmung der Angestellten wahrend des Ersten Weltkriegs nahmen die Angestellten Verbande immer mehr die Interessenvertretung ihrer Mitglieder in gewerkschaftlicher Form wahr d h Arbeitgeber durften nicht mehr Mitglied sein die Verbande haben des Ofteren zum Streik aufgerufen und die verschiedenen Verbande begannen zusammenzuarbeiten 1 Die Angestellten die sich lange Zeit als Privatbeamte verstanden hatten waren wahrend und nach dem Ersten Weltkrieg von den Problemen auf dem Arbeitsmarkt der Inflation und teilweise dem Abbau bestimmter bisher geltender Privilegien betroffen Fur einige von ihnen gewann ihre Funktion als Arbeitnehmer Vorrang vor standischen Gesichtspunkten Dies war eine der Ursachen fur eine vorubergehende Annaherung an die sozialistische Bewegung und ihre Organisationen Der Verband wurde am 3 Oktober 1921 auf dem 1 AfA Gewerkschaftskongress in Dusseldorf als Nachfolgeorganisation der Arbeitsgemeinschaft freier Angestellten Verbande gegrundet Zum AfA Bund gehorten 1930 Zentralverband der Angestellten ZdA Berlin Deutscher Werkmeister Verband DWV Bund der technischen Angestellten und Beamten Butab 2 Polier Werk und Schachtmeisterbund Allgemeiner Verband der Deutschen Bankangestellten Genossenschaft Deutscher Buhnenangehoriger Internationale Artisten Loge IAL Verband Deutscher Schiffsingenieure Werkmeisterverband der Schuhindustrie Deutscher Chorsangerverband und Tanzerbund Deutscher Fordermaschinistenverband Verband der Zuschneider Zuschneiderinnen und Direktricen Verband Deutscher Kapitane und Steuerleute der Handelsschifffahrt und Hochseefischerei und der AfA Bund Polnisch Oberschlesien Vorsitzender des Bundes war von der Grundung bis zum Ende Siegfried Aufhauser Der Hauptvorstand hatte seinen Sitz in Berlin in der Oranienstrasse 3 Der AfA Bund schloss 1921 ein Kooperationsabkommen mit dem ADGB ab Allerdings behielt der Bund dabei seine Autonomie Dabei bekannte er sich zu den freigewerkschaftlichen Grundsatzen Man forderte den Vorrang der arbeitenden Menschen vor dem toten Besitz die Aufhebung des arbeitslosen Renteneinkommens Kontrolle der Warenerzeugung und verteilung Mitbestimmung der Arbeitnehmer und eine gemeinwirtschaftliche Organisation des Wirtschaftslebens Langfristig sah der Bund im Sozialismus gegenuber dem Kapitalismus die uberlegene Wirtschafts und Gesellschaftsform Im Gegensatz zu den Konkurrenzorganisationen lehnte der AfA Bund eine Sonderrolle der Angestellten ab Allerdings setzte sich diese Auffassung eher zogerlich durch Dafur spricht auch dass an Stelle des Branchenprinzips die Berufsorientierung die zentrale Organisationsgrundlage blieb In der Fuhrung des Bundes ging die Annaherung an die Arbeiterbewegung weiter Auf dem dritten Kongress des AfA Bundes im Jahr 1928 sprach Siegfried Aufhauser sogar davon dass die Angestellten Teil der Arbeiterklasse seien Der AfA Bund bekannte sich zum uneingeschrankten Koalitions und damit zum Streikrecht wenngleich Arbeitsniederlegungen von Angestellten in der Praxis kaum eine Rolle spielte Insgesamt bemerkenswert ist dass der AfA Bund im Vergleich zum zumindest latent reformistischen ADGB von Anfang an starker dem sozialistischen Gedankengut verpflichtet war Dem AfA Bund gelang es in den ersten Jahren eine vergleichsweise grosse Zahl von Angestellten zu organisieren Waren 1912 erst 28 000 in freigewerkschaftlichen Angestelltenverbanden organisiert gehorten dem AfA Bund im Jahr 1920 fast 700 000 Mitglieder an beim christlich national orientierten Gesamtverband deutscher Angestelltengewerkschaften GEDAG waren es dagegen nur 460 000 und der den Liberalen nahestehende Gewerkschaftsbund der Angestellten GDA hatte bei seiner Grundung 1921 nur etwa 300 000 Mitglieder Wahrend des Kapp Putsches riefen der AfA Bund der ADGB und der Deutsche Beamtenbund DBB in einer gemeinsamen Erklarung zum Generalstreik gegen die Putschisten auf und die Mitglieder beteiligten sich an den Arbeitsniederlegungen in der Privatwirtschaft und dem offentlichen Dienst Nach der Niederlage der Putschisten forderte der AfA Bund zusammen mit den beiden anderen Organisationen einen starkeren Einfluss der Arbeitnehmerorganisationen bei der Umgestaltung der Regierungen im Reich und in den Landern sowie eine Neuregelung der wirtschafts und sozialpolitischen Gesetzgebung Hinzu kamen Forderungen nach der Reinigung der Verwaltungen von reaktionaren Personlichkeiten Die Hoffnung auf einen Gewerkschaftsstaat erfullte sich freilich nicht Wahrend der Ruhrbesetzung 1923 beteiligten sich auch die Mitglieder des AfA Bundes am passiven Widerstand Vor allem infolge der Inflation und spater dann der Weltwirtschaftskrise wandte sich ein betrachtlicher Teil der Angestellten vom sozialistisch orientierten AfA Bund ab 1924 hatte er nur noch etwa 450 000 Mitglieder Deutlich geringer fiel die Schwachung des GEDAG fast 400 000 und des GDA 260 000 Mitglieder aus In den folgenden Jahren begann sich das Krafteverhaltnis noch starker zu Ungunsten des AfA Bundes zu verschieben 1929 hatte er nach einigen Schwankungen erneut etwa 450 000 Mitglieder die GEDAG aber fast 560 000 und der GDA 320 000 1931 hatte der AfA Bund noch 435 000 die GEDAG fast 600 000 und der GDA etwa 330 000 Mitglieder Auf langere Sicht zeigte sich dass der Status als Arbeitnehmer nicht ausreichte um die Angestellten fest an die sozialistischen Gewerkschaften zu binden Dabei wurden viele nicht nur von der Klassenkampfrhetorik abgeschreckt Wichtiger noch waren angesichts der wirtschaftlichen Verwerfungen Statusangste Dies fuhrte dazu dass die Unterschiede zwischen Arbeitern und Angestellten wieder betont wurden Anstatt nach links wie zu einem Teil nach der Novemberrevolution orientierte sich je langer je mehr ein Grossteil der Angestellten nach rechts ins antirepublikanische Lager Der AfA Bund gehorte seit 1931 der Eisernen Front an die als Gegengewicht zur Harzburger Front von Organisationen gegrundet wurde die den Sozialdemokraten nahestanden Neben dem WTB Plan des ADGB legte der AfA Bund einen eigenen Plan vor um die Weltwirtschaftskrise aktiv zu bekampfen Dabei setzten die Angestellten deutlich starker auf planwirtschaftliche Massnahmen als der ADGB Im Jahr 1932 naherten sich diesen Positionen auch die Arbeitergewerkschaften an Aus Protest gegen die Annaherung des ADGB an die neuen nationalsozialistischen Machthaber legte Aufhauser sein Amt als AfA Vorsitzender am 28 Marz 1933 nieder Der Bund selbst loste sich am 30 Marz also kurz vor der Zerschlagung der freien Gewerkschaften selbst auf Literatur BearbeitenMichael Schneider Hohen Krisen und Tiefen Die Gewerkschaften in der Weimarer Republik 1918 bis 1933 In Klaus Tenfelde u a Geschichte der deutschen Gewerkschaften Von den Anfangen bis 1945 Bund Verlag Koln 1987 ISBN 3 7663 0861 0 S 311 S 324 329 331f 340 405 407 Franz Osterroth Dieter Schuster Chronik der deutschen Sozialdemokratie Band 2 Vom Beginn der Weimarer Republik bis zum Ende des zweiten Weltkrieges 2 neu bearbeitete und erweiterte Auflage Dietz Berlin u a 1975 ISBN 3 8012 1084 7 Internationale Bibliothek 84 Arno Klonne Hartmut Reese Die deutsche Gewerkschaftsbewegung Von den Anfangen bis zur Gegenwart VSA Verlag Hamburg 1984 ISBN 3 87975 280 X Klaus Schonhoven Die deutschen Gewerkschaften Suhrkamp Frankfurt 1987 ISBN 3 518 11287 2 Edition Suhrkamp 1287 N F 287 Neue historische Bibliothek Weblinks BearbeitenRichard Seidel Angestellte im Wandel der Zeit PDF Datei 53 kB Zur Entwicklung von Angestelltenorganisationen Memento vom 16 Mai 2006 im Internet Archive Programmatische Dokumente des AfA Bundes in der FES BibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Jurgen Kocka Klassengesellschaft im Krieg Klassengesellschaft im Krieg Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1978 S 80 Bund der Technischen Angestellten und Beamten In ProvenienzWiki Abgerufen am 10 Oktober 2019 Helga Grebing Siegfried Heimann Hrsg Arbeiterbewegung in Berlin Der historische Reisefuhrer Ch Links Verlag Berlin 2012 S 89Normdaten Korperschaft GND 63516 9 lobid OGND AKS LCCN n87807927 VIAF 121686262 Abgerufen 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