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Die Immermann sche Musterbuhne ist ein theatergeschichtlicher Begriff zur Bezeichnung von organisatorischen Massnahmen und Inszenierungen mit denen der Dramatiker Karl Immermann in den 1830er Jahren das Schauspiel am Dusseldorfer Theater als Dramaturg Regisseur und Intendant mit dem Ziel reformierte Schauspieler heranzubilden sie langerfristig zu binden und in ein Ensemble einzufugen sowie mit ihm Stucke so auf die Buhne zu bringen dass ihr idealistischer und literarischer Gehalt besser zur Geltung kommt Die Leistungen die Immermann durch seine Theaterarbeit ab 1829 durch Initiierung eines Theatervereins und einer Aktiengesellschaft in den Jahren 1832 bis 1834 sowie durch seine Intendanz von 1834 bis 1837 vollbrachte machten ihn zu einem der bedeutendsten Dramaturgen und Theaterleiter des 19 Jahrhunderts und sein literarisches Theater zu einer seinerzeit vorbildlichen Einrichtung der darstellenden Kunst Karl Immermann gemalt von Wilhelm von Schadow Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Vorgeschichte 1 2 Anfange der Theaterarbeit in Dusseldorf ab 1829 1 3 Grundung von Theaterverein und Theater Aktiengesellschaft 1832 1834 1 4 Intendanz 1834 1837 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenVorgeschichte Bearbeiten nbsp Altes Stadttheater Dusseldorf am Marktplatz in Dusseldorf Gebaude mit klassizistischer Tempelfassade um 1871Als Karl Immermann 1827 als Landgerichtsrat nach Dusseldorf versetzt wurde traf er ein typisches Theater und Konzerthaus einer deutschen Provinzstadt des fruhen 19 Jahrhunderts an Unter Leitung ihres Prinzipals Josef Derossi der das im stadtischen Eigentum befindliche Theatergebaude fur seine Schauspielgesellschaft gepachtet hatte wurde an der Dusseldorfer Buhne ein Spielplan verfolgt der uberwiegend die klassische Oper enthielt weil Derossi glaubte so den Besuchergeschmack besser bedienen zu konnen und damit hohere Einnahmen zu erzielen Besonders oft wurden Werke Mozarts aufgefuhrt Dagegen fanden nicht so beliebte Klassiker des Schauspiels wie beispielsweise Stucke von Schiller Shakespeare Moliere Kleist und Goethe kaum Aufnahme in das Programm Wandertruppen und kurzfristig verpflichtete Schauspieler stellten das Gros des kunstlerischen Personals von Derossis Buhne Die finanziellen Verhaltnisse seines Theater konnte er gleichwohl nicht wesentlich verbessern und er weigerte sich beharrlich die notwendigen Reparaturen am Gebaude zu denen er als Pachter vertraglich verpflichtet war vorzunehmen Bauliche Verbesserungen traten erst ein als die Stadt Dusseldorf in den Jahren 1831 32 ihr altes Schauspielhaus nach Planen von Adolph von Vagedes ertuchtigen liess Anfange der Theaterarbeit in Dusseldorf ab 1829 Bearbeiten nbsp Ludwig Pietsch Aus Immermann s Kreis Illustration in der Zeitschrift Die Gartenlaube 1868 Darstellung des Immermann schen Gesellschaftskreises mit dem Dramatiker Christian Dietrich Grabbe dem Dichterjuristen Friedrich von Uechtritz und dem Maler Carl Friedrich Lessing im Pempelforter Salon der Literatin Elisa von Ahlefeldt die mit Immermann seit Jahren eine Liebesbeziehung und Hausgemeinschaft im Collenbach schen Gut pflegteBereits in den fruhen 1820er Jahren wurde Derossi auf die fruhen Werke Immermann aufmerksam und brachte diese in Dusseldorf zur Auffuhrung Immermann von Hause aus kein Theatermensch jedoch bereits in jungen Jahren mit dem Theater der Weimarer Klassik in Beruhrung gekommen und von diesem gepragt hatte als Jurist am Militargericht in Munster 1819 1824 und als Kriminalrichter in Magdeburg 1824 1827 mit der Schriftstellerei begonnen Auf den Spuren von Sophokles Shakespeare Schiller und Goethe verfasste er Tragodien Das Thal von Ronceval Edwin Petrarca alle 1822 und Lustspiele Die Prinzen von Syracus 1821 Das Auge der Liebe 1824 sowie Prosatexte Ab 1827 in Dusseldorf lebend knupfte Immermann rasch Kontakte zum Bildungsburgertum der Stadt Zusammen mit seiner Geliebten der Salonniere Elisa von Ahlefeldt fuhrte er im Collenbach schen Gut an der Ratinger Chaussee in Dusseldorf Pempelfort ein gastfreundliches Landhaus 1 Zu seinem neuen Freundes und Gesellschaftskreis den er bald gewann gehorten auch fuhrende Personlichkeiten aus dem Milieu der Dusseldorfer Malerschule das an der Kunstakademie Dusseldorf durch deren neuen Direktor Wilhelm Schadow entstanden war Mit Leuten aus diesen Zirkeln und mit musikalischer Unterstutzung durch Norbert Burgmuller verfasste und inszenierte er im Mai 1833 das Festspiel Albrecht Durers Traum 2 In einer Inszenierung von Shakespeares Heinrich IV debutierte er bald auch selbst in der Figur des Falstaff Mit dem Stuck Andreas Hofer das Derossi in Dusseldorf auffuhren liess gab Immermann 1829 der Dusseldorfer Buhne gleichzeitig als Dramatiker Dramaturg und Regisseur neue Impulse Sein kunstlerisches Ideal das er zunachst in Liebhaberauffuhrungen im Freundeskreis entwickelt hatte zielte darauf ab aus dem Theater im Sinne von Schiller eine moralische Anstalt zu machen und den Boden fur ein Nationaltheater zu bereiten 1832 leitete er eine Festauffuhrung des Clavigo die in Dusseldorf zur Ehrung des verstorbenen Goethe gegeben wurde Auf diese Weise beschaftigte sich Immermann praktisch und theoretisch immer mehr mit dem Theater und verbreitete Theaterleidenschaft unter seinen Freunden Grundung von Theaterverein und Theater Aktiengesellschaft 1832 1834 Bearbeiten Unter dem 22 Oktober 1832 sandte Immermann dem Oberburgermeister Philipp Scholler sowie Theaterfreunden aus gebildeten Dusseldorfer Bevolkerungskreisen seine Promemoria uber die Bildung einer neuen Buhne zu Dusseldorf zu In diesem Memorandum kritisierte er den Zustand des Theaters dessen Konzession fur mehrere Jahre noch an die Schauspielgesellschaft Derossis vergeben war und unterbreitete Reformvorschlage Um eine bessere Buhne durchzusetzen schlug er vor dass das Publikum Einfluss auf die Gestaltung der Buhne erlangen und hierzu ein Theaterverein konstituiert werden solle In dem Verein sollten sich die Burger organisieren und durch Abonnements das zu reformierende Theater finanziell stutzen Schauspieler sollten herangebildet werden und Engagements von qualifizierten Schauspielern sollten langerfristig vereinbart werden um einen konsistenteren besser planbaren Spielbetrieb zu ermoglichen und um Bindungen zwischen Publikum und den Kunstlern sowie unter den Theaterleuten zu fordern Auf dieser Grundlage sei schliesslich ein gediegenes Repertoire zu entwickeln das mit den Erwartungen des Vereins seiner Organe und Mitglieder ebenso abzustimmen sei wie die Besetzung und Ausfuhrung von kunstlerischen Leitungsaufgaben im Theater Immermanns Papier fand im Dusseldorfer Burgertum breitere Zustimmung und so konnte sich ein Provisorischer Theaterverein am 16 Dezember 1832 konstituieren der aus seiner Mitte nach demokratischen Grundsatzen ein Komitee berief und sich unter anderem folgende Ziele und Grundsatze gab 3 1 Es tritt zu Dusseldorf eine Gesellschaft von Theaterfreunden aus allen Standen zusammen welche den Namen Theaterverein fuhrt den Zweck hat die hiesige Buhne als Kunstanstalt zu fordern und ein Institut vorzubereiten wodurch derselben eine feste und dauernde Gestalt verliehen werden soll 4 Herr Derossi erkennt den Theaterverein in dem Zwecke und in der nachstehend 5 detaillierten Form seiner Geschaftstatigkeit kraft der mit ihm zu treffenden Vereinbarung an er erteilt demselben die in den folgenden Paragraphen 6 10 enthaltenen Befugnisse 5 Die Mitglieder des Theatervereins versammeln sich monatlich einmal an einem naher zu bestimmenden Tage und Orte In diesen Konferenzen werden die Beschlusse durch Stimmenmehrheit gefasst Wer nicht erscheint wird als der Stimmenmehrheit beitretend erachtet Herr Derossi und die Regisseure haben das Recht aber auch die Verpflichtung behufs mundlicher Besprechung den Konferenzen beizuwohnen Der Verein beauftragt ein Mitglied mit Fuhrung des Protokolls und Besorgung des vorkommenden Schriftlichen 6 Herr Derossi teilt diesem Mitgliede wenigsten 24 Stunden vor der Konferenz das Verzeichnis der Halfte der im Laufe der nachstfolgenden vier Wochen zu gebenden Darstellungen mit Das Mitglied bringt dieses Verzeichnis in der Konferenz zum Vortrag und der Verein erhalt das Recht Abanderungen zu treffen welche jedoch die Zahl von drei Darstellungen nicht ubersteigen durfen 8 Die Mitglieder erhalten das Recht allen Lese und Theaterproben beizuwohnen und ihre Bemerkungen auszusprechen welche sie jedoch nur an Herrn Derossi oder an den Regisseur richten durfen Mit Unterstutzung der Stadt Dusseldorf konnte der Verein dem Theaterpachter Derossi die Zustimmung zu den Regelungen abringen Im Gegenzug zu dem Verlust von Befugnissen erhielt jener feste Einnahmen aus dem Abonnement der Logen und Platze des Theaters garantiert Dem Verein gelang es auch den in Dusseldorf residierenden Prinzen Friedrich von Preussen als Protektor des gesamten Vorhabens zu gewinnen Die neuen Entscheidungs und Mitwirkungsstrukturen die sich aus der Grundung des Theatervereins und den Abmachungen mit Derossi ergaben fuhrten fur die Saison 1832 1833 zu vier Mustervorstellungen deren kunstlerische Leitung auf den Schultern Immermanns ruhte Auf diese Vorstellungen nahm der Verein in besonderer Weise Einfluss und ubernahm das finanzielle Risiko Immermann inszenierte Lessings Emilia Galotti Calderons Der standhafte Prinz und Kleists Prinz Friedrich von Homburg Der Dichterjurist Friedrich von Uechtritz ein Freund Immermanns leitete die Auffuhrung von Schroders Lustspiel Stille Wasser sind tief Kunstlerisch unterstutzt wurden sie durch die Maler Johann Wilhelm Schirmer und Theodor Hildebrandt die bei der Herstellung des Buhnenbildes halfen und durch den Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy der eine zugkraftige Musik beisteuerte Alle Auffuhrungen wurden ein voller Erfolg Ein Sechstel der Subskriptionseinnahmen aus den Mustervorstellungen gingen an den Verein der aus diesen Geldern und aus Spenden am Ende der Saison Pramien an die Schauspieler verteilte Die Erfolge der ersten Saison sprachen sich bald herum auch durch Schauspieler die von ihren Engagements berichteten und verschafften Immermann einen herausragenden Ruf Immermann selbst veroffentlichte Artikel uber seine Theaterarbeit Theaterkritiken die die Musterbuhne Immermanns ausfuhrlich behandelten schrieb insbesondere Immermanns Freund der Dramatiker Christian Dietrich Grabbe Im August 1833 wurde der provisorische Theaterverein in einen definitiven uberfuhrt Fur die Saison 1833 1834 nahm der Theaterverein sechs Subskriptionsvorstellungen in Angriff Als letzte dieser Auffuhrungen kam Immermanns Andreas Hofer auf die Buhne Da auch diese Saison erfolgreich verlaufen war entstand in Kreisen des Theatervereins der Wunsch ein stadtisches Theater zu grunden und Immermann zu dessen Intendanten zu berufen Immermann machte seine Zusage davon abhangig dass ihm uber ein ganzes Jahr ein fest engagiertes Ensemble zur Verfugung stehen musse um mit ihm eine kontinuierliche kunstlerische Arbeit zu verwirklichen Am 11 Juni 1834 berichtete die Stadt Dusseldorf an die Verwaltung der Rheinprovinz in Koblenz von einem Komitee Dusseldorfer Theaterfreunde die mittels einer Aktiengesellschaft und einem Kapitalstock von 10 000 Talern versuchten ein eigenes Theater zu finanzieren Dessen kunstlerischer Leiter solle Immermann dessen Operndirigent solle Musikdirektor Mendelssohn Bartholdy werden Fur administrative Belange des Theaters das nun die Bezeichnung Stadttheater zu Dusseldorf erhielt bildete die Stadt einen Verwaltungsausschuss aus dem Oberburgermeister zwei Stadtraten vier gewahlten Aktionaren dem Intendanten und dem Musikdirektor Derossis noch bis 1838 laufender Pachtvertrag wurde vertraglich mit einer Pension und einer einmaligen Zahlung fur das Theaterinventar abgelost Intendanz 1834 1837 Bearbeiten Immermann begab sich daraufhin auf eine Theaterreise durch Suddeutschland und engagierte Schauspieler fur die kommende Saison 1834 waren an seiner Buhne neben Mendelssohn Bartholdy auch Julius Rietz als Dirigent ein Rendant ein Theaterarzt zehn Mann als technisches Personal 20 Schauspieler und elf Schauspielerinnen neun Sanger und drei Sangerinnen zehn mannliche und sieben weibliche Choristen verpflichtet 4 Am 22 Oktober 1834 erteilte ihm der preussische Justizminister Karl Albert von Kamptz unter einjahriger Beurlaubung die Erlaubnis als Buhnenleiter zu wirken Eine spatere Entscheidung seinen Dienstherrn um eine weitere Beurlaubung zu ersuchen oder aber aus dem Justizdienst auszuscheiden und in stadtischen Sold zu treten behielt sich Immermann noch vor Er liess sich ausserdem als Erganzung seiner Befugnisse zur Disziplinierung des Theaterbetriebs vom Verwaltungsrat ein verbindliches Regulativ zusichern worin es unter anderem hiess Das Stadttheater zu Dusseldorf hat den Zweck Darstellungen zu liefern welche in allen Teilen zu einem Ganzen verbunden sind zugleich soll es als Kunstschule jungeren Talenten Gelegenheit zu ihrer Ausbildung verschaffen Aus diesem Zwecke der Anstalt folgt dass keines ihrer Mitglieder sich irgendeiner zur Erreichung desselben getroffenen Anordnung unter dem Vorwande als sei selbige anderer Orten oder uberhaupt auf der Buhne nicht gebrauchlich entziehen darf Der Grundsatz des ausschliesslichen Besitzes einer Rolle wird nicht anerkannt Es werden zwei Regisseure einer fur das rezitierende Schauspiel und einer fur die Oper ernannt werden Diese Beamten sind in allen asthetisch technischen Beziehungen die Stellvertreter der Intendanz wo letztere nicht zugegen ist und verfugt Allen ihren Anordnungen fur die Proben und wahrend derselben fur die Darstellungen und wahrend derselben ist unter Vorbehalt der schriftlichen Beschwerde bei der Intendanz unweigerlich Folge zu leisten Die Intendanz erteilt im Falle einer solchen Beschwerde eine schriftliche Resolution von welcher keine weitere Berufung zulassig ist Niemand der in einer Probe oder Vorstellung nicht beschaftigt ist er gehore zur Buhne oder nicht zu derselben darf sich wahrend der Probe oder Vorstellung auf oder hinter der Szene aufhalten Wer in Proben oder Vorstellungen beschaftigt ist muss bis er auftritt hinter der Szene bleiben wahrend der Vorstellung sich ausserdem noch hinter den Markierungslinien halten und sowohl wahrend der Proben als wahrend der Vorstellung die grosste Stille beobachten Die Regisseure haben uber die Befolgung dieser Vorschriften in ihrem gesamten Umfange alles Ernstes zu wachen und werden straffallig wenn sie ihre desfallsigen Obliegenheiten vernachlassigen Keinem Mitgliede ist es erlaubt eine Rolle oder Partie abzulehnen oder gar dieselbe ohne weiteres zuruckzusenden Hat ein Mitglied gegrundete Einwendungen gegen eine Austeilung in Beziehung auf seine Person so muss es dieselben der Intendanz bescheiden schriftlich vortragen jedoch die Rolle oder Partie auch in einem solchen Falle an sich behalten Die Intendanz wird jederzeit geneigt sein dergleichen Vorstellungen reiflich zu prufen allenfalls den Inhalt derselben mit dem betreffenden Mitgliede naher zu erortern Demnachst fasst die Intendanz einen Beschluss bei dem sich das betreffende Mitglied zu beruhigen hat Jede Begehung oder Unterlassung wodurch ein Mitglied der Buhne oder des Orchesters eine Probe oder Vorstellung hemmt oder in ihrem Fortgange unterbricht macht dasselbe straffallig Insbesondere ist das eigenmachtige Verlassen der Buhne oder des Orchesters in den Proben vor dem volligen Schluss der Probe untersagt Da ofters noch Repetitionen notwendig sind so darf selbst niemand dessen Rolle oder Partie geendigt ist sich von der Probe entfernen ohne von demjenigen der sie leitet die Erlaubnis eingeholt zu haben Alles Extemporieren ist verboten Kein Mitglied der Buhne darf ohne Erlaubnis der Intendanz an einem andern offentlichen Orte als dem Theater sein Talent produzieren Wer in einer Vorstellung beschaftigt ist darf an demselben Abende unter dem Theaterpubliko nicht erscheinen Grobe Unsittlichkeiten haben besonders wenn durch sie Argernis im Publiko erregt worden ist die sofortige Aufhebung des Kontrakts ohne Entschadigung zur Folge Absichtliche Widersetzlichkeit gegen den Intendanten den Musikdirektor den zweiten Musikdirigenten die Regisseure und die ubrigen Beamten der Anstalt oder Beleidigungen der vorgenannten Personen im Amte konnen mit gleicher Strafe belegt werden Die sonstigen Ubertretungen und Vernachlassigungen der in gegenwartigem Regulativ enthaltenen Vorschriften sollen mit Warnungen oder Geldstrafen von funf Silbergroschen bis zum Betrage der Halfte der Monatsgage nach Beschaffenheit der Umstande und Schwere des Falls geahndet werden Wegen dieser Strafen ist kein Rekurs von den Entscheidungen der Intendanz zulassig Die Geldstrafen sollen zur Begrundung eines zum Besten der Mitglieder der Anstalt anzulegenden Unterstutzungsfonds verwendet werden Gegenuber dem Verwaltungsrat gelang es Immermann grosstmogliche Unabhangigkeit zu wahren war dieser doch geneigt ihm in kunstlerischer Hinsicht freie Hand zu lassen Das Ensemble wuchs unter seiner Intendanz immer mehr zusammen In praktischer Theaterarbeit versuchte er junge Schauspielkunstler methodisch auszubilden Sein padagogisches Wirken verstand er als die Pragung einer eigenen Schule von akademischem Anspruch In Einzelleseproben mit den Schauspielern uberwachte er deren Entwicklung Die so gewonnene Routine eines Schauspielers in der Einubung einer Rolle und der Verssprache brachte er anschliessend in die allgemeine Leseprobe ein In seinem Inszenierungsstil stellte er den idealistischen und literarischen Gehalt eines Stucks das auf die Buhne zu bringen war in den Mittelpunkt Ihm sollte sich der Kunstler und die Darstellung einer Rolle unterordnen Daher sollte das mimische Element zugunsten des zu rezitierenden Worts und der Sprechkunst zurucktreten Die Stucke verstand er als Kunstwerke deren Eigenart jeweils eine eigene Form der Inszenierung erfordert nbsp Theaterzettel zu Wallensteins Tod 1835Durch die Auswahl der Stucke intendierte Immermann einen Mix aus dramatischen Festabenden die er als Hohepunkte seines Theaterschaffens und als Demonstration dessen verstand was eine gute Buhne zu leisten vermag und weiterem Repertoire das mit Rucksicht auf die Tageskasse und den breiten Publikumsgeschmack als notwendiges Ubel eher mitgeschleppt wurde Die Festabende vor allem Auffuhrungen der Klassiker besonders Stucke von Shakespeare und Calderon sollten dazu beitragen das Publikum zu erziehen und es mit einem hoheren kunstlerischen Niveau vertraut zu machen Um die Stucke auf ein ihm passendes Format zu bringen bearbeitete und kurzte er sie unter Wurdigung ihres originalen Charakters im Einzelfall deutlich Ein diesbezuglich interessantes Experiment gelang ihm als er unter dem Titel Wallensteins Tod die gesamte Wallenstein Trilogie Schillers als Drama in funf Akten an einem Abend auffuhrte Immermanns Intendanz war jedoch auch von Ruckschlagen gekennzeichnet Der anstrengenden Arbeit und der schlechten Qualitat der Sanger uberdrussig schied Musikdirekter Mendelssohn Bartholdy im Februar 1835 aus dem Theater aus Dies hatte nicht nur einen Missklang zwischen Immermann und seinem Musikdirektor sondern auch eine kunstlerische Flaute auf dem Gebiet der Oper sowie Lucken im Spielplan zur Folge die das Schauspiel nicht fullen konnte Dieser Zustand verargerte das Publikum Die weiterlaufenden Kosten fur Ausstattung und Betrieb der Oper fuhrten zu einem insgesamt defizitaren Theaterbetrieb von 1679 Talern den Immermann dem Verwaltungsrat nach der ersten Spielzeit zu berichten hatte Dem stand gegenuber dass das Dusseldorfer Stadttheater durch die kunstlerische Leistung des Schauspiels unter Immermanns Agide zu einem der fuhrenden Hauser Deutschlands aufgestiegen war Fur die Zeit vom 29 Juli bis 16 November 1835 versuchten Immermann und sein Ensemble auch in Elberfeld Fuss zu fassen Kunstlerisch wie geschaftlich war dieser Episode nur geringer Erfolg beschieden was nicht nur der Durftigkeit der dortigen Spielstatte dem ehemaligen Pferdestall eines Reitbahngelandes sondern auch der nur schwach ausgepragten Theaterbegeisterung der pietistisch gepragten Industriestadt geschuldet war Als im Herbst 1835 Immermanns Beurlaubung nicht auf ein weiteres Jahr verlangert wurde entschloss er sich im preussischen Justizdienst zu bleiben und die Geschafte des Intendanten Dramaturgen und Regisseurs neben dem Richteramt auszuuben Die Saison 1835 1836 brachte keine finanzielle Verbesserung und fuhrte dazu dass das bereitgestellte Kapital der Aktiengesellschaft zum Ende der Spielzeit fast aufgebraucht war Vom 12 Mai bis 5 August liess Immermann sein Ensemble in Krefeld auftreten und vom 10 August bis 19 Oktober erneut in Elberfeld doch auch diesmal mit nur geringem Erfolg Enttauscht von diesen Resultaten wollte Immermann von seinem Amt zurucktreten jedoch brachten ihn Freunde von diesem Schritt ab Die Spielzeit 1836 1837 wurde durch den Besuch des preussischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm eroffnet Ihm zu Ehren dichtete Immermann ein Festspiel dem sich die Auffuhrung des Dramas Der Richter von Zalamea anschloss Am 31 Dezember 1836 fand die Generalversammlung der Aktiengesellschaft statt die uber das weitere Schicksal des Immermann schen Theaters zu befinden hatte Da sich bei dieser Veranstaltung keine Bereitschaft ergab die Buhne mit neuem Kapital auszustatten war das Ende des Theaters mit Ablauf des Winters vorgezeichnet Nach Auffuhrungen der Stucke Die Tochter der Luft von Calderon zu dem der Maler Rudolf Wiegmann das Buhnenbild einer fantastischen Stadtsilhouette mit Stufenpyramiden und Terrassengarten lieferte Die Familie Schroffenstein von Kleist Julius Caesar von Shakespeare und Goethes Iphigenie schloss Immermann seine Musterbuhne am 31 Marz 1837 mit der Auffuhrung von Friedrich Halms Griseldis Die Leitung des Dusseldorfer Theaters ubernahm danach wieder Derossi und behielt sie bis zu seinem Tod im Jahr 1841 Literatur BearbeitenPeter Hasubek In dieser Welt kann ich kaum bessere Verhaltnisse mir wunschen Karl Immermanns Stellung im geistigen Leben Dusseldorfs In Gerhard Kurz Hrsg Dusseldorf in der deutschen Geistesgeschichte 1750 1850 Schwann Dusseldorf 1984 ISBN 3 590 30244 5 S 299 320 Manfred Windfuhr Karl Immermanns letzte Lustspielplane In Gerhard Kurz Hrsg Dusseldorf in der deutschen Geistesgeschichte 1750 1850 Schwann Dusseldorf 1984 ISBN 3 590 30244 5 S 321 331 Martin Linzer Die Dusseldorfer Musterbuhne Karl Immermanns theatralische Sendung Studienmaterial fur die kunstlerischen Lehranstalten herausgegeben vom Ministerium fur Kultur der DDR Heft 1 Dresden 1956 Digitalisat Kurt Karl Eberlein Die Dusseldorfer Malerschule und Immermanns Musterbuhne In Wallraf Richartz Jahrbuch Herausgegeben im Auftrag der Freunde des Wallraf Richartz Museums und des Museums Ludwig e V Koln IX Jahrgang 1936 S 228 236 Werner Thormann Karl Immermann und die Dusseldorfer Musterbuhne Herausgegeben vom Buhnenvolksbund Geschaftsstelle Frankfurt am Main Verlagsanstalt Tyrolia Innsbruck 1920 Digitalisat Josef Wolter Immermanns Leitung des Dusseldorfer Stadttheaters In Beitrage zur Geschichte des Niederrheins Zeitschrift des Dusseldorfer Geschichtsvereins Siebzehnter Band Dusseldorf 1902 S 217 ff Digitalisat Richard Fellner Geschichte einer deutschen Musterbuhne Karl Immermann s Leitung des Stadttheaters zu Dusseldorf J G Cotta Stuttgart 1888 Digitalisat Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Eine deutsche Musterbuhne Quellen und VolltexteEinzelnachweise Bearbeiten Irene Markowitz Anja Zimmermann Karl Leberecht Immermann und das Collenbach sche Gut In Wieland Koenig Stadtmuseum der Landeshauptstadt Dusseldorf Dusseldorfer Gartenlust Ausstellungskatalog Dusseldorf 1987 S 50 ff Friedrich Schaarschmidt Zur Geschichte der Dusseldorfer Kunst insbesondere im 19 Jahrhundert Herausgegeben vom Kunstverein fur die Rheinlande und Westfalen A Bagel Dusseldorf 1902 S 60 PDF Richard Fellner Geschichte einer deutschen Musterbuhne Karl Immermann s Leitung des Stadttheaters zu Dusseldorf J G Cotta Stuttgart 1888 S 220 f Hugo Weidenhaupt Von der franzosischen zur preussischen Zeit In Hugo Weidenhaupt Hrsg Dusseldorf Geschichte von den Ursprungen ins 20 Jahrhundert Schwann im Patmos Verlag Dusseldorf 1988 ISBN 3 491 34222 8 Band 2 S 401 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Immermann sche Musterbuhne amp oldid 237192603