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Hugo Kalweit 27 April 1882 in Darkehmen Ostpreussen 25 Juli 1970 in Destedt Niedersachsen war ein deutscher Richter Vom 18 Mai 1942 bis Mitte Dezember 1943 war er Vorsitzender des Sondergerichts Braunschweig Hugo Kalweit Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Vorsitzender des Sondergerichts Braunschweig 1 2 Entnazifizierung 1 3 Juristisches Nachspiel 2 Literatur 3 EinzelnachweiseLeben BearbeitenKalweit entstammte einer ostpreussischen Familie Sein Vater war Gerichtssekretar Er besuchte zunachst die stadtische dann eine private Schule und legte am 12 Marz 1902 das Abitur am Kgl Gymnasium Lyck im masurischen Lyck ab Ab dem Sommersemester 1902 studierte er Rechtswissenschaft an der Albertus Universitat Konigsberg Beide Staatsexamen schloss er jeweils mit ausreichend ab Wie viele seiner Schulkameraden wurde er Mitglied des Corps Masovia 1 Als noch ohne Paukbrille gefochten wurde erlitt er als Inaktiver bei einer Sabelmensur eine Verletzung des rechten Auges die zum Verlust der Sehkraft fuhrte 2 Seinem Corps war Kalweit zeitlebens zutiefst verbunden 3 So schenkte er ihm in Konigsberg einen Schrank des Danziger Barock in Kiel die Kopie eines ostpreussischen Landschaftsbildes 1960 wurde ihm auch das Band der befreundeten Palaiomarchia verliehen 4 Nachdem er 1910 die Assessorprufung bestanden hatte liess er sich 1911 in Lyck als Rechtsanwalt nieder und heiratete die Tochter seines Corpsbruders Karl Rimek 1868 1933 Arzt in Mohrungen Aufgrund seiner Augenverletzung nahm er nicht am Ersten Weltkrieg teil er war aber von 1917 bis 1918 als Militarhilfsrichter beim Brigadegericht in Lyck Lotzen und Deutsch Eylau tatig 1924 wurde er Notar Nach Kriegsende gehorte Kalweit nacheinander der Deutschen Volkspartei DVP der Deutschnationalen Volkspartei DNVP und schliesslich der Deutschvolkischen Freiheitsbewegung DVFB an zum 1 Juni 1930 trat er der NSDAP bei Mitgliedsnummer 260 287 5 6 fur die er 1933 in das Stadt Parlament von Lyck einzog 7 1933 trat er in den Justizdienst ein Am 1 Oktober 1933 wurde Kalweit zum Prasidenten des Landgerichtes Tilsit ernannt und wechselte zum 1 November 1934 in diesem Amt nach Lyck Gleichzeitig war Kalweit seit 1 Oktober 1934 Mitglied des Dienststrafsenats beim Kammergericht Berlin und bekleidete ab 1937 dasselbe Amt beim Reichsgericht 7 Im selben Jahr kam es zu ernsthaften Auseinandersetzungen mit Erich Koch dem Gauleiter von Ostpreussen da Kalweit die Unabhangigkeit der Rechtsprechung durch NSDAP Parteistellen gefahrdet sah Als er sich in einem Urteil gegen einen Kreisleiter der NSDAP gestellt hatte liess er sich auf Anraten des Reichsjustizministeriums in Berlin am 1 Marz 1938 auf eigenen Wunsch wiederum als Prasident an das Landgericht Luneburg versetzen 4 und wiederum auf eigenen Wunsch am 1 Oktober 1939 an das Landgericht Braunschweig als dessen Prasident 8 Seine Vorgesetzten aus dieser Zeit bescheinigten Kalweit stets hohen Idealismus unbedingte Zuverlassigkeit und Entschlussfreudigkeit Daruber hinaus galt er als politisch unbedingt zuverlassig seine Treue zu Fuhrer Volk und Staat uber jeden Zweifel erhaben 7 Im Fruhjahr 1942 kam es zu einem Prozess gegen Eugen Hubing Betriebsdirektor der Braunschweiger Bussing Werke Diesem wurde vorgeworfen Fleisch und Butter aus der Gemeinschaftsverpflegung zum eigenen Verbrauch 9 veruntreut zu haben Noch bevor der Prozess begonnen hatte hatte Hartmann Lauterbacher NSDAP Gauleiter von Sud Hannover Braunschweig offentlich fur Hubing die Todesstrafe gefordert Daraufhin ersuchte Kalweit beim Sondergericht Braunschweig darum ihn zum Vorsitzenden des Verfahrens zu machen um zu verhindern dass die NSDAP den Urteilsspruch in ihrem Sinne beeinflusse Diesem Ersuchen wurde jedoch nicht stattgegeben um zu vermeiden dass dem Sondergericht vorgeworfen werden konne man habe es fur den Prozess gegen Hubing speziell zusammengestellt Hubing wurde im April 1942 zum Tode verurteilt Ahnlich wie bereits 1937 in Ostpreussen protestierte Kalweit nach dieser Entscheidung gegen die offentliche Beeinflussung der Rechtsprechung durch Vertreter des NS Regimes 10 Vorsitzender des Sondergerichts Braunschweig Bearbeiten Kalweit ubernahm am 18 Mai 1942 den Vorsitz des Sondergerichts Braunschweig von Karl Hose dem evtl auf Kalweits Betreiben vorgeworfen wurde fur die vom NS Regime als zu milde empfundenen Urteile des Sondergerichts verantwortlich zu sein Kalweit hingegen war fur seine harten Urteile bekannt 11 In seinem ersten Prozess als neuer Vorsitzender des Sondergerichts Braunschweig verhangte Kalweit eine zweifache 12 Todesstrafe gegen den Juden Moritz Klein der nach eigenem Gestandnis zwei kleine Madchen mehrfach unsittlich beruhrt hatte 13 Das unverhaltnismassig harte Urteil erfullt den Tatbestand der Rechtsbeugung Im gleichen Sommer verhangte Kalweit vier weitere Todesurteile gegen einen polnischen Zwangsarbeiter sowie gegen drei gefahrliche Gewohnheitsverbrecher 8 Bis zum Wechsel im Vorsitz im Dezember 1943 war er nur noch an wenigen Verfahren beteiligt und an keinem weiteren der vom Sondergericht Braunschweig zahlreich verhangten Todesurteile Wahrscheinlich hatte er den Vorsitz nur noch formell inne Kalweits Nachfolger im Amt des Vorsitzenden des Sondergerichts Braunschweig wurde ab 15 Dezember 1943 bis Kriegsende in Braunschweig der 12 April 1945 Walter Lerche 14 Nachdem Braunschweig am 12 April 1945 von der amerikanischen 30th Infantry Division besetzt worden war wurde Kalweit am 7 Mai vom Dienst suspendiert und am 1 September 1945 als Prasident des Landgerichtes ohne Ruhegehalt entlassen 15 Entnazifizierung Bearbeiten Wie in vielen anderen OLG Bezirken wurde auch in Braunschweig ein spezieller Ausschuss fur die Entnazifizierung der Justiz eingesetzt Er bestand aus drei Personen Anwalt und spater Prasident des OLG Braunschweig Friedrich Wilhelm Holland Oberlandesgerichtsrat Wolf und Anwalt Friedrich Lampe Keiner der drei war NSDAP Mitglied gewesen Der Ausschuss wurde nach seinem Vorsitzenden Holland Ausschuss genannt 16 Kalweit rechtfertigte sein fruhes Eintreten in die NSDAP damit dass sich die Partei schon fruh fur den Schutz Ostpreussens sowie die Verbesserung der wirtschaftlichen und sozialen Lebensbedingungen fur Arbeiter und Bauern eingesetzt habe 1947 urteilte der Holland Ausschuss Den Ausschussmitgliedern ist bekannt dass Kalweit auch in Braunschweig als Landgerichtsprasident durchaus auch mit nationalsozialistischen Grundsatzen auch als uberzeugter Nationalsozialist gehandelt hat Kalweit wurde daraufhin in Kategorie III minderbelastet eingestuft und seine Entlassung gleichzeitig bestatigt Ein Berufungsausschuss wurdigte hingegen u a Kalweits soziale Einstellung und seine Konflikte mit der Partei und gewahrte schliesslich ein reduziertes Ruhegehalt 15 Aufgrund veranderter Rechtslage kam es 1949 zu einem erneuten Verfahren bei dem er in Kategorie IV Mitlaufer eingestuft 17 und mit 75 seines Ruhegehaltes in den Ruhestand versetzt wurde Juristisches Nachspiel Bearbeiten In diesem Artikel oder Abschnitt fehlen noch wichtige Informationen Hilf der Wikipedia indem du sie recherchierst und einfugst Am 21 August 1950 wurde Hugo Kalweit wegen seiner Tatigkeit beim Sondergericht Braunschweig angeklagt Die Anklage wurde aber von der zustandigen Strafkammer nicht zugelassen 18 19 Seit 1952 war er Witwer Seine letzten Lebensjahre waren uberschattet von einem fast grenzenlosen arteriosklerotischen Starrsinn der ihn auch zu Handlungen veranlasste die ihm fruher fremd gewesen waren 2 Literatur BearbeitenEdgar Isermann Michael Schluter Hg Justiz und Anwaltschaft in Braunschweig 1879 2004 125 Jahre Oberlandesgericht und Rechtsanwaltskammer Braunschweig Joh Heinrich Meyer Verlag Braunschweig 2004 ISBN 3 926701 62 5 Helmut Kramer Hrsg Braunschweig unterm Hakenkreuz Burgertum Justiz und Kirche Eine Vortragsreihe und ihr Echo Magni Buchladen Braunschweig 1981 ISBN 3 922571 03 4 Hans Ulrich Ludewig Dietrich Kuessner Es sei also jeder gewarnt Das Sondergericht Braunschweig 1933 1945 In Quellen und Forschungen zur Braunschweigischen Landesgeschichte Band 36 Selbstverlag des Braunschweigischen Geschichtsvereins Langenhagen 2000 ISBN 3 928009 17 6 Klaus Erich Pollmann Hg Der schwierige Weg in die Nachkriegszeit Die Evangelisch lutherische Landeskirche in Braunschweig 1945 1950 Vandenhoeck und Ruprecht Gottingen 1994 ISBN 3 525 55239 4 Einzelnachweise Bearbeiten Kosener Corpslisten 1960 87 930 a b Hans Heinrich Muller Dieckert Hugo Kalweit Corpszeitung der Altmarker Masuren Nr 48 Kiel 1971 S 1012 f Kalweit Zitat Meine ganze Einstellung zum Corps entspringt einer Dankesschuld gegen Masovia der ich mitverdanke was ich geworden bin a b Verzeichnis samtlicher Mitglieder des Corps Masovia 1823 bis 2005 Potsdam 2006 Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 19121004 Ludewig Kuessner Es sei also jeder gewarnt Das Sondergericht Braunschweig 1933 1945 S 266 a b c Stefan Puhle Hugo Kalweit In Edgar Isermann Michael Schluter Hrsg Justiz und Anwaltschaft in Braunschweig 1879 2004 125 Jahre Oberlandesgericht und Rechtsanwaltskammer Braunschweig S 161 a b Ludewig Kuessner Es sei also jeder gewarnt Das Sondergericht Braunschweig 1933 1945 S 267 Chronik der Stadt Braunschweig fur 1942 auf braunschweig de s FN 40 in Ludewig Kuessner Es sei also jeder gewarnt Das Sondergericht Braunschweig 1933 1945 S 268 Klaus Erich Pollmann Hrsg Der schwierige Weg in die Nachkriegszeit Die Evangelisch lutherische Landeskirche in Braunschweig 1945 1950 S 278 Ludewig Kuessner Es sei also jeder gewarnt Das Sondergericht Braunschweig 1933 1945 S 84 Helmut Kramer Richter vor Gericht Die juristische Aufarbeitung der Sondergerichtsbarkeit In Justizministerium des Landes Nordrhein Westfalen Hrsg Nationalsozialistische Sondergerichtsbarkeit Ein Tagungsband S 125 Hans Ulrich Ludewig Dietrich Kuessner Es sei also jeder gewarnt Das Sondergericht Braunschweig 1933 1945 In Quellen und Forschungen zur Braunschweigischen Landesgeschichte S 23 a b Hans Ulrich Ludewig Dietrich Kuessner Es sei also jeder gewarnt Das Sondergericht Braunschweig 1933 1945 In Quellen und Forschungen zur Braunschweigischen Landesgeschichte S 268 Ludewig Kuessner Es sei also jeder gewarnt Das Sondergericht Braunschweig 1933 1945 S 238 Stefan Puhle Hugo Kalweit In Edgar Isermann Michael Schluter Hrsg Justiz und Anwaltschaft in Braunschweig 1879 2004 125 Jahre Oberlandesgericht und Rechtsanwaltskammer Braunschweig S 162 Edgar Isermann Michael Schluter Hg Justiz und Anwaltschaft in Braunschweig 1879 2004 125 Jahre Oberlandesgericht und Rechtsanwaltskammer Braunschweig S 161 162 Joh Heinr Meyer Braunschweig 2004 ISBN 3 926701 62 5 Helmut Kramer Richter vor Gericht Die juristische Aufarbeitung der Sondergerichtsbarkeit Memento des Originals vom 29 April 2015 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www justiz nrw de PDF Datei 811 kB PersonendatenNAME Kalweit HugoALTERNATIVNAMEN Kalweit Hugo Paul Walther vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Richter Landgerichtsprasident Vorsitzender des NS Sondergerichts BraunschweigGEBURTSDATUM 27 April 1882GEBURTSORT Darkehmen OstpreussenSTERBEDATUM 25 Juli 1970STERBEORT Destedt Niedersachsen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hugo Kalweit amp oldid 239506420