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Hippotherium ist eine ausgestorbene Gattung aus der Familie der Pferde Sie kam im Zeitraum vom Ubergang vom Mittleren zum Oberen Miozan bis zum beginnenden Pliozan vor was dem Zeitraum von vor 11 bis 5 Millionen Jahren entspricht Ihr Verbreitungsgebiet war auf Eurasien beschrankt Fossilfunde liegen aus weitenTeilen Europas und aus Ostasien vor In der Regel ist das Fundmaterial starker fragmentiert lediglich aus Howenegg in Baden Wurttemberg wurden vollstandige Skelette geborgen HippotheriumSkelett von Hippotherium primigenium aus der Fossilfundstatte am Howenegg Naturkundemuseum KarlsruheZeitliches Auftretenausgehendes Mittleres Miozan bis Unteres Pliozan11 2 bis 4 7 Mio JahreFundorteMitteleuropa Westeuropa Sudeuropa Westasien Zentralasien OstasienSystematikSaugetiere Mammalia Hohere Saugetiere Eutheria LaurasiatheriaUnpaarhufer Perissodactyla Pferde Equidae HippotheriumWissenschaftlicher NameHippotheriumKaup 1833Es handelt sich um mittelgrosse Vertreter der Pferde die in etwa die Ausmasse heutiger Steppenzebras erreichten Der deutlichste Unterschied zu heutigen Pferden ist allerdings in den dreizehigen Vorder und Hinterfussen zu finden Des Weiteren ist der Zahnschmelz auf den Mahlzahnen starker gefaltet Die Zahnkronen insgesamt waren nicht so hoch wie bei den rezenten Arten Der grazile Korperbau mit den langen oberen und kurzen unteren Gliedmassenabschnitten spricht dafur dass die Tiere uberwiegend Walder bewohnten Einige Arten wiesen aber auch verhaltnismassig langere untere Beinabschnitte auf und waren demgemass wohl an offenere Landschaften angepasst Die Abnutzungsspuren an den Zahnen verweisen auf eine weiche oder gemischte Pflanzenkost hin Die Gattung wurde im Jahr 1833 durch Johann Jakob Kaup wissenschaftlich eingefuhrt Der bekannteste Vertreter ist Hippotherium primigenium Eine Zeitlang galt Hippotherium als identisch mit Hipparion einer weiteren dreizehigen Pferdeform die Namenspate fur die Tribus der Hipparionini ist Seit dem ausgehenden 20 Jahrhundert werden beide Gattungen aber wieder separat gefuhrt Es sind fast ein Dutzend Arten bekannt Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Verbreitung und Fossilfunde 3 Palaobiologie 4 Systematik 5 Forschungsgeschichte 6 Stammesgeschichte 7 Literatur 8 Einzelnachweise 9 WeblinksMerkmale Bearbeiten nbsp Schadel von H primigeniumHippotherium war ein mittelgrosser Vertreter der Pferde mit einem Korpergewicht von 190 bis 270 kg und einer Schulterhohe von 130 bis 135 cm Die Tiere erreichten damit die Ausmasse eines heutigen Steppenzebras Innerhalb der Gruppe der hipparionen Pferde vermittelte Hippotherium zwischen dem deutlich kleineren Formen wie Cormohipparion und grosseren wie Sivalhippus 1 2 Allgemein ahnelte der Schadel dem eines heutigen Pferdes Seine Lange variierte zwischen 46 und 49 5 cm Das Rostrum war vergleichsweise kurz das Hinterhaupt schmal sowie hoch und trug einen kurzen breiten Scheitelkamm Auffallend zeichnete sich der Naseninnenraum als relativ klein ab Die hintere Wand endete etwa in der Mitte des Diastemas zwischen dem oberen Eckzahn und dem vorderen Pramolaren Zudem war eine grosse Voraugengrube Fossa praeorbitalis ausgebildet ein typisches Merkmal neogener Pferdevertreter das aber bei den heutigen Arten wieder verloren ging Eine ahnliche Ruckentwicklung ist auch von Hipparion und Eurygnathohippus bekannt Bei Hippotherium hatte die Grube einen dreieckigen Umriss und senkte sich tief in den Oberkiefer ein Der vordere Rand der Grube lag in der Regel oberhalb der Foramen infraorbitale Bei den meisten hipparionen Pferden schloss ein Knochen den vorderen Rand der Orbita der bei Hippotherium nach vorn bis etwa die Halfte der Distanz zur Voraugengrube einnahm Bei anderen Formen wie Cormohipparion oder einzelnen Vertretern von Hipparion konnte er auch langer sein 3 4 5 6 nbsp Zahne von H primigeniumDer Unterkiefer von Hippotherium mass zwischen 37 4 und 45 6 cm Der horizontale Knochenkorper nahm von vorn nach hinten an Hohe zu Im Bereich des unteren Diastemas wurde er bis zu 5 6 cm hoch hinter dem letzten Mahlzahn bis zu 11 4 cm Der aufsteigende Ast ragte weit auf der Gelenkfortsatz befand sich bis zu 17 cm uber der Unterkieferunterkante Das Gebiss bestand aus je drei Schneidezahnen einem Eckzahn drei Pramolaren und drei Molaren je Kieferhalfte Die hinteren Zahne waren eher niederkronig im ungekauten Zustand erreichten sie rund 5 cm Hohe Sie zeichneten sich durch ein sehr komplexes Muster an Schmelzfalten auf der Kauoberflache aus das sehr dichte Falten hervorrief Deutlich wird dies vor allem an den beiden Hauptflachen der Oberkiefermolare der Pra und der Postfosette Andere Vertreter der hipparionen Pferde wiesen hier teils weniger starke Faltungen auf Auffallenderweise war zusatzlich das pli caballin eine enge Schmelzfalte zwischen dem Hypoconus und dem Protoconule gedoppelt was etwa bei Cormohipparion nicht vorkommt wahrend das Merkmal bei Hipparion starker variabel ist Der Protoconus stand wie bei allen hipparionen Pferden frei Auf den unteren Mahlzahnen war der Metaconid gerundet Die obere hintere Zahnreihe wurde zwischen 14 7 und 16 8 cm lang bei der untere betrugen die Werte 15 4 bis 17 3 cm 3 4 5 6 Im postcranialen Skelett gab es ebenfalls starke Ubereinstimmungen zwischen Hippotherium und den heutigen Pferden Die Wirbelsaule wies bei ersterem 7 Hals 18 Brust 6 Lenden 5 Kreuzbein und 11 Schwanzwirbel auf Letzteres weicht aber markant von heutigen Pferden ab da diese zumeist 15 bis 21 Schwanzwirbel besitzen Ein weiterer auffallender Unterschied findet sich in den Gliedmassen die bei Hippotherium wie bei allen hipparionen Pferden in jeweils drei funktionale Zehen endeten wobei der mittlere Strahl III gegenuber den seitlich anliegenden II und IV dominierte Generell waren die Metapodien kurz und breit und dadurch deutlich robuster gebaut als etwa bei Cormohipparion und Cremohipparion 3 5 6 Verbreitung und Fossilfunde BearbeitenHippotherium war ein ausschliesslich in Eurasien verbreiteter Vertreter hipparioniner Pferde Fossile Reste sind uber Mittel West und Sudeuropa sowie uber den ostlichen mediterranen Raum verteilt kommen zudem aber auch in Ostasien vor Das aufgefundene Material ist haufiger starker fragmentiert Jedoch sind aus Howenegg im sudlichen Baden Wurttemberg auch vollstandige Skelette belegt Aufgefunden wurden hier rund in Dutzend Skelette eines davon reprasentiert ein weibliches Tier mit Fotus 3 5 Palaobiologie BearbeitenEs handelt sich bei Hippotherium um einen mittelgrossen Vertreter der hipparionen Pferde der in etwa die Ausmasse des heutigen Steppenzebras erreichte Im Vergleich zu den heutigen Arten war er aber deutlich graziler Die westeurasischen Verbreitungsareale unterlagen im ausgehenden Miozan weitgehend feucht warmen Klimabedingungen unter denen waldreiche Landschaften entstanden 7 An diese waren die Tiere anatomisch angepasst Hierfur sprechen unter anderem die vergleichsweise kurzen unteren Gliedmassenabschnitten gegenuber den oberen Bei einigen fruhen Formen wie H primigenium nahm der Oberschenkelknochen fast 40 der gesamten Hinterbeinlange ein Der Mittelfussknochen war dementsprechend kurz und wies nur etwa 27 der Lange des Oberschenkelknochens auf Zusatzlich bestanden an den Fusswurzelknochen breite Gelenkflachen wodurch eine hohe Mobilitat des Fusses erreicht wurde Diese Konfiguration erlaubte somit die Fortbewegung in den Waldern war aber im Vergleich zu heutigen Pferden nicht fur sehr hohe Laufgeschwindigkeiten optimiert Im Einklang damit stehen auch die langen Dornfortsatze der Brustwirbel an die eine massive Ruckenmuskulatur ansetzte Diese liess unter anderem Dreh oder seitliche Bewegungen zu die zur Maneuvrierung in dichten Waldern notwendig sind aber nicht mit einer schnellen vorwarts gerichteten Fortbewegung im offenen Land im Einklang stehen Allerdings sind fur einige Vertreter wie den zentraleuropaischen H kammerschmittae oder dem ostasiatischen H weihoense auch deutlich andere Gliedmassenproportionen dokumentiert Bei letzterem brachte es der Mittelfussknochen auf 32 der Lange des Oberschenkelknochen wodurch die Verhaltnisse der beiden Knochen zueinander auffallig verschoben waren Vor allem fur die ostasiatischen Landschaften wird ein weitaus offenerer Bewuchs rekonstruiert so dass die dreizehigen Pferde jener Regionen sich durchaus auch schnelllaufiger fortbewegten 3 8 2 5 9 6 Wie bei den anderen hipparionen Pferden auch waren die Seitenzehen bei Hippotherium deutlich kurzer als die mittlere Hauptzehe und lagen mit ihrer Endzehe etwa auf Hohe des Fesselbeins Sie beruhrten daher im Stand oder bei langsamen Bewegungen den Boden nicht was den hipparionen Pferden einen monodactylen Charakter verleiht analog zu den heutigen Arten Unter Voraussetzung einer ahnlichen funktionsanatomischen Wirkung des unteren Bewegungsapparates wie bei rezenten Pferden wofur unter anderem die Anordnung der Sehnen und Bander spricht kam es bei hoheren Laufgeschwindigkeiten jedoch zu einem tiefen Absetzen des Fusses im Bereich des Fesselgelenks Durchtreten wodurch dann alle drei Zehen in Bodenkontakt gerieten und so eine echte tridactyle Fortbewegung entstand 10 3 Heutige Pferde sind weitgehend an grashaltige Nahrung angepasst Zum Zerkauen dieser teils sehr harten Pflanzenkost hervorgerufen durch die darin enthaltene Kieselsaure haben sie extrem hochkronige hypsodonte Mahlzahne ausgebildet Hippotherium und andere Vertreter der Hipparionini wiederum besitzen weniger hochkronige Zahne Es wird daher angenommen dass die Tiere weniger stark an Graser angepasst waren wofur auch ihr Leben in geschlosseneren Landschaften spricht Unterstutzung findet diese Ansicht durch Untersuchungen von Zahnabnutzungsspuren bei Hippotherium Hierbei lasst sich fur einzelne Tiere variierender Fundstellen nordlich und sudlich der Alpen eine weitgehend auf weicher Pflanzenkost wie Blatter basierende Ernahrungsweise ableiten so etwa bei H primigenium oder H kammerschmittae Vergleichbar sind hier heutige Pflanzenfresser wie das Okapi oder das Sumatra Nashorn Andere Angehorige der Gattung Hippotherium zeigen typische Abnutzungsspuren die auf eine gemischte Pflanzenkost hinweisen Dazu zahlt etwa H microdon welches in dieser Beziehung Ubereinstimmungen mit den Impalas besitzt 2 11 Ahnliches erbrachte eine Studie an Zahnen aus Tieren aus dem nordlichen Mittelmeerraum Moglicherweise waren die Tiere befahigt sich lokalen Gegebenheiten anzupassen und besassen dadurch eine gewisse Flexibilitat in der Ernahrungsweise 12 Systematik BearbeitenInnere Systematik der Hipparionini nach Bernor et al 2018 13 Hipparionini Cormohipparion Hippotherium Cremohipparion Sivalhippus Shanxihippus ProboscidipparionVorlage Klade Wartung StyleBerucksichtigt sind hierbei nur die altweltlichen hipparionen PferdeHippotherium ist eine ausgestorbene Gattung aus der Familie der Pferde Equidae Innerhalb der Pferde wird die Gattung zur Unterfamilie der Equinae und zur Tribus der Hipparionini gezahlt Die Hipparionini vereinen Pferde mit drei Zehen je Fuss Sie stehen dadurch den einzehigen Equini welche auch die heutigen modernen Pferde Equus einschliessen als Schwestergruppe gegenuber Weitere charakteristische Merkmale betreffen den Zahnbau So sind die Mahlzahne der Hipparionini weniger hochkronig hypsodont als die der Equini weisen dafur aber ein komplexeres Zahnschmelzmuster auf der Kauoberflache auf Als einigende Kennzeichen aller Hipparionini konnen zudem der isolierte Protoconus auf den Oberkiefermolaren ebenso wie ein ausgebildetes pli caballin eine enge Zahnschmelzschlaufe zwischen zwei Haupthockern der Oberkiefermolare aufgefasst werden 8 14 Die Hipparionini entstanden in Nordamerika wo sie im fruhen Oberen Miozan vor rund 12 5 bis 12 Millionen Jahren erstmals nachweisbar sind Vermutlich gingen sie aus alteren Formen wie Merychippus hervor 15 Wahrend letztere Gattung auf Nordamerika beschrankt war erreichten die hipparionen Pferde relativ schnell uber die Beringlandbrucke kommend Eurasien und besiedelten letztendlich auch Afrika Im Unteren Pleistozan verschwanden die Hipparionini allerdings wieder und wurden durch die Equini ersetzt ein Prozess der wiederum in Nordamerika seinen Ausgangspunkt nahm 5 16 Innerhalb der Hipparionini bildet Hippotherium einen der urtumlicheren Vertreter Als sein nachster Verwandter ist hochstwahrscheinlich Cormohipparion anzusehen 15 5 Der Gattung Hippotherium werden folgende Arten zugewiesen 5 Hippotherium brachypus Hensel 1862 Hippotherium catalaunicum Pirlot 1956 Hippotherium gettyi Bernor 1985 Hippotherium giganteum Gromova 1952 Hippotherium intrans Kretzoi 1983 Hippotherium kammerschmittae Kaiser Bernor Scott Franzen amp Solounias 2003 Hippotherium koenigswaldi Sondaar 1961 Hippotherium malpassi Bernor Kaiser Nelson amp Rook 2011 Hippotherium microdon Kormos 1914 Hippotherium primigenium von Meyer 1829 Hippotherium weihoense Liu T Li C amp Zhai R 1978 Die Typusart bildet Hippotherium primigenium die moglicherweise auch die Ausgangsform fur die stammesgeschichtliche Entwicklung der Gattung bildet Insgesamt zeigen sich die Angehorigen von Hippotherium im Laufe ihrer Entwicklung relativ ursprunglich und konservativ Ableiten lasst sich dies unter anderem an den Kronenhohen der Mahlzahne In der Regel betrug diese bei fruhen Formen etwa 50 mm erreicht aber bei spateren selten 57 mm und mehr 5 Vor allem Ende des 19 Jahrhunderts wurden auch mehrere Arten aus Nordamerika zu Hippotherium gestellt Heute gelten diese Formen als zu Hipparion und naheren Verwandten gehorig 17 Forschungsgeschichte Bearbeiten nbsp Johann Jakob Kaup nbsp Hermann von Meyer nbsp Lectotyp von Hippotherium Die Erforschung der Gattung Hippotherium reicht bis in die erste Halfte des 19 Jahrhunderts zuruck Im Jahr 1829 beschrieb Hermann von Meyer mehrere Pferdezahne aus den Dinotheriensanden von Eppelsheim und verwies sie zu Equus primigenius Die Zahne unterschieden sich deutlich von jenen der Pferde die bereits aus dem Pleistozan bekannt waren wodurch sie fur von Meyer zu den altesten vorliegenden Pferderesten gehorten Er begrundete die Namenswahl mit dem archaischen Charakter der Zahne und sah sie als parallel zu jener von Elephas primigenius dem Wollhaarmammut als altesten damals bekannten Elefanten an 18 Das Typusmaterial bildete von Meyer in einer Publikation im Jahr 1833 ab 19 Im gleichen Jahr veranlassten von Meyers Arbeit und weitere Funde aus Eppelsheim Johann Jakob Kaup die Bezeichnung Hippotherium einzufuhren die er aber noch als Untergattung von Equus einstufte Besondere Aufmerksamkeit schenkte Kaup den Gliedmassen die er als dreizehig erachtete was von den modernen Pferden deutlich abwich Er verwies aus diesem Grund Hippotherium in eine Vermittlerstellung zwischen Palaeotherium und Equus 20 Nur zwei Jahre spater betrachtete Kaup dann Hippotherium als eigenstandige Gattung 21 17 Weder von Meyer noch Kaup gaben ein Holotyp Exemplar an Dies wurde erst im Jahr 1996 durch Raymond L Bernor nachgeholt der ein Unterkieferfragment aus Eppelsheim als Lectotypen bestimmte SENK M1421 Dieses war bereits durch von Meyer in seiner ausfuhrlichen Beschreibung im Jahr 1833 abgebildet worden 3 Bereits im Jahr 1832 hatte Jules de Christol die Gattung Hipparion anhand von Funden aus dem Luberon im sudfranzosischen Departement Vaucluse wissenschaftlich eingefuhrt bei der es sich ebenfalls um dreizehige Pferde handelt 22 De Christol gab weder Typusmaterial noch eine spezifische Artbezeichnung an dies wurde erst siebzehn Jahre spater durch Paul Gervais nachgeholt In diesem Zusammenhang sah Gervais beide Gattungen als voneinander getrennt an 23 Rund zwanzig Jahre spater anderte sich dies da Albert Gaudry Hippotherium mit Hipparion gleichsetzte 24 Der Konsens blieb dann weitgehend bestehend Eine der wenigen Ausnahmen bildete hierbei Edward Drinker Cope In einer Revision der hipparionen Pferde Nordamerikas aus dem Jahr 1889 priorisierte er Hippotherium gegenuber Hipparion Als Grund hierfur gab er die vermeintlich ungenugende Beschreibung letzterer Form durch de Christol an 25 In einem relativ nahen zeitlichen Abstand wurde diese Meinung unter anderem auch von Joseph Leidy in einer Beschreibung von Fossilien aus Florida ubernommen 26 17 Spatestens zu Beginn des 20 Jahrhunderts galt wieder Hipparion aufgrund der fruheren Benennung als zu bevorzugende Bezeichnung der dreizehigen Pferde wahrend Hippotherium weiterhin ein Synonym blieb Dargestellt wurde dies auch in der von George Gaylord Simpson im Jahr 1945 veroffentlichten generellen Taxonomie der Saugetiere 27 In der Regel umfasste die Gattung Hipparion vor allem in der zweiten Halfte des 20 Jahrhunderts alle hipparionen Pferde die sich durch dreizehige Fusse und durch isolierte Protoconi auf den oberen Mahlzahnen auszeichneten Sie wurde daher als Formtaxon angesehen welches eine extrem vielgestaltige Gruppe an unterschiedlichen Tieren beinhaltete Zu den Befurwortern dieser Praxis gehorte beispielsweise Ann Forsten 28 Dieses lumping wurde spatestens mit Beginn der 1980er Jahre aber starker kritisiert Mehrere Wissenschaftler darunter etwa Bruce J MacFadden differenzierten anhand anatomischer Merkmale wie der Auspragung des Bereiches der Orbita unterschiedliche Formen heraus was sowohl die Vertreter der Alten wie auch der Neuen Welt betraf Im Folgenden wurde daher zwischen Hipparion im engeren Hipparion sensu stricto und im weiteren Sinne Hipparion sensu lato unterschieden wobei ersteres die eigentliche Gattung Hipparion betraf letzteres die nahere Verwandtschaft mit zusatzlich weiterer Differenzierung wie dem Cormohipparion Komplex oder dem Hippotherium Komplex 29 30 31 17 32 Raymond L Bernor verschob die gesamte Einheit Hipparion sensu lato daher auf die Tribus der Hipparionini eine Bezeichnung die bereits 1955 von James Harrison Quinn eingefuhrt worden war 33 Fussend auf diesem wurde spatestens seit Mitte der 1990er Jahre Hipparion sensu lato in einzelne weitere Gattungen aufgespalten und Hippotherium somit wieder eigenstandig gefuhrt 3 8 Nachfolgend sprachen sich auch weitere Wissenschaftler fur eine derartige Trennung aus 4 5 Stammesgeschichte Bearbeiten nbsp Skelettrekonstruktion von H primigenium aus Howenegg Deutschland der relativ gerade Ruckenverlauf ist ein Forschungsrelikt vermutlich war der Rucken starker gekrummtDie Gattung Hippotherium trat erstmals im ausgehenden Mittleren und im Oberen Miozan auf Als Vorfahre kann Cormohipparion angesehen werden das vor mehr als 11 Millionen Jahren von Nordamerika kommend eurasischen Boden erreichte das Ereignis wird allgemein als Hipparion datum oder Hippotherium datum bezeichnet 34 35 5 6 Die altesten Reste von Hippotherium stammen aus dem Wiener Becken zu nennen sind Lokalitaten wie Atzelsdorf Gaiselberg und Mariathal nordlich und nordostlich von Wien Das uberwiegend hier aufgefundene Material besteht aus Gebissresten und kann weitgehend zu H primigenium verwiesen werden 36 37 Weitere bedeutende Funde dieser Zeit sind aus Howenegg im sudlichen Baden Wurttemberg und aus den Dinotheriensanden von Eppelsheim in Rheinland Pfalz dokumentiert Erstere Fundstelle ist von besonderer Bedeutung da hier mehrere vollstandige Skelette geborgen werden konnten die wahrend intensiver palaontologischer Forschungen zwischen den 1930er und 1960er Jahren zu Tage traten Auch diese stehen mit H primigenium in Verbindung wobei die Funde von Eppelsheim als Typusmaterial der Art zu betrachten sind 3 15 5 nbsp Schadel von H weihoense aus Lantian ChinaIm westlichen Europa sind zum etwa gleichen Zeitpunkt mit H koenigswaldi und H catalaunicum zwei Arten prasent wahrend sudlich der Alpen H intrans auftritt Gefunden wurde letztere Art unter anderem an der bedeutenden Fossillagerstatte Rudabanya in Ungarn Ursprunglich anhand eines Mittelfussknochens beschrieben sind von ihr zahlreiche Gebissreste erhalten Untersuchungen zeigen jedoch dass neben H intrans noch eine kleinere Form von Hippotherium unterscheidbar ist 1 38 Ausserhalb des europaischen Raumes wurde im ostlichen Asien H weihoense in Lantian in der chinesischen Provinz Shaanxi dokumentiert Die Form ist relativ bestandig und lasst sich noch im weiteren Verlauf des Oberen Miozans nachweisen 13 6 5 nbsp Schadel von H brachypus aus Pikermi GriechenlandSpatestens vor rund 10 Millionen Jahren ist H giganteum im sudostlichen Europa mit Funden in Moldawien und der Ukraine aber auch in Griechenland belegt wahrend die Nachweise von H gettyi im iranischen Maragheh nur unwesentlich junger sind Neben einem Schadel als Typusmaterial kommen in Maragheh auch weitere Schadelfragmente und Zahne vor Die Fundstelle barg zusatzlich noch mehrere Schadel die weitgehend mit H brachypus ubereinstimmen 39 Diese Art ist dann hauptsachlich von einigen griechischen Inseln wie etwa Samos oder vom griechischen Festland etwa Pikermi bei Athen bekannt 40 wurde aber auch im sudostlichen Europa wie in Hadjidimovo in Bulgarien dokumentiert 41 In Mitteleuropa hingegen war neben H primigenium im Oberen Miozan auch H kammerschmittae prasent Beide Formen wurden beispielsweise in Dorn Durkheim aufgefunden Gegenuber ersterer Art ist letztere deutlich kleiner und war an eine schnellere Fortbewegung sowie blattreichere Kost angepasst 2 5 Noch im ausgehenden Miozan sind verschiedene Vertreter der Gattung Hippotherium in Baltavar in Ungarn belegt neben H intrans auch H microdon Funde aus dem ostlichen Mittelmeerraum verweisen auf eine grosse Form die offensichtlich H brachypus nahestand Die Lokalitat Baccinello und weitere Fundstellen in der Toskana erbrachten wiederum Nachweise einer mittelgrossen Form die als H malpassi bezeichnet wird 42 Diese ist auch die einzige Art die bis in den Ubergang vom Oberen Miozan zum Unteren Pliozan uberlebte da Reste auch von Sardinien vorliegen 43 5 Literatur BearbeitenRaymond L Bernor Ferhat Kaya Anu Kaakinen Juha Saarinen und Mikael Fortelius Old world hipparion evolution biogeography climatology and ecology Earth Science Reviews 221 2021 S 103784 doi 10 1016 j earscirev 2021 103784 Raymond L Bernor und Miranda Armour Chelu 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1999 S 193 202 Yangfan Li Tao Deng Hong Hua Boyang Sun und Yunxiang Zhang Locomotor adaptations of 7 4 Ma Hipparionine fossils from the middle reaches of the Yellow River and their palaeoecological significance Historical Biology 33 7 2021 S 927 940 doi 10 1080 08912963 2019 1669592 Heinz Tobien Uber die Funktion der Seitenzehen tridactyler Equiden Neues Jahrbuch fur Geologie und Palaontologie Abhandlungen 96 1 1952 S 137 172 Thomas M Kaiser und Raymond L Bernor The Baltavar Hippotherium A mixed feeding Upper Miocene hipparion Equidae Perissodactyla from Hungary East Central Europe Beitrage zur Palaontologie 30 2006 S 241 267 Guillem Orlandi Oliveras Meike Kohler Julien Clavel Robert S Scott Serdar Mayda Tanju Kaya und Gildas Merceron Feeding strategies of circum Mediterranean hipparionins during the late Miocene Exploring dietary preferences related to size through dental microwear analysis Palaeontologia Electronica 25 1 2022 S a13 doi 10 26879 990 a b Raymond L Bernor Shiqi Wang Yan Liu Yu Chen und Boyang Sun Shanxihippus dermatorhinus comb nov with comparisons to old world hipparions with specialized nasal apparati Rivista Italiana di Paleontologia e Stratigrafia 124 2 2018 S 361 386 Nicholas A Famoso und Edward Byrd Davis On the relationship between enamel band complexity and occlusal surface area in Equids Mammalia Perissodactyla PeerJ 4 2016 S e2181 doi 10 7717 peerj 2181 a b c Michael O Woodburne Phyletic diversification of the Cormohipparion occidentale complex Mammalia Perissodactyla Equidae Late Miocene North America and the origin of the Old World Hippotherium datum Bulletin of the American Museum of Natural History 3006 2007 S 1 138 Omar Cirilli Helena Machado Joaquin Arroyo Cabrales Christina I Barron Ortiz Edward Davis Christopher N Jass Advait M Jukar Zoe Landry Alejandro H Marin Leyva Luca Pandolfi Diana Pushkina Lorenzo Rook Juha Saarinen Eric Scott Gina Semprebon Flavia Strani Natalia A Villavicencio Ferhat Kaya und Raymond L Bernor Evolution of 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Naturae Curiosum 17 1835 S 173 182 4 Jules de Christol Description d Hipparion Annales des Sciences et de l Industrie du Midi de France 1 1832 S 180 181 5 Paul Gervais Note sur la multiplicite des especes d Hipparions genre de chevaux a trois doigts qui sont enfouis a Cucuron Vaucluse Comptes rendus hebdomadaires des seances de l Academie des sciences 1849 S 284 286 6 Albert Gaudry Animaux fossiles et geologie de L Attique Paris 1867 S 1 475 S 218 7 Edward Drinker Cope A review of the North American species of Hippotherium Proceedings of the American Philosophical Society 26 1889 S 429 458 8 Joseph Leidy und Frederic A Lucas Fossil vertebrates from the Alachua Clays Transactions of the Wagner Free Institute of Science of Philadelphia 4 1896 S 1 61 S 50 52 9 George Gaylord Simpson The Principles of Classification and a Classification of Mammals Bulletin of the American Museum of Natural History 85 1945 S 1 350 S 137 Ann Forsten Hipparion primigenium v Meyer 1829 an early three toed 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