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Das heute als Herzogshof am Alten Kornmarkt bezeichnete Gebaude in der Altstadt von Regensburg ist streng genommen nur der 1937 umgestaltete ostliche Teil des ehemaligen Herzoghofs namlich der Teil der vor 1937 den Herzogssaal umfasste Die ubrigen grosseren westlichen Gebaudeteile des Herzoghofs wurden 1937 abgerissen Die Anlage ist unter der Aktennummer D 3 62 000 43 als denkmalgeschutztes Baudenkmal von Regensburg verzeichnet Ebenso wird die Anlage als Bodendenkmal unter der Aktennummer D 3 62 000 43 im Bayernatlas als Ostflugel des ehem Herzogshofs erste Residenz der Wittelsbacher Herzoge in Bayern spater Teil der Oberpostdirektion dreigeschossiger zum Alten Kornmarkt traufstandiger Satteldachbau mit Pultdach und Giebelanbauten mit sog Kapelle und Herzogssaal im Kern spates 12 Jh um 1220 umgebaut 1937 durch Schwibbogen mit dem Romerturm verbunden Umgestaltung 1939 40 gefuhrt Herzogshof Ostfassade 2013 Im 6 Jahrhundert war der Herzogshof als Residenz der fruhen bayerischen Herzoge entstanden war im 9 Jahrhundert Konigspfalz karolingischer und ottonischer Konige und Kaiser und wurde am Ende des 12 Jahrhunderts fur ca 50 Jahre zur bayerischen Herzogspfalz und Residenz der Wittelsbacher Nachdem die Wittelsbacher nach Munchen umgezogen waren blieben Gebaude und Grundstuck bis zum Beginn des 20 Jahrhunderts im Besitz des bayerischen Staates und wurden zwischenzeitlich zum Sitz verschiedener bayerischer Verwaltungsamter Am Beginn des 20 Jahrhunderts kam es im Zuge der Umgestaltung der sudlichen Bebauung des Domplatzes zum Abbruch der westlichen Gebaudeteile des Herzogshofs und zur Reromanisierung des Restgebaudes Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte bis 1800 2 Geschichte nach 1800 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte bis 1800 Bearbeiten nbsp Herzogshof mit Romerturm 2018 nbsp Bayerisches WappenreliefAm Ende des 6 Jahrhunderts entstand das Herzogtum Bayern unter der Residenz des bayerischen Herzogsgeschlecht der Agilolfinger Sie wahlten das romische Legionslager Castra Regina als Residenzstadt und nutzten die romischen Mauern des Kastells als Schutz Im Nordostbereich des Kastells ging aus einem spatromischen Baukomplex die Agilolfingische Pfalz hervor Nachdem Karl der Grosse 788 das Herzogtum Bayern in das frankische Reich einverleibt hatte trat er die Nachfolge der Algilolfinger an und nahm bis 803 mehrmals seinen Aufenthalt in den Pfalzgebauden die er zu einer Konigspfalz der Karolinger ausbaute Er hielt Reichstage ab stellte Urkunden aus und fuhrte von hier aus Kriege gegen die Awaren Nach Karl dem Grossen liessen Ludwig der Deutsche und seine Gemahlin Hemma die seit 826 Bayern von Regensburg aus regierten um 875 die Pfalzkapelle neu errichten die in direkter Tradition zur Alten Kapelle steht Zu ihrem Bau wurden auch romische Grossquader verwendet die aus der Romermauer stammten Ludwigs Nachfolger Arnolf von Karnten erbaute um 896 neue Pfalzgebaude in der Nahe von Kloster St Emmeram heutige Vorhalle und Vorhof jedoch blieben die Gebaude der bisherigen Pfalz die Pfalzkapelle der Wohnpalast des Kaisers eine Pfalzschule und der grosse Pfalzsaal fur die Reichsversammlungen im Nordwesten des heutigen Alten Kornmarktes bestehen Weitere Gebaude wie Kloster fur Manner und Frauen und Hofe fur auswartige Bischofe saumten den Pfalzbereich 1 Im 10 Jahrhundert ging das Pfalzareal auf dem heutigen Alten Kornmarkt seinem Ende entgegen Als die ottonischen Kaiser begannen Pfalzgebaude zu verschenken erhielten hier einige Bischofe ihre Absteigehofe So schenkte Kaiser Otto II 976 dem Erzbischof von Salzburg einen im Nordwesten gelegenen grossen Teil der Anlage den spateren Salzburger Hof Kaiser Otto III schenkte 998 sudlich bei der heutigen Alten Kapelle gelegene Gebaude an den Erzbischof von Magdeburg Unter Konig Heinrich II kam 1009 das Kollegiatstift zur Alten Kapelle an den Bischof von Bamberg und auch Gebaude im Osten der Herzogspfalz auf dem Areal des heutigen Karmelitenklosters wurden an die Bischofe von Freising und Bamberg verschenkt die dort den Freisinger Hof und den Bamberger Hof errichten liessen Als 1180 mit Otto I die Herrschaft der Wittelsbacher in Bayern begann und bereits 1183 auf den noch jugendlichen Ludwig den Kelheimer uberging wurden die Pfalzgebaude zu einer bayerischen Herzogspfalz umgebaut und dabei auch der Herzogssaal neu gestaltet 1196 bezog Herzog Ludwig die Anlage Nachdem Regensburg 1245 zur Reichsstadt aufgestiegen war gaben die Wittelsbacher ihre Residenz in Regensburg auf Die Gebaude des Herzogshofs wurden durch Umbauten im Inneren fur andere Nutzungen angepasst blieben aber zusammen mit dem westlichen Teil des Platzes bis zum Beginn des 20 Jahrhunderts im Besitz des bayerischen Staates Das wurde spater um 1600 auch durch eine ursprunglich an der Ostfassade angebrachte Wappentafel demonstriert Das Gebaude selbst wurde zunachst als Bayerisches Zollamt spater auch als Salzamt und Forstamt genutzt 2 Auf alten Ansichten der Stadt wird der Turm des Gebaudes deshalb als Bayrische Maut bezeichnet Wahrend der Zeit der bayerischen Besatzung von Regensburg im Dreissigjahrigen Krieg wurde die bayerische Souveranitat auf dem Platz vor dem Herzogshof auch dadurch demonstriert dass der bayerische Kurfurst Maximilian I hier die Hinrichtung des abtrunnigen Stadtkommandanten von Ingolstadt Georg Wolmar von Fahrensbach durchfuhren liess 1 Geschichte nach 1800 Bearbeiten nbsp Herzogshof Westfassade mit Fussgangerpassage und bayerischer Wappentafel Vordergrund Altdorfer BrunnenKurz vor der Wende zum 20 Jahrhundert waren 1893 5 drei dem Herzogshof unmittelbar westlich benachbarte Gebaude gelegen auf der sudlichen Strassenseite der damals noch relativ schmalen Domstrasse abgebrochen worden Es handelte sich um die dem Regensburger Dom gegenuberliegenden aneinander gebauten Gebaude Salzburger Hof Dompfarrhof und Alte Post Zur gleichen Zeit wurde auch der baufallige Turm der gegenuberliegenden Kirche St Ulrich nahe dem Romerturm entfernt Ziel der Abbruche war es die Domstrasse zu verbreitern und einen nach Suden stark zuruckgesetzten Neubau der Neuen Dompost im Stil der Neurenaissance zu ermoglichen Durch die Abrisse und die sudliche Zurucksetzung des geplanten Neubaus sollte die schmale Domstrasse zu einem Domplatz erweitert werden um einen besseren Blick auf den Dom zu ermoglichen Als Folge dieser Massnahmen entwickelte sich der Albrecht Altdorfer Platz Der Herzogshof blieb zunachst erhalten und war dem 1895 6 auf dem Domplatz im Stil der Neurenaissance entstandenen Gebaude der Neuen Dompost westlich benachbart In den 1930er Jahren kam es zu weiteren gravierenden Anderungen im Baubestand des Herzogshofs Nur 40 Jahre nach dem Bau der Neuen Dompost wurde 1936 das Neurenaissance Dekor der Nordfassade und im Inneren die palastartige Neu Renaissance Schalterhalle wieder entfernt Ausserdem hatte sich gezeigt dass das neue Postgebaude viel zu klein geplant war und eine Erweiterung notig war Der Oberpostdirektion gelang es den sich ostlich anschliessenden mittelalterlichen Herzogshof auf Abbruch kauflich zu erwerben um an seiner Stelle einen Dompost Erweiterungsbau zu errichten Der geplante Totalabbruch des Herzogshofs stiess auf den Widerstand des Denkmalpflegers Walter Boll dem es gelang den Oberburgermeister Otto Schottenheim von der historischen Bedeutung des Herzogshofs zu uberzeugen Jedoch konnte die gewunschte Erweiterung des Dompostgebaudes nicht verhindert werden und es kam zum Abriss von westlichen Gebaudeteilen des Herzoghofs Als man dann im Zuge der Arbeiten auf romanische Arkaden und sogar unter einer Zwischendecke verborgen auf eine gotische Wappendecke stiess konnte der Abbruch gestoppt werden und der Ostflugel des Herzogshofs mit dem Herzogssaal blieb erhalten 1 2 In der Folge liess Boll die gesamte Ostfassade des Ostflugels durch Ruckbau von Fenstern bereinigen und zwei romanische Rundbogenfenster aus dem Fundus des Museums einbauen Die bayerische Wappentafel wurde von der Ostfassade an die neu erbaute Westfassade versetzt die dann ebenfalls 1938 durch die Falschung eines romanischen Biforiums des Bildhauers Karl Kroher in einen idealtypischen romanischen Zustand versetzt wurde 3 Zum neu entstandenen Albrecht Altdorfer Platz wurde eine Fussgangerpassage geschaffen Der 1855 abgetragene Schwibbogen zum Romerturm der als Bergfried des Herzogshofes interpretiert werden kann wurde etwas versetzt neu angebracht 1 Im Innern des Gebaudes wurde der spatromanische Herzogssaal aus der Zeit von 1220 zu Regensburgs schonstem Gemeinschaftsraum hergerichtet und die Originalfenster freigelegt oder auch aus Bestanden des Museums erganzt 4 Literatur BearbeitenKarl Bauer Regensburg Kunst Kultur und Alltagsgeschichte 6 Auflage S 56 60 Mittelbayerische Druck und Verlags Gesellschaft Regensburg 2014 ISBN 978 3 86646 300 4 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Herzogshof Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten a b c d Karl Bauer Regensburg Kunst Kultur und Alltagsgeschichte 6 Auflage MZ Buchverlag in H Gietl Verlag amp Publikationsservice GmbH Regenstauf 2014 ISBN 978 3 86646 300 4 S 13 14 58 60 a b Sigfrid Farber Regensburg ehemals gestern und heute Das Bild der Stadt im Wandel der letzten 125 Jahre J F Steinkopf Verlag Stuttgart 1984 ISBN 3 7984 0588 3 S 21 Eugen Trapp Regensburg und sein Mittelalter zwischen Kontinuitat und Rezeption Tradition als Programm Hrsg Museen der Stadt Regensburg Katalog der zur Ausstellung im Museum der Stadt Regensburg 1955 ISBN 3 925753 46 X S 9 22 Peter Morsbach Regensburg als Denkmal deutschen Geistes im Dritten Reich In Arbeitskreis Regensburger Herbstsymposium Hrsg Zum Teufel mit den Baudenkmalern 200 Jahre Denkmalschutz in Regensburg Band 25 Dr Peter Morsbach Verlag Regensburg 2011 ISBN 978 3 937527 41 3 S 29 32 Liste der Burgen und Schlosser in Regensburg Schlosser Schloss St Emmeram Schloss Thurn und Taxis Herzogshof Schloss Hofling Konigliche Villa Palais Loschenkohl Kursachsische Gesandtschaft Schloss Niederwinzer abgegangen Prasidialpalais Schloss Prufening Schloss Purkelgut Thon Dittmer Palais Schloss Weichs Wurttembergisches Palais Herzogspalais Burgen und Ruinen Burg Burgweinting abgegangen Burg Grass abgegangen Burg Landeskron abgegangen Burg Prebrunn abgegangen Turmhugelburgen alle abgegangen Turmhugel SteingrubeHerrensitze Dornbergpalais 49 019159 12 099745 Koordinaten 49 1 9 N 12 5 59 1 O Normdaten Geografikum GND 4541729 5 lobid OGND AKS VIAF 248273873 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Herzogshof Regensburg amp oldid 228586038