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Helveticosaurus ist eine fossile Gattung wasserbewohnender Reptilien Helveticosaurus war ein kurzschnauziges Reptil mit langen spitzen Zahnen und langlichem Korper Alle Funde stammen aus den Bitumenschichten des schweizerischen Monte San Giorgio die in das mitteltriassische Anisium beziehungsweise Ladinium datiert werden und damit rund 242 Millionen Jahre alt sind Helveticosaurus bewohnte ein flaches Schelfmeer wo er moglicherweise Fischen und Mollusken nachstellte Sein Korper war an das Leben im Wasser angepasst ermoglichte aber auch Landgange HelveticosaurusDer Holotyp von Helveticosaurus zollingeri im Palaontologischen Museum ZurichZeitliches AuftretenMitteltrias Anisium bis Ladinium 242 Mio JahreFundorteMonte San Giorgio Schweiz SystematikChordatiere Chordata SauropsidaDiapsidaArchosauromorphaHelveticosaurusWissenschaftlicher NameHelveticosaurusPeyer 1955 1 ArtHelveticosaurus zollingeri Peyer 1955Die einzige Art der Gattung Helveticosaurus zollingeri wurde in den 1930er Jahren im schweizerischen Tessin entdeckt und 1955 von Bernhard Peyer beschrieben Er ordnete sie den Placodontiern zu mittlerweile wird Helveticosaurus aber als Archosauromorpher mit unklaren Verwandtschaftsbeziehungen betrachtet Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Fundorte und Stratigraphie 3 Lebensweise 4 Taxonomie und Forschungsgeschichte 4 1 Fundgeschichte und Beschreibung 4 2 Systematik 5 Quellen und Verweise 5 1 Literatur 5 2 Weblinks 5 3 EinzelnachweiseMerkmale Bearbeiten nbsp Fossiler Schadel von Helveticosaurus zollingeriHelveticosaurus zoellingeri wurde annahernd 2 m lang Die Art hatte einen kurzen durch die hohe Schnauze gestaucht wirkenden Schadel Der Unterkiefer der in der Lange wohl dem gesamten Schadel entsprach mass rund 21 5 cm 2 Die Kiefer waren mit langen leicht gebogenen Zahnen besetzt Die Zahne waren an der Spitze stumpf und wiesen keine scharfen Schneiden auf Im vorderen Teil des Oberkiefers besass H zollingeri einen deutlich verlangerten Zahn der an die Eckzahne von Raubtieren erinnert Der Zahnwechsel erfolgte von aussen nach innen eine Variante die unter Reptilien eher die Ausnahme ist und sonst nur von Ichthyosauriern Schlangen und Krokodilen bekannt ist Helveticosaurus zollingeri besass mindestens 40 vor dem Kreuzbein liegende Wirbel Die Rippen des Brustkorbs nahmen von vorne nach hinten an Grosse zu der Schwanz wies zumindest an der Basis Rippen auf Uber den robusten Schultergurtel der Art lassen sich keine sicheren Aussagen treffen da er in den bisher gefundenen Fossilien nicht oder nur stark fragmentiert uberliefert ist Fruher gezogene Vergleiche zu Placodus gigas lassen sich wahrscheinlich nicht halten Das Interclaviculum war wohl rund 130 mm breit die Schlusselbeine hatten in etwa die gleiche Lange Die Schulterblatter waren annahernd rechtwinklig zum Interclaviculum angeordnet und etwa 190 mm hoch Die Huftknochen waren fur ein Tier dieser Grosse nicht besonders kraftig gebaut Fuss und Handwurzel waren stark reduziert Sowohl die Vorder als auch die Hinterfusse wiesen zusatzliche Zehenglieder Hyperphalangie auf Die Phalangenformel der Vorderfusse lautete mindestens 2 3 4 6 3 sie besassen also gegenuber der ursprunglichen Phalangenformel der Archosauromorpha 2 3 4 5 4 mindestens ein zusatzliches Glied In den Hinterfussen war die Hyperphalangie noch starker ausgepragt hier wies die zweite Zehe mindestens funf die vier aussersten Zehen zusammen mindestens 19 Glieder auf was gegenuber der ursprunglichen Formel drei oder mehr zusatzliche Glieder bedeutet 3 Die Fusse waren wahrscheinlich zu Flossen umgebildet 4 Fundorte und Stratigraphie BearbeitenAlle Funde von Helveticosaurus stammen aus der Besano Formation des Monte San Giorgio am Sudufer des Luganersees Diese auch als Grenzbitumenzone bekannte Schicht stammt aus dem Ubergang zwischen dem ausgehenden Anisium und dem beginnenden Ladinium und hat ein geschatztes Alter von rund 242 Millionen Jahren 5 Bernhard Peyer schloss eine uber diesen Fundort hinausgehende Verbreitung aus da Lokalitaten ahnlichen Alters und ahnlicher Fazies weltweit selten und Funde anderenorts aus diesem Grund unwahrscheinlich seien 6 Lebensweise BearbeitenDie Entwicklung zusatzlicher Zehenglieder bei Helveticosaurus ist typisch fur wasserbewohnende Tetrapoden und deutet auf eine aquatische Lebensweise und Fortbewegung von Helveticosaurus hin Sein Lebensraum war ein Schelfmeer der Tethys Da das Skelett weder eine besondere Anpassung an Ruder noch an wellenformige Bewegungen zeigte bewegte sich Helveticosaurus wahrscheinlich mit einer Mischung beider Typen fort Der robuste Schultergurtel deutet an dass die Art gelegentlich auch an Land ging wo vor allem die Vorderextremitaten das Gewicht des Korpers trugen Eine starke Bemuskelung vor allem des Halses ermoglichte es den Tieren den Kopf an Land uber den Boden zu heben 7 Bernhard Peyer vermutete dass Helveticosaurus etwa zur Eiablage an Land ging Seine Zahnform interpretierte er als Anpassung an eine rauberische Ernahrungsweise Als Beute seien Haie und Knorpelganoide vor allem aber Mollusken wie Belemniten in Frage gekommen 8 Taxonomie und Forschungsgeschichte BearbeitenFundgeschichte und Beschreibung Bearbeiten nbsp Kunstlerische Lebendrekonstruktion von HelveticosaurusVon Helveticosaurus wurden bisher drei Fossilien entdeckt Das erste Exemplar wurde 1933 im Stollen Arnaldo in der Cava Tre Fontane geborgen in dem der Bitumen der Fundschicht damals industriell abgebaut wurde Dieses erste Fossil umfasste ein relativ vollstandiges jedoch stark fragmentiertes Skelett von Helveticosaurus Die Unordnung unter den fossilen Knochen entstand vorwiegend vor der Sedimentierung des Kadavers durch Verwesungsprozesse Spatere tektonische und Schichtdruckkrafte trugen nach der Fossilierung zu einer weiteren Deformierung bei Das Tragergestein der Fossilien Dolomit erwies sich als schwierig zu praparieren weshalb sich die wissenschaftliche Beschreibung des Fundes hinzog 9 Zwei Jahre spater fand man an der gleichen Stelle ein weiteres Fossil das weit besser erhalten war Die Knochenanordnung war weitgehend intakt allerdings war der Schadel zertrummert und vom Schwanz des Tieres fehlte das Hinterende Der schweizerische Palaontologe Bernhard Peyer wahlte dieses Fossil als Holotypus fur seine Erstbeschreibung musste diese jedoch noch einmal uberarbeiten als 1937 bei einer Grabung ein Schnauzenfragment der gleichen Art zum Vorschein kam Nach einer aufwandigen Praparation konnte ein Stuck des Oberkieferknochens mit einer Reihe Zahne rekonstruiert werden 10 1955 erschien schliesslich die Erstbeschreibung der Gattung Helveticosaurus und der Typusart Helveticosaurus zoellingeri unter dem Titel Die Triasfauna der Tessiner Kalkalpen XVIII Helveticosaurus zoellingeri n g n sp sie wurde ein Jahr darauf auch im Band 72 der Schweizerischen Palaontologischen Abhandlungen abgedruckt Peyer wahlte Helveticosaurus als Gattungsnamen um die schweizerische Herkunft des Reptils Helvetien auszudrucken Das Artepitheton zollingeri ehrt Walter Zollinger den Kuratoriumsprasidenten der Georges und Antonia Claraz Schenkung die die wissenschaftliche Erkundung des Monte San Giorgio seit 1924 massgeblich mitfinanziert hatte 11 Systematik Bearbeiten Bernhard Peyer klassifizierte Helveticosaurus in seiner Erstbeschreibung als einen sehr basalen ursprunglichen Vertreter der Placodontia einer Gruppe innerhalb der Flossenechsen Sauropterygia Peyer stellte eine neue Unterordnung innerhalb der Placodontia auf die Helveticosauroidea die Helveticosaurus als einzigen Vertreter enthielt Aktuelle Studien kommen zu dem Schluss dass diese Gattung wahrscheinlich nicht den Placodontia zuzuordnen ist Stattdessen konnte es sich um einen fruhen und ungewohnlichen Vertreter der Archosauromorpha handeln 12 Quellen und Verweise BearbeitenLiteratur Bearbeiten Roland Mundil Jozsef Palfy Paul R Renne Peter Brack The Triassic Time Scale New Constraints and a Review of Geochronological Data In Spencer G Lucas Hrsg The Triassic Timescale The Geological Society London Special Publication Nr 334 Geological Society London 2010 ISBN 978 1 86239 296 0 doi 10 1144 SP334 3 S 41 60 Darren Naish Fossils Explained 48 Placodonts In Geology Today Bd 20 Nr 4 Juli August 2004 doi 10 1111 j 1365 2451 2004 00470 x S 153 158 Bernhard Peyer Die Triasfauna der Tessiner Kalkalpen XVIII Helveticosaurus zollingeri n g n sp In Schweizerische Palaontologische Abhandlungen Bd 72 1956 S 3 50 Olivier Rieppel Helveticosaurus zollingeri Peyer Reptilia Diapsida Skeletal Paedomorphosis Functional Anatomy and Systematic Affinities In Palaeontographica Abteilung A Palaozoologie Stratigraphie Bd 208 Lfg 4 6 1989 ISSN 0375 0442 S 123 152 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Helveticosaurus Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Helveticosaurus Zollingeri is weird auf scienceblogs com engl Einzelnachweise Bearbeiten Peyer 1955 S 46 Peyer 1955 S 41 Rieppel 1989 S 123 138 Peyer 1955 S 47 Mundil et al 2010 S 52 Peyer 1955 S 47 48 Rieppel 1989 S 143 147 Peyer 1955 S 48 Peyer 1955 S 31 Peyer 1955 S 4 37 Peyer 1955 S 3 4 Naish 2004 S 158 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Helveticosaurus amp oldid 229141930