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Placodus ist eine Gattung diapsider Reptilien aus der Mitteltrias ca 247 2 bis 235 mya Mitteleuropas und Chinas Einzige aktuell anerkannte Arten sind Placodus gigas und Placodus inexpectatus Die Gattung wird einer ausgestorbenen Gruppe mariner Diapsiden den Sauropterygia Flossenechsen zugerechnet PlacodusPlacodus gigas Skelettrekonstruktion im Staatlichen Museum fur Naturkunde StuttgartZeitliches AuftretenAnisium bis Ladinium247 2 bis 235 Mio JahreFundorteDeutschland Frankreich Niederlande Polen Guizhou China SystematikAmnioten Amniota SauropsidaDiapsidaSauropterygiaPlacodontiaPlacodusWissenschaftlicher NamePlacodusAgassiz 1833ArtenPlacodus gigas Agassiz 1833 Placodus inexpectatus Jiang et al 2008 Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 1 1 Schadel 1 2 Bezahnung 1 3 Postkranialskelett 2 Lebensweise 3 Vorkommen 4 Systematik 5 Anmerkungen 6 Weblinks 7 Literatur 7 1 Historische Schriften 8 EinzelnachweiseBeschreibung Bearbeiten nbsp nbsp Gaumenseite des Schadels von Placodus gigas Oben Nachbildung im Natur kunde mu se um Leiden Pra maxil lare wahr schein lich erganzt die spatel formigen Schneide zahne bzw deren Zahn facher fehlen Unten Histo rische Zeich nung aus dem Jahr 1876 ohne Pra maxil lare und ohne Dar stel lung der Knochen nahte ge gen uber der obigen Abbildung um 90 gegen den Uhr zeiger sinn gedreht Besonders in der unteren Abbildung sind die Pfla ster zahne deutlich zu erkennen Man beachte dass die Maxillar zahne we sent lich kleiner sind als die Gaumen zahne Schadel Bearbeiten Placodus hat einen robust gebauten breiten dreieckigen Schadel der weitgehend geschlossen ist und etwa 20 cm lang wurde Ein unteres Schlafenfenster ist nicht vorhanden Dieser vergleichsweise kompakte Schadel hatte sich aus einem Diapsidenschadel mit zwei Schlafenfenstern entwickelt ist aber bereits so spezialisiert dass sich keine nah verwandte Nicht Placodontier Diapsidenform bestimmen lasst Das Schuppenbein Squamosum ist gross und bot viel Ansatzflache fur kraftige Kieferadduktoren Der relativ breite Aussenrand des Dentale des zahntragenden Unterkieferknochens sowie der ausgesprochen kraftig ausgebildete hohe Coronoidfortsatz im hinteren Bereich des Unterkieferastes erfullten den gleichen Zweck Zudem ist die Symphyse die Kontaktflache an den vorderen Enden der beiden Unterkieferaste sehr lang und stark verknochert Am hinteren Ende beider Unterkieferaste sitzt jeweils ein langer nach hinten weisender Retroarticularfortsatz Ahnliche Fortsatze besitzen auch die modernen Krokodile Sie dienen als Hebel fur die Muskulatur zum Offnen der Kiefer Bezahnung Bearbeiten Das Gebiss besteht aus drei spatelformigen vorstehenden Zahnen auf dem Pramaxillare vier Zahnen auf dem Maxillare drei oder vier Zahnen auf dem Dentale und insgesamt sechs grossen Gaumenzahnen Die Maxillar und Gaumenzahne sind wie fur die Placodontia die Pflasterzahnechsen allgemein typisch relativ flach und breit Die Gaumenzahne sind im Vergleich zu den Maxillarzahnen deutlich grosser bilden tatsachlich ein regelrechtes Zahnpflaster und besitzen eine dicke Schmelzauflage Die Zahne im Unterkiefer sind ebenfalls deutlich grosser als die Maxillarzahne und haben sowohl mit diesen als auch mit den Gaumenzahnen okkludiert Postkranialskelett Bearbeiten nbsp Skelettrekonstruktion von Placodus gigas im American Museum of Natural History in New York Sein insgesamt etwa 1 5 Meter langes Rumpfskelett zeigt dass Placodus nur massig an eine aquatile Lebensweise angepasst war So ist der mit 28 Wirbeln zuzuglich drei Kreuzbeinwirbel ausgestattete Rumpf nur geringfugig langer als bei terrestrischen Reptilien und die 40 bis 50 Schwanzwirbel weisen keine stark verlangerten Neural und Hamalfortsatze auf wie es bei den Ruderschwanzen einiger permischer und triassischer Meeresreptilien z B Hovasaurus der Fall ist Das Extremitatenskelett ist nur unvollstandig uberliefert Der Oberarmknochen Humerus ist sehr ahnlich dem von Cyamodus einer anderen Placodontiergattung Nur wenige Elemente der Hand und Fusswurzel sind bekannt was vermutlich daran liegt dass dieser Bereich der Extremitaten nur schwach verknochert war Die Phalangenformel der Hand wird mit 2 3 4 5 3 4 angegeben die des Fusses kann nicht rekonstruiert werden Die Hand und wahrscheinlich auch der Fuss waren nicht als Paddel ausgebildet Schulter und Beckengurtel waren jedoch nicht so fest mit dem Axialskelett verbunden wie das bei einem rein terrestrischen Reptil zu erwarten ware Oberhalb der Neuralfortsatze der Rumpfwirbelsaule zog sich eine Reihe aus Osteodermen den Rucken entlang Die Korperunterseite wurde durch kraftig ausgebildete Bauchrippen verstarkt Lebensweise BearbeitenPlacodus lebte an den Kusten des Muschelkalkmeeres eines epikontinentalen europaischen Nebenmeeres der westlichen Tethys sowie auch an den Kusten der fernostlichen Tethys Seine Lebensweise ahnelte grob jener der heutigen Meerechse Allerdings war Placodus kein Pflanzenfresser sondern ernahrte sich wahrscheinlich von hartschaligen wirbellosen Tieren wie Muscheln oder Armfussern Diese nahm er mit Hilfe der vorstehenden Pramaxillarzahne aus dem Substrat auf und knackte sie mit den kraftigen flachen Zahnen auf die auf den ubrigen Kieferknochen und den Gaumenknochen sassen Durophagie Zahlreiche kleine Foramen und Gruben in der Oberflache des Pramaxillare und Maxillare lassen vermuten dass die Schnauzenpartie sehr tastsensibel war Vorkommen BearbeitenBekannte Uberreste von Placodus waren geographisch bis in die 2000er Jahre auf Mitteleuropa und stratigraphisch auf die Muschelkalk Gruppe beschrankt Das in der Bayerischen Staatssammlung fur Palaontologie und Geologie hinterlegte Typusexemplar von Placodus gigas sowie zahlreiche weitere Stucke stammen aus dem Oberen Muschelkalk der Umgebung von Bayreuth Typlokalitat ist der Oschenberg Weitere Funde innerhalb des heutigen Staatsgebietes Deutschlands stammen u a aus Steinsfurt bei Heidelberg vollstandiges Exemplar des Senckenberg Museums Bad Sulza in Thuringen Freyburg an der Unstrut Rudersdorf bei Berlin und von Helgoland Ausserhalb Deutschlands ist Placodus aus dem Muschelkalk des Pariser Beckens bei Luneville aus der Gogolin Formation der altesten Einheit des polnischen Muschelkalks von Gogolin in Oberschlesien und aus Winterswijk in den Niederlanden bekannt Das erst in den 2000er Jahren entdeckte einzige aber dafur sehr vollstandig uberlieferte Exemplar aus einer Fundstatte ausserhalb Europas entstammt dem oberen Teil der Guanling Formation zeitlich uberlappend mit der Muschelkalk Gruppe der Guizhou Provinz im Suden Chinas 1 Systematik BearbeitenSeit der Erstbeschreibung der Typusart Placodus gigas durch Louis Agassiz im Jahre 1833 wurden zahlreiche weitere Arten beschrieben die jedoch im Rahmen einer Revision der Gattung durch Olivier Rieppel im Jahre 1995 2 alle zu Vertretern der Typusart erklart wurden Erst 2008 kam die in China entdeckte Art Placodus inexpectatus hinzu 1 Placodus bildet zusammen mit einer Reihe ahnlicher rein triassischer mariner Reptilien die Gruppe Placodontia Innerhalb dieser Gruppe hat er einer kladistischen Analyse aus dem Jahr 2000 3 zufolge eine sehr basale Stellung inne Ein vermutetes unmittelbares Verwandtschaftsverhaltnis mit Paraplacodus aus der Grenzbitumenzone des Monte San Giorgio dem durch eine Einordnung beider Gattungen in die Gruppe Placodontoidea Rechnung getragen wurde hat sich im Rahmen dieser Analyse nicht bestatigt Stattdessen ist Paraplacodus als basalster Vertreter der Gruppe Schwestertaxon aller ubrigen Placodontia deren basalster Vertreter wiederum Placodus ist Die Placodontier selbst gelten als basalste Klade der Sauropterygia einer rein marinen Diapsidengruppe die unter anderem auch die Plesiosaurier enthalt Anmerkungen Bearbeiten Agassiz sowie der Entdecker des Schadels Georg Graf zu Munster nahmen seinerzeit an es handle sich um Uberreste eines durophagen Fisches Erst Richard Owen erkannte 1858 dass die fossilen Knochen von Placodus zu einem Reptil gehoren Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Placodus Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienLiteratur BearbeitenOlivier Rieppel The genusPlacodus Systematics Morphology Paleobiogeography and Paleobiology Fieldiana Geology New Series Nr 31 1995 doi 10 5962 bhl title 3301 Michael J Benton Palaontologie der Wirbeltiere Ubersetzung der 3 Auflage von Vertebrate Paleontology aus dem Jahr 2005 durch Hans Ulrich Pfretzschner Pfeil Munchen 2007 ISBN 978 3 89937 072 0 S 164 Robert L Carroll Palaontologie und Evolution der Wirbeltiere Ubersetzung der englischen Ausgabe Vertebrate paleontology and evolution aus dem Jahr 1988 Thieme Stuttgart 1993 ISBN 3 13 774401 6 S 263 265 Historische Schriften Bearbeiten Tilly Edinger Die Placodontier 2 Das Zentralnervensystem von Placodus gigas Ag Abhandlungen der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft Bd 38 Heft 4 Frankfurt am Main 1925 Taf XXIV S 311 318 Fritz Drevermann Die Placodontier 3 Das Skelett von Placodus gigas AGASSIZ im Senckenberg Museum Abhandlungen der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft Bd 38 Heft 4 Frankfurt am Main 1933 16 Taf S 323 364 Friedrich von Huene Die Placodontier 4 Zur Lebensweise und Verwandtschaft von Placodus Abhandlungen der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft Bd 38 Heft 4 2 Teil Frankfurt am Main 1933 S 365 382Einzelnachweise Bearbeiten a b Da Yong Jiang Ryosuke Motani Wei Cheng Hao Olivier Rieppel Yuan Lin Sun Lars Schmitz Zuo Yu Sun First Record of Placodontoidea Reptilia Sauropterygia Placodontia from the Eastern Tethys Journal of Vertebrate Paleontology Bd 28 Nr 3 2008 S 904 908 doi 10 1671 0272 4634 2008 28 904 FROPRS 2 0 CO 2 alternativer Volltextzugriff UC Davis Memento vom 15 August 2015 im Internet Archive O Rieppel The genusPlacodus 1995 siehe Literatur S 2 ff Olivier Rieppel Paraplacodusand the phylogeny of the Placodontia Reptilia Sauropterygia Zoological Journal of the Linnean Society Bd 130 Nr 4 2000 S 635 659 doi 10 1111 j 1096 3642 2000 tb02204 xNormdaten Sachbegriff GND 4412281 0 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Placodus amp oldid 222903079