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Heinrich von Stade auch Heinrich I von Stade oder der Kahle am 9 oder 10 Mai 975 oder 976 aus dem Geschlecht der Udonen war Graf an der Unterelbe Fundamente des spateren Klosters an der Stelle der von Heinrich um 969 errichteten Burg HarsefeldHeinrich kam wahrscheinlich bald nach 944 aus dem ostlichen Harzvorland auf Verlangen seines Verwandten Kaiser Ottos I in den konigsfernen Norden Sachsens um an der Unterelbe ein Gegengewicht zu dem immer machtiger werdenden Hermann Billung zu bilden Heinrich nahm seinen Sitz in Harsefeld Der gelaufige Titel eines Grafen von Stade stammt erst aus dem 12 Jahrhundert Die Mediavistik erschopft sich in der Darstellung Heinrichs als Begrunder des Adelsgeschlechtes der Udonen und Widersacher Hermann Billungs Die Dissertation Richard Huckes aus dem Jahr 1956 markiert bis heute den Forschungsstand Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Herkunft und Familie 1 2 Graf im Norden 1 3 Vertrauter des Konigs 2 Quellen 3 Literatur 4 AnmerkungenLeben BearbeitenHerkunft und Familie Bearbeiten Heinrich war der Sohn eines im Jahr 929 in der Schlacht bei Lenzen gefallenen Grafen Liuthar und der Schwanhild Er hatte mit Siegfried Gerburg und dem Corveyer Abt Thietmar wahrscheinlich drei Geschwister Seiner Ehe mit der Konradinerin Judith entstammten die Kinder Heinrich 2 Oktober 1016 Lothar Udo 23 Juni 994 Siegfried 6 Januar 1037 Gerburg Hathui 1013 und Kunigunde 13 Juli 997 Bei Kunigunde handelt es sich um die Mutter Thietmars von Merseburg Nach Judiths Tod am 26 Oktober 973 heiratete Heinrich Hildegard und hatte mit ihr eine gleichnamige Tochter die spatere Ehefrau des Billungerherzogs Bernhard I 1 Nach einer Bemerkung seines Enkels Thietmar von Merseburg war Heinrich ein Blutsverwandter consanguineus Kaiser Ottos I 2 Eine nahere Bestimmung des Verwandtschaftsgrades ist nicht moglich 3 Ubereinstimmungen im Namensgut der Liudolfinger und der Udonen deuten jedoch auf eine grosse Nahe hin 4 So hiess Ottos I Vater ebenfalls Heinrich Dessen Tochter wiederum trug den Namen Gerberga und der Name seiner Mutter lautete Hathui Heinrichs Tochter Hathui wiederum war das Patenkind Ottos I auf dessen Betreiben sie 973 zur Abtissin des Klosters Heeslingen ernannt wurde 5 Moglicherweise war Heinrichs Mutter Schwanhild die Tochter Konig Heinrichs I aus dessen erster Ehe mit Hatheburg von Merseburg 6 Heinrichs Vorfahren stammten damit trotz des Namenszusatzes von Stade sehr wahrscheinlich nicht von dort Die Nahe zu den Liudolfingern lasst stattdessen eine Herkunft aus Ostsachsen vermuten Allerdings verfugten die Udonen neben Besitz im Magdeburger Raum auch uber Guter am Mittelrhein 7 Der Namenszusatz von Stade erscheint erstmals in der ersten Halfte des 12 Jahrhunderts im Annalista Saxo 8 und durfte darauf zuruckzufuhren sein dass Heinrichs Nachfahren Anfang des 11 Jahrhunderts ihren Sitz dorthin verlegten Der ebenfalls im Annalista Saxo anzutreffende Namenszusatz der Kahle calvus 9 deutet auf einen zeitlich nicht naher einzugrenzenden Aufenthalt in einem Kloster hin Heinrich nahm seinen Sitz ungefahr 20 km sudlich der heutigen Hansestadt Stade in Harsefeld wo er im Jahr 969 eine Burg errichtete Graf im Norden Bearbeiten Heinrich wird in einer von Otto I am 2 Juli 959 in Magdeburg ausgestellten Urkunde als Graf bezeichnet 10 der neben Grafenrechten an der Unterelbe eine Legation ausubte Fur Ernst Schubert beweist diese Bezeichnung eine vorangegangene Entsendung Heinrichs an die Unterelbe mit der Konig Otto I ein Gegengewicht zu dem ubermachtigen Hermann Billung habe schaffen wollen 11 Der Norden Sachsens war insgesamt ein konigsfernes Gebiet Otto I hat es wahrend seiner gesamten Herrschaft nie betreten Die Macht lag in den Handen einheimischer Adelsverbande Mit dem Grafen Wichmann starb 944 das Oberhaupt der mit Abstand einflussreichsten und vornehmsten Verwandtengruppe des nordlichen Sachsens 12 Otto I hatte diesen Adelsverband 936 gespalten indem er Wichmanns jungeren Bruder Hermann Billung mit hohen koniglichen Ehren bedachte Mit Wichmanns Tod drohte der riesige Besitz und die politische Bedeutung der Verwandtengruppe sich nun in der Hand Hermann Billungs zu vereinen Heinrich sollte deshalb fur den Konig das Erbe von Wichmanns minderjahrigen Sohnen Bruno Wichmann II und Ekbert vom Ambergau verwalten Otto I fuhlte sich als nachster mannlicher Verwandter hierzu vorrangig berufen Wichmann war mit einer Schwester der Konigin Mathilde verheiratet gewesen die Wichmannsohne also Ottos Cousins Da Vaterschaft noch nicht nachweisbar war galten im Mittelalter die Bruder der Mutter in Ermangelung dieser die Ehemanner der Schwester und deren Abkommlinge als nachste mannliche Verwandte 13 Mit Heinrich scheint sich dessen ganzer Familienverband im Gebiet um Harsefeld niedergelassen zu haben Widukind von Corvey berichtet im Zusammenhang mit den Auseinandersetzungen zwischen Hermann Billung und seinen Neffen Wichmann II und Ekbert im Fruhjahr 955 Heinrich und sein Bruder Siegfried hatten sich in den Kampfen um die Einnahme der Burg Suethleiscranne besonders hervorgetan 14 Durch die Art ihrer Erwahnung bei Widukind wird deutlich dass Heinrich und seine Gefolgschaft nicht auf Befehl Hermann Billungs an dem Feldzug teilnahmen sondern unabhangig und aus eigenem Recht vorgingen So stellte sich Heinrichs Bruder Siegfried offen gegen die Entscheidung Hermann Billungs die Burg Cocarescemier aufzugeben 15 Nach Wichmanns II Tod 967 konnte ein Teil von dessen Besitzungen Heinrich zugefallen sein ohne dass eine solche Ubertragung uberliefert ware Belegt ist allerdings die Errichtung einer Burg im Jahr 969 durch Heinrich in Harsefeld Demnach befand sich spatestens ab diesem Zeitpunkt der Mittelpunkt von Heinrichs Herrschaft im Unterelberaum Dort beteiligte er sich im Herbst 974 an der Seite Kaiser Ottos II und des Billungerherzogs Bernhard I an einem Feldzug gegen den danischen Herrscher Harald Blauzahn der im Sommer in Nordalbingien eingefallen und das Land mit Feuer und Schwert verwustet hatte 16 Vertrauter des Konigs Bearbeiten Wahrend des zweiten Italienaufenthalts Kaiser Ottos I 966 973 vertrat Heinrich die Position Ottos I als sich der immer eigenwilliger handelnde konigliche Stellvertreter Hermann Billung auf einer Stammesversammlung in Magdeburg im Marz 972 wie ein Konig auffuhrte 17 Hermann liess sich dort von seinem Verwandten dem Magdeburger Erzbischof Adalbert in einer Prozession unter Glockengelaut in die hell erleuchtete Kirche fuhren und nahm nach dem Gottesdienst vor den Augen der anwesenden geistlichen und weltlichen Grossen an der Tafel demonstrativ den Platz des Kaisers ein Anschliessend ubernachtete er sogar in dessen Haus wo er im Bett des Kaisers schlief 18 Heinrich zeigte sich emport uber diese Anmassung des koniglichen Zeremoniells worauf Hermann versuchte ihn gefangen zu nehmen Die Verhaftung scheiterte jedoch daran dass Heinrich sich mit einer grossen Zahl von bewaffneten Gefolgsleuten umgeben hatte und Hermann keine blutige Auseinandersetzung unter den sachsischen Grossen riskieren wollte Stattdessen soll Hermann Heinrich den Befehl erteilt haben nach Rom zum Kaiser zu ziehen und ihm von den Vorfallen zu berichten Heinrich befolgte diesen Befehl zog uber die Alpen warf sich in Rom vor dem Kaiser auf den Boden und bat diesen um Vergebung Der ahnungslose Kaiser hob ihn auf und befragte ihn erstaunt wofur er um Vergebung bitte Heinrich berichtete dem Kaiser daraufhin von der Usurpation des koniglichen Zeremoniells Daraufhin bestrafte der Kaiser nicht etwa Hermann Billung sondern den Magdeburger Erzbischof Adalbert Heinrich verstarb vermutlich 975 oder 976 19 Das Nekrolog der Kirche St Michael in Luneburg verzeichnet das Todesdatum eines Grafen Heinrich fur den 9 Mai das Totenbuch von Merseburg fur den 10 Mai 20 Der Annalista Saxo berichtet zum Jahr 969 Heinrich und seine Gemahlin seien im Kloster Heeslingen bestattet worden Quellen BearbeitenTheodor Sickel Hrsg Diplomata 12 Die Urkunden Konrad I Heinrich I und Otto I Conradi I Heinrici I et Ottonis I Diplomata Hannover 1879 Monumenta Germaniae Historica Digitalisat Paul Hirsch Hans Eberhard Lohmann Hrsg Widukindi monachi Corbeiensis rerum gestarum Saxonicarum libri tres Die Sachsengeschichte des Widukind von Korvei Monumenta Germaniae Historica Scriptores 7 Scriptores rerum Germanicarum in usum scholarum separatim editi Bd 60 5 Auflage Hahn Hannover 1935 Digitalisat Die Chronik des Bischofs Thietmar von Merseburg und ihre Korveier Uberarbeitung Thietmari Merseburgensis episcopi chronicon Monumenta Germaniae Historica Scriptores 6 Scriptores rerum Germanicarum Nova Series 9 Herausgegeben von Robert Holtzmann Weidmann Berlin 1935 Digitalisat Klaus Nass Hrsg Scriptores in Folio 37 Die Reichschronik des Annalista Saxo Hannover 2006 Monumenta Germaniae Historica Digitalisat Literatur BearbeitenHeinz Joachim Schulze Die Grafen von Stade und die Erzbischofe von Bremen Hamburg vom Ausgang des 10 bis zur Mitte des 12 Jahrhunderts In Hans Eckhard Dannenberg Heinz Joachim Schulze Hrsg Geschichte des Landes zwischen Elbe und Weser Bd 2 Mittelalter Schriftenreihe des Landschaftsverbandes der ehemaligen Herzogtumer Bremen und Verden Bd 8 Landschaftsverband der Ehemaligen Herzogtumer Bremen und Verden Stade 1995 ISBN 3 9801919 8 2 S 43 104 Richard Georg Hucke Die Grafen von Stade 900 1144 Genealogie politische Stellung Comitat und Allodialbesitz der sachsischen Udonen Einzelschriften des Stader Geschichts und Heimatvereins Stader Geschichts und Heimatverein Bd 8 Selbstverlag des Stader Geschichts und Heimatvereins Stade 1956 Anmerkungen Bearbeiten Darstellung der familiaren Verhaltnisse bei Gerd Althoff Adels und Konigsfamilien im Spiegel ihrer Memorialuberlieferung Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen Munstersche Mittelalter Schriften Band 47 Fink Munchen 1984 ISBN 3 7705 2267 2 S 397 Digitalisat Thietmar II 28 Ernst Schubert Die Udonen die Grafen von Stade In Hans Patze Begrunder Geschichte Niedersachsens Band 2 Teil 1 Ernst Schubert Hrsg Politik Verfassung Wirtschaft vom 9 bis zum ausgehenden 15 Jahrhundert Veroffentlichungen der Historischen Kommission fur Niedersachsen Bremen und die Ehemaligen Lander Hannover Oldenburg Braunschweig und Schaumburg Lippe 36 Hahn Hannover 1997 ISBN 3 7752 5900 7 S 165 167 hier S 167 Heinz Joachim Schulze Die Grafen von Stade und die Erzbischofe von Bremen Hamburg vom Ausgang des 10 bis zur Mitte des 12 Jahrhunderts in Hans Eckhard Dannenberg Heinz Joachim Schulze Hrsg Geschichte des Landes zwischen Elbe und Weser Bd 2 Schriftenreihe des Landschaftsverbandes der ehemaligen Herzogtumer Bremen und Verden Bd 8 Stade 1995 S 43 104 hier S 43 und 45 f Thietmar II 42 Dieter Riemer Herzogin Hildegard Ahnfrau der Billunger GENEALOGIE Band XXXIV 68 Jahrgang 2019 erschienen 2021 S 403 418 S 414 und Stammtafel S 417 Ernst Schubert Die Udonen die Grafen von Stade In Hans Patze Begrunder Geschichte Niedersachsens Band 2 Teil 1 Ernst Schubert Hrsg Politik Verfassung Wirtschaft vom 9 bis zum ausgehenden 15 Jahrhundert Veroffentlichungen der Historischen Kommission fur Niedersachsen Bremen und die Ehemaligen Lander Hannover Oldenburg Braunschweig und Schaumburg Lippe 36 Hahn Hannover 1997 ISBN 3 7752 5900 7 S 165 167 hier S 167 Annalista Saxo a A 969 Heinricum de Stadhe Annalista Saxo a A 1032 Heinrich Calvi de Stadhen DO I 205 Ernst Schubert Die Billunger In Hans Patze Begrunder Geschichte Niedersachsens Band 2 Teil 1 Ernst Schubert Hrsg Politik Verfassung Wirtschaft vom 9 bis zum ausgehenden 15 Jahrhundert Veroffentlichungen der Historischen Kommission fur Niedersachsen Bremen und die Ehemaligen Lander Hannover Oldenburg Braunschweig und Schaumburg Lippe 36 Hahn Hannover 1997 ISBN 3 7752 5900 7 S 155 164 hier S 159 Gerd Althoff Adels und Konigsfamilien im Spiegel ihrer Memorialuberlieferung Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen Munstersche Mittelalter Schriften Band 47 Fink Munchen 1984 ISBN 3 7705 2267 2 S 73 Dazu Charlotte Warnke Das Kanonissenstift St Cyriacus zu Gernrode im Spannungsfeld zwischen Hochadel Kaiser Bischof und Papst von der Grundung 961 bis zum Ende des Investiturstreits 1122 In Irene Crusius Hrsg Studien zum Kanonissenstift Veroffentlichungen des Max Planck Instituts fur Geschichte Bd 167 Studien zur Germania Sacra Bd 24 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2001 ISBN 3 525 35326 X S 201 274 hier S 211 Nach Widukind III 50 soll Otto I die Sohne sogar adoptiert haben loco filiorum eum assumpserit Widukind III 51 Widukind III 52 Thietmar III 6 dazu Gunter Muller Harald Gormssons Konigsschicksal in heidnischer und christlicher Deutung in Fruhmittelalterliche Studien Bd 7 1973 S 118 142 hier S 124 Thietmar II 28 dazu ausfuhrlich Gerd Althoff Das Bett des Konigs in Magdeburg Zu Thietmar II 28 In Helmut Maurer Hans Patze Hrsg Festschrift fur Berent Schwinekoper Zu seinem siebzigsten Geburtstag Thorbecke Sigmaringen 1982 ISBN 3 7995 7020 9 S 141 153 Thietmar II 28 Richard Georg Hucke Die Grafen von Stade 900 1144 Genealogie politische Stellung Comitat und Allodialbesitz der sachsischen Udonen Einzelschriften des Stader Geschichts und Heimatvereins Stader Geschichts und Heimatverein Bd 8 Selbstverlag des Stader Geschichts und Heimatvereins Stade 1956 S 12 Gerd Althoff Adels und Konigsfamilien im Spiegel ihrer Memorialuberlieferung Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen Munstersche Mittelalter Schriften Band 47 Fink Munchen 1984 ISBN 3 7705 2267 2 S 397 Normdaten Person GND 138779066 lobid OGND AKS VIAF 95406418 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Heinrich von StadeALTERNATIVNAMEN Heinrich I von Stade Heinrich I der KahleKURZBESCHREIBUNG Graf in HarsefeldGEBURTSDATUM 10 JahrhundertSTERBEDATUM um 975 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heinrich von Stade amp oldid 219511173