www.wikidata.de-de.nina.az
Gerberga mitunter auch Gerberga von Sachsen 913 in Nordhausen 1 5 Mai 969 war Herzogin von Lothringen und westfrankische Konigin Die alteste Tochter des deutschen Konigs Heinrich I und seiner zweiten Gemahlin Mathilde und damit Schwester Kaiser Ottos I entwickelte sich dabei aus der Rolle der Ehefrau in einer politischen Zweckehe heraus zu einer selbstandig Politik betreibenden Frau die schliesslich in Vertretung ihres minderjahrigen Sohnes Frankreich regierte Gerberga von Sachsen Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Die Ehe mit Giselbert von Lothringen 1 2 Die Ehe mit Ludwig IV von Frankreich 1 3 Die Witwenzeit 2 Nachkommen 3 Rezeption 4 Literatur 5 Weblinks 6 AnmerkungenLeben BearbeitenGerberga wurde 913 auf der Burg Nordhausen geboren die 910 von Heinrich I errichtet wurde Heinrich war bei ihrer Geburt noch Herzog der Sachsen ihre Mutter Mathilde war seine zweite Ehefrau Gerberga die einen der Leitnamen des liudolfingischen Geschlechts erhielt war das zweite Kind nach Otto und die alteste Tochter Ihr folgten die jungeren Geschwister Hadwig Heinrich und Brun Uber Gerbergas Jugend ist nichts bekannt Aufgrund dessen dass Gerberga als hochgebildet beschrieben wurde ist eine Erziehung in einem Frauenstift wie sie fur hochadelige Tochter ublich war wahrscheinlich Die Ehe mit Giselbert von Lothringen Bearbeiten Heinrich I verheiratete Gerberga 928 mit dem Herzog Giselbert von Lothringen Bei dieser Ehe handelte es sich um eine fur die damalige Zeit ubliche Zweckehe Heinrich wertete Giselberts Ansehen dadurch auf dass er ihm seine Tochter zur Frau gab und band gleichzeitig Lothringens machtigsten Adeligen an das ostfrankische Reich Lothringen an der Westgrenze des Ostfrankenreiches gelegen war durch die Teilung von Prum aus dem Lotharii Regnum hervorgegangen das selbst erst 843 zusammen mit Ost und Westfrankenreich durch die Teilung des Karolingischen Reiches unter den Sohnen Ludwigs des Frommen entstanden war Seitdem war es Zankapfel zwischen den beiden Frankenreichen Nach einer zeitweiligen Teilung war das Gebiet 880 aufgrund des Vertrags von Ribemont vollstandig an das Ostfrankenreich gefallen 911 hatte Giselberts Vater allerdings nach dem Tod des letzten ostfrankischen Karolingers dem neugewahlten Konrad I die Gefolgschaft verweigert und sich dem Westfrankenreich angeschlossen Giselbert Herzog ab 928 war jedoch auch mit den Westfrankenherrschern in Konflikt geraten moglicherweise um sein Land aus der Abhangigkeit zu losen und hatte schliesslich nach einigen politischen Schachzugen und Feldzugen 925 Heinrich I die Treue geschworen Gerbergas Verheiratung mit Giselbert war Teil der Anstrengungen Heinrichs das neu geschaffene Herzogtum an sein Reich zu binden Ob Gerberga politischen Einfluss auf Giselbert hatte ist fraglich Eine Quelle des 11 Jahrhunderts die Translatio s Servatii des Iocundus stellt Gerberga als treibende Kraft hinter Giselberts Entscheidung dar den Aufstand ihres jungeren Bruders Heinrich gegen ihren alteren Bruder Otto I zu unterstutzen in dessen Verlauf Giselbert 939 im Rhein ertrank Winfrid Glocker 2 halt diese Darstellung allerdings fur nicht glaubhaft da Giselbert sicher nicht eine Beeinflussung durch seine Ehefrau benotigte um sein schon zuvor verfolgtes Ziel eines lothringischen Sonderkonigtums zu verfolgen Allerdings belege diese Quelle dass Gerberga nicht die ihr von Heinrich I zugedachte Rolle Giselbert an die Ottonen zu binden erfullte sondern sich als Giselberts Ehefrau fur dessen Ziele eingesetzt habe Die Ehe mit Ludwig IV von Frankreich Bearbeiten Durch Giselberts Tod war Gerberga im Alter von etwa 26 Jahren Witwe und fiel damit unter die Munt des Familienoberhaupts ihrer Sippe also die ihres alteren Bruders Otto I Dieser plante Gerberga oder deren Tochter mit dem Herzog von Bayern zu verheiraten Hierzu kam es jedoch nicht da Gerberga begann eigene politische Entscheidungen zu treffen Zunachst verweigerte sie ihrem Bruder Heinrich dessen Aufstand mit Giselberts Tod zusammenbrach ihren Schutz und distanzierte sich so von Giselberts Politik um dann eine neue Ehe einzugehen Gerberga heiratete Ludwig IV den Uberseeischen den Konig des Westfrankenreiches der wie der Chronist Richer von Reims berichtet von Mitleid mit der schonen Witwe erfullt war Tatsachlich waren Ludwigs Ziele politischer Natur Ludwig erhob mit der Heirat den Anspruch auf Lothringen zugleich holte er ein Statusdefizit gegenuber seinem innenpolitischen Widersacher Hugo von Franzien auf der Gerbergas Schwester Hadwig geheiratet hatte Der Name Lothar des 941 geborenen Sohnes Ludwigs und Gerbergas besagte programmatisch dass der Anspruch des Westfrankenreiches auf Lothringen weiter bestand Ludwigs Ambitionen auf Lothringen scheiterten allerdings an Ottos militarischer Uberlegenheit 942 verzichtete Ludwig fur das Westfrankenreich auf Lothringen Dieser Verzicht wird teilweise auf die Vermittlung Gerbergas zuruckgefuhrt die dabei im Sinne der ottonischen Machtpolitik gehandelt habe Falls Gerberga ihren Ehemann Ludwig allerdings beeinflusste dann eher in dessen eigenem Interesse Ludwig IV hatte innenpolitisch Schwierigkeiten uberhaupt gegen Hugo von Franzien eine Machtbasis zu erhalten seine Gegner Hugo und Otto hatten sich zudem verbundet Durch den Friedensschluss loste Ludwig Otto aus diesem Bundnis so dass er sich auf seinen innenpolitischen Gegner und Schwager Hugo konzentrieren konnte 945 geriet Ludwig bei Rouen in die Gefangenschaft von Normannen die ihn spater an Hugo auslieferten Fur die Freilassung forderte Hugo den Thronfolger Lothar als Geisel und politische Zugestandnisse insbesondere die Herausgabe der sehr wichtigen Stadt Laon Durch die Gefangenschaft ihres Mannes war Gerberga in Vertretung Lothars Regentin und es gelang ihr Ludwig frei zu bekommen ohne Hugos Forderungen komplett zu erfullen Statt Lothar stellte sie dessen jungeren Bruder Karl als Geisel Allerdings musste sie Laon einem Vasallen Hugos ubergeben Anschliessend uberzeugte Gerberga Ludwig zu einer volligen politischen Kehrtwendung Sie bat ihren Bruder Otto um Unterstutzung fur das weitgehende entmachtete westfrankische Konigtum Die Bundnissituation kehrte sich um zwischen Ludwig und Otto entwickelte sich ein enges Bundnis das uber Jahre anhielt Zwischen 946 und 950 trafen sich die beiden Konige funfmal zu Ostern 949 war Gerberga Gast ihres Bruders in Aachen wo dieser sein Hilfeversprechen erneuerte Der Druck den das von Gerberga vermittelte Bundnis auf Hugo von Franzien ausubte ermoglichte Gerberga 953 schliesslich einen Friedensschluss zwischen ihrem Mann Ludwig und ihrem Schwager Hugo zu vermitteln Die Witwenzeit Bearbeiten nbsp In der Abtei Saint Remi in Reims wurde Gerberga begraben 954 fiel Ludwig IV vom Pferd und starb an den Folgen der Verletzung Gerberga war zum zweiten Mal Witwe und Regentin des Westfrankenreiches da ihr Sohn Lothar mit 13 Jahren noch nicht regierungsfahig war Zudem musste Lothar durch den Adel zum Konig gewahlt werden Gerberga gelang es dieses zu erreichen indem sie Hugo von Franzien den grossten Rivalen ihres Mannes aber auch ihren Schwager um Unterstutzung bat Gerbergas Entscheidung nicht ihren Bruder Otto sondern Hugo um Hilfe zu bitten war politisch weitblickend Ein Einfluss Ottos bei der Wahl Lothars hatte das westfrankische Konigtum vollig vom ostfrankischen abhangig gemacht Mit der Bitte an Hugo machte sie zwar das Konigtum ihres Sohnes von diesem abhangig und gestand ihre politisch schwache Position ein Hugo der in dieser Situation selbst nach dem Konigtum hatte greifen konnen unterstutzte dennoch Gerbergas Sohn Lothar der Konig von Frankreich wurde wahrend Hugo bis zu seinem Tod 956 der machtigste Mann im Westfrankenreich blieb Hugos Tod brachte das Westfrankenreich in die Situation dass Gerberga und ihre Schwester Hadwig an der Spitze der beiden machtigsten Familien standen jeweils in Vertretung fur ihre Sohne Gerberga arbeitete in dieser Phase eng mit ihrer liudolfingischen Verwandtschaft zusammen die Macht im Westfrankenreich wurde von ihr Hadwig und ihrem jungeren Bruder Brun der auf sich die Amter des Erzbischofs von Koln und des Herzogs von Lothringen vereinte und Otto I in vielen Angelegenheiten als Kanzler vertrat ausgeubt Durch die Anlehnung an ihre Familie sicherte Gerberga den status quo im Westfrankenreich bis ihr Sohn Lothar selbst die Regierung fuhren konnte Auch wenn Gerberga ab 959 als Abtissin von Notre Dame in Soissons eine traditionelle Position fur eine Witwe ubernahm blieb sie politisch aktiv 961 kummerte sie sich um die Nachfolge des Erzbischofs von Reims 965 nahm sie an dem Kolner Hoftag ihres Bruders Otto I teil auf dem ihr Sohn Lothar ein Ehebundnis mit Ottos Stieftochter Emma einging Gerberga starb am 5 Mai vermutlich im Jahr 969 3 und wurde in der Abtei Saint Remi in Reims begraben Nachkommen BearbeitenGerberga hatte aus ihren beiden Ehen insgesamt elf Kinder Aus der Ehe mit Giselbert von Lothringen stammen Heinrich vor 944 Hadwig starb jung Alberada mit Graf Rainald von Roucy Gerberga nach 978 mit Graf Albert I von VermandoisAus der Ehe mit Ludwig IV von Frankreich stammen Lothar Frankreich 941 986 Konig von Frankreich 954 966 Emma von Italien Tochter des Konigs Lothar II von Italien Mathilde Ende 943 nach 26 November 981 um 964 Konrad III Konig von Burgund 993 Welfen Karl Januar 945 vor 953 eine Tochter Name nicht uberliefert Anfang 948 Ludwig Dezember 948 vor 10 September 954 Karl 953 nach 991 Zwilling Herzog von Niederlothringen 977 991 Heinrich Sommer 953 bald nach der Taufe ZwillingRezeption BearbeitenGerberga war wie ihre Zeitgenossinnen Adelheid von Burgund und Theophanu eine hochgebildete Frau die politische Verantwortung ubernahm Von der deutschen Geschichtsschreibung wird Gerberga uberwiegend als Ottonin behandelt die dabei im Interesse einer ottonischen Familienpolitik gewirkt habe Die franzosischsprachige Geschichtsschreibung sieht Gerberga als die Person die die Herrschaft der Karolinger im Westfrankenreich gefestigt und fur einige Jahrzehnte erhalten hat und sich dabei ihrer ostfrankischen Familie bedient hat Literatur BearbeitenWinfrid Glocker Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik Bohlau Verlag Koln 1989 ISBN 3 412 12788 4 Eduard Hlawitschka Gerberga In Neue Deutsche Biographie NDB Band 6 Duncker amp Humblot Berlin 1964 ISBN 3 428 00187 7 S 256 f Digitalisat Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Gerberga Frankreich Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienAnmerkungen Bearbeiten Nordhauser Personlichkeiten aus elf Jahrhunderten Horb am Neckar Geiger 2009 S 78 Glocker 1989 S 32 Zur Datierung siehe Ferdinand Lot Les derniers Carolingiens Paris 1891 S 62 und Anm 2 Glocker 1989 S 272 VorgangerinAmtNachfolgerinEmma von FrankreichWestfrankische Konigin 939 954Emma von ItalienNormdaten Person GND 138741018 lobid OGND AKS VIAF 90997069 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME GerbergaALTERNATIVNAMEN Gerberga von Sachsen vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG Herzogin von Lothringen und westfrankische KoniginGEBURTSDATUM 913GEBURTSORT NordhausenSTERBEDATUM 5 Mai 969 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gerberga Frankreich amp oldid 237068678