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Carl Heinrich Triepel 12 Februar 1868 in Leipzig 23 November 1946 in Untergrainau war ein deutscher Rechtswissenschaftler Er grundete die Vereinigung der Deutschen Staatsrechtslehrer und gilt als einer der bedeutendsten Staats und Volkerrechtler im 20 Jahrhundert Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Leistungen 3 Werke 4 Herausgeber 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenTriepel wurde als Sohn des Prokuristen und Teilhabers eines Exportgeschafts in Paris Gustav Adolf Triepel und seiner Schweizer Frau Mathilde Marie Henriette geb Kurz geboren Sein Bruder war der spatere Anatom Hermann Triepel Er heiratete 1894 Maria Sophia Ebers eine Tochter des Agyptologen und Schriftstellers Georg Ebers Triepel besuchte die Teichmannsche Privatschule und absolvierte sein Abitur 1886 an der humanistischen Thomasschule zu Leipzig 1 Triepel studierte zunachst an der Albert Ludwigs Universitat Freiburg Rechtswissenschaft und Kameralistik 1886 wurde er im Corps Suevia Freiburg recipiert 2 aus dem er jedoch 1934 aus rassistischen Grunden ausgeschlossen wurde sein Schwiegervater war vom Judentum konvertierter Protestant was ihn tief personlich krankte 3 Er horte bei Gustav Friedrich Eugen Rumelin Karl von Amira und Heinrich Rosin Als Inaktiver wechselte er an die Universitat Leipzig an der Adolph Schmidt Rudolph Sohm Adolf Wach Emil Albert Friedberg Bernhard Windscheid und Wilhelm Roscher lehrten 1890 beendete er das Studium mit dem Ersten Staatsexamen Mit einer Doktorarbeit bei Karl Binding wurde er 1891 zum Dr iur utr promoviert 4 Von 1890 bis 1894 war er als Rechtsreferendar am Amtsgericht Leipzig und am Landgericht Leipzig tatig Assessor war er beim Notar Heinrich Erler in Leipzig 1894 bestand er die Zweite Juristische Staatsprufung Im Jahre 1893 habilitierte Triepel sich in Staats Volker und Verwaltungsrecht und wurde Privatdozent fur Staatsrecht an der Leipziger Juristenfakultat Gleichzeitig war er von 1896 bis 1897 Gerichtsassessor und Hilfsrichter am Landgericht Leipzig tatig 1899 wurde er a o Professor in Leipzig Im Jahr 1900 ging er als o Professor fur Offentliches Recht als Nachfolger von Gerhard Anschutz an die Eberhard Karls Universitat Tubingen Er wurde zum Dr scient polit promoviert und wechselte 1909 auf den Lehrstuhl fur Staatsrecht Verwaltungsrecht Kirchenrecht und Volkerrecht an die Christian Albrechts Universitat zu Kiel Gleichzeitig lehrte er fur den abgesetzten Moritz Liepmann an der Marineakademie und schule Kiel Zu seinen Schulern in Kiel gehorte Prinz Adalbert von Preussen 1913 folgte Triepel dem Ruf auf die Friedrich Wilhelms Universitat zu Berlin als Staats Verwaltungs und Kirchenrechtler Im Marz 1935 wurde er emeritiert 5 Am dortigen Juristischen Institut blieb er bis die Institutsarbeit Ende 1944 durch den Krieg unterbrochen wurde 1923 hielt er eine Vorlesung an der Haager Akademie fur Volkerrecht und 1928 Vortrage anlasslich der Hauptversammlung der Kaiser Wilhelm Gesellschaft zur Forderung der Wissenschaften in Munchen 1928 wurde er von der Reichsregierung in den Verfassungsausschuss der Landerkonferenz berufen Ab 1931 war er Vorsitzender der Standigen Deputation des Deutschen Juristentages Triepel war Mitglied des Deutschen Alpenvereins Ab 1891 war er Mitglied des Kaiserlichen Yacht Clubs in Kiel Von 1910 bis 1920 war er Mitglied des Institut de Droit international Im Ersten Weltkrieg unterzeichnete Triepel 1915 die Seeberg Adresse die annexionistische Kriegsziele formulierte und einen Siegfrieden forderte 1917 unterzeichnete er die Erklarung gegen die Reichstagsmehrheit die einen Verstandigungsfrieden wie ihn der Reichstag gefordert hatte ablehnte 1918 unterzeichnete er Aufrufe von Hochschullehrern an die Oberste Heeresleitung und an den Reichskanzler Max von Baden die sich fur einen Annexionsfrieden und gegen einen Frieden der Vergewaltigung aussprachen 6 Triepel geriet zwischen 1918 und 1920 mit der Deutschen Liga fur den Volkerbund unter dem Vorsitz von Matthias Erzberger in Konflikt und widersetzte sich deren Versuchen den pazifistisch gesinnten Volkerrechtler Walther Schucking nach Berlin zu berufen 7 Bis 1918 war Triepel Mitglied der Deutschen Reichspartei 1919 trat er in die Deutschnationale Volkspartei ein die er 1929 oder 1930 verliess weil er dem radikalen Kurs des Parteifuhrers Alfred Hugenberg nicht folgen mochte Er sympathisierte vielmehr mit Gottfried Treviranus 8 War Triepel wahrend des Kaiserreichs als leidenschaftlicher Monarchist hervorgereten so wurde er wahrend der Weimarer Republik auch als Herzensmonarchist konstruktiver Begleiter der Weimarer Verfassung Er beteiligte sich aktiv an Kommissionen und Verbanden und gehorte dem Staatsgerichtshof an Wahrend er sich dabei fur die Starkung des Rechtsstaats einsetzte brachte er in seiner Rektoratsrede von 1927 eine demokratiekritische Haltung zum Ausdruck Hier sprach er davon dass ein nach liberalen Prinzipien geformtes Recht im unversohnlichen Gegensatz zur massendemokratischen Wirklichkeit stehe Er forderte die Umwandlung der egalitaren Demokratie in eine Fuhreroligarchie mit organischem Staatsaufbau 9 Die Machtubernahme der Nationalsozialisten begrusste Triepel in einem Zeitungsartikel am 2 April 1933 als Befreiung und beschrieb das Ermachtigungsgesetz als legale Revolution In einem Geleitwort fur das Archiv des offentlichen Rechts bekannte sich Triepel ausserdem dazu eine im Werden begriffene verfassungsrechtliche Neubildung verstehend und helfend hier anfeuernd dort warnend zu begleiten 10 Gegenuber Versuchen zur Gleichschaltung des Deutschen Juristentages bevorzugte Triepel die dauerhafte Suspendierung Er trat 1933 als Mitherausgeber der Deutsche Juristenzeitung zuruck und ein Jahr spater auch als Herausgeber des Archivs fur offentliches Recht Die Missachtung des Rechtsstaates und seiner Institutionen sowie die Entrechtung enger Freunde machten Triepel so zitiert Andreas von Arnauld zustimmend Gertrud Rapp im NS Staat zu einem Dissidenten der freilich nie Widerstand leistete Der NSDAP oder Institutionen des NS Staats trat Triepel nicht bei 11 Nach einer missgluckten Augenoperation im Jahr 1945 fast vollig erblindet lebte Triepel zuletzt in seinem Sommerhaus am Fuss der Zugspitze wo er Ende 1946 starb Leistungen BearbeitenEine der bedeutenden Lebensleistungen Triepels stellt die Grundung der Vereinigung der Deutschen Staatsrechtslehrer im Jahr 1921 22 dar Grundgedanke war unter den Bedingungen der Nachkriegszeit und der neuen Verfassungslage ein Forum gemeinsamer Beratung und gegenseitigen Austauschs zu schaffen Die Vereinigung tagte bis 1932 jahrlich an wechselnden Orten und griff dabei auch ausgesprochen aktuelle Themen auf etwa die Frage nach dem Foderalismus unter der neuen Verfassung oder die Diktaturgewalt des Reichsprasidenten Ab 1932 wurde die Vereinigung zunachst noch formal weitergefuhrt 1938 wurde sie aufgelost und erst 1949 vor allem auf Initiative von Walter Jellinek neu gegrundet Triepel lehnte den Nationalsozialismus ab und widersetzte sich der Gleichschaltung der Staatsrechtslehrer Vereinigung Hohepunkt der akademischen Laufbahn Triepels war sein Rektoratsjahr 1926 1927 Haufig zitiert wurden die Worte mit denen er den prunkvollen Rektormantel an seinen Nachfolger ubergab Dieser Mantel ist schwer und das ist gut man kann ihn nicht so leicht nach dem Winde hangen 12 Triepel verfasste zahlreiche Werke zu Staats und Volkerrecht die pragende Auswirkungen auf das zeitgenossische und gegenwartige Rechtsverstandnis hatten Er gilt als Begrunder des dualistischen Lehre im Volkerrecht Ab 1901 gab er die Quellensammlung zum Staats Verwaltungs und Volkerrecht heraus Werke BearbeitenDas Interregnum 1892 Die neuesten Fortschritte auf dem Gebiete des Kriegsrechts 1894 Volkerrecht und Landesrecht 1899 Unitarismus und Foderalismus im Deutschen Reiche 1907 Die Zukunft des Volkerrechts Leipzig 1916 Die Reichsaufsicht Berlin 1917 Die Freiheit der Meere und der kunftige Friedensschluss Bern 1917 Virtuelle Staatsangehorigkeit Berlin 1921 Streitigkeiten zwischen Reich und Landern Berlin 1923 Volkerrecht ca 1924 Les rapports entre le droit interne et le droit international 1925 Der Foderalismus und die Revision der Weimarer Reichsverfassung ca 1925 Staatsrecht und Politik Berlin 1926 Die Staatsverfassung und die politischen Parteien Berlin 1928 Wesen und Entwicklung der Staatsgerichtsbarkeit Berlin 1929 Die Staatsverfassung und die politischen Parteien 1930 Internationale Wasserlaufe 1931 Die Hegemonie Stuttgart 1938 Delegation und Mandat im offentlichen Recht Stuttgart 1942 Vom Stil des Rechts Heidelberg 1947 Herausgeber BearbeitenQuellensammlung zum Deutschen Reichsstaatsrecht 1922 1926 1931 Offentlich rechtliche Abhandlungen 14 Bde 1921 1933 Erg Bd Verwaltungsrechtliche Abhandlungen 1925 Literatur BearbeitenCarl Bilfinger In memoriam Heinrich Triepel 1868 1946 In Zeitschrift fur auslandisches offentliches Recht und Volkerrecht 13 1950 51 S 1 13 Alexander Hollerbach Zu Leben und Werk Heinrich Triepels In Archiv des offentlichen Rechts 1966 S 417 ff Ulrich M Gassner Heinrich Triepel Leben und Werk Duncker amp Humblot Berlin 1999 ISBN 3 428 09216 3 Ulrich M Gassner Triepel Heinrich In Neue Deutsche Biographie NDB Band 26 Duncker amp Humblot Berlin 2016 ISBN 978 3 428 11207 5 S 412 Digitalisat Heinrich Triepel In Helmut Marcon Heinrich Strecker Gunter Randecker Hrsg 200 Jahre Wirtschafts und Staatswissenschaften an der Eberhard Karls Universitat Tubingen Leben und Werk der Professoren Steiner Stuttgart 2004 ISBN 3 515 06657 8 S 340 ff Bardo Fassbender Heinrich Triepel und die Anfange der dualistischen Sicht von Volkerrecht und Landesrecht im spaten 19 Jahrhundert In Lukas Gschwend u a Hrsg Recht im digitalen Zeitalter Festgabe Schweizerischer Juristentag 2015 in St Gallen Dike Zurich St Gallen 2015 S 449 469 Ulrich M Gassner Triepel Heinrich In Neue Deutsche Biographie NDB Band 26 Duncker amp Humblot Berlin 2016 ISBN 978 3 428 11207 5 S 412 f Digitalisat Heinrich Triepel In Karin Orth Vertreibung aus dem Wissenschaftssystem Gedenkbuch fur die im Nationalsozialismus vertriebenen Gremienmitglieder der DFG Steiner Stuttgart 2018 Beitrage zur Geschichte der Deutschen Forschungsgemeinschaft 7 ISBN 978 3 515 11953 5 S 136 146 Andreas von Arnauld Heinrich Triepel 1868 1946 In Peter Haberle Michael Kilian Heinrich Amadeus Wolff Staatsrechtslehrer des 20 Jahrhunderts Deutschland Osterreich Schweiz de Gruyter Berlin 2018 ISBN 3 11 054145 9 S 165 181 Armin von Bogdandy Reinhard Mehring Hrsg Heinrich Triepel Parteienstaat und Staatsgerichtshof Gesammelte verfassungspolitische Schriften zur Weimarer Republik Beitrage zum auslandischen offentlichen Recht und Volkerrecht Band 300 Nomos Verlagsgesellschaft mbH amp Co KG Baden Baden 2021 ISBN 978 3 7489 2132 5 doi 10 5771 9783748921325 nomos elibrary de Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Heinrich Triepel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Heinrich Triepel im Munzinger Archiv Artikelanfang frei abrufbar Ubersicht der Lehrveranstaltungen von Heinrich Triepel an der Universitat Leipzig Wintersemester 1893 bis Wintersemester 1900 Heinrich Triepel im Professorenkatalog der Universitat Leipzig Biographie von Heinrich Triepel im Katalog der wissenschaftlichen Sammlungen der Humboldt Universitat zu Berlin Heinrich Triepel Rektor der Friedrich Wilhelms Universitat zu Berlin 1926 Heinrich Triepel bei Duncker amp Humblot Geschichte der Vereinigung der Deutschen Staatsrechtslehrer Triepel Heinrich In Personenlexikon Internationale Beziehungen virtuell PIBv herausgegeben von Ulrich Menzel Institut fur Sozialwissenschaften TU Braunschweig Nachlass Bundesarchiv N 1060Einzelnachweise Bearbeiten Helmut Marcon Heinrich Strecker Gunter Randecker Hrsg 200 Jahre Wirtschafts und Staatswissenschaften an der Eberhard Karls Universitat Tubingen Leben und Werk der Professoren Steiner Stuttgart 2004 ISBN 3 515 06657 8 S 340 Kosener Corpslisten 1930 36 427 Andreas von Arnauld Heinrich Triepel 1868 1946 In Peter Haberle Michael Kilian Heinrich Amadeus Wolff Staatsrechtslehrer des 20 Jahrhunderts Deutschland Osterreich Schweiz de Gruyter Berlin 2018 ISBN 3 11 054145 9 S 167 Dissertation Das Interregnum Eine Staatsrechtliche Untersuchung Andreas von Arnauld Heinrich Triepel 1868 1946 In Peter Haberle Michael Kilian Heinrich Amadeus Wolff Staatsrechtslehrer des 20 Jahrhunderts Deutschland Osterreich Schweiz de Gruyter Berlin 2018 ISBN 3 11 054145 9 S 167 Andreas von Arnauld Heinrich Triepel 1868 1946 In Peter Haberle Michael Kilian Heinrich Amadeus Wolff Staatsrechtslehrer des 20 Jahrhunderts Deutschland Osterreich Schweiz de Gruyter Berlin 2018 S 170 f Andreas von Arnauld Heinrich Triepel 1868 1946 In Peter Haberle Michael Kilian Heinrich Amadeus Wolff Staatsrechtslehrer des 20 Jahrhunderts Deutschland Osterreich Schweiz de Gruyter Berlin 2018 S 171 Ulrich M Gassner Heinrich Triepel Leben und Werk Duncker amp Humblot Berlin 1999 S 181 f Andreas von Arnauld Heinrich Triepel 1868 1946 In Peter Haberle Michael Kilian Heinrich Amadeus Wolff Staatsrechtslehrer des 20 Jahrhunderts Deutschland Osterreich Schweiz de Gruyter Berlin 2018 S 171 f Andreas von Arnauld Heinrich Triepel 1868 1946 In Peter Haberle Michael Kilian Heinrich Amadeus Wolff Staatsrechtslehrer des 20 Jahrhunderts Deutschland Osterreich Schweiz de Gruyter Berlin 2018 S 172 f Andreas von Arnauld Heinrich Triepel 1868 1946 In Peter Haberle Michael Kilian Heinrich Amadeus Wolff Staatsrechtslehrer des 20 Jahrhunderts Deutschland Osterreich Schweiz de Gruyter Berlin 2018 S 173 Carl Bilfinger In Memoriam Heinrich Triepel 1868 1946 pdf 1 2 MB Normdaten Person GND 117417920 lobid OGND AKS LCCN n88070517 VIAF 39452233 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Triepel HeinrichALTERNATIVNAMEN Triepel Carl Heinrich vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Jurist Volkerrechtler StaatsrechtlerGEBURTSDATUM 12 Februar 1868GEBURTSORT LeipzigSTERBEDATUM 23 November 1946STERBEORT Untergrainau Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heinrich Triepel amp oldid 235255859