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Die romisch katholische Pfarrkirche 1 Heilig Kreuz in Polling einer Gemeinde im Pfaffenwinkel wurde zwischen 1416 und 1420 als Kirche eines Augustiner Chorherrenstiftes errichtet In der ersten Halfte des 17 Jahrhunderts wurde die gotische Kirche durch Anbauten und Kapellen erweitert und im Stil des Barock umgestaltet Aus dieser Zeit ist der Stuckdekor von Georg Schmuzer einem der ersten bekannten Mitglieder der Stuckatoren und Architektenfamilie Schmuzer der Wessobrunner Schule erhalten Eine weitere Umgestaltung im Stil des Rokoko erfolgte in der zweiten Halfte des 18 Jahrhunderts Wertvollstes Ausstattungsstuck der Kirche ist das auch als Tassilo Kreuz bezeichnete Pollinger Kreuz ein hochmittelalterliches Tafelkreuz Neben dem Patrozinium der Kreuzauffindung tragt die Kirche auch den Titel Sankt Salvator und ist Jesus Christus als Salvator Mundi Erloser der Welt geweiht Die Kirche steht auf der Liste der geschutzten Baudenkmaler in Bayern 2 Ehemalige Stiftskirche Heilig Kreuz in PollingGlockenturmVorhalle mit der Inschrift LIBERALITAS BAVARICA Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 3 Stuck 4 Ausstattung 5 Orgel 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Kreuzauffindung durch Herzog Tassilo III Nach einer Quelle aus dem 11 Jahrhundert grundete eine Familie aus dem Adelsgeschlecht der Huosi um 750 in Polling ein Benediktinerkloster 3 Im 15 Jahrhundert verbreitete sich die Legende nach der das Kloster Polling auf eine Grundung des Bayernherzogs Tassilo III zuruckgehe Er soll bei der Jagd eine Hirschkuh verfolgt haben die an der Stelle des spateren Klosterbaus ein Kreuz aus dem Boden gescharrt habe Dieses erste Kloster wurde bei den Ungarneinfallen im 10 Jahrhundert vollstandig zerstort Im Jahr 1010 liess der Bayernherzog Heinrich IV der 1014 als Heinrich II zum Kaiser gekront wurde an der Stelle ein Kollegiatstift errichten das nach 1100 in ein Augustiner Chorherrenstift umgewandelt wurde Es wurde eine neue Kirche gebaut die 1160 von Hartmann dem Bischof von Brixen eingeweiht wurde Von diesem romanischen Vorgangerbau ist noch die Krypta unter der Gottesackerkapelle jenseits des Tiefenbachs erhalten Im 13 Jahrhundert entwickelte sich eine vielbesuchte Wallfahrt zum Heiligen Kreuz und man errichtete am heutigen Standort eine Kirche die 1298 geweiht wurde Dieser Kirchenbau wurde im Jahr 1414 zerstort und zwischen 1416 und 1420 im Stil der Gotik wieder aufgebaut 1605 begann man mit dem Neubau des Turms im Stil der Renaissance nach Planen von Hans Krumpper die allerdings aus Geldmangel nicht zu Ende gefuhrt wurden Zwischen 1621 und 1628 liess der Propst Kilian Westenrieder die gotische Hallenkirche erweitern Der Chor wurde um drei Joche nach Osten verlangert und neu eingewolbt Im Norden wurde eine Sakristei im Suden die Reliquien oder Achbergkapelle angebaut jeweils mit daruberliegenden Oratorien An den Langsseiten der Kirche wurden ebenfalls Kapellen angefugt und ringsum Emporen eingezogen Im Jahr 1628 weihte der Bischof von Augsburg Heinrich V von Knoringen den Neubau der Kirche 1733 wurde im Westen die Vorhalle mit der Inschrift LIBERALITAS BAVARICA Bayerische Freigebigkeit angebaut 4 Unter dem Propst Franz Topsl erfolgte zwischen 1761 und 1765 eine weitere Umgestaltung und Erneuerung der Ausstattung im Stil des spaten Rokoko nbsp InnenraumArchitektur BearbeitenAn der Sudseite der Westfassade erhebt sich der 1605 begonnene und unvollendet gebliebene Glockenturm auf den 1822 ein Oktogon mit Spitzhelm aufgesetzt wurde Die aus Pollinger Kalktuff errichtete Kirche ist eine dreischiffige Halle mit funf Jochen Die noch aus gotischer Zeit stammenden spitzbogigen Arkaden werden von hoch aufragenden Achtkantpfeilern mit barockem Stuckdekor getragen Der dreijochige Chor hat die gleiche Breite wie das Mittelschiff und endet mit einem Funfachtelschluss Die Decke der Orgelempore ist mit einem Fresko von Johann Baptist Baader aus dem Jahr 1766 verziert das Konig David auf der Harfe spielend darstellt Stuck BearbeitenDie Pollinger Stiftskirche gehort zu den fruhesten Kirchen die mit Wessobrunner Stuck ausgeschmuckt wurden Der Stuckdekor wurde 1625 von Georg Schmuzer ausgefuhrt Die geometrischen Formen die von Eierstaben gerahmten Felder die zahlreichen Rosetten und Girlanden weisen von der Spatrenaissance zum fruhen Barock Die Kapitelle der schlanken Pfeiler sind mit Akanthus und wie die Fensterumrahmungen mit geflugelten Engelskopfen verziert nbsp Stuckkartusche mit Wappen nbsp Kapitell nbsp Stuckdekor und Fresko uber der OrgelemporeAusstattung Bearbeiten nbsp Pollinger Kreuz nbsp KanzelDas in Polling verehrte Tafelkreuz das Tassilo Kreuz wurde aus Fichtenbrettern gezimmert die von einem Baum stammen der zwischen 884 und 1018 gefallt wurde Das bruchig gewordene Holz das mit Hilfe von Metallklammern zusammengehalten wurde uberzog man um 1180 mit Pferdehaut die die Metallklammern kaschieren sollte Wohl um 1230 40 wurde es mit dem lebensgrossen Bild des Gekreuzigten bemalt Ursprunglich stand das Kreuz an einem Seitenaltar Hier befand sich der sogenannte Kreuzaltar ein um 1420 vom sogenannten Meister der Pollinger Tafeln geschaffener gotischer Flugelaltar der heute in der Alten Pinakothek in Munchen aufbewahrt wird Auf den Flugeln des Altars werden die Szenen der Auffindung des Kreuzes durch Herzog Tassilo III und die Kreuzerhebung dargestellt An diesem Altar stand das Pollinger Kreuz bis es im Jahr 1628 auf dem Hauptaltar aufgestellt wurde nbsp Pollinger Kreuz HDRDer Hochaltar wurde von 1623 bis 1628 29 von Bartholomaus Steinle geschaffen und 1763 bis 1765 durch den Munchner Bildhauer Johann Baptist Straub zu einem Buhnenaltar umgestaltet Vom ursprunglichen Altar sind noch ein Teil der Putten und die Figuren des heiligen Ulrich des Schutzpatrons des Bistums Augsburg und des heiligen Augustinus des Ordenspatrons erhalten Die drei um den Tabernakel angeordneten weiblichen Skulpturen verkorpern die Gottlichen Tugenden Glaube mit Kelch Liebe mit Herz und Hoffnung mit Anker Sie stammen wie die Figuren Kaiser Heinrichs II und seiner Gemahlin Kunigunde die um 1774 geschaffen wurden von Johann Baptist Straub oder seiner Werkstatt 1763 wurde das Heilige Kreuz in die Mitte der Altarwand umgeben von einem Strahlenkranz aus vergoldetem Kupfer unter einem Rokoko Baldachin eingesetzt Die beiden Seitenaltare der Marienaltar und der Augustinusaltar wurden ebenfalls 1625 von Bartholomaus Steinle geschaffen und 1762 63 von Johann Baptist Straub im Stil des spaten Rokoko umgestaltet 1763 liess Propst Franz Topsl in den Seitenkapellen acht neue Altare aus Stuckmarmor aufstellen Die Kanzel aus dem Jahr 1705 weist eine reiche Vergoldung auf Die Olgemalde am Kanzelkorb stellen die Gottlichen Tugenden Glaube Hoffnung und Liebe dar unter dem Schalldeckel ist die Taube als Symbol des Heiligen Geistes dargestellt Die Puttenkopfe unten am Kanzelkorb weisen durch ihren Gesichtsausdruck des aufmerksamen Hinhorens auf die Bedeutung der Predigt hin In der Vorhalle erinnern zwei Olgemalde aus der Zeit um 1735 an die legendare Grundung des Klosters durch Herzog Tassilo III im 8 Jahrhundert und seine Wiederherstellung im 11 Jahrhundert durch Kaiser Heinrich II und seine Gemahlin Kunigunde Die Kirchenbanke mit ihren Rokokowangen wurden kurze Zeit nach 1760 geschnitzt Aus den 1760er Jahren stammen ebenfalls die Gitter unter der Orgelempore und die Gitter aus bemaltem Eisenblech mit ihren geschnitzten Aufsatzen an den Emporen von Chor und Langhaus Die am Triumphbogen gegenuber der Kanzel auf einem Thron sitzende Madonna mit Kind aus dem Jahr 1526 gilt als ein Hauptwerk des in Landshut ansassigen Bildhauers Hans Leinberger Die Reliquien oder Achbergkapelle zeigt in den vier Kreuzgewolben die von einem Mittelpfeiler getragen werden Deckenmalerei von Johann Baptist Baader Thema des Bilderzyklus ist die Kindheitsgeschichte Jesu Verkundigung Lk 1 26ff Heimsuchung Lk 1 39ff Anbetung der Hirten Lk 2 15ff und Flucht nach Agypten Mt 2 13ff Die vier farbigen Hauptbilder sind von je zwei verschlusselten Sinnbildern monochromen Emblemen in Rocaille Kartuschen mit Bezug auf das jeweilige Bildthema begleitet Unter den zahlreichen Grabsteinen der Kirche befinden sich die Epitaphe fur Eusebius Amort Gerhoh Steigenberger und Propst Franz Topsl bedeutende Vertreter der Katholischen Aufklarung in Bayern nbsp Kaiser Heinrich II nbsp Kunigunde von Luxemburg nbsp Madonna nbsp Emporengitter nbsp NUNTIA PACIS Botschaft des Friedens Arche Noah Regenbogen Taube nbsp Anbetung der Hirten GLORIA ET IN TERRA PAX nbsp OMNIBUS ORTUS Fur alle aufgegangen nbsp DE CUBILIBUS LEONUM Aus dem Lager der Lowen nbsp Flucht der Heiligen Familie nbsp RECIPIT ET TUETUR Sie nimmt auf und beschutztOrgel Bearbeiten nbsp Orgel nbsp Historischer Orgelprospekt der Pirchner OrgelDie Ursprunge der ersten Orgel sind wenig bekannt oder beschrieben Uber die Jahrhunderte hinweg wurden die Orgeln vielmals verandert bzw vollstandig neu konzipiert und gebaut Belegt ist dass bis 1628 der Orgelbauer Simon Hayl Sohn und Schuler von Daniel Hayl aus Irsee vier Orgeln in das neu errichtete Kirchengebaude eingebaut hat eine grosse Hauptorgel zwei kleinere Chororgeln sowie ein viertes kleines Instrument Im Zuge von Renovierungsarbeiten ab 1763 wurde von Johann Georg Horterich aus Dirlewang eine neue Haupt und Chororgel gebaut Das Orgelgehause stammte von Franz Xaver Schmadl Die Sakularisation uberstand die Horterich Hauptorgel im Wesentlichen unbeschadet Reparaturarbeiten wurden in den Jahren 1881 und 1899 vom Orgelbauer Max Maerz aus Munchen durchgefuhrt Wahrend des Ersten Weltkriegs wurde die Horterich Orgel 1915 durch einen deutlich verkleinerten Neubau der Rheinlander Fa Koulen ersetzt Die Koulen Orgel war nur zweimanualig das Ruckpositiv wurde stillgelegt blieb aber als Gehause erhalten Im Jahr 1964 baute der Augsburger Max Offner ein neues Werk um die alte Horterich Orgel inklusive Ruckpositiv wiederherzustellen Leider waren die damals verbauten Materialien und Werkstoffe nicht auf eine lange Haltbarkeit und Lebensdauer ausgelegt Bereits in den 1980er Jahren wurde erkennbar dass Reparatur und Uberarbeitungsaufwand keine langfristige Losung darstellen Schliesslich wurde 1996 ein Orgelneubau beschlossen Im Jahr 2004 wurde von der Orgelbaufirma Johann Pirchner aus Steinach am Brenner ein neues Werk mit 42 Registern auf drei Manualen und Pedal in das alte Gehause eingebaut Die Pirchner Orgel wurde am 5 Dezember 2004 durch den Hwst Herrn Erzabt Jeremias Schroder geweiht Das Eroffnungskonzert wurde vom Munchner Prof Harald Feller gestaltet Die vom Stiftsorganisten Stefan Niebler erarbeitete Disposition der Pirchner Orgel orientiert sich an suddeutsch barocken Klangvorbildern und lautet 5 nbsp Spieltisch der Pirchner OrgelI Hauptwerk C g3Bourdon 16 Principal 8 Voce umana 8 Rohrflote 8 Gambe 8 Octave 4 Spitzflote 4 Quinte 2 2 3 Octave 2 Mixtur major IVMixtur minor IIICornetTrompete 8 II Ruckpositiv C g3Copel 8 Quintade 8 Principal 4 Rohrflote 4 Nazard 2 2 3 Octave 2 Terz 1 3 5 Quinte 1 1 3 Zimbel IIICromorne 8 Tremulant III Unterwerk C g3Holzportun 8 Salizional 8 Piffara 8 Fugara 4 Nachthorn 4 Waldflote 2 Mixtur IVOboe 8 Vox humana 8 Schalmei 4 Tremulant PedalPrincipal 16 Subbass 16 Quinte 10 2 3 Octave 8 Gemshornbass 8 Choralbass 4 Mixtur 2 2 3 Bombarde 16 Posaune 8 Koppeln II I III I III II I P II P III P Bemerkungen Schleiflade mechanische Spiel und Registertraktur Stimmung ungleichschwebend nach VallottiLiteratur BearbeitenGeorg Dehio Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler Bayern IV Munchen und Oberbayern 2 Auflage Deutscher Kunstverlag Munchen 2002 ISBN 3 422 03010 7 S 980 983 Hans Pornbacher Stiftskirche Polling Kunstverlag Josef Fink 2 Auflage Lindenberg 2005 ISBN 3 933784 17 4 Hermann Bauer und Bernhard Rupprecht Hgg Corpus der barocken Deckenmalerei in Deutschland Bd 1 Munchen 1976 S 450 455 Festschrift zur Einweihung der Pirchner Orgel Stiftskirche St Salvator und Heilig Kreuz Polling 2004Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Heilig Kreuz Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Stiftskirche Polling Gemeinde Polling abgerufen am 19 Mai 2015 Hl Kreuz in Polling Katholische Pfarrkirchenstiftung Heilig Kreuz abgerufen am 19 Mai 2015 Einzelnachweise Bearbeiten Bistum Augsburg Denkmalliste fur Polling PDF beim Bayerischen Landesamt fur Denkmalpflege Denkmalnummer D 1 90 142 11 Polling Wallfahrtsort und Hort der Wissenschaft Haus der Bayerischen Geschichte abgerufen am 19 Mai 2015 Egon Johannes Greipl Liberalitas Bavarica In Historisches Lexikon Bayerns Martin Weber Hrsg Die Pirchner Orgel der Stiftskirche St Salvator und Heilig Kreuz in Polling Kath Pfarrkirchenstiftung Polling Polling 2004 ISBN 3 936300 19 4 47 8117 11 1317 Koordinaten 47 48 42 1 N 11 7 54 1 O Normdaten Geografikum GND 4273467 8 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heilig Kreuz Polling amp oldid 238934117