www.wikidata.de-de.nina.az
Als Hannoversche Armee Vollform Koniglich Hannoversche Armee kurz KHA werden die Streitkrafte des Konigreichs Hannover von 1814 bis 1866 bezeichnet die den Grossteil des X Armeekorps des Bundesheeres bildeten Offiziere Generale sowie Garde Korporal 1866Mannschaften und Offiziere der Infanterie Fussjager und Kavallerie 1866Ingenieur Offiziere der Artillerie und Dragoner sowie Arzt 18663 Jager Bataillon 1866 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Organisation 3 Gefechte 4 Bewaffnung 5 Wahlspruch 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenNoch vor dem Zusammenbruch des Konigreichs Westphalen wurden bereits im April 1813 Truppen im ehemaligen Kurfurstentum Hannover aufgestellt und zwar ein leichtes Feldbataillon unter dem Kommando von Oberstleutnant von Estorff in Luneburg und zwei Infanterieregimenter unter Major von Berger in Lauenburg und Major von Zestefleth in Bremen Verden sowie ein Husarenregiment in Bremen Verden unter Major August von dem Knesebeck und ein Dragonerregiment in Luneburg Die Ausbildung der Rekruten ubernahm eine Abteilung der Deutschen Legion unter Oberst Colin Halkett der auch schon 1803 Freiwillige fur die Legion geworben hatte Dieses Kontingent stand unter dem Oberbefehl von Graf Wallmoden Gimborn und kampfte als Russisch Deutsche Legion der Nordarmee siegreich mit in der Schlacht an der Gohrde Im Februar 1814 wurden die Einheiten der Legion drei Infanterie und zwei Kavallerie Brigaden aus den britischen Divisionen herausgelost und mit den neu aufgestellten Einheiten mit eigenen Feldzeichen wieder in hannoverschen Sold gestellt Waren die Rekruten zunachst im Rahmen der allgemeinen Dienstpflicht zur Landwehr eingezogen worden so erfolgte dieses ab 1816 nach einer neuen Landwehrverordnung die 1820 durch eine Militarverordnung ersetzt wurde Danach wurde die bisherige Unterscheidung von Feld und Landwehr Bataillonen aufgehoben und eine Allgemeine Wehrpflicht mit bestandiger Dienstpflicht von einem Jahr eingefuhrt Lediglich die Kavallerie nahm ausschliesslich Freiwillige auf die sich im Rahmen der bis 1864 bestehenden Naturalbequartierung versorgen mussten Das im Oktober 1814 zum Konigreich erhobene Kurfurstentum Hannover wurde zunachst vom Herzog von Cambridge als Generalgouverneur verwaltet oberster Befehlshaber blieb jedoch weiterhin der Konig von England Erst mit dem Antritt von Ernst August der auch den Oberbefehl ubernommen hatte erlangte das Militar eine grossere Bedeutung Mit einer Generalordre fur eine neue Formation hob er 1838 die zuvor vorgenommene Heeresverminderung wieder auf Ausserdem fuhrte er die in der Preussischen Armee gebrauchliche blaue Uniform ein Die von der Nationalversammlung beschlossene allgemeine Wehrpflicht und die Erhohung der Truppenstarke auf zwei Prozent der Bevolkerung hatte fur Hannover eine Aufstockung auf 35 600 Mann bedeutet bei 1 78 Millionen Einwohnern Dagegen hatte sich Ernst August erfolglos gewehrt sein Sohn Georg musste sich dann aber 1855 dem Bundesbeschluss zu einer Aufstockung des Hauptkontingents auf 1 1 6 Prozent der Bevolkerung beugen was zu einer Gesamtstarke von 21 757 fuhrte einschliesslich Reserve und Ersatzeinheiten Die Standeversammlung lehnte allerdings die damit verbundene Erhohung des Militarhaushalts auf uber zwei Millionen Taler ab und genehmigte lediglich 1 7 Millionen Angesichts des Krieges zwischen Frankreich Osterreich und Sardinien 1859 befurchtete Georg in die Auseinandersetzungen hineingezogen zu werden indem Danemark gemeinsam mit Frankreich Deutschland angreifen konnte und verlangte die Aufstockung der Armee auf die doppelte Starke Derartige Plane wurden jedoch durch den Frieden von Villafranca obsolet 1862 63 wurden die Uniformen und die Bewaffnung nach osterreichischem Vorbild gewechselt Die Entwicklung und Einfuhrung des hannoverschen Gewehrs Vorderlader konnten dann aber nicht mehr abgeschlossen werden so dass bis zum Ende zwei unterschiedliche Bewaffnungen vorhanden waren Dusterdieck konstatiert in seiner Dissertation dass das Schicksal des Konigreichs zuvor bereits auf der Ebene der Politik entschieden worden und der Einsatz der Armee letztlich ohne Bedeutung und sinnlos gewesen sei 1 Organisation Bearbeiten nbsp General Kadett Cadet Infanterie Sergeant als Fahnentrager 1866Die Armee stand zuerst unter dem Oberbefehl von Generalleutnant von Alten und stellte 1814 mit zwolf Infanterie acht Kavallerieregimentern zwolf Kompanien der Artillerie und einem Ingenieurkorps insgesamt 20 912 Mann auf Nach einer zwischenzeitlichen Verminderung wurden 1838 neben acht Kavallerieregimentern mit je drei Schwadronen nunmehr acht Infanterieregimenter mit je zwei Bataillonen sowie vier leichte Bataillone aufgestellt Die Aufstellung der Regimenter bis 1866 2 Kavallerieregimenter mit je vier Schwadronen Garde du Corps Hannover Hildesheim Hameln Garde Kurassier Regiment Northeim Gottingen Goslar Garde Husaren Regiment Verden Osterholz Nienburg Konigin Husaren Regiment Luneburg Luchow Harburg Stade Regiment Herzog von Cambridge Dragoner Celle Walsrode Gifhorn Uelzen Regiment Kronprinz Dragoner Osnabruck Lingen Quakenbruck Aurich Infanterieregimenter Garde Regiment Hannover 1 oder Leib Regiment Hannover 2 Infanterie Regiment Celle 3 Infanterie Regiment Einbeck Northeim 4 Infanterie Regiment Stade 5 Infanterie Regiment Luneburg 6 Infanterie Regiment Hannover 7 Infanterie Regiment Osnabruck Garde Jager Bataillon Hannover 1 Jager Bataillon Goslar 2 Jager Bataillon Hildesheim 3 Jager Bataillon Hannover Ingenieurkorps Hannover Artillerie Brigade Wunstorf Stade Train Corps Hannover Landdragonerkorps als Gendarmerie Nach der Kapitulation 1866 wurde das Konigreich von preussischen Truppen besetzt und annektiert Die Soldaten der aufgelosten Hannoverschen Armee wurden 1867 in die Preussische Armee ubernommen und 1899 die Tradition der fruheren hannoverschen Regimenter den preussischen zuerkannt Das ursprunglich von Georg III verliehene Armelband Gibraltar wurde 1901 von Wilhelm II erneut zuerkannt Gefechte BearbeitenIn den Befreiungskriegen wurden die neu aufgestellten Einheiten im Verbund der Nordarmee und spater als Okkupationsarmee in den Niederlanden eingesetzt In der Schlacht von Waterloo am 18 Juni 1815 kommandierte General von Alten die 3 Division deren 5 Brigade fuhrte Generalmajor Hugh Halkett der jungere Bruder von Colin Halkett Die revolutionaren Unruhen 1848 fuhrten lediglich in Hildesheim zu Aufstanden bei denen die Armee eingesetzt wurde Im selben Jahr hatte der Deutsche Bund Truppen gegen Danemark mobilisiert zu denen auch eine der beiden Divisionen des X Armeekorps gehorte mit sieben Infanterie Bataillonen neun Kavallerie Schwadronen und zwei Artillerie Bataillonen Das Konigin Husaren Regiment unter Oberstleutnant von Platen besiegte die danische Kavallerie Nach dem Waffenstillstand und dem Scheitern der Friedensverhandlungen schickte der Deutsche Bund im Fruhjahr 1849 erneut ein Kontingent von vier Divisionen darunter die 2 unter Generalmajor Wynecken stehende des unter dem Kommando von General Hugh Halkott gefuhrten X Armeekorps die Ulderupp bei Sundevitt einnahm Ebenso waren diese Truppen bei dem Angriff auf die Duppeler Schanzen beteiligt 1863 und 1864 war die Hannoversche Armee als Kontingent des Deutschen Bundes gemeinsam mit Preussen Sachsen und Osterreich an der Bundesexekution gegen die Herzogtumer Holstein und Lauenburg beteiligt und wurde zum Schutz der Elbmundung eingesetzt 1866 erfolgte der erste und letzte Einsatz der gesamten Armee seit den Befreiungskriegen Die Kriegserklarung Preussens traf Hannover unvorbereitet und hatte zu einem uberhasteten Marsch in Richtung auf die suddeutschen Truppen veranlasst Trotz gravierender Nachschubmangel besiegte die Hannoversche Armee unter General von Arentschildt am 27 Juni 1866 in der Schlacht bei Langensalza ein zahlenmassig unterlegenes preussisches Kontingent Munitionsmangel und die schon einen Tag spater erfolgte Einschliessung durch jetzt zahlenmassig uberlegene preussische Truppen zwangen dennoch zur Kapitulation am 29 Juni Bewaffnung BearbeitenKing s German LegionDie Soldaten der King s German Legion wurden zunachst mit dem bis 1838 in der britischen Armee als Brown Bess bekannten Vorderladergewehr mit gezogenem Lauf ausgerustet das als Land Pattern Musket in der Modellvariante 3 India Pattern fur den Einsatz in der Ostindien Kompanie entwickelt worden war 1806 erfolgte die Umstellung auf die fur Scharfschutzen entwickelte Baker Rifle mit gezogenem Lauf die fur eine Entfernung von 400 Schritt ausgerichtet war Diese Bewaffnung behielten diese Einheiten auch in der Hannoverschen Armee bis 1843 bei Demgegenuber erhielten die 1813 neu aufgestellten Landwehrbataillone zunachst franzosische Steinschlossgewehre oder solche aus schwedischen preussischen und russischen Bestanden 1815 wurden sie einheitlich mit der 7 zugigen Jagerbuchse M 1815 ausgestattet die ein Visier fur eine Entfernung von 200 oder 400 Schritt etwa 150 oder 300 Meter hatte Diese Gewehre wurden 1825 zunachst fur die Unteroffiziere und Scharfschutzen der Infanterie auf das Perkussionssystem aptiert 1834 wurden die Linienregimenter mit einem glatten englischen Gewehr ausgerustet das 1840 perkussioniert wurde Ab 18431843 wurden die Infanterie und Jagerbataillone mit einer vom Herzberger Waffenfabrikanten Crause fur Jager und Scharfschutzen entwickelten 8 zugigen Perkussionsbuchse M 1843 ausgerustet die 1849 eine Schwanzschraube Verschluss des Laufs mit Dorn Pickel zum Aufreissen von Papierpatronen erhielt Im selben Jahr erfolgten erste Versuche mit Zundnadelgewehren aus Enfield und Woolwich die jedoch nicht erfolgreich verliefen und zwei Jahre spater mit einem von Crause entwickelten 7 zugigen Gewehr zufriedenstellend wiederholt wurden Jedoch nahmen die hannoversche Armeefuhrung ebenso wie die britische Beschaffungsbehorde Abstand von diesem System weil sie eine Munitionsverschwendung mit den teureren Metallpatronen befurchteten 1854 wurde mit dem 7 zugigen Pickelgewehr mit Patentschwanzschraube eine neue Generation von Perkussionsgewehren in der Truppe eingefuhrt das bis 1866 in Gebrauch blieb Nach dem effektiven Einsatz des Zundnadelgewehrs durch preussische Truppen im Danischen Krieg erfolgten 1864 neue Versuche mit dem Hinterladersystem und zwar mit einem vom Deutschamerikaner Eduard Lindner entwickelten Kammerladegewehr mit aufklappbarer Kammer einem Prinzip das auch im Perkussionsgewehr der Unionstruppen im amerikanischen Sezessionskrieg angewendet wurde Dieses Gewehr kam jedoch bis 1866 nicht mehr zum Einsatz Zu Beginn jenes Jahres wurde lediglich noch das Nesslersche Expansionsgeschoss als Standardmunition eingefuhrt wodurch in der Folge auf den Pickel verzichtet werden konnte Damit erhohte sich die Treffsicherheit so dass die Visiere auf 450 bzw 850 Schritt umgestellt wurden 3 Ubersicht 1866 nach Sichartshoff 4 Die Infanterie Truppen waren mit drei verschiedenen Vorderlader Gewehren ausgestattet 8 zugige Pickelbuchse mit aufgestecktem Hirschfanger fur die Unteroffiziere der vier Jager Bataillone 7 zugiges Pickelgewehr Jagergewehr fur die Unteroffiziere und Jager der Linie 7 zugiges Infanteriegewehr fur die Soldaten der Linie Die Gewehre hatten ein aufgestecktes Bajonett Zusatzlich wurde ein kurzer Sabel getragen Kavallerie Kurassiere waren mit glatten englischen oder hannoverschen Kurassierpistolen und einem leicht gekrummten Pallasch mit eisernem Korb Stichplatte und eiserner Scheide ausgestattet Husaren und Dragoner hatten gezogene perkussionierte Kolbenpistolen und kurze Sabel mit einfachem Handbugel und eiserner Scheide Artillerie Soldaten der reitenden Artillerie hatten einen Husarensabel und eine Kurassierpistole Soldaten der Artillerie zu Fuss trugen einen kurzen Degen mit breiter Klinge Das Geschutzsystem war dasselbe wie in der britischen Armee und bestand aus Feldgeschutzen mit Blocklafetten und Protzen mit Gabeldeichseln In den 1860er Jahren wurden in vier Batterien Sechspfunder Geschutze mit gezogenen Rohren von Preussen ubernommen Die eingesetzten Neunpfunder Kanonen aus Bronze wurden durch Aufbohren zu Zwolfpfunder Kanonen und kamen insbesondere bei der reitenden Artillerie zum Einsatz Eine Feld Batterie war ausserdem mit einer 24 pfundigen Haubitze bestuckt Die Festungs und Belagerungsgeschutze aus Eisen konnten 68 32 24 12 und 9 pfundige Geschosse feuern ausserdem waren 8 zollige eiserne Haubitzen und 13 bzw 8 zollige Morser im Einsatz Ingenieur Truppen waren mit einem 6 zugigen Pickelkarabiner ausgestattetWahlspruch BearbeitenDie Armee hatte den Wahlspruch der Welfen und des Konigreichs als Devise ubernommen Nunquam retrorsum Siehe auch BearbeitenKurhannoversche Armee King s German LegionLiteratur BearbeitenClaus von Bredow Historische Rang und Stammliste des deutschen Heeres Verlag August Scherl Berlin 1905 S 1015 1040 Bernhard von Poten Die Generale der Koniglich Hannoverschen Armee und ihrer Stammtruppen Mittler amp Sohn Berlin 1903 Gisela Hummel Hrsg Zu wenige Zelte nicht einmal genugend Stroh Die wenig glanzvolle Lage der hannoverschen Armee nach Waterloo Briefe des hannoverschen Oberkommandos Welfenschriften Bd 91 Broschure DIN A5 knapp 50 Seiten mit einer Auswahl transkribierter Briefe aus dem Briefbuch Niedersachsisches Hauptstaatsarchiv Hannover Signatur Hann 41 XXI Nr 100 Wedemark Selbstverlag 2014 H H Leonhardt Die Hannoversche Armee Hannover 1966 Joachim Niemeyer Die koniglich hannoversche Armee Ein Beitrag zur gleichnamigen Ausstellung im Bormann Museum in Celle Celle Bormann Museum 1987 Hans Peter Dusterdieck Das Heerwesen im Konigreich Hannover von 1820 bis 1866 Ein Beitrag zur Geschichte der hannoverschen Armee Braunschweig Phil Diss 1971 Thomas Klein 9 Konigreich Hannover in Kurt G A Jeserich u a Hg Deutsche Verwaltungsgeschichte Bd II Vom Reichsdeputationshauptschluss bis zur Auflosung des Deutschen Bundes Stuttgart 1983 S 678 719 Friedrich Schirmer Nec aspera terrent Bd 2 Eine Heereskunde der hannoverschen Armee und ihrer Stammtruppenteile von 1803 bis 1866 Hildesheim u a 1937 Weblinks BearbeitenArbeitskreis Hannoversche MilitargeschichteEinzelnachweise Bearbeiten Hans Peter Dusterdieck Das Heerwesen im Konigreich Hannover von 1820 bis 1866 Ein Beitrag zur Geschichte der hannoverschen Armee In Dissertation Technische Universitat Carolo Wilhelmina Braunschweig 1971 Wilhelm von Wersebe Geschichte der hannoverschen Armee Helwingsche Verlagsbuchhandlung Hannover 1928 Udo Vollmer Die Armee des Konigreichs Hannover Bewaffnung und Geschichte von 1803 1806 Schwabisch Hall 1978 Louis Sichart von Sichartshoff Geschichte der Koniglich Hannoverschen Armee Band 5 Sechster Zeitraum von 1803 bis 1816 und Siebenter Zeitraum von 1816 bis 1866 Hannover und Leipzig 1898 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hannoversche Armee amp oldid 234281034