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Mit Glockenrippe bezeichnet man den vertikalen Schnitt Langsschnitt einer Glocke der den Wandungsverlauf vom untersten Rand Scharfe bis zur Haube zeigt Da Glocken Rotationskorper sind ausgenommen manche fernostliche Glocken reicht der halbe Schnitt um die Form der Glocke zu bestimmen Diese ist durch Rotation der Rippe um die senkrechte Mittelachse der Glocke gegeben Das nutzt man beim Glockenguss zur Herstellung der Gussform mittels einer rotierenden Schablone der Rippe Die Rippe bestimmt das Klangverhalten der Glocke Speziell ihr Teiltonaufbau hangt nur von der Rippe ab wahrend ihre Tonhohe Schlagton und die Abklingdauer von Schlag und Teiltonen vom Material der Glocke mit beeinflusst wird Jede Glockengiesserei besitzt daher eine oder mehrere eigene Rippenformen die als Betriebsgeheimnis gewahrt werden Inhaltsverzeichnis 1 Aufbau der Glockenrippe 2 Rippenformen 2 1 Historische Entwicklung der Glockenrippen 2 1 1 Bienenkorbglocken 2 1 2 Zuckerhutglocken 2 1 3 Ubergangsformen 2 1 4 Gotische Rippe 2 1 5 Sekundare Rippen 2 1 6 Franzosische Rippe 2 1 7 Barockrippe 2 1 8 Moderne Rippen 2 2 Glockentypus 2 2 1 Oktavglocken 2 2 2 Nonglocken 2 2 3 Septimglocken 2 2 4 Sextglocken 2 2 5 Uhrschlagglocken 2 3 Rippenstarke 2 4 Rippen fur Stahlglocken 3 Einfluss der Rippe auf die Tonhohe 3 1 Einflussfaktoren 3 2 Proportionalitatsgesetz 4 Einfluss der Rippe auf den Klang 4 1 Einfluss auf den Glockentypus 4 2 Einfluss auf die Klangqualitat 5 Stimmen von Glocken 5 1 Stimmen der Tonhohe 5 2 Stimmen der Teiltone 6 Siehe auch 7 Literatur 8 EinzelnachweiseAufbau der Glockenrippe Bearbeiten nbsp Die Rippe umfasst folgende Abschnitte Der Schlagring ist der unterste Teil der Glocke an dem sie ihre grosste Wandstarke besitzt die Schlag genannt wird Beim Lauten der Glocke muss der Kloppel genau hier anschlagen Der untere Glockenrand heisst Scharfe Hier hat die Glocke ihren grossten Durchmesser Der Mantel beginnt uber dem Schlagring mit dem nach innen geschweiften Wolm der nach oben in die nahezu senkrechte Flanke ubergeht Die Schulter ist der oberste Teil des Mantels am Ubergang zur Haube Die Haube ist der oberste Teil der Glocke und besteht aus der ebenen Oberplatte und der schwach geneigten Unterplatte Die Krone der Glocke ist nicht Teil der Rippe Sie sitzt auf der Oberplatte und dient zur Aufhangung der Glocke Die Krone hat keinen nennenswerten Einfluss auf das Klangverhalten der Glocke An der Unterseite der Oberplatte befindet sich die Aufhangung fur den Kloppel Folgende Masse sind fur die Konstruktion der Glockenrippe wesentlich Der untere Durchmesser oder Scharfendurchmesser an der Scharfe der Glocke Da dieser der grosste Durchmesser der Glocke ist wird er auch einfach Durchmesser genannt Die Hohe der Glocke bis zur Haube also ohne Krone Die schrage Hohe die von der Scharfe bis zur Schulter gemessen wird Die Schlagringstarke also die Wandstarke der Glocke an der dicksten Stelle dem Schlagring Der Halsdurchmesser ublicherweise als Innenmass unterhalb der Schulter gemessen Die Schlagringstarke wird auch als Einheit fur Relativmasse verwendet und dann Schlag genannt So kann beispielsweise der Scharfendurchmesser einer Glocke 14 Schlag oder die schrage Hohe 10 Schlag betragen Rippenformen Bearbeiten nbsp Lullusglocke 1038 in Bienenkorbform nbsp Elfuhrglocke 1221 der Pfarrkirche Ober Mockstadt in Zuckerhutform nbsp Gotische Salvatorglocke 1505 von Gerhard van Wou im Utrechter Dom nbsp Zwolferin 1752 der Pfarrkirche Tulln in typischer Barockrippe nbsp Die Petersglocke 1923 nbsp Die Pummerin 1951 Historische Entwicklung der Glockenrippen Bearbeiten Die heutige Glockenrippe hat sich im Lauf der Jahrhunderte erst nach und nach entwickelt Die wichtigsten Entwicklungsschritte fur den Glockenguss in Europa sind folgende Formen 1 2 Bienenkorbglocken Bearbeiten Hauptartikel Bienenkorbglocke Bienenkorbglocken reprasentieren die alteste Rippenform die zwischen dem 8 und dem 12 Jahrhundert gebrauchlich war Charakteristisch ist ein gedrungener Glockenkorper ein schwach ausgepragter Schlagring geringe Schweifung und gerundete Haube Der obere Durchmesser an der Schulter ist relativ gross Diese Glocken sind meist sehr dunnwandig und die Wandstarke fur alle Teile der Rippe fast gleich nur bei jungeren Exemplaren ist der Schlagring etwas verdickt Bienenkorbglocken besitzen in der Regel wegen ihres unharmonischen Teiltonaufbaus keinen eindeutigen Schlagton Bedeutende Exemplare Die Glocke von Canino in Italien aus dem 9 Jahrhundert mit einem Durchmesser 390 mm ist die alteste bekannte Bienenkorbglocke Sie ist in den Vatikanischen Museen ausgestellt Die Glocke von Haithabu um 950 ist die alteste vollstandig erhaltene Lauteglocke nordlich der Alpen Sie wurde 1978 entdeckt und befindet sich heute im Wikinger Museum in Haithabu Die Lullusglocke in der Stiftsruine Bad Hersfeld wurde 1038 gegossen Die Kunigundenglocke im Bamberger Dom gegossen um 1185 ist mit ca 3450 kg die grosste erhaltene Bienenkorbglocke Nur die letzteren beiden werden noch regelmassig gelautet Zuckerhutglocken Bearbeiten Zuckerhutglocken entstanden im 12 Jahrhundert und waren in Mitteleuropa bis zum Anfang des 14 Jahrhunderts gebrauchlich in Sudwesteuropa auch langer Charakteristisch ist ein extrem in die Hohe gestreckter schlanker kegelformiger Glockenkorper mit hochgewolbter Haube und ausladendem Schlagring Die Hohe der Glocke ist deutlich grosser als ihr Durchmesser der obere Durchmesser an der Schulter relativ klein Diese Glocken sind oft ziemlich dickwandig Der Schlagton ist meist nur schwach ausgepragt und kann in 2 Tone aufgespalten sein der Teiltonaufbau zeigt vertiefte Untertone und Primen Bedeutende Exemplare sind beispielsweise die Arnoldusglocke von Gilching gegossen um 1180 das Totenglockchen im Konstanzer Munster gegossen um 1200 oder die Sturmglocke im Dom zu Limburg an der Lahn gegossen um 1225 Ubergangsformen Bearbeiten Ab dem spaten 12 Jahrhundert entstanden verschiedene Weiterentwicklungen bestehender Formen gedrungene Ubergangsformen aus den Bienenkorbglocken langliche Ubergangsformen aus den Zuckerhutglocken Diese Ubergangsformen sind meist dickwandiger und starker geschweift als ihre Vorganger und besitzen einen deutlicher ausgepragten Schlagring Vom Klang sind sie besser als die alteren Formen und besitzen meist einen deutlich ausgepragten Schlagton Die Clinsa im Merseburger Dom gegossen um 1180 ist ein Beispiel fur die gedrungene die Hosanna im Freiburger Munster gegossen 1258 fur die langliche Ubergangsform Gotische Rippe Bearbeiten Die gotische Rippe entstand um 1200 loste im 13 Jahrhundert alle alteren Formen weitgehend ab und wurde bis ins 16 Jahrhundert verwendet Im 20 Jahrhundert diente sie speziell die beruhmte Erfurter Gloriosa von Gerhard van Wou 1497 als Vorbild fur moderne Glockenrippen der Gegenwart Charakteristisch ist die wohlproportionierte massig geschweifte fliessende Form ohne Kanten an Schlagring und Schulter Der Schlagring ist niedrig aber massiv die Haube leicht gewolbt Der obere Durchmesser an der Schulter betragt etwas mehr als die Halfte des unteren die Hohe ohne Krone etwas weniger als der Durchmesser Historische Glocken in gotischer Rippe sind meist sehr dickwandig schwerrippig wobei die Rippenstarke im Lauf der Zeit abnahm In klanglicher Hinsicht fand mit der gotischen Rippe ein grundlegender Wandel statt denn erstmals hatte die Glocke nun einen eindeutigen Schlagton und den noch heute geforderten Teiltonaufbau aus Unteroktav manchmal vertieft Prime Mollterz Quinte Oktav etc Glocken in gotischer Rippe klingen in der Regel weich und voll Das alteste bekannte Exemplar einer solchen Moll Oktavglocke ist die Friedensglocke von Sankt Martin in der Pfarrkirche von St Martin am Ybbsfelde gegossen im Jahr 1200 von einem unbekannten Meister 3 Viele beruhmte Glocken sind in gotischer Rippe gegossen z B Le Bourdon im Strassburger Munster gegossen 1427 Pretiosa 1448 und Speciosa 1449 im Kolner Dom die Gloriosa im Erfurter Dom gegossen 1497 die Sigismund Glocke in der Wawel Kathedrale zu Warschau gegossen 1520 etc Sekundare Rippen Bearbeiten Aus der gotischen Rippe entwickelten sich ab dem 16 Jahrhundert verschiedene sekundare Rippen die alle noch der mittelalterlichen Form ahnlich sind sich aber in bestimmten Details davon unterscheiden Kunstlerische Grunde scheinen diese Entwicklung verursacht zu haben denn die klanglichen Unterschiede zur gotischen Rippe sind gering Man unterscheidet je nach Kulturraum franzosische englische und niederlandische Rippen die noch bis heute Verwendung finden sowie im deutschen Kulturraum die manieristische Rippe die nur kurz in Verwendung war Franzosische Rippe Bearbeiten Glocken in franzosischer Rippe wurden durch Wandergiesser z B aus Lothringen im 17 Jahrhundert in einem Grossteil Mitteleuropas verbreitet Die Wandergiesser zogen auf der Suche nach Auftragen von Ort zu Ort und gossen oft in einfachen Verhaltnissen gleich fur mehrere benachbarte Orte Glocken insbesondere nach Verlusten im Dreissigjahrigen Krieg Uberwiegend in Deutschland wirkte beispielsweise Antonius Paris wahrend Claudius Alexander und Nikolaus Arnold sowie Stefen Bruncler und Johannes Arnolt Glocken in Sudhessen 4 Bayern 5 vor allem Baden Wurttemberg und auch vereinzelt in Osterreich und der Schweiz 6 gossen Der Teiltonaufbau der franzosischen Rippe kann der gotischen Rippe sehr nahekommen typisch sind aber vor allem leichte Rippenstarken mit veranderter haufig erhohter Prime Barockrippe Bearbeiten Die Barockrippe findet sich nur im deutschen Kulturraum loste dort im 16 Jahrhundert die manieristische Rippe ab und wurde bis ins 20 Jahrhundert verwendet Charakteristisch ist der gedrungen wirkende Glockenkorper mit starker Schweifung und dem hohen massiven und durch einen Knick betonten Schlagring Gegenuber der gotischen und manieristischen Rippe sind Barockglocken meist etwas niedriger konstruiert die Rippenstarke liegt gewohnlich im mittleren Bereich Der Klang ist in der Regel sehr wuchtig und voll manchmal auch etwas herb oder blechern Im Teiltonaufbau liegt der Unterton meist zu hoch Septimtyp oder auch Sexttyp die Prime oft zu tief Bedeutende Exemplare sind unter vielen anderen das komplette Gelaute von Stift Melk gegossen 1739 und vom Weimarer Stadtschloss gegossen 1712 sowie der Glockenhimmel von Salem gegossen 1754 58 der sich heute aber nur noch zum Teil im Salemer Munster befindet die grosse Herrgottsglocke beispielsweise wurde an die Reformierte Kirche Herisau verkauft Moderne Rippen Bearbeiten Moderne Rippen entstanden ab ca 1850 als Neuentwicklungen oder Modifikationen bestehender Rippen um ein optimales Klangbild zu erreichen Sie werden vorwiegend im deutschen Kulturraum eingesetzt wahrend sie in den Landern selten sind in denen nach wie vor sekundare Rippen vorherrschen Oft wurde die gotische Rippe zum Vorbild genommen meist die Erfurter Gloriosa Es wurden aber auch barocke Rippen so modifiziert dass der optimale Teiltonaufbau Oktavglocke erreicht wurde dabei der wuchtige Klang wie bei einer Barockglocke erhalten bleibt etwa von Andreas Hamm Eine franzosische Rippe verwendete bis zum Ende des 19 Jahrhunderts Rincker Beruhmte Beispiele die beide die Erfurter Gloriosa zum Vorbild haben sind die Gloriosa im Frankfurter Dom gegossen 1878 und die zweitgrosste freischwingende Kirchenglocke der Welt die Petersglocke im Kolner Dom gegossen 1923 Die Pummerin im Wiener Stephansdom hingegen besitzt eine modifizierte Barockrippe Glockentypus Bearbeiten Glocken und ihre Rippen werden anhand des Teiltonaufbaus in verschiedene Typen eingeteilt Dafur wird das Intervall zwischen dem Schlagton und dem Unterton der Glocke herangezogen Zusatzlich spielt bei der Klassifizierung auch die Terz eine Rolle Oktavglocken Bearbeiten Der Unterton liegt eine Oktave unter dem Schlagton Je nach Lage des Teiltones Terz unterscheidet man weiters Moll Oktavglocken der Teilton Terz liegt eine kleine Terz uber dem Schlagton Dur Oktavglocken der Teilton Terz liegt eine grosse Terz uber dem SchlagtonDieser Glockentypus wird von modernen Glocken gefordert 7 Meist werden Moll Oktavglocken gegossen Dur Oktavglocken nur fur spezielle klangliche Situationen Glocken in gotischer Rippe sind meist ebenfalls Moll Oktavglocken Nonglocken Bearbeiten Der Unterton liegt eine None unter dem Schlagton Dieser Glockentypus tritt vor allem bei Glocken in gotischer Rippe haufiger auf Septimglocken Bearbeiten Der Unterton liegt eine grosse oder kleine Septime unter dem Schlagton Dieser Glockentypus tritt vor allem bei Glocken in Barockrippe haufiger auf Sextglocken Bearbeiten Der Unterton liegt eine grosse oder kleine Sexte unter dem Schlagton Stahlglocken gehoren meist diesem Typus an der aber auch bei Glocken in Barockrippe vorkommt Uhrschlagglocken Bearbeiten Sie haben eine verkurzte Rippe das heisst ihre Hohe ist im Verhaltnis zum Durchmesser deutlich kleiner als bei Lauteglocken Dies spart Material Gewicht und Kosten Eine der fruhesten in dieser Art gegossenen Glocken ist die 1500 kg schwere starr aufgehangte Schelle von 1396 welche die Viertelstunden im Magdeburger Dom schlagt 8 Rippenstarke Bearbeiten Die Rippenstarke ist ein Mass fur die Dicke der Rippe also fur die relative Wandstarke der Glocke bezogen auf ihren Durchmesser Sie kann nach folgender Formel aus dem Durchmesser d m displaystyle dm nbsp in cm der Schlagtonfrequenz f displaystyle f nbsp in Hz und einem materialabhangigen Korrekturfaktor I displaystyle I nbsp ermittelt werden 1 R S d m f I 387 5 100 displaystyle RS frac dm cdot f cdot I 387 5 100 nbsp Der Korrekturfaktor I displaystyle I nbsp ist fur Glocken aus Zinnbronze 1 fur Sonderbronze 0 95 und fur Gussstahl 0 65 Anhand dieses RS Wertes kann man folgende Einteilung treffen Sehr leichte Rippe RS unter 6 Leichte Rippe RS im Bereich 6 bis 0 Mittlere Rippe RS im Bereich 0 bis 6 Schwere Rippe RS im Bereich 6 bis 12 Sehr schwere Rippe RS uber 12Die Limburger Richtlinien von 1951 einer Ubereinkunft zwischen dem Beratungsausschuss fur das deutsche Glockenwesen und dem Verband deutscher Glockengiesser definieren die Rippenstarke uber das Glockengewicht Dort sind zur Abgrenzung der einzelnen Rippenbezeichnungen fur eine c1 Glocke aus Zinnbronze folgende Mindestgewichte definiert 7 Schwere Rippe mindestens 2 600 kg Mittelschwere Rippe mindestens 2 100 kg Leichte Rippe mindestens 1 700 kgDie Mindestgewichte fur Glocken anderer Tonlagen konnen mittels Proportionalitatsgesetz ermittelt werden Diese Einteilung nach Glockengewicht hat gegenuber der RS Klassifizierung allerdings den Nachteil dass Faktoren die das Gewicht der Glocke beeinflussen fur die Rippenstarke aber irrelevant sind das Ergebnis verfalschen z B Hohe der Glocke Ausfuhrung der Krone Glocken in Barockrippe beispielsweise werden damit tendenziell als zu leichtrippig eingestuft da ihre Hohe und damit ihr Gewicht bei gleicher Wandstarke niedriger sind als bei anderen Rippen Uberhaupt sind die Limburger Richtlinien nur fur die Bewertung neu gegossener Glocken gedacht ihre Anwendung auf altere Glockentypen daher fragwurdig Rippen fur Stahlglocken Bearbeiten Der Teiltonaufbau einer Glocke wird nur von ihrer Rippe bestimmt nicht aber vom Material Stahlglocken wurden daher das gleiche Klangbild zeigen wie Bronzeglocken in gleicher Rippe allerdings um ca eine Quinte hoher Grund dafur ist dass die Schallgeschwindigkeit in Gussstahl mit 5 150 m s um ca die Halfte hoher ist als die in Bronze mit 3 350 m s Daher wurden eigene Rippen fur Stahlglocken entwickelt die wesentlich dunnwandiger sind als die fur Bronzeglocken da das die Tonlage senkt Trotzdem sind Stahlglocken bei gleicher Tonhohe in der Regel etwas grosser als Bronzeglocken 1 Einfluss der Rippe auf die Tonhohe BearbeitenEinflussfaktoren Bearbeiten Die Tonhohe einer Glocke hangt von 2 Faktoren ab die durch die Glockenrippe festgelegt sind Durchmesser und Rippenstarke wie die Wandstarke der Glockenrippe bezeichnet wird Eine Glocke erklingt umso tiefer je grosser ihr Durchmesser ist Bei gleichem Durchmesser klingt die Glocke umso tiefer je geringer ihre Rippenstarke ist Bei gleichem Ton haben schwerrippige Glocken also einen grosseren Durchmesser als leichtrippige Glocken Das Material der Glocke beeinflusst ebenfalls die Tonhohe Stahlglocken beispielsweise wurden bei gleicher Rippe etwa den eineinhalbfachen Durchmesser als Bronzeglocken gleicher Tonlage benotigen Daher wurden spezielle Rippen fur Stahlglocken entwickelt die wesentlich dunnwandiger sind als Rippen fur Bronzeglocken um dadurch die Tonlage zu senken Proportionalitatsgesetz Bearbeiten Glocken unterschiedlicher Grosse besitzen die gleiche Rippe wenn alle Masse an jeder beliebigen Stelle der beiden Glocken im gleichen Verhaltnis zueinander stehen Massstabliche Vergrosserung oder Verkleinerung andert die Rippe also nicht sie ist nur durch ihre Form bestimmt Glocken unterschiedlicher Grosse die in der gleichen Rippe und aus dem gleichen Material gegossen sind besitzen das gleiche Klangbild bei sehr unterschiedlicher Tonhohe kann sich allerdings der Horeindruck aufgrund der unterschiedlichen Empfindlichkeit des Gehors fur verschiedene Frequenzen etwas unterscheiden Das Proportionalitatsgesetz beschreibt den Zusammenhang von Durchmesser und Tonhohe fur Glocken gleicher Rippe und gleichen Materials Die Frequenz einer Glocke ist reziprok proportional zu ihrem Durchmesser Das Frequenzverhaltnis zweier Glocken 1 und 2 betragt daher in Abhangigkeit ihrer Durchmesser f 1 f 2 d m 2 d m 1 displaystyle frac f 1 f 2 frac dm 2 dm 1 nbsp Das Gewicht oder genauer die Masse steigt mit dem Volumen der Glocke Da bei gleicher Rippe die Grossenverhaltnisse in allen drei Dimensionen gleich sind kann man die Masse bei gleichem Material folgendermassen beschreiben Die Masse einer Glocke ist proportional zur dritten Potenz ihres Durchmessers bzw reziprok proportional zur dritten Potenz ihrer Frequenz Das Massenverhaltnis zweier Glocken 1 und 2 betragt daher m 1 m 2 d m 1 d m 2 3 f 2 f 1 3 displaystyle frac m 1 m 2 left frac dm 1 dm 2 right 3 left frac f 2 f 1 right 3 nbsp Mit Hilfe des Proportionalitatsgesetzes ist es dem Glockengiesser moglich die benotigte Grosse einer Glocke fur eine bestimmte Tonlage vorherzuberechnen und mehrere Glocken gezielt aufeinander abzustimmen Die folgende Tabelle zeigt die Grossen und Massenverhaltnisse entsprechend dem Proportionalitatsgesetz fur einige Intervalle Intervall Frequenzverhaltnis unterer oberer Ton Grossenverhaltnis Durchmesser und alle anderen Masse Massen Gewichtsverhaltnisreine Oktave 1 2 displaystyle 1 2 nbsp 2 1 displaystyle 2 1 nbsp 8 1 displaystyle 8 1 nbsp reine Quinte 2 3 displaystyle 2 3 nbsp 3 2 1 5 displaystyle 3 2 1 5 nbsp 27 8 3 375 displaystyle 27 8 3 375 nbsp Halbton Gleichstufige Stimmung 1 2 12 displaystyle 1 sqrt 12 2 nbsp 2 12 1 1 059 5 displaystyle sqrt 12 2 1 approx 1 0595 nbsp 2 4 1 1 189 displaystyle sqrt 4 2 1 approx 1 189 nbsp Ganzton Gleichstufige Stimmung 1 2 6 displaystyle 1 sqrt 6 2 nbsp 2 6 1 1 122 5 displaystyle sqrt 6 2 1 approx 1 1225 nbsp 2 1 1 414 2 displaystyle sqrt 2 1 approx 1 4142 nbsp Einfluss der Rippe auf den Klang BearbeitenEinfluss auf den Glockentypus Bearbeiten Der Einfluss der Glockenrippe auf den Teiltonaufbau und damit den Glockentypus beruht auf zwei wesentlichen Faktoren der Schweifung des Wolms und den Proportionen der Glockenform unterer Durchmesser am Schlagring oberer Durchmesser an der Schulter Hohe ohne Krone Es lassen sich folgende grundlegende Gesetzmassigkeiten feststellen die auch mittels Finite Elemente Methode uberpruft wurden 1 Der Unterton liegt umso hoher je starker der Wolm bei gleichem oberen und unteren Durchmesser und gleicher Hohe nach innen geschweift ist je grosser die Hohe ohne Krone im Vergleich zum Durchmesser ist und je kleiner der obere Durchmesser im Vergleich zum unteren Durchmesser ist Die Prim wird von den gleichen Faktoren beeinflusst verhalt sich aber genau umgekehrt steigt der Unterton dann sinkt die Prim Stark geschweifte Glocken wie z B Barockglocken sind daher meist Septimglocken und haben vertiefte Primen Auch andere Teiltone werden durch die Rippe beeinflusst beispielsweise durch die Neigung und Starke des Schlagrings Einfluss auf die Klangqualitat Bearbeiten Zusammen mit dem Material beeinflusst die Rippe die Klangqualitat der Glocke Wesentliche Einflussfaktoren der Rippe sind 1 Die Abklingdauer des Schlagtones steigt mit der Rippenstarke ebenso wie durch eine relative Vergrosserung des oberen Durchmessers an der Schulter Jedoch sind nicht alle Teiltone der Glocke im gleichen Ausmass von diesen Faktoren betroffen denn fur Unterton Prime und Terz zeigen sich keine Auswirkungen diese drei Teiltone sind nicht an der Schlagtonbildung beteiligt Neben der Rippe ist auch eine gute Materialqualitat fur eine lange Abklingdauer essentiell Fliessender der Verlauf der Rippe niedriger Schlagring und Schwerrippigkeit begunstigen einen weichen und grundtonigen Klang Die Lautstarke der Glocke nimmt mit ihrer Grosse und ihrer Rippenstarke zu Stimmen von Glocken BearbeitenGlocken konnen gestimmt werden indem ihre Rippe nach dem Guss nochmals verandert wird 9 Dies geschieht durch Abschleifen der Glocke in bestimmten Bereichen rotationssymmetrisch rund um den Glockenmantel beispielsweise mittels einer speziellen Drehmaschine Meistens wird die Innenwand abgeschliffen um die Verzierungen an der Aussenwand nicht zu beeintrachtigen Historische Glocken sollen aus Grunden des Denkmalschutzes keinesfalls nachgestimmt oder klanglich verandert werden Stimmen der Tonhohe Bearbeiten Tieferstimmen des Schlagtons erfolgt durch Abschleifen an der Innenseite des Schlagrings und ist im Ausmass eines Ganztons und mehr moglich Hoherstimmen erfolgt durch Abschleifen an der Scharfe und ist nur minimal moglich 1 Zusammen mit dem Schlagton andert sich auch der Teilton Oktave Da sich beim Stimmen der Tonhohe auch der Teiltonaufbau insgesamt verandert muss dieser zusatzlich korrigiert werden Stimmen der Teiltone Bearbeiten Beim Stimmen des Teiltonaufbaus werden die Intervalle fur die Teiltone Unterton Prime Terz und Quinte in Bezug auf den Schlagton gestimmt Fur jeden dieser Teiltone kann man einen bestimmten Bereich der Glocke lokalisieren Schleift man die Glocke in diesem Bereich ab dann andert sich der Teilton am starksten jedoch sind meist auch andere Teiltone betroffen Das Stimmen der Teiltone ist nur im kleinen Ausmass moglich 1 Siehe auch BearbeitenGlocke Campanologie Klang Glocke Schlagton BronzegussLiteratur BearbeitenKurt Kramer Beratungsausschuss fur das Deutsche Glockenwesen Hrsg Glocken in Geschichte und Gegenwart Beitrage zur Glockenkunde 2 Bande Badenia Verlag Karlsruhe 1986 1997 Jorg Wernisch Glockenkunde von Osterreich Journal Verlag Lienz 2006 Margarete Schilling Herausgeberin Glockenrippen der Glockengiesserfamilie Ulrich aus Laucha Unstrut facsimile 2 Bande Format A3 Apolda 2018 ohne ISBNEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g Jorg Wernisch Glockenkunde von Osterreich Journal Verlag Lienz 2006 Claus Peter Die musikalischen und gusstechnischen Entwicklungsstufen der Glocke In Kurt Kramer Beratungsausschuss fur das Deutsche Glockenwesen Hrsg Glocken in Geschichte und Gegenwart Beitrage zur Glockenkunde Band 2 Badenia Verlag Karlsruhe 1997 Gelaut der Friedensglocke von Sankt Martin auf YouTube Glocken der ev Kirche Reinheim auf YouTube Glocken der St Laurentiuskirche in Eichelsee auf YouTube Glocken der Klosterkirche St Martin in Muri auf YouTube a b Limburger Richtlinien fur die klangliche Beurteilung neuer Glocken Limburg 1951 Wiedergegeben in Kurt Kramer Beratungsausschu fur das Deutsche Glockenwesen Hrsg Glocken in Geschichte und Gegenwart Beitrage zur Glockenkunde Band 1 Badenia Verlag Karlsruhe 1986 Claus Peter Die Glocken des Domes zu Magdeburg 2015 abgerufen am 11 November 2023 Hans Rolli Uber das Nachstimmen von Glocken In Beratungsausschuss fur das Deutsche Glockenwesen Hrsg Beitrage zur Glockenkunde Heidelberg 1970 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Glockenrippe amp oldid 239027195