www.wikidata.de-de.nina.az
Gleichstellungsberichte der Bundesregierung sind von einer Sachverstandigenkommission erarbeitete Berichte uber den Stand der Gleichstellung von Frauen und Mannern in Deutschland 2005 legte der Koalitionsvertrag von CDU CSU und SPD erstmals fest dass in jeder Legislaturperiode ein Bericht zur Gleichstellung von Frauen und Mannern erstellt werden soll Anlasslich der Debatte uber die Ergebnisse des Ersten Gleichstellungsberichts haben der Bundestag und der Bundesrat die Bundesregierung aufgefordert dass auch weiterhin einmal pro Legislaturperiode ein Bericht zur Gleichstellung von Frauen und Mannern vorgelegt wird Entlang einer Leitidee formuliert die Sachverstandigenkommission gleichstellungspolitische Ziele und Handlungsempfehlungen 1 Zudem werden bei der Erstellung von Gleichstellungsberichten die Fachoffentlichkeit durch das Einholen von Expertisen und die Zivilgesellschaft im Rahmen von Fachveranstaltungen mit einbezogen Die Bundesregierung fugt dem Sachverstandigengutachten ihre Stellungnahme bei und legt anschliessend beide Teile gemeinsam als Gleichstellungsbericht dem Bundestag und der Offentlichkeit vor Die regelmassige Gleichstellungsberichterstattung ist ein wichtiges Element im Rahmen wirksamer institutioneller Mechanismen zur Durchsetzung von Gleichstellung Mit Hilfe von Gleichstellungsberichten kann eine Regierung eine konsistente wie auch ziel und wirkungsorientierte Gleichstellungspolitik entwickeln und umsetzen Auch in anderen Politikbereichen gibt es Berichte der Bundesregierung wie zum Beispiel der Altenbericht oder der Sozialbericht Gleichstellungsberichte ermoglichen eine evidenz und wissenschaftsbasierte Politikberatung und sind in Deutschland die zentrale Grundlage fur eine politische Diskussion uber zukunftige gleichstellungspolitische Handlungsoptionen Der Erste Gleichstellungsbericht der Bundesregierung erschien im Juni 2011 fur die 17 Legislaturperiode Der Zweite Gleichstellungsbericht der Bundesregierung fur die 18 Legislaturperiode wurde im Juni 2017 veroffentlicht Inhaltsverzeichnis 1 Der Erste Gleichstellungsbericht der Bundesregierung 1 1 Zum Ersten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung 1 2 Sachverstandigengutachten fur den Ersten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung im Uberblick 1 3 Die Themen des Sachverstandigengutachtens fur den Ersten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung 1 4 Ausgewahlte Forderungen des Sachverstandigengutachtens fur den Ersten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung 2 Der Zweite Gleichstellungsbericht der Bundesregierung 2 1 Zum Zweiten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung 2 2 Grundlegende Konzepte des Sachverstandigengutachtens fur den Zweiten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung 2 2 1 Leitidee 2 2 2 Lebensverlaufsperspektive 2 2 3 Linked Lives 2 2 4 Gender Care Gap 2 2 5 Erwerb und Sorge Modell 2 2 6 Gleichstellungspolitische Ziele 2 3 Themen und dazu ausgewahlte Handlungsempfehlungen des Sachverstandigengutachtens fur den Zweiten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung 2 3 1 Gleichstellung in der Erwerbsarbeit 2 3 2 Aufwertung der erwerbsformigen Sorgearbeit 2 3 3 Rahmenbedingungen und Infrastruktur der Sorgearbeit 2 3 4 Rahmenbedingungen und Infrastruktur der privaten Haushaltsfuhrung 2 3 5 Wiedereinstieg in die Erwerbsarbeit 2 3 6 Anreize bei der Ressourcen und Arbeitsteilung in Ehe und Eingetragener Lebenspartnerschaft 2 3 7 Rente und Alterssicherung Bilanz des Lebenslaufs 2 4 Aktuelle Herausforderungen in der Gleichstellungspolitik 2 4 1 Gleichstellungsorientierte Gestaltung der digitalen Arbeit 2 4 2 Uberwindung von Partnerschaftsgewalt 2 4 3 Flucht 2 4 4 Starkung von Strukturen und Instrumenten fur die Durchsetzung von Gleichstellung 3 Der Dritte Gleichstellungsbericht der Bundesregierung 3 1 Grundlegende Konzepte des Gutachtens fur den Dritten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung 3 1 1 Verwirklichungschancen 3 1 2 Soziotechnischer Ansatz 3 1 3 Digitalisierung 3 1 4 Gleichstellung im Kontext der Digitalisierung 3 1 4 1 Zugang 3 1 4 2 Nutzung 3 1 4 3 Gestaltung 3 1 4 4 Gleichstellungspolitische Zielsetzung 3 1 5 Aufbau des Gutachtens Zwiebelmodell 3 2 Ausgewahlte Themen und Handlungsempfehlungen des Gutachtens 3 2 1 Digitalbranche B I 3 2 2 Digitale Wirtschaft B II 3 2 3 Digitalisierte Wirtschaft B III 3 2 4 Digitalisierung der Gesellschaft B IV 3 2 5 Gleichstellungspolitische Strukturen und Instrumente C 4 Weitere ausgewahlte Berichte zur Gleichstellung von Frauen und Mannern 4 1 Bundesebene 4 1 1 Gender Datenreport 4 1 2 Gremienbericht der Bundesregierung 4 1 3 Erfahrungsbericht der Bundesregierung zum Bundesgleichstellungsgesetz 4 2 Bundeslander 4 2 1 Konferenz der Gleichstellungs und Frauenminister sowie senatoren GFMK 4 2 2 Berichte der Bundeslander Exemplarisch 4 3 Europa 4 3 1 Europaische Kommission 4 3 2 Europaisches Institut fur Gleichstellungsfragen 4 4 International 4 4 1 CEDAW Berichte 4 4 2 Global Gender Gap Report 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseDer Erste Gleichstellungsbericht der Bundesregierung BearbeitenZum Ersten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung Bearbeiten Im Koalitionsvertrag von 2005 vereinbarten CDU CSU und SPD pro Legislaturperiode einen Bericht zur Gleichstellung von Frauen und Mannern vorzulegen 2008 beauftragte die damalige Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen eine Sachverstandigenkommission mit der Erstellung des Gutachtens fur den Ersten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung Der interdisziplinar zusammengesetzten Kommission gehorten folgende Professorinnen und Professoren an Ute Klammer Vorsitz Universitat Duisburg Essen Gerhard Bosch ab Februar 2010 Universitat Duisburg Essen Cornelia Helfferich Evangelische Hochschule Freiburg Tobias Helms bis November 2010 Philipps Universitat Marburg Uta Meier Grawe Justus Liebig Universitat Giessen Paul Nolte Freie Universitat Berlin Marion Schick Vorsitz und Mitglied bis Februar 2010 von Februar 2010 bis Mai 2011 Ministerin fur Kultus Jugend und Sport des Landes Baden Wurttemberg Margarete Schuler Harms Helmut Schmidt Universitat Universitat der Bundeswehr Hamburg Martina Stangel Meseke Business and Information Technology School gGmbH IserlohnZur administrativen und wissenschaftlichen Begleitung und Unterstutzung der Sachverstandigenkommission wurde im Januar 2009 in der Zentrale der Fraunhofer Gesellschaft die Geschaftsstelle Gleichstellungsbericht eingerichtet die ihre Tatigkeit bis Februar 2012 ausubte Am 25 Januar 2011 hat die Kommission nach uber zweijahriger Arbeit ihr Gutachten mit dem Titel Neue Wege gleiche Chancen Gleichstellung von Frauen und Mannern im Lebensverlauf dem Bundesministerium fur Familie Senioren Frauen und Jugend BMFSFJ ubergeben Das BMFSFJ hat als federfuhrendes Ressort die dazugehorige Stellungnahme der Bundesregierung vorbereitet und diese dem Bundeskabinett zum Beschluss vorgelegt Am 15 Juni 2011 hat das Bundeskabinett die Stellungnahme der Bundesregierung und das Sachverstandigengutachten der Gleichstellungsberichtskommission als Ersten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung beschlossen Im Anschluss ist der Erste Gleichstellungsbericht der Bundesregierung veroffentlicht worden Er wurde sowohl dem Bundestag wie auch dem Bundesrat zugeleitet und dort besprochen Sachverstandigengutachten fur den Ersten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung im Uberblick Bearbeiten Das Sachverstandigengutachten fur den Ersten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung bietet zum ersten Mal eine umfassende Bestandsaufnahme der Gleichstellung in Deutschland Es fokussiert in zentralen Schlusselbereichen die aktuelle Situation von Frauen und Mannern und zeigt unter der thematischen Vorgabe der Lebensverlaufsperspektive auf wie eine konsistente Gleichstellungspolitik fur Frauen und Manner langfristig entwickelt werden kann Erst die Lebensverlaufsperspektive macht dabei auch die langfristigen Folgen von Entscheidungen in einzelnen Lebensabschnitten deutlich Um ihr Rechnung zu tragen muss Gleichstellungspolitik kunftig starker sowohl als Quer wie auch als Langsschnittaufgabe wahrgenommen werden Das Gutachten zeigt auf dass es der Gleichstellungspolitik in Deutschland trotz erheblicher Fortschritte an einem konsistenten Leitbild fehlt So stehen politische und rechtliche Massnahmen fur unterschiedliche Lebensphasen unverbunden nebeneinander Die Folge ist dass gleichzeitig Anreize fur sehr verschiedene Lebensmodelle gesetzt werden oder dass die Unterstutzung in der einen Lebensphase in der nachsten abbricht bzw in eine andere Richtung weist Diese Bruche die einer unvollendeten Baustelle mit vielen Sackgassen gleichen sind in Deutschland an vielen Stellen vorzufinden und sollten so die Sachverstandigenkommission dringend abgebaut werden Schliesslich stellt eine konsistent gestaltete Gleichstellungspolitik einen wichtigen Bestandteil moderner Innovationspolitik dar Sie birgt enormes auch wirtschaftliches Potenzial und erweist sich als unverzichtbar angesichts des demografischen Wandels und des steigenden Fachkraftebedarfes Die Nutzung aller Talente und die Verbesserung der Erwerbschancen von Frauen machen die Gesellschaft leistungsfahiger und helfen das Sozial und Steuersystems zu stabilisieren Erforderlich fur eine solch konsistente Gleichstellungspolitik ist nicht allein staatliches Handeln sondern auch Wirtschaft und Gesellschaft sind gefordert Das Leitbild des Sachverstandigengutachtens fur den Ersten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung zielt auf gleiche und tatsachliche Wahlmoglichkeiten und Verwirklichungschancen fur Frauen und Manner Wichtig ist dass dabei neben der Erwerbsarbeit ausreichend Raum fur gesellschaftlich notwendige unbezahlte Fursorgearbeit fur Weiterbildungen sowie fur Eigenzeit bleibt Erwerbsunterbrechungen durfen langfristig nicht zu Nachteilen fuhren Insgesamt sind die langerfristigen Auswirkungen bestimmter Lebensentscheidungen starker zu berucksichtigen und bewusst zu machen Die Themen des Sachverstandigengutachtens fur den Ersten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung Bearbeiten Zentrale Schwerpunkte des Sachverstandigengutachtens sind die Themen Gleichstellung in der Bildung sowie Gleichstellung im Erwerbsleben Bildung und Beschaftigung pragen die Erwerbs und Lebenslaufe von Frauen und Mannern nachhaltig und sind zugleich wichtige Schlussel fur die Teilhabe in anderen gesellschaftlichen Bereichen Eng hiermit verbunden sind die Rollenbilder im Recht die Zeitverwendung von Mannern und Frauen im Spannungsfeld von Erwerbs und Sorgearbeit sowie die soziale Sicherung im Alter die die ungleichen Chancen vor allem im Erwerbsbereich uber den Lebensverlauf bilanziert Die Themen und Inhalte des Sachverstandigengutachtens fur den Ersten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung im Uberblick Lebensverlaufsperspektive Nachhaltige Gleichstellungspolitik verlangt eine ganzheitliche Perspektive Erst die Lebensverlaufsperspektive verdeutlicht welche Folgen Lebensereignisse und getroffene Entscheidungen in unterschiedlichen Lebensphasen fur unterschiedliche Gruppen von Frauen und Mannern langfristig haben In diesem Abschnitt des Sachverstandigengutachtens werden die theoretischen und methodischen Grundlagen fur eine Gleichstellungspolitik in der Lebensverlaufsperspektive gelegt Recht Rollenbilder modernisieren und Recht konsistent am Leitbild der Gleichberechtigung ausrichten Viele Regelungen im Steuer Sozial und Arbeitsrecht gehen immer noch von der lebenslangen Ehe und traditionellen Rollenverteilung aus Die modernen vielfaltigen Formen partnerschaftlicher und individueller Lebensfuhrung erfordern jedoch flexible von traditionellen Rollenbildern losgeloste rechtliche Rahmenbedingungen Die Herstellung eines konsistenten Rechts und die Abstimmung von Rollenerwartungen uber den Lebensverlauf sind bedeutende Aufgaben der Gleichstellungspolitik als Rechtspolitik in Deutschland Bildung Abwartsspiralen verhindern und Wahlmoglichkeiten in allen Lebensphasen fordern Bildung ist ein Schlussel fur Verwirklichungschancen im gesamten Lebensverlauf Daher sind im Bildungssystem gleich gute Chancen fur Manner und Frauen zu schaffen Beide sollen in gleichem Mass aus dem Spektrum der Bildungsmoglichkeiten wahlen fruhe Bildungsphasen nutzen und sich spater weiterqualifizieren konnen Erwerbsleben Fehlanreize beseitigen Entgeltgleichheit und Aufstiegschancen schaffen Nach wie vor gibt es keine gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Mannern am Erwerbsleben So bestehen starke Anreize fur Frauen nicht oder nur in geringfugiger Beschaftigung zu arbeiten Auch bei Massnahmen der Karriereentwicklung und in Fuhrungspositionen sind Frauen deutlich unterreprasentiert Zeitverwendung Flexibilitat ermoglichen und unterschiedliche Formen von Arbeit starken Noch immer dominieren bei Mannern die Erwerbsarbeit bei Frauen die Haus und Sorgearbeit Dies entspricht selten den tatsachlichen Wunschen Frauen wie Manner mussen die Moglichkeit haben ohne langfristige Nachteile neben der Erwerbsarbeit andere notwendige Tatigkeiten wie Sorgearbeit und Pflege auszuuben Alter Alterssicherung armutsfest machen und Pflegearbeit besser honorieren Die geschlechtsspezifischen Ungleichheiten im Erwerbsleben Erwerbsunterbrechungen oder auch Niedriglohne wirken unmittelbar bis ins Rentenalter nach Frauen erreichen im Durchschnitt deutlich geringere Renten als Manner die vielfach nicht existenzsichernd sind Eine mangelnde Anrechnung der Pflegezeiten bei der Alterssicherung verstarkt dies Weitere fur die Gleichstellung wichtige Aspekte wie etwa gesundheitliche Ungleichheit oder Gewalt werden im Sachverstandigengutachtens nicht beleuchtet Sie erfordern vielmehr eine eigenstandige und umfassende Analyse unter der Geschlechterperspektive im Lebensverlauf und sind daher in nachfolgenden Berichten zu beleuchten Gleiches gilt fur Gleichstellungsfragen im Themenfeld Migration und Integration die im Bericht als Querschnittsthema behandelt werden Ausgewahlte Forderungen des Sachverstandigengutachtens fur den Ersten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung Bearbeiten Der Weg zu echter Chancengleichheit zwischen Frauen und Mannern ist in Deutschland noch weit so das zentrale Ergebnis des Sachverstandigengutachtens Es besteht an vielen Stellen Handlungsbedarf Die Sachverstandigenkommission hat diesen Handlungsbedarf entlang des Lebensverlaufs identifiziert und konkrete praktische Empfehlungen im Gutachten ausgesprochen Ausgewahlte Forderungen des Sachverstandigengutachtens fur den Ersten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung sind Minijob Segment Anreize beseitigen und Subventionen abschaffen Minijobs haben oft desastrose Folgen nicht nur fur die Gleichstellung Sie scheinen fur Arbeitgeber wie fur Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer kurzfristig attraktiv erweisen sich jedoch selten als Brucke in eine sozialversicherungspflichtige Beschaftigung Geringfugige Beschaftigungsverhaltnisse die in grosser Zahl von Frauen ausgeubt werden fuhren in biografische Sackgassen und verursachen erhebliche gesellschaftliche Folgekosten etwa bei Hartz IV oder im Bereich der Alterssicherung Pflege Situation von privat pflegenden Frauen und Mannern verbessern Die Zahl der Pflegebedurftigen wird in Zukunft deutlich ansteigen Gleichzeitig sinkt die Zahl potentieller familiarer Pflegepersonen Eine bessere Verzahnung professioneller und hauslicher Pflege und die geschlechtergerechte Ausgestaltung des Pflegeversicherungsrechts konnen dem entgegenwirken Die Benachteiligung der Sorgearbeit fur Pflegebedurftige in der Rente im Vergleich zur Sorgearbeit fur Kinder ist nicht zu rechtfertigen Zudem brauchen Pflegende Unterstutzung durch ihre Arbeitgeber und durch eine Personalpolitik die fur zentrale Lebensereignisse flexible Regelungen bereithalt Frauen in Fuhrungspositionen Geschlechterquoten einfuhren Der Anteil von Frauen im Top Management stagniert in Deutschland seit Jahren auf niedrigem Niveau Eine Quote deren Nichteinhaltung effektiv sanktioniert wird kann dies andern wie viele Nachbarlander bereits mit Erfolg zeigen Zusatzlich sollte der Gesetzgeber prufen wie er Mindestanteilsregelungen fur Frauen in Fuhrungspositionen uber Aufsichtsrate hinaus ausgestalten kann Die Sachverstandigenkommission spricht sich insgesamt nachdrucklich dafur aus die mit dem Gutachten fur den Ersten Gleichstellungsbericht erfolgreich begonnene Berichterstattung zu Gleichstellungsaspekten kunftig regelmassig fortzusetzen Die Kommission rat zur Etablierung eines nationalen Berichtswesens fur Gleichstellungspolitik in Deutschland das es in anderen Politikfeldern so z B im Rahmen des Familien Alten oder Kinder und Jugendberichts sowie in anderen europaischen Nachbarlandern schon seit langem gibt Der Zweite Gleichstellungsbericht der Bundesregierung BearbeitenZum Zweiten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung Bearbeiten Im April 2015 setzte die damalige Bundesministerin fur Familie Senioren Frauen und Jugend Manuela Schwesig eine Sachverstandigenkommission zur Erstellung eines Gutachtens fur den Zweiten Gleichstellungsberichts ein Im Mai 2015 konstituierte sich die Kommission 2 Die Sachverstandigenkommission arbeitete ehrenamtlich und unabhangig Sie setzte sich aus den folgenden zwolf Mitgliedern zusammen Eva Kocher Vorsitz Universitat Frankfurt Oder Thomas Beyer Technische Hochschule Nurnberg Eva Blome Universitat Greifswald Holger Bonin Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit IZA Ute Klammer Universitat Duisburg Essen Uta Meier Grawe Justus Liebig Universitat Giessen Helmut Rainer ifo Institut Leibniz Institut fur Wirtschaftsforschung an der Universitat Munchen Stephan Rixen Universitat Bayreuth Christina Schildmann Hans Bockler Stiftung Carsten Wippermann Katholische Stiftungsfachhochschule Munchen und Delta Institut fur Sozialforschung Anne Wizorek Autorin Beraterin fur digitale Medien Aysel Yollu Tok Hochschule fur Wirtschaft und Recht BerlinDie Kommission bestand aus Expertinnen und Experten die in der Wissenschaft aber auch im offentlichen Leben in Politik Verbanden oder der Wirtschaft zu gleichstellungspolitischen Themen arbeiten und forschen Interdisziplinaritat bestand auch in Hinblick auf den eingebrachten Sachverstand der Kommission der verschiedene Forschungs und Arbeitsfelder umfasste wie u a Digitale Medien Germanistik Geschlechterforschung Politikwissenschaften Rechtswissenschaften Soziologie und Wirtschaftswissenschaften Durch die erneute Berufung von Ute Klammer und Uta Meier Grawe wurde daruber hinaus an die Arbeit der Sachverstandigenkommission zum Ersten Gleichstellungsbericht angeknupft Fur die wissenschaftliche und organisatorische Unterstutzung der Sachverstandigenkommission wurde beim Institut fur Sozialarbeit und Sozialpadagogik e V eine Geschaftsstelle Zweiter Gleichstellungsbericht der Bundesregierung unter der Leitung von Regina Frey eingerichtet Zu den Aufgaben der Geschaftsstelle mit Sitz in Berlin und Frankfurt M gehoren u a die inhaltliche und organisatorische Vor und Nachbereitung der Kommissionssitzungen Foren und Fachgesprache Daruber hinaus unterstutzt sie die Kommission bei der Vorbereitung des Gutachtens 3 Das Gutachten der Sachverstandigenkommission fur den Zweiten Gleichstellungsbericht wurde im Januar 2017 an die damalige Bundesfrauenministerin Manuela Schwesig ubergeben und im Marz 2017 veroffentlicht 4 Zudem informierte die die nachfolgende Bundesfrauenministerin Katarina Barley den Bundestag uber den Zweiten Gleichstellungsbericht in einer Regierungsbefragung 5 Der Bundesrat nahm den Zweiten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung im September 2017 zur Kenntnis 6 Der Zweite Gleichstellungsbericht setzt sich aus dem Gutachten der Sachverstandigenkommission und aus einer Stellungnahme der Bundesregierung zusammen die auch eine Bilanz des Ersten Gleichstellungsberichts enthalt Das uber 190 Seiten starke Gutachten behandelt Gleichstellung in vier Kapiteln In einem einfuhrenden Teil werden wichtige Grundlagen und der Fokus des Gutachtens erlautert siehe hier grundlegende Konzepte Der zweite Teil des Gutachtens geht auf die bestehenden gleichstellungspolitischen Herausforderungen und Schieflagen ein und leitet gleichstellungspolitische Ziele ab Im dritten Kapitel werden in zehn thematischen Abschnitten Handlungsempfehlungen zu zentralen gleichstellungspolitischen Themen vorgestellt Im vierten Kapitel werden weitere vier Themen als aktuelle Herausforderungen in der Gleichstellungspolitik beschrieben Grundlegende Konzepte des Sachverstandigengutachtens fur den Zweiten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung Bearbeiten Leitidee Bearbeiten Die Sachverstandigenkommission formuliert folgende Leitidee von der Gleichstellung der Geschlechter im Sachverstandigengutachten Wir streben eine Gesellschaft mit gleichen Verwirklichungschancen von Frauen und Mannern an in der die Chancen und Risiken im Lebensverlauf gleich verteilt sind 7 Diese Leitidee basiert zum einen auf dem Konzept der Verwirklichungschancen 8 als Frage des Geschlechts Demnach bietet eine demokratische und offene Gesellschaft allen Menschen unabhangig vom Geschlecht gleiche Chancen diejenigen Vorstellungen und Lebensentwurfe zu entwickeln und zu verwirklichen die zu ihnen passen Zum anderen basiert die Leitidee der Sachverstandigenkommission auf Art 3 Abs 2 des Grundgesetzes Politik aber auch Wirtschaft und Gesellschaft mussen gewahrleisten dass Verwirklichungschancen sowie Chancen und Risiken im Lebensverlauf unabhangig vom Geschlecht verteilt sind Lebensverlaufsperspektive Bearbeiten Fur die Beschreibung des Standes der Geschlechtergleichstellung in Deutschland wurde erneut die Lebensverlaufsperspektive gewahlt Linked Lives Bearbeiten Die Entscheidungen in biographischen Ubergangsphasen und an Knotenpunkten des Lebens sind von einer Vielzahl gesellschaftlicher wirtschaftlicher und individueller bzw familiarer Rahmenbedingungen abhangig Dazu gehort insbesondere der individuelle soziale Kontext Die Lebensverlaufsperspektive verweist auf das Konzept der verbundenen Leben Linked Lives wonach Menschen wesentliche Lebensentscheidungen nicht individuell isoliert treffen sondern eingebettet in soziale Beziehungen mit anderen Menschen Dabei handeln sie die Arbeitsteilung von Erwerbs und Sorgearbeit miteinander aus Die Aushandlung und deren Ergebnis werden wesentlich beeinflusst durch die Ressourcenausstattung der Partnerinnen und Partner durch vorherrschende Geschlechterstereotype und durch eingeubte und ubliche Routinen des Alltags Aber auch die institutionellen und rechtlichen Rahmenbedingungen wie offentliche Kinderbetreuungs und Pflegeinfrastruktur betriebliche Arbeitszeitroutinen und steuerliche und sozialversicherungsrechtliche okonomische Anreize sind wichtige Faktoren fur die Arbeitsteilung Vor allem die Rahmenbedingungen in Deutschland setzen starke Anreize zu einer ungleichen Verteilung von Erwerbs und Sorgearbeit Gender Care Gap Bearbeiten Um die ungleiche gesellschaftliche wirtschaftliche und politische Partizipation von Mannern und Frauen darstellen zu konnen und Hinweise auf eine nicht erreichte Gleichstellung oder ungleich verteilte Verwirklichungschancen zu erhalten wurden verschiedene Indikatoren herangezogen Der wohl bekannteste Gleichstellungs Indikator ist der Gender Pay Gap Lohnlucke auch etabliert ist der Gender Pension Gap Rentenlucke Beide Indikatoren stellen jedoch nur wirtschaftliche Ungleichheiten dar und sind somit Ausdruck einer Ausgrenzung von unentgeltlich geleisteter Sorgearbeit aus der Okonomie Ohne familiare Sorgearbeit Care Arbeit sind aber gesellschaftliches Leben und wirtschaftliches Wachstum nicht moglich Die Sachverstandigenkommission schlagt darum in ihrem Gutachten vor den Gender Care Gap der in ihrem Auftrag erstmals errechnet wurde 9 zukunftig regelmassig zu berechnen Der Gender Care Gap erfasst den relativen Unterschied in der taglich fur Care Arbeit verwendeten Zeit zwischen Mannern und Frauen Er gibt an um wie viel Prozent die Zeit die Frauen im Durchschnitt pro Tag fur unbezahlte Care Arbeit aufwenden die durchschnittliche Dauer der taglichen Care Arbeit von Mannern ubersteigt Er betrug 2012 2013 durchschnittlich 52 4 Prozent das heisst erwachsene Frauen leisten anderthalb Mal so viel unbezahlte Care Arbeit als Manner Dies entspricht im Durchschnitt taglich 87 Minuten mehr Care Arbeit Der grosste Gender Care Gap 110 6 Prozent zeigt sich im Alter von 34 Jahren Frauen leisten dann durchschnittlich 5 Stunden und 18 Minuten Care Arbeit taglich Manner dagegen nur 2 Stunden und 31 Minuten In dieser Rush Hour des Lebens bundeln sich zentrale Lebensereignisse und entscheidungen wie Beruf Wahl einer Partnerin oder eines Partners und Verantwortlichkeit fur Kinder und Eltern Mannern wenden mit zunehmendem Alter mehr Zeit fur Care Arbeit auf bei Frauen nimmt der Zeitaufwand hierfur ab Dennoch bleibt der Gender Care Gap deutlich positiv Unabhangig vom Alter wenden alleinlebende Frauen taglich mehr Zeit fur Care Tatigkeiten auf als alleinlebende Manner In Paarhaushalten mit Kindern fallt vor allem aufgrund der Kinderbetreuung die meiste Care Arbeit an Mutter verrichten in dieser Konstellation taglich 2 Stunden und 30 Minuten mehr Care Arbeit als Vater sodass der gesamte Gender Care Gap fur Personen in Paarhaushalten mit Kindern 83 3 Prozent betragt Als Datengrundlage zur Berechnung des Gender Care Gap dienen die Daten der dritten reprasentativen Zeitverwendungserhebung die 2012 bis 2013 vom Statistischen Bundesamt durchgefuhrt wurde Insgesamt wurden uber 5 000 Haushalte und mehr als 11 000 Personen ab zehn Jahren an drei Tagen an zwei Wochentagen und an einem Tag am Wochenende zu ihren taglichen Aktivitaten freiwillig schriftlich befragt Erwerb und Sorge Modell Bearbeiten Bereits im Ersten Gleichstellungsbericht findet sich die Forderung nach einer neue n Norm des Arbeitnehmers oder der Arbeitnehmerin mit Fursorgeverpflichtungen 10 an der sich die Politik fur ihre Entscheidungen orientieren kann Im Anschluss daran geht die Sachverstandigenkommission davon aus dass eine gleichstellungsorientierte Gestaltung der Erwerbs und Sorgearbeit allen Menschen unabhangig vom Geschlecht ermoglichen muss wahrend ihres Lebensverlaufs Erwerbs und Sorgearbeit gleichberechtigt zu verbinden Diese Sichtweise bringt das earner carer model auf den Punkt 11 Danach soll es allen Menschen je nach den Anforderungen im Lebensverlauf moglich sein neben der Erwerbsarbeit auch private Sorgearbeit zu leisten gleichzeitig muss informelle Sorgearbeit jederzeit zusammen mit Erwerbsarbeit gelebt werden konnen Eine griffige deutsche Ubersetzung des earner carer model hat sich noch nicht etabliert Die Sachverstandigenkommission verwendet den Begriff Erwerb und Sorge Modell Dieses Modell fordert von der Politik den bestehenden Problemen der Aufteilung von Erwerbs und Sorgearbeit zu begegnen und die gesellschaftliche Organisation der Sorgearbeit nicht im Privaten zu individualisieren sondern durch eine institutionelle und politische Rahmung zu gewahrleisten dass Zweiverdiener Arrangements ohne Uberforderung gelebt werden konnen Im Gutachten der Sachverstandigen wird betont Aufgabe von Gleichstellungspolitik sei es nicht Menschen das Erwerb und Sorge Modell vorzuschreiben Es sei vielmehr verfassungsrechtlicher Auftrag auch dieses Lebensmodell zu ermoglichen und Rahmenbedingungen dafur zu schaffen dass Menschen gleichberechtigt an der Erwerbsarbeit und an der Sorgearbeit teilhaben konnen ohne dafur auf Verwirklichungschancen verzichten oder besondere Risiken auf sich nehmen zu mussen Gleichstellungspolitische Ziele Bearbeiten Aus der gleichstellungspolitischen Leitidee gleiche Verwirklichungschancen unabhangig vom Geschlecht und mit einer entsprechenden Verteilung von Chancen und Risiken im Lebensverlauf leitete die Sachverstandigenkommission konkrete gleichstellungspolitische Zielsetzungen fur die Gestaltung der Erwerbs und Sorgearbeit ab Gleichstellung setzt demnach voraus die Moglichkeit einer gleichberechtigten und partnerschaftlichen Teilhabe an der Erwerbsarbeit fur alle insbesondere auch fur Frauen die Moglichkeit einer gleichen und partnerschaftlichen Beteiligung von Mannern an Aufgaben der privaten Sorgearbeit die Moglichkeit Erwerbs und Sorgearbeit im Lebensverlauf zu verbinden Erwerb und Sorge Modell Der Gleichstellungspolitik stellt sich damit die Aufgabe auf unterschiedlichen Handlungsfeldern eine Vielfalt gleichstellungspolitischer Ziele zu verbinden 12 Eigenstandige wirtschaftliche Sicherung durch gleichberechtigte Integration in die Erwerbsarbeit Eigenstandige wirtschaftliche Sicherung durch soziale Absicherung fur unbezahlte Sorgearbeit Eigenstandige wirtschaftliche Sicherung im Alter Gleicher Lohn fur gleiche und gleichwertige Arbeit Qualitativ hochwertige und finanziell zugangliche Betreuungs und Pflegeinfrastruktur Gleiche Verteilung der unbezahlten Sorgearbeit unabhangig vom Geschlecht Vereinbarkeit von gutem Leben Sorge und Erwerbsarbeit Auflosung von Geschlechterstereotype Abbau von Diskriminierung und Schutz vor geschlechtsbezogener GewaltThemen und dazu ausgewahlte Handlungsempfehlungen des Sachverstandigengutachtens fur den Zweiten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung Bearbeiten Gleichstellung in der Erwerbsarbeit Bearbeiten Zunachst wird im Gutachten der Sachverstandigen auf die Erwerbsarbeit fokussiert und zwar sowohl auf die abhangige als auch auf die selbstandige Erwerbsarbeit wie auch die Berufswahl und die berufliche Weiterbildung Die noch vorherrschenden Rahmenbedingungen des Normalarbeitsverhaltnis erschweren vielen Menschen mit Sorgeverpflichtungen ein partnerschaftliches Erwerb und Sorge Arrangement zu leben Dabei sollte eine gleichstellungsorientierte Personalplanung alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer als Erwerbs und Sorgearbeitende begreifen Teilzeit ist haufig eine Falle da es keinen Rechtsanspruch darauf gibt eine Reduktion der Arbeitszeit zu befristen und oder wieder auf Vollzeitarbeit zu erhohen und allgemeiner die Arbeitszeit flexibel an die jeweiligen Lebensphasen anzupassen Ein lebensphasenorientiertes Konzept von Arbeitszeit und Arbeitsort ermoglicht dagegen ein partnerschaftliches Erwerb und Sorge Arrangement fur alle Menschen in gleicher Weise Entsprechende Arbeitszeitkonzepte konnen einen Wandel betrieblicher Arbeitszeitroutinen herbeifuhren und zum Abbau der Diskriminierung von Teilzeitbeschaftigten beitragen Die Sachverstandigenkommission warnt aber auch vor den Gefahren der Entgrenzung Uberforderung und Uberlastung die mit mobiler Arbeit verbunden sein konnen Daher mussen flexible Arbeitsmodelle von Schutzmassnahmen begleitet werden Zusatzlich schlagt die Kommission die Einfuhrung eines Familiengeldes vor einer bis zu 24 Monate langen pauschalen Leistung mit der beide Elternteile in der Elternzeit einer reduzierten Vollzeittatigkeit innerhalb eines bestimmten vollzeitnahen Arbeitszeitkorridors nachgehen konnen Auch die ungleiche Verteilung von Chancen und Risiken im Lebensverlauf durch die geschlechterstereotype Verteilung von Berufen und Tatigkeiten wird thematisiert Viele Chancen und Risiken sind statistisch eng mit der Berufswahl und dem erlernten Beruf verknupft Dies druckt sich unter anderem in geringeren Entgelten schlechterer eigenstandiger Absicherung und geringen Anteilen in Fuhrungspositionen aus Daher ist eine genderkompetente diversitats und interkulturell kompetente Berufsberatung erforderlich Aufwertung der erwerbsformigen Sorgearbeit Bearbeiten Sorgearbeit ist ein zentrales Thema fur die Gleichstellung der Geschlechter Entsprechend ist die Aufwertung der erwerbsformigen Sorgearbeit ein wichtiges gleichstellungspolitisches Anliegen Erwerbsformige Sorgearbeit etwa im Gesundheits und Pflege oder Erziehungssektor ist haufig gepragt von prekaren Beschaftigungsverhaltnissen mit Niedriglohn und ungewollter Teilzeit Sie geht oft einher mit starken gesundheitlichen Belastungen und es fehlen Um und Aufstiegsmoglichkeiten Statt derartiger Sackgassenberufe fordert die Sachverstandigenkommission dass die Berufe in der Sorgearbeit zu echten Lebensberufen werden in denen die Beschaftigten dauerhaft gut arbeiten und sich entwickeln konnen Gleichzeitig ist die Gesellschaft auf qualifizierte und qualitativ hochwertige Sorgearbeit angewiesen Dem soll laut den Sachverstandigen auch das Aus und Weiterbildungssystem entsprechen Rahmenbedingungen und Infrastruktur der Sorgearbeit Bearbeiten Die Rahmenbedingungen und die Infrastruktur fur Sorgearbeit werden in zwei weiteren Kapiteln behandelt dabei geht es zum einen um die Sorge fur Kinder und um die Sorge fur pflegebedurftige Personen Der Befund der Sachverstandigenkommission lautet hier dass es noch deutlichen Verbesserungsbedarf in der Betreuungsinfrastruktur der Kindertageseinrichtungen und Ganztagsschulen gibt Zur Starkung der Vaterbeteiligung bei der unbezahlten Sorgearbeit fur kleine Kinder schlagt die Kommission in Anlehnung an Regelungen in anderen europaischen Landern zum einen die Einfuhrung einer zweiwochigen Vaterschaftsfreistellung vor die innerhalb der ersten 30 Tage nach der Geburt eines Kindes in Anspruch genommen werden kann Zum anderen empfiehlt die Kommission langerfristig eine Neuverteilung des Elterngeldanspruchs durch einen Ausbau der Partnermonate Uber die Elternzeit hinaus bedarf es weiterer Moglichkeiten flexibel fur Kinder da sein zu konnen z B Arztbesuche Einschulungen Schulfeste etc Die Einfuhrung eines flexiblen Zeitbudgets von insgesamt 120 Tagen fur jedes Kind fur die Dauer der Minderjahrigkeit gekoppelt mit einer echten Entgeltersatzleistung in der Hohe des Elterngeldes wurde den Eltern die Sorge fur ihre Kinder ermoglichen ohne in finanzielle oder psychische Belastungssituationen zu geraten Die Sachverstandigenkommission sieht bei Pflegeinfrastrukturen bislang Genderaspekte bei der Planung und Finanzierung noch zu wenig berucksichtigt Um eine genderkompetente diversitats und interkulturell kompetente Pflege zu ermoglichen sollten die hierfur notwendigen personellen und finanziellen Ressourcen in die Regelfinanzierung der Einrichtungen integriert werden Die Sachverstandigenkommission empfiehlt eine Orientierung am skandinavischen Weg mit einem hoheren offentlichen Finanzierungsanteil um eine qualitativ hochwertige und fur alle zugangliche Pflegeinfrastruktur zu ermoglichen Professionelle Unterstutzungsangebote sollten deutlich gestarkt werden um gemischte Betreuungsarrangements zu ermoglichen die sich durch eine verbesserte und auf die konkreten Bedurfnisse von Pflegenden und Gepflegten abgestimmte Kombinationsmoglichkeit der unterschiedlichen Elemente auszeichnen Zusatzlich schlagt die Sachverstandigenkommission ein aus Steuermitteln finanziertes flexibles Zeitbudget mit Entgeltersatzleistungen in der Hohe analog zum Elterngeld von insgesamt 120 Tagen fur die Pflege von Angehorigen vor Rahmenbedingungen und Infrastruktur der privaten Haushaltsfuhrung Bearbeiten Im Kapitel zu den Rahmenbedingungen und der Infrastruktur fur die private Haushaltsfuhrung werden haushaltsnahe Dienstleistungen behandelt Haushaltsnahe Dienstleistungen umfassen zum einen sachbezogene Dienstleistungen wie Putzen Kochen Waschen und Alltagsorganisation Zum anderen umfassen sie auch personenbezogene Dienstleistungen wie die alltagliche Betreuung und Unterstutzung von Kindern und pflegebedurftigen Familienmitgliedern Gute Arbeit sollte sowohl fur die Beschaftigten als auch fur die Haushalte die die Dienstleistungen in Anspruch nehmen gewahrleistet werden So konnte durch die Einfuhrung von Zertifikaten einheitliche Qualitatsstandards fur haushaltsnahe Dienstleistungen entwickelt werden und sozialversicherungspflichtige Beschaftigung und arbeitsrechtlicher Schutz von Haushaltsarbeiterinnen und arbeitern gefordert werden Durch die Einfuhrung eines Gutscheinsystems das auch Haushalte mit mittleren und geringen Einkommen erreichen und klein und mittelstandische Dienstleistungsunternehmen starken konnte sollte Wege aus der irregularen Beschaftigung eroffnet und die Nachfrage nach regularen haushaltsnahen Dienstleistungen gesteigert werden Wiedereinstieg in die Erwerbsarbeit Bearbeiten Der Wiedereinstieg ins Berufsleben ist ein weiterer Bestandteil des Empfehlungsteils des Gutachtens Fur einen gelingenden Wiedereinstieg sind Starkung und Ausbau der Ruckkehrrechte nach familienbedingten Pausen einschliesslich entsprechender Arbeitgeberunterstutzung von zentraler Bedeutung Viele Wiedereinsteigerinnen und einsteiger benotigen nach einer langeren Unterbrechung Weiterbildungs und Fortbildungsmassnahmen um wieder auf den aktuellen technischen und fachlichen Stand ihrer Tatigkeit bzw ihres Berufs zu kommen Ein Rechtsanspruch auf Forderung beruflicher Weiterbildung oder die Wiedereinfuhrung des Unterhaltsgelds ist daher zu begrussen Anreize bei der Ressourcen und Arbeitsteilung in Ehe und Eingetragener Lebenspartnerschaft Bearbeiten Die bestehenden Anreize bei der Ressourcen und Arbeitsteilung in der Ehe und der Eingetragenen Lebenspartnerschaft bilden ein weiteres Kapitel Die Sachverstandigenkommission empfiehlt darin die Lohnsteuerklasse V zu streichen Auch soll das Ehegattensplitting zu einem Realsplitting weiter entwickelt werden um den Splittingvorteil nach oben zu begrenzen Als weitere Massnahme wird vorgeschlagen den Zugang zur gesetzlichen Kranken und Pflegeversicherung auf dauerhaft angelegte Paarkonstellationen mit Sorgeverpflichtungen zu erweitern Gleichzeitig sollte fur nicht erwerbstatige Ehepartnerinnen und Ehepartner und eingetragene Lebenspartnerinnen und Lebenspartner die bisher beitragsfrei mitversichert sind der Zugang zu dieser Versicherungsleistung auf die Phasen intensiver Sorgearbeit beschrankt werden Minijobs halt die Sachverstandigenkommission fur ungeeignet um eine eigenstandige wirtschaftliche Sicherung und den Aufbau eigenstandiger Rentenanspruche zu ermoglichen Daher empfiehlt sie diese wie anderes Einkommen zu besteuern Die Personen mit geringfugiger Beschaftigung wurden dann regelhaft renten kranken pflege und arbeitslosenversichert Gleichzeitig blieben durch den steuerlichen Grundfreibetrag niedrige Einkommen auch solche in Minijob Hohe weiterhin steuerfrei Die Besteuerung des Einkommens und die Sozialversicherungspflicht von Minijobs wurden die Unterschiede zwischen einem Minijob und einer abhangigen Teilzeitbeschaftigung deutlich reduzieren Dadurch wurde es attraktiver die Arbeitszeit aufzustocken und mehr eigenes Einkommen zu verdienen Rente und Alterssicherung Bilanz des Lebenslaufs Bearbeiten Im Abschnitt zu Rente und Alterssicherung empfiehlt die Sachverstandigenkommission die gesetzliche Rentenversicherung zu einer universellen Versicherung mit einem Mindestsicherungsziel auszubauen Dabei sollten alle Burgerinnen und Burger auf alle Einkommen Beitrage in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen auch bisher nicht versicherungspflichtige Selbststandige Alle Burgerinnen und Burger in Deutschland sollen so im Alter eigenstandige existenzsichernde Anspruche auf Alterssicherung bekommen Gleichzeitig soll laut Sachverstandigenkommission Sorgearbeit in der Alterssicherung honoriert werden und zu eigenstandigen Anspruchen fuhren Ein nachsorgender sozialer Ausgleich bei niedrigen Rentenanspruchen soll dafur sorgen dass im Alter das soziokulturelle Minimum gewahrleistet ist Aktuelle Herausforderungen in der Gleichstellungspolitik Bearbeiten Das letzte Kapitel befasst sich mit aktuellen Herausforderungen in der Gleichstellungspolitik Hierzu gehoren die gleichstellungsorientierte Gestaltung der digitalen Arbeit die Uberwindung von Partnerschaftsgewalt Flucht und die Starkung von Strukturen und Instrumenten fur die Durchsetzung von Gleichstellung Gleichstellungsorientierte Gestaltung der digitalen Arbeit Bearbeiten Immer mehr Unternehmen bieten Dienstleistungen uber digitale Plattformen an denn so lassen sich die Transaktionskosten fur die Vermittlung von Dienstleistungen drastisch reduzieren Soloselbststandige erbringen dann die Dienstleistungen die sie vom Plattformunternehmen vermittelt bekommen haben Durch dieses Geschaftsmodell werden die Risiken auf die Soloselbststandigen abgewalzt Diese mussen fur ihre soziale Absicherung aufkommen unter teils prekaren Arbeitsbedingungen Neben vielen weiteren Punkten im Themenbereich Digitalisierung empfehlen die Sachverstandigen eine bessere Regulierung solcher Plattformen Uberwindung von Partnerschaftsgewalt Bearbeiten Fur die Uberwindung von Partnerschaftsgewalt werden im Gutachten weitere Praventionsmassnahmen in Schulen und Bildungseinrichtungen empfohlen sowie gezielte Unterstutzungsmassnahmen fur Kinder die in Situationen hauslicher Gewalt leben oder gelebt haben wie auch die Fortfuhrung und Intensivierung von kontinuierlicher Offentlichkeitsarbeit und von Kampagnen gegen sexualisierte und hausliche Gewalt Auch Schutzmassnahmen sollten weiter ausgebaut und finanziell unterstutzt werden Flucht Bearbeiten Bezogen auf das Thema Flucht empfiehlt die Sachverstandigenkommission unter anderem Massnahmen zum Gewaltschutz von gefluchteten Menschen auszubauen und die Forderung und Gestaltung der Arbeitsmarktintegration von Gefluchteten gleichstellungsorientiert zu gestalten Starkung von Strukturen und Instrumenten fur die Durchsetzung von Gleichstellung Bearbeiten Die Sachverstandigen gehen im letzten Teil des Gutachtens darauf ein welche Vorkehrungen fur die Durchsetzung von Gleichstellung erforderlich sind Dazu zahlen die Einfuhrung eines gleichstellungspolitischen Aktionsplans auf Bundesebene die Starkung der gleichstellungsorientierten Gesetzesfolgenabschatzung eine gleichstellungsorientierte und geschlechtergerechte Haushaltspolitik sowie die Einrichtung einer Transferstelle die als Schnittstelle zwischen Forschung und Praxis fungiert und die Verwaltung begleitend berat Der Dritte Gleichstellungsbericht der Bundesregierung BearbeitenDer Dritte Gleichstellungsbericht der Bundesregierung 13 wurde am 9 Juni 2021 vom Kabinett beschlossen Der Bericht setzt sich aus dem Gutachten der Sachverstandigenkommission der Stellungnahme der Bundesregierung und einer Bilanzierung des Zweiten Gleichstellungsberichts zusammen Der Dritte Gleichstellungsbericht der Bundesregierung befasst sich mit der Frage welche Weichenstellungen erforderlich sind um die Entwicklungen in der digitalen Wirtschaft so zu gestalten dass Frauen und Manner gleiche Verwirklichungschancen haben Das Gutachten war am 26 Januar 2021 an Bundesgleichstellungsministerin Franziska Giffey ubergeben worden 14 Die Sachverstandigenkommission hatte von April 2019 bis Januar 2021 ehrenamtlich und unabhangig an der Erstellung des Gutachtens fur den Dritten Gleichstellungsbericht gearbeitet Sie setzte sich aus den folgenden elf Mitgliedern zusammen Aysel Yollu Tok Hochschule fur Wirtschaft und Recht Berlin Miriam Beblo Universitat Hamburg Claude Draude Wissenschaftliches Zentrum fur Informationstechnik Gestaltung ITeG Universitat Kassel Thomas Gegenhuber Leuphana Universitat Luneburg Stephan Hoyng Katholische Hochschule fur Sozialwesen Berlin Katja Nebe Martin Luther Universitat Halle Wittenberg Caroline Richter Institut Arbeit und Qualifikation IAQ Universitat Duisburg Essen Hendrik Send Alexander von Humboldt Institut fur Internet und Gesellschaft HIIG Hochschule Anhalt Bernburg Indra Spiecker gen Dohmann Goethe Universitat Frankfurt am Main Timm Teubner Einstein Center Digital Future Technische Universitat Berlin Stefan Ullrich Weizenbaum Institut fur die vernetzte GesellschaftDie Sachverstandigenkommission bestand aus Experten und Expertinnen die in der Wissenschaft aber auch im offentlichen Leben in Politik Verbanden oder der Wirtschaft zu gleichstellungspolitischen Themen arbeiten und forschen Interdisziplinaritat besteht auch in Hinblick auf den eingebrachten Sachverstand der Kommission der verschiedene Forschungs und Arbeitsfelder umfasst wie u a Volkswirtschaft Informatik Padagogik Rechtswissenschaft Betriebswirtschaft Soziologie und Wirtschaftsingenieurwesen Die Sachverstandigenkommission gab fur die Arbeit an ihrem Gutachten eine Reihe von vertiefenden Expertisen 15 in Auftrag die bereits vor Fertigstellung des Gutachtens veroffentlicht wurden Diese Expertisen unterstutzen die Kommissionsarbeit auf unterschiedliche Arten beispielsweise durch eigene empirische Untersuchungen oder durch die Aufarbeitung des Wissensstandes in einem bestimmten Gebiet Zudem hat die Sachverstandigenkommission eine Reihe von Hearings durchgefuhrt zu denen Dokumentationen online veroffentlicht wurden 16 Fur die wissenschaftliche und organisatorische Unterstutzung der Sachverstandigenkommission wurde beim Institut fur Sozialarbeit und Sozialpadagogik e V eine Geschaftsstelle Dritter Gleichstellungsbericht der Bundesregierung eingerichtet Zu den Aufgaben der Geschaftsstelle gehorten u a die inhaltliche und organisatorische Vor und Nachbereitung der Kommissionssitzungen sowie von Foren und Fachgesprache Weiterhin war sie fur die Vergabe der Expertisen im Auftrag der Sachverstandigenkommission zustandig Daruber hinaus unterstutzte sie die Kommission bei der wissenschaftlichen Vorbereitung des Gutachtens und bei der Durchfuhrung von Vortragen Die Geschaftsstelle ist weiterhin fur die Offentlichkeitsarbeit und fur die Verwaltung der Haushaltsmittel zustandig 17 Neben der Arbeit fur die Sachverstandigenkommission unterstutzte die Geschaftsstelle die Bundesregierung bei der Bilanzierung des Zweiten Gleichstellungsberichts Die Geschaftsstelle unter der Leitung von Sebastian Scheele und Dr Ulrike Spangenberg setzt sich aus einem interdisziplinaren Team zusammen und spiegelt die interdisziplinare Zusammensetzung der Kommission wider Grundlegende Konzepte des Gutachtens fur den Dritten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung Bearbeiten Verwirklichungschancen Bearbeiten Wie auch die Sachverstandigenkommission fur den Zweiten Gleichstellungsbericht nutzte die Kommission fur das Gutachten zum Dritten Gleichstellungsbericht das Konzept der Verwirklichungschancen nach Amartya Sen Angestrebt wird eine Gesellschaft mit gleichen Verwirklichungschancen fur alle Menschen unabhangig vom Geschlecht eine Gesellschaft in der die Chancen und Risiken uber den Lebensverlauf und bei gesellschaftlichen Transformationsprozessen gleich verteilt sind 18 Im Zentrum des Ansatzes steht die Idee einer substanziellen Chancengleichheit Der Blick wird auf strukturelle Ungleichheiten gerichtet die auch bei gleichen Startbedingungen bestehen konnen Der Ansatz verfolgt das Ziel dass Menschen nicht nur formale Wahlmoglichkeiten im Leben haben sondern tatsachliche 19 20 21 Gesellschaftliche Transformationsprozesse nehmen dabei Einfluss auf den Lebenslauf und die damit verbundenen Verwirklichungschancen von Menschen Um den gleiche Zugang zu ihnen zu gewahrleisten mussen die entsprechenden politischen okonomischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen im Zuge gesellschaftlicher Transformationen wieder Digitalisierung angepasst werden Soziotechnischer Ansatz Bearbeiten Die Sachverstandigenkommission nahm eine soziotechnische Perspektive ein um die Verschrankungen von digitaler Transformation und Geschlechterverhaltnissen zu analysieren 22 Basis des Ansatzes ist die Grundannahme dass technologische Entwicklungen nicht neutral sind sondern durch die gesellschaftlichen Verhaltnisse gepragt werden Gleichzeitig wirken diese wiederum auf die Gesellschaft ein In der Analyse werden die sonst oft getrennt voneinander betrachteten Spharen der technischen und der sozialen Welt so gemeinsam in den Blick genommen Der soziotechnische Ansatz betrachtet und beurteilt automatisierte Prozesse und datengestutzte Entscheidungen von Menschen daher immer in ihrem gesellschaftlichen Kontext und ermoglicht es so verschiedene Felder digitaler Transformation in ihren Verschrankungen zu sehen und zu gestalten Um die Digitalisierung geschlechtergerecht zu gestalten mussen die Gestaltung von Technologien und deren Folgenabschatzung daher auch soziale okonomische und okologische Aspekte miteinbeziehen Digitalisierung Bearbeiten Digitalisierung bezeichnet einen umfassenden gesellschaftlichen Transformationsprozess der sich heute vor allem durch seine Datengetriebenheit auszeichnet Dieser Prozess geht damit einher dass die Welt auf eine bestimmte fur Computer lesbare Weise aufbereitet wird um meist in algorithmische Systeme einzufliessen Die datengetriebene Digitalisierung ermoglicht eine schnelle einfache und preiswerte Verknupfung unterschiedlichster Informationen aus unterschiedlichsten Quellen Sie ermoglicht neue Aussagen uber Individuen und uber die Gruppen denen sie zugeordnet werden diese Aussagen werden fur Entscheidungen aller Art herangezogen Der Prozess der maschinellen Berechnung der hinter vielen Entscheidungsausgangen steht verschleiert das Menschengemachte dieser Prozesse Die datengetriebene mathematische Ubersetzung der Welt nimmt heute Einfluss auf alle Spharen des Lebens sie beeinflusst wie die Arbeitswelt organisiert ist welche Berufsfelder ausgeweitet werden welche verschwinden und wer jeweils in ihnen arbeitet sie bietet neue Moglichkeiten der Arbeitssuche oder auch des Recruitings mit bestimmten Risiken sie kreiert neue Bedarfe an Kompetenzen und nimmt Einfluss auf unsere Kommunikation und die Entwicklung von Interessen um nur einige Beispiele zu nennen Gleichstellung im Kontext der Digitalisierung Bearbeiten Die Digitalisierung stellt ein Gelegenheitsfenster fur die Gleichstellung der Geschlechter dar bringt jedoch auch neue Risiken mit sich Im Zuge tiefgreifender Transformationen wie es die Digitalisierung ist konnen Machtverhaltnisse neu verhandelt werden um auf den Abbau geschlechtsbezogener Barrieren die der Realisierung gleicher Verwirklichungschancen im Weg stehen hinzuwirken Zentrale Barrieren sind strukturelle Benachteiligungen Geschlechterstereotype und geschlechtsbezogene Gewalt Um die Moglichkeiten der Digitalisierung fur eine positive Entwicklung zu nutzen mussen ein gleicher Zugang zu relevanten Ressourcen und Kompetenzen vorausgesetzt sein strukturelle Barrieren fur die geschlechtergerechte Nutzung digitaler Technologie abgebaut werden und die geschlechtergerechte Gestaltung von Technik gewahrleistet werden Zugang Bearbeiten Der Zugang zu digitalen Technologien beeinflusst welche Moglichkeiten Menschen zur Verfugung stehen am Arbeitsmarkt teilzuhaben soziale Beziehungen zu pflegen und politisch zu partizipieren Derzeit gibt es dabei deutliche geschlechtsbezogene Barrieren Zum Zugang gehoren einerseits materielle Ausstattung und digitale Kompetenzen andererseits Zeitsouveranitat die Verteilung von Erwerbs und Privatleben auf eine selbstbestimmte Art und Weise Raumsouveranitat die bedarfsorientierte Moglichkeit zur Verlagerung des Arbeitsortes und informationelle Selbstbestimmung die Fahigkeit und Moglichkeit informiert der Verarbeitung der eigenen Daten zuzustimmen oder sie abzulehnen Nutzung Bearbeiten Damit der Zugang zu digitalen Technologien auch geschlechtergerecht genutzt werden kann mussen weitere strukturelle Barrieren Geschlechterstereotype und Diskriminierungsrisiken berucksichtigt werden In Betrachtung gezogen werden sollten Gender Pay Gaps die Arbeitskultur und der Zugang zu Forderungen in der Digitalbranche die Vergabe von Auftragen und der Einfluss von Stereotypen in der Plattformarbeit der geschlechtergerechte Zugang zu digitalisierungsbezogenen Fortbildungen in Unternehmen oder auch die ungleich verteilten Risiken digitaler Gewalt im Netz Die Nutzung digitaler Technologien im Arbeitsumfeld zur Ermoglichung von Homeoffice kann neue Chancen fur die Vereinbarkeit mit sich bringen und die gerechtere Verteilung von Sorgearbeit begunstigen birgt jedoch auch das Risiko der Entgrenzung Ob Ressourcen genutzt und damit Verwirklichungschancen realisiert werden konnen hangt folglich von der Gestaltung dieser Moglichkeiten ab Gestaltung Bearbeiten Die Chancen an der Technikgestaltung zu partizipieren sind je nach Geschlecht unterschiedlich verteilt unter anderem da Frauen sich mit strukturellen Barrieren konfrontiert sehen wenn sie in der Digitalbranche tatig sein wollen Jedoch ist auch der Gestaltungsprozess von Technologien selbst vergeschlechtlicht Technikentwicklung wird zumeist als wertneutral und als von sozialen Prozessen entkoppelt verstanden und gelehrt worauf die soziotechnische Perspektive kritisch hinweist 23 Die soziotechnische Perspektive in der Gestaltung von Technologien ist essenziell um auf geschlechtergerechtere Ergebnisse hinzuarbeiten Zudem mussen die Arbeitskulturen und die Organisation der Arbeit in der Digitalbranche selbst in Augenschein genommen werden da sich auch hier Vergeschlechtlichungen und Stereotype niederschlagen konnen Gleichstellungspolitische Zielsetzung Bearbeiten Die Sachverstandigenkommission formulierte zehn Zielsetzungenals normativen Kompass ihres Gutachtens geschlechtergerechte Technikentwicklung und Technikgestaltung geschlechtsunabhangiger Zugang zu digitalisierungsbezogenen Kompetenzen geschlechtsunabhangiger Zugang zu digitalisierungsbezogenen Ressourcen digitalen Technologien Zeit und Raumsouveranitat sowie informationeller Selbstbestimmung eigenstandige wirtschaftliche und soziale Sicherung durch gleichberechtigte Integration in die digitalisierte Wirtschaft gleicher Lohn fur gleiche und gleichwertige Arbeit in der digitalisierten Wirtschaft Auflosung von Geschlechterstereotypen im Kontext der Digitalisierung geschlechtergerechte Verteilung der unbezahlten Sorgearbeit fur andere im Kontext der Digitalisierung Vereinbarkeit von Erwerbsarbeit Sorgearbeit fur andere und Selbstsorge im Kontext der Digitalisierung Abbau von Diskriminierung und Schutz vor geschlechtsbezogener Gewalt in analogen und digitalen Raumen geschlechtergerechte Gestaltungsmacht der digitalen Transformation in Wirtschaft Politik Verwaltung und GesellschaftAufbau des Gutachtens Zwiebelmodell Bearbeiten Die Analysen und Handlungsempfehlungen beziehen sich auf verschiedene Bereiche der Digitalisierung Die Sachverstandigenkommission strukturiert das fast 200 Seiten stark Gutachten entlang eines Zwiebelmodells Von der Digitalbranche als Treiberin der Digitalisierung im Innern der Zwiebel uber die digitale Wirtschaft beispielsweise die Plattformokonomie und die digitalisierte Wirtschaft bis hin zur ausseren Zwiebelschicht der Digitalisierung der Gesellschaft in der Phanomene wie Soziale Medien und geschlechtsbezogene digitale Gewalt betrachtet werden Dazu kommt ein Blick auf gleichstellungspolitische Strukturen und Instrumente als Nahrboden fur eine gleichstellungsorientierte Gestaltung der Digitalisierung in den einzelnen Zwiebelschichten Ausgewahlte Themen und Handlungsempfehlungen des Gutachtens Bearbeiten Digitalbranche B I Bearbeiten Im Inneren der Zwiebel liegt die Digitalbranche oft auch als Informations und Kommunikationstechnologie bezeichnet Hier werden digitale Technologien produziert also Guter wie Computerhardware und software und Netzwerkinfrastruktur Die Digitalbranche ist nach wie vor stark mannlich gepragt Hier arbeiten uber 80 Prozent Manner durchschnittlich 17 Prozent Frauen Frauen steigen selten ins Top Management auf und sie verlassen die Branche deutlich haufiger wieder als Manner Auch bei Grundungen in der Digitalbranche ist der Frauenanteil gering Die Sachverstandigenkommission empfiehlt daher u a Zugangsbarrieren abzubauen Dafur muss die Arbeitskultur offener werden Nicht die Frauen mussen sich verandern sondern die Unternehmen fix the company statt fix the women Grundungsforderprogramme mussen evaluiert und danach ausgerichtet werden allen zugutezukommen Die Sachverstandigenkommission empfiehlt zudem u a bereits bei der Entwicklung digitaler Technik vielfaltige Perspektiven einzubeziehen um einer vielfaltigen Gesellschaft gerecht zu werden Methoden fur geschlechtergerechte und diskriminierungsfreie IT Systeme mussen fur die praktische Anwendung normiert standardisiert und systematisch umgesetzt werden Digitale Wirtschaft B II Bearbeiten Die digitale Wirtschaft umfasst die Tatigkeiten und Geschaftsmodelle die erst durch die in der Digitalbranche produzierten Technologien moglich geworden sind beispielsweise die Plattformokonomie mit ihr gehen neue Formen der Arbeit einher Beispiele sind online buchbare Fahr oder Essenslieferdienste oder online vermittelte Mikrojobs wie das Verfassen von Texten Plattformarbeit bietet aus Sicht der Arbeitenden einige Vorteile Die Arbeit ist zeitlich flexibel zu erledigen und oftmals nicht an einen konkreten Ort gebunden Damit erleichtert sie potentiell die Vereinbarkeit von Erwerbs und Sorgearbeit z B beim Wiedereinstieg in den Beruf Im Gutachten wird auch auf Probleme der Plattformarbeit hingewiesen Zum Beispiel werden die Arbeitenden ublicherweise als Soloselbstandige und nicht als Beschaftigte eingeordnet Daher fehlt es ihnen haufig an einer sozialen Absicherung Durch die prekare Situation der Plattformarbeitenden verscharfen sich ausserdem Risiken wie niedrige Einkommen Gewalterfahrungen und sexuelle Belastigung Zudem erhalten sie kein Arbeitszeugnis Die Sachverstandigenkommission empfiehlt daher u a die soziale Absicherung von Plattformarbeitenden zu regeln und sie besser vor Diskriminierungen zu schutzen Zudem mussen sie ihre beruflichen Kompetenzen die sie auf Plattformen erworben haben fur Bewerbungen auf offline Arbeitsstellen nutzen konnen Dafur mussen diese Kompetenzen nachweisbar gemacht werden Digitalisierte Wirtschaft B III Bearbeiten Die digitalisierte Wirtschaft umfasst alle wirtschaftlichen Aktivitaten in denen Informations und Kommunikationstechnologien genutzt werden und die sich durch diese verandern Beispiele sind digitales Lagermanagement Selbstbedienungskassen in Supermarkten oder elektronische Dokumentationssysteme in der Pflege Die Digitalisierung des Arbeitsmarktes kann eine Chance sein geschlechtsunabhangige Verwirklichungschancen fur alle zu erreichen Methoden geschlechtergerechter Arbeitsbewertung sind dafur ein Schlussel wenn sie systematisch und verpflichtend zum Einsatz kommen Die Sachverstandigenkommission empfiehlt daher u a digitalisierungsbezogene Kompetenzen die bereits vorhanden sind und genutzt werden in den unterschiedlichen Berufen sichtbar zu machen Diese fliessen bisher oftmals zu wenig in die Arbeitsbewertung ein insbesondere in Feldern wie der Pflege in denen sie bislang kaum anerkannt werden Zudem mussen als weiblich wahrgenommene Kompetenzen wie z B psychosoziale Anforderungen angemessen berucksichtigt und entlohnt werden Damit Menschen in der zunehmend digitalisierten Gesellschaft zurechtkommen und diese aktiv mitgestalten konnen benotigen sie mehr digitalisierungsbezogene Kompetenzen Dazu gehoren beispielsweise die Fahigkeit Informationen im Netz suchen und diese hinsichtlich ihrer Seriositat und Glaubwurdigkeit einordnen zu konnen Kenntnisse uber Kommunikation Kooperation und Funktionsweisen politischer Teilhabe uber digitale Kanale die Produktion von digitalen Audio und Videoformaten ein grundlegendes Verstandnis der Funktionsweise Programmierung und Grenzen informationstechnischer Systeme sowie der Regeln des Daten und Personlichkeitsschutzes Die Sachverstandigenkommission empfiehlt daher u a geschlechtsbezogene Barrieren abzubauen die den Zugang zu diesen Kompetenzen erschweren oder sogar verhindern Dies gilt fur alle Bildungsebenen und uber den gesamten Lebensverlauf von der fruhkindlichen Bildung bis zur Weiterbildung Zudem sollte die Nationale Weiterbildungsstrategie um Gleichstellungsziele erweitert werden Neue Methoden wie beispielsweise der Einsatz von Algorithmen in der Personalauswahl gehen mit erheblichen Diskriminierungsrisiken einher Die Funktionsweise von Systemen die Personalentscheidungen unterstutzen sollen ist schwer uberprufbar Welche Kriterien entscheiden etwa wenn ein System eine Bewerbung automatisch aussortiert oder welchen Personen Stellenanzeigen auf Sozialen Medien gezielt gezeigt werden Die Sachverstandigenkommission empfiehlt daher u a den Einsatz algorithmischer Systeme bei Personalentscheidungen in die Liste der Vorgange aufzunehmen bei denen eine Datenschutzfolgenabschatzung zwingend durchzufuhren ist Bei automatisierten Systemen ist Transparenz sicherzustellen und eine vollstandige Automatisierung zu verbieten Moglichkeiten aber auch Risiken Mobiler Arbeit mussen differenziert betrachtet werden Durch die Entgrenzung von Erwerbs und Sorgearbeit durfen sich bestehende Geschlechterungleichheiten nicht noch verstarken Die Sachverstandigenkommission empfiehlt daher u a mit Blick auf Mobile Arbeit Folgendes zu regeln Rechtsanspruch Freiwilligkeit Arbeits und Gesundheitsschutz Datenschutz Diskriminierungsschutz Arbeitsplatzausstattung Unfallversicherung und steuerliche Absetzbarkeit Digitalisierung der Gesellschaft B IV Bearbeiten Mit der Digitalisierung der Gesellschaft erweitert die Sachverstandigenkommission ihren Blick uber die Wirtschaft hinaus denn digitale Technologien durchdringen das gesamte gesellschaftliche Leben Soziale Medien sind ein relativ neues stark wachsendes und dennoch wenig untersuchtes Phanomen Sie bilden nicht die reale Vielfalt der Menschen ab sondern transportieren grosstenteils Geschlechterstereotypen Die Sachverstandigenkommission empfiehlt daher u a vielfaltige Geschlechterbilder in den Sozialen Medien zu starken Dafur gilt es Vorbilder und positive Beispiele zu fordern Produktionskulturen zu verandern und Medienbildung auszubauen Geschlechtsbezogene digitale Gewalt kommt in allen gesellschaftlichen Bereichen vor und geht weit uber Gewalt in den Sozialen Medien hinaus Viele Formen bzw Instrumente mit denen geschlechtsbezogene Gewalt ausgeubt wird wurden erst mit der Digitalisierung moglich Zu denken ist hier beispielsweise an Stalking Apps Daher kann von einer neuen Qualitat der Gewalt gesprochen werden die neue Herausforderungen mit sich bringt Die Sachverstandigenkommission empfiehlt daher u a den Schutz vor und die Hilfe bei geschlechtsbezogener digitaler Gewalt zu verbessern Dafur mussen Lucken an Wissensschnittstellen geschlossen werden u a in Fachberatungsstellen aber auch bei Polizei Gerichten Strafverfolgungsbehorden und in der Verwaltung Datenschutz und Kommunikationsgrundrechte sollen gewahrleisten dass alle Menschen unabhangig vom Geschlecht gleichermassen am gesellschaftlichen Leben teilhaben konnen Die Nutzung personlicher Daten darf nicht zu geschlechtsbezogenen Diskriminierungen fuhren Der Staat ist verpflichtet vor Benachteiligungen durch Private zu schutzen Die Sachverstandigenkommission empfiehlt daher u a die Grundlagen demokratischer freiheitlicher und diskriminierungsfreier Verwirklichungschancen zu sichern Dafur mussen Datenschutz Privatheit informationeller Selbstbestimmung und IT Sicherheit jeweils ein hoher Wert beigemessen und durchgesetzt werden Gleichstellungspolitische Strukturen und Instrumente C Bearbeiten Gleichstellungspolitische Strukturen und Instrumente schaffen Rahmenbedingungen fur die tatsachliche Durchsetzung gleicher Verwirklichungschancen Dies gilt auch im Kontext der Digitalisierung In diesem Sinne stellen sie den Nahrboden dar der die Zwiebel einer geschlechtergerechten Gestaltung der Digitalisierung versorgt Der digitale Transformationsprozess wirkt sich auf das Leben der Menschen aus Fragen bestehender Geschlechterungleichheiten stellen sich neu und anders Die Verwirklichungschancen aller Menschen in diesem Prozess zu fordern ist eine dringliche und herausfordernde Aufgabe Bestehende gleichstellungspolitische Instrumente und Strukturen mussen daher effektiv genutzt und ggf angepasst werden Zu ihnen gehoren ressortubergreifende Strategien Gender Budgeting oder gleichstellungsorientierte Gesetzes und Technikfolgenabschatzungen sowie Institutionen die den Transfer von Wissen uber Gleichstellung unterstutzen Die Sachverstandigenkommission empfiehlt daher u a Gleichstellung und Digitalisierung sollten in strategischer Perspektive z B in der ressortubergreifenden Gleichstellungsstrategie oder der Digitalstrategie enger miteinander verknupft und zusammengedacht werden Die digitalisierungsbezogenen Ausgaben im Bundeshaushalt 2021 sollten unbedingt im Rahmen einer Gender Budgeting Analyse untersucht und die Erkenntnisse konsequent umgesetzt werden Gleichstellungsorientierte Gesetzesfolgenabschatzung sollte gestarkt und verbindlicher werden Im Kontext der Digitalisierung gewinnt insbesondere eine genderkompetente Technikfolgenabschatzung an Bedeutung Die zukunftige Bundesstiftung fur Gleichstellung sollte uber einen Arbeitsbereich Digitalisierung sowie uber eine den Aufgaben angemessene Personal und Ressourcen Ausstattung verfugen Weitere ausgewahlte Berichte zur Gleichstellung von Frauen und Mannern BearbeitenBundesebene Bearbeiten Gender Datenreport Bearbeiten Im kommentierten Datenreport von 2005 zur Gleichstellung von Frauen und Mannern in der Bundesrepublik Deutschland wurde vorhandenes Datenmaterial zur sozialen Lage und zur Lebensfuhrung von Frauen und Mannern zusammengetragen ausgewertet und interpretiert Der Gender Datenreport knupfte an die Konzeption des 2000 und 2005 veroffentlichten WSI FrauenDatenReports an der ebenfalls die Entwicklung der Situation von Frauen und Mannern in unterschiedlichen Lebensbereichen anhand von Daten der amtlichen Statistik aufbereitete und dabei ein besonderes Augenmerk auf den Vergleich von West und Ostdeutschland 2000 sowie zusatzlich auf den Europaischen Vergleich 2005 legte Gremienbericht der Bundesregierung Bearbeiten Das Bundesgremienbesetzungsgesetz hat das Ziel die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Mannern in Gremien zu schaffen oder zu erhalten Nach 9 Bundesgremienbesetzungsgesetz legt die Bundesregierung dem Deutschen Bundestag in jeder Legislaturperiode einen Bericht uber den Anteil von Frauen in wesentlichen Gremien des Bundes sowie uber die Entsendung von Frauen durch den Bund in wesentliche Gremien ausserhalb des Bundes vor Der Erste Gremienbericht wurde 1991 veroffentlicht Der Funfte Gremienbericht wurde am 16 Dezember 2010 dem Deutschen Bundestag vorgelegt und veroffentlicht Erfahrungsbericht der Bundesregierung zum Bundesgleichstellungsgesetz Bearbeiten Der Erfahrungsbericht der Bundesregierung zum Bundesgleichstellungsgesetz BGleiG basiert auf den Vorgaben des Bundesgleichstellungsgesetzes das am 5 Dezember 2001 in Kraft getreten ist Ziele des BGleiG sind die Gleichstellung von Frauen und Mannern in der Bundesverwaltung und die Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf Gemass 25 BGleiG legt die Bundesregierung dem Deutschen Bundestag alle vier Jahre einen Erfahrungsbericht uber die Situation der Frauen im Vergleich zu der der Manner im Anwendungsbereich des BGleiG vor und berichtet uber die Anwendung des Gesetzes Der Erste Erfahrungsbericht wurde 2006 ubergeben Der Zweite Erfahrungsbericht wurde am 16 Dezember 2010 dem Deutschen Bundestag vorgelegt und veroffentlicht Bundeslander Bearbeiten Konferenz der Gleichstellungs und Frauenminister sowie senatoren GFMK Bearbeiten Der Erste Atlas zur Gleichstellung von Frauen und Mannern in Deutschland wurde im September 2009 vom Bundesfamilienministerium veroffentlicht Die 17 GFMK hatte am 31 Mai 2007 die Einfuhrung eines landereinheitlichen Indikatorensystems beschlossen um den Stand und die Entwicklungen in der Chancengleichheitspolitik abbilden zu konnen Der Atlas liefert bis auf Kreisebene einen umfassenden und anschaulichen Uberblick uber die Unterschiede zwischen den Bundeslandern bei der Umsetzung wichtiger gleichstellungspolitischer Ziele und der Schaffung gleichstellungsforderlicher Rahmenbedingungen Er stellt erstmals Daten und Statistiken zu Indikatoren wie beispielsweise Mandate in den Landerparlamenten Hochschul oder Juniorprofessuren oder Teilzeitbeschaftigung in Deutschland zusammen und bildet den erreichten Grad der Chancengleichheit in Karten und Tabellen ab Die 30 in dem Atlas erfassten Indikatoren sind dabei den vier Kategorien Partizipation Bildung und Ausbildung Arbeit und Einkommen sowie Lebenswelt zugeordnet Berichte der Bundeslander Exemplarisch Bearbeiten Berlin Die Senatsverwaltung fur Wirtschaft Technologie und Frauen und das Amt fur Statistik Berlin Brandenburg haben 2009 den ersten Gender Datenreport fur Berlin veroffentlicht Der Bericht stellt die wichtigsten Grundlagendaten zur Situation von Frauen und Mannern in Berlin bereit Mit dem Gender Daten Report Berlin 2010 wurde dieser fortgeschrieben Niedersachsen Niedersachsen hat 2010 in Anlehnung an das Indikatorensystem des Bundesgleichstellungsatlasses einen Atlas zur Gleichstellung von Frauen und Mannern in Niedersachsen erstellt Die im bundesweiten Atlas enthaltenen Indikatoren wurden so weit wie moglich auf Niedersachsen seine Landkreise kreisfreien Stadte und die Stadt sowie die Region Hannover heruntergebrochen Europa Bearbeiten Europaische Kommission Bearbeiten Auf Wunsch des Europaischen Rates verfasst die Europaische Kommission jedes Jahr einen Bericht uber die Fortschritte im Hinblick auf die Geschlechtergleichstellung und stellt die kunftigen Herausforderungen und Prioritaten vor Diese Veroffentlichung gibt einen Uberblick uber die aktuellen Entwicklungen bezuglich der Situation von Frauen und Mannern in der EU und enthalt wichtige Daten und Darstellungen zur Politik Der Bericht 2010 befasst sich insbesondere mit den kurz und langfristigen Herausforderungen der Geschlechtergleichstellung im Kontext der Wirtschaftskrise Ausserdem werden Probleme in Bezug auf die Vereinbarkeit von Berufs und Privatleben Armut und soziale Eingliederung sowie Gewalt gegen Frauen behandelt Europaisches Institut fur Gleichstellungsfragen Bearbeiten Seit 2013 veroffentlicht das Europaische Institut fur Gleichstellungsfragen den Gleichstellungsindex Gender Equality Index Er soll Geschlechtergerechtigkeit in den EU Mitgliedstaaten messbar und vergleichbar machen Dabei berucksichtigt er die jeweiligen Rahmenbedingungen zur Erreichung von Geschlechtergerechtigkeit in den EU Mitgliedstaaten und misst die erreichte Geschlechtergleichstellung in den Bereichen Arbeit Geld Wissen Zeit Macht und Gesundheit 2017 erschien der Dritte Gender Equality Index Bericht 24 Er basiert auf Daten aus den Jahren 2005 2010 2012 und 2015 International Bearbeiten CEDAW Berichte Bearbeiten Alle vier Jahre erstellt die Bundesregierung unter Federfuhrung des Bundesministeriums fur Familie Senioren Frauen und Jugend einen Staatenbericht zur Gleichstellung der Geschlechter in Deutschland Der so genannte CEDAW Staatenbericht gibt einen Uberblick uber die Umsetzung des Ubereinkommens zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau Convention on the Elimination of All Forms of Discrimination Against Women CEDAW in die nationale Gleichstellungspolitik CEDAW wurde am 18 Dezember 1979 von der Generalversammlung der Vereinten Nationen verabschiedet und ist ein wesentlicher Schritt zur Anerkennung von Frauenrechten als Menschenrechte Begleitend hierzu erstellen Nichtregierungsorganisationen unabhangige Alternativ oder Schattenberichte Global Gender Gap Report Bearbeiten Der Global Gender Gap Report ist ein vom Weltwirtschaftsforum seit 2005 jahrlich anhand bestimmter Indikatoren erstellter Bericht zur Gleichstellung von Frauen und Mannern der einen Vergleich zwischen Landern weltweit ermoglicht 2010 und 2011 fuhrte Island die Liste der untersuchten Lander an Deutschland ist in dieser Zeit vom 13 auf den 11 Platz aufgestiegen Literatur BearbeitenBundesregierung Digitalisierung Geschlechtergerecht Gestalten Dritter Gleichstellungsbericht der Bundesregierung BT Drucksache 19 30750 10 Juni 2021 Berlin Bundesregierung Zweiter Gleichstellungsbericht der Bundesregierung BT Drucksache 18 12840 29 Juni 2017 Berlin Bundesregierung Neue Wege Gleiche Chancen Gleichstellung von Frauen und Mannern im Lebensverlauf Erster Gleichstellungsbericht BT Drucksache 17 6240 16 Juni 2011 Berlin CEDAW Kombinierter siebter und achter Bericht der Bundesrepublik Deutschland BT Drucksache 18 5100 5 Juni 2015 Deutscher Bundestag Geschlechtergerechtigkeit im Lebensverlauf BT Drucksache 17 8879 Antrag der Bundestagsabgeordneten vom 6 Marz 2012 Weblinks BearbeitenWebsite erster Gleichstellungsbericht Website zweiter Gleichstellungsbericht Website dritter Gleichstellungsbericht Geschaftsstelle zweiter Gleichstellungsbericht Geschaftsstelle dritter GleichstellungsberichtEinzelnachweise Bearbeiten Die Gleichstellungsberichte der Bundesregierung Bundesministerium fur Familie Senioren Frauen und Jugend 15 August 2017 Abgerufen am 18 Januar 2018 Moderne Gleichstellungspolitik fur Frauen und Manner Bundesministerium fur Familie Senioren Frauen und Jugend 8 Mai 2015 Abgerufen am 30 Juli 2015 Die Geschaftsstelle Zweiter Gleichstellungsbericht Memento vom 19 Juli 2017 im Internet Archive Institut fur Sozialarbeit und Sozialpadagogik Abgerufen am 30 Juli 2015 Gutachten zum Zweiten Gleichstellungsbericht vorgestellt Bundesministerium fur Familie Senioren Frauen und Jugend 7 Marz 2017 Abgerufen am 12 Oktober 2017 Familienministerin Barley informierte uber Bericht zur Gleichstellung Bundestag 21 Juni 2017 Abgerufen am 12 Oktober 2017 Beschluss des Bundesrates Drucksache 525 17 Bundesrat 22 September 2017 Abgerufen am 19 Oktober 2017 Zweiter Gleichstellungsbericht der Bundesregierung Bundesregierung BT Drs 18 2840 29 Juni 2017 S 77 Abgerufen am 16 Oktober 2017 Verwirklichungschancen Wikibook Differenzierte Ermittlung des Gender Care Gap auf Basis der reprasentativen Zeitverwendungsdaten 2012 13 Nina Klunder Hg v d Geschaftsstelle Zweiter Gleichstellungsbericht Berlin 2017 Abgerufen am 5 Dezember 2017 Erster Gleichstellungsbericht der Bundesregierung Bundesregierung BT Drs 17 6240 16 Juni 2011 S 140 Abgerufen am 1 Dezember 2017 Vgl Nancy Fraser 1994 After the Family Wage Gender Equity and Social Welfare In Political Theory 22 4 S 591 618 Gleichstellungspolitischer Referenzrahmen fur den Arbeitsschwerpunkt Zukunft der sozialen Sicherung Familienpolitik Irene Pimminger Hg v d Friedrich Ebert Stiftung Berlin 2015 Abgerufen am 5 Dezember 2017 Dritter Gleichstellungsbericht der Bundesregierung Online verfugbar unter https www bmfsfj de resource blob 184436 a8af6c4a20b849626c1f735c49928bf0 20210727 dritter gleichstellungsbericht data pdf Gutachten der Sachverstandigenkommission auf dritter gleichstellungsbericht de Expertisen fur den Dritten Gleichstellungsbericht Online verfugbar unter https www dritter gleichstellungsbericht de de topic 62 expertisen html Dokumentationen der Hearings zum Dritten Gleichstellungsbericht Online verfugbar unter https www dritter gleichstellungsbericht de de topic 63 dokumentationen html Website der Geschaftsstelle Dritter Gleichstellungsbericht der Bundesregierung Sachverstandigenkommission fur den Dritten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung 2021 Digitalisierung geschlechtergerecht gestalten Gutachten fur den Dritten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung Berlin Geschaftsstelle Dritter Gleichstellungsbericht Seite 19 Amartya Sen Commodities and Capabilities North Holland Amsterdam 1985 englisch Amartya Sen Inequality Re examined Oxford University Press Oxford 1992 englisch Amartya Sen Okonomie fur den Menschen Wege zu Gerechtigkeit und Solidaritat in der Marktwirtschaft Carl Hanser Verlag Munchen 2000 ISBN 978 3 446 19943 9 Sachverstandigenkommission fur den Dritten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung 2021 Digitalisierung geschlechtergerecht gestalten Gutachten fur den Dritten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung Berlin Geschaftsstelle Dritter Gleichstellungsbericht Seite 20 Bath Corinna 2006 Overcoming the socio technical divide A long term source of hope in feminist studies of computer science In tripleC Communication Capitalism amp Critique 4 2 S 304 315 European Institute for Gender Equality EIGE Hrsg Gender Equality Index 2017 Measuring gender equality in the European Union 2005 2015 ISBN 978 92 9470 297 5 doi 10 2839 707843 europa eu PDF 3 4 MB abgerufen am 1 Januar 2019 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gleichstellungsbericht der Bundesregierung amp oldid 237997018