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Der Gleichstellungsindex Gender Equality Index ist ein Mass welches messen soll wie nah die Europaische Union und ihre Mitgliedsstaaten an der Verwirklichung einer geschlechtergerechten Gesellschaft sind Er wird vom Europaischen Institut fur Gleichstellungsfragen EIGE einer Agentur der Europaischen Union ermittelt Der Index wird als Wert zwischen 1 und 100 angegeben wobei 100 fur die Idealsituation einer geschlechtergerechten Gesellschaft steht 1 Unterschiede zu Lasten von Frauen und Mannern werden als gleichermassen schadlich angesehen In allen Mitgliedsstaaten der Europaischen Union und in der EU als Ganzes soll mit diesem Index die Entwicklung der Geschlechtergerechtigkeit uberwacht werden konnen Der Gleichstellungsindex wurde 2013 2015 und 2017 veroffentlicht 2017 wurden Zahlen fur die Jahre 2005 2010 2012 und 2015 vorgelegt in die Daten zu den Kernbereichen Arbeit Geld Bildung Zeit Macht und Gesundheit einfliessen Deutschlands Fortschritt bei der Entwicklung der Geschlechtergerechtigkeit kam zwischen 2012 und 2015 mit nur 0 6 Punkten Zuwachs fast zum Stillstand 2 Insgesamt bewegt sich die Bundesrepublik 2015 im EU Vergleich mit Rang 12 im oberen Mittelfeld 2 EIGE Europaischer Gender Equality Index 2017 auf der Basis der Daten von 2015 Inhaltsverzeichnis 1 Ziele 2 Aufbau und Berechnung 2 1 Kernbereiche 2 2 Zusatzliche Bereiche 3 Entwicklung einzelner Bereiche im Langsschnitt 3 1 Entscheidungsfindung 3 2 Hausarbeit 4 Entwicklung einzelner Lander im Langsschnitt 5 Ungleichheit innerhalb der Geschlechtergruppen 6 Siehe auch 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseZiele BearbeitenDer Gleichstellungsindex verfolgt drei Hauptziele 1 Unterstutzung der Entwicklung und Verankerung evidenzbasierter Gleichstellungsmassnahmen Aufzeigen der unterschiedlichen Ergebnisse dieser Massnahmen fur Frauen und Manner Scharfung des Bewusstseins fur Fortschritt und Herausforderungen bei der Gleichstellungspolitik bei Entscheidungstragern und in der OffentlichkeitDer Gleichstellungsindex ist Teil der EU Strategy for the Equality between Women and Men 2010 2015 3 Laut EIGE ist er speziell auf die Ziele der EU Gleichstellungspolitik zugeschnitten und verfolgt einen Gender Ansatz keinen reinen Frauenforder Ansatz 3 Unterschiede zu Lasten von Frauen und Mannern werden als gleichermassen schadlich angesehen 1 Aufbau und Berechnung BearbeitenDer Gleichstellungsindex setzt sich aus acht Bereichen zusammen 1 Kernbereiche Bearbeiten Die sechs Gebiete Arbeit Geld Bildung Zeit Macht und Gesundheit werden zu einem Kernindex zusammengefasst Alle sechs Bereiche sind in Teilgebiete untergliedert zu denen jeweils relevante Indikatoren ermittelt wurden 1 Arbeit Teilhabe am ArbeitslebenHier wird verglichen wie sich die Dauer des Arbeitslebens und der Anteil der Vollzeitbeschaftigten bei Mannern und Frauen unterscheiden 4 Trennung der Arbeitsbereiche und Qualitat der ArbeitHier wird gegenubergestellt in welchen Berufszweigen Frauen und Manner uberwiegend arbeiten welche Karrierechancen sie haben und welche Moglichkeiten bestehen fur personliche und familiare Angelegenheiten arbeitsfrei zu bekommen 4 2 Geld Finanzielle RessourcenDas mittlere Monatseinkommen und das mittlere vergleichbare Nettoeinkommen der Geschlechter werden hier gegenubergestellt 4 Wirtschaftliche Lage financial situation Hier fliesst das Armutsrisiko von Frauen und Mannern ein Auch wird analysiert wie sich der Anteil von Mannern und Frauen im oberen und unteren Funftel der Einkommen darstellt S20 S80 income quintile share 4 3 Bildung BildungsabschlusseFur diesen Unterbereich wird der Akademikeranteil bei den Geschlechtern untersucht Auch wird gegenubergestellt wie viele Frauen bzw Manner formale Bildungs und Ausbildungswege beschritten haben und wie viele von ihnen ihre Kenntnisse im nicht formalen Sektor erworben haben also ausserhalb des Bildungssystems 4 Verhaltnis der Geschlechter bei der StudienwahlHier wird verglichen wie viele Studentinnen und wie viele Studenten Erziehungswissenschaften Gesundheitswesen Sozialwesen Geisteswissenschaften oder Kunst wahlen 4 4 Zeit Betreuung Pflege FursorgeHier wird ermittelt wie viele Frauen und Manner sich um Kinder Enkelkinder altere oder behinderte Menschen kummern wie viele kochen und andere Hausarbeit leisten 4 Gesellschaftliche AktivitatenIn diesen Unterbereich fliesst ein welchen Anteil Manner und Frauen an sportlichen und kulturellen Aktivitaten haben wie viel sie sich der Kultur widmen wie viel Freizeit sie haben und wie viel gemeinnutzige Arbeit sie leisten 4 5 Macht Politische MachtDer Frauen und Manneranteil bei Ministern sowie bei den Abgeordneten in den nationalen und regionalen Parlamenten ist Grundlage dieses Unterbereichs 4 Wirtschaftliche MachtWirtschaftliche Macht wird am Anteil von Mannern und Frauen in den Vorstanden der grossten borsennotierten Unternehmen und der Zentralbank gemessen 4 Soziale MachtHier wird verglichen wie viele Frauen bzw Manner im Vorstand von Organisationen sitzen die Forschungsgelder vergeben wie viele bei den offentlich rechtlichen Medienanstalten und wie viele im hochsten nationalen olympischen Entscheidungsgremiums sitzen 4 6 Gesundheit StatusDiese Unterkategorie umfasst die eigene Wahrnehmung in Bezug auf den Gesundheitszustand bei Mannern und Frauen die Lebenserwartung und Anzahl der Lebensjahre die sie bei guter Gesundheit verbringen 4 VerhaltenHier fliessen Rauchen und schadlicher Alkoholkonsum ein aber auch Bewegung und Konsum von Obst und Gemuse 4 Zugang zur arztlichen zahnarztlichen VersorgungHier wird verglichen in welchem Ausmass Frauen und Manner keinen Zugang zu erforderlichen arztlichen oder zahnarztlichen Untersuchungen haben 4 Zusatzliche Bereiche Bearbeiten Der Kernindex wird von zwei den zusatzlichen gleichermassen wichtigen Bereichen erganzt deren Ergebnisse allerdings nicht in die Indexwerte eingehen GewaltAbwesenheit von geschlechterbezogener Gewalt ist inharenter Bestandteil einer Gleichstellung der Geschlechter 5 Da bekannt ist dass Frauen in den Mitgliedsstaaten der EU Gewalt ausgesetzt sind wurde im Rahmen der Indexermittlung auch Zahlen zum Vorkommen von Gewalt ermittelt 5 Damit soll die Gewaltanwendung gegen Frauen in allen EU Mitgliedslandern regelmassiger uberwacht werden konnen Ausserdem sollen die Erhebungen die EU Mitgliedslander bei der Ausubung ihrer Verpflichtung unterstutzen Gewalt gegen Frauen zu verhindern 5 Bereichsubergreifende Ungleichheiten intersecting inequalities Hier werden Familienstand Alter Geburtsland Behinderung und Bildungsstand ermittelt Mit diesen Zahlen lassen sich Ungleichheiten in Untergruppen feststellen und vergleichen damit gezieltere Massnahmen moglich werden Jeder Bereich wird in Unterbereiche gegliedert die die Schlusselthemen der betreffenden Sachgebiete abdecken So ergeben sich 31 Indikatoren mit deren Hilfe in allen 28 Mitgliedsstaaten der Europaischen Union und in der EU als Ganzes die Entwicklung der Geschlechtergerechtigkeit uberwacht werden kann Aus Grunden der Ubersichtlichkeit fliessen diese einzelnen Komponenten spater zusammen Es ergibt sich ein Wert zwischen 1 und 100 wobei 100 fur die Idealsituation einer geschlechtergerechten Gesellschaft steht Entwicklung einzelner Bereiche im Langsschnitt BearbeitenEntscheidungsfindung Bearbeiten In den Bereich Entscheidungsfindung fliessen die Anteile von weiblichen und mannlichen Entscheidungstragern in Politik und Wirtschaft ein Dabei waren im Verlauf des untersuchten Jahrzehnts vor allem in der privaten Wirtschaft die grossten Fortschritte zu verzeichnen 6 Trotz eines Zuwachses von fast 10 Punkten innerhalb von 10 Jahren ist jedoch der Gesamtwert mit 48 5 immer noch der niedrigste aller Bereiche 6 Dies auf die ungleiche Zahl von Politikerinnen und Politikern zuruckzufuhren und weist auf ein Defizit an Demokratie bei der Fuhrung der EU hin 6 Im Bereich Medien studieren zwar mehr Frauen Journalismus als vor 10 Jahren Zwei Drittel der Universitatsabschlusse wurden von Frauen erworben Doch nur wenige davon gelangen an die Spitze Die Entscheidungstrager sind meist Manner nur 22 der Vorstandsvorsitzenden offentlich rechtlicher Sendeanstalten sind weiblich 6 An der Spitze von Institutionen die Forschungen finanzieren finden sich nur 27 Frauen und bei den Sportverbanden bietet sich ein noch dustereres Bild Nur 14 der Spitzenpositionen werden hier von Frauen besetzt 6 Hausarbeit Bearbeiten Bei einem Vergleich dessen was Frauen und Manner in der Zeit tun die sie nicht mit Erwerbsarbeit verbringen ist in 12 Landern ein Ruckschritt festzustellen 6 Wahrend 79 der Frauen taglich mit Kochen und Hausarbeit beschaftigt sind trifft dies nur auf jeden dritten Mann zu Manner haben auch mehr Zeit fur Sport Kultur und Freizeitaktivitaten 6 Frauen mit Migrationshintergrund sind verglichen mit Frauen die in der EU geboren wurden durch das Umsorgen und die Pflege von Familienmitgliedern besonders belastet 46 im Vergleich zu 38 6 Entwicklung einzelner Lander im Langsschnitt BearbeitenVon 2005 bis 2015 verbesserte sich der Gleichstellungsindex in der EU insgesamt nur leicht von 62 auf 66 2 Punkte 2 Dabei liegen die einzelnen Staaten sehr weit auseinander Griechenland 50 0 Schweden 82 6 7 Fast zwei Drittel der Mitgliedsstaaten liegen unterhalb des EU Durchschnitts Schweden belegt mit 82 6 Punkten den ersten Platz in der EU in Sachen Gleichstellung 8 Schweden und Danemark kamen im untersuchten Zeitraum dem Ideal einer geschlechtergerechten Gesellschaft am nachsten 7 Griechenland nahm in den Bereichen Arbeit Zeit und Macht den jeweils vorletzten Rang ein was den Zusammenhang von Geschlechtergerechtigkeit mit wirtschaftlicher Lage Arbeitslosigkeit und wachsender Armut zeigt 2 Ausser Griechenland haben auch Ungarn die Slowakische Republik und Rumanien erhebliche Defizite bei der Gleichstellung 7 Italien verbesserte sich innerhalb der untersuchten zehn Jahre am starksten Mit einem Zuwachs von 12 9 Punkten arbeitete es sich von Platz 26 im Jahr 2005 auf Platz 14 im Jahr 2015 hoch 6 7 Es folgten Zypern mit einer Verbesserung von 9 2 Punkten Irland und Slowenien mit jeweils 7 6 Punkten und Frankreich mit 7 4 Punkten 7 Deutschlands Fortschritt bei der Entwicklung der Geschlechtergerechtigkeit kam zwischen 2012 und 2015 mit nur 0 6 Punkten Zuwachs fast zum Stillstand 2 Insgesamt bewegte sich die Bundesrepublik 2015 im EU Vergleich mit 65 6 Punkten auf Rang 12 im oberen Mittelfeld 2 Die meisten Fortschritte fanden sich den Angaben zufolge im Privatsektor dies belege dass offentlicher und politischer Druck funktionieren konne 9 In den Bereichen Teilhabe in Entscheidungspositionen und Bildung schnitt die Bundesrepublik unterdurchschnittlich ab 8 Ungleichheit innerhalb der Geschlechtergruppen BearbeitenDie Ausgabe 2017 zeigt erstmals deutliche Unterschiede innerhalb der Gruppe der Frauen und der der Manner In Abhangigkeit von Alter Bildung Geburtsland Behinderung und familiarer Situation kann ihr Leben ganzlich anders verlaufen als das der anderen Untersuchten 6 So tragen zum Beispiel Menschen mit Migrationshintergrund ein doppelt so hohes Armutsrisiko wie Menschen die in der EU geboren sind 6 Verglichen mit jungen Frauen haben junge Manner geringere Bildungschancen und alleinerziehende Frauen haben grossere Schwierigkeiten beim Zugang zur arztlichen und zahnarztlichen Versorgung als Paare mit Kindern 6 Siehe auch BearbeitenGlobal Gender Gap ReportWeblinks BearbeitenZur Methodologie des Gender Equality Index 2017 EIGE Dokumentation zur Gewalt gegen FrauenEinzelnachweise Bearbeiten a b c d About Gender Equality Index EIGE In eige europa eu Abgerufen am 15 Oktober 2017 englisch a b c d e f Annette Langer EU Ranking Deutschland bei Gleichberechtigung nur Mittelmass In Spiegel online 11 Oktober 2017 abgerufen am 15 Oktober 2017 a b Der europaische Gender Equality Index wird vorgestellt Gunda Werner Institut In gwi boell de 13 Juni 2013 abgerufen am 15 Oktober 2017 a b c d e f g h i j k l m n Gender Equality Index 2017 Main findings Vilnius 2017 ISBN 978 92 9470 226 5 doi 10 2839 134028 S 45 a b c Gender Equality Index 2017 Main findings Vilnius 2017 ISBN 978 92 9470 226 5 doi 10 2839 134028 S 11 a b c d e f g h i j k l Gender Equality Index 2017 Progress at a snail s pace In eige europa eu 11 Oktober 2017 abgerufen am 24 Oktober 2017 englisch a b c d e Gender Equality Index 2017 Main findings Vilnius 2017 ISBN 978 92 9470 226 5 doi 10 2839 134028 S 12 a b Frauen leiden starker unter Wirtschaftskrisen als Manner In maria noichl eu 11 Oktober 2017 abgerufen am 24 Oktober 2017 KNA Schleppende Gleichstellung In Suddeutsche Zeitung Nr 235 12 Oktober 2017 S 6 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gleichstellungsindex amp oldid 213097370