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Die evangelische Georgskirche in Hausen an der Zaber einem Ortsteil von Brackenheim im Landkreis Heilbronn im nordlichen Baden Wurttemberg geht auf die ursprungliche Kapelle des Ortes aus der Zeit um das Jahr 1000 zuruck wurde im Lauf der Zeit jedoch vielfach umgebaut Der alteste Teil der heutigen Kirche ist der Turmsockel der spatestens gegen Ende des 13 Jahrhunderts errichtet wurde Die daran befindliche Ritterstatue aus der Zeit um 1290 gilt als eine der altesten wenn nicht gar die alteste Ritterstandfigur in Wurttemberg Georgskirche in Hausen an der Zaber Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Beschreibung 3 Glocken 4 Siehe auch 5 Einzelnachweise 6 LiteraturGeschichte BearbeitenDer Ort Hausen wurde wohl von Meimsheim aus als Ausbauort gegrundet Folglich war Hausen ursprunglich kirchlich auch Filialgemeinde der Meimsheimer Martinskirche Gemeinsam mit Meimsheim gelangte Hausen bis zum zweiten Drittel des 13 Jahrhunderts vom Bistum Speyer zum Bistum Worms und darin zum Ruralkapitel Schwaigern im Archidiakonat Wimpfen 1 1427 ist mit der urkundlichen Erwahnung eines Fruhmessers die Fruhmesse in Hausen belegt 2 1468 wurde Hausen aus dem Filialverband mit Meimsheim herausgelost und zur eigenen Pfarrei erhoben 3 Das nahe Durrenzimmern folgte 1475 Neipperg 1476 3 Im Jahr 1476 konnten die Zabergau Gemeinden dann zum Rural teil kapitel Brackenheim ubertreten 1 Das zu Wurttemberg zahlende Hausen wurde durch die Reformation evangelisch Die Kirchengemeinde kam damals zum neuen Dekanat Zabergau 4 und gehort heute dem daraus hervorgegangenen Kirchenbezirk Brackenheim an Das Patrozinium der Kirche ging in der Zeit nach der Reformation in Vergessenheit Forscher des 19 Jahrhunderts erkannten in der alten Ritterfigur am Turm der Kirche den Hl Martin und schlugen ein ursprungliches Martinspatrozinium vor 5 6 was noch bis in die 1980er Jahre tradiert wurde 7 8 Erst ab den 1960er Jahren konnten dann urkundliche Belege erbracht werden dass die Kirche einst dem Hl Georg geweiht war 9 10 Seitdem sieht man im Ritterstandbild auch jenen Heiligen Der bauliche Ursprung der 1351 erstmals noch als Kapelle erwahnten Kirche in Hausen durfte gemass einem Grabungsbefund von 1960 um das Jahr 1000 liegen 2 Die Kirche befand sich auf einer heute nicht mehr wahrnehmbaren felsigen Erhebung inmitten eines feuchten Gelandes Von einer Mauer umgeben kann man sich den ursprunglichen Charakter der Anlage als Wehrkirche oder sogar als eine Art Wasserburg vorstellen Die erste Kapelle konnte aus diesen topografischen Uberlegungen heraus aus der Hofkapelle des Herrenhof des fruhesten Ortsadels hervorgegangen sein der gemass Scherbenfunden wohl an einer bereits zur Zeit der Romer besiedelten Stelle entstand 11 Der erste durch Fundamente nachweisbare steinerne Kapellenbau hatte ein Schiff von 4 70 Meter Breite und 7 10 Meter Lange der Chor war 2 70 Meter breit und 1 90 Meter tief Die Mauerstarke betrug 80 bis 90 Zentimeter 12 Spatestens 1290 wurde eine wesentlich grossere Kapelle an derselben Stelle errichtet Diese Kapelle hatte bereits eine Lange von 18 70 Metern ausserdem wies sie bereits den Chorturm von etwa 6 6 Metern Aussenmassen auf 12 Diese zweite Kapelle brannte wohl um das Jahr 1350 ab 13 Darauf errichtete man ein nochmals nach drei Seiten grosseres Schiff unter Verwendung der alteren Steine die Brandspuren aufweisen und unter Beibehaltung des alten Turmes 13 Die Wandstarke betrug nun 1 20 bis 1 30 Meter 13 In dieser Bauform wurde die Kirche 1468 zur Pfarrkirche erhoben Mit der Loslosung von Meimsheim 1468 wo die Hausener bislang ihr Begrabnis hatten erhielt Hausen auch die Erlaubnis einen eigenen Friedhof anzulegen Diesen legte man um die Kirche herum an Lediglich ostlich der Kirche konnten wegen des anstehenden felsigen Untergrunds keine Bestattungen erfolgen Die Bestattungen um die Kirche herum endeten bereits wieder 1577 als man einen neuen Friedhof ausserhalb des Ortes anlegte Bei spateren Erweiterungen der Kirche wurde der alte Friedhof teilweise mit den Erweiterungsbauten uberbaut 14 Um 1500 erfolgten der Anbau der Sakristei nordlich des Turms und der Umbau des Turmchors 15 In dieser Zeit wurde wohl auch die Konsolenkanzel geschaffen und auf der Mitte der Nordwand an einer Wandaushohlung angebracht 16 dabei wurden aber Teile eines Wandgemaldezyklus aus dem fruhen 15 Jahrhundert zerstort 17 1528 brannte der Turmaufbau nach Blitzschlag nieder er wurde bis 1539 wiederaufgebaut 18 1618 wurde das Langhaus dann nach Suden erweitert 19 und mit einem auf die Nordkanzel ausgerichteten Gestuhl endgultig eine Querkirche geschaffen 20 spater hat man das Schiff ausserdem noch um 1 40 Meter erhoht und eine Westempore eingezogen 19 1790 folgte noch eine Sudempore 19 Im Dachstuhl der Kirche waren verpachtete Lagerkammern und ein Kornspeicher 19 Ihre heutige Gestalt erhielt die Kirche 1961 als man das alte Kirchenschiff abgerissen und durch einen Neubau ersetzt hat 19 Im Zuge der Umbaumassnahmen wurden auch die letzten Reste der alten Kirchhofmauer beseitigt 21 2003 wurde das benachbarte ehemalige Hausener Schulhaus das inzwischen als Gemeindehaus genutzt wird baulich mit der Kirche verbunden 19 Beschreibung BearbeitenAltester Bauteil der Georgskirche ist der romanische Chorturm der spatestens gegen Ende des 13 Jahrhunderts bei der Erweiterung der alten Kapelle errichtet wurde Der aussergewohnlich hohe und mit einem Kruppelwalmdach uber dem Fachwerkaufbau des hochsten Stocks bedeckte Turm lasst noch verschiedene Charakteristika erkennen die ihn als Wehr und Wachturm ausweisen Seine Hohe liegt darin begrundet dass Hausen in einer Landschaftssenke liegt und sich die umgebenden Anhohen nur von der Spitze des Turms aus uberblicken lassen Der Zugang zum Turm erfolgte einst von der Kirche aus uber dem Chorbogen Im mittleren Turmgeschoss sind oben noch querliegende Schiessscharten zu erkennen die rechteckigen Fenster auf dieser Hohe wurden vermutlich aus solchen Scharten gebildet Die tieferliegenden Fenster im Turmsockel sind dagegen eindeutig jungeren Datums ihr gotisches Masswerk weist auf die Zeit um 1500 als man den nach Osten ausgerichteten Turmchor neu ausgestaltet hat der damals auch von einem Netzrippengewolbe uberspannt wurde Ein Balken des Glockenstuhls tragt die Jahreszahl 1539 das Datum des Wiederaufbaus nach dem Turmbrand von 1528 22 Im 19 Jahrhundert gab es Bestrebungen den Turm mit einer neogotischen Turmspitze zu versehen 23 Die nordlich an den Turm angebaute Sakristei stammt ebenfalls noch aus vorreformatorischer Zeit worauf eine zu Reinigen des Kelches bei der Kommunion dienende Vertiefung am Fenstergesims der Nordwand hindeutet Aus stilkritischen Erwagungen zu den Diensten der Sakristei gilt es fur moglich dass Hans Wunderer am Bau der Sakristei beteiligt gewesen sein konnte 24 Das heutige Langhaus wurde 1960 61 nach Planen von Gerhard Fetzer in Zeltdachform erbaut es nimmt keinen architektonischen Bezug auf das alte Langhaus 25 Glasfenster und Wandfriese fur den Neubau entwarf Wolf Dieter Kohler 25 In den Neubau hat man die spatgotische steinerne Kanzel des Vorgangerbauwerks einen hochgotischen Taufstein einen Altar mit Kreuzigungsgruppe aus dem 16 Jahrhundert die alte Orgelempore und historische Grabsteine ubernommen Auch die Emporenbrustung mit Darstellung Christi und der Apostel wurde im Neubau wiederverwendet An der Sudpforte der Kirche wurden fruhgotische Turgewande vom alten Kirchenschiff eingebaut 26 Die erneuerte Kirche erhielt 1964 eine neue Orgel von Richard Rensch aus Lauffen 27 Der bedeutendste Kunstschatz der Kirche ist die steinerne Georgsstatue am Turm die wohl um 1290 geschaffen wurde Dieses lebensgrosse Ritterstandbild des heiligen Georg zahlt zu den altesten wurttembergischen Steinskulpturen nach Hans Martin Maurer ist die Figur sogar das alteste Ritterstandbild in Wurttemberg 28 Der Ritter ist in Kettenhemd mit Schild und Schwert auf einer Konsole unter einem Baldachin stehend dargestellt Die Datierung des Standbilds erfolgte aufgrund von ikonografischen kunstgeschichtlichen und waffentechnischen Betrachtungen Das Alter des Standbilds gibt gleichermassen das Mindestalter fur den Turmsockel vor 29 Glocken BearbeitenBeim Einfall der Franzosen im Pfalzischen Erbfolgekrieg wurde 1693 eine Glocke der Kirche gestohlen Im Ersten Weltkrieg wurden zwei Glocken von 1789 gegossen bei Neubert in Ludwigsburg und von 1892 gegossen bei G A Kiesel in Heilbronn abgeliefert Auf dem Turm verblieb noch eine einzelne Glocke von 1802 die bei Neubert in Ludwigsburg gegossen worden war den Nominalton gis hatte einen Durchmesser von 100 cm und ein Gewicht von 520 kg aufwies 1920 wurden zwei neue Bronzeglocken bei der Glockengiesserei Bachert gegossen Die grossere dieser Glocken hatte den Nominalton h einen Durchmesser von 77 cm und ein Gewicht von 250 kg Eine Inschrift erinnerte an die Kriegstoten 1914 18 an die Stifter der Glocke sowie an die Glockenablieferung von 1917 wie an die Spenden zur Neubeschaffung der Glocken Die kleinere der Glocken hatte den Nominalton d einen Durchmesser von 65 cm und ein Gewicht von 150 kg Auch ihre Inschrift erinnerte an die Ablieferung der alten Glocken 1917 Im Zweiten Weltkrieg wurden dann die Neubert Glocke von 1802 und die kleinere der Bachert Glocken von 1920 abgeliefert Fur die abgelieferten Glocken wurden 1949 bei Bachert in Heilbronn zwei neue Bronzeglocken gegossen Die grossere dieser Glocken hat den Nominalton a einen Durchmesser von 93 7 cm und ein Gewicht von 475 kg Ihre Inschrift lautet FRIEDE SEI MIT EUCH DEN GEFALLENEN DES 2 WELTKRIEGES HAUSEN ZABER Die kleinere der Glocken hat den Nominalton d einen Durchmesser von 69 3 cm und ein Gewicht von 190 kg Ihre Inschrift lautet JESUS CHRISTUS GESTERN UND HEUTE UND DERSELBE AUCH IN EWIGKEIT HAUSEN ZABER 1969 wurde die damals alteste Glocke die grossere der Bachert Glocken von 1920 ausser Dienst gestellt und ihr Metall mit zum Guss einer neuen Glocke verwendet Diese 1969 bei Bachert in Heilbronn gegossene Glocke hat den Nominalton h einen Durchmesser von 83 cm und ein Gewicht von 318 kg Ihre Inschrift lautet UNSEREN GEFALLENEN ZUM GEDACHTNS 1914 18 1969 UMGEGOSSEN VON A BACHERT HEILBRONN N 1892 STIFTETEN MICH J J BLATT 1917 RAUBTE MICH DER KRIEG 1920 ERSTAND ICH NEU AUS FREIW GABEN VIELER GEMEINDEMITGLIEDER GEGOSSEN VON GEBR BACHERT KOCHENDORF Ebenfalls 1969 bei Bachert in Heilbronn wurde noch eine weitere Glocke gegossen die das heutige Gelaut seitdem komplettiert Diese Glocke hat den Nominaltonm fis einen Durchmesser von 112 cm und ein Gewicht von 800 kg Sie tragt die Inschrift WACHET UND BETET DASS IHR NICHT IN ANFECHTUNG FALLET GEGOSSEN FUR DIE KIRCHENGEMEINDE HAUSEN A D ZABER IM JAHR 1969 30 Siehe auch BearbeitenListe der Pfarrer an der Georgskirche Hausen an der Zaber Einzelnachweise Bearbeiten a b Kies 2011 S 13 a b Kies 2011 S 32 a b Kies 2011 S 16 Kies 2011 S 59 Paul Keppler Wurttembergs kirchliche Kunstaltertumer Rottenburg 1888 S 47 Eduard Paulus Die Kunst und Altertums Denkmale im Konigreich Wurttemberg Stuttgart 1889 S 117 Theo Kiefner Kirchengeschichte von Meimsheim und seinen einstigen Filialen ZZV 1961 Nr 2 3 S 33 Assfahl 1980 S 369 Maurer 1963 S 2 Das Land Baden Wurttemberg Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden Band II Nordwurttemberg Teil I Stuttgart 1971 S 762 Kies 2011 S 83 84 a b Kies 2011 S 75 a b c Kies 2011 S 76 Kies 2011 S 134 135 Zu den verschiedenen Bauphasen der Kirche siehe Maurer 1973 S 141 160 Karl Halbauer Predigstul Die spatgotischen Kanzeln im wurttembergischen Neckargebiet bis zur Einfuhrung der Reformation in der Reihe Veroffentlichungen der Kommission fur geschichtliche Landeskunde in Baden Wurttemberg Reihe B Forschungen Band 132 Stuttgart 1997 S 108 111 Maurer 1973 S 145 Kies 2011 S 77 78 a b c d e f Kies 2011 S 77 Ulrich Zimmermann Die Predigtkirche und die Querkirche Protestantischer Kirchenbau in Wurttemberg Eine Studie zur Geschichte und Theologie des Kirchenraums und zur Entstehung zweier Kirchenbautypen Neulingen 2023 S 237 287 ISBN 978 3 949763 29 8 Kies 2011 S 127 Kies 2011 S 78 80 Kies 2011 S 78 79 Kies 2011 S 81 82 a b Kies 2011 S 85 Kies 2011 S 85 87 Kies 2011 S 114 Maurer 1963 S 5 Kies 2011 S 80 81 Jung 2008 S 32 34 Literatur BearbeitenHans Martin Maurer Die drei altesten steinernen Ritterfiguren Wurttembergs in Blatter fur wurtt Kirchengeschichte 63 Jahrgang 1963 Besprechung der Ritterstatue der Georgskirche Eugen Maurer Baugeschichtliche Entdeckungen beim Abbruch und Neubau der evangelischen Kirche in Hausen a d Zaber in Jahrbuch fur schwabisch frankische Geschichte Historischer Verein Heilbronn 27 1973 Gerhard Assfahl Hausen an der Zaber in Heimatbuch der Stadt Brackenheim und ihrer Stadtteile Brackenheim 1980 S 357 387 Julius Fekete Kunst und Kulturdenkmale in Stadt und Landkreis Heilbronn 2 Auflage Theiss Stuttgart 2002 ISBN 3 8062 1662 2 S 127 Heinz Rall Historische Kirchen im Zabergau und Umgebung Forum Verlag Stuttgart 2003 ISBN 3 8091 1088 4 S 36 37 Norbert Jung hilf got vnd maria Beitrage zur Glockengeschichte des Stadt und Landkreises Heilbronn Heilbronn 2008 S 32 34 Glockengeschichte der Georgskirche Otfried Kies Hausen an der Zaber Geschichte der Georgskirche und ihrer Gemeinde bis zur Gegenwart Hausen an der Zaber 201149 078044 9 106222 Koordinaten 49 4 41 N 9 6 22 4 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Georgskirche Hausen an der Zaber amp oldid 234308074