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Gedanken im Kriege ist ein Essay von Thomas Mann Der Text entstand unmittelbar nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs und wurde im November 1914 in der Zeitschrift Neue Rundschau erstmals veroffentlicht 1 Der Autor feiert darin den Krieg als Befreiung Deutschland beschreibt er als Land der Kultur das sich im Kampf gegen die westliche Zivilisation zu behaupten habe Gedanken im Kriege Abdruck in der Neuen Rundschau November 1914 Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Einordnung 3 Zitate 4 Weblinks 5 Literatur 6 EinzelnachweiseInhalt BearbeitenThomas Mann versucht in dem nur 14 Seiten starken Essay zu zeigen dass der Krieg zwischen Deutschland und Frankreich auf einen tiefergehenden kulturellen Gegensatz zuruckzufuhren sei Zivilisation und KulturDie Gegenuberstellung von Zivilisation und Kultur bildet den Ausgangspunkt seiner Uberlegungen Der Autor sieht in diesen Begriffen fundamentale Gegensatze Sie sind seiner Definition zufolge eine Erscheinungsform des Widerspieles von Geist und Natur 2 Verkorpert sieht Mann diese Prinzipien beispielhaft in Voltaire und Friedrich dem Grossen Voltaire stehe fur die Aufklarung fur Vernunft Geist burgerliche Sittlichkeit und alles Zivile also fur die Zivilisation Friedrich dagegen fur das Damonische das Genie die heroische Pflichterfullung und das Soldatische kurz gesagt fur die Kultur 3 Wie in der Gegenuberstellung von Voltaire und Friedrich bereits angedeutet identifiziert der Autor Frankreich mit dem Begriff der Zivilisation Deutschland dagegen mit der Kultur Der Krieg ist fur ihn daher auch eine Auseinandersetzung zwischen diesen beiden Prinzipien Der Krieg als BefreiungObwohl Deutschland nach Meinung Thomas Manns den Krieg nicht gewollt habe werde dieser nun als Befreiung und Reinigung emphatisch begrusst Vor allem die Herzen der Dichter seien sogleich in Flammen gestanden Denn diese hatten eher als andere gespurt dass die Friedenswelt im Ganzen an den Zersetzungsstoffen der Zivilisation gekrankt habe 4 Dabei gehe es den Dichtern weniger um Sieg und Eroberung als um den Krieg an sich Mit ihm verbunden sei der schwarmerische Zusammenschluss der Nation und die gemeinsame Bereitschaft zu tiefster Prufung Erst im Kriege wurde sich Deutschlands ganze Tugend und Schonheit entfalten 5 Die Rolle FrankreichsFrankreich dagegen verfalle durch den Krieg anders als Deutschland in Tollwut und schimpfliche Hysterie Es mache sich verschiedener Kriegsverbrechen schuldig nutze unzulassige Geschosse schande Verwundete und ermorde deutsche Arzte 6 Bei alldem handle Frankreich wenig mannlich Ein halbes Jahrhundert hatten Franzosen mit Blick auf Deutschland Revanche gefordert und schrien nun da deutsche Kanonen Reims beschiessen wurden um Hilfe fur die Zivilisation Gleichzeitig betonten sie es sei Unrecht gegen Frankreich die Hand zu erheben Damit nahmen die Franzosen Damenrechte fur sich in Anspruch 7 Gleichzeitig so kritisiert Mann weiter wollten die Westmachte Deutschland mit diesem Krieg erziehen Ziel sei eine Art Zwangszivilisierung Deutschlands Man glaube auf Seiten Englands und Frankreichs fur die Sache der Demokratie zu kampfen und hoffe dass eine Niederlage Deutschlands zu einer Revolution gegen die Hohenzollern fuhre 8 Einordnung Bearbeiten nbsp Thomas Mann in den 1920er JahrenThomas Mann war bei Ausbruch des Krieges 39 Jahre alt und wurde zunachst wie Millionen andere auch von einer allgemeinen Kriegsbegeisterung ergriffen Der 14 seitige Essay Gedanken im Kriege war seine erste politische Arbeit Mann stellte sich damit in eine Reihe von Autoren wie Hugo von Hofmannsthal Gerhart Hauptmann oder Richard Dehmel die den Krieg zu einer geistig kulturellen Auseinandersetzung verklarten Bei vielen Freunden loste er dadurch Besturzung aus Vor allem geriet er mit seiner Haltung in scharfen Gegensatz zu seinem pazifistisch orientierten Bruder Heinrich Mann der ihm vorwarf er nehme fur seine geistigen Liebhabereien Elend und Tod der Volker in Kauf 9 Thomas Mann geriet unter Rechtfertigungsdruck In seinem vier Jahre spater 1918 veroffentlichten Gross Essay Betrachtungen eines Unpolitischen blieb er zwar weitgehend bei seiner Haltung argumentierte aber differenzierter und blickte auch relativierend auf die Gedanken im Kriege zuruck nbsp Titelblatt des Sammelbands Friedrich und die grosse Koalition Foto H P HaackEine Neueinschatzung nahm er erst 1922 in seiner Rede Von deutscher Republik vor Darin bekannte er sich schliesslich eindeutig zur Demokratie 10 Bezeichnend ist auch dass Mann seinen Aufsatz nur noch einmal veroffentlichen liess 1915 in seiner Schriftensammlung Friedrich und die grosse Koalition Hier allerdings erschien der Text schon in verkurzter und abgemilderter Version Die Nachkriegsausgaben dieser Schriftensammlung enthielten den Aufsatz bereits nicht mehr Er wurde zu Lebzeiten des Autors auch nicht mehr nachgedruckt 11 Zitate BearbeitenWie die Herzen der Dichter sogleich in Flammen standen als jetzt Krieg wurde Die Deutschen sind bei weitem nicht so verliebt in das Wort Zivilisation wie die westlichen Nachbarnationen sie pflegen weder franzosisch renommistisch damit herumzufuchteln noch sich seiner auf englisch bigotte Art zu bedienen Sie haben Kultur als Wort und Begriff immer vorgezogen Warum vor allem ist Deutschlands Sieg unzweifelbar Weil die Geschichte nicht dazu da ist Unwissenheit und Irrtum mit dem Siege zu kronen Weblinks BearbeitenThomas Mann Gedanken im Kriege In Die Neue Rundschau Band 25 1914 S 1471 1484 Unter Internet Archive Literatur BearbeitenWilhelm Herzog Die Uberschatzung der Kunst Gegen Gedanken im Kriege In Das Forum Jahrgang 1 Nr 9 1914 S 445 458 Manfred Gortemaker Thomas Mann und die Politik S Fischer Verlag Frankfurt am Main 2005 Philipp Gut Thomas Manns Idee einer deutschen Kultur S Fischer Verlag Frankfurt am Main 2008 Stephan Stachorski Gedanken im Kriege 1914 In Andreas Blodorn und Friedhelm Marx Hrsg Thomas Mann Handbuch Leben Werk Wirkung Verlag J B Metzler Stuttgart 2015 S 155f Einzelnachweise Bearbeiten Peter Czoik Thomas Mann Gedanken im Kriege Unter Literaturportal Bayern Thomas Mann Gedanken im Kriege In Neue Rundschau Band 25 1914 S 1471 Thomas Mann Gedanken im Kriege In Neue Rundschau Band 25 1914 S 1476 Thomas Mann Gedanken im Kriege In Neue Rundschau Band 25 1914 S 1473f Thomas Mann Gedanken im Kriege In Neue Rundschau Band 25 1914 S 1479 Thomas Mann Gedanken im Kriege In Neue Rundschau Band 25 1914 S 1479ff Thomas Mann Gedanken im Kriege In Neue Rundschau Band 25 1914 S 1481 Thomas Mann Gedanken im Kriege In Neue Rundschau Band 25 1914 S 1482 Thomas Assheuer Krieg veredelt den Menschen In Zeit Online 4 Marz 2010 Frank Fechner Thomas Mann und die Demokratie Wandel und Kontinuitat der demokratierelevanten Ausserungen des Schriftstellers Berlin 1990 Stephan Stachorski Gedanken im Kriege 1914 In Andreas Blodorn und Friedhelm Marx Hrsg Thomas Mann Handbuch Leben Werk Wirkung Verlag J B Metzler Stuttgart 2015 S 155f Werke von Thomas Mann RomaneBuddenbrooks Konigliche Hoheit Der Zauberberg 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