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Das Gesetz 1944 ist eine Erzahlung uber den Auszug der Israeliten aus dem agyptischen Exil die Thomas Mann im Fruhjahr 1943 als Auftragsarbeit verfasste Ihre Handlung ist angelehnt ans 2 Buch Mose hebr Schemot griech Exodus der Bibel Thomas Mann Das Gesetz Erstdruck 1944 als Vorzugsausgabe Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Kommentar 3 Ausgaben 4 Literatur 5 EinzelnachweiseInhalt BearbeitenLaut Thomas Manns Erzahlung ist Mose agypt Sohn das uneheliche Kind einer Pharaonentochter die sich in die traurigen Augen und starken Arme eines hebraischen Sklaven verguckt hat und das Neugeborene in einem Kastchen aus Rohr im Schilf des Nils aussetzen dort finden und anschliessend der Obhut einer einfachen hebraischen Familie anvertrauen lasst Sein schoner Vater wird unmittelbar nach dem Liebesakt von agyptischen Wachsoldaten erschlagen Als Mose dem Knabenalter entwachsen ist wird er auf Geheiss seiner leiblichen Mutter der Prinzessin des Pharaos Ramessu abgeholt und zur weiteren Erziehung in ein agyptisches Internat gegeben Mit seinen verwohnten Mitschulern aus der agyptischen Oberschicht will sich Mose allerdings nicht anfreunden So lauft er nach ein paar Jahren aus der thebanischen Schule davon um zu seinem unterjochten Volk zuruckzukehren Daheim bei der Feldarbeit muss er mitansehen wie ein agyptischer Aufseher einen schuftenden Hebraer verprugelt Im Zorn erschlagt und verscharrt Mose den Peiniger Als sich das Gerucht seiner Bluttat verbreitet flieht Mose nach Midian nimmt dort die vornehme Zipora zur Frau und hutet die Schafe seines Schwagers in der Wuste Sin Eines Tages hat der Hirte eine Vision Am Berg Horeb spricht der unsichtbare Gott Jahwe aus einem brennenden Busch zu dem auserwahlten Mose und gibt ihm den gottlichen Auftrag sein geknechtetes Volk aus Agypten heraus durch die Wuste ins Land der Verheissung zu fuhren Mose kehrt nach Agypten zuruck und muss bald einsehen dass er nur sehr bedachtsam ans Werk gehen kann Denn die geknechteten Hebraer wollen partout nicht einsehen dass ein Schilfknabe noch dazu ein rhetorisch so unbegabter wie Mose ihr Anfuhrer bei einer dermassen riskanten Expedition werden soll Doch Mose findet auch Verbundete Vor allem der militante Joschua ist begeistert und beginnt sofort eine Truppe junger Manner fur den Ernstfall zu drillen Die Agypter misstrauen Mose naturlich erst recht Sie wissen zwar von seinem Totschlag sind aber gegen Mose machtlos weil er immer noch unter dem Schutz seiner koniglichen Mutter steht Als Mose beim Pharao Ramessu mehrfach vorstellig wird und fur sein Volk um Urlaub fur ein angebliches Opferfest in der Wuste bittet wagt es nicht einmal der allmachtige Herrscher der diese Finte sehr wohl durchschaut seinen Enkel umbringen zu lassen Auch die ersten neun der zehn gottlichen Plagen von denen Agypten in den folgenden Jahren heimgesucht wird vermogen den Konig nicht umzustimmen Erst das letzte Ubel das sogenannte Sterben der Erstgeburt hinter dem in Wahrheit gar nicht Jahwe und sein Wurgengel sondern Joschua mit seinen gedrillten Mannen steckt sorgt fur ein Umdenken Hinzu kommt dass Ramessu zuvor den Frondienst fur die Hebraer so sehr verscharft hat dass die allgemeine Emporung unter den Ausgebeuteten von Tag zu Tag wachst So wird schliesslich aus dem vorgeschobenen Urlaub eine offene Flucht nach Osten nbsp Mose betet fur den Sieg gegen die Amalekiter Solange er die Arme hebt siegen die Hebraer sobald er sie sinken lasst siegen die Gegner Da die Schlacht einen ganzen Tag lang andauert mussen Moses Arme gestutzt werden Gemalde von John Everett Millais 1923 Auf dem Weg nach Midian mussen die Fliehenden einen wattahnlichen Arm des Roten Meeres durchqueren Besonders gunstiger Wind und Moses Bitte um gottlichen Beistand erlaubt den trockenen Durchmarsch Als ihnen das Verfolgerheer des Pharao ins nasse Element folgen will tritt eine plotzliche Windstille ein das Wasser kehrt zuruck und die Agypter werden mit Pferd und Wagen verschlungen Bis nach Midian sind noch die Wusten Sur Paran und Sin zu uberwinden Trinkwasser und Nahrung werden knapp Das undankbare Pobelvolk verlegt sich aufs Massen Murren Nur das widerlich stinkende Wasser einer Quelle von Moses Not macht erfinderisch durch eine Filter Vorrichtung trinkbar gemacht und die magere Manna Flechte garantieren ein notdurftiges Uberleben Die nahe gelegene Oase Kadesch weckt neue Hoffnungen Dort will man sich niederlassen Doch das fruchtbare Gebiet gehort den militarisch weit uberlegenen Amalekiten Die wollen zunachst besiegt sein Mose der Gottesmann verfolgt die Schlacht von einer Anhohe aus Immer wenn er beide Arme zu Gott erhebt gelingt es seinem Volk gegen den Feind vorzudringen Immer wenn Mose die Arme erlahmen wendet sich das Kriegsgluck Endlich konnen die Amalekiten nicht zuletzt dank Joschuas moderner Kriegskunst doch noch in die Wuste geschickt werden Die siegreichen Hebraer erobern die Oase samt des Feindes Weibern und Kindern ein willkommenes Bevolkerungswachstum Sie beschliessen vorerst zu bleiben zumal auch Jahwes Berg Horeb ganz in der Nahe liegt Mose arbeitet fortan tagein tagaus an der sittlichen Erziehung seines widerspenstigen Nomadenvolkes Er plagt sich macht alles selber spricht stundenlang Recht und will so das Gehudel erziehen und formen zum heiligen Volk Es gibt Ruckschlage Selbst Mose ist nicht ohne Fehl Anstatt neben seiner Frau Zipora liegt er des Nachts um seiner Entspannung willen bei einer fulligen Mohrin mit Bergesbrusten rollendem Augenweiss und Wulstlippen in die sich im Kuss zu versenken ein Abenteuer sein mochte Das will mit seiner personlichen Erwahltheit als Jahwes alleiniges Mundstuck auf Erden nicht recht zusammenpassen Als ihm seine Geschwister Aaron und Mirjam deswegen bittere Vorwurfe machen kommt es zu einem Erdbeben und Vulkanausbruch Mose versteht den gottlichen Fingerzeig begibt sich allein auf Jahwes qualmenden Sitz den Berg Horeb erfindet dort die hebraischen Schriftzeichen meisselt die Zehn Gebote Jahwes in zwei Steintafeln und malt die Schrift mit dem eigenen Blut rot an Als er beide Tafeln unterm Arm nach vierzig Tagen angespannter Steinmetzarbeit zu den Seinen heimkehrt sind diese inzwischen zu Gotzendienern geworden tanzen im Luderreigen um das Goldene Kalb In seinem Zorn zerschlagt Mose den Gotzen mit seinen zwei Gesetzestafeln die dabei in Stucke gehen Joschua sammelt seine Getreuen und lasst all jene Gotzendiener hinrichten die frenetisch um das Machwerk tanzten und behaupteten nicht Jahwe sondern das Kalb habe sie aus der agyptischen Fron befreit Dann muss Mose ein zweites Mal zum Horeb hinauf um neue Tafeln zu meisseln Insgeheim gesteht er sich aber ein Als er mit den beiden Originaltafeln das Kalb zerschlug hatte er im Ausholen wohl bedacht dass einige seiner neuen Schriftzeichen doch noch recht missraten waren und es daher um sie nicht allzu schade war Nach weiteren vierzig Tagen sind die neuen Tafeln fertig das Gesetz das A und O des Menschenbenehmens Bevor Mose den Berg verlasst bittet er Jahwe den Hebraern ihre Sunden zu vergeben Erst nach langem diplomatischen Zureden von Seiten Moses ist der alttestamentliche Gott schliesslich bereit Barmherzigkeit zu uben Gnade vor Recht ergehen zu lassen und seinem auserwahlten Volk zu verzeihen Allerdings bestimmt er dass mit Ausnahme von Joschua und seinem Leutnant Kaleb nur die Kinder ins Land der Verheissung einziehen durften Alle Erwachsenen die bereits uber zwanzig Jahre alt sind wurden mit ihren Leibern der Wuste verfallen Kommentar BearbeitenDie Erzahlung beschreibt in scherzhaftem Ton und zugleich mit hintergrundigem Ernst die Muhen des biblischen Mose aus einem losen hebraischen Sippenverbund das Volk der Juden zu grunden indem er das Geblut zur Gesittung erzieht Im Text werden auch intertextuelle Bezuge vor allem zu Friedrich Nietzsche deutlich der in der Genealogie der Moral ebenfalls die Genese eines sittlichen Gesetzes beschreibt Mann beschreibt allerdings die Entwicklung der judischen Gesetze wahrend Nietzsche die Entstehung des Christentums zu rekonstruieren versucht Am Schluss steht ein sehr ernster Fluch auf denjenigen der das Volk beredet Gottes Gebote der menschlichen Gesittung zu brechen Gemeint ist Hitler Thomas Mann an Alexander Moritz Frey am 14 Mai 1945 Bei der Verurteilung des Holocaustleugners Ernst Zundel im Jahr 2007 verlas der Richter diesen Schlussfluch aus Thomas Manns Erzahlung 1 Ausgaben BearbeitenDas Gesetz Erzahlung Bermann Fischer Verlag Stockholm 1944 Das Gesetz In Die Erzahlungen Band 2 Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt 1975 ISBN 3 596 21592 7 Das Gesetz In Die Betrogene und andere Erzahlungen Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt 1994 ISBN 3 596 29442 8 Das Gesetz In Der Tod in Venedig und andere Erzahlungen Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt 2003 ISBN 3 596 20054 7 Das Gesetz Novelle 1944 Mit Kommentaren von Volker Ladenthin und Thomas Vormbaum Berlin Boston 2013 Juristische Zeitgeschichte Hg v Thomas Vormbaum Abt 6 Recht in der Kunst Kunst im Recht Mithg V Gunter Reiss Bd 39 Literatur BearbeitenHans R Vaget in Helmut Koopmann Hrsg Thomas Mann Handbuch Kroner Stuttgart 2001 ISBN 3 520 82803 0 S 605 610 Volker Ladenthin Gerechtes Erzahlen Studien zu Thomas Manns Erzahlung Das Gesetz zu Theodor Storm und Ernst Toller Wurzburg Konigshausen amp Neumann 2010Einzelnachweise Bearbeiten Suddeutsche Zeitung 16 Februar 2007 S 7 Werke von Thomas Mann RomaneBuddenbrooks Konigliche Hoheit Der Zauberberg Joseph und seine Bruder Tetralogie Lotte in Weimar Doktor Faustus Der Erwahlte Bekenntnisse des Hochstaplers Felix KrullErzahlungen NovellenVision Gefallen Der Wille zum Gluck Enttauschung Der Tod Der kleine Herr Friedemann Der Bajazzo Tobias Mindernickel Der Kleiderschrank Geracht Luischen Der Weg zum Friedhof Gladius Dei Tonio Kroger Tristan Die Hungernden Das Wunderkind Ein Gluck Beim Propheten Schwere Stunde Anekdote Das Eisenbahnungluck Wie Jappe und Do Escobar sich prugelten Der Tod in Venedig Herr und Hund Gesang vom Kindchen Walsungenblut Unordnung und fruhes 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