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Zur judischen Frage ist ein Essay von Thomas Mann der 1921 auf Anregung Efraim Frischs geschrieben zu Lebzeiten des Autors allerdings nicht veroffentlicht wurde Wie andere fruhe und mittlere Abhandlungen uber dieses Thema zeigt der Text eine grundsatzlich philosemitische Tendenz wenn es auch Vorbehalte und Klischees gibt die eine ambivalente Einstellung zum Judentum verraten und weiterhin Gegenstand der Forschung sind Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Entstehung 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseInhalt BearbeitenAm Anfang des mit einer Briefanrede beginnenden Artikels kundigt der Autor an sich nur auf Personliches beschranken zu wollen sei uber den Gegenstand doch schon viel Kluges und Tiefdringendes gesagt worden und das Personliche ohnehin die Zuflucht derer welche die Unerschopfbarkeit der Dinge lebhaft empfinden wurden Die biographischen Tatsachen seines Lebens an die er sich halten wolle seien judenfreundlich 1 So habe er unbewusst den Umgang mit judischen Klassenkameraden bevorzugt die er auf eine Weise darstellt die fur die Forschung spater von Interesse sein wird So beschreibt er Ephraim Carlebach seinen Schulkameraden aus dem Katharineum zu Lubeck als ein quickes wenn auch nicht sehr reinliches Rabbinersohnchen dessen grosse kluge schwarze Augen ihn gefreut hatten Schon der Name sei erfullt von der Wustenpoesie eben jener Stunde von der seine Besonderheit ausgeschlossen war markanter und farbiger als Hans und Jurgen 2 Ein anderer Freund namens Franz Feher erscheint als Typus pronociert bis zur Hasslichkeit mit platter Nase und fruh dunkelndem Schnurrbartschatten dessen fremdartig schleppende r Dialekt dem Autor interessanter erscheine als das gewohnliche Waterkantische Mit dem lustigen Sohn eines Schachters der mit seinen Lachelfaltchen menschenfreundlich und ohne Arg gewesen sei trat Thomas Mann der Typus des durchaus vergnugten Juden entgegen Diese Vergnugtheit sei als Grundverfassung unter Juden vermutlich haufiger als unter Ur Europaern ausgehend von einer beneidenswerten Fahigkeit zum Lebensgenuss der sie fur manche fortwirkende aussere Benachteiligung wohl entschadigen moge 3 Friedrich Wilhelm Riemer habe Johann Wolfgang von Goethes Verhaltnis zum Judentum positiv beschrieben Die Gebildeten seien meist zuvorkommender und hatten ihn und sein Werk tiefer verehrt als andere Ihre schnelle Auffassungsgabe ihr penetranter Verstand und eigentumlicher Witz pradestiniere sie zu einem besseren Publikum als die manchmal langsamen und schwer begreifenden Echt und Ur Deutschen 4 Ebendies nun sei Thomas Manns Erfahrung und wo sei der bedeutende Kunstler und Schriftsteller der sie nicht mit ihm teile Unleugbar sei dass Geistesprodukte die nur Echt und Urdeutschen behagten von Juden aber verschmaht wurden kulturell nicht recht in Betracht kamen Das judische Publikum wurde dabei nicht nur das ihm Verwandte stutzen An dieser Stelle setzt sich Thomas Mann von Adolf Bartels ab einem volkischen Antisemiten der behauptet hatte dass ein Jude kein deutscher Dichter werden konne wahrend ein Deutscher der mit den Juden geht sein Bestes verliere 5 Die These Heinrich und Thomas Mann seien Juden habe er indessen fallengelassen Der volkische Bartels unterliege einem torichten Irrtum denn als hoheres Deutschtum komme nur in Betracht was auch Juden gefalle Auf der anderen Seite so gesteht Mann ein sei es zwischen seiner und der judischen Natur zu schlimmen Konflikten gekommen und musste wohl dazu kommen Man habe einander boses Blut gemacht eine Aussage die sich auf Alfred Kerr und Theodor Lessing bezieht Die boshaftesten Stilisierungen und die giftig witzigsten Negation seiner Existenz seien von dort gekommen Andererseits hatten Juden ihn auch entdeckt verlegt und unterstutzt So sei es Samuel Lublinski gewesen der den Buddenbrooks die zunachst kritisch und abwartend beurteilt worden waren verheissen habe das Buch werde mit der Zeit wachsen und noch von Generationen gelesen werden Bereise Thomas Mann die Welt seien es fast ausnahmslos Juden die ihn empfangen und beherbergen 6 In seiner fruhesten Stellungnahme zum Nationalsozialismus spricht er vom Hakenkreuz Unfug der als plump popularer Ausdruck einer kulturellen Reaktion seiner Natur zuwider sei In dem antisemitischen Treiben sei keine Spur von Gerechtigkeit Fruhe antisemitische Verschworungstheorien zuruckweisend halt Thomas Mann es fur unmoglich den Ursprung des Weltelends zu datieren und zu sagen wo die Sackgasse begann Die Sundenbockgeschichte sei alt und tiefsinnig so dass die Deutschen sie eigentlich verstehen sollten Trage man die Sunde der Welt zeuge es von wenig Stolz einen anderen in eine weitere Wuste schicken zu wollen 7 Entstehung BearbeitenIm August 1921 hatte der Neue Merkur ein Heft mit Beitragen uber die judische Frage herausgebracht Efraim Frisch der Herausgeber des Blattes hatte am 27 Juli 1921 anlasslich eines Teegesprachs mit Thomas Mann uber das Judenproblem gesprochen Spater bat er ihn einen Beitrag fur ein weiteres Heft zu verfassen wie Thomas Mann in einer Tagebuchnotiz vom 18 September 1921 festhielt 8 So schrieb der Autor seinen Aufsatz vom 21 September bis Anfang Oktober 1921 korrigiert ihn und las ihn am 17 Oktober zu Hause vor Nach Angabe Thomas Manns reagierte seine Frau mit Einspruch Verstimmung und Erregung auf die Vorlesung des Juden Artikels Es habe ein Hin und her zwischen Frisch und dem Autor gegeben ob man den Artikel streichen oder vernichten solle bis er sich fur letzteres entschieden habe 9 Weblinks BearbeitenKurt Lowenstein Thomas Mann zur judischen Frage Analyse von Werk und Leben Eine Spiegelung des deutschen Judenproblems Aus dem Nachlass nur online in versch Dateiformaten Mskr 346 SeitenEinzelnachweise Bearbeiten Thomas Mann Zur Judischen Frage In Thomas Mann Gesammelte Werke in dreizehn Banden Band 13 Nachtrage Fischer Frankfurt 1974 S 466 Thomas Mann Zur Judischen Frage In Thomas Mann Gesammelte Werke in dreizehn Banden Band 13 Nachtrage Fischer Frankfurt 1974 S 466 Thomas Mann Zur Judischen Frage In Thomas Mann Gesammelte Werke in dreizehn Banden Band 13 Nachtrage Fischer Frankfurt 1974 S 469 Zit nach Thomas Mann Zur Judischen Frage In Thomas Mann Gesammelte Werke in dreizehn Banden Band 13 Nachtrage Fischer Frankfurt 1974 S 46 Zit nach Thomas Mann Essays Band 2 Fur ein neues Deutschland Kommentar Zur Judischen Frage Fischer Frankfurt 1996 S 329 Thomas Mann Zur Judischen Frage In Thomas Mann Gesammelte Werke in dreizehn Banden Band 13 Nachtrage Fischer Frankfurt 1974 S 471 Thomas Mann Zur Judischen Frage In Thomas Mann Gesammelte Werke in dreizehn Banden Band 13 Nachtrage Fischer Frankfurt 1974 S 475 Thomas Mann Tagebucher 1918 1921 Hrsg Peter de Mendelssohn Fischer Frankfurt 1979 S 546 Thomas Mann Tagebucher 1918 1921 Hrsg Peter de Mendelssohn Fischer Frankfurt 1979 S 551 Werke von Thomas Mann RomaneBuddenbrooks Konigliche Hoheit Der Zauberberg Joseph und seine Bruder Tetralogie Lotte in Weimar Doktor Faustus Der Erwahlte Bekenntnisse des Hochstaplers Felix KrullErzahlungen 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