www.wikidata.de-de.nina.az
Der Begriff Schenkokonomie auch Kultur des Schenkens bzw Umsonstokonomie 1 bezeichnet eine soziologische Theorie die dem Strukturfunktionalismus zugeordnet wird Die Schenkokonomie ist demzufolge ein soziales System in dem Guter und Dienstleistungen ohne direkte oder zukunftige erkennbare monetare Gegenleistung weitergegeben werden tatsachlich allerdings meist mit verzogerter Reziprozitat 2 3 Auf langere Sicht handelt es sich dann um eine Form von Tauschen die sich aber vom Tauschhandel unterscheidet man spricht von Gabentausch als Gegensatz zum Warentausch 4 Die Schenkokonomie grundet sich haufig auf dem Prinzip allgemeiner Solidaritat Ursprunglich wurde der Begriff fur ein vorherrschendes Phanomen in urgeschichtlichen und Stammesgesellschaften verwendet in denen soziale oder immaterielle Gegenleistungen wie Karma Ansehen oder Loyalitat und andere Formen von Dank erwartet wurden Anthropologen und anderen Wissenschaftlern ist es gelungen den Gabentausch auch in gegenwartigen Kulturen nachzuweisen 5 Erstveroffentlichung Marcel Mauss Essai sur le don Inhaltsverzeichnis 1 Begriffsherkunft 2 Begriffsabgrenzung 2 1 Waren und Gabentausch 2 2 Gabe und Handel 3 Altere wirtschaftswissenschaftliche Betrachtung 3 1 Einheit von Moral und Okonomie 3 2 System der totalen Leistung 4 Neuere wirtschaftswissenschaftliche Betrachtung 4 1 Gabentausch und perfekte Preisdiskriminierung 4 2 Gabentausch und Handel 4 3 Kritik 5 Soziologische Betrachtung 5 1 Schenkokonomie aus rationalistischer und utilitaristischer Sicht 5 2 Schenkokonomie aus normativistischer und kollektivistischer Sicht 5 3 Grenzen der Schenkokonomie 6 Anthropologische Betrachtung 7 Historische Betrachtung der Schenkokonomie 7 1 Schenkokonomie in archaischen Gesellschaften 7 1 1 Kula Tausch 7 1 2 Potlatch 7 2 Zeitgenossische Thesen und Entwicklungen 8 Siehe auch 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseBegriffsherkunft BearbeitenErstmals wird der Ausdruck Schenkokonomie in Marcel Mauss Essai sur le don 1923 24 erwahnt im Zusammenhang mit der Untersuchung des Austausches und der Verteilung von Gaben bei den Indianerstammen der Tlingit Haida Tsimshian und Kwakiutl in Nordamerika Mauss hat dabei die systemische Bedeutung des Gabentauschs ethnologisch untersucht und Kriterien aufgestellt nach denen sich Gabentausch grundsatzlich vom Warentausch unterscheidet In Geschenkwirtschaften wird zwar durchaus eine Gegenleistung erwartet sie ist jedoch meist nicht materieller Natur und vor allem nicht in derselben Weise formalisiert Sein bekanntestes Beispiel ist der Potlatch ein periodisch wiederkehrendes Fest einzelner Indianerstamme bei welchem der Gabentausch zum Wettbewerb um Grosszugigkeit und Verschwendung ausuferte 3 Mauss geht davon aus dass es sich beim Gabentausch um ein sozialanthropologisches Grundmuster handelt und dass die Gabe sowohl ein beziehungsstiftendes Element als auch eine Moglichkeit ist den sozialen Abstand zu manifestieren Zu ahnlichen Schlussfolgerungen kommt auch Bronislaw Malinowski der das Phanomen des Kula Tausches untersuchte das er bei den gartenbauenden Trobriandern entdeckt hatte 6 Begriffsabgrenzung BearbeitenDer Unterschied zwischen Waren und Gabentausch wird zum Teil uber eine gegensatzliche Deutung von Ware und Gabe erklart 7 8 9 Die Gabe wird in der Wissenschaftsgemeinde unterschiedlich thematisiert 10 Einige Wissenschaftler betrachten die Gabe als reinen Eigennutz andere betrachten die Gabe aus der tauschtheoretischen Perspektive andere wiederum verknupfen die Gabe mit okonomischem Kalkul welches tabuisiert bleibt Manchmal wird die Gabe auch als Schnittmenge zwischen Eigennutz und Altruismus interpretiert und im extremsten Fall als Gabe ohne Reziprozitatserwartung verstanden und somit als Ideal dargestellt Waren und Gabentausch Bearbeiten Sowohl der Waren als auch der Gabentausch beinhalten jeweils einen Transfer fur welchen eine Gegenleistung erwartet wird Wie anfangs bereits erwahnt kann diese Gegenleistung auch verzogert stattfinden und an Ereignisse geknupft sein 11 Beim Gabentausch bleiben sowohl der Wert der Gegenleistung als auch die zeitliche Erfullung dem Gabenempfangenden uberlassen Als Beispiel fur diese verzogerte Gegenleistung wird die Einladung zum Essen unter Bekannten angefuhrt Die Gegenleistung kann aber auch indirekt erfolgen das heisst der Gabenempfangende muss keine Gegenleistung erbringen sondern der Gabengebende erhalt durch die Vergabe Anerkennung in der Gemeinschaft Als Beispiel hierfur wird die teilweise vormalige bedingungslose Gastfreundschaft der mediterranen 12 arabischen 13 persischen 14 und indischen 15 Volker angesehen Gabe und Handel Bearbeiten Die Gabe transportiere so das Begriffsverstandnis das Signal der Achtung und Ehrerbietung gegenuber einer anderen Person Der Handel im Gegensatz dazu liefert meist keine externe Bestatigung Die Gabe kann billig materiell oder symbolisch sein Sie ist aber mit Kosten also zunachst negativen Konsequenzen einer Aktion angesichts eines bestimmten Planes und Entscheidungsfeldes verbunden Aber die Gabe ist Anerkennung und Anerkennung ist eine knappe Ressource 16 Die Knappheit der Anerkennung ist bedingt durch die eingeschrankte Verfugbarkeit von Zeit und psychischer Energie Insofern kann die Gabe als Anerkennung auch eine Form der Gegenleistung fur etwas verstanden werden also im Sinne von Dankbarkeit Eine strikte Trennung von Gabe und Handelsgut wie sie Marcel Mauss vorschlug beruht uberwiegend auf der zu seiner Zeit vorherrschenden Lehre und der Unterschatzung der dualen Natur der Gabe und des Gabentausches 17 So sieht zum Beispiel Maurice Godelier die Gabe als eine Kombination aus beidem Gabe und Handelsware Die Gabe bestehe aus der nicht monetar messbaren Gabe und dem monetar messbaren Wirtschaftsgut 18 Dabei erhalt beim Austausch das Austauschobjekt bzw der Gabenempfangende neben der Funktion des Austauschobjektes einen besonderen Status und eine besondere Identitat 19 Altere wirtschaftswissenschaftliche Betrachtung BearbeitenUm das Thema Gabentausch fand zum Ende des 19 Anfang des 20 Jahrhunderts eine intensive wissenschaftliche Diskussion statt Diese war von unterschiedlichen Auffassungen der verschiedenen Wissenschaftsbereiche gepragt Die eine Seite wurde durch die Wirtschaftswissenschaftler vertreten die aber wiederum unter sich durchaus unterschiedliche Auffassungen hatten und die andere Seite durch die Soziologen und Philosophen Einheit von Moral und Okonomie Bearbeiten Standpunkte wie die des Bronislaw Malinowskis der Gaben als eine sinnlose Form des Guteraustauschs bezeichnete 6 und von Gesellschaftsformen berichtete die im Gegensatz zur damals vorherrschenden Wirtschaftsform Europas eine alternative Lebensweise bieten wurden dienten ebenfalls wie Marcel Mauss Ausfuhrungen als Ausgangspunkt fur die Kritik an den Prinzipien des Rationalismus und Merkantilismus Mauss kritisierte insbesondere dass Begriffe wie Individuum und Profit eine immer grossere Bedeutung erfahren und dies nicht nur der Gesellschaft sondern sogar letztendlich auch dem Einzelnen selbst schade 20 Mauss Ansichten decken sich in diesem Bereich mit denen seines Onkels und Lehrers Emile Durkheim dem Begrunder der empirischen soziologischen Wissenschaft der die fortschreitende Trennung von Moral und Okonomie kritisierte und die Idee des Individualismus ablehnte 21 Mit der Kritik am Individualismus reiht sich Durkheim in die Vertreter der Historischen Schule der Nationalokonomen ein zu der zum Beispiel auch Gustav von Schmoller gehorte und bei dem Durkheim studiert hatte Der Kerngedanke der Historischen Schule war die Idee der strikten ethischen Wirtschaftsauffassung also einer Verbundenheit beziehungsweise Einheit der Moral und Okonomie 22 Zu Schmoller gesellte sich auch Karl Bucher als Kritiker der vorhandenen Wirtschaftsstruktur welche mehr und mehr einzig auf den geregelten Tausch ausgerichtet gewesen sei Schmoller und Bucher schlugen als Alternative die Weitergabe von Dienstleistungen und Gutern im unentgeltlichen Sinne vor Aus diesem solle sich dann fur das Gegenuber die implizite moralische Verpflichtung entwickeln fur die erhaltenen Gaben ebenso Dienste zu leisten oder Guter zu vergeben System der totalen Leistung Bearbeiten Marcel Mauss definiert den Gabentausch als systeme des prestations totales System der totalen Leistung Dieses Prinzip des Systems der totalen Leistung beruht darauf dass ein Austausch von Gutern und Dienstleistungen nicht im streng okonomischen Sinne ablauft sondern freiwillig in Form von Gaben und Geschenken erfolgt Mauss hebt insbesondere hervor dass es sich in diesem System nicht nur um das Geben donner und das Annehmen recevoir eines Geschenkes handelt sondern eben gerade auch die Erwiderung rendre als drittes Element von besonderer Bedeutung ist Neuere wirtschaftswissenschaftliche Betrachtung BearbeitenMit dem Wiederaufleben der wissenschaftlichen Diskussion uber den Gabentausch in den 1960er bis 1990er Jahren wurde vereinzelt aus wirtschaftshistorischer und wirtschaftstheoretischer Sicht das System der Schenkokonomie wieder aufgegriffen Verhaltensokonomisch betrachtet beinhaltet der Gabentausch zwei Elemente erstens den Gewinn und Nutzen fur den Gabenempfanger und zweitens die Zufriedenheit und den Nutzen aus der Vergabe fur den Gabegebenden Die Effizienz des Gabentausches ergibt sich aus der Kombination dieser Elemente Mikrookonomisch betrachtet entspricht der Gabentausch einer perfekten Preisdiskriminierung unter Monopolbedingungen Abb 1 23 Die Zufriedenheit ist nicht monetar messbar und daher als immaterieller Nutzen zu sehen Gabentausch und perfekte Preisdiskriminierung Bearbeiten nbsp Abb 1 Perfekte Preisdiskriminierung unter MonopolbedingungenBei der perfekten Preisdiskriminierung unter Monopolbedingungen erhalt der Anbieter der Gabengebende von jedem Kunden Gabenempfanger den Reservationspreis die individuelle Wertschatzung Er erhalt also nicht den Marktpreis sondern den individuellen Preis auf der Nachfragekurve Mit anderen Worten entspricht die individuelle Wertschatzung einer Gabe beim Gabenempfanger genau dem Preis den er maximal bereit ware zu zahlen Dies bedeutet auch dass jeglicher Gewinn bei dem Monopolisten Gabengebenden entsteht und es keine Konsumentenrente gibt In der Marktwirtschaft ist das Auftreten einer perfekten Preisdiskriminierung unter Monopolbedingungen selten Denn um diese Preisdiskriminierung erreichen zu konnen mussen zwei Bedingungen erfullt sein Der Monopolist muss den Reservationspreis jedes individuellen Kaufers kennen und Arbitrage muss unterbunden sein das heisst der Weiterverkauf und Handel zwischen den Kaufern muss ausgeschlossen sein 3 Die zweite Bedingung ist beim Gabentausch dadurch gegeben dass jeder Anbieter Monopolist ist Das bedeutet dass die Anerkennung die er vergibt individuell ist und von niemand anderem vergeben werden kann dementsprechend kann sie auch nicht gehandelt oder weiterverkauft werden Die erste Bedingung das Kennen des Reservationspreises ist etwas schwieriger zu erfullen es wird aber angenommen dass durch individuelle Erfahrungswerte und Beobachtungen sich die vergebene Anerkennung an die Bedurfnisse des Empfangers annahert Bei eintretender Reziprozitat wird der vorige Gabenempfanger nun Gabengebender wiederum zum Monopolist Dies bedeutet dass nun jeglicher Gewinn bei diesem anfallt Durch diese sich wiederholende Reziprozitat ist es moglich dass die beiden Kontrahenten im Gabentausch abwechselnd die Produzentenrente erhalten und ein effizientes Gleichgewicht entsteht Es bleibt jedoch die Unsicherheit daruber ob die Gabe erwidert wird und wie lange der Prozess der Erwiderung anhalt Gabentausch und Handel Bearbeiten nbsp Abb 2 Die Grenzen des Gabentausches und des Handels Avner Offer hat die Interaktion und die Grenzen des Gabentausches und des Handels anhand der nebenstehenden heuristischen Abbildung Abb 2 untersucht Die Abszisse horizontale Achse misst das quantitative Angebot eines bestimmten Gutes oder aller Guter innerhalb eines marktwirtschaftlichen Austausches Handel oder innerhalb eines Gabentausches Die Ordinate vertikale Achse gibt dabei den Preis Preisaquivalent an Die Abbildung enthalt zwei Schnittpunkte von Angebot und Nachfrage je fur den marktwirtschaftlichen Austausch m s displaystyle ms nbsp und den Gabentausch r displaystyle r nbsp Beim Gabentausch im Gegensatz zum marktwirtschaftlichen Austausch sind sowohl Angebot als auch Nachfragefunktionen preisunelastischer das bedeutet dass das Angebot beziehungsweise die Nachfrage unterproportional auf Preisveranderungen reagiert Der Abschnitt auf der Abszisse zwischen O displaystyle O nbsp bis g 1 displaystyle g1 nbsp beinhaltet die Guter oder Dienstleistungen die nur der Gabentausch liefern kann z B romantische Liebe Die vertikale Gerade g 1 m d displaystyle g1 md nbsp ist die Marktgrenze und m d m s displaystyle md ms nbsp die Marktnachfragekurve Zwischen g 1 displaystyle g1 nbsp und g 2 displaystyle g2 nbsp gibt es eine Uberlappung der Marktangebotskurve m s m s displaystyle ms ms nbsp und der Nachfragekurve des Gabentausches P p r displaystyle P pr nbsp Dies resultiert daraus dass einige Guter oder Dienstleistungen mit oder ohne Anerkennung angeboten werden Der Abschnitt O g 2 displaystyle O g2 nbsp wurde dementsprechend eine authentische Wirtschaft mit Gabentausch und marktwirtschaftlichem Tausch und die Gerade g 2 r displaystyle g2 r nbsp die Grenze zwischen Gabentausch und der Marktwirtschaft reprasentieren Uber die Grenze von g 2 displaystyle g2 nbsp lauft die Nachfragekurve des Gabentausches abwarts in Richtung des Marktgleichgewichtpreises r p r displaystyle r pr nbsp Dieser Teil der Nachfrage ausserhalb des Gabentausches soll aber verdeutlichen dass das Ausnutzen von Anerkennung beim Prozess des Verkaufens als sogenannte Pseudoanerkennung nutzlich zur Preisdiskriminierung sein kann Ein Beispiel fur diese Anerkennung ware das Geschaftsessen Hier findet die Ubergabe eines Geschenkes das Essen statt in der Hoffnung auf Reziprozitat hier den Vertragsabschluss Die marktwirtschaftliche Grenzkostenkurve m s m s displaystyle ms ms nbsp ist elastischer flacher als die Gabentauschangebotskurve r r displaystyle r r nbsp Wenn die Produktivitat zunimmt dann verschiebt sich diese zu g 1 m s displaystyle g1 ms nbsp und die Produktionsgrenze zu p f 2 m s displaystyle pf2 ms nbsp Dies entspricht in der Regel der historischen Transformation von der vorindustriellen Gesellschaft zu derjenigen die starker am Markt orientiert ist 3 Kritik Bearbeiten Kritik an der neoklassischen Analyse und Einordnung des Wirtschaftens innerhalb einer Schenkokonomie wird uberwiegend von Anthropologen geaussert 24 Die Anwendung neoklassischer Modelle auf archaische Systeme des Wirtschaftens und Tausches verlangt meist eine unangemessene und verzerrende Versachlichung von immateriellen Beziehungen 25 Soziologische Betrachtung Bearbeiten nbsp Emile Durkheim Onkel und Lehrer von Marcel MaussMarcel Mauss Werk Essai sur le don gilt als Ausgangspunkt der soziologischen Auseinandersetzung mit dem Gabentausch und der Schenkokonomie Als Soziologe und Ethnologe gepragt durch seinen Lehrer und Onkel Emile Durkheim der bereits uber die Thematik des Gabenaustausches referierte gelang es Mauss einen allgemeingultigen Begriff des Gabentausches zu pragen und in der okonomischen juristischen moralischen und soziogenetischen Wissenschaft zu etablieren Vorwiegend sind seine Thesen aber insbesondere soziologisch und kulturell gepragt Aus der oben angesprochenen Kritik des Individualismus insbesondere der Vertreter der historischen Schule entwickelten sich unterschiedliche soziologische Theorien bezuglich des sozialen Systems einer Schenkokonomie und der Motivation und Gegenseitigkeit des Gabentausches Schenkokonomie aus rationalistischer und utilitaristischer Sicht Bearbeiten Die Rationalitatsannahme besagt dass das rationalistisch handelnde Individuum bei gegebenen Handlungsalternativen diejenige Alternative wahlt bei der der Wert des Handlungserfolges und die Wahrscheinlichkeit des Eintritts des Handlungserfolges am grossten ist 26 Aus dem rationalistischen Handlungsprinzip wurde abgeleitet dass Gabentausch und Handel in einer solchen Art und Weise vollzogen werden wie sie dem individuellen Nutzen fur jede einzelne Partei entspricht 27 Da der Mensch im Utilitarismus Nutzenmaximierer ist hat er eine naturliche Aversion gegenuber Verlustsituationen Vorubergehende Verluste allerdings konnen in Kauf genommen werden wenn diese zum Aufbau einer ertragsforderlichen Zusammenarbeit fuhren 28 Schenkokonomie aus normativistischer und kollektivistischer Sicht Bearbeiten Pierre Bourdieu setzt zwar keinen expliziten Automatismus Gabe und Erwiderung der Gabe durch Gegengabe voraus da auch die Ungewissheit der Erwiderung zu berucksichtigen sei geht aber davon aus dass ein Grossteil der Geschenke in einer Schenkokonomie erwidert werden Die Gegenseitigkeit beruht nach seinen Vorstellungen auf zwei Prinzipien die zeitliche Verzogerung bevor eine Gegengabe gegeben wird und die Unterschiedlichkeit der Gegengabe zur ersten Gabe Wenn diese Prinzipien beachtet werden entstehe ein System das bei einer Gabe die Gegengabe nicht als Gegenleistung erscheinen lasst Das heisst das Geschenk wird nicht zuruckgezahlt Der Gabengebende und der Gabenempfangende auf der Grundlage der zeitlichen Verzogerung und ohne Verhandlungen geben ihre Gaben aus Grosszugigkeit Nach Bourdieu sei dies jedoch weit entfernt von der Realitat und das Schenken beinhalte immer die Berucksichtigung eventueller strategischer Vorteile Bourdieu zufolge wird beim Prozess des sozialen Schenkens die Reziprozitat absichtlich verschleiert Er unterstellt den Akteuren der Schenkokonomie eine absichtliche kollektive Verkennung und Verschleierung der realen Tatsachen die Bedingungen eines Tausches die implizite Abhangigkeit des Gebens und des Nehmens 29 Gegen Bourdieus Theorie stehen die wissenschaftlichen Untersuchungen zum Blutspenden Die Blutspende wird dabei als die Gabe in Reinform angesehen da der Blutspender den Empfanger nicht kennt und nur eine symbolische Entschadigung erhalt Die Blutspende sei daher in der modernen Gesellschaft das klassische Beispiel altruistischen Verhaltens gegenuber anonymen Anderen 30 Der US amerikanische Soziologe Alvin W Gouldner betrachtet Reziprozitat als moralische Norm die aus zwei Minimalforderungen besteht Man sollte denjenigen helfen die einem geholfen haben und man sollte jene nicht kranken die einem geholfen haben 31 Gouldner geht davon aus dass wenn diese moralische Norm von Akteuren im schenkokonomischen System internalisiert ist diese Norm das Risiko welches mit der erstmaligen Vergabe eines Geschenkes verbunden ist durch das Schaffen von Vertrauen und Entstehen einer Verpflichtung reduziert wird Gouldner geht dabei noch weiter und unterscheidet die Motivebene und die Wirkungsebene So kann der Prozess des Schenkens auf der Motivebene aus Wohltatigkeit heraus entstehen auf der Wirkungsebene aber den unbeabsichtigten Effekt der reziproken Erwiderung haben 31 Grenzen der Schenkokonomie Bearbeiten Durch den Gabentausch kann sich eine Verpflichtung ergeben mit anderen Worten eine Schuld entstehen Der Gebende erhalt durch die Gabe einen emotionalen und materiellen Nutzen oder Vorteil gegenuber dem Empfanger Durch einmaliges aber insbesondere wiederholtes Verteilen von Gaben entstehen Bindungen in unterschiedlicher Form im Sinne einer vertraglichen Verpflichtung finanziell und im Sinne von menschlichen Bindungen emotional Dies kann soweit gehen dass Gabentausch die schwachere Partei in eine standige hierarchische Unterdruckung fuhrt 32 33 Eine starke Schenkokonomie beziehungsweise ein Wirtschaftssystem das uberwiegend auf Reziprozitat beruht kann den Markt und Handel verdrangen 5 Als Beispiel dafur werden von Anthropologen soziale Strukturen gesehen in denen ein Regime einer allgemeinen Reziprozitat vorherrscht wie die Cosa Nostra in Italien die russische Mafia 34 und die Triaden in China 35 36 Anthropologische Betrachtung BearbeitenIn der Anthropologie wird ebenfalls zwischen den zwei Arten des Tausches unterschieden dem marktwirtschaftlichen Tausch und dem Gabentausch Der Ursprung der sogenannten anthropologischen Geschenk versus Handelsgut Debatte geht auf Marcel Mauss zuruck Mauss hinterfragte die Ansicht der Befurworter der freien Marktwirtschaft dass das menschliche Wesen durch das Streben nach Gewinn getrieben sei und dass alle menschlichen Interaktionen und ihre Motive daher unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten analysiert werden konnten 37 nbsp Karl Marx 1875 Die Vorstellung dass der Gabentausch eine Wirtschaftsform ist die entgegengesetzt zum marktwirtschaftlichen Austausch steht wurde insbesondere von Christopher Gregory 38 39 40 und Marilyn Strathern 41 propagiert Gregory sieht den Gabentausch als personliche Beziehung auf der Mikrogesellschaftsebene wohingegen der Warentausch zum Handel und den unpersonlichen Beziehungen zugehorig sei Gregorys Zuordnung und Unterscheidungskriterien berufen sich dabei zum grossen Teil auf die Arbeiten von Karl Marx 42 Die von Christopher Gregory eingefuhrte scharfe Trennung zwischen Geschenk und Handelsgut wurde im Laufe der letzten Jahre immer wieder von Anthropologen hinterfragt und kritisiert 43 Die Auffassung eine Aufteilung in zwei Strukturen vorzunehmen und so zwischen der sozial verankerten und kulturell entwickelten Schenkokonomie einerseits und der unpersonlichen rationalen Marktwirtschaft andererseits zu unterscheiden basiere auf westlichen ethnozentrischen Annahmen die kunstliche Formalisierung des Begriffs reines Geschenk der industrialisierten westlichen Gesellschaft und der Romantisierung des Gabentausches der archaischen Gesellschaften 44 45 46 47 Ebenfalls wird von Kritikern angefuhrt dass Christopher Gregorys und Stratherns strikte Trennung den Gabentausch trivialisiere 48 49 50 dabei seien aber Geschenke fur die industrialisierten Gesellschaften mit ganz erheblichen wirtschaftlichen Funktionen verbunden So seien zum Beispiel Weihnachtsgeschenke in den Vereinigten Staaten einer der wichtigsten wirtschaftlichen Motoren fur den Einzelhandel 51 Des Weiteren seien in westlichen Gesellschaften viele Beispiele zu finden die Merkmale der Schenkokonomie aufweisen wie zum Beispiel der Austausch von Wissen in der wissenschaftlichen Gemeinschaft 52 und die freie Nutzung von Dateien und Informationen im Internet 53 Der anthropologische Konsens scheint ein Kompromiss zu sein So seien der Gabentausch und der Warentausch keine zwei vollig unterschiedliche und gegenseitig ausschliessende Gesellschaftsformen sondern nur zwei idealisierte Typen des Austausches 43 In der Realitat sei jedes Wirtschaftssystem eine Mischung aus beiden 46 Die zwei Arten des Austausches sind miteinander verflochten und es finden sich haufig beide Komponenten in Austauschsituationen 54 55 56 Historische Betrachtung der Schenkokonomie BearbeitenPrinzipiell ist sowohl bei der historischen als auch der gegenwartigen Betrachtung festzustellen dass es das Ideal eines Wirtschaftssystems welches ausschliesslich auf dem schenkokonomischen System beruht welches auf der reinen Gabe also ohne Erwartung der Reziprozitat beruht weder in der Vergangenheit existiert hat noch in der Gegenwart existiert Dennoch ziehen Anthropologen immer wieder Parallelen zu schenkokonomischen Systemen Schenkokonomie in archaischen Gesellschaften Bearbeiten Die wohl am meisten zitierten und wissenschaftlich untersuchten schenkokonomischen Systeme sind der Kula Tausch und der Potlatch Diesen beiden Phanomenen ist gemein dass sie im Gegensatz zur reinen Gabe im Sinne der Opfergabe oder des Opfers ein soziales System teilweise ein Wirtschaftssystem innerhalb einer Wirtschaftsordnung darstellen Kula Tausch Bearbeiten nbsp Eine soulava Halskette die im Kula weitergegeben wird Hauptartikel Kula Tausch Im Kula Tausch der Trobriander bei welchem wertvolle Muscheln uber Hunderte von Kilometern von Person zu Person in einem grossen Ring weitergegeben werden ist die Beziehung zwischen jedem Paar von Handelspartnern dyadisch Dies bedeutet dass jeder Tauschprozess aus zwei meist gegensatzlichen Positionen zusammengesetzt ist und demzufolge eine ausgewogene Balancierung des Wertes bei jeder Weitergabe erfolgt 57 Der Wert eines Kulas ergibt sich dabei aus dem Zusammenhang mit der zur Fertigung aufgewendeten Arbeit der Knappheit des Rohmaterials und der besonderen Historie des Weiterreichungsprozesses der uberwiegend bei jahrlich wiederkehrenden Besuchen der Handelspartner benachbarter Inseln entsteht Die Gaben die im Kula ausgetauscht werden sind Halsketten soulava und Armbander mwali die aber weder aus besonders seltenen Materialien bestehen noch eine grosse Kunstfertigkeit aufweisen Malinowski sieht im Kula Tausch drei wichtige gesellschaftliche Funktionen Erstens diene er dazu die freundschaftlichen Beziehungen den friedlichen Kontakt und die Kommunikation uber grosse Entfernungen mit den Handelspartnern zwischen den Bewohnern der einzelnen Inseln zu erhalten Zweitens kann mit dem Kula im Zuge der jahrlichen Expeditionen ebenfalls Handel verbunden und es konnen Gebrauchsgegenstande getauscht werden Drittens sieht Malinowski im Kula eine Festigung und Begrundung des sozialen Status der durch den Besitz der wertvollsten Muscheln gekennzeichnet ist Die Ethnologin Susanne Kuehling untersuchte ein ahnliches ebenfalls Kula genanntes Tauschsystem auf der Insel Dobu 58 Potlatch Bearbeiten nbsp Angehorige des Klallamstammes beim Verteilen von Potlatch Wasserfarbengemalde von James G Swan Hauptartikel Potlatch Marcel Mauss sah nicht nur die Vorzuge der Schenkokonomie sondern hob auch deutlich hervor dass das schenkokonomische System einen zerstorerischen Charakter besitze und zu einem ruinosen Wettbewerb fuhren konne Als Beispiel fur ubermassige Reziprozitat fuhrte er den Potlach an Im Potlach bei welchem der Gabentausch zum Wettbewerb um Grosszugigkeit und Verschwendung ausufere fuhrte er den zerstorerischen Charakter allerdings nicht ausschliesslich auf die Reziprozitat zuruck vielmehr sei es das Zusammenspiel von religiosen wirtschaftlichen militarischen ethischen und politischen Faktoren Mauss sieht zwei Grundvoraussetzungen als notwendig zum Funktionieren der Schenkokonomie im Potlach Erstens ein ausreichendes Vorhandensein von naturlichen Ressourcen zum Lebenserhalt wie Fisch und Wild und zweitens eine kompakte und hierarchische Struktur der Gesellschaft Der grosse Uberschuss an Nahrungsproduktion der Stamme die den Potlach veranstalteten ermoglichte eine Etablierung der Oberschicht die nicht in der taglichen Praxis der Nahrungsversorgung eingebunden werden musste Das Abhalten eines Schenkfestes ermoglichte die Etablierung innerhalb der Hierarchie und den Erwerb eines hoheren Status der sich uber Titel manifestierte Bei den Stammen der Kwakiutl gab es zum Beispiel 651 Titel die einen bestimmten Rang in der Gesellschaftshierarchie ausdruckten Allerdings wurden Potlatch nicht wechselseitig ausgerichtet und niemand fuhrte Buch wer ein Potlatch gegeben hatte und wie oft Dies lag auch an der Tatsache dass er relativ selten stattfand und die Anlasse wie der Tod eines Hauptlings nicht vorhersehbar waren Zeitgenossische Thesen und Entwicklungen Bearbeiten Der Gabentausch und der Warentausch sind keine zwei vollig unterschiedliche und sich gegenseitig ausschliessende Systeme sondern nur zwei idealisierte Typen des Austausches In der Realitat sei so die These jedes Wirtschaftssystem eine Mischung aus beiden Anthropologische Studien vergleichen Phanomene der heutigen Zeit mit dem schenkokonomischen System und kommen zum Schluss dass auch in der heutigen Zeit Transferleistungen die nicht auf einer direkten Gegenseitigkeit beruhen stattfinden so zum Beispiel in Form von Organ und Blutspenden Wohltatigkeit Filesharing 59 und Vermachtnissen Meistens findet jedoch heutzutage der Gabentausch im Kontext der Gegenseitigkeit statt 5 Fur seine Analyse der inneren Mechanismen der Open Source Bewegung zieht Gerd Sebald eine Analogie zur Geschenkokonomie der archaischen Gesellschaften nach dem Muster von Marcel Mauss Untersuchungen heran Er schlagt vor die Hackerkultur als eine Gabentauschkultur zu fassen Das meiste Ansehen geniesse derjenige der der Gemeinschaft die grossten Geschenke bereite 60 Die Vorlaufer der heutigen Umsonstladen entstanden Ende der 1960er Jahre im Zuge der Protestbewegungen der Sechzigerjahre in den USA Ausgangspunkt waren die Kritik am Geld als Tauschmittel und idealisierte Vorstellungen So grundete die anarchistische Bewegung der Diggers eine Guerilla Theatergruppe neben vielen anderen freien Aktivitaten wie dem Free Medical Center Free Stores in San Francisco und einen in New York Auch in Australien gab es Anfang der 1970er Jahre einen solchen Free Store in Melbourne der ebenfalls aus der anarchistischen Bewegung und deren Kapitalismuskritik hervorging 2010 gab es sie auf der ganzen nordlichen Welthalbkugel und in Deutschland in jeder grosseren Stadt 61 62 Siehe auch BearbeitenGegenseitige Hilfe Off OffLiteratur BearbeitenSimone Worer Geschenkokonomie In Ashish Kothari et al Hrsg Pluriversum Ein Lexikon des guten Lebens fur alle AG SPAK Bucher Neu Ulm 2023 ISBN 978 3 945959671 Marcel Mauss Die Gabe Form und Funktion des Austauschs in archaischen Gesellschaften Suhrkamp 2009 ISBN 3 518 28343 X S 208 franzosisch Essai sur le don Forme et raison de l echange dans les societes archaiques 1925 Lewis Hyde nannte das Buch Das klassische Werk uber Gabentausch Lewis Hyde The Gift Imagination and the Erotic Life of Property Vintage 1983 ISBN 0 394 71519 5 S 328 Insbesondere Teil 1 A Theory of Gifts Lewis Hyde The Gift Must Always Move In Quarterly Band 35 Nr 3 1982 ISSN 0095 134X Vorabdruck Anpassung des Untertitels in jeder Neuauflage Theodor Waitz Anthropologie der Naturvolker Von Theodor Waitz Georg Karl Cornelius Gerland Georg Gerland Veroffentlicht 1862 Frank Adloff Steffen Mau Vom Geben und Nehmen Zur Soziologie der Reziprozitat Hrsg Jens Beckert Rainer Forst Wolfgang Knobl Frank Nullmeier und Shalini Randeria Band 55 Campus 2005 ISBN 3 593 37757 8 S 308 Charles Eisenstein Die Okonomie der Verbundenheit Wie das Geld die Welt an den Abgrund fuhrte und sie dennoch jetzt retten kann Scorpio Berlin Munchen 2013 ISBN 978 3 943416 03 9 englisch Sacred Economics Money Gift and Society in the Age of Transition 2011 Ubersetzt von Nikola Winter Christian Siefkes Beitragen statt tauschen Materielle Produktion nach dem Modell Freier Software AG SPAK Bucher 2008 ISBN 978 3 930830 99 2 S 186 peerconomy org PDF Weblinks BearbeitenThanissaro Bhikkhu The Economy of Gifts 1997 englisch Monchtum im Buddhismus FreeeBay Memento vom 30 Marz 2010 im Internet Archive Dedicated to Gift Economy on the Internet englisch Reviews und Forum The Digger Archives englisch Gift Economy Bucher und Artikel der Feministin und Friedensaktivistin Genevieve Vaughan Einzelnachweise Bearbeiten Umsonst Okonomie Marktplatz des Vertrauens von Katharina Brunner Munchen und Helmut Martin Jung Berlin Suddeutsche Zeitung 2 Juni 2015 David Cheal The Gift Economy 1998 Routledge S 105 a b c d A Offer Between the Gift and the Market The Economy of Regard The Economic History Review New Series Vol 50 No 3 Aug 1997 S 450 476 Frank Hillebrandt Praktiken des Tauschens Zur Soziologie symbolischer Formen der Reziprozitat 1 Auflage VS Verlag fur Sozialwissenschaften Wiesbaden 2009 ISBN 978 3 531 16040 5 S 94 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche abgerufen am 20 Juli 2019 Zur Entwicklung eines allgemeinen Begriffs des Tausches muss zusatzlich berucksichtigt werden dass die Praxis des Tausches in der Gegenwartsgesellschaft mit der kultursoziologischen Rekonstruktion des Warentausches nicht hinreichend analysiert ist a b c R Kranton Reciprocal exchange a self sustaining system In American Economic Review Band 86 Nr 4 September 1996 S 830 851 a b B Malinowski Argonauten des westlichen Pazifik ein Bericht uber Unternehmungen und Abenteuer der Eingeborenen in den Inselwelten von Melanesisch Neuguinea Mit einem Vorw von James G Frazer Aus dem Engl von Heinrich Ludwig Herdt Hrsg von Fritz Kramer Erstveroffentlichung 1922 Frank Hillebrandt Praktiken des Tauschens VS Verlag fur Sozialwissenschaften Wiesbaden 2009 ISBN 978 3 531 16040 5 S 94 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche abgerufen am 20 Juli 2019 Denn wir kaufen oder verkaufen nicht nur Waren sondern tauschen auch Guter und Dienstleistungen als Gaben und Geschenke Georg Muller Christ Annika Rehm Corporate social responsibility as giving back to society Der Gabentausch als Ausweg aus der Verantwortungsfalle Nachhaltigkeit und Management Band 7 Lit Verlag Munster 2010 ISBN 978 3 643 10459 5 S 58 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche abgerufen am 23 Juli 2019 Dorothea Deterts Die Gabe im Netz sozialer Beziehungen Zur sozialen Reproduktion der Kanak in der paici Sprachregion um Kone Neukaledonien Gottinger Studien zur Ethnologie Band 8 Lit Verlag Munster 2002 ISBN 978 3 8258 5656 4 S 22 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche abgerufen am 23 Juli 2019 Die Konzepte die dieser Opposition zugrundeliegen gehen auf die Definition der Ware von Karl Marx und der Gabe von Marcel Mauss zuruck Georg Muller Christ Annika Rehm Der Gabentausch als Ausweg aus der Verantwortungsfalle Munster 2010 ISBN 978 3 643 10459 5 4 Theorie der Gabe S 57 ff eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche abgerufen am 23 Juli 2019 Der Begriff der Gabe und die Erklarung dafur warum Menschen anderen etwas geben ohne dafur eine Bezahlung zu erhalten wurde in verschiedenen Theorietraditionen unterschiedlich aufgegriffen und bewertet So z B das Hxarosystem welches sowohl bei den San der Kalahari als auch bei den Enga von Papua Neuguinea vorzufinden war Hierbei handelte es sich auch um Gabentausch mit Gegenleistungen diese wurde aber nur dann eingefordert wenn die Umstande schlechte personliche Situation gegeben waren Siehe dazu P Wiessner Connecting the connected The inheritance of social ties among the Ju hoan Bushmen and the Enga of Papua New Guinea unpublished paper Department of anthropology University of Utah J du Boulay Strangers and gifts hostility and hospitality in rural Greece J Med Stud 1 1991 S 37 53 A Gingrich Is wa milh Brot und Salz Vom Gastmahl bei den Hawlan bin Amir im Jemen Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien 116 1986 S 41 69 M Simpson Herbert Women food and hospitality in Iranian society Canberra Anthropology 10 1987 S 24 34 J Pitt Rivers The stranger the guest and the hostile host introduction to the study of the laws of hospitality in J G Peristiany ed Contributions to Mediterranean sociology Paris 1968 S 13 30 S Gifford The allocation of entrepreneurial attention Journal of Economic Behavior amp Organization 19 1992 S 265 84 D K Feil The morality of exchange In George N Appell T N Madan Choice and morality in anthropological perspective Essays in honor of Derek Freeman State University of New York Press 1988 ISBN 0 88706 606 2 Maurice Godelier Perspectives in Marxist anthropology Issue 18 Cambridge studies in social anthropology Cambridge University Press 1977 S 128 Jan van Baal Reciprocity and the position of women Anthropological papers Van Gorcum 1975 ISBN 90 232 1320 3 S 54ff Vgl M Mauss Die Gabe Form und Funktion des Austauschs in archaischen Gesellschaften Suhrkamp Taschenbuch Verlag 6 Auflage Berlin 1990 S 135 147 E Durkheim Uber die Teilung der sozialen Arbeit eing Von Niklas Luhmann Hrsg Franz v Ludwig Frankfurt 1977 S 39 71 Vgl H Winkel Die deutsche Nationalokonomie im 19 Jahrhundert Darmstadt 1977 Robert H Frank Microeconomics and behavior McGraw Hill Education 1 Auflage 1991 ISBN 0 07 021870 6 S 393 395 P Bohannan G Dalton Markets in Africa Evanston IL Northwestern University Press 1962 K Polanyi C M Arensberg H W Pearson Trade and markets in the early empires Glencoe IL Free Press 1957 Vgl z B Homans G C Sentiments and Activities Essays in Social Science Free Press New York 1962 M Sahlins Stone Age Economics Routledge Chapman amp Hall 2003 ISBN 978 0 415 32010 8 M Schmid Rationales Handeln und soziale Prozesse VS Verlag fur Sozialwissenschaften ISBN 3 531 14081 7 2004 S 221 P Bourdieu Sozialer Sinn Kritik der theoretischen Vernunft Suhrkamp Frankfurt am Main 1987 ISBN 3 518 28666 8 franzosisch 1980 S 180 f Vgl R M Titmuss The Gift Relationship From Human Blood to Social Policy Pantheon Books New York 1971 Interessanterweise wurde zum Beispiel auch in Studien gezeigt dass die Qualitat der Blutspender sinkt wenn die Entlohnung fur das Blutspenden steigt a b A W Gouldner Die Norm der Reziprozitat In Reziprozitat und Autonomie Ausgewahlte Aufsatze Frankfurt am Main Suhrkamp S 79 117 cit 1 S 98 cit 2 S 110 Ein bekanntes Sprichwort dazu ist With gifts you make slaves deutsche Mit Gaben machst du dir Sklaven Siehe dazu R L Kelly The foraging spectrum diversity in hunter gatherer lifeways Washington D C 1995 M Mauss The gift the form and reason for exchange in archaic societies trans W D Halls 1990 Erstveroffentlichung 1925 S 37 F Varese Is Sicily the future of Russia Private protection and the emergence of the Russian mafia Archives Europeennes de Sociologies 35 1994 S 224 258 M Booth The Triads The Chinese criminal fraternity London 1990 D H Murray with Q Baoqi The origins of the Tiandihui the Chinese triads in legend and history Stanford 1994 D Kaplan Gift Exchange In Thomas Barfield Hrsg The Dictionary of Anthropology Blackwell Publishing Oxford 1997 S 224 225 Christopher A Gregory Gifts to Men and Gifts to God Gift Exchange and Capital Accumulation in Contemporary Papua Man 15 1980 S 626 652 Christopher A Gregory Gifts and Commodities Academic Press 1982 London Christopher A Gregory Savage money the anthropology and politics of commodity exchange Amsterdam 1997 Harwood Academic M Strathern Qualified value the perspective of gift exchange In C Humphrey und S Hugh Jones Hrsg Barter exchange and value an anthropological approach Cambridge 1992 Cambridge University Press S 169 190 Christopher A Gregory Gifts and Commodities Academic Press 1982 London S 12 Marx was able to develop a very important proposition that commodity exchange is an exchange of alienable things between transactors who are in a state of reciprocal independence The corollary of this is that non commodity gift exchange is an exchange of inalienable things between transactors who are in a state of reciprocal dependence This proposition is only implicit in Marx s analysis but it is a precise definition of gift exchange deutsch Marx war in der Lage eine sehr wichtige Aussage zu entwickeln dass der Warenaustausch ein Austausch von verausserlichen Gutern zwischen Wirtschaftssubjekten ist die in einem Zustand der gegenseitigen Unabhangigkeit stehen Die logische Folge daraus ist dass Nichtgutertausch Geschenktausch ein Austausch von unverausserlichen Dinge zwischen Wirtschaftssubjekten ist die in einem Zustand gegenseitiger Abhangigkeit stehen Dieser Satz ist nur implizit in Marxs Analyse zu finden aber es ist eine genaue Definition der Austausch von Geschenken a b A Rus Gift vs commodity debate revisited Anthropological notebooks 14 1 2008 S 81 102 ISSN 1408 032X A Appadurai Introduction commodities and the politics of value In Arjun Appadurai Hrsg The social life of things Cambridge University Press New York 1986 S 3 63 J G Carrier Gifts in a world of commodities the ideology of the perfect gift in American society In Social Analysis Band 29 1990 S 19 37 a b J Parry The gift the Indian gift and the Indian gift Man n s 21 1986 S 453 73 J Parry M Bloch Introduction money and the morality of exchange In Jonathan Parry Maurice Bloch Hrsg Money and the morality of exchange Cambridge University Press Cambridge 1989 S 1 32 David Cheal The gift economy New York 1988 Routledge S 6 F Bailey Gifts and Poison Oxford 1971 Oxford Basil Blackwell D Miller Consumption and Commodities Annual Rev Anthropology 24 1995 S 141 64 R Hunt Reciprocity In Thomas Barfield Hrsg The dictionary of Anthropology Oxford 1997 Blackwell Publishing S 398 M Bergquist J Ljungberg The power of gifts organizing social relationships in open source communities Info Systems Journal 11 2001 S 305 320 P Kollock The Economies of Online Cooperation Gifts and Public Goods in Cyberspace In Marc Smith und Peter Kollock Hrsg Communities in Cyberspace London 1999 Routledge S 220 242 N Thomas Entangled objects Exchange material culture and colonialism in the Pacific Cambridge 1991 MA Harvard University Press D Miller Alienable gifts and inalienable commodities In Fred R Myers Hrsg The empire of things Regimes of value and material culture Oxford England 2001 Currey S 91 105 J G Carrier Gifts and Commodities Exchange and Western Capitalism since 1700 Routledge London 1995 S 9 B Malinowski Argonauts of the Western Pacific An Account of Native Enterprise and Adventure in the Archipelagoes of Melanesian New Guinea 1922 S 95 99 The name of the gift ethics of exchange on Dobu Island Doktorarbeit Australian National University 1998 englisch Downloadseite H Kovacic Do ut des Eine Analyse von Reziprozitat und Kooperation beim Tausch im Internet Saarbrucken VDM 2009 Gerd Sebald Open Source als Geschenkokonomie Geschenkokonomie im luftleeren Raum Umsonstladen Arbeitskreis Lokale Okonomie e V Hamburg Umsonstladen Arbeitskreis Lokale Okonomie e V Hamburg Memento vom 23 September 2009 im Internet Archive nbsp Dieser Artikel wurde am 30 August 2009 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schenkokonomie amp oldid 237665327