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Der Friedensbund Deutscher Katholiken FDK war eine pazifistische Vereinigung politisch engagierter Katholiken in der Weimarer Republik Er wurde 1919 von Max Josef Metzger in Munchen gegrundet und bestand bis 1 Juli 1933 Eine Neugrundung nach 1945 bestand bis April 1951 Seine Mitglieder wollten das Liebesgebot Jesu Christi in allen Lebensbereichen zur Geltung bringen und deshalb am Aufbau einer internationalen Friedensordnung mitwirken die Krieg kunftig erubrigen sollte Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Siehe auch 3 Literatur 4 Einzelnachweise 5 WeblinksGeschichte BearbeitenDie Grundung folgte auf verschiedene Anlaufe zur Beendigung des Ersten Weltkriegs im dritten Kriegsjahr Am 27 Mai 1917 grundete der katholische Priester Max Josef Metzger den Weltfriedensbund vom Weissen Kreuz in Graz Am 6 Juli hielt Matthias Erzberger als Vertreter der katholischen Zentrumspartei eine vielbeachtete Friedensrede Am 19 Juli verabschiedeten SPD Zentrumspartei und Fortschrittliche Volkspartei mit ihrer Stimmenmehrheit im Reichstag eine von Erzberger und Philipp Scheidemann eingebrachte gemeinsame Friedensresolution die die Reichsregierung unter Wilhelm II zum Verzicht auf Gebietseroberungen und zu Friedensverhandlungen aufforderte Am 1 August 1917 dem dritten Jahrestag des Kriegsbeginns veroffentlichte Papst Benedikt XV die Enzyklika Des le debut die seine neutrale Vermittlung bei Friedensverhandlungen anbot und einige Forderungen der damaligen Friedensbewegung aufgriff darunter allgemeine kontrollierte Abrustung und ein internationales Schiedsgericht zur nichtmilitarischen Konfliktlosung Daraufhin grundete der katholische Priester Johann Baptist Wolfgruber 1868 1950 am 28 August 1917 den Friedensbund katholischer Geistlicher Die ihm nahestehenden katholischen Theologen und Priester beschlossen am 2 Oktober 1919 auf einer Konferenz katholischer Pazifisten in Munchen diesen Friedensbund auch fur Laien zu offnen und als betont politische Vereinigung zu positionieren Wahrend der Zentrumspolitiker Matthias Erzberger dieses Anliegen unterstutzte lehnten fast alle deutschen katholischen Bischofe die FDK Grundung ab Kaplan Magnus Jocham 1886 1923 und Josef Kral 1887 1965 grundeten am 9 Oktober 1919 in Munchen dann den nicht auf Geistliche begrenzten FDK Franziskus Maria Stratmann ubernahm die Leitung der norddeutschen FDK Teilgruppen Jocham wurde erster Vorsitzender und Geschaftsfuhrer Ab 1923 ubernahm Alfred Wilhelm Miller ab 1929 Rudolf Gunst den Vorsitz Jocham und Kral waren schon im Krieg mit Schriften zu einem sozial und friedenspolitisch engagierten Katholizismus bzw religiosen Sozialismus hervorgetreten Kral veroffentlichte 1919 dazu das Buch Der christliche Sozialismus und grundete 1920 mit Vitus Heller 1882 1956 die Christlich Soziale Partei Bayerns aus der 1925 die Christlich Soziale Reichspartei hervorging 1923 lud der franzosische Pazifist Marc Sangnier 1874 1950 nach Freiburg Breisgau zum dritten Internationalen Friedenskongress Congres democratique international pour la paix ein den der FDK mit ausrichtete Dort rief Sangnier vor etwa 7 000 Teilnehmern die Regierung Frankreichs auf als Schritt zur Versohnung mit Deutschland das Ruhrgebiet nicht langer militarisch zu besetzen Daraufhin fand auch der FDK starkere Beachtung und Unterstutzer darunter Medienvertreter wie Friedrich Dessauer und Walter Dirks Die FDK Mitgliedschaft wuchs von 1 200 1921 auf etwa 8 000 aktive und 40 000 korporative Mitglieder 1932 an Sie stammten oft aus der Kolpingjugend dem katholischen Jungmannerverband dem Jungen Zentrum dem Quickborn Arbeitskreis sowie aus katholischen Arbeitervereinen Damit wurde der FDK zur zweitgrossten deutschen pazifistischen Organisation der Weimarer Zeit nach der Deutschen Friedensgesellschaft DFG Prominente Mitglieder waren neben Dessauer und Dirks unter anderem die Zentrumspolitiker Heinrich Krone und Christine Teusch Bischofe und grosse katholische Verbande blieben jedoch weiterhin distanziert 1924 veroffentlichte Stratmann das Buch Weltkirche und Weltfrieden Darin argumentierte er vom Doppelgebot der Gottes und Nachstenliebe Mk 12 29ff EU und vom durch Jesus verscharften Totungsverbot Ex 20 13 EU Mt 5 21 26 EU 26 52 EU aus Er bejahte die neoscholastische Fassung der kirchlichen Lehre vom Gerechten Krieg hielt aber gerade aufgrund ihrer Kriterien einen Krieg im Zeitalter der Massenvernichtungsmittel besonders des im Ersten Weltkrieg eingesetzten Giftgases fur unmoralisch und damit jeden weiteren Krieg fur sittlich verboten Auf dieser theologischen Grundlage beschlossen die Teilnehmer der ersten Reichstagung in Hildesheim 1924 die Richtlinien des Friedensbundes Deutscher Katholiken Zeitschrift des FDK war die Katholische Friedenswarte die 1926 in Der Friedenskampfer umbenannt wurde Stratmann blieb bis 1933 zweiter Vorsitzender und theologischer Leiter des FDK Der FDK befurwortete aussenpolitisch den Volkerbund den vertraglichen Ausschluss des Angriffskrieges im Kriegsvolkerrecht und eine europaische Friedensordnung auf der Basis des Versailler Vertrags von 1919 Er bekampfte Militarismus und Nationalismus besonders den Bau der Panzerkreuzer 1928 die Bildung von Wehrsport Gruppen und die damals haufige strafrechtliche Verurteilung von Pazifisten als Landesverrater Mit diesen Anliegen stellte er sich zunehmend auch gegen die Linie der Zentrumspartei Der FDK Vorsitzende Miller bemuhte sich jahrelang darum dass die Fuldaer Bischofskonferenz den FDK offiziell als katholischen Verband anerkenne Nur das FDK Mitglied Nikolaus Ehlen konnte er dafur gewinnen 1927 erklarte sich zudem der neue Diozesanbischof Joannes Baptista Sproll bereit den FDK gegenuber den Bischofen zu unterstutzen 1 Der Vorsitzende Kardinal Adolf Bertram verhinderte dies mit einer unpolitischen Resolution die keinen Hinweis auf den FDK und seine Ziele enthielt 2 Ab 1930 naherte sich der Munchner Erzbischof Michael Faulhbaber den Positionen des Friedensbundes an und griff Formulierungen des FDK in seinen Predigten auf Fur das angestrebte Protektorenamt konnte jedoch kein Bischof gewonnen werden Im Dezember 1930 ubernahm Paulus Lenz das Amt des Generalsekretars 3 Im Sauerland veranstaltete der Friedensbund auf dem Borberg das grosse internationale FDK Friedenstreffen von 1931 Am 1 Juli 1933 verbot das Regime der NSDAP mit anderen pazifistischen und demokratischen Vereinigungen auch den FDK 4 Einige seiner Fuhrungspersonen Lenz Dessauer Dirks Stratmann und Josef Knecht wurden in Konzentrationslagern inhaftiert Andere wurden zu langen Zuchthausstrafen verurteilt Joseph Cornelius Rossaint 1936 11 Jahre oder hingerichtet Richard Kuenzer Max Josef Metzger 1944 Stratmann Gunst und Felix Hinz grundeten den FDK 1946 neu Er nahm als eine der ersten christlichen Gruppen gegen Plane zur deutschen Wiederbewaffnung Westdeutschlands Stellung Daraufhin wurde er von den deutschen katholischen Bischofen ebenso wie der damaligen Bundesregierung unter Konrad Adenauer heftig offentlich angegriffen Unter diesem Druck loste er sich 1951 auf Siehe auch BearbeitenPax ChristiLiteratur BearbeitenKonrad Breitenborn Der Friedensbund Deutscher Katholiken 1918 19 1951 Berlin Ost 1981 Dieter Riesenberger Die katholische Friedensbewegung in der Weimarer Republik Dusseldorf 1976 Beate Hofling Katholische Friedensbewegung zwischen zwei Weltkriegen Der Friedensbund Deutscher Katholiken 1917 1933 Tubinger Beitrage zur Friedensforschung und Friedenserziehung Band 5 Waldkirch 1979 Johannes Horstmann Hrsg 75 Jahre katholische Friedensbewegung in Deutschland Zur Geschichte des Friedensbundes Deutscher Katholiken und von Pax Christi Katholische Akademie Schwerte Akademie Vortrage 44 Schwerte 1995 Einzelnachweise Bearbeiten Michael Rosch Wenn du den Frieden willst ruste den Frieden Der Friedensbund Deutscher Katholiken und die kirchliche Hierarchie In pax zeit Zeitschrift der deutschen pax christi Sektion Jg 2014 Heft 4 S 17 Joachim Kohler Predigt im Rottenburger Dom 21 September 2003 anlasslich der Jahrestagung von Pax Christi abgerufen am 16 Februar 2015 Agnes Lecointre Intellectuels catholiques allemands et pouvoir au debut du XXe siecle In Paul Colonge Angelika Schober Hrsg Le christianisme dans les pays de langue allemande Enjeux et defis Presses universitaires de Limoges Limoges 1997 ISBN 2 84287 062 X S 128 Antonia Leugers Katholische Kriegsfriedensdiskurse der Munchner Zwischenkriegszeit In theologie geschichte Beiheft 7 2013 S 177 Weblinks BearbeitenDieter Riesenberger Friedensbund Deutscher Katholiken 1919 1933 In Historisches Lexikon BayernsNormdaten Korperschaft GND 2067133 7 lobid OGND AKS VIAF 147246184 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Friedensbund Deutscher Katholiken amp oldid 236491546