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Fuhrereid oder Eid auf den Fuhrer benennt einen Eid der wahrend der Zeit des Nationalsozialismus von verschiedenen Personengruppen verlangt wurde Im militarischen Kontext wurde manchmal synonym von Fahneneid gesprochen Mit dem Tod des Reichsprasidenten Paul von Hindenburg am 2 August 1934 wurden die Amter des Reichskanzlers und des Staatsoberhaupts verschmolzen Seit diesem Datum fuhrte Hitler die Amtsbezeichnung Fuhrer und Reichskanzler Noch am selben Tag liess Reichswehrminister Werner von Blomberg die Soldaten der Reichswehr auf den Fuhrer des Deutschen Reiches und Volkes Adolf Hitler vereidigen 1 Die sofortige Vereidigung der Soldaten der Reichswehr auf Hitler als Person nach dem Tod Hindenburgs war das Resultat machttaktischer Uberlegungen der Hitler Unterstutzer und Bewunderer Reichswehrminister Werner von Blomberg und Walter von Reichenau Ihnen war klar geworden dass die Absicht des Reichskanzlers Hitler beim Tod des Reichsprasidenten Hindenburg dessen Befugnisse zu ubernehmen auch die Ubernahme des Oberbefehls uber die Reichswehr bedeutete Durch ihre Initiative wollten sie erreichen dass Hitler der sich mit der Niederschlagung des Rohm Putsches im Juni 1934 ihrer Ansicht nach fur die Reichswehr als einzigem Waffentrager der Nation entschieden habe den Oberbefehl als Fuhrer des deutschen Volkes und nicht der NSDAP ausuben konne Von der mit Hitler zuvor abgesprochenen Vereidigung auf seine Person erwarteten sie sich ein erhohtes Gewicht der Reichswehr im sich etablierenden NS Staat Die Vereidigung erfolgte noch am selben Tag aufgrund einer ministeriellen Verordnung Blombergs ohne direkte Verstandigung mit der Reichsregierung einschliesslich Hitler und ohne die erforderliche gesetzliche Voraussetzung Reichenaus Eidesformel der keine verfassungsrechtlichen Uberlegungen vorausgegangen waren und die bei der Titulatur Hitlers als Fuhrer des Deutschen Reiches und Volkes von der am selben Tag gesetzlich festgeschriebenen abwich hatte Reichenau seinem Mitarbeiter Major Hermann Foertsch diktiert 2 Dennoch hat Hitler sie am 20 August mit seiner Unterschrift als Fuhrer und Reichskanzler gesetzlich sanktioniert Inhaltsverzeichnis 1 Eid 1 1 Reichswehr 1 2 Reichswehr ab 2 August 1934 und Wehrmacht 1 3 SS 1 4 Beamte 1 5 Weitere Personengruppen 2 Sonstiges 3 Bekannte Verweigerer 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseEid BearbeitenReichswehr Bearbeiten Ich schwore Treue der Reichsverfassung und gelobe dass ich als tapferer Soldat das Deutsche Reich und seine gesetzmassigen Einrichtungen jederzeit schutzen dem Reichsprasidenten und meinen Vorgesetzten Gehorsam leisten will Eidesformel vom 14 August 1919 RGBl S 1419 Ich schwore bei Gott diesen heiligen Eid dass ich Volk und Vaterland allzeit treu und redlich dienen und als tapferer und gehorsamer Soldat bereit sein will jederzeit fur diesen Eid mein Leben einzusetzen Eidesformel vom 2 Dezember 1933 Reichswehr ab 2 August 1934 und Wehrmacht Bearbeiten nbsp Grabstein auf dem Nordfriedhof Neumunster Ich schwore bei Gott diesen heiligen Eid dass ich dem Fuhrer des Deutschen Reiches und Volkes Adolf Hitler dem Oberbefehlshaber der Wehrmacht unbedingten Gehorsam leisten und als tapferer Soldat bereit sein will jederzeit fur diesen Eid mein Leben einzusetzen Eidesformel vom 2 August 1934 Um seinen militarischen Machtanspruch zu sichern anderte Hitler durch Gesetz die Bezeichnung Oberbefehlshaber in Oberster Befehlshaber Ich schwore bei Gott diesen heiligen Eid dass ich dem Fuhrer des Deutschen Reiches und Volkes Adolf Hitler dem Obersten Befehlshaber der Wehrmacht unbedingten Gehorsam leisten und als tapferer Soldat bereit sein will jederzeit fur diesen Eid mein Leben einzusetzen Fassung des Eides vom 20 Juli 1935 Walter von Reichenau der massgeblich am Aufbau der Wehrmacht beteiligt war diktierte seinem Mitarbeiter Hermann Foertsch diese Eidesformel zur Niederschrift Nach Sprechen der Eidesformel hatten die Soldaten auf Hitler ein Hurra auszubringen 3 SS Bearbeiten Eidesformel der Schutzstaffel SS Ich schwore Dir Adolf Hitler als Fuhrer und Kanzler des Deutschen Reiches Treue und Tapferkeit Ich gelobe Dir und den von Dir bestimmten Vorgesetzten Gehorsam bis in den Tod So wahr mir Gott helfe Ich schwore Dir Adolf Hitler als Fuhrer und Kanzler des Deutschen Reiches Treue und Tapferkeit Wir geloben Dir und den von Dir bestimmten Vorgesetzten Gehorsam bis in den Tod So wahr mir Gott helfe 4 Beamte Bearbeiten Aus dem Gesetz uber die Vereidigung der Beamten und der Soldaten der Wehrmacht vom 20 August 1934 1 Die offentlichen Beamten und die Soldaten der Wehrmacht haben beim Eintritt in den Dienst einen Diensteid zu leisten 2 1 Der Diensteid der offentlichen Beamten lautet Ich schwore Ich werde dem Fuhrer des Deutschen Reiches und Volkes Adolf Hitler treu und gehorsam sein die Gesetze beachten und meine Amtspflichten gewissenhaft erfullen so wahr mir Gott helfe 3 Die im Dienst befindlichen Beamten sind unverzuglich gemass 2 Ziffer 1 zu vereidigen Das Deutsche Beamtengesetz vom 26 Januar 1937 legte fest Ein im deutschen Volk wurzelndes von nationalsozialistischer Weltanschauung durchdrungenes Berufsbeamtentum das dem Fuhrer des Deutschen Reichs und Volkes Adolf Hitler in Treue verbunden ist bildet einen Grundpfeiler des nationalsozialistischen Staates Daher hat die Reichsregierung das folgende Gesetz beschlossen das hiermit verkundet wird 1 bis 3 2 Treueid 4 1 Die besondere Verbundenheit mit Fuhrer und Reich bekraftigt der Beamte mit folgendem Eide den er bei Antritt seines ersten Dienstes zu leisten hat Ich schwore Ich werde dem Fuhrer des Deutschen Reiches und Volkes Adolf Hitler treu und gehorsam sein die Gesetze beachten und meine Amtspflichten gewissenhaft erfullen so wahr mir Gott helfe 2 Gestattet ein Gesetz den Mitgliedern einer Religionsgesellschaft an Stelle des Eides andere Beteuerungsformeln zu gebrauchen so kann der Beamte der Mitglied einer solchen Religionsgesellschaft ist diese Beteuerungsformel sprechen 3 Erklart der Beamte dass er Bedenken habe den Eid in religioser Form zu leisten so kann er ihn ohne die Schlussworte leisten 5 Weitere Personengruppen Bearbeiten Von Hochschulprofessoren wurde der Eid verlangt Kurt von Fritz und Karl Barth waren die einzigen Hochschullehrer in Deutschland die 1934 den Fuhrereid verweigerten ebenso von Krankenschwestern siehe Krankenpflege im Nationalsozialismus und von manchen Studentengruppen z B verweigerte 1935 der Theologiestudent Heinz Welke den Eid In Teilen der evangelischen Kirche war der Eid umstritten vgl Paul Schempp Die Bekennende Kirche lehnte ihn ab Die evangelische Stromung Deutsche Christen und der Lutherrat befurworteten ihn die Landesbischofe der intakten Landeskirchen verlangten ihn dann von ihren Pastoren Die Krankenschwestern der NS Schwesternschaft legten ihren Eid analog zum nationalsozialistischen Verstandnis der Wohlfahrtspflege und der sogenannten Neuen Deutschen Heilkunde auf den Fuhrer ab Sonstiges Bearbeiten1935 wurde die Wehrpflicht im Deutschen Reich wiedereingefuhrt Seither drohten Kriegsdienstverweigerern schwere Zuchthausstrafen regelmassig Einweisung in ein KZ und bei Festhalten ihrer Verweigerung die Todesstrafe Wahrend des Zweiten Weltkriegs verfugte 5 der Kriegssonderstrafrechtsverordnung KSSVO 6 dass jeder der offentlich dazu aufforderte oder andere anstiftete den Fahneneid auf Adolf Hitler oder den Wehrdienst zu verweigern mit dem Tod bestraft werden konnte Verweigernde Soldaten wurden in der Regel standrechtlich erschossen Dennoch gab es bis 1945 etwa 8 000 Verweigerer etwa 6 000 davon kriegs und eidverweigernde Zeugen Jehovas Von ihnen starben etwa 1 200 635 davon an Haftbedingungen oder wurden ohne Gerichtsurteil in Haft ermordet 203 7 nach anderen Angaben 250 8 davon aufgrund eines Gerichtsurteils wegen ihrer Kriegsdienstverweigerung siehe Zeugen Jehovas in der Zeit des Nationalsozialismus Siehe auch Kriegsdienstverweigerung in Deutschland Von einigen Attentatern des 20 Juli 1944 ist bekannt dass sie sich trotz ihrer Konspiration gegen Hitler in starkem Masse durch diesen Eid gebunden fuhlten Andere hingegen massen ihm kein Gewicht bei weil sie sich zum Eid gepresst fuhlten Viele Regimegegner wurden nachdem ihr Widerstand kriminalisiert worden war in ein sogenanntes Bewahrungsbataillon gepresst zum Beispiel stellte man sie vor die Wahl KZ oder Front Ab Juli 1941 begann die Wehrmacht damit erste Soldaten zur Strafdivision 500 einzuberufen Im Oktober 1942 wurde die Strafdivision 999 aufgestellt Beide mussten oft in vorderster Front kampfen Daneben gab es folgendes Procedere ein Systemkritiker zum Beispiel ein Priester oder Pastor der mit kritischen Predigten aufgefallen war wurde zum Kriegsdienst eingezogen Seine Vorgesetzten bekamen die Order ihn an vorderster Front einzusetzen Bekannte Verweigerer BearbeitenKarl Barth Schweizer Theologe Folge Verlust der Professur Kurt von Fritz Hochschullehrer Folge zwangsweise Versetzung in den Ruhestand Martin Gauger Rechtsassessor bei Staatsanwalt Wuppertal Folge sofortige Entlassung aus der Staatsanwaltschaft Opfer der Aktion 14f13 Franz Heckenast osterreichischer Offizier nach dem Anschluss Folge Zwangspensionierung Paul Jacobs Pastor und Professor in Munster Hermann Klugkist Hesse Theologe und Kirchenhistoriker Erica Kuppers Theologin aus Hessen Folge zwangsweise in den Ruhestand versetzt Josef Mayr Nusser Bozen nach Einberufung zur Waffen SS Folge Todesurteil auf dem Weg ins KZ Dachau gestorben Franz Reinisch Pallottiner Pater aus Osterreich nach Einberufung zur Wehrmacht Folge Hinrichtung Theodor Roller CVJM Mitglied aus Tubingen Folge psychiatrische Einweisung Joseph Ruf Bruder Maurus der Christkonigsgesellschaft in der Wehrmacht Folge Hinrichtung Ulrich Sporleder ev Theologe bei seinem 2 Theologischen Examen 1940 Folge Keine Anklage Karl Steinbauer ev luth Theologe Rudolf Towarek Generalmajor in Osterreich nach dem Anschluss Folge Zwangspensionierung Hellmut Traub Theologe Ernst Volkmann Gitarrenbauer aus Bregenz nach Einberufung zur Wehrmacht Folge Hinrichtung Ludwig Walz Bekleidungskaufmann und Burgermeister nach Einberufung zur Wehrmacht Folge drei Tage Gefangnis Heinz Welke Theologe aus Frankfurt verweigerte als Student Ingeborg Willrich Lehrerin Folge u a ohne Anspruch auf Ruhegehalt in den Ruhestand versetztWeblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Text der Kriegssonderstrafrechtsverordnung Quellen und VolltexteEinzelnachweise Bearbeiten Vereidigung der Reichswehr auf Adolf Hitler am Todestag Hindenburgs 2 August 1934 In Deutsche Geschichte in Dokumenten und Bildern DGDB abgerufen am 8 Mai 2020 Klaus Jurgen Muller Das Heer und Hitler Armee und nationalsozialistisches Regime 1933 1940 DVA Stuttgart 1988 ISBN 978 3 421 01482 5 S 135 ff Tief eingetaucht In Der Spiegel Nr 31 1969 online Heinrich Himmler Die Schutzstaffel SS als antibolschewistische Kampforganisation 1937 S 15 Beamtengesetz von 1937 voller Wortlaut 5 KSSVO Zersetzung der Wehrkraft Eberhard Rohm Sterben fur den Frieden Calwer Stuttgart 1985 S 213 G Grunewald Kriegsdienstverweigerung In Hermes Handlexikon Hrsg Helmut Donat Karl Holl Die Friedensbewegung Econ Dusseldorf 1983 ISBN 3 612 10024 6 S 236 239 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fuhrereid amp oldid 229504599