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Karl Steinbauer 2 September 1906 in Windsbach 6 Februar 1988 in Buckenhof war ein deutscher evangelisch lutherischer Theologe und Mitglied der Bekennenden Kirche Inhaltsverzeichnis 1 Biografie 2 Werke 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseBiografie BearbeitenKarl Steinbauer wurde in einem Pfarrhaus in Windsbach als zehntes Kind des Pfarrers Johann Steinbauer 1867 1947 geboren Der Vater wirkte von 1909 bis 1924 als Rektor des Progymnasiums am Ort Rektor Johann Steinbauer vertrat einen tendenziell antisemitischen und nationalprotestantischen Standpunkt zu dem gehorte dass er die Weimarer Republik ablehnte Deren demokratische Regierung verunglimpfte er zuweilen als eine Regierung der Rauber Morder 1 Sohn Karl besuchte das Windsbacher Progymnasium von 1917 bis 1923 Von 1927 bis 1931 studierte er evangelische Theologie in Erlangen Konigsberg und Tubingen Zu Beginn seines Theologiestudiums trat Karl Steinbauer 1927 der Burschenschaft Germania Erlangen bei der er zeit seines Lebens verbunden blieb Steinbauer wurde 1931 Vikar in Heiligenstadt ehe er dann am 1 April 1933 selbstandiger Vikar in der evangelischen Gemeinde Penzberg wurde einer Bergarbeiterstadt sudlich von Munchen Am 1 November 1934 heiratete er Eugenie Beckh mit der er sechs Kinder bekam 2 Nach dem Zweiten Weltkrieg leitete Steinbauer Pfarrstellen in Lehengutingen 1946 1951 Wolfratshausen 1951 1962 Pettendorf 1962 1967 und Amberg 1967 1971 Fruh in die NSDAP eingetreten nahm Steinbauer die Solidaritatserklarung Adolf Hitlers an die Morder von Potempa Ende August 1932 zum Anlass die Partei zu verlassen weil seine rechtsstaatlichen Uberzeugungen und Hoffnungen auf die NSDAP abgrundtief verletzt waren Wahrend Steinbauers Vikarszeit in Penzberg wuchs die okumenische Verbundenheit unter den Konfessionen Der Widerstand gegen die nationalsozialistischen Machthaber einte Steinbauer und die Kaplane der benachbarten katholischen Pfarrei Erich Beneke und Rudolf Bernhard Schon fruhzeitig kritisierte Steinbauer in Reden Briefen und Predigten den Nationalsozialismus Die Konflikte die sich daraus ergaben waren zugleich Konflikte mit der Evangelisch Lutherischen Kirche in Bayern Steinbauer gehorte zu den Grundungsmitgliedern der Bayerischen Pfarrerbruderschaft die sich gegen die Gleichschaltung der Evangelischen Kirche durch den Staat stellte Das halbstundige Glockenlauten zum Wahlsieg der NSDAP im Marz 1936 verweigerte er genauso wie er fortan jegliche Beflaggung ablehnte Ich rede wenn ich glaube reden zu mussen war sein Prinzip mit dem er gegen Untertanengehorsam im Dritten Reich kampfte 1938 verwehrte er sich dagegen den Treue Eid auf Hitler abzulegen und lehnte die Einreichung eines Ariernachweises ab was ein Predigtverbot zufolge hatte Mit langen Briefen die heute alle noch erhalten sind schrieb er staatliche und kirchliche Instanzen an Zur Rassendoktrin meinte er Ich kann doch im Unterricht den Kindern nicht sagen Heute erzahle ich euch von Leuten aus der Bibel die leider keinen Arierpass hatten Auch protestierte er gegen den Abtransport von judischstammigen Kirchenmitgliedern in Konzentrationslager Fur Steinbauer war der ganze Geist der Nazi Zeit ein einziger Skandal er hatte sich mit ihren politischen Implikationen nie abgefunden Aber schauen Sie mir droht noch eine viel furchtbarere Sache als Dachau Mir droht das Jungste Gericht antwortete Steinbauer 1936 einem Kommissar der ihn wegen seiner Predigten verhorte Der Tag kommt an dem vor dem wiederkommenden Christus alle Menschen auf den Knien liegen Adolf Hitler Sie und ich Fur derartig charakteristische Satze war der Seelsorger Steinbauer der am 20 Juni 1936 nachdem er das ausbleibende Glockengelaut zu Hitlers Wahlsieg mit dem Satz Die Wahl war ein auferlegter Schwindel und lugen muss man ohne Gott rechtfertigte zum ersten Mal in Schutzhaft kam bekannt Viermal wird Steinbauer insgesamt verhaftet neun Monate verbringt er im Konzentrationslager Oranienburg Sachsenhausen bei Berlin als Haftling Nr 297 sein Zellennachbar ist Pastor Martin Niemoller 1940 nach neun Monaten im KZ wurde er zum Kriegseinsatz begnadigt und wahrend des Krieges gegen die Sowjetunion 1943 schwer verwundet Als er sich 1944 wegen angeblich wehrkraftzersetzender Passagen einer Weihnachtspredigt in Illenschwang und Sinnbronn 2 vor dem Militargericht in Berlin verantworten musste erreichte sein Verteidiger Hans Meinzolt einen Freispruch Es ging mir nicht darum Menschen und menschliche Grosse oder Gedanken und Ideale klein zu machen Es ging mir nur darum meinen Herrn und seine frohe Botschaft sein Reich gross zu machen schreibt Steinbauer ruckblickend Es war mir nicht moglich zu politischen und kirchlichen Ereignissen die nach Taktik Diplomatie faulen Kompromissen und Untertanengehorsam rochen zu schweigen Bei Kriegsende kam er in Gefangenschaft aus der er Ende September 1945 entlassen wurde 1946 ubernahm er eine Pfarrstelle in Lehengutingen bei Dinkelsbuhl 1947 zusatzlich einen Einsatz in Interniertenlagern 1951 wurde er Pfarrer im oberbayerischen Wolfratshausen 1962 in Pettendorf bei Bayreuth und 1967 in Amberg in der Oberpfalz Auch nach dem Ende der NS Herrschaft blieb das Verhaltnis zwischen Steinbauer und der Kirchenleitung gespannt Als ihm 1964 der Ehrentitel Kirchenrat verliehen wurde gab er ihn wieder zuruck 1971 ging Steinbauer in den Ruhestand und dokumentierte in den 1980er Jahren seine Auseinandersetzungen mit Staat und Kirchenleitung wahrend der NS Herrschaft in dem mehrbandigen Werk Einander das Zeugnis gonnen 2 Die evangelische Gemeinde Uttenreuth veranstaltete am Sonntag 3 September 2006 einen Gedenktag zum 100 Geburtstag von Pfarrer Steinbauer mit einem Gottesdienst auf dem Uttenreuther Friedhof an Steinbauers Grab und in der Matthauskirche mit Landesbischof Johannes Friedrich sowie einer Ausstellung uber Steinbauers Leben Ihm zu Ehren wurde 2022 in Eglsee bei Straubing eine Stele eingeweiht 3 Werke BearbeitenVom Gehorsam des Glaubens Mosepredigten Kaiser Munchen 1946 81 S Theologische Existenz heute N F 2 Die Weihnachtsbotschaft vor dem Kriegsgericht Verlag Kirche und Mann Gutersloh 1951 47 S Die Predigt vor dem Kriegsgericht Verlag Kirche und Mann Bielefeld 1996 49 S Einander das Zeugnis gonnen Karl Steinbauer Buckenhof An den Hornwiesen 24 Band 1 4 Auflage 1986 337 S Band 2 2 Auflage 1984 262 S Band 3 1 Auflage 1985 322 S Einander das Zeugnis gonnen Zu Barmen Romer 13 Zwei Reichelehre Karl Steinbauer Buckenhof An den Hornwiesen 24 1986 35 S Ich glaube darum rede ich Texte und Predigten im Widerstand Hrsg von Johannes Rehm TVT Medienverlag Tubingen 1999 321 S ISBN 3 929128 21 7 Literatur BearbeitenKarl Steinbauer Autor Erhard Giesen Herausgeber Ich glaube darum rede ich Katalog zur Ausstellung Karl Steinbauer 1906 1988 Athmann P Verlag 2007 56 S ISBN 978 3980728881 Johannes Rehm Vorwort Herausgeber Karl Steinbauer Autor Ich glaube darum rede ich Karl Steinbauer Texte und Predigten im Widerstand VTVT Medienvlg 1999 320 S ISBN 978 3929128215 Friedrich Mildenberger und Manfred Seitz Hrsg Gott mehr gehorchen Kolloquium zum 80 Geburtstag von Karl Steinbauer Munchen Claudius Verlag 1986 141 S ISBN 3 532 62049 9 Christian Blendinger Nur Gott und dem Gewissen verpflichtet Karl Steinbauer Zeuge in finsterer Zeit Ein Text und Lesebuch Munchen Claudius Verlag 2001 168 S ISBN 3 583 33110 9 Paul Gerhard Schoenborn Rezension des Buchs von Blendinger In Transparent Nr 66 Oktober 2002 Thomas Oder Aber Gottes Wort ist nicht gebunden Der bayerische Pfarrer Karl Steinbauer Zeuge Jesu Christi im Dritten Reich Einleitung von Johannes Friedrich Redaktion Hartmut Hovelmann Nurnberg Athmann 2006 140 S ISBN 3 9807288 7 0 erscheint nicht laut Verlag Berndt Hamm Die andere Seite des Luthertums der bayerische Pfarrer Karl Steinbauer im Widerstand gegen den Nationalsozialismus In Zeitschrift fur Theologie und Kirche 104 Nr 4 2007 S 455 481 Helmut Winter Er widerstand Meiser und Hitler Artikel zum 100 Geburtstag Karl Steinbauers im Sonntagsblatt 36 2006 vom 3 September 2006 Matthias Freudenberg Steinbauer Karl In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 14 Bautz Herzberg 1998 ISBN 3 88309 073 5 Sp 1529 1532 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Helge Dvorak Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft Bd 1 Teilbd 8 Supplement L Z Winter Heidelberg 2014 ISBN 978 3 8253 6051 1 S 309 310 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Karl Steinbauer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Helmut Winter Erinnerung an den Rebellen aus Franken Vor 100 Jahren wurde der Widerstandspfarrer Pfarrer Karl Steinbauer geboren Evangelischer Pressedienst 30 August 2006 archiviert vom Original am 27 September 2007 abgerufen am 6 November 2022 Homepage der von Karl Steinbauer 1934 mitbegrundeten Bayerischen Pfarrerbruderschaft Online AusstellungEinzelnachweise Bearbeiten Zitiert bei Mensing Bjorn Pfarrer und Nationalsozialismus Geschichte einer Verstrickung am Beispiel der Evangelisch Lutherischen Kirche in Bayern AKIZ B 26 Gottingen 1998 S 31 Zu Johann Steinbauers siehe ebd S 31 34 und 275 a b c Karl Steinbauer In Widerstand Evangelische Christinnen und Christen im Nationalsozialismus Abgerufen am 17 Juli 2023 Gabriele Ingenthron Den Nazis die Stirn geboten Skulptur erinnert an mutigen Pfarrer Karl Steinbauer Sonntagsblatt 360 Grad evangelisch 3 Oktober 2022 abgerufen am 17 Juli 2023 Normdaten Person GND 118816128 lobid OGND AKS LCCN n84174715 VIAF 8184267 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Steinbauer KarlKURZBESCHREIBUNG deutscher evangelisch lutherischer Theologe und Mitglied der Bekennenden KircheGEBURTSDATUM 2 September 1906GEBURTSORT WindsbachSTERBEDATUM 6 Februar 1988STERBEORT Buckenhof Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Karl Steinbauer amp oldid 236156487