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Die Evangelische Kirche in Gonterskirchen einem Stadtteil von Laubach im Landkreis Giessen Hessen ist eine im Kern fruhgotische Saalkirche aus dem 13 Jahrhundert Das hessische Kulturdenkmal mit wuchtigem Chorturm pragt das Ortsbild 1 Sudseite der KircheKirche von Westen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 3 Ausstattung 4 Orgel 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie Wehrkirche entstand zwischen 1250 und 1270 unter dem Einfluss der Bauhutte von Kloster Arnsburg 2 Im Jahr 1306 wird ein Vikar erwahnt was auf die Existenz der Kirche hinweist 3 Die Kirche war ursprunglich eine Filiale von Laubach und wurde 1366 zur Pfarrei erhoben blieb aber wohl Tochtergemeinde von Laubach Im 15 Jahrhundert gehorte Gonterskirchen kirchlich zum Archidiakonat St Johann in der Erzdiozese Mainz im Sendbezirk Laubach 4 Mit der Einfuhrung der Reformation wechselte die Kirchengemeinde zum evangelischen Bekenntnis Als erster lutherischer Pfarrer wirkte hier Heinrich Bein von 1529 bis 1581 5 Zu Beginn des 17 Jahrhunderts wurden das Steingewolbe des mittelalterlichen Langschiffs entfernt und die Mauern erhoht um Emporen einzubauen Die Rund und Spitzbogenfenster der Kirche und der Durchgang vom Chor zur Sakristei wurden vermauert und stattdessen eine Osttur ausgebrochen Die Sakristei diente fur einige Zeit als Zwetschgendarre 6 1769 1770 und 1783 1784 folgten umfangreiche Arbeiten am Turmdach sowie 1813 1814 und 1823 am Kirchendach 7 Als die Kirche 1860 renovierungsbedurftig war hatte die Gemeinde kein Geld Der Pfarrer verzichtete auf den Neubau seines baufalligen Schweinestalls sodass das Geld fur die Renovierung verwendet werden konnte 8 Als die Sudwand des Langhauses einen Riss bekam wurden die Kirche im Jahr 1879 durch zwei Strebepfeiler abgestutzt der vermauerte Chordurchgang wieder freigelegt das Dach der Sakristei erneuert und diese wieder ihrem eigentlichen Verwendungszweck zugefuhrt 3 Die Gemeinde liess 1908 einen Kirchenofen einbauen und die beiden undichten Kirchenturen ersetzen 1930 entstand der nordliche Zubau westlich der Sakristei der 70 weiteren Besuchern Platz bot Die statisch schadhafte Sudwand des Schiffs wurde neu aufgefuhrt und das Kirchendach erneuert In diesem Zuge wurde eine Innenrestaurierung durchgefuhrt und eine Warmluftheizung eingebaut 9 Aufgrund von Schwammbefall wurden 1935 neues Kirchengestuhl fur die Frauen angeschafft der Holzboden aus der Sakristei entfernt und das Sakristeidach neu verschiefert Das abgangige Turmkreuz von 1770 wurde samt Wetterhahn aus Kupferblech erneuert 1963 folgte der Einbau einer Warmluft Olheizung 1965 eine Aussenrestaurierung und 1968 eine Innenrestaurierung Nachdem 1979 die Dacher von Turm und Schiff abgebrannt waren wurden sie in der alten Form aber um einen Meter niedriger wiedererrichtet Die zerstorten Glocken wurden erneuert und eine zersprungene Glocke als Mahnung vor das sudliche Turmportal gestellt 10 Seit 1809 ist die evangelische Kirchengemeinde Gonterskirchen mit Einartshausen seit 1972 Stadtteil von Schotten pfarramtlich verbunden Mit ihren etwa 550 Mitgliedern gehort sie seit 2017 zum Dekanat Grunberg in der Propstei Oberhessen der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau 11 Architektur Bearbeiten nbsp Sudportal mit abgetreppter Blendnische im ChorturmDie weiss verputzte Saalkirche ist auf rechteckigem Grundriss erhoht an einem Hang am nordostlichen Ortsrand errichtet Der machtige quadratische gotische Chorturm der zwischen 1250 und 1270 entstand hat ein Zeltdach mit Schallgauben fur die Glocken an der Spitze Turmknauf Kreuz und Wetterhahn Er ist gleich breit wie das Kirchenschiff Der massiv gemauerte Turmschaft ist weitgehend erhalten 12 Die Turmhalle hat ein Kreuzrippengewolbe mit breiten Birnstabrippen die auf Spitzkonsolen ruhen Die spitzbogenformige Offnung des Sudportals das ursprunglich als Priesterpforte diente ist von einem Steingewande mit Blendnische in der ungewohnlichen Form eines Staffelgiebels gerahmt 2 Die drei Spitzbogenfenster im Erdgeschoss haben zweibahniges fruhgotisches Masswerk und Gewande aus rotem Sandstein die drei Fenster im Obergeschoss dem ursprunglichen Glockengeschoss gekuppelte Schalloffnungen 1 An der Sudseite befindet sich rechts neben dem Schallfenster das schwarze Ziffernblatt der Turmuhr von 1908 mit vergoldeten Zeigern Der Chorturm hat ein Zeltdach mit Schallgauben an allen vier Seiten Die Glockenstube beherbergt ein Dreiergelaut das im Jahr 1980 gegossen wurde Turmknauf Kreuz und Wetterhahn bilden den Abschluss Fur einen Turmumgang gibt es keinen Hinweis 13 Das heutige im Kern mittelalterliche Langhaus auf rechteckigem Grundriss stammt von einem spateren Umbau Das Satteldach uber dem Schiff hat im Westen einen Schopfwalm Der Kirchenraum wird durch hohe Rechteckfenster belichtet und ein abgestuftes Westportal Mitte 13 Jahrhundert aus profiliertem Lungstein erschlossen 1 Ein schlichter spitzbogiger Sudeingang wird heute innen durch eine ausrangierte Glocke versperrt Zwei schmale Spitzbogenfenster in der Sudwand und ein vermauertes in der Nordwand stammen aus dem ursprunglichen Bau An den Ecken der Westseite sind zwei diagonal gestellte Strebepfeiler aus Lungsteinquadern erhalten wie auch mittig an der Sudseite ein abgetreppter sowie im Westen der sudlichen Turmwand ein niedriger An der Nordseite ist eine kleine Sakristei angebaut deren ostliche Tur aus dem 17 Jahrhundert stammt Der Innenraum hat seit 1930 eine getafelte Holzdecke Westlich schliesst sich ein Querschiff aus Bruchsteinmauerwerk mit Walmdach an Es erhalt unten durch zwei querrechteckige und oben durch zwei quadratische Fenster mit Sprossengliederung Licht Heute dient der Anbau als Treppenaufgang zum Turm und Aufstellungsort fur Grabplatten und Grabsteine die wahrend der Renovierung 1830 gefunden wurden 14 Ausstattung Bearbeiten nbsp Innenraum Richtung Westen nbsp KanzelDer Innenraum des Langhauses wird von einer Holztonne des 17 Jahrhunderts mit rot bemalten profilierten Holzrippen uberwolbt Drei Zugstangen verstarken die Dachbinder Die Rippenansatze von einem fruheren gemauerten Gewolbe sind erkennbar Die dreiseitig umlaufende Empore aus dem 17 Jahrhundert in blauer Fassung wird von runden Holzsaulen getragen Die Fullungen der Emporenbrustungen sind marmoriert und werden durch Pilaster gegliedert Die polygonale holzerne Kanzel mit schlichtem Schalldeckel stammt aus der Mitte des 17 Jahrhunderts Sie ruht auf einem steinernen Fuss 2 Die Kanzelfelder haben T formige und quadratische marmorierte Fullungen zwischen Dreiviertelsaulen Der Blockaltar wird von einer Platte abgeschlossen und hat als Altarkreuz ein holzernes Kruzifix des Dreinageltypus das 1860 gestiftet wurde Ein romanisches Bronzekruzifix das um 1180 geschaffen wurde befindet sich seit 1997 im Herzog Anton Ulrich Museum in Braunschweig 15 In der Nordwand des Chors ist eine kleine Sakramentsnische mit einer schmiedeeisernen Tur und einem Wimperg aus rotem Sandstein um 1300 eingelassen die Giebelschragen mit floralen Ornamenten und das Giebelfeld mit einer funfblattrigen Blute Eine Piscina mit Gewande aus rotem Sandstein und einer gleichen Blute befindet sich unter dem Ostfenster eine schlichte Nische fur das Aquamanile mit einer Holztur weiter rechts 2 Orgel Bearbeiten nbsp Rokoko OrgelDie Gemeinde schaffte 1775 eine Orgel an Die heutige Orgel des spaten Rokoko wurde 1886 von Geinsheim am Rhein erworben als dort eine neue Kirche errichtet wurde Franz Xaver Ripple hatte das Werk im Jahr 1809 geschaffen Johann Georg Forster stellte die seitenspielige Orgel auf einem neuen Standort in der Emporenbrustung auf und erneuerte das Register Salicional 8 und die Balge Im Jahr 1968 setzte Werner Bosch das Instrument auf der Empore zuruck und baute ein neues Werk hinter dem historischen Prospekt der wahrscheinlich von Johann Jakob Dahm stammt 16 Der Prospekt ist mit dem Ruckpositiv von Dahm in der Weilburger Schlosskirche nahezu identisch Bosch behielt einige alte Pfeifen bei Fur andere Register wurden weitere alte Register unbekannter Herkunft verwendet 17 Das vorderspielige Werk verfugt uber mechanische Schleifladen und neun Register die auf einem Manual und Pedal verteilt sind Der Prospekt in weisser Fassung wird durch Pfosten die mit vergoldeten Girlanden verziert sind und oben und unten in Voluten enden in sieben Achsen gegliedert Der uberhohte polygonale Mittelturm wird von zwei niedrigen leicht konvexen Pfeifenfeldern flankiert die zu zwei Rundturmen uberleiten Aussen schliessen sich zwei Harfenfelder an die von Vasen bekront werden und deren durchbrochene Seitenflugel vergoldet sind Alle Pfeifenfelder schliessen nach oben mit vergoldetem Schleierwerk ab Das Gehause weist oben ein reich profiliertes Gesimse auf wahrend der untere durchlaufende Gesimskranz Architrav Fries und Kronleiste hat Die Disposition lautet wie folgt I Manual C f3Gedackt 8 Salicional 8 Principal 4 Gedackt 4 Oktave 2 Sesquialtera IIMixtur IV 1 1 3 Pedal C d1Subbass 16 Octavbass 8 Koppeln I PLiteratur BearbeitenGeorg Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Hessen I Regierungsbezirke Giessen und Kassel Bearbeitet von Folkhard Cremer und anderen Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 2008 ISBN 978 3 422 03092 3 S 330 Wilhelm Diehl Baubuch fur die evangelischen Pfarreien der Souveranitatslande und der acquirierten Gebiete Darmstadts Hassia sacra 8 Selbstverlag Darmstadt 1935 S 279 Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Hrsg Karlheinz Lang Red Kulturdenkmaler in Hessen Landkreis Giessen I Hungen Laubach Lich Reiskirchen Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Theiss Stuttgart 2008 ISBN 978 3 8062 2177 0 S 306 f G Heinrich Melchior Die Kirche in Gonterskirchen und ihre bauliche Entwicklung In Mitteilungen des Oberhessischen Geschichtsvereins Bd N F 85 2000 S 225 248 Gunter Werk Die Kirche von Gonterskirchen In 750 Jahre Gonterskirchen 1239 1989 Laubacher Hefte 8 Heimatkundlicher Arbeitskreis Laubach Laubach 1989 S 49 51 Peter Weyrauch Die Kirchen des Altkreises Giessen Mittelhessische Druck und Verlagsgesellschaft Giessen 1979 S 68 ff Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Evangelische Kirche Gonterskirchen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Prasenz der Kirchengemeinde auf der Website des Dekanats Gonterskirchen Historisches Ortslexikon fur Hessen In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Hessisches Institut fur Landesgeschichte abgerufen am 2 Oktober 2014 Einzelnachweise Bearbeiten a b c Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Hrsg Lang Red Kulturdenkmaler in Hessen Landkreis Giessen I 2008 S 307 a b c d Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Hessen I 2008 S 330 a b Weyrauch Die Kirchen des Altkreises Giessen 1979 S 68 Gerhard Kleinfeldt Hans Weirich Die mittelalterliche Kirchenorganisation im oberhessisch nassauischen Raum Schriften des Instituts fur geschichtliche Landeskunde von Hessen und Nassau 16 N G Elwert Marburg 1937 ND 1984 S 57 Gonterskirchen Historisches Ortslexikon fur Hessen In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Hessisches Institut fur Landesgeschichte abgerufen am 5 Oktober 2014 Melchior Die Kirche in Gonterskirchen 2000 S 229 Melchior Die Kirche in Gonterskirchen 2000 S 236 Werk Die Kirche von Gonterskirchen 1989 S 50 Diehl Baubuch fur die evangelischen Pfarreien 1935 S 279 Melchior Die Kirche in Gonterskirchen 2000 S 230 Giessener Allgemeine Zeitung vom 30 Dezember 2016 Gonterskirchen gehort ab 1 Januar zu Grunberg abgerufen am 31 Oktober 2022 Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Hrsg Lang Red Kulturdenkmaler in Hessen Landkreis Giessen I 2008 S 306 Weyrauch Die Kirchen des Altkreises Giessen 1979 S 69 Melchior Die Kirche in Gonterskirchen 2000 S 242 Melchior Die Kirche in Gonterskirchen 2000 S 234 Festschrift Orgel Ober Saulheim S 15 17 abgerufen am 16 Februar 2020 PDF Franz Bosken Hermann Fischer Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins Beitrage zur Mittelrheinischen Musikgeschichte Band 29 1 Band 3 Ehemalige Provinz Oberhessen Teil 1 A L Schott Mainz 1988 ISBN 3 7957 1330 7 S 396 Kirchen in Laubach Evangelische Kirche Altenhain Laubach Evangelische Kirche Freienseen Evangelische Kirche Gonterskirchen Evangelische Stadtkirche Laubach Heilig Geist Kirche Laubach Evangelische Kirche Lauter Laubach Evangelische Kirche Munster Laubach Evangelische Kirche Rothges Evangelische Kirche Ruppertsburg Evangelische Kirche Wetterfeld Laubach 50 517378 9 022689 Koordinaten 50 31 2 6 N 9 1 21 7 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Evangelische Kirche Gonterskirchen amp oldid 237139298