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Die Evangelische Kirche ist ein denkmalgeschutztes Kirchengebaude in Allendorf einer Stadt im Landkreis Giessen Hessen Wahrend der machtige Chorturm auf das 14 Jahrhundert zuruckgeht erhielt das Kirchenschiff im Jahr 1731 seine heutige Gestalt Die Kirche pragt mit ihrem dreigeschossigen Haubenhelm das Bild der Stadt und ist hessisches Kulturdenkmal 1 Kirche von NordwestenDie Kirchengemeinde gehort zum Dekanat Giessener Land in der Propstei Oberhessen der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 3 Ausstattung 4 Orgel 5 Glocken 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Ansicht der Kirche um 1655 aus Topographia Hassiae nbsp Turmbogen mit Inschrift nbsp Skelett im ChorraumKirchlich gehorte Allendorf ursprunglich zur Pfarrei Londorf und war bei Winnen eingepfarrt Im Jahr 1323 fiel der Ort dem hessischen Landgrafen Otto I zu und wurde zur selbststandigen Pfarrei erhoben 2 In dieser Zeit des fruhen 14 Jahrhunderts wurde die Kirche errichtet Es soll sich um eine Wegekapelle gehandelt haben die 1454 vergrossert wurde 3 Der Altar war der Dreifaltigkeit dem hl Cyriacus und der hl Brigitte geweiht 4 Im 15 Jahrhundert war Allendorf dem Archidiakonat St Stephan in der Erzdiozese Mainz zugeordnet Mit Einfuhrung der Reformation 1527 28 wechselte der Ort zum protestantischen Glauben Erster evangelischer Pfarrer war Konrad Dorplatz von Friedberg der hier von 1548 bis etwa 1555 wirkte Im Jahr 1606 schloss sich die Kirchengemeinde dem reformierten Bekenntnis an um 1624 entsprechend dem Grundsatz cuius regio eius religio wieder zum lutherischen zuruckzukehren 2 Ein Eckstein an der verbreiterten sudlichen Aussenwand der die Jahreszahl 1586 tragt und eine Sonnenuhr mit der Angabe 15XX weisen auf eine Verbreiterung der Kirche im 16 Jahrhundert hin als das Gotteshaus in eine Predigtkirche umgestaltet wurde Zuvor nahm das alte Schiff die Breite des Turms ein war aber nur etwa halb so lang wie das heutige Das Kirchengebaude wurde 1634 und am 17 Oktober 1728 von schweren Branden heimgesucht und jeweils tiefgreifend umgebaut Kupferstiche aus dem 17 Jahrhundert vermitteln das fruhere Aussehen Auf dem Kirchendach belichtete eine Doppelreihe von Gauben das Dachgeschoss Der Turm hatte eine Laterne mit einem kleinen vierseitigen Spitzhelm 5 Das heutige Kirchenschiff wurde von 1730 bis 1731 an der Stelle des Vorgangerbaus unter Beibehaltung alterer Teile erneuert und gegenuber dem Vorgangerbau deutlich erhoht Der Chorturm aus dem 14 Jahrhundert blieb erhalten und erhielt statt des Spitzhelms eine dreifach gestufte Haube im Stil des Barock 6 Im Zuge einer umfassenden Aussen und Innenrenovierung im Jahr 1912 wurden alte Malereien im Chorgewolbe teilweise freigelegt 7 Das Kirchendach wurde wahrend des Zweiten Weltkriegs neu gedeckt der Turm 1949 neu verschiefert Eine umfangreiche Renovierung in den Jahren 1963 bis 1968 umfasste Sicherungs und Steinmetzarbeiten und eine Erneuerung der Heizungsanlage und stellte im Kircheninnenraum die alte Fassung wieder her 8 Bei einer Hausschwammsanierung im Jahr 2004 wurden alte Skelette im Chorraum gefunden die ursprunglich unter dem Fundament des Turmes lagen was auf eine Vorgangerkirche hinweist Architektur Bearbeiten nbsp Schlussstein im Chorgewolbe nbsp Kirche von SudenDie geostete Kirche aus Bruchstein Mauerwerk steht auf einem leicht erhohten Gelande am hochsten Punkt der Stadt Der ummauerte Kirchhof grenzt mit der Nordseite an die Stadtmauer und machte Teil der Befestigungsanlage aus Altester Baukorper ist der wehrhafte Chorturm im Osten aus dem 14 Jahrhundert der auch als Zufluchtsort diente und in die Stadtbefestigung einbezogen war 5 Er ist auf quadratischem Grundriss errichtet Im kreuzrippengewolbten Altarraum sind flache gotische Sakramentsnischen eingelassen Der sudliche Choreingang diente fruher den Priestern als Eingang 9 Die vermauerte spitzbogige und gefaste Tur in der Nordwand fuhrte in eine Sakristei die zu einem unbekannten Zeitpunkt abgerissen wurde Ein Konsolstein ist an der Aussenmauer noch erkennbar 8 Im Erdgeschoss sind an den drei freien Seiten spitzbogige Fenster angebracht das Ostfenster ist in gotischer Zeit nach unten vergrossert worden Im zweiten Geschoss weist der Turm Scharten auf 10 Uber dem Gesims das das ehemalige Glockengeschoss von den Untergeschossen abtrennt finden sich unterschiedliche Arkadenfenster Ein romanisches Fenster und die Reste gekuppelter spitzbogiger Fenster in spitzbogigen Blenden sind erhalten Bekront wird der Turm von einem dreigeschossigen Haubenhelm der ganz verschiefert ist und sich nach oben verjungt und mit Welscher Haube abschliesst Die Geschosse von etwa gleicher Hohe sind achteckig und werden durch geschweifte Pultdacher verbunden 11 Das Langhaus aus Bruchstein Mauerwerk ist ein einfacher Saalbau mit leicht angewalmtem Satteldach Sandstein wird fur Eckquader und das westliche Hauptgesims eingesetzt Lungstein am Sudportal und am ostlichen Teil des Hauptgesimses Schmale rechteckige Fenster in unterschiedlicher Grosse an der Sudseite und rundbogige Fenster an der Nordseite 1730 31 belichten den Innenraum Turm und Schiff werden durch einen spitzbogigen Triumphbogen miteinander verbunden dessen Schlussstein die Inschrift HWB 1731 tragt 12 Das Westportal weist einen geraden Sturz auf nach 1730 der gerade Sturz des profilierten gotischen Sudportals ruht auf Konsolen mit Blattwerk und Figuren Ausstattung Bearbeiten nbsp Innenraum Richtung OstenDie Inneneinrichtung stammt von 1731 und wird durch die eingebauten Emporen auf Rundsaulen mit kassettierten Brustungen beherrscht Die Orgel steht im Chorturm auf einer Empore Das holzerne Taufbecken von 1731 aus Eichenholz steht auf einer geschnitzten gewundenen Saule Fuss Kapitell und Deckel sind mit Akanthusblattern reich verziert Das Gestuhl wurde 1912 bei der Innenrenovierung ersetzt 8 Die achteckige holzerne Barockkanzel an der rechten Seite des Bogens weist reich profilierte Fullungen zwischen gedrehten Ecksaulen auf und hat einen kleinen Schalldeckel Fur die Kanzeltreppe wurde die Mauer durchbrochen Der Altar ist als schlichter Quader gestaltet Die spitzbogige Sakramentsnische in rechteckigem gefasten Rahmen ist 0 78 Meter hoch und 0 63 Meter breit 13 Auf der Sudseite im Turm ist ein Sandstein Epitaph der Familie Willius Will nach 1635 frei aufgehangt Uber der lateinischen Tafelinschrift ist als Andachtsbild die Kreuzigungsszene in einem rahmenden Kreis zu sehen der von einer weiblichen und einer mannlichen Figur gehalten wird 6 Orgel Bearbeiten nbsp Rechte Seite des OrgelprospektsEine Orgel eines unbekannten Erbauers ist erstmals fur das Jahr 1628 nachgewiesen deren Mangel im Protokoll einer Kirchenvisitation aufgefuhrt werden Nach dem Kirchenbrand wurde im Jahr 1737 eine neue Orgel von dem in Allendorf wirkenden Orgelbauer Johann Conrad Wagner gebaut Eine Rotelinschrift im Rahmen des Mittelturms lautet Johann Conrad Wagner anno 1737 d 16ten Martii 14 Zudem tragt der uberhohte Mittelturm spiegelbildlich das Monogramm JCW Die einmanualige Orgel besass zehn Register und einen reich verzierten Prospekt mit geschnitzten Figuren 15 Im Jahr 1831 reparierte Johann Georg Burgy das Werk und legte eine gleichstufige Stimmung an Hinter dem historischen Prospekt schufen Forster amp Nicolaus im Jahr 1931 ein neues Orgelwerk das uber 17 Register auf zwei Manualen und Pedal und uber einen elektrischen Spieltisch verfugte Die heutige Orgel stammt aus dem Jahr 1996 und wurde von den Gebrudern Oberlinger erbaut Das rein mechanische Schleifladen Instrument hat 15 Register die auf zwei Manuale und Pedal verteilt sind 16 Der barocke Prospekt ist funfteilig mit drei Rundturmen und zwei uberleitenden Flachfeldern Das originale kassettierte Untergehause von Wagner befindet sich im ortlichen Heimatmuseum Drei geflugelte Engelkopfe stutzen die Konsolleiste des Obergehauses Die Pfeifenfelder werden oben mit farnformigem Akanthus Schnitzwerk abgeschlossen Die seitlichen Ohren bestehen aus Akanthus mit Voluten und umschliessen links einen Trompete spielenden Engel rechts einen Engel mit Violine Die beiden niedrigen Flachfelder werden von Lowen bekront 17 I Echo C g31 Copula 8 2 Flaut travers 4 3 Gemshorn 2 4 Sesquialtera II 1 1 3 II Hauptwerk C g35 Principal 8 6 Rohrflote 8 7 Viola da Gamba 8 8 Octave 4 9 Quinte 2 2 3 10 Superoctave 2 11 Mixtur IV 1 1 3 12 Trompete B D 8 Pedalwerk C f113 Subbass 16 14 Principalbass 8 15 Posaune 16 Koppeln I II I P II PGlocken BearbeitenDer Turm beherbergt drei Bronzeglocken aus dem 18 Jahrhundert 18 Nr Gussjahr Giesser Gussort Durchmesser mm Masse kg Schlagton Inschrift 1 1729 Johann Andreas Henschel Giessen 990 586 g1 ANNO 1 7 2 8 DEN 1 7 OCTOWER WAREN WIR MITSAMPT STADT UND KERCH VERBRAND O HER HILF UND LAS WOHLGELINGENH I L BERGEN PFARHERH E B MELCHIOR RENTMEISTERH I I KORMAN H W FEY BEIDE BORGEMEISTER ANNO 1 7 2 9 NUN GOTLOB ES IST VOLBRACHTANDREAS HENSCHEL HAT MICHGEMACHT SO RUFFE ICH MITMEINER STIMM ALLEN FROMENCHRISTEN IN UNSER KIRCHEHINEIN UND BITEN UNSERNHERN JESUM CHRIST DASER UNS FERNER GNEDIG IST 2 1788 Friedrich Wilhelm Otto Giessen 840 349 b1 WAN ICH ZUM GEBET ERSCHALLE O SO BETET ALLE GLAUBIG ZU DEM HERRN ER WIRD TROST UND HVLF GEWARN H VON ZANGEN REGIERUNGSRATH H BICHMANN PFARRER H JOHAN CHRISTOPF WAGNER BORGEMEISTERFRANZ H LUDWIG DERN H IOHANNES LENTZEL H IOH REINHART H ANTON DELWIG CONRATHGOS MICH IN GIESSEN FRIEDRICH WILHELM OTTO AN 1788H STRECKER STADTSCHREIBER H IOH HENRICH WISNER UNTERBORGEMEISTER 3 1729 Johann Andreas Henschel Giessen 720 222 d2 GOS MICH ANDREAS HENSCHEL ANO 1728BEHIT UNS GOTT FIER FEUERSGEFAHR WIES IM JAHR 1728WAR DEN 17 TAG OCTOBERGENAND WAHREN WIRSAMPT KIRCH UNDSTADT VERBRANDH I L BERGEN PFARHERH E B MELCHIOR RENDMEISTER H I G LOTZ UND H I BERGENBEIDE BURGEMEISTER Literatur BearbeitenGeorg Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Hessen I Regierungsbezirke Giessen und Kassel Bearbeitet von Folkhard Cremer Tobias Michael Wolf und anderen Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 2008 ISBN 978 3 422 03092 3 S 7 Wilhelm Diehl Hrsg Baubuch fur die evangelischen Pfarreien der Landgrafschaft Hessen Darmstadt Hassia sacra 5 Selbstverlag Darmstadt 1931 S 404 f Evangelische Kirchengemeinde Allendorf Lumda Hrsg Die neue Orgel in der evangelischen Kirche Allendorf Lumda Allendorf Lumda 1996 Heimat und Verkehrsverein Allendorf Lumda e V Hrsg Allendorf an der Lumda Die Mitte des Tales Deissmann Allendorf 1987 Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Hrsg Karlheinz Lang Bearb Kulturdenkmaler in Hessen Landkreis Giessen III Die Gemeinden Allendorf Lumda Biebertal Heuchelheim Lollar Staufenberg und Wettenberg Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Theiss Stuttgart 2010 ISBN 3 8062 2179 0 S 41 f Ernst Schneider Allendorf an der Lumda Chronik einer alten Stadt Verlag der Stadt Allendorf an der Lumda 1970 Heinrich Walbe Die Kunstdenkmaler des Kreises Giessen Bd 1 Nordlicher Teil Hessisches Denkmalarchiv Darmstadt 1938 S 11 17 Peter Weyrauch Die Kirchen des Altkreises Giessen Mittelhessische Druck und Verlagsgesellschaft Giessen 1979 S 10 f Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Evangelische Kirche Allendorf Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Website der Kirchengemeinde Allendorf Lumda Historisches Ortslexikon fur Hessen In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Hessisches Institut fur Landesgeschichte abgerufen am 26 August 2013 Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Hrsg Ev Pfarrkirche und Kirchhof In DenkXweb Online Ausgabe von Kulturdenkmaler in HessenEinzelnachweise Bearbeiten Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Hrsg Kulturdenkmaler in Hessen 2010 S 42 a b Allendorf Lumda Historisches Ortslexikon fur Hessen In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Hessisches Institut fur Landesgeschichte abgerufen am 21 August 2013 Schneider Allendorf an der Lumda 1970 289 Heimat und Verkehrsverein Allendorf Hrsg Allendorf an der Lumda 1987 S 216 a b Heimat und Verkehrsverein Allendorf Hrsg Allendorf an der Lumda 1987 S 213 a b Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Hrsg Kulturdenkmaler in Hessen 2010 S 41 Diehl Baubuch fur die evangelischen Pfarreien 1931 S 404 a b c Weyrauch Die Kirchen des Altkreises Giessen 1979 S 11 Weyrauch Die Kirchen des Altkreises Giessen 1979 S 10 Walbe Die Kunstdenkmaler des Kreises Giessen 1938 S 11f Walbe Die Kunstdenkmaler des Kreises Giessen 1938 S 13 Heimat und Verkehrsverein Allendorf Hrsg Allendorf an der Lumda 1987 S 209 Walbe Die Kunstdenkmaler des Kreises Giessen 1938 S 15 Evangelische Kirchengemeinde Allendorf Lumda Hrsg Die neue Orgel 1996 S 12 Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Hessen I 2008 S 7 Zur Orgel in Allendorf Lumda abgerufen am 26 Marz 2018 Franz Bosken Hermann Fischer Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins Bd 3 Ehemalige Provinz Oberhessen Beitrage zur Mittelrheinischen Musikgeschichte 29 1 Teil 1 A L Schott Mainz 1988 ISBN 3 7957 1330 7 S 30 f Walbe Die Kunstdenkmaler des Kreises Giessen 1938 S 15f Kirchen in Allendorf Lumda Evangelische Kirche Allendorf Lumda Zionskirche Allendorf Lumda Evangelisch lutherische Kirche Climbach Nordecker Burgkapelle Evangelische Kirche Winnen Allendorf Lumda 50 679121 8 822609 Koordinaten 50 40 45 N 8 49 21 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Evangelische Kirche Allendorf Lumda amp oldid 230518060