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Die Evangelische Kirche in Winnen einem Ortsteil in Allendorf Lumda im Landkreis Giessen Hessen ist ein denkmalgeschutztes Kirchengebaude Sie geht in den altesten Teilen auf das Ende des 13 Jahrhunderts zuruck und wurde um 1320 vollendet Im Jahr 1908 erhielt das Langhaus durch eine Erweiterung seine heutige Gestalt Die Kirche pragt mit ihrem Chorturm das Ortsbild und ist hessisches Kulturdenkmal 1 Kirche von Sudwest Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 3 Ausstattung 4 Orgel 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Chorgewolbe und bogen des 14 Jahrhunderts Holztonne im Schiff von 1908Die Anfange der Vorgangerkirche reichen vermutlich ins 10 Jahrhundert zuruck Urkundlich ist fur das Jahr 1238 ein Pleban Werner in Winnen plebanus de winden in einer Rechtssache belegt Die Urkunde des Klosters Arnsburg gilt als altester schriftlicher Nachweis fur den Ort und die Pfarrei Ende des 13 Jahrhunderts wurde die Kirche durch einen Neubau ersetzt der um 1320 fertiggestellt wurde Zu der im 12 oder fruhen 13 Jahrhundert gegrundeten Pfarrei Winnen gehorten von Anfang an Nordeck und Allendorf als Filialen dazu 2 Das prosperierende Allendorf erlangte 1323 mit einer eigenen Pfarrei die kirchliche Selbststandigkeit 3 Das Patronatsrecht ubten zwischen 1323 und 1526 die Landgrafen aus danach die Rau von Holzhausen 4 Der Altar in Winnen war nach einem Beleg von 1422 der hl Walburga geweiht Ein Liebfrauenaltar in einer Kapelle in oder an der Kirche die vielleicht mit der Sakristei identisch ist ist fur 1488 bezeugt Die Kirche hatte demnach das Hauptpatrozinium der St Walburgis und ein Nebenpatrozinium der hl Maria 5 Im Spatmittelalter war Winnen dem Archidiakonat St Stephan in der Erzdiozese Mainz zugeordnet Mit Einfuhrung der Reformation wechselte der Ort zum protestantischen Glauben 1528 wurde im Lumdatal die Reformation eingefuhrt Anfang der 1540er Jahre ist der erste lutherische Pfarrer nachgewiesen 6 Im Jahr 1577 wurde Wermertshausen nach Winnen eingepfarrt und erhielt in der Mitte des 18 Jahrhunderts eine eigene Fachwerkkirche Unter Landgraf Moritz Hessen Kassel wurden zwischen 1607 und 1624 wahrscheinlich reformierte Pastoren eingesetzt nach dem Tod von Moritz wieder lutherische 7 In den Jahren 1906 bis 1908 erfuhr das Langhaus eine Erweiterung nach Norden auf fast die doppelte Breite unter Leitung des Marburger Architekten August Dauber In diesem Zuge wurde der Westgiebel erhoht und im Kirchenschiff das ursprunglich von einer flachen Balkendecke abgeschlossen wurde eine Holztonne eingezogen Der Kirchenmaler Nicolaus Dauber Bruder des Architekten besorgte 1908 die Ausmalung der Kirche Die Kirche wurde in zehn Jahren ab 1969 umfassend renoviert 8 Zusammen mit Nordeck und Wermertshausen bildete Winnen bis Ende 2011 eine Pfarrei im aussersten Sudwesten der Evangelischen Kirche von Kurhessen Waldeck 8 Nach 435 Jahren wurde Wermertshausen am 1 Januar 2012 aus dem Kirchspiel Winnen gelost und mit der evangelischen Kirchengemeinde Dreihausen Heskem verbunden 9 die zum Kirchenkreis Marburg der Evangelischen Kirche von Kurhessen Waldeck gehort Architektur Bearbeiten nbsp Grabplatte fur die Freiherren Rau von Holzhausen rechts vom Sudportal nbsp Ansicht von Norden auf die vielgestaltige Dachlandschaft nbsp Uberdachtes SudportalDie geostete wehrhafte Kirche aus Bruchstein Mauerwerk steht erhoht am nordlichen Ortsrand und ist weithin sichtbar Die Kirchhofummauerung ist noch zum Teil erhalten und hat fruher die Kirche ganz umschlossen 6 Altester Teil ist der fruhgotische Chorturm im Osten aus dem 13 Jahrhundert auf quadratischem Grundriss Er erhielt zu Beginn des 14 Jahrhunderts einen spitzbogigen Chorbogen mit vorkragenden Kampfersteinen und ein Kreuzrippengewolbe auf kleinen Konsolen Der Schlussstein ist mit einer goldenen Rose belegt Der Turm wird von einem verschieferten Zeltdach abgeschlossen und weist an der Sudseite eine vorkragende Gaube auf 10 Sie stammt ebenso wie die zierliche Turmspitze wahrscheinlich aus dem 17 Jahrhundert 1 Der Kirchturm beherbergt ein Dreiergelaut Das schmale zweigeteilte sudliche Rundbogenfenster stammt aus dem 13 Jahrhundert wahrend das schmale Ostfenster mit Dreipass im 14 Jahrhundert gestaltet wurde An der nordlichen Seite wurde im 15 Jahrhundert eine uberwolbte Sakristei angebaut die spater als Grablege diente 6 Das Walmdach der Sakristei hat an der Nordseite eine verschindelte Gaube Das 1908 erweiterte Langhaus hat ein Satteldach das an beiden Seiten kleine Gauben aufweist Das Gotteshaus wird durch Portale im Westen und Suden erschlossen deren Gewande aus dem 15 Jahrhundert stammen Der Sturz uber dem Westportal ist mit 1723 bezeichnet Das Sudportal dient als Haupteingang und ist uberdacht Die Fenster an der Sudseite stammen aus dem 13 17 18 und 20 Jahrhundert 6 In der oberen Ebene sind vier unterschiedlich grosse rundbogige Fenster eingelassen unterhalb des sehr kleinen westlichen Fensters ein doppeltes Rundbogenfenster und ostlich unter dem grosseren Rundbogenfenster von 1908 ein kleines viereckiges Fenster Die Gewande sind teils aus rotem Sandstein teils aus Lungstein gefertigt Der nordliche Anbau ist giebelstandig und gewahrt uber eine Aussentreppe den Zugang zur Nordempore Im Westgiebel befindet sich ein schmales rundbogiges Fenster Ein abgetretenes und verwittertes Sandstein Epitaph fur die Freiherren Rau von Holzhausen zu Nordeck aus der zweiten Halfte des 16 Jahrhunderts ist an der Sudseite des Turms aufgestellt Er verweist auf das Rausche Erbbegrabnis Der Stein zeigt einen bartigen Ritter mit Schwert moglicherweise Adolf VIII der von seinen beiden Ehefrauen in langen Fliesskleidern flankiert wird umgeben von funf Familienwappen 11 Ausstattung Bearbeiten nbsp Chorfenster Replik Original von 1320 nbsp Innenraum Richtung Osten nbsp Spatrenaissance KanzelDie Ausmalung im neugotisch spatromantischen Stil stammt von Nicolaus Dauber 12 Im Gewolbe des Chorturms halten vier Engel Schriftbander mit dem Bibelwort aus Joh 3 16 LUT Unterhalb der Engel sind die Gewolbekappen mit zartem Rankenwerk bemalt Die Laibungen der Chorfenster sind ebenfalls mit Rankenwerk verziert An der Nordwand des Chors ist die Taufe Christi durch Johannes den Taufer dargestellt gerahmt von zwei grossen Weinranken um deren Stamm sich ein Spruchband mit dem lateinischen Bibelwort aus Mt 3 14 15 VUL windet 13 Unterhalb des Freskos ist eine Sakramentsnische in die Nordwand eingelassen die von einer Holztur mit einem spitzbogigen Gitterwerk verschlossen wird Uber dem Chorbogen ist ein Kruzifix angebracht das von einem grossen Fresko umgeben wird das zwei Engel mit Spruchbandern zeigt Offb 5 12 LUT Innen am Chorbogen sind oberhalb der Kampfersteine die Propheten Jesaja Jeremia Hesekiel und Daniel gemalt deren Gesten denen der vier Evangelisten auf dem sudlichen Chorfenster entsprechen 14 Alle Chorfenster haben Glasmalerei Das ostliche Chorfenster zeigt vier weibliche Heilige der Dreipass daruber die Kreuzigungsszene mit der griechisch lateinischen INRI Inschrift IHS NA R I Jesus von Nazaret Konig der Juden Die originale Dreipass Glasmalerei ist nicht erhalten Bei den Chorfenstern handelt es sich um Repliken die im Jahr 1908 gestaltet wurden Die Originale von 1320 befinden sich im Hessischen Landesmuseum Kassel Oben links ist die hl Margareta mit ihren Attributen Palmenzweig und Buch dargestellt oben rechts die hl Katharina mit Rad und Schwert unten links wahrscheinlich Maria Magdalena von der nur der Kopf unter der Arkade erhalten ist unten rechts die hl Maria mit dem Kind das in der Replik 1908 weggelassen wurde 15 Das sudliche Chorfenster mit den Evangelisten wurde 1908 von der Pfarrerfamilie Berdux gestiftet Ein von der burgerlichen Gemeinde gestiftetes Glasfenster in der Sudwand des Langschiffs bei der Kanzel zeigt den segnenden Christus 16 Der Innenraum des Langhauses wird an der Sudseite von einer Holztonne abgeschlossen die mit einem Sternenhimmel als Hintergrund und Ornamenten auf den Leisten bunt bemalt ist An der Nord und Westseite sind kassettierte Emporen eingebaut die unten durch einen Fries verziert werden Die Westempore dient als Aufstellungsort fur die Orgel Der gemauerte Blockaltar mit gemalter Quaderung und der mittelalterlichen Altarplatte im Chor ist um eine Stufe erhoht Das holzerne Altarkruzifix findet seine Entsprechung in dem Kruzifix uber dem Chorbogen Die holzerne polygonale Kanzel von 1654 am sudlichen Chorbogenpfeiler ist im Stil der Spatrenaissance gestaltet 10 Sie ruht auf einer Holzsaule die von geschwungenen Streben umgeben ist Die Kanzelfelder sind unten kassettiert und haben im oberen Bereich Rundbogen zwischen Pilastern Orgel Bearbeiten nbsp Blick auf die OrgelemporeIm Jahr 1845 baute Peter Dickel zusammen mit seinem Vater Heinrich eine einmanualige Orgel mit elf Registern Auf der neuen Nordempore wurde im Jahr 1907 eine neue Orgel errichtet Im Jahr 1938 verkaufte die Gemeinde die Orgel und liess auf der Westempore ein neues Werk errichten Das Instrument stammt von der Licher Firma Forster amp Nicolaus und verfugt uber zwolf Register die sich auf zwei Manuale und Pedal verteilen Der neubarocke Prospekt wird durch Pilaster in drei Pfeifenfelder gegliedert 1 Der durchlaufende Gesimskranz bildet in der Mitte einen Giebel Den seitlichen Abschluss bilden zwei geschnitzte Voluten Im Jahr 2008 erfolgten eine Renovierung der Orgel und der Einbau eines neuen Registers Rohrflote 4 durch die Erbauerfirma 17 Die Bassflote 4 ist eine Transmission aus dem Hauptwerk Die Disposition lautet wie folgt 18 Hauptwerk C g3Principal 8 Rohrflote 8 Nachthorn 4 Oktav 2 Mixtur II III 1 1 3 Oberwerk C g3Singend Gedeckt 8 Praestant 4 Rohrflote 4 Blockflote 2 Zimbel III 1 2 2 5 1 3 Pedal C f1Subbass 16 Oktavbass 8 Bassflote aus HW 4 Literatur BearbeitenGeorg Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Hessen I Regierungsbezirke Giessen und Kassel Bearbeitet von Folkhard Cremer Tobias Michael Wolf und anderen Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 2008 ISBN 978 3 422 03092 3 S 974 Heimat und Verkehrsverein Allendorf Lumda e V Hrsg Allendorf an der Lumda Die Mitte des Tales Deissmann Allendorf 1987 S 232 242 Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Hrsg Karlheinz Lang Bearb Kulturdenkmaler in Hessen Landkreis Giessen III Die Gemeinden Allendorf Lumda Biebertal Heuchelheim Lollar Staufenberg und Wettenberg Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Theiss Stuttgart 2010 ISBN 3 8062 2179 0 S 80 Hessisches Landesmuseum Hrsg Antje Scherner Stefanie Cossalter Dallmann Bearb Gotische Glasfenster aus der Pfarrkirche in Winnen In Aus der Schatzkammer der Geschichte Vom Mittelalter bis ins 19 Jahrhundert Kataloge der Museumslandschaft Hessen Kassel Band 63 Michael Imhof Verlag Petersberg 2016 ISBN 978 3 7319 0465 6 S 28 29 Ernst Schneider Allendorf an der Lumda Chronik einer alten Stadt Verlag der Stadt Allendorf an der Lumda 1970 S 307 317 Peter Weyrauch Die Kirchen des Altkreises Giessen Mittelhessische Druck und Verlagsgesellschaft Giessen 1979 S 194 f Markus Zink Evangelische Kirchengemeinde Hrsg Die Pfarrei Winnen Kirchen Kunst Geschichte Ein Kirchenfuhrer Evangelischer Medienverband Kassel 2004 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Evangelische Kirche Winnen Allendorf Lumda Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Hrsg Kirche Winnen In DenkXweb Online Ausgabe von Kulturdenkmaler in Hessen Homepage der Kirchengemeinde Winnen Historisches Ortslexikon fur Hessen In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Hessisches Institut fur Landesgeschichte abgerufen am 25 Marz 2014 Einzelnachweise Bearbeiten a b c Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Hrsg Kulturdenkmaler in Hessen 2010 S 80 Weyrauch Die Kirchen des Altkreises Giessen 1979 S 194 Schneider Allendorf an der Lumda 1970 S 307 Winnen Historisches Ortslexikon fur Hessen In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Hessisches Institut fur Landesgeschichte abgerufen am 25 Marz 2014 Zink Die Pfarrei Winnen 2004 S 16 f 64 a b c d Weyrauch Die Kirchen des Altkreises Giessen 1979 S 195 Schneider Allendorf an der Lumda 1970 S 312 a b Heimat und Verkehrsverein Allendorf Hrsg Allendorf an der Lumda 1987 S 233 Oberhessische Presse vom 13 April 2012 Nach 435 Jahren endet gemeinsamer Weg abgerufen am 28 Oktober 2014 a b Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Hessen I 2008 S 974 Zink Die Pfarrei Winnen 2004 S 7 10 Zink Die Pfarrei Winnen 2004 S 7 Zink Die Pfarrei Winnen 2004 S 43 f Zink Die Pfarrei Winnen 2004 S 41 Zink Die Pfarrei Winnen 2004 S 27 34 Zink Die Pfarrei Winnen 2004 S 42 Private Seite zu Winnen und Nordeck Mit der Vier Fuss Rohrflote nun ein deutlich besserer Klang Memento vom 31 Marz 2014 im Internet Archive organindex de in Winnen abgerufen am 29 Oktober 2014 Kirchen in Allendorf Lumda Evangelische Kirche Allendorf Lumda Zionskirche Allendorf Lumda Evangelisch lutherische Kirche Climbach Nordecker Burgkapelle Evangelische Kirche Winnen Allendorf Lumda 50 695508 8 83023 Koordinaten 50 41 43 8 N 8 49 48 8 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Evangelische Kirche Winnen Allendorf Lumda amp oldid 233615629