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Die Edelherren von Grafschaft auch Graffschaft waren ein mittelalterliches Adelsgeschlecht mit Besitz im Grenzbereich zwischen dem spateren Herzogtum Westfalen und dem Wittgensteiner Land Sie ubten Vogteirechte im Dienste der Grafen von Arnsberg im ostlichen Sauerland aus und stellten die Vogte des Klosters Grafschaft Wappen derer von Grafschaft im Wappenbuch des Westfalischen Adels Inhaltsverzeichnis 1 Umfang der Besitzungen und Rechte 2 Geschichte und Entwicklung 2 1 Adolf I und Johann I 2 2 Johann II 2 3 Abstieg in den Niederadel und Ende 3 Wappen 4 Bekannte Mitglieder des Geschlechts 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseUmfang der Besitzungen und Rechte BearbeitenIhr Besitz die so genannte Grafschaft lag im Hochsauerland in der Nahe des Kahlen Astens Er reichte von dort bis ins Lennetal des spateren Amtes Fredeburg ins Nuhnetal im Amt Medebach und ins Negertal im Amt Brilon Der Sitz der Herren war die Burg Nordenau 1 Sie gehorten zwar bis zum 14 Jahrhundert zum edelfreien einflussreichen und bedeutenden Adel hatten aber keine eigene Grafengewalt sondern erhielten ihre Rechte von den Grafen von Westfalen also den Grafen von Werl und spater von Arnsberg Die von den westfalischen Grafen erhaltenen Vogteirechte beinhalteten unter anderem die Gerichtsbarkeit in den Kirchspielen Grafschaft und Oberkirchen Ausserdem waren die Edelherren von Grafschaft Stuhlherren des Femegerichts in Nordenau Gutsherren in der Vogtei Brunskappel und Patrone der Kirchlehen von Brunskappel sowie weiterer Kirchen Im Gegensatz zu Seibertz der auch die Vogtei Medebach den Edelherren von Grafschaft zuschrieb argumentiert Anton Fuhrer dass diese Vogtei zum Geschlecht der jungeren Edelherren von Itter gehorte 2 Geschichte und Entwicklung Bearbeiten nbsp Siegel von Craft von Grafschaft von 1291 Original im Staatsarchiv Munster Folgt man Johann Suibert Seibertz waren die Edelherren eine Nebenlinie des in der Grafschaft Wittgenstein regierenden alteren Hauses Battenberg Dagegen legte Wilhelm Thone dar dass die Grafschafter von den Edelherren zu Hachen abstammen 3 Als erster Edelherr mit dem Vogtamt des Klosters Grafschaft wird ein Hermann als Zeuge des Erzbischofs Friedrich I von Koln zu Beginn des 12 Jahrhunderts genannt Fur den Rest des Jahrhunderts fehlen weitere Nachrichten Allerdings haben sie ihr Amt erfolgreich wahrgenommen da die Bedeutung des Klosters in dieser Zeit stark anstieg Erst seit Anfang des 13 Jahrhunderts tauchen die Edelherren von Grafschaft wieder urkundlich auf Als Zeuge fur Erzbischof Adolf werden 1202 ein Rembold von Grafschaft und sein Sohn Heinrich genannt Wohl ein Bruder Heinrichs war der Abt von Kloster Werden und Helmstedt Gerhard von Grafschaft Adolf I und Johann I Bearbeiten Den Hohepunkt ihrer Bedeutung erreichte das Geschlecht unter Adolf I der etwa ab 1245 als Vogt amtierte Dieser war zusammen mit den Grafen von Wittgenstein Berleburg Mitgrunder der Stadt Berleburg Fur den Ehrgeiz sein Haus aus der abhangigen Stellung herauszufuhren spricht auch das Adolf begann eigene Urkunden mit einem grossen Siegel ausstellen zu lassen Trotz seines Amtes als Vogt des Klosters Grafschaft stand Adolf mit diesem in einem konfliktreichen Verhaltnis Ausserhalb Westfalens beteiligte er sich an mehreren Fehden der Erzbischofe von Koln Eine Schwester Adolfs war die Essener Abtissin Sophia II von Grafschaft Die Hoffnung auf Ausweitung der Machtstellung erfullte sich nicht Vielmehr mussten die Edelherren seit Adolf immer wieder Teile ihres Besitzes meist an Kloster Grafschaft veraussern so dass sie am Ende nicht reichsunmittelbare Fursten waren sondern von ihrem Besitz eher dem niederen Ministerialadel zugehorig waren Nachfolger von Adolf waren die Bruder Widekind und Kraft von Grafschaft Damit kam es zur Teilung des Besitzes darunter auch der Burg Nordenau Auch wenn es zur Wiedervereinigung kam fuhrte insbesondere die Teilung der Burg spater zu schweren Konflikten mit benachbarten Adelsgeschlechtern da Teile der Burg an die Grafen von Waldeck verkauft wurden Die negativen Tendenzen waren allerdings eine eher langfristige Erscheinung und zunachst spielten die Edelherren noch eine durchaus wichtige Rolle So vermittelte Johann I in seiner Funktion als Amtmann des Gerichts Medebach 1333 einen ewigen Frieden zwischen den Stadten Medebach und Winterberg Johann II Bearbeiten nbsp Reste des Bergfrieds von Burg Nordenau im heutigen Dorf NordenauUnter Johann II kam es nach 1331 mit Heinrich von Waldeck zu einem Konflikt um den Besitz der Burg Nordenau Diese endete zunachst mit der Gefangennahme Johanns und der Bestatigung der Anspruche der Waldecker Johann wurde nicht nur von Graf Gottfried IV von Arnsberg mit einigen Vogteien belehnt sondern trat auch in ein Verhaltnis zum Erzbischof von Mainz fur dessen Besitz von Schloss und Stadt Battenberg er neben anderen westfalischen Adeligen eine Burgmannschaft stellte Im Jahr 1341 kam es wegen der Burg Nordenau erneut zu Konflikten mit den Grafen von Waldeck Dabei wurden die Edelherren vom Kolner Erzbischof Walram unterstutzt der seinerseits verschiedene Konflikte mit den Waldeckern hatte Wenn auch nur vorubergehend vertrieben die Kolner die Waldecker von der Burg Nordenau Wenn auch untergeordnet spielte der Konflikt der Edelherren von Grafschaft eine Rolle im Krieg zwischen Erzbischof Walram und Bischof Ludwig von Munster auf der einen Seite und Graf Gottfried IV Adolf II von der Mark und Otto von Waldeck auf der anderen Seite Mit dem Kriegsende 1345 kam es auch in Fragen der Nordenau zu einem Vergleich Die Burg wurde zwischen dem Erzbischof und den Grafen von Waldeck geteilt Johann II nahm seinen Teil der Burg von beiden zum Lehen Allerdings war die Burg selbst im Krieg weitgehend zerstort worden Die Kosten der Kriegsanstrengungen wirkten sich im Ubrigen ausserst negativ auf den Wohlstand von Johann II aus so dass auch dieser zum Verkauf von Rechten und Besitzungen gezwungen war Nutzniesser waren unter anderem die Edelherren von Itter Als Schwager dieser Familie wurde Johann in einen Konflikt mit den Landgrafen von Hessen verwickelt Trotz seiner beschrankten Mittel hielt Johann an einem hohen Aufwand fest So besuchte er 1349 den Furstentag von Kaiser Karl IV in Koln Zeitweise trat Johann als Amtmann in eine direkte Beziehung zu den Kolner Erzbischofen Durch Verpfandung gingen die Rechte an der Burg Nordenau an die Herren von Gaugreben aus Medebach fur Waldeck und an den Bischof von Paderborn fur den Erzbischof von Koln in den 1370er Jahren uber Johann sah sich gezwungen an die Gaugreben als Brautgabe fur seine Tochter eine Reihe von Besitzungen abzugeben Dies fuhrte dazu dass das Gebiet der Erbvogtei seither auf Dauer territorial gespalten war Etwa um 1380 starb Johann II Er war der letzte der Edelherren von Grafschaft der eine grossere Bedeutung hatte Abstieg in den Niederadel und Ende Bearbeiten Eine relativ ruhige Entwicklung nahm der Besitz unter Konrad von Grafschaft der 1358 erstmals und 1441 letztmals urkundlich genannt wurde Nachfolger wurde Kraft III Nach dessen Tod wurden seine beiden Sohne Johann V und Kraft IV Erbvogte von Kloster Grafschaft Nach Krafts Tod war Johann alleiniger Erbvogt Zu dieser Zeit kam es zu Streitigkeiten mit den Abten des Klosters Im Jahr 1471 erwarb Philipp 4 als Wohnsitz die sudlich von Korbach gelegene Burg Oberense 5 in Ober Ense Damit gehorten die Edelherren endgultig dem niederen Adel an Die Burg Nordenau war zu dieser Zeit vollig verfallen Unter Erbvogt Philipp wurden die Meinungsverschiedenheiten mit dem Kloster um 1513 beigelegt Nachfolger wurde 1521 Jost Jobst von Grafschaft Dieser hatte zwar zahlreiche illegitime Nachkommen zu denen beispielsweise die hessische Theologen und hohere Beamtenfamilie Scriba gehort 6 blieb aber unvermahlt Seine Bruder starben vor ihm Das damit absehbare Aussterben der Edelherren von Grafschaft fuhrte dazu dass von verschiedener Seite Anspruche auf das Erbe und die Nachfolge angemeldet wurden Friedrich von Furstenberg hatte zwar keine eigenen Anspruche erkannte aber dass der Schlussel zum Erbe bei den Abten von Grafschaft und dem Kolner Erzbischof in dessen Funktion als Herzog von Westfalen lag Mit zahlreichen Geschenken unterstutzte er seine Bewerbung um die Vogtei Nach dem Tod Friedrichs ubernahm Kaspar von Furstenberg die Anspruche Der letzte Edelherr von Grafschaft Jost Jodocus starb am 15 September 1572 auf Burg Ober Ense 7 Furstenberg beauftragte den gelehrten Rat Gerhard Kleinsorgen mit der Wahrnehmung seiner Interessen Kurfurst Ernst zog nach dem Aussterben der Herren von Grafschaft die Erbvogtei Grafschaft mit dem Kloster Grafschaft als gefallenes Mannlehen ein und ubertrug sie 1573 Kaspar von Furstenberg 8 Wappen BearbeitenDas alteste Wappen derer von Grafschaft ist wie folgt blasoniert In Gold zwei rote Pfahle Der Helm tragt zwei rote mit je sechs Pfauenfedern besteckte Buffelhorner Die Decken sind rot golden Bekannte Mitglieder des Geschlechts BearbeitenGerhard von Grafschaft 1249 Propst zu Werden 1215 1223 Furstabt zu Werden Abt und Helmstedt 1230 1255 Adolf von Grafschaft 1238 Abt zu Grafschaft 1214 1238 Beatrix von Grafschaft 1303 Abtissin zu Freckenhorst 1298 1303 Johann II Edelherr von Grafschaft zu Nordenau 1330 1381 Vogt des Klosters Grafschaft Amtmann zu Wildenburg Schnellenberg Siegen Nordenau Falkenberg und Medebach Heinrich III Edelherr von Grafschaft zu Nordenau und Ehreshoven 1320 1362 Ritter Bergischer Amtmann zu Angermund Widekind von Grafschaft 11 November 1322 Edelherr Literatur BearbeitenHerbert Bellingrath Zur Fruhgeschichte der Herren v Grafschaft in Hessische Familienkunde Band 4 1959 353 356 Anton Fahne Geschichte der Westphalischen Geschlechter unter besonderer Berucksichtigung ihrer Uebersiedelung nach Preussen Curland und Liefland mit fast 1200 Wappen und mehr als 1300 Familien Heberle Koln 1858 S 178 f Google Bucher Schnettler Die Herren von Grafschaft als Lehnsbesitzer im Gebiet der ehemaligen Grafschaft Mark In Trutznachtigall 1926 S 70ff Digitalisat PDF 12 0 MB Johann Suibert Seibertz Geschichte der Edelherren von Grafschaft Arnsberg 1854 Google Books MDZ Munchen Johann Suibert Seibertz Diplomatische Familiengeschichte der Dynasten und Herren im Herzogtum Westfalen Arnsberg 1855 S 69 164 Digitalisierte Fassung in Seibertz Landes und Rechtsgeschichte Max von Spiessen Wappenbuch des Westfalischen Adels mit Wappengrafiken von Adolf Matthias Hildebrandt Band 1 Gorlitz 1901 1903 S 60 uni duesseldorf de Band 2 Gorlitz 1903 Tafel 142 uni duesseldorf de Wilhelm Thone Dynastische Vorfahren der Edelherren und Vogte von Grafschaft Aachen 1959 Wilhelm Thone Stammtafel der Edelherren von Grafschaft in Hessische Familienkunde Band 3 1956 543 546 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Grafschaft Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Egon Peifer Die Burg Nordenau S 124 In Schmallenberger Sauerland Almanach Schieferbergbau Museum Schmallenberg Hrsg Schmallenberg 1990 Anton Fuhrer Die Medebacher Vogtei Monchengladbach 1951 Wilhelm Thone Dynastische Vorfahren der Edelherren und Vogte von Grafschaft Aachen 1959 Johann Suibert Seibertz Geschichte der Edelherren von Grafschaft zu Norderna und ihrer Besitzungen in den Vogteien Grafschaft und Brunscapell In Verein fur Geschichte und Altertumskunde Westfalens Hrsg Zeitschrift fur vaterlandische Geschichte und Alterthumskunde 12 Band Neuer Folge 2 Band F Regensberg Munster 1851 S 262 Digitalisat in der Google Buchsuche Geschichte der Burg Oberense abgerufen am 13 August 2010 Memento des Originals vom 4 Marz 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www burgenwelt org Eduard Scriba Genealogisch biographische Ubersicht der Familie Scriba Wittich sche Hofbuchdruckerei Darmstadt 1824 S 3 4 Digitalisat Bernd Kirschbaum Gerhard Kleinsorgen 1530 1591 ein Geschichtsschreiber im Westfalen der Fruhen Neuzeit Das Werk und sein Autor S 31 Norderstedt 2005 ISBN 978 3 8334 2423 6 Hans Mieles Kaspar von Furstenberg Drost von 1567 bis 1618 aus Bilstein Land Burg und Ort S 81 Lennestadt 1975 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Grafschaft Adelsgeschlecht amp oldid 239111346