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Deinotherium auch Dinotherium oder Hauerelefant ist eine ausgestorbene Gattung der Russeltiere Proboscidea zu denen auch die heute lebenden Elefanten zahlen Es lebte vom Beginn des Miozan bis zum fruhen Pleistozan vor 22 bis 1 Million Jahren in einem Grossteil der Alten Welt und war ein sehr erfolgreicher fruher Vertreter der Russeltiere Vor allem spatere Formen gehorten zu den grossten landlebenden Saugetieren ihrer Zeit Charakteristisch fur Deinotherium waren die nach unten gerichteten Stosszahne des Unterkiefers und ein Aufbau des hinteren Gebisses der es markant von spateren Russeltierformen abtrennt und die Gattung zu den urtumlichen Russeltierformen verweist Aufgrund des Aufbaus der Backenzahne wird eine vorwiegende Ernahrung von weichen Pflanzen angenommen Anatomischen Befunden zufolge besass auch Deinotherium einen Russel dessen Lange und Aussehen bis heute Gegenstand der Diskussion sind Ebenfalls ungeklart ist die systematische Zuordnung von kleinen Vertretern die teilweise als Prodeinotherium bezeichnet werden DeinotheriumDeinotherium Prodeinotherium bavaricum aus der Susswassermolasse bei Langenau Skelettrekonstruktion im Stuttgarter Museum am Lowentor Zeitliches AuftretenMiozan bis fruhes Pleistozan22 bis 1 Mio JahreFundorteEurasien AfrikaSystematikAfrotheriaPaenungulataTethytheriaRusseltiere Proboscidea DeinotheriidaeDeinotheriumWissenschaftlicher NameDeinotheriumKaup 1829 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Fossiluberlieferung 3 Palaobiologie 4 Systematik 5 Stammesgeschichte 6 Forschungsgeschichte 7 Einzelnachweise 8 WeblinksMerkmale Bearbeiten nbsp Schadel von Deinotherium nbsp Deinotherium kunstlerische Darstellung Deinotherium stellte ein mittelgrosses bis sehr grosses Russeltier dar Wahrend fruhe Formen die teilweise der nicht allgemein anerkannten Gattung Prodeinotherium zugewiesen werden noch einen relativ kleinen Wuchs aufwiesen und Schulterhohen zwischen 2 und 2 5 m erreichten gehorten spate Vertreter der Gattung Deinotherium mit 3 6 bis teilweise uber 4 m Schulterhohe zu den grossten Landsaugetieren ihrer Zeit 1 2 Dies zeigt sich auch beim Gewicht das bei den grossten Vertretern gut 14 t betrug 3 Insgesamt zeichnete sich dieses Russeltier durch einen elefantenahnlichen Skelettbau mit saulenformigen aber recht schlanken Gliedmassen aus wobei die Vorderbeine langer als die Hinterbeine waren Sowohl die Hand als auch die Fussknochen zeigten eine elefantenahnlich kurze und breite Form Weiterhin war die Lange der Halswirbel noch nicht so stark reduziert so dass Deinotherium einen im Gegensatz zu heutigen Elefanten langeren Hals aufwiesen 4 2 Der Schadel war sehr langgestreckt und erreichte bei kleineren Arten eine Lange von 80 bis 90 cm und 120 bis 130 cm bei den grossen Vertretern 5 Sehr ursprunglich war dabei die flache Stirn die noch stark an die alteren Russeltierformen erinnerte und bei spateren Proboscidiern deutlich hoher war Dafur wiesen die Schadelknochen die fur Russeltiere typischen luftgefullten Raume zur Reduzierung des Gewichtes des Kopfes auf was einen der fruhesten Belege innerhalb dieser Ordnung darstellt Bemerkenswert ist auch das weit hervorstehende Zwischenkieferbein 1 4 Der Unterkiefer war sehr massiv und langgestreckt Er wies eine typisch nach unten gezogene Symphyse auf an der sich auch die Alveolen fur die Stosszahne befanden 1 6 Charakteristisch war weiterhin der Gebissaufbau der sich allgemein durch eine Reduktion der Zahnanzahl vor allem der Schneidezahne dem Eckzahn und der Pramolaren je Kieferast auszeichnete Die Zahnformel fur das Dauergebiss lautet demzufolge 0 0 2 3 1 0 2 3 displaystyle frac 0 0 2 3 1 0 2 3 nbsp 1 Die einzelnen Backenzahne waren deutlich niederkronig brachyodont und bestanden aus mehreren scharfkantigen Leisten oder Jochen lophodont Diese spitzen Joche griffen beim Kauen in das Quertal des gegenuberliegenden Zahnes und zerquetschten so die Nahrung 2 Dabei wies der erste Molar drei Leisten trilophodont auf wahrend die restlichen Zahne nur zwei besassen bilophodont Der Zahnschmelz war mit teils uber 5 mm besonders dick ausgebildet 4 1 Alle Zahne des Dauergebisses befanden sich zur gleichen Zeit in Funktion das heisst Deinotherium wies noch den fur die ubrigen Saugetiere typischen vertikalen Zahnwechsel auf Das unterscheidet es deutlich von den spateren Russeltieren und den heutigen Elefanten die einen horizontalen Zahnwechsel besitzen bei dem sich ein neuer Zahn erst aus der hinteren Kieferpartie herausschiebt wenn der vordere weitgehend abgenutzt ist 7 Eines der markantesten Merkmale dieses Russeltiervertreters waren die sich im Unterkiefer befindenden Stosszahne die eine abwarts gebogene Form aufwiesen wobei die Spitzen dieser Zahne teilweise fast vertikal verliefen Bei den grosseren Arten von Deinotherium war die Krummung aber auch deutlicher ausgepragt und die Spitzen zeigten nach hinten Von dieser Form der Stosszahne leitet sich deshalb der deutsche Begriff Hauerelefant ab Die Stosszahne wurden dabei aus dem jeweils ersten Schneidezahn gebildet 8 Sie erreichten eine Lange von 1 4 m 9 wovon ein Teil aber noch in den Alveolen steckte und waren seitlich leicht gestaucht so dass sie einen ovalen Querschnitt hatten 10 Die Grosse des Querschnitts variierte und lag bei grossen Tieren bei 13 bis 17 cm 5 6 Die oberen Stosszahne die sowohl bei den heutigen Elefanten als auch bei zahlreichen fossilen Russeltierformen Mammutiden Gomphotherien besonders ausgepragt waren und sind fehlten Fossiluberlieferung Bearbeiten nbsp Deinotherium giganteum im Naturhistorischen Museum Antipa Bukarest Rumanien nbsp Skelettrekonstruktion von Deinotherium im Naturhistorischen Museum WienFossilfunde von Deinotherium sind aus weiten Teilen der Alten Welt verstreut uberliefert Sehr haufig sind sie dabei im sudostlichen Europa zu verzeichnen wo wenigstens 80 Fundstellen mit Resten von Deinotherium bekannt sind davon rund 40 allein in Bulgarien Drei Viertel aller dieser Fossillagerstatten enthielten dabei Reste von grossen Vertretern 5 Von herausragender Bedeutung ist ein nahezu vollstandiges Skelett eines sehr grossen Deinotherium welches in Eserowo nahe Plovdiv gefunden wurde und heute im Naturwissenschaftlichen Museum in Sofia ausgestellt ist 11 5 Ein relativ spater Fund stammt hier aus Aksakovo nahe Varna 12 Ein weiteres weitgehend vollstandig erhaltenes Skelett von Deinotherium wurde in Rumanien im Jahr 1894 vom Palaontologen Grigoriu Ștefănescu in der Nahe des Ortes Manzați im Landkreis Vaslui entdeckt und von ihm als Deinotherium gigantissimum beschrieben ein heute ungultiger Artname 13 Diese Skelett befindet sich heute mit einer rekonstruierten Grosse von 4 5 m im naturhistorischen Museum Grigore Antipa in Bukarest In Griechenland sind diese Russeltiere noch an fast einem Dutzend Fundstellen dokumentiert wobei auch hier solche mit Deinotherium uberwiegen 14 Ein bei Siteia auf Kreta ausgegrabenes nahezu vollstandiges Skelett war mit einer Schulterhohe von 4 3 m einer der grossten Vertreter der Gattung Deinotherium und ist heute Teil der Ausstellung im Naturhistorischen Museum Kreta in Iraklion 9 In der nordlichen Schwarzmeerregion ist ein weitgehend vollstandiges Skelett eines ebenfalls sehr grossen Deinotherium Anfang der 1980er Jahre in Obuhovka nahe Rostov am Don Russland entdeckt worden 15 Weitere bedeutende Funde stammen aus Ungarn Portugal Spanien Frankreich und Georgien Daruber hinaus ist Deinotherium auch aus der Turkei der Arabischen Halbinsel und dem Indischen Subkontinent bekannt 16 4 17 18 wahrend sich die ostlichsten Fundpunkte in Ostasien befinden 19 In Afrika konzentrieren sich die Funde weitgehend in den ostlichen Kenia Tansania Uganda Athiopien und nordlichen Tunesien Libyen Kontinentalbereichen Die Funde umfassen in der Regel aber weitgehend Zahne Schadel sind selten und stammen unter anderem aus Djebel Zelten in Libyen fur kleinere Formen und aus Koobi Fora fur grossere Ebenso wurden die bisher jungsten Funde von Deinotherium in Afrika entdeckt Sie kamen in Kenia zum Vorschein und datieren in das Altpleistozan 20 21 Auch in Mitteleuropa gibt es zahlreiche Funde von Deinotherium In Deutschland sind Reste uberwiegend aus den sudlichen Landesteilen bekannt und stammen entweder aus den Dinotheriensanden des Mainzer Beckens in Rheinhessen oder aus der Oberen Susswassermolasse des Alpenvorlandes Bisher wurden sie an mehr als 30 Fundstellen dokumentiert Vor allem das Mainzer Becken barg eine grosse Anzahl an Funden So wurden hier allein mehr als 750 Zahnfunde geborgen was etwa 16 des bisher weltweit bekannten Fundmaterials umfasst Die Funde streuen aber uber einen Zeitraum zwischen 17 und 6 Millionen Jahren was den Grossteil des Miozans einnimmt Eine der bedeutendsten Fundstellen hier ist die Sandgrube von Eppelsheim Rheinland Pfalz wo sowohl grosse wie auch kleinere Vertreter nachgewiesen sind Der hier 1835 entdeckte vollstandige Deinotherium Schadel hatte massgeblichen Einfluss auf das Verstandnis uber diese Russeltiere Ein weiterer bedeutender Platz ist Sprendlingen ebenfalls Rheinland Pfalz von wo allein 109 nahezu unverwitterte Zahne stammen Aus dem Molassebecken wiederum sind vereinzelt auch zusammengehorige Skelettelemente und Skelette entdeckt worden 22 Ein sehr umfassendes Skelett das einer kleinen Form angehort stammt aus Langenau bei Ulm Baden Wurttemberg und ist heute im Staatlichen Museum fur Naturkunde in Stuttgart ausgestellt 2 4 Ebenfalls eine kleine Art reprasentiert das Skelett von Unterzolling Bayern 23 Auch in Osterreich ist Deinotherium recht haufig belegt Ein Teilskelett einer mittelgrossen Form ist aus Gratkorn Steiermark bekannt Das nicht ganz ausgewachsene aber wohl geschlechtsreife Tier wog zu Lebzeiten etwa 6 t 24 Skelettreste mit einem gut erhaltenen Unterkiefer stammen weiterhin aus Kettlasbrunn bei Wilfersdorf Niederosterreich 6 Aus der Umgebung des tschechischen Frantiskovy Lazne ist daruber hinaus ein gut erhaltenes Skelett einer kleineren Form uberliefert 25 Palaobiologie BearbeitenMangels organischer Fossilerhaltung sind weiterfuhrende Aussagen zum Aussehen von Deinotherium schwierig Probleme bereiten Lange und Aussehen des Russels Die Form und Grosse der Nasenoffnung ebenso wie die Grosse des jeweils paarig auftretenden Foramen infraorbitale und des hervortretenden Nasenloches Naris als Ansatzstellen sprechen fur das Vorhandensein eines Russels Die teilweise fast horizontale Lage des Zwischenkieferbeines auf der Oberseite des Schadels widerlegt aber konstruktionsmorphologisch dass dieser nur als Muskelschlauch vorhandene Russel die Lange jener der heutigen Elefanten erreichte Deshalb wurde schon relativ fruh ein solcher elefantenartiger Russel angezweifelt Einige Forscher rekonstruieren aus diesem Grund einen eher tapirartigen kurzen Russel 26 Da allerdings vor allem spate Vertreter von Deinotherium sehr gross waren und einen wenn auch gegenuber heutigen Elefanten langeren vergleichsweise aber dennoch kurzen Hals besassen muss der Russel zumindest so lang gewesen sein dass die Tiere bei Senkung des Kopfes das dringend benotigte Trinkwasser erreichen konnten 2 Weiterhin wird aufgrund der Struktur der Symphyse des Unterkiefers angenommen dass Deinotherium eine besonders stark ausgepragte untere Lippe besassen 26 Sowohl der Korperbau vor allem die langen schlanken Beine und der bedingt durch den etwas langeren Hals mobilere Kopf als auch die Gebissstruktur zeichnen Deinotherium als Bewohner von Waldern und Auenwaldern aus 14 Besonders die niedrige Kronenhohe der Zahne und deren Aufbau aus spitzen gratartigen Querleisten mit deutlich eingetieften Talern dazwischen sind typisch fur Tiere die weiche Pflanzennahrung bevorzugen welche sie im Gebiss lediglich zerquetschen Als Nahrungsressource standen ihnen somit Blatter Zweige und Rinde zur Verfugung browsing Isotopenuntersuchungen am Zahnschmelz bestatigten diese Annahme 27 7 Die spaten Arten von Deinotherium lebten moglicherweise aufgrund klimatischer Abkuhlung auch in offeneren Gebieten oder in Parklandschaften was auch ihre enorme Grossenzunahme erklaren wurde 14 16 Lange Zeit wurde uber die Funktion der nach unten gebogenen Stosszahne diskutiert Ursprunglich ging man von einer semi aquatischen Lebensweise aus Die Stosszahne sollten dabei als Grabwerkzeuge in sumpfigen Waldern dienen Bei der Grosse der Tiere und dem im Verhaltnis dazu kurzen Hals musste deshalb eine kniende Stellung angenommen werden 6 Wahrscheinlich hatten die Stosszahne eine Funktion in der Nahrungsaufnahme Als Blattfresser bevorzugten sie Busche und Baumkronen als Nahrungsquellen Vermutlich wurden mit den Stosszahnen Zweige und Aste herangezogen oder festgehalten und diese dann mit dem Russel abgebrochen und verzehrt 26 Weiterhin zeigen sich an einigen Stosszahnen Abnutzungsspuren oder gar Beschadigungen Diese Abnutzung kann auf das Schalen von Baumrinde zuruckgefuhrt werden 2 wahrend die Beschadigungen wohl mit dem Spalten oder Entwurzeln von Baumen in Verbindung stehen ahnlich wie es bei heutigen Elefanten der Fall ist Ein Einsetzen der Stosszahne im Sexual oder Dominanzkampf kann aber aufgrund der Form ausgeschlossen werden 6 Systematik BearbeitenDeinotherium stellt eine Gattung innerhalb der Ordnung der Russeltiere Proboscidea innerhalb dieser wird es zur Familie der Deinotheriidae gestellt Diese Familie umfasst einen sehr fruhen Abzweig im Stammbaum der Russeltiere der bereits im Oligozan vor rund 30 Millionen Jahren entstand Dies zeigt vor allem der vertikale Zahnwechsel ein Merkmal welches sie in die fruheste Radiationsphase der Russeltiere stellt 28 Dabei ist ungeklart ob Deinotherium in die ursprunglichste Gruppe den Plesielephantiformes mit zwei Zahnschmelzleisten auf den ersten beiden Molaren bilophodont oder zu den weiter entwickelten Elefantiformes mit drei oder vier Leisten tri oder tetralophodont einzugliedern ist Deinotherium besass einen trilophodonten ersten Molar wahrend die beiden hintersten Backenzahne bilophodont waren Das urtumlichere Chilgatherium das ebenfalls zu den Deinotherien zahlt wies auf allen drei hinteren Mahlzahnen jeweils drei Leisten auf 29 Moglicherweise ist dadurch der bilophodonte zweite Molar von Deinotherium kein ursprungliches sondern ein abgeleitetes Merkmal was eine Stellung innerhalb der Elephantiformes unterstutzen wurde 30 Bisher wurden etwa 30 Arten beschrieben von denen die meisten aber nicht gultig sind da sie Synonyme bereits vorher benannte Vertreter darstellen Die Validitat der bestehenden Arten wird haufig diskutiert folgende werden in der Literatur haufig als gultig angesehen aufgeschlusselt nach Regionen 4 20 19 31 22 Europaische Arten D giganteum Kaup 1829 D levius Jourdan 1861 D proavum Eichwald 1835 D Prodeinotherium bavaricum von Meyer 1831 D Prodeinotherium cuvieri Kaup 1832Afrikanische Arten D bozasi Arambourg 1947 D Prodeinotherium hobleyi Andrews 1911Asiatische Arten D indicum Falconer 1868 D Prodeinotherium pentapotamiae Falconer 1868 D Prodeinotherium sinense Qiu Wang Li Deng amp Sun 2007 Vor allem in Europa wurden im Laufe der Forschungsgeschichte zahlreiche Synonymarten aufgestellt die teilweise der starken Variation der Korpergrosse von Deinotherium geschuldet waren So bezeichneten unter anderem D gigantissimum und D thraceiensis jeweils gegenuber D giganteum grossere Individuen die aber nach Meinung einiger Forscher zu wenige abweichende Merkmale besassen um eigenstandige Arten zu reprasentieren Gleiches gilt fur kleinere Formen wie zum Beispiel D intermedium oder D levius 4 12 Untersuchungen an Zahnen aus dem gesamten Fundgebiet der Gattung die zu Beginn des 21 Jahrhunderts durchgefuhrt wurden ergaben fur Europa wenigstens funf Arten die zeitlich mehr oder weniger aufeinander folgten und kontinuierlich an Grosse zunahmen So stellt D levius eine mittelgrosse Form des Mittleren Miozans dar wahrend D giganteum als grosse Art in das ausgehende Miozan gehort D proavum wiederum reprasentiert die grossten und spatesten Vertreter die aufgestellten Taxa D gigantissimum und D thraceiensis sind als synonym zu diesem zu betrachten 22 Allerdings besteht keine Einigkeit ob D proavum oder D gigantissimum bevorzugt werden sollte 31 24 da aber die Benennung von D proavum zeitlich vordatiert auch wenn Eichwald einen vermeintlichen Tapir beschrieb ist dieser Name als der gultige anzusehen Die Untersuchungen ergaben weiterhin dass das riesenhafte D indicum aufgrund von Vergleichen mit Fundmaterial aus Mittelasien nur wenige unterschiedliche Zahnmerkmale zu D proavum besitzt und demzufolge konspezifisch ware Das gleiche wurde auch fur den afrikanischen Vertreter D bozasi gelten Durch diesen Ansatz ist es derzeit unklar ob jeweils zwei Arten von Deinotherium zeitgleich lebten wozu weitere Analysen durchgefuhrt werden mussen 22 Eine 2007 in China entdeckte Art zeigt in ihrer Grosse eine intermediare Stellung zwischen den kleinen und den grossen Arten von Deinotherium wurde aber in den erwahnten Untersuchungen nicht berucksichtigt 19 Gegenuber Deinotherium ist die taxonomische Eigenstandigkeit von Prodeinotherium eine haufig gefuhrte Diskussion unter Experten So besteht der Unterschied beider Formen uberwiegend in der Grosse der Tiere der Auspragung des dritten Pramolaren der Form des Schadeldaches und dem Aufbau des Hinterhauptsbeines 14 4 Einigen Forschern erscheinen diese Unterschiede zur Bildung zweier eigenstandiger Gattungen als zu gering weswegen I Graf 1957 Prodeinotherium aus Prioritatsgrunden mit Deinotherium gleichsetzte 32 Zwar wurde 1973 die Zuordnung Prodeinotherium wieder eingefuhrt doch herrscht bisher keine Einigung uber die systematische Stellung dieser Gattung 16 31 22 Dabei kann die Klarung des bisher noch unbekannten Ursprung der grossen Formen von Deinotherium ob separat wieder in Afrika entstanden oder kontinuierlich aus den kleineren Formen hervorgegangen zur Losung der Frage zur Eigenstandigkeit beider Gattungen beitragen 7 Stammesgeschichte BearbeitenDie Stammesgeschichte von Deinotherium ist durch eine standige Zunahme der Korpergrosse gekennzeichnet welche bis zuletzt anhielt 14 33 Die erste kleineren und manchmal als Prodeinotherium angesprochenen Vertreter traten bereits im fruhen Miozan vor knapp 22 Millionen Jahren auf Der fruheste Nachweis stammt aus Kenia Ostafrika Vor mehr als 18 Millionen Jahren emigrierte Deinotherium durch die Entstehung der Landbrucken von Afrika nach Eurasien Proboscidean datum event erste Auswanderung der Russeltiere aus Afrika und erreichte dabei auch den Indischen Subkontinent Die Besiedlung Europas fand dabei zeitlich etwas spater versetzt zur Einwanderung der Gomphotherien statt 17 18 Fruhe Funde von grossen Vertretern von Deinotherium stammen aus dem mittleren Miozan vor 15 Millionen Jahren aus Frankreich in Afrika sind die altesten Funde grosser Tiere rund 12 Millionen Jahre alt und wurden ebenfalls aus Kenia berichtet Deinotherium war uber alle drei Kontinente der Alten Welt verbreitet im Gegensatz zu anderen Russeltieren jener Zeit erreichte es nie Amerika 7 4 Wahrend die kleinen Deinotherium Arten bereits vor zehn Millionen Jahren verschwunden waren uberlebten die grossen Vertreter in Asien bis ins spate Miozan vor sieben Millionen Jahren wohingegen es in Europa erst im spaten Pliozan ausstarb Das Aussterben von Deinotherium wird mit der Klimaverschlechterung am Ubergang vom Pliozan zum Pleistozan in Verbindung gebracht Durch starkere Saisonalisierung des Klimas und der Ausbreitung von Steppen wurde diesen Russeltieren moglicherweise die Nahrungsgrundlage entzogen In Afrika lebte sie noch bis zum fruhen Pleistozan vor einer Million Jahren 29 7 Forschungsgeschichte Bearbeiten nbsp Johann Jakob Kaup 1803 1873 Die ersten Funde von Deinotherium wurden wohl schon Anfang des 17 Jahrhunderts nahe Lyon Frankreich gemacht und spater ins Museum national d histoire naturelle in Paris gebracht Dort begutachtete sie 1715 der franzosische Naturforscher Rene Antoine Ferchault de Reaumur 1683 1757 der sie aber keiner ihm bekannten Tierart zuweisen konnte Der franzosische Wirbeltierpalaontologe Georges Cuvier glaubte anfangs die Uberreste eines Riesentapirs vor sich zu haben als ihm im fruhen 19 Jahrhundert Funde von riesigen Backenzahnen vorgelegt wurden Auf dieser Auffassung fusste auch der 1822 von ihm eingefuhrte Name Tapirus gigantesque 5 16 Johann Jakob Kaup vom Grossherzoglichen Museum in Darmstadt rekonstruierte 1829 als erster einen Unterkiefer mit Stosszahnen und gab der neuen Gattung den Namen Deinotherium Dass die Stosszahne beim lebenden Tier nicht nach oben sondern wie Hauer nach unten gebogen waren wurde Kaup erst nach der Auffindung des Schadels von Eppelsheim klar Der Name Deinotherium setzt sich aus den griechischen Wortern deinos deinos Schrecken und 8hrion therion Tier zusammen wahrend dino die latinisierte Version von deinos darstellt 2 4 Fur die kleinere und stammesgeschichtlich teils altere Form wurde ursprunglich von J Ehik 1930 das Taxon Prodinotherium anhand von Funden aus Kotyhaza und Kirald beide Ungarn etabliert die Originalfunde sind aber zerstort 10 4 Die Bezeichnung Prodeinotherium wurde erstmals 1973 von J M Harris verwendet 16 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e Jeheskel Shoshani Robert M West Nicholas Court Robert J G Savage und John M Harris The earliest proboscideans general plan taxonomy and palaeoecology In Jeheskel Shoshani und Pascal Tassy Hrsg The Proboscidea Evolution and palaeoecology of the Elephants and their relatives Oxford New York Tokyo 1996 S 57 75 a b c d e f g Ursula B Gohlich Tertiare Urelefanten aus Deutschland In Harald Meller Hrsg Elefantenreich Eine Fossilwelt in Europa Halle Saale 2010 S 340 362 372 Per Christiansen Body size in proboscideans with notes on elephant metabolism Zoological Journal of the Linnean Society 140 2004 S 523 549 a b c d e f g h i j k Kati Huttunen Systematics and Taxonomy of the European Deinotheriidae Proboscidea Mammalia Annalen des Naturhistorischen Museums zu Wien 103 A 2002 S 237 250 zobodat at PDF a b c d e Dimitar Kovachev und Ivan Nikolov Deinotherium thraceiensis sp nov from the Miocene near Ezerovo Plovdiv District Geologica Balcanica 35 3 4 2006 S 5 40 a b c d e Friedrich Bachmayer und Helmuth Zapfe Ein bedeutender Fund von Dinotherium aus dem Pannon von Niederosterreich Annalen des Naturhistorischen Museums zu Wien 80 1976 S 145 162 zobodat at PDF a b c d e Jan van der Made The evolution of the elephants and their relatives in the context of a changing climate and geography In Harald Meller Hrsg Elefantenreich Eine Fossilwelt in Europa Halle Saale 2010 S 340 360 Cyrille Delmer Reassessment of the generic attribution of Numidotherium savagei and the homologies of lower incisors in proboscideans Acta Palaeontologica Polonica 54 4 2009 S 561 580 a b Nikos Poulakakis Petros Lymberakis und Charalampos Fassoulas Deinotherium giganteum Proboscidea Deinotheriidae from the Late Miocene of Crete Journal of Vertebrate Paleontology 25 3 2005 S 732 736 a b I Voros Prodeinotherium petenyii sp n from the Lower Miocene at Putnok North Hungary Fragmenta Mineralogica et Palaeontologica 14 1989 S 101 110 Georgi N Markov The fossil proboscideans of Bulgaria and the importance of some Bulgarian finds a brief review Historia naturalis bulgarica 16 2004 S 139 150 a b Stoyan Vergiev und Georg N Markov A mandible of Deinotherium Mammalia Proboscidea from Aksakovo near Varna Northeast Bulgaria Palaeodiversity 3 2010 S 241 247 Grigoriu Stefanescu Deinotherium gigantissimum Annuarulu Museului de Geologia si de Paleontologia 1894 S 126 199 a b c d e Athanassios Athanassiou On a Deinotherium Proboscidea finding in the Neogene of Crete Notebooks on Geology Letter 2004 05 S 1 7 S Vera Bajgusheva und V Vadim Titov About teeth of Deinotherium giganteum Kaup from eastern Paratethys Hellenic Journal of Geosciences 41 2006 S 177 182 a b c d e Miguel Telles Antunes und L Ginsburg The Deinotherium Proboscidea Mammalia an abnormal tusk from Lisbon the Miocene record in Portugal and the first appearance datum Evidence from Lisbon Portugal Ciencias da Terra 15 2003 S 173 190 a b B N Tiwari B C Verma und Ansuya Bhandari Record of Prodeinotherium Proboscidea Mammalia from the Mid Tertiary Dharmsala group of the Kangra valley NW Himalaya India Biochronologic and palaeobiogeographic implications Journal of the Palaeontological Society of India 51 1 2006 S 93 100 a b Natalia Gasamans Angel H Lujan Guillem Pons Monjo Pau Obrado Isaac Casanovas Vilar und David M Alba The Record of Prodeinotherium in the Iberian Peninsula New Data from the Valles Penedes Basin Journal of Mammalian Evolution 28 2021 S 647 660 doi 10 1007 s10914 021 09543 y a b c Qiu Zhan Xiang Wang Ban Yue Li Hong Deng Tao und Sun Yan First discovery of deinothere in China Vertebrata Palasiatica 45 4 2007 S 261 277 a b Karol Schauer Anmerkungen und Quellenangaben zur Evolutionstafel der Proboscidea in Afrika und Asien In Harald Meller Hrsg Elefantenreich Eine Fossilwelt in Europa Halle Saale 2010 S 630 650 William J Sanders Emmanuel Gheerbrant John M Harris Haruo Saegusa und Cyrille Delmer Proboscidea In Lars Werdelin und William Joseph Sanders Hrsg Cenozoic Mammals of Africa University of California Press Berkeley London New York 2010 S 161 251 a b c d e Martin Pickford und Zeinolabedin Pourabrishami Deciphering Dinotheriensande deinotheriid diversity Palaeobiodiversity and Palaeoenvironments 93 2013 S 121 150 Kati Huttunen und Ursula Bettina Gohlich A partial skeleton of Prodeinotherium bavaricum Proboscidea Mammalia from the Middle Miocene of Unterzolling Upper Freshwater Molasse Germany In Geobios 35 2002 S 489 514 a b Manuela Aiglstorfer Ursula B Gohlich Madelaine Bohme und Martin Gross A partial skeleton of Deinotherium Proboscidea Mammalia from the late Middle Miocene Gratkorn locality Austria Palaeobiodiversity and Palaeoenvironments 94 2014 S 49 70 Kati Huttunen On a Prodeinotherium bavaricum Proboscidea Mammalia skeleton from Franzensbad Czech Republic In Annalen des Naturhistorischen Museums in Wien Serie A 105 2004 S 333 361 zobodat at PDF a b c G N Markov N Spassov und V Simeonovski A reconstruction of the facial morphology and feeding behaviour of the deinotheres In G Cavarretta et al Eds The World of Elephants International Congress Consiglio Nazionale delle Ricerche Rom 2001 S 652 655 Thure E Cerling John M Harris und Meave G Leakey Browsing and grazing in elephants the isotope record of modern and fossil proboscideans Oecologia 120 1999 S 364 374 Jeheskel Shoshani Understanding proboscidean evolution a formidable task Tree 13 1998 S 480 487 a b William Sanders John Kappelmann und D Tab Rassmussen New large bodied mammals from the late Oligocene site of Chilga Ethiopia Acta Palaeontologica Polonica 49 3 2004 S 365 392 Jeheskel Shoshani W J Sanders und Pascal Tassy Elephants and other Proboscideans a summary of recent findings and new taxonomic suggestions In G Cavarretta et al Eds The World of Elephants International Congress Consiglio Nazionale delle Ricerche Rom 2001 S 676 679 a b c Madelaine Bohme Manuela Aiglstorfer Dieter Uhl und Ottmar Kullmer The Antiquity of the Rhine River Stratigraphic Coverage of theDinotheriensande Eppelsheim Formation of the Mainz Basin Germany PlosOne 7 5 2012 S e36817 George D Koufos Nikolaos Zouros und Olga Mourouzidou Prodeinotherium bavaricum Proboscidea Mammalia from Lesvos island Greece the appearance of deinotheres in the Eastern Mediterranean Geobios 36 2003 S 305 315 Denis Geraads Tanju Kaya und Serdar Mayda Late Miocene large mammals from Yulafli Thrace region Turkey and their biogeographic implications Acta Palaeontologica Polonica 50 3 2005 S 523 544 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Deinotherium Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Rekonstruktions Darstellung des tertiaren Hauer Elefanten Deinotherium Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Deinotherium amp oldid 229151147