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Chilgatherium ist eine ausgestorbene Gattung aus der Ordnung der Russeltiere Proboscidea Sie wird innerhalb der Russeltiere zur Familie der Deinotheriidae gestellt welche eine sehr ursprungliche Gruppe der fruhen Vertreter dieser Saugetierordnung darstellt Chilgatherium ist lediglich uber Zahnfunde aus Athiopien bekannt welche die fruhesten Nachweise dieser Familie darstellen Einzige anerkannte Art ist Chilgatherium harrisi ChilgatheriumZahne von Chilgatherium E bis G bilden Teil des HolotypsZeitliches AuftretenOligozan27 Mio JahreFundorteOstafrikaSystematikAfrotheriaPaenungulataTethytheriaRusseltiere Proboscidea DeinotheriidaeChilgatheriumWissenschaftlicher NameChilgatheriumSanders Kappelman amp Rasmussen 2004 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Systematik 3 Entdeckungsgeschichte 4 EinzelnachweiseMerkmale BearbeitenChilgatherium ist bisher nur uber etwa ein Dutzend Zahnfunde bekannt die sowohl dem Ober als auch dem Unterkiefer angehoren Sie umfassen die hinteren Pramolaren P3 und 4 und die Molaren M1 bis 3 Die hinteren Backenzahne wiesen dabei eine ovale Form auf von maximal 6 cm Lange Die Kauflache war charakterisiert durch querstehende und deutlich aufragende Zahnschmelzleisten die aber an den jeweiligen Enden durch zusatzliche Hocker noch einmal erhoht waren bunolophodont Jeder der drei Molaren besass je drei dieser Leisten trilophodont wobei aber die dritte beziehungsweise hinterste weniger stark ausgebildet war Dadurch unterschieden sich diese Zahne von jenen von Deinotherium deren Leisten deutlicher und ohne zusatzliche Schmelzbuckel ausgepragt also strikt lophodont waren Ausserdem wies Deinotherium auf den letzten beiden Molaren M2 und 3 nur zwei Leisten auf bilophodont nur der erste M1 war trilophodont Die Pramolaren von Chilgatherium waren deutlich kleiner als die Molaren und besassen auf der Kauoberflache eher bucklige Zahnschmelzhocker die ihnen einen bunodonten Zahncharakter gaben als bei Deinotherium 1 Systematik BearbeitenChilgatherium wird als eine Gattung aus der ausgestorbenen Familie der Deinotheriidae angesehen und ist so mit dem jungeren und moderneren Deinotherium verwandt einem der grossten bekannten Vertreter der Russeltiere das von Miozan bis zum fruhen Pleistozan lebte Die von Deinotherium abweichende Gestaltung der Molaren bei Chilgatherium lasst auf einen Ursprung der Deinotherien bei Russeltieren mit eher bunolophodonter hinterer Bezahnung und drei Zahnschmelzleisten schliessen 1 Ein Grossteil der in Frage kommenden fruhen Russeltiere wie Barytherium oder Numidotherium wiesen aber ebenfalls deutlich lophodontere Molaren mit nur zwei Leisten auf Ein moglicher Kandidat ware Arcanotherium aus Libyen das nur uber wenige Gebissfragmente bekannt ist aber bunolophodonte Zahne besass und auf den vorderen Molaren zwei und auf dem letzten drei Leisten aufwies Die bisherigen Evolutionsmodelle der Russeltiere konnen aber eine sekundare Reduktion der dritten Leiste bei Deinotherium nicht befriedigend erklaren Sollte Arcanotherium in die Ahnenreihe von Chilgatherium zu stellen sein ware ein Ausschluss aus der Familie der Deinotherien nach heutigem Stand wahrscheinlich 2 Aus der Sicht der biologischen Systematik war die genaue Stellung der Familie der Deinotherien innerhalb der Ordnung der Russeltiere stets schwierig Wie beim stammesgeschichtlich jungeren Deinotherium ist anzunehmen dass Chilgatherium alle Zahne gleichzeitig im Gebrauch hatte vertikaler Zahnwechsel Dies ist ein deutlicher Unterschied zu den modernen Russeltieren mit ihrem horizontalen Zahnwechsel und stellt den Russeltiervertreter eindeutig in die erste Radiationsphase dieser Saugetierordnung Diese fruhesten Russeltiere werden allgemein in die urtumlichen Plesielephantiformes gepragt durch vordere Molaren mit zwei Zahnschmelzleisten und die weiter entwickelten Elephantiformes mit drei Leisten gegliedert Aufgrund des zweiten Molaren mit zwei Leisten bei Deinotherium wird dieses haufig zu den Plesielephantiformes gestellt da dies aber moglicherweise ein abgeleitetes und kein ursprungliches Merkmal ist der erste Molar besitzt drei Leisten befurworten einige Forscher auch eine Stellung innerhalb der moderneren Elephantiformes 3 Die Funde von Chilgatherium konnten eine Zuweisung der Deinotheriidae zu den Elephantiformes unterstutzen eine genauere Klassifizierung blieb bisher allerdings aus 1 4 Die wissenschaftliche Erstbeschreibung von Chilgatherium erfolgte im Jahr 2004 durch William J Sanders und Forschungskollegen anhand von Fundmaterial aus Chilga in Athiopien Als Holotyp gilt eine Zahnreihe der drei rechten und der hinteren beiden linken Molaren Exemplarnummer CH35 3a e welche im Nationalmuseum von Athiopien in Addis Abeba aufbewahrt wird Aufgrund der Unterschiede im Zahnbau wurde Chilgatherium der eigenen Unterfamilie Chilgatheriinae innerhalb der Deinotheriidae zugewiesen Bisher ist mit Chilgatherium harrisi eine Art bekannt Der Gattungsname Chilgatherium verweist auf Chilga als Fundstelle wahrend das griechische Wort 8hrion therion Tier bedeutet Der Artname harrisi ehrt John M Harris fur seine umfangreiche Forschung uber die Deinotherien 1 Entdeckungsgeschichte BearbeitenDie Funde von Chilgatherium wurden in Gahartal in der Region Chilga im nordwestlichen Athiopien entdeckt einer plateauahnlichen Landschaft die sich auf einer Hohe von 1950 m uber dem Meeresspiegel erhebt In zahlreichen Aufschlussen an Flusstalern die wenigstens 70 Fundpunkte umfassen und lokal bis zu 130 m Machtigkeit erreichen sind die fundfuhrenden geologischen Ablagerungen freigelegt die aus vulkanischen Klasten Kohle sowie Ton und Siltsteinen bestehen Radiometrische Datierungen an Orthoklas Mineralien aus diesen fossilfuhrenden Schichten ergaben ein Alter von 27 4 Millionen Jahren der Basisbereich unter den Fundschichten ist laut ahnlichen Untersuchungen etwa 32 4 Millionen Jahre alt Beide Ergebnisse datieren ins Oligozan Die Funde von Chilgatherium die dem Fundpunkt Chilga 35 entstammen sind damit die altesten Uberreste von Deinotherien die nachst jungeren stammen aus Kenia und sind etwas alter als 20 Millionen Jahre Assoziiert waren die Fossilien mit Resten von anderen Russeltieren etwa Phiomia und Palaeomastodon aber auch mit solchen von Arsinoitherium und mehreren Vertretern der Schliefer Die Funde wurden zwischen 1998 und 2003 wahrend wissenschaftlicher Feldforschungen geborgen 5 1 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e William J Sanders John Kappelmann und D Tab Rassmussen New large bodied mammals from the late Oligocene site of Chilga Ethiopia Acta Palaeontologica Polonica 49 3 2004 S 365 392 Cyrille Delmer Reassessment of the generic attribution of Numidotherium savagei and the homologies of lower incisors in proboscideans Acta Palaeontologica Polonica 54 4 2009 S 561 580 Jeheskel Shoshani William J Sanders und Pascal Tassy Elephants and other Proboscideans a summary of recent findings and new taxonomic suggestions In G Cavarretta et al Eds The World of Elephants International Congress Consiglio Nazionale delle Ricerche Rom 2001 S 676 679 Jan van der Made The evolution of the elephants and their relatives in the context of a changing climate and geography In Harald Meller Hrsg Elefantenreich Eine Fossilwelt in Europa Halle Saale 2010 S 340 360 John Kappelman D Tab Rasmussen William J Sanders Mulugeta Feseha Thomas Bown Peter Copeland Jeff Crabaugh John G Fleagle Michelle Glantz Adam Gordon Bonnie Jacobs Murat Maga Kathleen Muldoon Aaron Pan Lydia Pyne Brian Richmond Timothy Ryan Erik R Seiffert Sevket Sen Lawrence Todd Michael C Wiemann und Alisa Winkler Oligocene mammals from Ethiopia and faunal exchange between Afro Arabia and Eurasia Nature 426 2003 S 549 552 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Chilgatherium amp oldid 210315723