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Die Mammutiden Mammutidae ursprunglich auch Echte Mastodonten genannt sind eine ausgestorbene Familie der Russeltiere Proboscidea aus Neogen und Quartar Innerhalb dieser stellen sie eine sehr urtumliche Form dar Sie waren uber die gesamte Alte Welt bis nach Amerika verbreitet und starben dort erst zum Ende des Pleistozans vor ca 10 000 Jahren aus MammutidenSkelettrekonstruktion eines MammutidenZeitliches AuftretenOberes Oligozan bis Oberes Pleistozan27 Mio Jahre bis 10 000 JahreFundorteAfrika Eurasien AmerikaSystematikAfrotheriaPaenungulataTethytheriaRusseltiere Proboscidea ElephantimorphaMammutidenWissenschaftlicher NameMammutidaeHay 1922 Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Entwicklung und Arten 3 Systematik 4 Namensgebung 5 Literatur 6 Einzelnachweise 7 WeblinksBeschreibung BearbeitenDer Korperbau der Mammutiden ahnelte dem der Elefanten war jedoch langer und niedriger Charakteristisch war die fliehende Stirn Im Gegensatz zu den Gomphotherien mit ihrem buckeligen Zahnmuster hatten die Mammutiden deutlich zygodonte Backenzahne das heisst die Zahne besassen auf ihren Kauflachen kraftige Leisten zwischen den paarigen quer zur Zahnlangsachse angeordneten Zahnschmelzhockern Dabei wiesen die Milchmolaren und die beiden ersten Dauermolaren jeweils drei Leisten trilophodont auf wahrend der letzte Molar vier besass Die Zahnmorphologie lasst auf eine laubfressende Ernahrungsweise schliessen Fruhe Vertreter der Mammutiden besassen noch vier Stosszahne je ein Paar im Ober und Unterkiefer die sich wie bei allen Russeltieren aus dem jeweils zweiten oberen Schneidezahn und dem ersten Schneidezahn des Unterkiefers bildeten Spate Formen wiesen nur noch obere Stosszahne auf wahrend die unteren durch die Verkurzung des Unterkiefers reduziert und spater nicht mehr ausgebildet wurden 1 Entwicklung und Arten Bearbeiten nbsp Kunstlerische Darstellung eines Mammutiden von Heinrich Harder vermutlich von 1920 damals als Mastodon bezeichnet Die ersten Mammutiden entwickelten sich in Afrika aus dem Palaeomastodon 2 Molekulargenetischen Untersuchungen zufolge spalteten sie sich bereits im Oberen Oligozan vor 26 Millionen Jahren von der Entwicklungslinie zu den heutigen Echten Elefanten ab 3 Aus dieser Phase stammt auch mit Losodokodon der erste Fossilnachweis die Form wurde im Jahr 2009 von D Tab Rasmussen und Mercedes Gutierrez anhand einzelner Zahne aus dem nordwestlichen Kenia wissenschaftlich eingefuhrt 4 Im Unteren Miozan vor rund 22 Millionen Jahren tritt dann Eozygodon auf aus dem sich spater Zygolophodon entwickelt Moglicherweise schon Eozygodon 5 eindeutig aber Zygolophodon erreichte vor rund 20 Millionen Jahren mit der allmahlichen Schliessung des Tethys Ozeans und der Bildung einer Landbrucke zwischen Afrika und den nordlichen Kontinentalmassen auch Eurasien Letztere Russeltiergattung wanderte schlussendlich bis nach Amerika 1 Zygolophodon besass vier Stosszahne wobei die oberen nach unten gebogen waren wahrend die deutlich kleineren unteren einen geraden Verlauf hatten 6 Im Laufe der Entwicklung reduzierten sich aber die unteren Stosszahne wahrend die Molaren eine starker zygodonte Form annahmen 1 In Mitteleuropa sind Funde der Art Zygolophodon turicensis aus Elgg Kanton Zurich und Esselborn Rheinland Pfalz bekannt 7 Die Mammutiden aus dem spaten Miozan beginnend vor rund 10 Millionen Jahren werden der Gattung Mammut zugerechnet Diese besassen nur noch zwei obere Stosszahne Der Gattungsname Mammut kann zur Verwechslung mit Mammuthus fuhren dem Gattungsnamen des Mammuts einer ausgestorbenen Gruppe der Elefanten Elephantidae Eine der grossten Formen war die eurasische Art Mammut borsoni aus dem Miozan und dem Pliozan Sie erreichte eine Schulterhohe von 3 5 bis knapp 4 m Bemerkenswert sind die extrem langen kaum gebogenen Stosszahne dieser Art Ein kurzlich entdecktes Skelett aus Makedonien Griechenland wies Stosszahne mit einer Lange von 4 5 m auf 6 Aus Deutschland stammen Funde aus Kaltensundheim Thuringen wo 1958 ein Teilskelett und zwischen 1976 und 1978 ein nahezu vollstandiges Skelett geborgen wurde 8 Mit Mammut borsoni starb in Eurasien im fruhen Pleistozan vor etwa 2 5 bis 2 Millionen Jahren der letzte Vertreter der Mammutiden aus Das Aussterben der Russeltiere wird mit der in dieser Zeit zunehmenden Abkuhlung des Klimas und der Ausbreitung von Steppen in Eurasien erklart die den spezialisierten Blattfressern die Nahrungsgrundlage entzogen 1 In Amerika existierten die Mammutiden aber wesentlich langer Das Amerikanische Mastodon Mammut americanum lebte bis vor etwa 10 000 Jahren in Nordamerika und gehorte zu den letzten Angehorigen einer ganzen Gruppe von urtumlichen Russeltieren Es erreichte eine Schulterhohe von etwa 2 5 m und besass als Anpassung an das kuhle bis kalte Klima ein Fell Die Stosszahne waren deutlich nach oben geschwungen Nachgewiesen ist es von zahlreichen Fundstellen in Kanada und den USA 9 10 aber auch von einigen Stellen in Mittelamerika wie Funde aus Mexiko und Honduras belegen 11 12 Etwa zeitgleich trat im westlichen Nordamerika noch Mammut pacificus auf Dieses unterscheidet sich von seinem Verwandten durch schmalere letzte Backenzahne das vollstandige Fehlen der unteren Stosszahne und durch einige weitere Besonderheiten im Korperskelett 13 Systematik BearbeitenUrsprunglich wurden die Mammutiden teilweise unter der Bezeichnung Echte Mastodonten zusammen mit den Gomphotherien zur Uberfamilie der Mastodonten Mastodontoidea zusammengefasst was weitgehend auf Henry Fairfield Osborns Arbeiten zu Beginn des 20 Jahrhunderts zuruckgeht 14 Diese Einteilung ist heute nicht mehr gultig Sie gehoren nun innerhalb der Gruppe der Elephantiformes zur Uberfamilie Mammutoidea welche die urtumlichere Schwestergruppe der Uberfamilie Gomphotherioidea mit den Gomphotherien darstellt Aus letztgenannter entwickelten sich uber die Stegodonten Stegodontidae die Echten Elefanten Elephantidae mit den heute noch existierenden Gattungen Diese beiden Russeltiergruppen gehoren zur Uberfamilie Elephantoidea 15 1 Die heute anerkannte Familienbezeichnung Mammutidae geht auf Oliver Perry Hay aus dem Jahr 1922 zuruck der in einem Aufsatz Osborn fur seine Namenswahl bezuglich verschiedener Russeltiergruppen kritisierte Dabei hob Hay hervor dass die von Osborn gewahlte Bezeichnung Mastodontidae fur die Mammutiden nicht auf einem gultigen Gattungsnamen beruhte Hay selbst fuhrte die Gruppe mit der Bezeichnung Mammutinae auf der Ebene einer Unterfamilie 16 Zur Familie der Mammutiden gehoren folgende Gattungen 15 4 17 18 19 Losodokodon Rasmussen amp Gutierrez 2009 Eozygodon Tassy und Pickford 1983 Miomastodon Osborn 1922 Zygolophodon Vacek 1877 Sinomammut Mothe Avilla Zhao Xie amp Sun 2016 Mammut Blumenbach 1799Namensgebung Bearbeiten nbsp Backenzahn von Gomphotherium angustidensDer Name Mastodon leitet sich aus dem Griechischen mastos mastos Zitze oder Brust und odon odon Zahn her und bezieht sich auf den besonderen Zahnaufbau Eingefuhrt wurde er offiziell 1817 von dem franzosischen Palaontologen Georges Cuvier Er verwendete ihn aber fur mehrere aus heutiger Sicht nicht miteinander verwandte Arten So vereinte er in der Gattung unter anderem Mastodon giganteum das Amerikanische Mastodon Mammut americanum und Mastodon angustidens das heute zu Gomphotherium gestellt wird und einer anderen Russeltierlinie angehort 20 21 Aufgrund dessen wird dieser Begriff heute in der Fachliteratur nur noch selten gebraucht und bezieht sich umgangssprachlich meist auf das Amerikanische Mastodon als Russeltiergruppe werden die Echten Mastodonten von Fachleuten Mammutiden genannt 22 23 Die Bezeichnung Mammut nicht zu verwechseln mit Mammuthus der Gattung der Mammute von dem sich der Fachbegriff ableitet geht auf Johann Friedrich Blumenbach zuruck der in seinem Handbuch der Naturgeschichte aus dem Jahr 1799 erstmals das Amerikanische Mastodon als Mammut ohioticum erwahnte 24 Literatur BearbeitenJan van der Made The evolution of the elephants and their relatives in the context of a changing climate and geography In Harald Meller Hrsg Elefantenreich Eine Fossilwelt in Europa Halle Saale 2010 S 340 360 William J Sanders Emmanuel Gheerbrant John M Harris Haruo Saegusa und Cyrille Delmer Proboscidea In Lars Werdelin und William Joseph Sanders Hrsg Cenozoic Mammals of Africa University of California Press Berkeley London New York 2010 S 161 251 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e Jan van der Made The evolution of the elephants and their relatives in the context of a changing climate and geography In Harald Meller Hrsg Elefantenreich Eine Fossilwelt in Europa Halle Saale 2010 S 340 360 Jeheskel Shoshani Robert C Walter Michael Abraha Seife Berhe Pascal Tassy William J Sander Gary H Marchant Yosief Libsekal Tesfalidet Ghirmai und Dietmar Zinner A proboscidean from the late Oligocene of Eritrea a missing link between early Elephantiformes and Elephantimorpha and biogeographic implications PNAS 103 46 2006 S 17296 17301 Nadin Rohland Anna Sapfo Malaspinas Joshua L Pollack Montgomery Slatkin Paul Matheus und Michael Hofreiter Proboscidean mitogenomics Chronology and mode of elephant evolution using mastodon as outgroup PLOSBiology 5 August 2007 S 1663 1671 a b D Tab Rasmussen und Mercedes Gutierrez A Mammalian fauna from the Late Oligocene of Northwestern Kenya Palaeontographica Abteilung A 288 1 3 2009 S 1 52 Xiaoxiao Zhang und Shiqi Wang First record of Eozygodon Mammutidae Proboscidea in Eurasia Historical Biology 33 9 2021 S 1661 1670 doi 10 1080 08912963 2020 1723579 a b Ursula B Gohlich Tertiare Urelefanten aus Deutschland In Harald Meller Hrsg Elefantenreich Eine Fossilwelt in Europa Halle Saale 2010 S 362 372 Karol Schauer Anmerkungen und Quellenangaben zur Evolutionstafel der Proboscidea in Afrika und Asien In Harald Meller Hrsg Elefantenreich Eine Fossilwelt in Europa Halle Saale 2010 S 630 650 Ralf Dietrich Kahlke Die Abfolge plio pleistozaner Saugetierfaunen in Thuringen Mitteldeutschland Cranium 12 1 1995 S 5 18 Adrian Lister und Paul Bahn Mammuts Die Riesen der Eiszeit Sigmaringen 1997 G Haynes und J Klimowicz Mammoth Mammuthus spp and American mastodont Mammut americanum bonesites what do the differences mean Deinsea 9 2003 S 185 204 O J Polaco J Arroyo Cabrales E Corona M und J G Lopez Oliva The American Mastodon Mammut americanum in Mexico In G Cavarretta et al Eds The World of Elephants International Congress Consiglio Nazionale delle Ricerche Rom 2001 S 237 242 Spencer G Lucas und Guillermo E Alvarado Fossil Proboscidea from the Upper Eozoic of Central America Taxonomy evolutionary and paleobiogeographic significance Revista Geologica de America Central 42 2010 S 9 42 doi 10 15517 rgac v0i42 4169 Alton C Dooley Jr Eric Scott Jeremy Green Kathleen B Springer Brett S Dooley und Gregory James Smith Mammut pacificus sp nov a newly recognized species of mastodon from the Pleistocene of western North America PeerJ 7 2019 S e6614 doi 10 7717 peerj 6614 Henry Fairfield Osborn Adaptive radiation and classification of the Proboscidea PNAS 7 1921 S 231 234 a b Jeheskel Shoshani und Pascal Tassy Advances in proboscidean taxonomy amp classification anatomy amp physiology and ecology amp behavior Quaternary International 126 128 2005 S 5 20 Oliver Perry Hay Further observations on some extinct elephants Proceedings of The Biological Society of Washington 35 1922 S 97 101 1 William J Sanders Emmanuel Gheerbrant John M Harris Haruo Saegusa und Cyrille Delmer Proboscidea In Lars Werdelin und William Joseph Sanders Hrsg Cenozoic Mammals of Africa University of California Press Berkeley London New York 2010 S 161 251 Dimilla Mothe Leonardo S Avilla Desi Zhao Guangpu Xie und Boyang Sun A new Mammutidae Proboscidea Mammalia from the Late Miocene of Gansu Province China Anais da Academia Brasileira de Ciencias 88 1 2016 S 65 74 Shi Qi Wang Xiao Xiao Zhang und Chun Xiao Li Reappraisal of Serridentinus gobiensis Osborn amp Granger and Miomastodon tongxinensis Chen the validity of Miomastodon Vertebrata PalAsiatica 58 2 2020 S 134 158 doi 10 19615 j cnki 1000 3118 200310 Georges Cuvier Sur differentes dents du genre des mastodontes mais d especes moindres que celles de l Ohio trouvees en plusieurs lieux des deux continens Annales du Museum d histoire naturelle 8 1806 S 401 424 2 Georges Cuvier Le regne animal distribue d apres son organisation pour servir de base a l histoire naturelle des animaux et d introduction a l anatomie comparee Paris 1817 S 1 540 S 232 233 3 Pascal Tassy Who is who among the Proboscidea In Jeheskel Shoshani und Pascal Tassy Hrsg The Proboscidea Evolution and palaeoecology of the Elephants and their relatives Oxford New York Tokyo 1996 S 40 48 Ursula Bettina Gohlich Elephantoidea Proboscidea Mammalia aus dem Mittel und Obermiozan der Oberen Susswassermolasse Suddeutschlands Odontologie und Osteologie Munchner Geowissenschaftliche Abhandlungen Reihe A 36 Munchen 1998 Johann Friedrich Blumenbach Handbuch der Naturgeschichte Gottingen 1799 S 697 698 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Mammutiden Mammutidae Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mammutiden amp oldid 237720710