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Sinomammut ist eine heute ausgestorbene Gattung aus der Ordnung der Russeltiere die im Oberen Miozan vor 11 bis 5 Millionen Jahren im ostlichen Asien verbreitet war Bisher ist aber nur ein Unterkiefer bekannt Aufgrund des charakteristischen Zahnbaus wird sie zu der Familie der Mammutidae Mammutiden gezahlt Der Unterkiefer ist langgestreckt es waren aber keine unteren Stosszahne ausgebildet Der nachste Verwandte ist hochstwahrscheinlich die Gattung Mammut die mit dem Amerikanischen Mastodon bis in das Pleistozan in Nordamerika vorkam nicht zu verwechseln mit der Gattung der Mammute und deren wissenschaftlicher Bezeichnung Mammuthus Der Fund wurde bereits 1999 entdeckt und zuerst einem Vertreter einer anderen Russeltierlinie zugewiesen Die Einordnung in die neue Gattung Sinomammut erfolgte dann im Jahr 2016 SinomammutUnterkiefer von Sinomammut mit zeichnerischer RekonstruktionZeitliches AuftretenOberes Miozan11 62 bis 5 333 Mio JahreFundorteChinaSystematikPaenungulataTethytheriaRusseltiere Proboscidea ElephantimorphaMammutiden Mammutidae SinomammutWissenschaftlicher NameSinomammutMothe Avilla Zhao Xie und Sun 2016 Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Fundort 3 Systematik 4 Entdeckungsgeschichte 5 Literatur 6 Einzelnachweise 7 WeblinksBeschreibung Bearbeiten nbsp Rechtes Unterkieferfragment von Sinomammut Holotyp mit zweitem und drittem Molar a Blick von oben b Blick von innen c Blick von aussen Massstab 10 cmSinomammut ist bisher nur uber einen einzelnen rechten Unterkieferast bekannt der am aufsteigenden Gelenkfortsatz nur fragmentarisch erhalten ist die Gelenkflache fehlt Der Unterkiefer insgesamt war relativ robust gebaut der horizontale Knochenkorper besass einen gerundeten Querschnitt nach hinten verbreiterte er sich deutlich Die Symphyse zeigte sich schmal und lang Alveolen fur die Unterkieferstosszahne waren nicht ausgebildet Im Unterkiefer stecken noch der zweite und der dritte Molar Der zweite ist vollstandig abgekaut und lasst keine diagnostischen Merkmale erkennen allerdings bestand er ursprunglich aus drei quergestellten Leisten trilophodont Der dritte Mahlzahn war bereits vollstandig ausgebildet Er besass eine Lange von 16 7 cm und eine Breite von 8 25 cm Auf der Kauoberflache bestanden vier Leisten Im Umriss zeigte er eine viereckige nach hinten schmaler werdende Form so dass der Zahn an der vierten Leiste nur 6 35 cm Breite erreichte Aufgrund der Masse waren die Zahne bei Sinomammut entsprechend anderen Mammutidae eher breit und nicht so schmal wie bei den Vertretern der Gomphotheriidae Die Kauoberflache besass die fur Mammutiden typische zygodonte Struktur Jede Leiste gliederte sich in zwei Halbleisten die jeweils aus einem Haupthocker an den Zahnrandern bestanden Diesem schloss sich zur Innenseite des Zahns jeweils ein kleinerer Hocker an beide Hocker waren durch eine Schmelzleiste fest miteinander verbunden so dass eine durchgehende scharfe Kante entstand Hinter der letzten Leiste des dritten Molars befand sich ein kleines Cingulum ein vorstehender Wulst aus Zahnschmelz der bei Sinomammut aus sechs kleinen Hockerchen bestand Das Cingulum setzte sich schwach entwickelt entlang der inneren und ausseren Zahnlangsseite fort 1 2 Fundort BearbeitenDer bisher vorliegende Unterkieferrest wurde im Jahr 1999 an der Fundstelle Yanghecun sudlich von Changdao im Kreis Xihe in der westchinesischen Provinz Gansu entdeckt Die Fundstelle befindet sich im Xihe Linxian Becken Der Untergrund besteht hier aus devonischen Ablagerungen die wiederum von Sedimenten des Palaogens und des Neogens uberdeckt werden Das Neogen erreicht im Xihe Linxian Becken eine Machtigkeit von bis zu 1000 m und kann in zwei bisher namenlose Untereinheiten gegliedert werden An der Fundstelle Yanghecun vor allem im nordlichen und im sudlichen Bereich sind hierbei Ablagerungen des Oberen Miozans und des Unteren Pliozans aufgeschlossen deren Machtigkeit wiederum rund 220 m betragt Sie beginnen mit einer dunnlagigen dunkelbraunen Ton Schluffsteinschicht sowie einer Kalksteinbrekzie auf denen dann rotlichbraune schluffige Tonsteine folgen in die Konglomerate eingebettet sind Die gesamte Schichtfolge an der Fundstelle Yanghecun geht auf einen ehemaligen See zuruck Die Reste von Sinomammut lagen etwa 60 m oberhalb der Basis der rotbraunen Ton Schluffsteine Das genaue Alter wird mit der lokalstratigraphischen Stufe des Baodean angegeben deren Alter wiederum zwischen 8 3 und 5 Millionen Jahren liegt 1 2 Systematik BearbeitenInnere Systematik der Mammutidae nach Mothe et al 2016 1 Mammutidae Eozygodon Zygolophodon Sinomammut MammutVorlage Klade Wartung StyleLosodokodon als bisher altester bekannter Vertreter der Mammutiden findet hier keine Berucksichtigung da er nur mit Oberkieferzahnen uberliefert ist Sinomammut ist eine Gattung aus der ausgestorbenen Familie der Mammutidae in der Ordnung der Russeltiere Proboscidea Innerhalb der Russeltiere verweist der trilophodonte zweite Molar die Mammutidae in die ubergeordnete Gruppe der Elephantiformes die sich durch dieses Merkmal von den stammesgeschichtlich alteren Russeltieren mit nur zwei quergestellten Leisten auf den ersten beiden Molaren bilophodont absetzen Letztere werden haufig zu den Plesielephantiformes zusammengefasst 3 Die fruhen Elephantiformes umfassen dabei die beiden Gruppen der Mammutidae und der Gomphotheriidae die etwa zeitgleich auftraten Die beiden Formengruppen werden unter anderem anhand ihres Zahnbaus unterschieden So weisen die Mammutiden zygodonte Molaren auf wahrend viele Gomphotherien uber ein bunodontes Kauflachenmuster verfugen Beide Zahnmuster weisen paarige Hockerreihen auf die quer zur Langsachse der Molaren stehen und so die einzelnen Leisten bilden in der Regel teilt eine Mittelfurche jede Leiste in zwei Halbleisten Entlang der Mittelfurche sind haufig bei jeder Halbleiste kleinere Nebenhocker ausgebildet Im Gegensatz zu den bunodonten Zahnen der Gomphotherien stehen die Nebenhocker bei den Mammutiden aber nicht frei beziehungsweise ist der Zwischenraum zum Haupthocker nicht durch weitere wiederum kleinere Hockerchen gefullt vielmehr verbindet beide Hocker eine scharfe Schmelzleiste so dass ein durchgehender Grat entsteht 4 5 Im Vergleich zu den vielgestaltigen Gomphotherien sind die Mammutiden eher formenarm bis heute ist nur rund ein halbes Dutzend an Gattungen bekannt Der alteste unzweifelhafte Vertreter ist Losodokodon aus dem Oberen Oligozan von Afrika 6 Den bekanntesten stellt dagegen Mammut dar dessen Typusform das Amerikanische Mastodon Mammut americanum noch bis in das ausgehende Pleistozan in Nordamerika auftrat Nach molekulargenetischen Untersuchungen trennten sich die Mammutiden von den Gomphotherien und somit von der zu den heutigen Elefanten Elephantidae fuhrenden Entwicklungslinie im Oberen Oligozan vor rund 24 bis 28 Millionen Jahren ab 7 Aus phylogenetischer Sicht ist Sinomammut am nachsten mit Mammut verwandt Im Unterschied zu ersterem hat letzteres einen eher kurzen Unterkiefer dem wie Sinomammut die unteren Stosszahne fehlen aber manchmal in verkleinerter Form bei Mammut noch auftreten konnen was dann als Geschlechtsdimorphismus gedeutet wird Dagegen besitzt Sinomammut noch einen langen Unterkiefer mit ausgezogener Symphyse Dieses Merkmal teilt die Gattung mit alteren Mammutiden wie Eozygodon und Zygolophodon bei denen aber im Unterkiefer noch Stosszahne bestanden Dadurch kann der lange Unterkiefer als ursprungliches Merkmal der Mammutiden der Verlust der unteren Stosszahne aber als erworbenes von Sinomammut und Mammut angesehen werden Die Kurzung des Unterkiefers im Bereich der Symphyse wo die Alveolen der Stosszahne ansetzen ist dabei als weiterer evolutiver Schritt aufzufassen Eine derartige Entwicklungslinie lasst sich mehrfach bei verschiedenen Russeltierfamilien belegen etwa bei den Gomphotherien und den Elefanten 1 Entdeckungsgeschichte BearbeitenDie wissenschaftliche Erstbeschreibung von Sinomammut stammt von einem Wissenschaftlerteam um Dimila Mothe und wurde im Jahr 2016 vorgelegt Sie basiert auf dem bisher einzigen Fund ein rechter Unterkiefer von der westchinesischen Fundstelle Yanghecun er stellt gleichzeitig den Holotyp Exemplarnummer GIOTC 0982 9 178 dar Der Fund war bereits 1999 von Zhao Desi ein Mitautor der Erstbeschreibung entdeckt worden Er bestand ursprunglich aus einem vollstandigen Unterkiefer der linke Ast ging aber bei der Bergung verloren und ist nur noch durch ein Foto von der Situation vor Ort belegt Im Jahr 2007 publizierte Xie Guangpu ebenfalls an der Erstbeschreibung beteiligt den Fund unter der wissenschaftlichen Bezeichnung Sinomastodon intermedium Sinomastodon wiederum ist ein Vertreter der Gomphotherien der 1986 von Heinz Tobien und Kollegen eingefuhrt worden war und sich durch einen sehr kurzen Unterkiefer auszeichnet vergleichbar zahlreichen sudamerikanischen Formen der Gomphotherien wie etwa Stegomastodon oder Cuvieronius Da der Unterkiefer von Yanghecun aber vergleichsweise lang ist stellten ihn Wang Shiqi und Kollegen im Jahr 2014 an die Basis der Entwicklung der Gattung Sinomastodon 2 Mothe und ihr Team erkannten dann zwei Jahre spater dass die Molaren des Yanghecun Fossils deutlich zygodont sind und verwiesen den Unterkiefer so zu Sinomammut Der Gattungsname verweist mit dem lateinischen Wort sinae fur chinesisch auf die Fundregion und mit Mammut auf die Typusform der Mammutiden Es wurde mit Sinomammut tobieni eine Art eingefuhrt Das Artepitheton ehrt Heinz Tobien der zuvor Sinomastodon benannt hatte 1 Literatur BearbeitenDimila Mothe Leonardo S Avilla Desi Zhao Guangpu Xie und Boyang Sun A new Mammutidae Proboscidea Mammalia from the Late Miocene of Gansu Province China Anais da Academia Brasileira de Ciencias 88 1 2016 S 65 74 doi 10 1590 0001 3765201520150261Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e Dimila Mothe Leonardo S Avilla Desi Zhao Guangpu Xie und Boyang Sun A new Mammutidae Proboscidea Mammalia from the Late Miocene of Gansu Province China Anais da Academia Brasileira de Ciencias 88 1 2016 S 65 74 a b c Shiqi Wang Desi Zhao Guangpu Xie und Boyang Sun An Asian origin for Sinomastodon Proboscidea Gomphotheriidae inferred from a new Upper Miocene specimen from Gansu of China Earth Science 57 10 2014 S 2522 2531 Jeheskel Shoshani William J Sanders und Pascal Tassy Elephants and other Proboscideans a summary of recent findings and new taxonomic suggestions In G Cavarretta et al Eds The World of Elephants International Congress Consiglio Nazionale delle Ricerche Rom 2001 S 676 679 Heinz Tobien The structure of mastodont molars Proboscidea mammalian Part 2 The zygodont and zygobunodont patterns Mainzer Geowissenschaftliche Mitteilungen 4 1975 S 195 233 Ursula B Gohlich Order Proboscidea In Gertrud E Rossner und Kurt Heissig The Miocene land mammals of Europe Munchen 1999 S 157 168 D Tab Rasmussen und Mercedes Gutierrez A Mammalian fauna from the Late Oligocene of Northwestern Kenya Palaeontographica Abteilung A 288 1 3 2009 S 1 52 Nadin Rohland Anna Sapfo Malaspinas Joshua L Pollack Montgomery Slatkin Paul Matheus und Michael Hofreiter Proboscidean Mitogenomics Chronology and Mode of Elephant Evolution Using Mastodon as Outgroup PLoS Biology 5 1 2007 S e207Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Sinomammut Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sinomammut amp oldid 222862133