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Das Amerikanische Mastodon Mammut americanum Plural Amerikanische Mastodonten war eine Art der Russeltiere aus der ausgestorbenen Gattung Mammut einer Verwandtschaftsgruppe der Mammutiden Mammutidae im Deutschen teilweise auch Echte Mastodonten genannt Es lebte vom fruhen Pliozan bis zum Beginn des Holozans in Nordamerika Ungeachtet ihres Namens ist die Gattung Mammut nicht naher mit den Mammuts Gattungsname Mammuthus verwandt eine Zeit lang trug die Gattung Mammut den Namen Mastodon doch der Name Mammut hat Gultigkeit Erstmals beschrieben wurde das Amerikanische Mastodon von Robert Kerr 1792 mit der wissenschaftlichen Bezeichnung Elephas americanus 1 Im Jahr 2019 wurde die westliche Population als eigenstandige Art unter der Bezeichnung Mammut pacificus abgetrennt Amerikanisches MastodonSkelett eines Amerikanischen MastodonsZeitliches AuftretenPliozan bis Spatpleistozan4 9 Mio Jahre bis 10 000 JahreFundorteAlaska Washington Idaho Florida MexikoSystematikTethytheriaRusseltiere Proboscidea ElephantimorphaMammutiden Mammutidae MammutAmerikanisches MastodonWissenschaftlicher NameMammut americanum Kerr 1792 Originalskelette von Amerikanischen Mastodonten sind in zahlreichen Museen u a im Naturmuseum Senckenberg in Frankfurt am Main ausgestellt Inhaltsverzeichnis 1 Verbreitung 2 Aussehen 3 Lebensweise 4 Aussterben 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseVerbreitung BearbeitenDie Gattung Mammut war vom fruhen Miozan bis zum Beginn des Pleistozan in Eurasien und Afrika verbreitet und trat etwa ab dem mittleren Miozan in Nordamerika auf Hier bildete sich das Amerikanische Mastodon Mammut americanum das bis zum Eintreffen der ersten Menschen uberlebt hatte und erst am Beginn des Holozan vor 9000 bis 12 000 Jahren ausstarb Einer der jungeren Funde ist das Overmyer mastodon aus Indiana 2 welches ein radiometrisches Alter von 10 032 Jahre vor heute aufweist 3 Diese Russeltierart bewohnte fast den gesamten nordamerikanischen Kontinent und wurde uberall zwischen Alaska und Mexiko gefunden 1 Ihr bisher sudlichstes Auftreten ist ein isolierter Fund aus Honduras 4 Besonders haufig kam das Amerikanische Mastodon allerdings an der Ostkuste und im Gebiet der Grossen Seen vor vermutlich weil ihm waldige Lebensraume mehr zusagten als die Grasgebiete des Westens Im westlichen Teil des Kontinentes wurde die Art durch das zeitgleich auftretende Mammut pacificus ersetzt Nachgewiesen ist die Form dort vor allem im heutigen Kalifornien einige Funde stammen auch aus dem sudlichen Idaho 5 Genetische Untersuchungen an 35 Individuen aus dem gesamten Verbreitungsgebiet erbrachten ein differenziertes Verwandtschaftsverhaltnis Es liessen sich insgesamt funf bis sechs grossere Kladen unterscheiden die nach ihrer jeweiligen Verbreitung benannt wurden Zuerst trennte sich Klade M Mexiko im Ubergang vom Pliozan zum Pleistozan vor rund 2 56 Millionen Jahren ab gefolgt von Klade A Alaska und Klade N Neuschottland im Altpleistozan sowie Klade L Alberta Missouri Klade G Grosse Seen und Klade Y Yukon im Mittelpleistozan Dies war der letzte grossere Split vor etwa 203 000 Jahren Auffallig ist dass sich mehrere Gruppen im nordlichen Nordamerika zeitlich unabhangig voneinander etablierten Klade A und Y ebenso wie sich einige Tiere aus Alberta auf mehrere Gruppen aufteilten Klade M L Y Dies kann mit sich wiederholenden Ausbreitungswellen erklart werden Hierbei wurde der Norden des Kontinentes wahrscheinlich mehrfach erreicht moglicherweise hauptsachlich zu verschiedenen Warmzeitphasen als kein Eisschild als Migrationsbarriere zwischen dem Nord und Sudteil Nordamerikas ausgebildet war Die geringe genetische Variabilitat der nordlichen Populationen lasst annehmen dass diese lokal wahrend der Kaltzeitphasen jeweils ausstarben Die diverse Verwandtschaft der Tiere aus Alberta konnte damit erklart werden dass die Region einen wichtigen Wanderungskorridor wahrend der Aufbau und Schmelzphasen der beiden grossen nordamerikanischen Eisschilde Laurentinischer Eisschild und Kordilleren Eisschild in den Kaltzeitabschnitten darstellte 6 Aussehen Bearbeiten nbsp Lebendrekonstruktion eines Amerikanischen Mastodons nbsp Zahn Seitenansicht nbsp Zahn Ansicht der KauoberflacheIm Habitus unterschied sich das Amerikanische Mastodon deutlich von den Mammuts die zur selben Zeit im gleichen Gebiet lebten Es war mit 2 7 bis 3 4 m Schulterhohe deutlich niedriger als diese dafur aber langer bis 4 5 m und stammiger Dadurch konnte es ein Gewicht von 6 5 bis 9 t erreichen was etwa dem eines Mammuts entsprach 7 Die Stosszahne waren etwas nach oben gebogen Das wichtigste Merkmal des Amerikanischen Mastodons waren aber seine urtumlichen Zahne Im Gegensatz zu Mammuts und Elefanten hatte es die typischen Zahne der ursprunglichen Mammutiden Sie waren mit ihren kegelformigen Spitzen hervorragend geeignet um Aste und Blatter zu zerquetschen aber grossere Mengen an Gras konnte das Tier damit nicht zerkleinern Womoglich besass das Amerikanische Mastodon ein Fell seltene Funde von Haaren sind von der Milwaukee Mastodont Site nahe Milwaukee im US amerikanischen Bundesstaat Wisconsin uberliefert die zusammen mit Hautresten an einigen Schadelfragmenten hafteten 8 Lebensweise BearbeitenWie schon sein Zahnbau verrat war das Amerikanische Mastodon ein Laub und Zweigfresser der sowohl Aste als auch Blatter und Nadeln frass Diese Annahme wird durch Funde einiger Zahne erhartet an denen sich Reste von Koniferenzweigen befanden Daneben wurden auch Sumpfpflanzen wie Nixenkrauter Laichkrautgewachse oder Seerosen und Moose zwischen den Zahnen gefunden Fossilisierte Magen und Darminhalte so u a vom Burning Tree mastodon aus Ohio und vom Heisler mastodon aus Michigan enthielten ebenfalls Reste von Blattern oder Nadeln sowie von Zweigen und Fruchten so etwa von Fichten Birken Weiden Eschen und Kiefern daruber hinaus auch verschiedene Graser wie Seggen und Schwaden oder Krauter beispielsweise Laichkrauter und Fieberklee Eher als Beifang verschluckten die Tiere wohl auch Pilze und Wirbellose 1 9 10 Die Dungreste eines rund 75 000 Jahre alten Kadavers aus East Milford in Nova Scotia erbrachten einen Grossteil an Fichtennadeln und Birkensamen was sich mit den anderen Analysen deckt Zusatzliche Pollenreste sprechen fur ein waldreiches Biotop unter kaltgemassigten Klimabedingungen 11 Aufgrund dieser Befunde und auch wegen der vermehrten Anzahl von Fossilien im feuchten Osten des nordamerikanischen Kontinents geht man davon aus dass das Amerikanische Mastodon vor allem ein Waldbewohner war und die offenen Prarien den Mammuts uberlassen hat Dennoch legt sein grosses Verbreitungsgebiet nahe dass es sich um ein sehr anpassungsfahiges Tier gehandelt haben musste das wohl auch in Savannen und Waldsteppen zurechtkam Da in Nordamerika zur Zeit des Amerikanischen Mastodons machtige Raubtiere wie Kurznasenbaren Sabelzahnkatzen und Lowen jagten wird es wohl in Herden gelebt haben schon allein um die Kalber besser verteidigen zu konnen Moglicherweise lebte es ahnlich wie heutige Elefanten Aussterben BearbeitenDas Amerikanische Mastodon war eine hochst erfolgreiche Tierart die Millionen von Jahren uberlebte Es widerstand selbst der Konkurrenz durch die spater eingewanderten Mammuts und lebte lange Zeit erfolgreich neben ihnen Als die letzte Kaltzeit zu Ende ging starb es wie viele andere grosse Tierarten aus Zu den Grunden fur das Aussterben bestehen verschiedene Theorien Zur Zeit des Aussterbens tauchten die ersten Menschen in Amerika auf und es gibt Belege die darauf hinweisen dass sie dem Mastodon nachgestellt haben In der Rippe eines Amerikanischen Mastodons das 1977 auf der Halbinsel Olympic im Bundesstaat Washington entdeckt wurde steckt eine knocherne Speerspitze Das Tier hat diesen Angriff zunachst uberlebt was daran zu erkennen ist dass die Verletzung heilen konnte wurde aber spater dennoch von Menschen getotet Das Alter seiner Knochen wird auf etwa 14 000 Jahre geschatzt 12 Wenige tausend Jahre spater war die Art in ganz Nordamerika ausgestorben Dies deutet darauf hin dass die Menschen das Amerikanische Mastodon zusammen mit vielen anderen Grosstierarten durch zu starke Bejagung ausgerottet haben konnten Overkill Hypothese Eine andere mogliche Ursache konnte der Klimawandel am Ende des Pleistozans gewesen sein In einer Untersuchung werden die tiefgreifenden Klimaveranderungen als Hauptursache genannt jedoch nur fur eine separierte Region in Alaska Als vor etwa 70 000 Jahren die dortigen Walder durch Tundrabedeckung abgelost wurden an welche das Amerikanische Mastodon wahrscheinlich nicht angepasst war konnte dies zu seinem Aussterben beigetragen haben 13 Dieses Ereignis fallt zeitlich nicht mit der diskutierten Aussterbewelle vor etwa 10 000 Jahren im sudlicheren Nordamerika zusammen Andere weisen darauf hin dass durch den Menschen bzw ihm folgende Tiere oder Haustiere Krankheitserreger eingeschleppt worden sein konnten Die Populationen der Grosstiere die sich wegen ihrer langen Generationszeiten an den Wandel nicht rasch genug anpassen konnten wurden dadurch zusatzlich geschwacht Eine Tuberkulose Epidemie wird als mogliche Ursache fur das Aussterben erwogen Von 113 untersuchten Exemplaren zeigten 59 an ihren Beinknochen Befunde wie sie fur Tuberkulose typisch sind Dies deutet auf einen hohen Anteil an infizierten Tieren hin Moglicherweise lebten die Amerikanischen Mastodonten uber Jahrtausende mit dieser Krankheit die demnach vielleicht nicht die alleinige Ursache fur ihr Verschwinden sein muss Manche Forscher vermuten dass die Krankheit uber viele Generationen chronisch verlief bis die Belastung in Kombination mit weiterem Stress infolge der Klimaverschlechterung und der Bejagung durch den eingewanderten eiszeitlichen Menschen uberhand nahm 14 Literatur BearbeitenPaul S Martin R G Klein Hrsg Quaternary Extinctions A Prehistoric Revolution The University of Arizona Press Tucson AZ 1984 ISBN 0 8165 1100 4 2 print ebenda 1989 Arno Hermann Muller Lehrbuch der Palaozoologie Band 3 Vertebraten Teil 3 Mammalia 2 uberarbeitete und erweiterte Auflage Fischer Jena 1989 ISBN 3 334 00223 3 Miles Barton Wildes Amerika Zeugen der Eiszeit Vgs Koln 2003 ISBN 3 8025 1558 7 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Amerikanisches Mastodon Mammut americanum Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Senckenberg Naturmuseum Frankfurt am Main American Museum of Natural History New Findings American Mastodons Lived in the North During Brief Warm IntervalEinzelnachweise Bearbeiten a b c Jeffrey J Saunders North American Mammutidae In Jeheskel Shoshani Pascal Tassy Hrsg The Proboscidea Evolution and palaeoecology of the Elephants and their relatives Oxford New York Tokyo 1996 S 271 279 Neal Woodman John W Branstrator The Overmyer mastodon Mammut americanum from Fulton County Indiana In American Midland Naturalist 159 2008 S 125 146 Neal Woodman Nancy Beavan Athfield Post Clovis survival of American Mastodon in the southern Great Lakes Region of North America In Quaternary Research 72 2009 S 359 363 Spencer G Lucas Guillermo E Alvarado Fossil Proboscidea from the Upper Eozoic of Central America Taxonomy evolutionary and paleobiogeographic significance In Revista Geologica de America Central 42 2010 S 9 42 doi 10 15517 rgac v0i42 4169 Alton C Dooley Jr Eric Scott Jeremy Green Kathleen B Springer Brett S Dooley Gregory James Smith Mammut pacificus sp nov a newly recognized species of mastodon from the Pleistocene of western North America In PeerJ 7 2019 S e6614 doi 10 7717 peerj 6614 Emil Karpinski Dirk Hackenberger Grant Zazula Chris Widga Ana T Duggan G Brian Golding Melanie Kuch Jennifer Klunk Christopher N Jass Pam Groves Patrick Druckenmiller Blaine W Schubert Joaquin Arroyo Cabrales William F Simpson John W Hoganson Daniel C Fisher Simon Y W Ho Ross D E MacPhee Hendrik N Poinar American mastodon mitochondrial genomes suggest multiple dispersal events in response to Pleistocene climate oscillations In Nature Communications 11 2020 S 4048 doi 10 1038 s41467 020 17893 z Asier Larramendi Shoulder height body mass and shape of proboscideans In Acta Palaeontologica Polonica 61 3 2016 S 537 574 doi 10 4202 app 00136 2014 Kimberley Sawtelle Mastodont hair gives clues to habitat Mammoth Trumpet 6 4 1991 S 8 Jan van der Made The evolution of the elephants and their relatives in the context of a changing climate and geography In Harald Meller Hrsg Elefantenreich Eine Fossilwelt in Europa Halle Saale 2010 S 340 360 Hilary H Birks Bas van Geel Daniel C Fisher Eric C Grimm Wim J Kuijper Jan van Arkel und Guido B A van Reenen Evidence for the diet and habitat of two late Pleistocene mastodons from the Midwest USA In Quaternary Research 91 2 2019 S 792 812 doi 10 1017 qua 2018 100 Scott L Cocker Michael F J Pisaric Francine McCarthy Jesse C Vermaire Patrick Beaupre und Les Cwynar Dung analysis of the East Milford mastodons dietary and environmental reconstructions from central Nova Scotia at 75 ka yr BP In Canadian Journal of Earth Sciences 2021 doi 10 1139 cjes 2020 0164 Michael R Waters Thomas W Stafford Jr H Gregory McDonald Carl Gustafson Morten Rasmussen Enrico Cappellini Jesper V Olsen Damian Szklarczyk Lars Juhl Jensen M Thomas P Gilbert Eske Willerslev Pre Clovis mastodon hunting 13 800 years ago at the Manis site Washington In Science 334 2011 S 351 353 doi 10 1126 science 1207663 Grant D Zazula Ross D E MacPhee Jessica Z Metcalfe Alberto V Reyes Fiona Brock Patrick S Druckenmiller Pamela Groves C Richard Harington Gregory W L Hodgins Michael L Kunz Fred J Longstaffe Daniel H Mann H Gregory McDonald Shweta Nalawade Chavan John R Southon American mastodon extirpation in the Arctic and Subarctic predates human colonization and terminal Pleistocene climate change In PNAS 111 52 2014 S 18460 18465 doi 10 1073 pnas 1416072111 Bruce Rothschild Richard Laub Hyperdisease in the late Pleistocene validation of an early 20th century hypothesis In Naturwissenschaften 93 11 2006 S 557 564 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Amerikanisches Mastodon amp oldid 227705511