www.wikidata.de-de.nina.az
Der Sammelbegriff der Elbslawen umfasst eine Vielzahl von slawischen Stammen die sich bis Mitte des 12 Jahrhunderts im schon lange christianisierten Mitteleuropa halten konnten Dies lag vor allem an politischen Faktoren und Bundniskonstellationen die eine umfassende Christianisierung schon im 9 und 10 Jahrhundert verhinderten Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Von Otto I bis zu den Pestepidemien des 14 Jahrhunderts 3 Vorgehensweise 4 Literatur 5 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenNach der Teilung des frankischen Reiches durch den Vertrag von Verdun im Jahr 843 war an eine expansive Politik jenseits der Elbe nicht zu denken Aufgrund von kleineren militarischen Auseinandersetzungen war das ostfrankische Reich unter Ludwig dem Deutschen noch zu sehr mit der Sicherung der eigenen Machtposition beschaftigt Dies sollte sich erst durch die immer regelmassiger stattfindenden Einfalle in das Reich durch die Ungarn andern Nachdem diese im Jahr 907 die Bayern bei Pressburg vernichtend geschlagen hatten waren sie zu einer ernstzunehmenden Bedrohung geworden Heinrich I der erste Sachse auf dem ostfrankischen Thron war somit gezwungen auf die Gefahren aus dem Osten zu reagieren Diese Reaktionen beschrankten sich in erster Linie auf militarische Vorstosse ein missionarisches Konzept war noch nicht erkennbar Die ubliche Vorgehensweise war die Eroberung der slawischen Stammesburg jahrliche Tributzahlungen sowie die Gestellung von Geiseln Von Otto I bis zu den Pestepidemien des 14 Jahrhunderts BearbeitenErst mit der Machtubernahme Ottos I 936 veranderte sich die Politik gegenuber den Elbslawen dahingehend dass die Missionierung von Anfang an eine bedeutende Rolle in seinem Konzept spielte Otto I wollte ganz in der Tradition Karls des Grossen der den Sachsen das Christentum gebracht hatte den Glauben auch in den slawischen Gebieten verbreiten Der Herrscher den Slawen durchaus aufgeschlossen lebte er doch einige Zeit an der Grenze verfolgte eine Strategie aus militarischer Starke und Verbreitung des Christentums Mit den erfolgreichen Schlachten auf dem Lechfeld und an der Recknitz kehrte fur eine kurze Zeit an der ostlichen Grenze seines Reiches Ruhe ein und er konnte so wichtige Vorarbeit fur eine zukunftige Christianisierung leisten Das zum Erzbistum erhobene Magdeburg wurde dabei zu einem wichtigen Ausgangspunkt der Slawenmission ostlich der Elbe wo die schon zuvor gegrundeten Bistumer in Havelberg und Brandenburg die Christianisierung der Elbslawen einleiten sollten Fur die Mission der Abodriten grundete Otto I 972 im ostholsteinischen Oldenburg ein weiteres Bistum Angestachelt durch die Niederlage seines Nachfolgers Otto II in der Nahe des suditalienischen Crotone und bedrangt von den hohen Tributforderungen erhoben sich die Slawen 983 und machten die ersten Ansatze der Christianisierung wieder zunichte Die Liutizen und Abodriten zerstorten dabei die Bischofssitze in Brandenburg und Havelberg und bis ins 12 Jahrhundert hinein bestand eine kulturelle Trennung in Mitteleuropa Die Bischofe mussten fur diesen Zeitraum fern ihrer eigentlichen Amtssitze wirken Bedeutende Fortschritte wurden dagegen in Polen gemacht wo Furst Mieszko I unter tatkraftiger Mithilfe seiner sehr glaubigen Frau die Christianisierung entscheidend vorantrieb Aufgrund wechselnder Bundniskonstellationen konnten sich die Liutizen und andere Elbslawen bis ins 12 Jahrhundert halten Mangels furstlicher Herrschaftsstrukturen der Wilzen und Lutizen kam es bei ihnen nicht zu einer Staatenbildung die die Voraussetzung einer organisierten Christianisierung gewesen ware Somit bestand zwischen Elbe und Oder eine heidnische Insel im weitgehend christianisierten Mitteleuropa Erst im Zuge des Wendenkreuzzugs von 1147 konnten einige Bistumer wieder errichtet werden Ein beeindruckendes Beispiel hierfur ist die Errichtung des Havelberger Doms womit die Bedeutung der Stadt als neues Zentrum der christlichen Kirche ostlich der Elbe verdeutlicht werden sollte Nach ihrer Unterwerfung wurden die Wenden getauft wobei hier vielfach von Scheintaufen ausgegangen wird um den Kreuzzug als Erfolg darzustellen Und doch bildeten sie die kirchenrechtliche Grundlage zur Durchsetzung der weiteren Missionierung Einer der wichtigsten Protagonisten des Kreuzzugs war der spatere Markgraf von Brandenburg Albrecht der Bar Mit einer Mischung aus Diplomatie und Gewalt suchte er jede Chance zu nutzen um seinen Herrschaftsbereich auszudehnen 1157 gelangte er von der ehemaligen Nordmark aus in den Besitz der Mark Brandenburg fur deren Erschliessung er Siedler aus dem Altreich anwarb Damit leistete er einen entscheidenden Beitrag zur zweiten Phase der Ostsiedlung Ab dem 13 Jahrhundert trat mit dem Deutschen Orden eine Organisation auf den Plan die die Ostsiedlung vor allem an der sudostlichen Ostseekuste noch einmal besonders vorantrieb In grosser Zahl wurden Siedler angeworben ein probates Mittel der damaligen Zeit Die sachsischen Fursten insbesondere die Markgrafen von Brandenburg die infolge des Wendenkreuzzugs grosse Gebiete erwerben konnten waren daran interessiert durch die Siedler ihre Landereien eintraglich zu machen Inwertsetzung 1 Dafur bedienten sie sich religioser Organisationen vor allem der Zisterzienser Fur das Gebiet des heutigen Brandenburg von besonderer Bedeutung waren die Bruder Johann I und Otto III Markgrafen von Brandenburg Aufgrund ihrer Verdienste fur den Landesausbau und die Entwicklung der Region wurden sie auch die Stadtegrunder genannt Die Markische Furstenchronik ruhmt an ihnen In ihrem Bemuhen um die Gottesdienste hielten sie viele Kaplane und sie siedelten in ihren Landern Predigerbruder Minderbruder und Monche des Zisterzienserordens an Nach den anfanglichen kriegerischen Auseinandersetzungen und der Unterwerfung vieler der slawischen Stamme erfolgte der weitere Landesausbau grosstenteils friedlich Der stetige Zustrom an neuen Siedlern die zum Teil auch von den verbliebenen slawischen Herrschern angeworben wurden brach erst infolge der Pestepidemien Mitte des 14 Jahrhunderts ab Zu diesem Zeitpunkt waren aber auch die meisten der in Frage kommenden Gebiete bereits besiedelt und ausgebaut Vorgehensweise BearbeitenIn der Zeit Ottos des Grossen war anfanglich geplant dass die Missionierung friedlich ablaufen sollte Eine Missionierung durch Gewalt und eine Taufe durch das Schwert sollten vermieden werden Schnell zeigte sich aber dass diese Missionsarbeit auf keinen fruchtbaren Boden fiel Ein Grund dafur war die Sprachbarriere es existierten nur wenige Texte in slawischer Sprache und die wenigsten Missionare verfugten uber mehr als rudimentare Kenntnisse darin Ebenso hinderlich war das Verhalten vieler deutscher Fursten die nur am eigenen Machtzuwachs und an der Steigerung ihrer Einnahmen interessiert waren In diesem Umfeld wurden die Missionare meist feindselig empfangen einige von ihnen erlitten auch den Martyrertod Nach dem schweren Ruckschlag des Jahres 983 und dem Martyrertod des christlichen Herrschers der Abodriten Gottschalk im Jahr 1066 diktierte zunehmend Gewalt die Missionsarbeit Dies gipfelte 1147 im Wendenkreuzzug Die ursprunglichen Kultstatten wurden meistens zerstort und die neuen christlichen Heiligtumer auf ihren Fundamenten errichtet Bei den ersten Pfarrkirchen der christlichen Neusiedler handelte es sich fast ausschliesslich um Holzkirchen Kirchen aus Stein wurden erst im Laufe des 13 Jahrhunderts in grosserem Umfang errichtet Topographisch betrachtet bildete die Kirche in der Regel die Mitte der Siedlung Um die Uberlegenheit des christlichen Gottes zu demonstrieren wurden in einigen Fallen auch heidnische Gegenstande in die Kirchen eingemauert So wurden die Slawen immer daran erinnert welche Gottheit machtiger war Im Verlaufe des Wendenkreuzzugs wurden die heidnischen Heiligtumer abermals zerstort und die Slawen wurden dazu gezwungen die christliche Lebensweise und Tradition anzunehmen ihre Toten auf Friedhofen zu bestatten und an christlichen Festtagen zur Messe zu erscheinen Mit der militarischen Unterwerfung der slawischen Stamme ostlich der Elbe war der Weg fur die Orden der Zisterzienser und der Pramonstratenser geebnet Diese sorgten durch ihre Missionsarbeit und ihren christlichen Lebenswandel fur die Verankerung des christlichen Glaubens zwischen Elbe und Oder In der Regel versuchten diese religiosen Gemeinschaften ihre erworbenen Gebiete durch das Ansiedeln von Kolonisten zu sichern und auszubauen Fur sie stand am Anfang die Errichtung eines Klosters von dort ging dann der weitere Landesausbau aus Betrachtet man diesen standigen Zustrom an neuen Siedlern muss konstatiert werden dass nicht nur reine Missionsarbeit fur die Christianisierung des Gebiets zwischen Elbe und Oder verantwortlich war sondern vor allem auch der weitreichende hochmittelalterliche Landesausbau durch die furstlichen Territorialherren Literatur BearbeitenHelmut Assing Brandenburg Anhalt und Thuringen im Mittelalter Askanier und Ludowinger beim Aufbau furstlicher Territorialherrschaften Zum 65 Geburtstag des Autors herausgegeben von Tilo Kohn Lutz Partenheimer Uwe Zietmann Bohlau Koln u a 1997 ISBN 3 412 02497 X Helmold von Bosau Slawenchronik 2 verbesserte Auflage Neu ubertragen und erlautert von Heinz Stoob Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1973 ISBN 3 534 00175 3 Dietrich Kurze Slawisches Heidentum und christliche Kirche zwischen Elbe und Oder vom 10 bis zum 12 Jahrhundert In Geraldine Saherwala Felix Escher Red Slawen und Deutsche zwischen Elbe und Oder Vor 1000 Jahren Der Slawenaufstand von 983 Berliner Gesellschaft fur Anthropologie Ethnologie und Urgeschichte Berlin 1983 S 48 68 Herbert Ludat An Elbe und Oder um das Jahr 1000 Skizzen zur Politik des Ottonenreiches und der slavischen Machte in Mitteleuropa Bohlau Koln u a 1971 ISBN 3 412 07271 0 Herbert Ludat Hrsg Slaven und Deutsche im Mittelalter Ausgewahlte Aufsatze zu Fragen ihrer politischen sozialen und kulturellen Beziehungen Mitteldeutsche Forschungen Bd 86 Bohlau Koln u a 1982 ISBN 3 412 01981 X Michael Muller Wille Slawenmission in Mitteleuropa Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz Abhandlungen der Geistes und Sozialwissenschaftlichen Klasse Jg 2006 Nr 1 Steiner Stuttgart 2006 ISBN 3 515 08864 4 Lutz E von Padberg Christianisierung im Mittelalter Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2006 ISBN 3 534 17595 6 Lutz Partenheimer Albrecht der Bar Grunder der Mark Brandenburg und des Furstentums Anhalt Bohlau Koln u a 2001 ISBN 3 412 06301 0 Winfried Schich Hrsg Zisterziensische Wirtschaft und Kulturlandschaft Studien zur Geschichte Kunst und Kultur der Zisterzienser Bd 3 Lukas Berlin 1998 ISBN 3 931836 12 6 Einzelnachweise Bearbeiten Ulrich Waack Kirchenbau und Okonomie Lukas Berlin 2009 S 142 Anm 336 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Christianisierung der Elbslawen amp oldid 223021406