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Die Charlotte war eine Kreuzerfregatte der Kaiserlichen Marine Bis 1884 wahrend der Planung und des Baus wurde das Schiff als Gedeckte Korvette klassifiziert ab 1893 fuhrte man sie als Schulschiff Charlotte SchiffsdatenFlagge Deutsches Reich Deutsches ReichSchiffstyp KreuzerfregatteKlasse EinzelschiffBauwerft Kaiserliche Werft WilhelmshavenBaunummer 8Stapellauf 5 September 1885Indienststellung 1 November 1886Streichung aus dem Schiffsregister 4 November 1914Verbleib 1921 verkauft und als Lagerschiff aufgebrauchtSchiffsmasse und BesatzungLange 83 85 m Lua 76 85 m KWL Breite 14 6 mTiefgang max 6 86 mVerdrangung Konstruktion 3 288 tMaximal 3 763 t Besatzung 495 bis 506 MannMaschinenanlageMaschine 8 Zylinderkessel2 2 Zyl VerbundmaschineMaschinen leistung 3 119 PS 2 294 kW Hochst geschwindigkeit 13 5 kn 25 km h Propeller 1 zweiflugelig 5 35 mTakelung und RiggTakelung VollschiffAnzahl Masten 3Segelflache 2 360 m Ab 1905Takelung BarkAnzahl Masten 3Segelflache 1 580 m Bewaffnung18 Rk 15 cm L 22 1 868 Schuss 2 Sk 8 8 cm L 30 6 Rev 3 7 cm HotchkissBewaffnung ab 19052 Sk 10 5 cm L 35 160 Schuss 16 Sk 8 8 cm L 30 4 Rev 3 7 cm HotchkissSiegelmarke K Marine Kommando S M S Charlotte Inhaltsverzeichnis 1 Bau 2 Technik 2 1 Antriebsanlage 2 2 Bewaffnung 3 Einsatz 4 Verbleib 5 Kommandanten 6 Literatur 7 WeblinksBau BearbeitenAnfang der 1880er Jahre benotigte die Kaiserliche Marine ein neues Schulschiff Die Planungen fur einen Neubau fanden in den Jahren 1881 und 1882 statt Die Kaiserliche Werft Wilhelmshaven streckte am 2 April 1883 den Kiel fur das Schiff Aufgrund von Kurzungen und Verschiebungen von Finanzmitteln durch den Reichstag stand der Neubau jedoch erst am 5 September 1885 zum Stapellauf bereit Die Taufe des Schiffs auf den Namen der preussischen Prinzessin Charlotte sollte deren alterer Bruder Prinz Wilhelm vornehmen Da dieser jedoch verhindert war ubernahm der Chef der Admiralitat Leo von Caprivi den Taufakt Die Charlotte wurde im Herbst 1886 als letztes Segelkriegsschiff mit Maschinenhilfsantrieb der Kaiserlichen Marine fertiggestellt Technik BearbeitenDer Entwurf fur die Charlotte lehnte sich stark an die Kreuzerfregatten der Bismarck Klasse an fiel jedoch etwas grosser als diese aus Das Schiff war uber alles 83 85 m lang und 14 6 m breit Bei einer maximalen Verdrangung von 3 763 t verfugte es uber einen Tiefgang von 6 86 m Die konstruktive Verdrangung lag bei 3 288 t Der Rumpf des Schiffs der als Querspant Bau ausgefuhrt wurde bestand aus Eisen und war in zehn wasserdichte Abteilungen unterteilt Der Maschinenraum besass einen Doppelboden Uber eine Panzerung verfugte die Fregatte nicht Die elektrische Ausrustung wurde von zwei Generatoren gespeist die bei einer Spannung von 67 V eine Leistung von 19 5 kW erzeugten Die Besatzungssollstarke der Charlotte lag ursprunglich bei 20 Offizieren und 486 Mannschaften Die Mannschaftszahl wurde spater auf 475 gesenkt Zur Mannschaft gehorten 50 Seekadetten und 230 Schiffsjungen Antriebsanlage Bearbeiten Die Charlotte war anfangs als Vollschiff getakelt und bezog ihre Antriebsenergie hauptsachlich aus den rund 2 360 m Segelflache Ausserdem verfugte das Schiff uber einen dampfgetriebenen Hilfsantrieb Dieser bestand aus zwei gekuppelten zweizylindrigen Verbunddampfmaschinen die in zwei hintereinander angeordneten Maschinenraumen untergebracht waren Die Maschinen erzeugten maximal 3 119 PSi und wirkten auf eine zweifluglige Schraube mit 5 35 m Durchmesser Diese war ursprunglich heissbar dies wurde 1899 jedoch geandert und die Schraube fest montiert Den notigen Dampf lieferten acht querstehende Zylinderkessel die auf zwei ebenfalls hintereinander angeordnete Kesselraume aufgeteilt waren Die Kessel verfugten uber 16 Feuerungen und einer Gesamtheizflache von 1 064 m Sie erzeugten einen Dampfdruck von 5 atu Die Antriebsanlage verhalf dem Schiff zu einer Geschwindigkeit von maximal 13 5 kn Der an Bord vorhandene Brennstoffvorrat von 528 t Kohle ermoglichte dem Schiff eine Dampfstrecke von 2 300 sm bei einer Marschgeschwindigkeit von 11 kn Im Zuge eines zwischen 1903 und 1905 erfolgten Umbaus auf der Kaiserlichen Werft in Kiel wurde die Charlotte zur Bark umgetakelt Die Segelflache wurde dadurch auf 1 580 m reduziert Ausserdem wurden die Kessel modernisiert ihre Zahl dabei auf sechs verringert Auch eine der beiden Dampfmaschinen wurde ausgebaut Die Antriebsleistung sank auf 1 437 PSi die Hochstgeschwindigkeit auf 11 4 kn Bewaffnung Bearbeiten Die Hauptbewaffnung der Charlotte bestand ursprunglich aus 18 15 cm L 22 Ringkanonen fur die 1 868 Schuss mitgefuhrt wurden Ausserdem waren zwei 8 8 cm L 30 Schnellladekanonen sowie sechs 3 7 cm Revolverkanonen an Bord Bereits 1899 wurden sechs der 15 cm Kanonen von Bord gegeben Wahrend des Umbaus 1903 05 ersetzte man die verbliebenen Ringkanonen durch zwei 10 5 cm L 35 sowie 14 8 8 cm L 30 Schnellladekanonen Die Zahl der Revolverkanonen wurde auf vier reduziert Einsatz BearbeitenDie Charlotte wurde am 1 November 1886 erstmals in Dienst gestellt um bis zum 28 Januar 1887 Probefahrten durchzufuhren Wahrend dieser wurden die guten Seefahigkeiten des Schiffs festgestellt aber auch seine schwierige Manovrierbarkeit Erst am 22 September 1888 wurde die Charlotte fur den aktiven Dienst herangezogen um die Friedrich Carl als Schulschiff abzulosen Das Schiff wurde dem Schulgeschwader zugeteilt das unter dem Kommando von Konteradmiral Friedrich von Hollmann stand Flaggschiff des Geschwaders war die Stosch Die Charlotte nahm 50 Seekadetten und 230 Schiffsjungen an Bord und trat am 29 September ihre erste Ausbildungsreise ins Mittelmeer an Dort nahm das Schiff an der Feier zum 25 jahrigen Thronjubilaum Georgs I teil und besuchte anschliessend mehrere osterreich ungarische italienische und turkische Hafen Die Charlotte war am 16 April 1889 in der Heimat zuruck Kurz darauf wurde das Schulgeschwader aufgelost und die Kreuzerfregatte am 25 April ausser Dienst gestellt nbsp Postkarte zur Aushandigung des Ultimatums wahrend der Luders AffareErst am 22 April 1897 wurde die Charlotte nach einer Grunduberholung wieder aktiviert Nach Ubungen in der Ostsee begleitete das Schiff das Kaiserpaar nach Kronstadt und nahm im August an den Herbstmanovern teil Am 16 September lief die Fregatte zu ihrer zweiten grossen Ausbildungsfahrt aus In Charlotte Amalie traf sie Ende November mit der Stein zusammen Beide Schiffe begaben sich nach Port au Prince wo ein diplomatischer Zwischenfall die Anwesenheit deutscher Kriegsschiffe erforderte Die Charlotte machte am 4 Dezember einen Zwischenstopp in Puerto Plata um den aus Haiti gefluchteten deutschen Gesandten an Bord zu nehmen Zwei Tage spater lagen die Segelschiffe vor Port au Prince Um einem ubergebenen Ultimatum Nachdruck zu verleihen gingen beide in Gefechtsposition und richteten ihre Geschutze auf die drei anwesenden haitianischen Kriegsschiffe das Hafenfort und den Prasidentensitz Doch erst als die haitianischen Schiffe besetzt worden waren gab Prasident Tiresias Simon Sam den deutschen Forderungen nach Die vorsorglich auf zwei HAPAG Dampfer evakuierten Deutschen gingen in der Folge wieder an Land Am 10 Dezember erreichte ein Kreuzer der Vereinigten Staaten den Hafen der im Fall einer Annexion Haitis durch Deutschland gegen die deutschen Schiffe vorgehen sollte Nach Bereinigung des Zwischenfalls konnten diese Port au Prince am 14 Dezember wieder verlassen Die Charlotte trat am 10 Januar 1898 die Heimreise an nachdem die Geier als neuer Stationar eingetroffen war und erreichte am 25 Marz Kiel Am 31 Mai 1898 trat die Charlotte eine Kreuzfahrt in der Ostsee an die aufgrund einer Masernepidemie unter den Kadetten und Schiffsjungen unterbrochen werden musste Nach der erneuten Teilnahme an den Herbstmanovern trat das Schiff am 8 September die Ausbildungsreise an Zunachst wurden mehrere Atlantikinseln angelaufen Im Januar 1899 ging die Charlotte gemeinsam mit der Stosch nach Tanger da Unruhen in Marokko die dortigen deutschen Wirtschaftsinteressen gefahrdeten In der Folge liefen beide Schiffe die franzosischen Hafen Oran Algier und Tunis an Da es zwischen Frankreich und dem Deutschen Reich erstmals seit dem Deutsch Franzosischen Krieg zu einer Annaherung gekommen war sollten die Besuche die Beziehungen weiter verbessern Nach dem Anlaufen spanischer Hafen kehrte die Charlotte am 23 Marz 1899 nach Kiel zuruck wo zunachst die Zahl der 15 cm Geschutze reduziert wurde Dem folgte eine kurze Kreuzfahrt in der Ostsee sowie die Winterreise Diese fuhrte unter anderem nach Rio de Janeiro und Essaouira und war am 23 Marz 1900 beendet nbsp Die Offiziere der Charlotte im Jahr 1898Im Sommer 1900 wurden Reisen in der Ostsee und in norwegische Gewasser unternommen Am 19 September startete die grosse Ausbildungsreise in das Mittelmeer wahrend der unter anderem marokkanische Hafen Alexandria und Korfu angelaufen wurden Am 17 Dezember erhielt die Charlotte den Befehl nach Malaga zu gehen und dort Bergungsarbeiten an der am Vortag gesunkenen Gneisenau vorzunehmen Am 22 Dezember erreichte die Charlotte die spanische Hafenstadt und setzte die von der britischen Devastation begonnenen Arbeiten fort Es wurden die letzten Leichen geborgen und ausserdem geheime Dokumente und Wertgegenstande aus dem Wrack getaucht Nach einer kurzen Unterbrechung aufgrund des Transports des Gesandten fur Marokko nach Tanger konnten die Arbeiten in Malaga bis zum 12 Januar 1901 abgeschlossen werden Die Charlotte besuchte anschliessend italienische Hafen und war am 9 Marz in Kiel zuruck Am 18 April 1901 kam die neue Seekadetten Crew des Jahrganges 1901 und mit ihr auch Prinz Adalbert an Bord der Charlotte Vor den ublichen Fahrten in der Ostsee beteiligte sich das Schiff an den Vermessungsarbeiten im Adlergrund die aufgrund des Auflaufens des Linienschiffs Kaiser Friedrich III notig geworden waren Die am 14 August begonnene Ausbildungsreise fuhrte erneut ins Mittelmeer Dabei wurden unter anderem Piraus Konstantinopel und Triest angelaufen Die Reise endete am 16 Marz 1902 in Kiel nbsp Die Charlotte 1902 wahrend einer Parade in BrunsbuttelNachdem im Fruhsommer 1902 erneut eine Ubungsfahrt in der Ostsee unternommen wurde brach die Charlotte am 12 Juli zur nachsten grossen Ausbildungsreise auf Es wurden hierbei Kronstadt Bilbao und Hafen in Brasilien Uruguay und Westindien angelaufen Schliesslich wurde die Charlotte vor die venezolanische Kuste beordert wo sie zur Ostamerikanischen Kreuzerdivision trat Diese wurde aufgrund von Spannungen zwischen Venezuela und Grossbritannien Italien und dem Deutschen Reich gebildet Die Kreuzerfregatte musste jedoch nicht an Kampfhandlungen teilnehmen sondern diente als Etappenstutzpunkt Sie wurde am 19 Januar 1903 aus der Division entlassen und traf am 23 Marz wieder in Kiel ein Die Charlotte wurde am 2 April ausser Dienst gestellt und an der Kaiserlichen Werft Kiel einer Modernisierung unterzogen wobei die oben beschriebenen Anderungen vorgenommen wurden Die Charlotte wurde am 1 April 1905 erneut als Schulschiff in Dienst gestellt Die erste grosse Ausbildungsreise nach der Modernisierung trat das Schiff am 18 Juli an Sie fuhrte um Schottland herum ins Mittelmeer und wurde am 30 Marz 1906 beendet Die Winterreise 1906 07 hatte das gleiche Seegebiet zum Ziel Die Charlotte nahm wahrend dieser in Malaga an einer Gedenkfeier fur die Gefallenen der Gneisenau teil In den Jahren 1907 08 und 1908 09 waren die westindischen Gewasser das Ziel der Ausbildungsreisen Nach ihrer Ruckkehr nach Kiel wurde die Charlotte am 31 Marz 1909 in Kiel als letztes Segelschulschiff der Kaiserlichen Marine ausser Dienst gestellt Am 26 Mai 1909 folgte ihre Streichung aus der Liste der Kriegsschiffe Die Fregatte wurde fortan als Wohnschiff und Hulk fur das Schiffsjungenschulschiff Konig Wilhelm genutzt Im Oktober 1909 wurden beide Schiffe nach Flensburg Murwik geschleppt Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges brachte uberraschend eine Reaktivierung der Charlotte Nachdem die Konig Wilhelm als Depotschiff auf die Elbe befohlen wurde war die Schiffsjungenausbildung zunachst unterbrochen Bereits nach kurzer Zeit erkannte das Reichsmarineamt jedoch dass die Ausbildung fortgefuhrt werden musste Zu diesem Zweck wurde die Charlotte am 20 Oktober 1914 wieder in Dienst gestellt und in die Liste der Kriegsschiffe aufgenommen Dass ein bereits gestrichenes Schiff erneut in die Liste aufgenommen wurde stellt eine einmalige Begebenheit in der deutschen Marinegeschichte dar Dieser neuerliche Einsatz war jedoch nur kurz Bereits am 4 November wurde die Charlotte wieder ausser Dienst gestellt und endgultig aus der Liste der Kriegsschiffe gestrichen da die Konig Wilhelm wieder fur Ausbildungszwecke in Flensburg Murwik zur Verfugung stand Verbleib BearbeitenDie Charlotte wurde wahrend des Ersten Weltkrieges als Wohn und Lazarettschiff fur die Konig Wilhelm genutzt 1921 wurde die Fregatte nach Hamburg verkauft und der Rumpf dort als Lagerhulk aufgebraucht Kommandanten Bearbeiten1 November 1886 bis 28 Januar 1887 Kapitanleutnant Paul Hofmeier22 September 1888 bis 25 April 1889 Kapitan zur See Ernst von Reiche22 April 1897 bis 12 April 1898 Kapitan zur See August Carl Thiele12 April 1898 bis 31 Marz 1902 Kapitan zur See Friedrich Vullers1 April 1902 bis 2 April 1903 Kapitan zur See Otto Mandt1 April 1905 bis 30 Marz 1906 Kapitan zur See Johannes Meier31 Marz 1906 bis 31 Marz 1908 Kapitan zur See Friedrich Musculus6 April 1908 bis 31 Marz 1909 Kapitan zur See Otto Back20 Oktober bis 4 November 1914 Kapitan zur See Andreas FischerLiteratur BearbeitenErich Groner Dieter Jung Martin Maass Die deutschen Kriegsschiffe 1815 1945 Band 1 Panzerschiffe Linienschiffe Schlachtschiffe Flugzeugtrager Kreuzer Kanonenboote Bernard amp Graefe Verlag Munchen 1982 ISBN 3 7637 4800 8 S 72 Hans H Hildebrand Albert Rohr Hans Otto Steinmetz Die deutschen Kriegsschiffe Biographien ein Spiegel der Marinegeschichte von 1815 bis zur Gegenwart Band 2 Schiffsbiographien von Baden bis Eber Mundus Verlag Ratingen S 174 178 Olaf Rahardt SMS Charlotte Schiff Profile Heft 18 UNITEC Medienvertrieb Stengelheim 2015 Rheder Die militarische Unternehmung S M S S Charlotte und Stein gegen Haiti im Dezember 1897 In Marine Rundschau 41 Jahrgang 1937 S 761 765 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Charlotte Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Normdaten Sachbegriff GND 1078330565 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Charlotte Schiff 1886 amp oldid 238699881