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Caritas Pirckheimer vor 1483 Barbara Pirckheimer 21 Marz 1467 in Eichstatt 19 August 1532 in Nurnberg war Abtissin des Klarissenklosters in Nurnberg und durch ihre humanistische Bildung beruhmt Sie widersetzte sich dem Stadtrat bei dessen Versuchen das Kloster gegen den Willen der Nonnen aufzulosen Unterstutzung erhielt sie dabei von Philipp Melanchthon Albrecht Durer Portrat einer Frau die mit Caritas Pirckheimer identifiziert wird Metropolitan Museum of Art Inhaltsverzeichnis 1 Quellenlage 1 1 Denkwurdigkeiten 1 2 Briefe 2 Leben 2 1 Kindheit 2 2 Erste Klosterjahre 2 3 Caritas Pirckheimer als Abtissin 2 3 1 Klarissenchronik 2 4 Gewissensfreiheit Verzicht auf die Beichte 2 5 Festhalten an den Ordensgelubden 2 6 Offentlicher Druck 2 7 Melanchthons Begegnung mit Caritas Pirckheimer 2 8 Letzte Lebensjahre 2 9 Weiteres Schicksal des Konvents 3 Rezeption 4 Werke 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseQuellenlage BearbeitenDenkwurdigkeiten Bearbeiten Wahrend es uber die Kindheit von Barbara Pirckheimer bis hin zu ihrer Wahl zur Abtissin des Klarissenklosters nur wenig gesicherte Informationen gibt lasst sich ihr Handeln als Abtissin zur Zeit der Reformation in Nurnberg genau nachvollziehen In den Jahren 1524 bis 1528 schrieb sie als kritische Beobachterin alle Ereignisse in Form einer Chronik auf Constantin Hofler der die Handschrift 1852 veroffentlichte gab ihr den Titel Denkwurdigkeiten aus dem Reformationszeitalter 1 In ihren Denkwurdigkeiten die auch einen Teil ihrer Korrespondenz enthalten berichtet sie uber die bewegte Geschichte ihres Klosters in diesen Jahren 2 Sie dokumentieren ihre konfliktreiche Bemuhungen 1524 28 um den Bestand des durch den Ubertritt der Reichsstadt zur Reformation ausserst gefahrdeten Klarissenklosters in Nurnberg 3 nbsp Albrecht Durer Portrat von Willibald Pirckheimer im Alter von 53 JahrenBriefe Bearbeiten Caritas Pirckheimer stand im regen Briefwechsel mit vielen Personlichkeiten ihrer Zeit unter anderem mit ihrem Bruder Willibald Erasmus von Rotterdam Conrad Celtis und Sixtus Tucher Auch ist von ihr ein Brief an den Maler Albrecht Durer uberliefert 4 In den erhaltenen Schreiben an und uber die Abtissin findet besonders ihre Bildung Anerkennung Wichtige Angelegenheiten besprach sie mit ihrem Bruder Willibald Ihre Beziehung stellte jedoch kein einseitiges Verhaltnis dar da auch Caritas ihren Bruder beriet und mit ihm uber theologische Streitpunkte diskutierte Neben Willibald Pirckheimer dem Ratsjuristen und ehemaligen Rektor der Wittenberger Universitat Christoph Scheurl und dem Klosterpfleger Kaspar Nutzel einem Lutheraner erhielt vor allem Sixtus Tucher Propst von St Lorenz zahlreiche Schreiben der Abtissin Er pflegte mit Pirckheimer ein enges freundschaftliches Verhaltnis Daneben stand sie in Kontakt mit den Predigern und Beichtvatern ihres Klosters den Franziskanern Stephan Fridolin um 1430 1498 Autor des Schatzbehalters und Nikolaus Glasberger um 1450 1508 Chronist des Franziskanerordens 2 Leben BearbeitenKindheit Bearbeiten Barbara Pirckheimer wurde am 21 Marz 1467 in Eichstatt als Tochter des Juristen und Diplomaten Johannes Pirckheimer geboren und wuchs in einer Nurnberger Patrizierfamilie auf Ihr Vater war als Rat des Eichstatter Bischofs Wilhelm von Reichenau tatig Ihren Taufnamen Barbara erhielt sie von ihrer gleichnamigen Mutter einer geborenen Loffelholz Diese starb bei der Geburt des dreizehnten Kindes 5 Barbara Pirckheimer war die Alteste in der Geschwisterschar Insgesamt acht Tochter erreichten das Erwachsenenalter jedoch nur ein Sohn Willibald 5 Sechs Tochter traten ebenfalls in ein Klarissen bzw in ein Benediktinerinnenkloster ein 5 nur seine Tochter Juliana heiratete Der Vater verbrachte als Witwer seine letzten Lebensjahre im Barfusserkloster Nurnberg und empfing vier Jahre vor seinem Tod im Jahre 1497 die Priesterweihe Bereits im Alter von zwolf Jahren kam Barbara zu ihrem Grossvater Hans Pirckheimer nach Nurnberg Die zweite Ehefrau des Grossvaters Walburga Pirckheimer die selbst kinderlos war und die unverheiratete Schwester des Grossvaters Katharina Pirckheimer galten als sehr gebildet und unterrichteten Barbara zu Hause bevor sie die Klosterschule besuchte An ihrer Erziehung war auch ihr Grossvater beteiligt ein Ratsherr der sich intensiv mit dem Humanismus befasste Daruber hinaus lehrte er seine Enkelin Latein Zur weiteren Erziehung und zum Unterricht kam Barbara schliesslich in die Klosterschule der Klarissen Dies war kein ungewohnlicher Schritt da die vier Nurnberger Lateinschulen nur Jungen aufnahmen Es ist dokumentiert dass Barbara bereits nach zwei Jahren Unterricht an dieser Schule Latein verstehen und sprechen konnte Doch durfte sie entgegen ihrem Wunsch erst bei Erreichen des Mindestalters 16 Jahre in das Noviziat eintreten Um das Jahr 1483 wurde Barbara als Novizin des Konvents der Klarissen aufgenommen und erhielt zur Einkleidung den Ordensnamen Caritas lateinisch Nachstenliebe 6 nbsp Die Klarakirche in Nurnberg einziger erhaltener Bau des ehemaligen Klarissenklosters heute katholische PfarrkircheErste Klosterjahre Bearbeiten Im Klarakloster lebten vor allem Tochter des Nurnberger Patriziats 3 darunter auch Tanten von Caritas 1491 trat ihre leibliche Schwester Klara in die Gemeinschaft ein und 1513 folgten ihre Nichten Crescentia und Katharina Pirckheimer Caritas Pirckheimer stand jedoch weiterhin im regen Briefwechsel mit Willibald der sie von Zeit zu Zeit am Klausurgitter besuchen durfte Nicht nur er sondern auch seine Freunde die dem humanistischen Kreis angehorten tauschten sich mit ihr aus Zu ihnen zahlte unter anderem Christoph Scheurl der ein Loblied auf die Familie Pirckheimer schrieb Conrad Celtis widmete Caritas seine Herausgabe der Werke der Roswitha von Gandersheim sowie eine lateinische Ode die er 1502 verfasste 7 Ihm ist zu verdanken dass Caritas als klausurierte Nonne zur offentlichen Person wurde verklart zur virgo docta von nationalem Rang 8 Willibald liess Caritas humanistische Bucher fur die Klosterbibliothek zukommen unter anderem auch von Erasmus von Rotterdam die ihr und ihren Mitschwestern die Moglichkeit gaben auch hinter Klostermauern an der aktuellen Diskussion teilzunehmen Unterstutzung erhielten die Klarissen von Anton Tucher der im Jahre 1517 dem Konvent eine Orgel stiftete Musikinstrumente in Kirchen gab es damals nur selten Dieses Jahr kann als Hohepunkt der Klostergeschichte gelten das Kloster hatte einen so guten Ruf dass viele Patrizierfamilien ihm ihre Tochter anvertrauten 9 Caritas Pirckheimer als Abtissin Bearbeiten Caritas Pirckheimer unterrichtete ab 1490 als sogenannte Kindsmeisterin die Klosterschulerinnen 6 ordnete die Klosterbibliothek und ubernahm anschliessend das Amt der Novizenmeisterin 3 bis sie am 20 Dezember 1503 zur Abtissin gewahlt wurde Der Konvent umfasste etwa 60 bis 70 Schwestern Pragend fur ihre Spiritualitat waren die franziskanischen Theologen Heinrich Vigilis und Stephan Fridolin ferner der Austausch mit Sixtus Tucher und die Lekture der Kirchenvater besonders des Hieronymus 3 Caritas wie ihre Schwester Clara waren auch von den Schriften von Erasmus von Rotterdam inspiriert besonders gefallen hatten ihnen die Neuubersetzung des Neuen Testaments 10 Als Abtissin legte Caritas grossen Wert auf die religiose Ausbildung der Nonnen Alle Schwestern erhielten Lateinunterricht Sie sollten die Sprache in der sie beteten verstehen und daruber hinaus die Fahigkeit besitzen die Bibel in der Ubersetzung der Vulgata zu studieren Durch eine umfassende humanistisch gepragte Bildung sollte den Schwestern eine Auseinandersetzung mit ihrem Glauben und als Folge davon eine tiefgehende Frommigkeit ermoglicht werden Des Weiteren verwaltete die Abtissin gemeinsam mit dem Pfleger den Besitz des Klosters Sie fertigte eine Klosterabrechnung fur den Rat an und entschied uber die Verwendung von eingehenden Zinszahlungen Viel Zeit nahm zudem das Verfassen von Briefen oder Dankschreiben fur erhaltene Spenden in Anspruch Schon vor Beginn der Reformation hatte sich die finanzielle Lage des Klosters drastisch verschlechtert Die Ursache hierfur lag in den sinkenden Einnahmen und den extrem gestiegenen Ausgaben Hohe Kosten verursachten die Erweiterung der Klarakirche und die daran anschliessenden Renovierungsarbeiten an den Klostergebauden In einem Schreiben an den Papst schilderte Caritas 1505 die bedrohliche Situation des Konvents und bat deshalb um die Bewilligung eines Ablasses Auf diese Weise wurde auch fur weniger gut bemittelte Nurnberger die keine Stiftungen tatigen konnten ein Anreiz geschaffen einen Beitrag zur Erhaltung des Klosters zu leisten Rom schickte daraufhin die Genehmigung eines Ablassbriefes Die finanzielle Situation des Klaraklosters verschlimmerte sich jedoch erneut als der Rat 1525 beschloss eine Verbrauchssteuer Ungelt auf Bier und Wein zu erheben Weil die Schwestern selbst Bier brauten bekamen sie die Folgen des Erlasses deutlich zu spuren Das Fortbestehen des Klarissenklosters war grundsatzlich in Frage gestellt als in Nurnberg 1525 die Reformation eingefuhrt wurde Alle Kloster Nurnbergs sollten geschlossen werden Zwar konnte das Klarakloster zunachst weiter bestehen Der Rat untersagte aber die Neuaufnahme von Schwestern und uberwachte die Befolgung dieses Verbots Klarissenchronik Bearbeiten Die Schwestern des Nurnberger Klarissenordens begannen um 1500 die Geschichte ihres Ordens und ihrer Gemeinschaft schriftlich festzuhalten Hierbei nahm Caritas Pirckheimer eine leitende Rolle ein und es bestand eine enge Zusammenarbeit mit dem Franziskanerbruder Nikolaus Glassberger Die Nurnberger Klarissenchronik 11 hat sich in drei Fassungen von der Konzeption uber die Korrektur bis zur Endfassung erhalten 12 Gewissensfreiheit Verzicht auf die Beichte Bearbeiten Nach dem Nurnberger Religionsgesprach vom 3 bis 14 Marz 1525 wandte sich Nurnberg der lutherischen Lehre zu Nur funf Tage spater erschienen zwei Ratsherren mit der Nachricht dass es den bisherigen Beichtvatern und Predigern die dem Franziskanerorden angehorten nicht langer gestattet sei ihre Amter auszuuben Mit den Barfussermonchen war das Klarakloster bereits seit mehr als 250 Jahren verbunden Sie brachten gegenreformatorische Schriften mit die Caritas als Tischlesung auswahlte und anschliessend in der Stadt verbreitete Der Rat hatte beschlossen dass nur noch lutherisch gesinnte Geistliche predigen durften um so die Schwestern von der neuen Lehre zu uberzeugen Die Abtissin zahlte insgesamt 111 Predigten von Andreas Osiander mit dem sie zuletzt eine vierstundige Diskussion gefuhrt hatte Caritas wehrte sich im Auftrag aller Mitschwestern gegen den Beschluss des Rates Sie entgegnete dass es niemals Beschwerden uber die Franziskaner gegeben hatte und dass ihre Ordensregel vorsehe nur von Ordenspriestern seelsorgerisch betreut zu werden Die Ratsherren bestanden auf Umsetzung des Beschlusses doch die Schwestern verzichteten ganz auf die Beichte um sich keinen Beichtvater vorschreiben zu lassen Die Abtissin appellierte an die Freiheit des Gewissens und daran dass niemand zur Beichte gezwungen werden konne Caritas stellte ihre Position in ihren Denkwurdigkeiten wie folgt dar Es ware uns lieber und nutzlicher Ihr schicket einen Henker in unser Kloster der uns allen die Kopfe abschluge als dass Ihr uns einen vollen trunkenen unkeuschen Pfaffen zuschickt Man notigt keinen Dienstboten noch einen Bettler dass er beichten muss wo seine Herrschaft will Wir waren armer als arm sollten wir denen beichten die selber keinen Glauben an die Beichte haben sollten wir das hochwurdige Sakrament von denen empfangen die so abscheulichen Missbrauch damit treiben dass es eine Schande ist davon zu horen sollten wir denen gehorsam sein die weder dem Papst dem Bischof dem Kaiser noch der ganzen heiligen christlichen Kirche gehorsam sind Sollten sie auch den schonen gottlichen Dienst abschaffen und nach ihren Kopfen andern so wollte ich lieber tot als lebendig sein Aufgrund der Einfuhrung der Reformation in Nurnberg mussten die Nonnen die Heilige Messe das Busssakrament und die Sterbesakramente entbehren Trotzdem versuchte die Abtissin das geistliche Leben fortzufuhren Die Nurnbergerin Ursula Tetzel wandte sich bald darauf an den Stadtrat und beantragte ihre Tochter Margaret aus dem Klarissenkloster holen zu durfen Sie wolle sie zuhause im Evangelium unterrichten und ihr dann die Wahl lassen ob sie wieder ins Kloster zuruckkehren wolle oder aber nicht Caritas Pirckheimer legte daraufhin in einer Bittschrift an den Stadtrat dar dass Margaret Tetzel im Kloster zu bleiben wunsche und das Klosterleben im Ubrigen dem Vorbild der Urgemeinde folge also mit dem Evangelium in Einklang sei 13 Dominicus Schleupner Prediger von St Sebald schlug dem Rat vor Caritas zum Verlassen der Stadt aufzufordern Ihm missfiel der rege Briefwechsel den sie sowohl mit Geistlichen als auch mit anderen Konventen fuhrte Wenn es aber dem Magistrat gelingen wurde sie von der neuen Lehre zu uberzeugen wurde sich nicht nur das Klarakloster der Reformation anschliessen sondern auch gleichzeitig andere Konvente Es war namlich bekannt dass sich viele der umliegenden Kloster Beistand suchend an Caritas wandten und ihre Meinung schatzten Deshalb blieb der Rat mit seiner Uberzeugungsarbeit hartnackig Festhalten an den Ordensgelubden Bearbeiten In der Pfingstwoche des Jahres 1525 erging erneut ein Beschluss des Rates an die Nurnberger Kloster der folgende funf Forderungen 14 beinhaltete Die Abtissin solle alle Schwestern von ihren Ordensgelubden entbinden Jeder Schwester solle es freistehen das Kloster zu verlassen und den Familienangehorigen ihre Tochter aus dem Kloster zu nehmen Der Rat verpflichtete sich fur den Lebensunterhalt der Ausgetretenen zu sorgen Statt des Habits sollte burgerliche Kleidung getragen werden Der Rat sollte eine Aufstellung uber alle Einkunfte Besitztumer und sonstigen Wertgegenstande des Konvents erhalten Schliesslich sollten die bisherigen mit schwarzem Stoff abgedeckten Redefenster am Klausurgitter ausgetauscht werden damit der Besucher sicher sein konnte dass das Gesprach von keiner anderen Person belauscht wurde Solange die Anliegen des Magistrats weltliche Dinge betrafen zeigte sich Caritas kompromissbereit Bei geistlichen Fragen hingegen zogerte sie nicht gegebenenfalls zu widersprechen Allerdings wollte Caritas nicht prinzipiell den Gehorsam gegenuber dem Magistrat anfechten Die Abtissin besprach zunachst die Lage mit jeder einzelnen Schwester und erbat deren Meinung Anschliessend protestierte sie gegen die Abschaffung des Redefensters da sie hierin eine schrittweise Offnung der Klausur sah sowie gegen die Aufhebung der Gelubde Caritas betonte dass die Nonnen nicht ihr sondern Gott ein Versprechen abgegeben hatten Nur eine der Schwestern Anna Schwarz verliess den Konvent freiwillig Sie sympathisierte mit den reformatorischen Gedanken Es existiert eine Quittung auf der sie am 10 Marz 1528 bescheinigte dass sie ihre Mitgift zuruckerhalten hatte Bis zum Aussterben des Konvents blieb sie die einzige Nonne die diesen Schritt tat Offentlicher Druck Bearbeiten In der Nurnberger Bevolkerung gab es in den Reformationsjahren eine negative Einstellung gegenuber Klostern Man warf Ordensleuten pauschal moralische Verfehlungen und Unkenntnis der Bibel vor Auch das Klarakloster geriet dank dieser Verallgemeinerung in Verruf obwohl in diesem Konvent bisher keinerlei Ubertretungen der Regel bekannt waren und die Klarissen die Bibel studiert hatten Es kam zu Ausschreitungen Beispielsweise warfen einige Burger Steine uber den Lettner in den Chorraum der KlaraKirche wahrend die Klarissen ihr Stundengebet hielten 15 Caritas wehrte sich gegen die Verleumdungen und Drohungen Ihre Mitschwestern ermutigte sie ihre Gelubde zu halten auch wenn die Gottesdienste gestort der Friedhof verwustet und Kirchenfenster eingeworfen wurden Die Situation eskalierte schliesslich am Tag vor Fronleichnam 1525 als Margaret Tetzel Katharina Ebner und Klara Nutzel gewaltsam von ihren Muttern aus dem Konvent verschleppt wurden nachdem die Tochter in vorangegangenen Versuchen nicht zu einem freiwilligen Verlassen des Klaraklosters zu bewegen waren 16 Der Rat stellte sich hinter die Mutter und schritt nicht ein Die Frauen sahen sich im Recht und beriefen sich auf den Gehorsam den Kinder ihren Eltern gegenuber schuldig seien Alle verbalen Angriffe seitens der Mutter vermochten die Tochter mit Bibelstellen zu widerlegen Caritas blieb jedoch nichts anderes ubrig als sie freizugeben da ihr die Raumung des Klosters notfalls mit Gewalt angedroht wurde Melanchthons Begegnung mit Caritas Pirckheimer Bearbeiten Willibald Pirckheimer wandte sich im Fruhjahr 1525 mit einem nur noch fragmentarisch erhaltenen Brief an Melanchthon und bat ihn zugunsten der Nurnberger Klarissen zu intervenieren 17 Dabei gab Pirckheimer zu erkennen dass er selbst dem Klosterleben kritisch gegenuberstehe das zwei seiner Tochter als Lebensform gewahlt hatten 18 Im November dieses Jahres sollte Melanchthon Nurnberg besuchen um ein neues Gymnasium aufzubauen und einzuweihen Caritas Pirckheimer bat Kaspar Nutzel einen Besuch Melanchthons im Klarissenkloster zu arrangieren was auch realisiert wurde 18 Caritas Pirckheimer berichtete in den Denkwurdigkeiten uber den Ablauf dieses Gesprachs Sie zeigte sich mit der reformatorischen Theologie vertraut und betonte insbesondere die Klarissen verliessen sich nicht auf ihre eigenen Werke sondern auf die Gnade Gottes Im Unterschied zu Melanchthon hielt sie daran fest dass Klostergelubde ewig bindend seien Das Gesprach endete freundschaftlich 17 Gegenuber dem Rat der Stadt Nurnberg kritisierte Melanchthon den Entzug der Beichtvater und die Entfuhrung dreier Klarissinnen aus dem Kloster gegen deren eigenen Willen 18 Melanchthon sprach den Eltern das Recht ab eine Ordensfrau zu zwingen den Konvent zu verlassen Des Weiteren sei es nicht im Sinne Luthers die Kloster zu zerstoren Aufgrund von Melanchthons Intervention sah der Stadtrat davon ab weiterhin gewaltsam gegen das Klarakloster vorzugehen Letzte Lebensjahre Bearbeiten nbsp Nonnenfriedhof hinter der Kirche links mit Tafel das ehemalige Grab von Caritas Pirckheimer nbsp Aktuelle Grabstatte von Caritas Pirckheimer im Chor der KlarakircheIm Jahre 1529 feierte Pirckheimer das 25 jahriges Jubilaum ihrer Weihe zur Abtissin und das 50 jahrige Jubilaum ihrer Profess Katharina Pirckheimer ihre Nichte berichtete ihrem Vater Willibald in einem Brief ausfuhrlich uber den Verlauf der Feierlichkeiten Er selbst liess ein Fass Wein und sein Silbergeschirr in das Kloster bringen Auch Juliana Geuderin Caritas einzige verheiratete Schwester stiftete Forellen und Sussigkeiten zum Ehrentag Die Gaben die der Konvent zur Feier erhielt zeigen dass Caritas einen engen Kontakt zu ihrer Familie aufrechterhielt Caritas schlug das Hackbrett und alte wie junge Schwestern tanzten Dies bezeugt wie stark sich der Konvent verbunden fuhlte und sich eine lebensfrohe Atmosphare innerhalb der Klostermauern bewahren konnte Dazu leistete Caritas aufgrund ihrer Personlichkeit einen wesentlichen Beitrag Abgesehen von den Feierlichkeiten wurde auch davon berichtet dass die Abtissin mit gesundheitlichen Beschwerden zu kampfen hatte Bereits ein Jahr spater im Jahr 1530 verstarb ihr Bruder Willibald Caritas folgte ihm am 19 August 1532 Sie wurde 65 Jahre alt Die genaue Todesursache ist nicht bekannt jedoch existieren Berichte wonach sie schon seit einiger Zeit an einem schmerzhaften Steinleiden und an Gicht litt Caritas Pirkheimer wurde auf dem Nonnenfriedhof hinter der Kirche beigesetzt und ihr Grab konnte 1959 dort lokalisiert werden 1960 bettete man ihre sterblichen Uberreste in den Chor der ehemaligen Klosterkirche St Klara um Weiteres Schicksal des Konvents Bearbeiten Ihr Amt ubernahm ihre leibliche Schwester Clara Zuletzt stand Caritas Nichte Katharina Pirckheimer dem Konvent als Abtissin vor Die Nachfolgerinnen versuchten sich weiterhin gegen die Beschlusse des Rates zu wehren jedoch ohne Erfolg 1596 verstarb schliesslich die letzte Klarissin in Nurnberg Caritas konnte zwar langfristig betrachtet die Vernichtung des Klaraklosters nicht verhindern aber sie erreichte zumindest dass der Konvent bis zum Tod der letzten Klarissin bestehen blieb und niemals freiwillig an den Rat ubergeben wurde Rezeption BearbeitenDie Akademie Caritas Pirckheimer Haus in Nurnberg ist eine erzbischofliche Stiftung die sich im Sinne der Namenspatronin zum Ziel setzt das personliche Gewissen zu starken um sich den Fragen der Zeit im offenen Dialog zu stellen und die Antworten zur Gestaltung von Kirche und Gesellschaft einzubringen 19 Das Caritas Pirckheimer Haus eine Wohnanlage fur Senioren in Eichstatt tragt ihren Namen Leo Weismantel nahm Caritas Pirckheimers Biographie zur Grundlage seiner Erzahlung Die Letzten von Sankt Klaren 1940 Werke BearbeitenDie Edition von Josef Pfanner und August Syndikus umfasst die Originaltexte der Abtissin die teils in fruhneuhochdeutscher teils in lateinischer Sprache verfasst sind Sie besteht aus vier Banden Band 1 Das Gebetbuch der Caritas Pirckheimer 1961 20 Band 2 Die Denkwurdigkeiten der Caritas Pirckheimer 1962 Band 3 Briefe von an und uber Caritas Pirckheimer 1967 Band 4 Das Grab der Caritas Pirckheimer 1961 Georg Deichstetter Hrsg Die Denkwurdigkeiten der Abtissin Caritas Pirckheimer des St Klara Klosters zu Nurnberg Ubertragen von Benedicta Schrott St Ottilien 1983 Georg Deichstetter Hrsg Briefe der Abtissin Caritas Pirckheimer des St Klara Klosters zu Nurnberg Ubertragen von Benedicta Schrott St Ottilien 1984 Constantin von Hofler Hrsg Denkwurdigkeiten aus dem Reformationszeitalter Bamberg 1852 Google Book AuszugeLiteratur BearbeitenAnne Bezzel Caritas Pirckheimer Abtissin und Humanistin Kleine Bayerische Biografien Regensburg 2016 Georg Deichstetter Hrsg Caritas Pirckheimer Ordensfrau und Humanistin ein Vorbild fur die Okumene Festschrift zum 450 Todestag Koln 1982 Claudio Ettl Siegfried Grillmeyer Doris Katheder Hrsg Caritas Pirckheimer und ihr Haus Gedanken zum 550 Jubilaum Edition cph Band 4 Wurzburg 2017 Ursula Hess Oratrix humilis Die Frau als Briefpartnerin von Humanisten am Beispiel der Caritas Pirckheimer in Franz J Worstbrock Hrsg Der Brief im Zeitalter der Renaissance Mitteilung der Kommission fur Humanismusforschung 9 Weinheim 1983 Martin H Jung Philipp Melanchthon und seine Zeit Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2010 ISBN 978 3 525 55006 9 Gerta Krabbel Caritas Pirckheimer Ein Lebensbild aus der Zeit der Reformation Katholisches Leben und Kirchenreform im Zeitalter der Glaubensspaltung Heft 7 Munster 1982 Lotte Kurras Franz Machilek Caritas Pirckheimer 1467 1532 Eine Ausstellung der Katholischen Stadtkirche Nurnberg Kaiserburg Nurnberg 26 Juni 8 August 1982 Prestel Munchen 1982 ISBN 3 7913 0619 7 Harald Muller Habit und Habitus Monche und Humanisten im Dialog Mohr Siebeck Tubingen 2006 ISBN 978 3 16 149123 8 Karl Schlemmer Caritas Pirckheimer Die frommen Nurnberger und die Abtissin von St Klara Nurnberg als religiose Stadt in der Lebenszeit der Caritas Pirckheimer 1467 1532 Munsterschwarzach 1982 Wolfgang Wust Zum Aussterben verdammt Institutionelle und mentale Krisenbewaltigung in suddeutschen Klostern und Stiften im Reformationszeitalter in Mareike Menne Michael Strohmer Hrsg Total Regional Studien zur fruhneuzeitlichen Sozial und Wirtschaftsgeschichte Festschrift fur Frank Gottmann zum 65 Geburtstag Regensburg 2011 S 71 86 Wolfgang Wust Caritas Pirckheimer 1467 1532 Die streitbare und intellektuelle Gegnerin der Nurnberger Reformation in Thomas Schauerte Hrsg Neuer Geist und neuer Glaube Durer als Zeitzeuge der Reformation Katalog zur Ausstellung der Stadt Nurnberg im Albrecht Durer Haus vom 30 Juni 4 Oktober 2017 Schriftenreihe der Museen der Stadt Nurnberg 14 Petersberg 2017 S 52 65 206 216 ISBN 978 3 7319 0580 6 Sonja Domrose Caritas Pirckheimer Eine Abtissin im Widerstand In Sonja Domrose Frauen der Reformationszeit Gottingen 2017 101 114 ISBN 978 3 525 55286 5 Andrea Christman Autorinnen der Fruhen Neuzeit Katharina Schutz Zell und Caritas Pirckheimer Dissertation Mannheim 2004Nachschlagewerke Ludwig Geiger Pirckheimer Charitas In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 26 Duncker amp Humblot Leipzig 1888 S 817 819 Gabriele Lautenschlager Pirckheimer Pirkheimer Caritas In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 7 Bautz Herzberg 1994 ISBN 3 88309 048 4 Sp 626 628 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Bernhard Ebneth Pir c kheimer Caritas Taufname Barbara In Neue Deutsche Biographie NDB Band 20 Duncker amp Humblot Berlin 2001 ISBN 3 428 00201 6 S 474 f Digitalisat Pirckheimer Caritas OSCI In Verfasserlexikon Band VII Sp 697 ff Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Caritas Pirckheimer Sammlung von Bildern Caritas Pirckheimer im Repertorium Geschichtsquellen des deutschen Mittelalters Selbstzeugnisse im deutschsprachigen Raum Digitalisat der Denkwurdigkeiten Handschriften Einzelnachweise Bearbeiten Caritas Pirckheimer Denkwurdigkeiten aus dem Reformationszeitalter herausgegeben von Constantin von Hofler Bamberg 1852 Google Book Auszuge a b Michael Diefenbacher Es geschah vor 550 Jahren Marz 2017 von Stadtarchiv Nurnberg a b c d Bernhard Ebneth Pir c kheimer Caritas 2001 Moriz Hausing Hrsg Durers Briefe Tagebucher und Reime 1872 Wien 1872 S 189 a b c Sonja Domrose Frauen der Reformationszeit 2017 S 101 a b Sonja Domrose Frauen der Reformationszeit 2017 S 102 Briefe von an und uber Caritas Prickheimer aus den Jahren 1498 1530 Caritas Pirckheimer Quellensammlung 3 Heft hrsg von Josef Pfanner Landshut 1966 S 85 Harald Moller Habit und Habitus 2006 S 318 319 Sonja Domrose Frauen der Reformationszeit 2017 S 104 Pirckheimer Charitas Der hochberuhmten Charitas Pirkheimer Aebtissin von S Clara zu Nurnberg Denkwurdigkeiten aus dem Reformationszeitalter aus den Originalhandschriften zum ersten Male herausgegeben und mit einem urkundlichen Commentare versehen Vol 4 Reindl 1853 S 58 Chronik von St Klara in Nurnberg Lena Vosding Nurnberger Klarissenchronik Quellen und Forschungen zur Geschichte und Kultur der Stadt Nurnberg Band 37 Sonja Domrose Frauen der Reformationszeit 2017 S 108 Sonja Domrose Frauen der Reformationszeit 2017 S 109 Martin H Jung Philipp Melanchthon und seine Zeit 2010 S 41 Sonja Domrose Frauen der Reformationszeit 2017 S 109 111 a b Sonja Domrose Frauen der Reformationszeit 2017 S 111 a b c Martin H Jung Philipp Melanchthon und seine Zeit 2010 S 42 Historie und Auftrag In CPH Nurnberg Abgerufen am 28 Mai 2018 Aus dem Gebetbuch der Abtissin Caritas Pirckheimer an St Claren zu Nurnberg 1467 1532 veroffentlicht 1959 Original Stadtarchiv Nurnberg E 29 VI Nr 2898Normdaten Person GND 118594591 lobid OGND AKS LCCN n83225518 VIAF 41848634 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Pirckheimer CaritasALTERNATIVNAMEN Pirckheimer Charitas Pirkheimer Caritas Pirckheimer BarbaraKURZBESCHREIBUNG Abtissin des Nurnberger KlaraklostersGEBURTSDATUM 21 Marz 1467GEBURTSORT EichstattSTERBEDATUM 19 August 1532STERBEORT Nurnberg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Caritas Pirckheimer amp oldid 237443126