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Christoph II Scheurl 11 November 1481 in Nurnberg 14 Juni 1542 ebenda war ein deutscher Jurist und Kirchenrechtler Diplomat und Humanist 1507 bis 1511 war er Professor und Rektor der Universitat Wittenberg danach Ratskonsulent der Reichsstadt Nurnberg Er erlangte Bedeutung als Vermittler wahrend der Reformation Lucas Cranach der Altere Bildnis des Christoph Scheurl als Rektor der Universitat Wittenberg im Alter von 28 Jahren dat 1509 Germanisches Nationalmuseum Nurnberg Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke Auswahl 2 1 Quelleneditionen 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Siehe auch 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben Bearbeiten nbsp Albrecht Durer Das Wappen der Scheurl und Tucher Allianzwappen der Eltern Scheurls fur diesen als Kupferstich gefertigt um 1512Geboren wurde Christoph als Sohn des von Breslau nach Nurnberg zugewanderten Kaufmanns und Mitglieds des Grossen Rats Christoph I Scheurl 1457 1519 und dessen Frau Helena geb Tucher aus dem Nurnberger Patriziat Der Vater baute eine grosse europaweit agierende Handelsfirma auf und engagierte sich auch als Montanunternehmer Die Familie bewohnte das 1485 erworbene Haus in der Burgstrasse 10 unterhalb der Kaiserburg 1491 wurde Konig Maximilian im Scheurl schen Haus bewirtet 1522 und 1523 weilte auch Konig Ferdinand im Scheurlbergerhaus 1 Scheurl erhielt zunachst eine sorgfaltige Erziehung durch Privatlehrer in seinem Elternhaus So war er ein Privatschuler des Coburger Rechenmeisters Leonhard Vogel Zu einem Studium der Rechtswissenschaft bestimmt bezog er im Marz 1496 die Universitat Heidelberg und wechselte zwei Jahre spater an die Universitat Bologna Dort erlangte der Humanismus entscheidenden Einfluss auf seine Entwicklung 2 In Rom empfing er auch die Weihe als Kleriker wohl als Ostiarius die unterste der vier Niederen Weihen Sein Studium wurde durch den Umstand erschwert dass sein Vater 1500 einen grossen Teil seines Vermogens verlor Durch die Tuchers seine Verwandten mutterlicherseits unterstutzt konnte er seine Studien fortsetzen und am 23 Dezember 1506 zum Doktor des kanonischen und weltlichen Rechts promovieren Mit Unterstutzung Johanns von Staupitz wurde Scheurl an den Kurfursten Friedrich den Weisen vermittelt der ihn im Fruhjahr 1507 als Professor an der Universitat Wittenberg verpflichtete Scheurl nahm am 13 April 1507 seine Vorlesungen auf und lehrte Kanonisches Recht und die Humanas Literas gleich zum 1 Mai desselben Jahres ubernahm er das Rektorat der Akademie Er erwarb eine umfangreiche Bibliothek Einen Teil seiner Bibliothek bewahrt heute die Scheurlsche Familienstiftung in der Freiherr von Scheurl sche Bibliothek 3 In seinem Bemuhen das Niveau der Hochschule zu heben entwarf er neue Statuten nach dem Vorbild der Universitat in Bologna Seine Bemuhungen fruchteten und zogen weitere humanistische Lehrkrafte nach Wittenberg was auch mit einer Zunahme interessierter Studenten verbunden war Im September 1511 holte Staupitz auch seinen Schuler Martin Luther als Doktorand an die von Scheurl geleitete Universitat 1508 wurde er zum herzoglich sachsischen Rat und Beisitzer des herzoglich sachsischen Gerichts in Leipzig und Altenburg ernannt Obwohl Kurfurst Friedrich der Weise ihn gern in Wittenberg gehalten hatte folgte Scheurl im Dezember 1511 einem Ruf nach Nurnberg wo er am 5 April 1512 als Ratskonsulent vereidigt wurde Als solcher war er in diplomatischen Missionen im Auftrag des Nurnberger Rates aktiv So reiste er 1519 nach Aragon um dem neugewahlten Konig Karl V die Gluckwunsche der Stadt Nurnberg zu uberbringen 1519 wechselte er in den Laienstand und heiratete Katharina Futterer die aus einer bekannten Grosskaufmannsfamilie stammte die seit 1501 zum Nurnberger Patriziat gehorte Mit ihr hatte er die Sohne Georg geb 1532 und Christoph geb 1535 3 1522 zahlte er zu den Gesandten die mit Erzherzog Ferdinand uber die Turkenhilfe in Wien verhandelten 1523 war er wegen der Nurnberger Beschwerden gegen den Reichsabschied erneut am kaiserlichen Hof Reformationsgeschichtliche Bedeutung erlangte Scheurl durch die Vermittlung zwischen Johannes Eck und Martin Luther sowie die Versendung der 95 Thesen Luthers an diverse Kollegen Zunachst lehnte Scheurl die Reformation nicht grundsatzlich ab so stellte er sich insbesondere im von ihm geleiteten Nurnberger Religionsgesprach 1525 auf die Seite der evangelischen Prediger Er unterhielt sowohl rege Korrespondenz zu den Reformatoren vor allem zu Martin Luther und Philipp Melanchthon wie auch zur katholischen Seite z B zu Johannes Eck und zur Abtissin Caritas Pirckheimer sowie zu Humanisten wie deren Bruder Willibald Pirckheimer oder Konrad Peutinger Seine Stellung zwischen den Religionsparteien trug ihm von Seiten Melanchthons und anderer Reformatoren aber auch von Pirckheimer den Vorwurf der Heuchelei und Doppelzungigkeit ein Er selbst betonte jedoch an der Einheit der Kirche interessiert zu sein 4 Nach dem Streit mit Melanchthon brach Scheurl seine Kontakte zu den Reformatoren ab und wechselte nach dem Reichstag von Augsburg 1530 endgultig auf die Seite des katholischen Renaissance Humanismus etwa eines Erasmus von Rotterdam 5 Scheurl pragte auch den Begriff Patrizier fur die stadtische Fuhrungsschicht welche bis dahin nur die Geschlechter genannt wurden In seinem von Staupitz beauftragten lateinischen Abriss der Nurnberger Verfassung der Epistel von 1516 6 bezeichnete Scheurl die Nurnberger ratsfahigen Geschlechter in Analogie zu romischen Verfassungszustanden dem romisch antiken Patriziat als patricii die dann in der zeitgenossischen Ruckubersetzung zum Patriziat wurden 7 Das Wort setzte sich in dieser Verwendung jedoch erst im Laufe des 17 und 18 Jahrhunderts allgemein durch 8 Seine letzte Ruhe fand Scheurl auf dem Nurnberger St Johannisfriedhof In seinem umfangreichen Testament das zahlreiche Legate fur wohltatige Zwecke enthalt traf er auch Bestimmungen fur den dauerhaften Erhalt seiner Buchersammlung Neben seinen Briefen hat Scheurl ein vielfaltiges Werk an geschichtlichen theologischen und autobiographischen Texten hinterlassen Auch Ubersetzungen Anthologien und zahlreiche Reden von ihm sind erhalten Werke Auswahl BearbeitenDe rebus gestis Alberti Ducis Saxioniae De Vita Ant Cressenis Tractatus de sacerdorum amp ecclesiasticarum rerum praestantia Leipzig 1511 Lib De laudibus Germaniae amp Ducum Saxoniae Leipzig 1508 Epist Ad Charit Pirckhameram Nurnberg 1513 Brief an Caritas Pirckheimer Epist Ad Staupitium de statu sive regimine reipubl Noricae 1516 Epist Ad Petr Bernstein 1580 Quelleneditionen Bearbeiten Franz von Soden Joachim Karl Friedrich Knaake Hrsg Briefbuch Briefe 1505 1516 Ein Beitrag zur Geschichte der Reformation und ihrer Zeit Band 1 Baumler Potsdam 1867 mdz nbn resolving de Franz von Soden Joachim Karl Friedrich Knaake Hrsg Briefbuch Briefe 1517 1540 Ein Beitrag zur Geschichte der Reformation und ihrer Zeit Band 2 Baumler Potsdam 1872 bavarikon de nbsp Fayence Teller aus dem Besitz des Christoph II Scheurl mit Ehewappen Scheurl Futterer von 1532 nbsp Fayence Kanne nbsp Exlibris mit Wappen der Eltern Scheurl Tucher Lucas Cranach der Altere nbsp Exlibris mit Christoph Scheurl und seinen Sohnen Lucas Cranach der Jungere nbsp Exlibris von Wolf Traut nbsp Scheurl und der Hl Hieronymus auf einem Kupferstich von Erhard Schon in der Druckausgabe seines Briefs an Caritas Pirckheimer 1515 Siehe auch BearbeitenScheurl von Defersdorf Freiherr von Scheurl sche Bibliothek Geschichte der Stadt NurnbergLiteratur BearbeitenFranz von Soden Christoph Scheurl der Zweite und sein Wohnhaus in Nurnberg ein biographisch historischer Beitrag zur Reformation und zu den Sitten des 16ten Jahrhunderts Baumler Nurnberg 1837 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Franz Fuchs Scheurl Schewrllius Scheuerleyn Christoph II In Franz Josef Worstbrock Hrsg Deutscher Humanismus 1480 1520 Verfasserlexikon Band 2 De Gruyter Berlin Boston 2013 ISBN 978 3 11 033395 4 Sp 840 877 Heinz Kathe Die Wittenberger Philosophische Fakultat 1502 1817 Mitteldeutsche Forschungen Band 117 Bohlau Koln Weimar Wien 2002 ISBN 3 412 04402 4 Walter Friedensburg Geschichte der Universitat Wittenberg Max Niemeyer Halle Saale 1917 Irene Dingel und Gunther Wartenberg Die Theologische Fakultat Wittenberg 1502 bis 1602 Leipzig 2002 ISBN 3 374 02019 4 Ernst Mummenhoff Scheurl Christoph In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 31 Duncker amp Humblot Leipzig 1890 S 145 154 berichtigt Christoph Stumpf Scheurl Christoph In Neue Deutsche Biographie NDB Band 22 Duncker amp Humblot Berlin 2005 ISBN 3 428 11203 2 S 715 f Digitalisat Felix Edmund Streit Christoph Scheurl der Ratskonsulent von Nurnberg und seine Stellung zur Reformation Neupert Plauen 1908 Scheurlius oder Scheurl Christoph In Johann Heinrich Zedler Grosses vollstandiges Universal Lexicon Aller Wissenschafften und Kunste Band 34 Leipzig 1742 Sp 1372 f Scheurl Christoph In Heinz Scheible Hrsg Melanchthons Briefwechsel Band 15 Personen S Stuttgart Bad Cannstatt 2021 S 151 153 Siehe auch BearbeitenScheurl von Defersdorf Freiherr von Scheurl sche Bibliothek Geschichte der Stadt Nurnberg Phillip Norton Bebb Christoph Scheurl s role as legal advisor to the Nuernberg city council 1512 to 1525 Ohio State University 1971 ohiolink edu Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Christoph Scheurl Quellen und Volltexte Christoph Scheurl in Marburger Repertorium zur Ubersetzungsliteratur im deutschen Fruhhumanismus Ausgewahlte Werke Scheurls in deutscher Sprache online verfugbar In Christoph Scheurl Website der Universitat WittenbergEinzelnachweise Bearbeiten Helmut Walther Das Nurnberger Kaiserstubchen Zur Geschichte des Hauses Burgstr 10 Juli 2017 Franz Fuchs Antonia Landois Buchbesitz eines deutschen Studenten in Italien Christoph Scheurls Index librorum vom 1 Januar 1504 mit Edition In Mitteilungen des Vereins fur Geschichte der Stadt Nurnberg Band 107 Neustadt Aisch 2020 S 175 230 a b Exlibris des Nurnberger Ratskonsulenten Christoph II Scheurl Christoph Scheurl mit seinen zwei Sohnen vor einem Kruzifix kniend Germanisches Nationalmuseum P1176 Christoph Scheurl an M in Wittenberg Nurnberg 1 April 1520 In Melanchthons Briefwechsel Regesten online Abgerufen am 5 Mai 2023 Stumpf Christoph A Scheurl Christoph in Neue Deutsche Biographie 22 2005 S 715 716 Anhang A Christoph Scheurl s Epistel uber die Verfassung der Reichsstadt Nurnberg 1516 Entstehungsgeschichte der Epistel auch in Eberhard Isenmann Gelehrte Juristen und das Prozessgeschehen in Deutschland im 15 Jahrhundert In Franz Josef Arlinghaus Ingrid Baumgartner Vincenzo Colli Hrsg Praxis der Gerichtsbarkeit in europaischen Stadten des Spatmittelalters Rechtsprechung Band 23 Klostermann Frankfurt am Main 2006 ISBN 3 465 04007 4 S 305 417 hier S 305 Fussnote 1 vgl Eberhard Isenmann Die deutsche Stadt im Spatmittelalter 1250 1500 Stadtgestalt Recht Stadtregiment Kirche Gesellschaft Wirtschaft Ulmer Stuttgart 1988 ISBN 3 8001 2571 4 S 276 Normdaten Person GND 118754815 lobid OGND AKS LCCN n88145711 VIAF 18017875 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Scheurl ChristophALTERNATIVNAMEN Scheurl Christoph II KURZBESCHREIBUNG deutscher Jurist Diplomat und HumanistGEBURTSDATUM 11 November 1481GEBURTSORT NurnbergSTERBEDATUM 14 Juni 1542STERBEORT Nurnberg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Christoph Scheurl amp oldid 238181542