www.wikidata.de-de.nina.az
Die Cappella Colleoni in der Altstadt von Bergamo ist eine von dem Condottiere Bartolomeo Colleoni 1471 in Auftrag gegebene Grabkapelle Die aufwandig gestaltete Kapelle ist ein herausragendes Zeugnis der lombardischen Architektur des 15 Jahrhunderts In ihr befindet sich die Grabmaler des Soldnerfuhrers Colleoni 1400 1475 und seiner 1470 mit zwolf Jahren verstorbenen Tochter Medea Die Fassade der Cappella Colleoni links anschliessend das Nordportal der Kirche Santa Maria MaggioreReiterstandbild B Colleonis von Andrea del Verrocchio in Venedig Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Auftraggeber 1 2 Motivation 1 3 Wahl des Architekten 1 4 Das Testament Colleonis 1 5 Quellen 2 Baugeschichte 2 1 Wahl des Ortes 2 2 Chronologie des Baus 3 Architektur 3 1 Aussenbau 3 2 Innenraum 3 3 Bauikonologie 4 Innenausstattung 4 1 Ursprungliche Ausstattung 4 2 Veranderungen 5 Bildprogramm 5 1 Aussen 5 2 Innen 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenAuftraggeber Bearbeiten nbsp Piero del Pollaiuolo Portrat des Galeazzo Maria Sforza 1471 UffizienDer Condottiere Bartolomeo Colleoni war Capitano Generale der Republik Venedig Der aus dem niederen Bergamasker Adel stammende Colleoni hatte im Verlauf seines Lebens durch Eroberung Ankauf und Schenkung Landbesitz erworben doch seine politische Macht hing von seiner condotta dem Soldnervertrag mit Venedig ab Colleonis Zeitgenosse Francesco Sforza hatte es vom Condottiere zum Herzog von Mailand gebracht Ihn als Vorbild vor Augen bemuhte sich Colleoni zeitlebens der Abhangigkeit vom Soldnertum zu entkommen und eine eigene Herrscherlinie zu etablieren Nach dem Tod Francesco Sforzas 1466 hoffte Colleoni die politischen Unruhen ausnutzen zu konnen um das Herzogtum Mailand an sich zu reissen Doch das erwartete Machtvakuum blieb aus da Galeazzo Maria Sforza der Sohn Francescos das Herzogtum ubernehmen konnte Darum und aufgrund der Rivalitaten zwischen Colleonis Dienstherrin Venedig und dem Herzogtum Mailand standen Colleoni und Galeazzo Maria Sforza in starker Konkurrenz zueinander 1470 starb Colleonis erstgeborene und Lieblingstochter Medea 1471 seine Frau Tisbe Martinengo Colleoni Dies bedeutete fur Colleoni das Aussterben seines Geschlechtes in mannlicher Linie da er acht Tochter und keine mannlichen Nachkommen hatte Motivation Bearbeiten Fur das Verstandnis fruhneuzeitlicher Memorialkultur ist der Begriff der memoria von zentraler Bedeutung Die Pflege der memoria oblag in erster Linie der Familie Colleoni war es nicht gelungen eine eigene Dynastie zu grunden sodass er die Pflege seiner memoria in Gefahr sah Zudem war es Colleoni seit dem Frieden von Lodi verwehrt auf dem Schlachtfeld aktiv zu werden und so seinen Ruhm zu mehren Eigene Initiativen und der Versuch aus dem Dienst Venedigs auszuscheiden schlugen fehl Dies erklart die verstarkten Bemuhungen Colleonis um reprasentative und kommemorative Patronage in seinen letzten Lebensjahren wie aus einem 1469 geschlossenen Vertrag des damals 74 Jahrigen uber die Zusammenarbeit von drei Bildhauern an seinem Grabmal nicht der Grabkapelle hervorgeht In den letzten Jahrzehnten vor Colleonis Tod spitzte sich der Konflikt mit Galeazzo Maria Sforza zu Mailander Truppen uberfielen und plunderten 1469 Colleonis Herrschersitz Malpaga zwei versuchte Giftanschlage die Infiltration von Colleonis Hof durch Spione sowie Versuche Colleonis Vertraute zu korrumpieren und sein Heer abzuwerben gehen auf die Rechnung des Mailander Herzogs 1 1471 ging der 27 jahrige Sforza sogar soweit den Condottiere Colleoni zu einem Duell aufzufordern einer Entscheidungsschlacht beider Heerfuhrer in Begleitung von je 1000 Soldaten 2 Beim Sieg Colleonis hatte dieser die Stadt Imola seinem Territorium hinzufugen konnen im Falle einer Niederlage hatte der Mailander Herzog 100 000 Dukaten und den Leichnam Colleonis erhalten den er im Mailander Dom bestattet hatte Dort hatte Francesco Sforza nach seiner Machtubernahme die Arbeiten an dem Grabmonument seines ehemaligen Kontrahenten Niccolo Piccininos abbrechen lassen und ihn damit sowohl eines Orts des Gedenkens als auch der postumen Ehrung beraubt Eine gleiche damnatio memoriae beabsichtigte auch Galeazzo Sforza denn Colleoni sollte in einem schlichten Grab neben Piccinino beigesetzt werden nicht als Ort des Andenkens an den Verstorbenen sondern als Demonstration der Uberlegenheit der Sforza Dynastie bei gleichzeitiger Schmahung des Condottiere Zu dem Duell ist es nie gekommen da Papst Paul II besorgt um das instabile Machtverhaltnis in Norditalien den Kontrahenten mit der Exkommunikation drohte 1471 im Jahr der Duell Forderung verfugte Galeazzo Maria Sforza den Bau seiner Grabkapelle Im Jahr darauf setzte Colleoni ein neues Testament auf in dem er Titel Wappen Namen und Insignien seinen Enkeln vererbte und ebenfalls den Bau einer Grabkapelle verfugte Der Massstabssprung vom Grabmal zur Grabkapelle ist also auch als Reaktion auf das Projekt des Mailander Herzogs zu verstehen Die Konkurrenten trugen den Konflikt den sie nicht mehr bewaffnet fuhren konnten nun auf dem Gebiet der Kunstpatronage aus Wahl des Architekten Bearbeiten nbsp Giovanni Antonio AmadeoDie kunstlerische Konzeption der Kapelle lag in den Handen des lombardischen Architekten und Bildhauers Giovanni Antonio Amadeo Colleoni hatte Amadeo schon 1471 mit der Gestaltung des Grabes seiner Tochter Medea betraut Doch die Wahl des zum Zeitpunkt des Auftrags nur 24 Jahre alten Amadeo ist ungewohnlich zumal er keine Lehrlinge und wenig Erfahrung mitbrachte und das bei einer so wichtigen Aufgabe wie einem Mausoleum Amadeo war ein aufstrebender junger Kunstler der durch seine Ausbildung in der Solari Werkstatt an allen grosseren Bauaufgaben in der Lombardei mitgewirkt hatte Er arbeitete unter anderem an der Fassade des Kartauserklosters in Pavia dem Prestigeprojekt der Mailander Herzoge welches von den Visconti initiiert dann von den Sforza ubernommen worden war Antonio Amadeo kannte also wie wenige andere die Bild und Architektursprache der Rivalen Colleonis Zudem arbeitete Amadeo kunstlerisch innovativ wenn er die in der Solari Werkstatt gelernte Lokaltradition der lombardischen Gotik mit der Rezeption klassischer Architektur und Skulptur verband Der Wetteifer mit Galeazzo Sforza trug wohl mit zur Wahl Antonio Amadeos bei Indem Colleoni ihn fur seine Bauaufgabe verpflichtete hoffte er seinem Rivalen einen der vielversprechendsten Kunstler zu entziehen So wundert es nicht dass Galeazzo Sforza versuchte Amadeo zuruckzugewinnen indem er ihn mit prestigetrachtigen Auftragen bedachte 1474 wurde Antonio Amadeo die Leitung des Fassadenprojekts in der Kartause in Pavia ubertragen im Folgejahr ein Altarprojekt im Mailander Dom Das Tauziehen um die Arbeit des Kunstlers endete mit einem Sieg der Mailander Seite der dazu fuhrte dass die Kapelle zum Zeitpunkt von Colleonis Tod nicht fertig gestellt war 3 Wenn von Amadeo als dem Architekten der Kapelle gesprochen wird so sollte man nicht vergessen dass ein solch komplexes Werk nicht das Werk eines Einzelnen sein kann Amadeo war wahrscheinlich fur die Gesamtkonzeption der Kapellenarchitektur und der Bildprogramme zustandig und hatte die Bauaufsicht inne Fur die Gebaudestruktur durften die Moroni Bruder zwei venezianische Ingenieure die Verantwortung getragen habe Auch das Bildprogramm durfte nicht von Amadeo allein stammen ublicherweise wurde es im Zusammenspiel von Kunstlern Auftraggebern und humanistisch gebildeten Beratern entworfen 4 Das Testament Colleonis Bearbeiten Der Bau der Kapelle war 1471 im Testament Colleonis verfugt und bald darauf begonnen worden Colleoni setzte im Jahr seines Todes 1475 ein neues Testament auf das zwei Tage vor seinem Tod noch durch ein Kodizill erweitert wurde Neben der Regelung des materiellen und territorialen Erbes setzte Colleoni darin fest dass die von ihm noch zu Lebzeiten gegrundete Stiftung der Luogo Pio fur die Fertigstellung und dann fur die Liturgie in der Grabkapelle zustandig sei 5 Auf diese Weise hoffte Colleoni sicherzustellen dass seine memoria auch nach dem Ableben seiner Erben gepflegt wurde Die Eigenstandigkeit in Finanzierung und Ritus druckt sich architektonisch darin aus dass die Kapelle baulich nicht in Santa Maria Maggiore eingegliedert ist sondern sich als autonomer Baukorper neben sie gesellt Quellen Bearbeiten Die kunsthistorische Forschung zur Kapelle kann auf umfangreiches Quellenmaterial zuruckgreifen Die Briefe des sogenannten Anonimo della Croce dem Mailander Spion auf Malpaga die Galeazzo Maria Sforza minutios uber die Ereignisse am Hof Colleonis unterrichten geben Hinweise auf den Beginn und die Fruhphase des Kapellenbaus 6 Anhand von Dokumenten lasst sich die haufige Abwesenheit des Architekten und Bildhauers Amadeo nachweisen 7 Das Testament von 1472 gibt Auskunft uber Finanzierung und die liturgischen Verpflichtungen in der Kapelle nach Colleonis Tod Die Baugeschichte besonders fur die Zeit nach Colleonis Tod ist durch den Briefwechsel zwischen den Vorstehern des Luogo Pio und den venezianischen Nachlassverwaltern nachvollziehbar sie dokumentieren den Baufortschritt und das Ringen um Zustandigkeiten 8 Die Bestimmungen fur die Begrabnisfeier geben uns Hinweise auf die Grosse und die Ausstattung der Prozession mit der Colleoni 1475 zu Grabe getragen wurde 9 Ebenfalls aufschlussreich sind die Grabreden die neben den Inschriften in der Kapelle und am Grab selbst einige Hinweise auf mogliche Topoi der Selbstdarstellung geben die im Bildprogramm der Kapelle behandelt werden 10 ebenso die Lebensbeschreibungen Colleonis 11 Baugeschichte BearbeitenWahl des Ortes Bearbeiten nbsp Blick von der heutigen Piazza Vecchia ehem Platea Nova nach Suden auf den Palazzo della Ragione Durch die Bogen der Loggia kann man die Colleoni Kapelle erkennen Die Kapelle liegt an der Nordseite der Kirche Santa Maria Maggiore auf der heutigen Piazza del Duomo und somit im politischen und religiosen Zentrum Bergamos Die Wahl des Ortes lasst sich aus ihrem bauzeitlichen urbanen Kontext begrunden Der Platz ist umgeben von Santa Maria Maggiore der Burgerkirche Bergamos im Suden dem Bischofspalast im Westen der Kathedrale Sant Alessandro Martire im Osten und dem Palazzo della Ragione dem Rathaus im Norden Durch die Loggia des Palazzo della Ragione ist die Piazza del Duomo damals Platea parva S Vincenti mit der Piazza Vecchia damals Platea Nova verbunden Colleoni wollte seine Grablege im absoluten Zentrum Bergamos wissen dort wo kirchliche und weltliche Macht apostolische und kommunale Reprasentation um ein Ensemble aus zwei Platzen vereint sind Die Kathedrale Sant Alessandro Martire war wegen ihrer 1472 begonnenen Neuerrichtung noch eine Baustelle die jedoch bereits seit mehreren Jahren stillstand und fur die vorerst keine Aussichten auf Weiterfuhrung bestand dementsprechend kam sie als Option fur eine Grablege nicht Frage 12 Ein Grab in Santa Maria Maggiore war ebenfalls nicht moglich da in den Statuten der Burgerkirche festgelegt war dass jede Form von privater Reprasentation in ihr unterbunden werden sollte Dadurch dass der Bischofspalast direkt an die Ostfassade von Santa Maria Maggiore grenzt ist die Kirche nur uber die Seitenportale zu betreten und das Nordportal dient quasi als Hauptportal da es der Piazza del Duomo und der Piazza Vecchia zugewandt ist Bartolomeo Colleoni entschied sich die Kapelle neben dem Nordportal von Santa Maria Maggiore als eigenstandigen Bau zu errichten Durch den Neubau des Domes der grosser als sein mittelalterlicher Vorganger werden sollte schied aus Platzgrunden der Abschnitt ostlich des Nordportals aus sodass die Kapelle an die Stelle der alten Sakristei westlich des Nordportals gebaut wurde In der Forschung war man irrtumlicherweise lange Zeit der Auffassung dass Colleoni die Sakristei gegen den Willen der Laienbruderschaft von Santa Maria Maggiore abreissen liess 13 nbsp Die bedrangte Situation der Cappella Colleoni auf der Piazza del Duomo Der endgultige Standort hatte einige stadtebauliche Implikationen Die Kapelle konnte ihre Wirkung nicht nur auf den Domplatz sondern auch auf die Piazza Vecchia entfalten Dort befand sich an der Stelle des heutigen Palazzo Nuovo eine Gemeindeloggia in der bedeutende Sohne und Tochter der Stadt auf Wandmalereien geehrt wurden Zu den Dargestellten zahlte auch Colleoni der Kapellenbau auf der anderen Seite des Platzes antwortete somit gleichsam architektonisch auf die bildliche Ehrung in der Loggia Colleoni ging in seinem Streben nach urbanistischer Einbettung sogar soweit dass er anbot den Palazzo della Ragione abreissen und an anderer Stelle neu errichten zu lassen Der Rat von Bergamo hatte 1459 entschieden den Palazzo stehen zu lassen 14 1471 beschloss die Kommune den Palazzo doch abzureissen eine Entscheidung die wohl auf Druck Colleonis gefallt wurde und noch im selben Jahr wieder ruckgangig gemacht wurde 15 Die Kapelle scheint fur den kleinen Platz auf dem sie heute steht uberproportioniert Vermutlich wurde bei ihrem Entwurf noch davon ausgegangen dass der Palazzo della Ragione abgerissen werde und die Kapelle ihre Wirkung auf die Piazza Vecchia entfalten wurde Uber den genauen Vorgang des Ratsbeschluss kann nur gemutmasst werden es ist jedoch festzuhalten dass der Abriss eines so zentralen Ortes der kommunalen Selbstverwaltung und Selbstbestimmung durch einen adeligen Militarfuhrer einen unangenehmen symbolischen Beigeschmack gehabt hatte Schon die Wahl der Burgerkirche Santa Maria Maggiore fur seine Kapelle hatte despotische Anklange Die aus einer kollektiven Stiftung hervorgegangene Kirche ist wie der Palazzo della Ragione ein Bauwerk aus der Zeit in der die Kommune frei und selbstverwaltet war Indem Colleoni seine Kapelle davorsetzen liess markierte er seinen territorialen Anspruch auf Bergamo Chronologie des Baus Bearbeiten Da die Sakristei in den Jahren 1472 73 abgerissen wurde kann der Beginn der Bautatigkeit auf diesen Zeitraum datiert werden Das Tauziehen um Antonio Amedeo hat den Baufortschritt immer wieder verhindert sodass die Kapelle im November 1475 als Bartolomeo Colleoni starb noch nicht fertiggestellt war 16 Der Leichnam des Condottiere wurde mehrere Monate lang provisorisch in einem mit Pech versiegelten Sarg aufbewahrt bis das Grabmal 1476 vollendet wurde Das Dach muss zu diesem Zeitpunkt noch ungedeckt gewesen sein da das hierfur benotigte Blei erst 1477 eingekauft wurde Ferner fehlten Bodenplatten sowie die Altartafel und skulpturen Diese konnten erst 1491 angebracht werden der Auftrag fur den Altar war dem inzwischen anderweitig beschaftigten Amadeo entzogen und dem Venezianer Pietro Lombardo erteilt worden In dasselbe Jahr datiert die Verglasung der Fenster sodass der Bau 1492 also etwa 20 Jahre nach Baubeginn als fertig gestellt gelten konnte Da Amadeo nur selten auf der Baustelle nachweisbar ist oblag die Aufsicht uber die Ausfuhrung vermutlich Alessio Agliardi dem Berater Colleonis Die lange Bauzeit wurde auch dadurch verursacht dass die venezianischen Nachlassverwalter sich immer wieder straubten das notige Geld zu bewilligen 17 Architektur BearbeitenAussenbau Bearbeiten nbsp Die Kapelle grenzt an ihrer Ruckseite an die Fassade von Santa Maria Maggiore an Der Hauptraum ist ein uberkuppelter Zentralbau uber quadratischem Grundriss ihm sind nach Westen zwei Nebenraume angefugt Axial an der Mitte ausgerichtet findet sich der ebenfalls quadratische Chorraum den Raum sudlich davon bis zur Kirchenwand nimmt eine Sakristei ein Die Fassade der Kapelle befindet sich an der der Piazza del Duomo zugewandten Nordseite Das dreiachsige symmetrische Hauptfeld der Fassade ist mit polychromen Marmor verkleidet sie wird gerahmt von schmalen Pilastern die eine oben abschliessende Galerie tragen Das Galeriegeschoss durchzieht ein niedriges Gelander bei dem zwischen zwei Rundpfeilern je vier gestauchte Saulchen mit Voluten kapitellen eingestellt sind uber dem Gelander nimmt eine zweiluchtige Arkatur mit Gitternetz im Bogenfeld den Rhythmus auf Ein vorkragendes Gesims schliesst die Kubatur des Gebaudekorpers ab Das darauf liegende Nischengeschoss leitet in einen hexagonalen Tambour uber eine Schirmkuppel mit bekronender Laterne bildet den Abschluss Die Fassade hat eine klar vertikale Ausrichtung sie beherrscht den Platz durch ihre Grosse aber auch durch die Polychromie der 17 eingesetzten Gesteinsarten 18 und die Vielzahl und Kleinteiligkeit ihres Dekors Die Grundebene der Fassade ist mit einem rhombischen Muster von polychromen Marmorinkrustationen uberzogen die Filaretes Entwurf fur den Bergamasker Dom zitiert und auf romische Wandverkleidung opus reticulatum rekurriert Die Fassade entwickelt sich uber einer durchlaufenden Sockelzone Zwei Bander aus polychromen Marmor bilden die Basis ein Gurtgesims leitet etwa auf Augenhohe in einen Fries uber in dem Reliefs die Szenen aus dem Buch Genesis unter den Fenstern und Taten des Herkules unter den Pilastern zeigen Der obere Abschluss des Frieses der wiederum durch ein Gurtgesims markiert wird dient zugleich als Basis der Fenster und der Eckpilaster Die durchlaufende Sockelzone wird mittig durch das um drei Stufen erhohte Portal gesprengt Das Portal das als Symmetrieachse fur die Fassade dient ist als Adikula mit Dreiecksgiebel gestaltet Die zweiflugelige Holztur im Rundbogen wird von zwei kompositen Pilastern gerahmt deren Spiegel uberreich mit vegetativem Dekor versehen sind Ein ornamentierter Faszien architrav tragt das Gebalk mit Rankenfries Zahnschnitt und ionischem Kymation daruber der Giebel nach gleichem Muster Im Tympanon ist im Hochrelief Gottvater im Akt der Segnung zwischen Engeln dargestellt Den Abschluss des Portals bilden drei Engel die ein Tuch mit dem Colleoni Wappen halten das am Scheitel des Giebels befestigt ist Uber dem Portal befindet sich das tiefliegende zentrale Rundfenster dessen akzentuierte Speichen auf das Rad der Fortuna rekurrieren In Supraposition zu dem Giebel also auf der Mittelachse der Fassade steht auf dem Rundfenster die Statue eines antik gewandeten Soldaten wahrscheinlich Colleoni selbst darstellend 19 Das Portal wird von zwei Fenstern flankiert die durch rahmende Pilaster ein verkropftes Gebalk und eine Attika mit Segmentgiebel zu Triumphbogen uberhoht sind Die im Verhaltnis zur Rahmung kleinen Fensteroffnungen sind durch fantasievolle polychrome Saulen verstellt uber ihnen fullen gestauchte Pilaster die ubrige Flache zum Gebalk Die Fenster mitsamt ihrer Rahmung sind unorthodox in ihrer Gestaltung klassische tektonische Regeln und Proportionen treten zuruck hinter eine Fulle von Dekor Tugenddarstellungen Putten mit Fullhornern Greifen Kandelaber Medaillons und Pflanzenornamentik erfullen durch ihre Haufung und Vielfalt die asthetische Kategorie der varietas Die Fenster werden durch Adikula bekront in der Adikula uber dem linken Fenster ist eine durch Inschriften bezeichnete Buste Gaius Iulius Casars zu sehen rechts ist Trajan dargestellt Ranken und Putten mit Colleonis Wappen flankieren die Adikula Die Fassade wird von Eckpilastern gefasst welche das Hauptfeld der Fassade mit der Galerie verklammern Auf ihren Spiegeln aus rotem Veroneser Marmor sind in alternierender Reihenfolge Marmor Medaillons mit Profilbusten von uomini illustri beruhmten Personlichkeiten der Antike und Apostelkopfen in rautenformigen Bildfeldern angebracht die Lucken dazwischen zeigen im Flachrelief Kandelaber Vasen und Fruchtkorbe Die Pilaster werden oberhalb des Galeriegeschosses durch Tabernakel bekront Das Nischengeschoss kontrastiert durch seinen schlichten weissen Putz und die vom Platz aus kaum sichtbaren Puttenkopfe in den Nischen zum Dekor des Fassadenfeldes Dies gilt auch fur den Tambour doch scheint er ehemals mit Terrakotta Lisenen und Imperatoren Busten ebenfalls aus Terrakotta versehen gewesen zu sein 20 Die vor dem Rundfenster des Tambours aufgestellte Spiralsaule durfte auf eine Restaurierung des 19 Jh zuruckzufuhren sein Die die Kuppel bekronende Laterne nimmt die Form der Tabernakel uber den Eckpilastern der Fassade wieder auf ist jedoch deutlich grosser In ihr steht die Statue einer Madonna mit Kind nbsp Obere Fassadenhalfte Detailansicht nbsp Tympanon uber dem Portal mit segnendem Gottvater nbsp Zentrales Radfenster mit flankierenden Adikulae Unten uber dem Colleoni Wappen auf dem Giebel stehend Engelsstatue Oben antik gewandete Feldherren Statue nbsp Linke Fassadenhalfte mit Fenster in der unteren Geschosszone eingestellte polychrome Saulen und Dekorfulle nbsp Fassade Adikula uber dem rechten Fenster mit Buste Trajans nbsp Fassade Adikula uber dem linken Fenster mit Buste Casars nbsp Rechter Eckpilaster Spiegel aus rotem Veroneser Marmor Detail mit uomo illustro Tullus Obstulio im Rundfeld und Apostelkopf im Rautenfeld nbsp Kuppel der Colleoni Kapelle Blick vom Campanone nach Suden Innenraum Bearbeiten Der Innenraum erfuhr mehrere Umgestaltungen der heutige Eindruck unterscheidet sich sehr von dem bauzeitlichen Die Wandfelder in ihrer heutigen Form sind in zwei horizontale Zonen geteilt die in den Ecken durch verkropfte Viertelpilaster mit umlaufendem Gebalk gefasst sind Daruber ansetzend leiten Lunetten und Pendentifs zur Kuppel uber die Gliederung der Fassade stimmt also nicht mit der des Innenraums uberein Die untere Wandzone ist mit Stuck Ornamenten versehen die farblich auf die Skulpturen des Grabmals reagieren die obere Zone ist in Pastelltonen gehalten Dort findet sich ein Zyklus mit alttestamentarischen Szenen ausgefuhrt von namhaften italienischen Malern des 18 und 19 Jahrhunderts nbsp Grabmal Colleonis mit vergoldeter ReiterstatueGegenuber dem Eingang befindet sich als Mittelpunkt der Gesamtinszenierung das Grab Colleonis Das Grab steht mittig und sprengt die Zonenteilung der Wand Vier Lowen bilden die Sockel von schmalen Pfeilern und damit den Ausgangspunkt der in die Hohe strebenden Grabmalarchitektur An der ruckwartigen Wand entsprechen den Pfeilern flache Pilaster die der Wand vorgeblendet sind Diese Pfeiler tragen einen Sarkophag in dem sich der Leichnam Colleonis befindet Ein funfteiliger Reliefzyklus auf seiner Seite zeigt die Passion Christi Der Sarkophag bildet die Plattform fur drei sitzende Feldherren Statuen im romischen Gewand an den Ecken stehen links ein bartiger Mann im Lowenfell der als Herkules oder Samson identifiziert wird rechts sehr wahrscheinlich David Hinter den sitzenden Feldherren Statuen tragen drei dekorierte Pfeiler einen zweiten kleineren sarkophagartigen Kasten Dieser ist an seiner Frontseite mit drei mariologischen Reliefs verziert Auf dem Scheinsarkophag steht eine Reiterfigur aus vergoldetem Holz sie zeigt Colleoni mit den Attributen eines Condottiere ihn begleiten zwei weibliche Statuen unklarer Deutung Als Moglichkeiten sind links Delilah oder Judith vorgeschlagen worden die rechte gerustete Figur wurde als Jael oder als Minerva gedeutet 21 Alle drei Skulpturen sind von einem Rundbogen eingefasst dessen Saulen den kleineren Sarkophag rahmen Das Grab war ursprunglich durch holzerne Inschriftentafeln flankiert auf denen panegyrisch die Leistungen und Tugenden Colleonis aufgezahlt wurden heute befinden sich an der entsprechenden Stelle schwarze Marmortafeln aus dem Jahr 1599 Uber ihnen befinden sich in ovalen Bildfeldern obengenannte Szenen aus dem Alten Testament nbsp Blick nach Westen in den Chorraum auf den barocken Altar mit den Cinquecento Skulpturen aus der Lombardi Werkstatt An der linken ostlichen Wand befindet sich seit dem 19 Jh mittig das Grab von Medea Colleoni der Tochter Bartolomeos es wird flankiert von zwei Holzturen Die nordliche Tur ist eine aus asthetischen Grunden angebrachte Scheintur die sudliche dient dem selten genutzten Durchgang zum Kirchenraum von Santa Maria Maggiore Ebenso verhalt es sich auf der gegenuberliegenden Westseite der Chorraum wird ebenfalls von zwei Turen flankiert die sudliche dient als Durchgang zur Sakristei die nordliche ist wiederum eine Scheintur Der Chorraum ist ebenfalls uberkuppelt jedoch deutlich niedriger In ihm befindet sich der barocke Altar auf dem Heiligen Skulpturen aus der Lombardo Werkstatt stehen die einzigen Uberreste der ursprunglichen Chor Ausstattung Bauikonologie Bearbeiten Die Eigenstandigkeit der Kapelle die sich auf administrativer Ebene durch die Anbindung an den Luogo Pio manifestiert wird auch baulich herausgestrichen Es gibt zwar einen Durchgang aus der Kapelle in den Kirchenraum von Santa Maria Maggiore doch scheint er selten benutzt worden zu sein 22 und auch architektonisch erfahrt er keine besondere Betonung Ganz im Gegenteil ist die Kapelle ganz darauf ausgerichtet dass die Besucher vom Platz her kommend durch das Portal treten Die somit verfolgte Strategie der Rezeptionssteuerung lasst sich wie folgt beschreiben Aus der Entfernung der heutigen Piazza Vecchia nehmen die Betrachter zuerst die architektonischen Grossformen wahr bei Annaherung wird die Fassade mit ihrer Bauskulptur immer detaillierter lesbar und bereitet einen auf die Klimax vor das Innere mit dem Grab von Colleoni selbst Durch die Betonung des Hauptportals wird diese Leserichtung vorgegeben wahrend gleichzeitig in die entgegengesetzte Richtung die Kapelle auf den umliegenden Stadtraum wirken kann ohne dass es einer Vermittlung durch den Kirchenraum bedarf Indem auf die gerahmte quadratische Fassade die Tambour und Kuppelaufbauten aufgesetzt werden erhalt die Kapelle eine vertikale Ausrichtung Diese braucht es um als eigenstandiger Bau wahrgenommen zu werden der sich von der Kirche absetzt und diese gleichzeitig optisch zu uberragen scheint Die Vertikalitat wird durch die spitze Kuppel und die aufgesetzte Laterne betont Die spitze Kuppel erinnert an venezianische Kuppelformen was auf die Fertigstellung des Baus unter venezianischer Aufsicht zuruckzufuhren sein durfte Das Interesse dahinter durfte zweierlei Gestalt sein einerseits wird dadurch das Verhaltnis zwischen Colleoni und der Republik Venedig betont andererseits verleiht Venedig seinen territorialen Anspruchen Ausdruck Dies ist in Hinblick auf die Lage Bergamos von besonderer Bedeutung schliesslich lag es an der aussersten Grenze der Terraferma in unmittelbarer Nahe zum Rivalen Mailand 23 Der Bautyp des uberkuppelten Zentralbaus bietet ein Vielfaches an Deutungsmoglichkeiten Der nachstliegende Rekurs ist der auf das Grab Christi in der Anastasis Kirche in Jerusalem 24 Diese typologische Entsprechung geht mit einer inhaltlichen einher schliesslich wurde die Kapelle als Colleonis Grablege konzipiert Zusatzlich war die Verwendung von Zentralbauten fur sepulkrale Funktionen auch aus der romischen Antike bekannt 25 Obwohl die Kapelle sich von Santa Maria Maggiore absetzt ist sie um asthetische Bindeglieder bemuht So folgt sie der Polychromie des Nordportals dessen Proportionen sie ubernimmt und an Grosse und Dekor deutlich ubertrifft 26 Innenausstattung Bearbeiten nbsp Blick in den Chorraum nach Westen Links die Tur zur Sakristei rechts eine Scheintur nbsp Innenansicht der KuppelUrsprungliche Ausstattung Bearbeiten Die ursprungliche mobile Ausstattung der Kapelle ist verloren doch lasst sich einiges aus Dokumenten rekonstruieren So waren bei der Begrabnisprozession das Wappen der Harnisch und der Helm Colleonis mitgefuhrt und in die Kapelle gebracht worden dort befanden sie sich seitdem nebst Standarten als beweglicher Schmuck auf und neben dem Grabmal Fur das 16 Jh lassen sich Fresken mit Darstellungen von den wichtigsten Schlachten Colleonis vermutlich von Nicolo de Boneris und von Heiligen vermutlich aus der Hand Gerolamo Colleonis nachweisen 27 Veranderungen Bearbeiten nbsp Giovanni Battista Tiepolo Predigt Johannes des TaufersMitte des 17 Jh beschlossen die Vorsteher des Luogo Pio den Quattrocento Altar aus der Lombardi Werkstatt durch einen dem veranderten Zeitgeschmack entsprechenden polychromen barocken Altar zu ersetzen Der Auftrag fur die Umgestaltung die sich auf den gesamten Chorraum erstreckte erging an Giovanni Battista Bianchi und wurde 1677 fertiggestellt von dem Renaissance Altar sind nur die drei Heiligenstatuen in Marmor ubrig die heute oberhalb der Altarmensa stehen In den fruhen 1730er Jahren wurde eine erste Stuckierungskampagne beschlossen die den inzwischen vernachlassigten Hauptraum in neuem Glanz erstrahlen lassen sollte Die vermutlich von der Camuzio Familie durchgefuhrten Stuckarbeiten weisen vornehmlich vegetabile Ornamentik und Cherub imskopfe auf ihnen fielen die Fresken mit den Schlachtendarstellungen zum Opfer Fur die Zwickelflachen der frisch stuckierte Lunettenzone malte Giovanni Battista Tiepolo ab 1732 Fresken mit Darstellungen der Kardinaltugenden seine Arbeiten uberzeugten die Vorsteher des Luogo Pio sodass 1733 ein Folgeauftrag fur Tafelbilder mit Szenen aus dem Leben Johannes des Taufers erfolgte nbsp Giovanni Battista Tiepolo Die Enthauptung Johannes des TaufersGiuseppe Maria Crespi stellte 1737 eine grosse Darstellung von Josuas Sieg uber die Gabaniten fertig die an der Ostwand des Hauptraumes als Ersatz fur die verloren gegangenen Darstellungen der Schlachten Colleonis dienen Ab 1746 wurden acht Ovalbilder mit biblischen Themen angefertigt die sukzessive auf allen vier Seiten des Hauptraumes unterhalb der Lunettenzone angebracht wurden Themen der Ovalbilder Osten Giuseppe Poli Esther 1821Gaspare Landi Hagar und Ismael 1791 Westen Gianbettino Cignaroli Matthias totet den Apostaten 1746Giovann Battista Pittoni David siegt uber Goliath 1746Norden Antonio Concioli Judith mit dem Haupt des Holofernes 1788Gregorio Guglielmi Hiob auf dem Misthaufen 1766 Suden Giuseppe Diotti Tobias heilt seinen blinden Vater 1827Gregorio Guglielmi Jakob kampft mit dem Engel 1766 nbsp Giovanni Antonio Amadeo Grabmal fur Medea Colleoni an seinem heutigen Standort an der Ostwand des KapelleninnenraumsParallel zur Ausstattung mit den Ovalbildern wurde eine zweite Stuckierungskampagne durchgefuhrt in deren Rahmen 1773 1775 die unteren Wandfelder erneuert wurden Dabei wurden Motive der ursprunglichen mobilen Grabausstattung aufgegriffen und in den Stuckdekor eingebunden Das Chorgestuhl wurde ebenfalls ersetzt in seiner heutigen Form stammt es von Giacomo Caniani 1771 1790 stellte Angelika Kaufmann ein Olgemalde mit der Heiligen Familie und Johannes dem Taufer fertig ursprunglich war es im Mittelfeld der Ostwand angebracht Von dort musste es 1842 an die Sudseite des Chorraums weichen da das Grabmal von Colleonis Lieblingstochter Medea angekauft und aus seinem eigentlichen Aufstellungsort der Dominikanerkirche S Maria della Basella bei Urgnano nach Bergamo transferiert wurde Der Ankauf war nicht zuletzt wegen der kunstlerischen Qualitat dieses Fruhwerks Antonio Amadeos getatigt worden Seine Anbringung in der Cappella Colleoni markiert zugleich den Beginn des Wandels in der Wahrnehmung der Kapelle die nicht mehr als Ort der memoria Colleonis sondern als kunsthistorisch bedeutsames Objekt gesehen wurde Bildprogramm BearbeitenAussen Bearbeiten Das Bildprogramm der Fassade bedient eine Rhetorik des Triumphes 28 Etwa auf Augenhohe liegt das Reliefband mit den Taten des Herkules und den alttestamentarischen Szenen Von den Herkulestaten sind links der Kampf mit Antaus und der mit dem nemaischen Lowen dargestellt rechts der mit der Hydra und dem kretischen Stier Herkules dient hier als exemplum virtutis Colleoni bedient sich eines gangigen Topos der fruhneuzeitlichen Reprasentation 29 Die zehn ubrigen Reliefplatten zeigen Szenen aus dem Buch Genesis Die Erschaffung des Menschen die Erschaffung Evas aus der Rippe Adams den Sundenfall die Vertreibung aus dem Paradies und das Schicksal auf der Erde auf der linken Fassadenseite rechts folgen die Opfergaben Kain und Abels die Ermordung Abels durch seinen Bruder die Jagd des Lamech die Bestrafung Tubalkains und schliesslich Abraham beim Opfer Isaaks Will man die Themen der jeweiligen Halften zusammenfassen so kann man links die Geschichte des Sundenfalls rechts die Folgen fur die sundigende Menschheit ausmachen Einzig das letzte Bildfeld die Opferung Isaaks bildet ein Gegenpol zu diesem Narrativ Abraham dient hier als exemplum fidei der in seinem bedingungslosen Vertrauen zu Gott bereit ist seinen eigenen Sohn zu opfern In ihm ebenso wie in Herkules so konnte die Aussage des Reliefzyklus lauten konnte Colleoni Vorbilder fur seine eigene Tugendhaftigkeit und Glaubensfestigkeit finden 30 nbsp Basis der Eckpilaster Reliefs mit Taten des Herkules links aussen Herkules kampft mit Antaus nbsp Basis der Eckpilaster Reliefs mit Taten des Herkules links innen Herkules besiegt den nemeischen Lowen nbsp Basis der Eckpilaster Reliefs mit Taten des Herkules rechts innen Herkules besiegt die Hydra nbsp Basis der Eckpilaster Reliefs mit Taten des Herkules rechts aussen Herkules bezwingt den kretischen Stier nbsp Reliefs der Sockelzone Szenen aus dem Buch Genesis links Erschaffung Adams nbsp Reliefs der Sockelzone Szenen aus dem Buch Genesis links Erschaffung Evas aus der Rippe Adams nbsp Reliefs der Sockelzone Szenen aus dem Buch Genesis links Der Sundenfall nbsp Reliefs der Sockelzone Szenen aus dem Buch Genesis links Vertreibung aus dem Paradies nbsp Reliefs der Sockelzone Szenen aus dem Buch Genesis links Das Schicksal auf der Erde nbsp Reliefs der Sockelzone Szenen aus dem Buch Genesis rechts Die Opfergaben Kain und Abels nbsp Reliefs der Sockelzone Szenen aus dem Buch Genesis rechts Die Ermordung Abels durch seinen Bruder nbsp Reliefs der Sockelzone Szenen aus dem Buch Genesis rechts Die Jagd des Lamech nbsp Reliefs der Sockelzone Szenen aus dem Buch Genesis rechts Die Bestrafung des Tubal Kains nbsp Reliefs der Sockelzone Szenen aus dem Buch Genesis rechts Die Opferung Isaaks Die zahlreichen Medaillons die auf der Fassade verteilt sind zeigen antike Herrscher und die zwolf Apostel Eine Identifizierung der antiken Dargestellten ist nur in einzelnen Fallen moglich den Darstellungen geht es weniger um konkrete Wiedererkennbarkeit als um den Verweis auf uomini illustri hervorragende Personlichkeiten die in ihrer Vorbildfunktion ebenfalls zum gangigen Vokabular herrscherlicher Reprasentation gehorten Anders verhalt es sich mit den epigraphisch und physiognomisch spezifizierten Portratbusten von Casar und Trajan die sich in den clipei uber den Fenstern befinden Colleoni konnte sich diesen beiden Herrschern besonders verbunden fuhlen da sie erfolgreiche Feldherren und der fruhen Neuzeit Beispiele fur gute Staatsfuhrung waren Eigenschaften die Colleoni auch fur sich reklamierte Die weiblichen Gewandstatuen die das Portal und die Fensteraufbauten flankieren lassen sich zwar nicht durch Attribute identifizieren doch eine Deutung als Tugenden ist wahrscheinlich 31 Das Rundfenster mit den akzentuierten Speichen im Zentrum der Fassade rekurriert auf das mittelalterliche Radfenster das ein haufiger Bestandteil romanischer und gotischer Kathedralfassaden war Dort stand es sinnbildlich fur das Rad der Fortuna haufig waren auf dessen Rand steigende und fallende Figuren zu sehen die die Wechselhaftigkeit des Schicksals sinnbildlich vor Augen fuhrten Im Fall der Colleoni Kapelle steht als Sieger auf dem Scheitel des Rades die Statue eines antik gewandeten Feldherren die vermutlich Colleoni darstellen sollte 32 Zusammenfassend lasst sich feststellen dass Colleoni als ein den divi imperatori Casar und Trajan nacheifernder Herrscher dargestellt wird der sich durch seine Tugendhaftigkeit und seine Frommigkeit der Sunde widersetzt dem Schicksal getrotzt und sich durch seine Taten ewigen Nachruhm gesichert habe Innen Bearbeiten Durch die Umgestaltungen des Innenraums ergibt sich heute ein ganzlich anderes Bild als nach Fertigstellung der Kapelle Die Umgestaltungen und Veranderungen haben das Grabmal Colleonis seines ursprunglichen Sinnzusammenhangs beraubt da es seine Botschaft keineswegs isoliert sondern im Zusammenspiel mit dem ephemeren Schmuck der Malerei und den Standarten entwickelte Fur den ursprunglichen Zustand kann man jedoch annehmen dass der Fokus des Bildprogramms auf der Person und Leistung Colleonis lag Die militarischen Symbole der Grabmal Skulptur und die Schlachtendarstellungen fanden ihre reale Entsprechung in der Rustung und dem Helm Colleonis die Beruhrungsreliquien gleich die Authentizitat der bildlichen Darstellungen verburgten Auf den Standarten war der antik gerustete Colleoni mit einem an den Haaren empor gehaltenen Kopf der Fortuna zu sehen Diese gangige Bildchiffre zeigte sinnbildlich die Vorstellung dass derjenige der die Gelegenheit zu ergreifen weiss die Gelegenheit beim Schopf packen den Wechselfallen des Schicksals nicht ausgeliefert ist 33 Die Themen der Fassade aufgreifend wird Colleoni als ein Mann der Tat und erfolgreicher Feldherr inszeniert dessen Verdienst und Tugendhaftigkeit ihm diesseitigen Ruhm und jenseitiges Seelenheil garantieren Die Szenen aus dem Leben Mariens und der Passion Christi rufen jedoch in Erinnerung dass die Grabkapelle auch der Ort der religiosen memoria ist Die Tugendhaftigkeit und die Frommigkeit Colleonis werden uber die biblischen Figuren an das christliche Heilsversprechen ruckgebunden in der Hoffnung zum Seelenheil des Verstorbenen beizutragen Die Modifikationen des Bildprogramms im 17 Jh verschieben auch die Akzentuierung der Aussage Durch die Ubermalung und Entfernung der militarischen Szenen und Attribute tritt die Leistung des Menschen Colleonis in den Hintergrund In den Vordergrund wird stattdessen die Gnade Gottes geruckt die den Protagonisten der biblischen Szenen zuteilwird und sie erst zu ihren Handlungen befahigt Die Umformungen agieren somit in Linie der nach tridentinischen Tendenz zur Re Christianisierung von Grabern 34 Literatur BearbeitenAlberti Leon Battista De re aedificatoria libri decem Florenz 1485 Belotti Bortolo La Vita di Bartolomeo Colleoni Bergamo 1923 Bernstein JoAnn Gitlin Il restauro della Cappella Colleoni Primi ritrovamenti in Arte Lombarda 92 93 1990 S 147 153 Bernstein JoAnn Gitlin Milanese and Antique Aspects of the Colleoni Chapel Site and Symbolism in Arte Lombarda 100 1992 S 45 52 Bresciani Efem Bartolomeo Colleoni Relazioni sulle cause del degrado in Bartolomeo Colleoni dall Isola all Europa hg v Adolfo Raggionieri u Antonio Martinelli Bergamo 1991 S 310 317 Cornazzano Antonio Vita di Bartolomeo Colleoni hg v Giuliana Crevatin Rom 1990 Erben Dietrich Bartolomeo Colleoni Die kunstlerische Reprasentation eines Condottiere im Quattrocento Sigmaringen 1996 Knox Giles The Colleoni Chapel in Bergamo and the Politics of Urban Space in Journal of the Society of Architectural Historians 60 3 2001 S 290 309 Kohl Jeanette Fama und Virtus Bartolomeo Colleonis Grabkapelle Berlin 2004 Fumi Luigi La sfida del duca Galeazzo Maria Sforza a Bartolomeo Colleoni in Archivio Storico Lombardo 39 1912 S 357 392 Il Duomo di Bergamo hg v Bruno Cassinelli Luigi Pagnoni u Graziella Colmuto Zanella Bergamo 1991 Meli Angelo Bartolomeo Colleoni nel suo mausoleo V centenario della fondazione della Pieta Istituto Bartolomea Colleoni Bergamo 1966 Meyer Alfred Gotthold Die Colleoni Kapelle zu Bergamo Ein Rekonstruktionsversuch in Jahrbuch der Preussischen Kunstsammlungen 15 1894 S 5 22 Spino Pietro Historia della vita et fatti dell eccellentissimo Capitano di guerra Bertolomeo Coglioni Venedig 1569 Welch Evelyn The Court of Bartolomeo Colleoni New Documents in Arte Lombarda 92 93 1990 S 105 109 Wegener Wendy Mortuary Chapels of Renaissance Condottieri Diss Ann Arbor 1991 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Cappella Colleoni Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien http cappellacolleoni smilevisit it Einzelnachweise Bearbeiten Evelyn Welch The Court of Bartolomeo Colleoni New Documents In Arte Lombarda Nr 92 93 1990 S 105 109 Luigi Fumi La sfida del duca Galeazzo Maria Sforza a Bartolomeo Colleoni In Archivio Storico Lombardo Nr 39 1912 S 357 392 Zum Tauziehen um Amadeo s Jeanette Kohl Fama und Virtus Bartolomeo Colleonis Grabkapelle Berlin 2004 S 44 47 vgl Jeanette Kohl Fama und Virtus Bartolomeo Colleonis Grabkapelle Berlin 2004 S 27 31 Jeanette Kohl referiert die Dokumente die im Archiv des Luogo Pio unter den Namen Luogo pii institutio 1603 Testamentum und Codicillum aufbewahrt werden s Jeanette Kohl Fama und Virtus Bartolomeo Colleonis Grabkapelle Berlin 2004 S 13 16 Die Briefe des Anonimo und anderer Spione finden sich in Teilen bei Bortolo Belotti La Vita di Bartolomeo Colleoni Bergamo 1923 S 417ff Die umfangreichste Sammlung an Dokumenten zur Kapelle ist bei Angelo Meli Bartolomeo Colleoni nel suo mausoleo V centenario della fondazione della Pieta Istituto Bartolomea Colleoni Bergamo 1966 S 202 387 abgedruckt Die Bewegungen Amadeos sind dokumentiert in Richard V Schofield Janice Shell Grazioso Sironi Giovanni Antonio Amadeo I documenti Como 1989 Siehe im Index unter dem Stichpunkt Viaggi S 619 und Bergamo Cappella Colleoni S 621 Aufbewahrt im Archiv des Luogo Pio in Teilen abgedruckt in JoAnn Gitlin Bernstein Il restauro della Cappella Colleoni Primi ritrovamenti in Arte Lombarda 92 93 1990 Appendix Die Rechnungsbucher des Luogo Pio sind aufschlussreich hinsichtlich der Daten und Kosten der Umgestaltungen und Reparaturen Aufbewahrt in Archivio di Stato Brescia Territoriale B 2 Bartolomeo Colleoni f 983 Abgedruckt in Jeanette Kohl Fama und Virtus Bartolomeo Colleonis Grabkapelle Berlin 2004 S 245 246 Jeanette Kohl Fama und Virtus Bartolomeo Colleonis Grabkapelle Berlin 2004 Kap VII 2 behandelt die Grabreden Michele Alberto Carraras und Gulielmo Pajellos Die Reden selbst sind abgedruckt ebd Appendix C Pietro Spino Historia della vita et fatti dell eccellentissimo Capitano di guerra Bertolomeo Coglioni Venedig 1569 Antonio Cornazzano Vita di Bartolomeo Colleoni hg v Giuliana Crevatin Rom 1990 Il Duomo di Bergamo hg v Bruno Cassinelli Luigi Pagnoni u Graziella Colmuto Zanella Bergamo 1991 S 139 142 Diese Ansicht vertritt Wendy Wegener Mortuary Chapels of Renaissance Condottieri Diss Ann Arbor 1991 S 156 Widerlegt durch Jeanette Kohl Fama und Virtus Bartolomeo Colleonis Grabkapelle Berlin 2004 S 39 42 Erben 1996 S 103 Jeanette Kohl Fama und Virtus Bartolomeo Colleonis Grabkapelle Berlin 2004 S 98 So forderte Colleoni in 36 des Kodizills zu seinem Testament die Fertigstellung des Projekts unter der Obhut des Luogo Pio voranzutreiben Die Darstellung der Bauchronologie folgt Jeanette Kohl Fama und Virtus Bartolomeo Colleonis Grabkapelle Berlin 2004 S 42 52 Die Zahl ist das Ergebnis einer Analyse im Rahmen der grossen Restaurierungskampagne 1989 1992 s Efem Bresciani Bartolomeo Colleoni Relazioni sulle cause del degrado in Bartolomeo Colleoni dall Isola all Europa hg v Adolfo Raggionieri u Antonio Martinelli Bergamo 1991 S 310 317 Giles Knox The Colleoni Chapel in Bergamo and the Politics of Urban Space in Journal of the Society of Architectural Historians 60 3 2001 S 294 296 Jeanette Kohl Fama und Virtus Bartolomeo Colleonis Grabkapelle Berlin 2004 S 75 76 Fur eine ausfuhrliche Abwagung der Moglichkeiten s Jeanette Kohl Fama und Virtus Bartolomeo Colleonis Grabkapelle Berlin 2004 S 201 207 Jeanette Kohl Fama und Virtus Bartolomeo Colleonis Grabkapelle Berlin 2004 S 90 JoAnn Gitlin Bernstein Milanese and Antique Aspects of the Colleoni Chapel Site and Symbolism in Arte Lombarda 100 1992 S 47 Jeanette Kohl Fama und Virtus Bartolomeo Colleonis Grabkapelle Berlin 2004 S 105 107 Zur Ikonographie von Zentralbauten s jungst Jens Niebaum Der kirchliche Zentralbau der Renaissance in Italien Munchen 2016 S 218 267 Leon Battista Alberti De re aedificatoria libri decem Florenz 1458 Buch VII 3 Jens Niebaum Der kirchliche Zentralbau der Renaissance in Italien Munchen 2016 S 251 57 Giles Knox The Colleoni Chapel in Bergamo and the Politics of Urban Space in Journal of the Society of Architectural Historians 60 3 2001 S 301 302 Jeanette Kohl Fama und Virtus Bartolomeo Colleonis Grabkapelle Berlin 2004 S 52 57 Jeanette Kohl Fama und Virtus Bartolomeo Colleonis Grabkapelle Berlin 2004 S 186 Colleoni hat in seiner Inszenierung jedoch besonderen Wert auf die Identifikation seiner Person mit Herkules gelegt Gegenuber der Kapelle auf der Platea Nova befand sich im Quattrocento eine Loggia mit Darstellungen ausgezeichneter Sohne der Stadt Colleoni war hier als Herkules in Lowenfell und Keule dargestellt s Dietrich Erben Bartolomeo Colleoni Die kunstlerische Reprasentation eines Condottiere im Quattrocento Sigmaringen 1996 S 83 88 Jeanette Kohl Fama und Virtus Bartolomeo Colleonis Grabkapelle Berlin 2004 S 126 133 Jeanette Kohl Fama und Virtus Bartolomeo Colleonis Grabkapelle Berlin 2004 S 133ff Jeanette Kohl Fama und Virtus Bartolomeo Colleonis Grabkapelle Berlin 2004 S 162 165 Giles Knox The Colleoni Chapel in Bergamo and the Politics of Urban Space in Journal of the Society of Architectural Historians 60 3 2001 S 294 296 Jeanette Kohl Fama und Virtus Bartolomeo Colleonis Grabkapelle Berlin 2004 S 217 236 vgl Jeanette Kohl Fama und Virtus Bartolomeo Colleonis Grabkapelle Berlin 2004 S 211 45 703416666667 9 6622222222222 Koordinaten 45 42 12 3 N 9 39 44 O Normdaten Geografikum GND 4468402 2 lobid OGND AKS VIAF 235659609 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Cappella Colleoni amp oldid 237788853