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Die Burg Hardegsen falschlich Hardeg 1 ist eine ehemalige Burg in der niedersachsischen Kleinstadt Hardegsen im Landkreis Northeim Burg HardegsenBurg Hardegsen Vorn das angebaute Amtshaus dahinter das MuthausBurg Hardegsen Vorn das angebaute Amtshaus dahinter das MuthausStaat DeutschlandOrt HardegsenEntstehungszeit vor 1330Burgentyp NiederungsburgErhaltungszustand ErhaltenStandische Stellung HerzogGeographische Lage 51 39 N 9 50 O 51 65102 9 82605 Koordinaten 51 39 3 7 N 9 49 33 8 OBurg Hardegsen Niedersachsen p3 Ihr erhaltener Wohnturm das sogenannte Muthaus wurde 1324 durch die Herren von Rosdorf erbaut und kam 1379 an Herzog Otto von Braunschweig zu Gottingen er diente ihm und spater anderen Mitgliedern des Welfenhauses als Wohnsitz Seit 1575 war die Burg Sitz eines Amtmanns Drosten der Domane Das angebaute Amtshaus stammt in der heutigen Form von 1780 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Baudetails 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDer Ort wird erstmals um 1015 1036 erwahnt 2 Der Vita des Bischofs Meinwerk von Paderborn zufolge schenkte damals ein Adeliger namens Richard mit Zustimmung seines Erben Wiris dem Bistum Eigenguter in Hiridechessun und funf weiteren nahegelegenen Dorfern 3 Der Ortsname leitet sich von dem Personennamen Heridag gebildet aus dem altsachsischen heri Heer dag Tag sowie dem Wort hausen ab 4 Nach dieser Erstnennung ist Hardegsen uber 200 Jahre nicht fassbar Es gibt auch keine archaologischen Befunde aus dieser Zeit Wahrscheinlich hatten die Grafen von Northeim oder das Erzbistum Mainz die Herrschaftsrechte im Raum Hardegsen inne 5 nbsp Burg Hardegsen nbsp Amtshof nbsp Einfahrt zum Amtshaus dahinter das MuthausUm die Mitte des 13 Jahrhunderts erscheinen die Herren von Rosdorf als Besitzer Ob sie die Grundherrschaft geerbt oder gekauft hatten ist nicht bekannt Seit etwa 1252 besassen sie auch Moringen In der zweiten Halfte des 13 Jahrhunderts versuchten die Rosdorfer auf dieser Basis eine geschlossene Grundherrschaft aufzubauen Diese umfasste den Raum Gottingen und reichte bis ins nordliche Hessen und ins westliche Thuringen hinein Um 1300 gehorten sie zu den bedeutendsten Adelsgeschlechtern der Gegend 6 1287 urkundete Dethard II von Rosdorf als dominus castri Herdegessen Herr der Burg Hardegsen Die Bruder Dethard Konrad und Ludwig von Rosdorf stellten 1310 eine Urkunde aus die ausser Hardegsen von einem Ort ante castrum Herdegessen vor der Burg Hardegsen spricht Im Jahre 1324 erfolgte der Bau eines Wohnturms des Muthauses Moshus der Palas mit dem Speisesaal durch Conrad V und Ludwig III von Rosdorf laut einer Bauinschrift sowie der weitere Ausbau zu einem grossen Burgkomplex Deren Stammburg in Rosdorf war 1319 zerstort worden was der Anlass fur den Bau gewesen sein durfte Mitte des 14 Jahrhunderts setzte der Niedergang der Herren von Rosdorf ein was sich an zahlreichen Guterverkaufen zeigt 1363 mussten sie dem Landesherrn Ernst I das Offnungsrecht an Hardegsen und Moringen einraumen 1367 auch dem Mainzer Erzbischof Gerlach von Nassau 1379 werden sie als weiland ehemals zu Hardegsen gesessen bezeichnet Sie verkauften die Burgen und Herrschaften Hardegsen und Moringen fur 3 000 Mark an Herzog Otto von Braunschweig zu Gottingen Otto der Quade Von 1387 bis zu seinem Tode 1394 residierte der aus Gottingen vertriebene Welfenherzog auf der Burg Hardegsen 1383 verlieh er dem Marktflecken unterhalb der Burg das Stadtrecht was ihr in der Folgezeit bis 1500 mit Kaufleuten und Handwerkern einen Aufschwung ermoglichte Otto der Quade verstarb hier am 13 Dezember 1394 Die Burg war dann Witwensitz der Herzogin Margarete einer Tochter des Grafen Wilhelm II von Berg bis zu ihrem Tod 1442 1430 wird die Burg als Kemenate der Herzogin bezeichnet Zwei Burgmannshofe lagen vor der Burg 1437 wird die Herrschaft durch den Sohn Otto II an seinen Vetter Wilhelm I von Braunschweig Wolfenbuttel verpfandet Dessen Sohn Wilhelm II wohnte ab 1451 teilweise und seit 1463 dauerhaft Nach seinem Tod 1503 fiel die Herrschaft an seinen Sohn Erich I doch wohnte nur noch ein Amtmann auf der Burg Amt und Gericht wurden in der Folgezeit mehrfach verpfandet 1559 60 wies Herzog Erich II die Burg seiner getrennt lebenden Ehefrau Sidonie von Sachsen als Wohnsitz zu Dies war die letztmalige Nutzung durch das Herzogshaus Von 1568 bis 1823 war die ehemalige Burg Verwaltungssitz des Amtes Hardegsen an dessen Spitze ein Drost bzw Amtmann stand Das Amt Hardegsen mit der Burg als Mittelpunkt umfasste seit spatestens dem 15 Jahrhundert die Ortschaften Ellierode Hettensen Schlarpe Lichtenborn Asche Lutterhausen Ertinghausen Wolbrechtshausen und Hevensen 7 1479 wird der Amtsvorsteher Johann Zepollen als Canzler op dem Moshuse genannt Unter dem Amtmann Johann Kuntzen wurde um 1686 am Sudgiebel des Muthauses ein Amtshaus als Fachwerkbau errichtet Dieses sowie der sogenannte Bergfried ein neben der Burg stehender Burgmannshof wurden unter dem Amtmann Otto Friedrich Julius von Munchhausen der 1778 94 amtierte abgerissen und 1780 81 durch einen Steinbau ersetzt Der geplante Abriss des Muthauses wurde nur deshalb nicht ausgefuhrt da die massive Bauweise ihn zu teuer gemacht hatte 8 Von 1725 bis 1780 wurden Umbauarbeiten der Burganlage zu Wirtschaftsgebauden fur den Domanenbetrieb durchgefuhrt Von der alten Burganlage blieben nur das Muthaus das Hagenhaus und Teile der Umfassungsmauer erhalten Das Muthaus selbst wurde schon seit 1682 83 als Kornspeicher genutzt 1820 wurde der Amtssitz nach Moringen verlegt Im Jahre 1972 erfolgte die Auflosung der Domane Der gesamte Burgbereich wurde durch die Stadt Hardegsen aufgekauft Die Verpachtung ubernahm die Stadt Hardegsen Die Raumlichkeiten des Muthauses konnen heute nicht nur besichtigt sondern auch fur Feierlichkeiten und Veranstaltungen gemietet werden Die Vermietung erfolgt durch die Kulturinitiative Hardegsen Mit den Einnahmen wird der Erhalt der Burg Hardeg finanziert Der Rittersaal wird im Fruhjahr und Sommer als Standesamt genutzt 2019 wurde ein dringender Sanierungsbedarf am Muthaus festgestellt wobei der Kostenumfang fur das Dach auf 880 000 Euro geschatzt wurde 9 Bei den 2020 begonnenen Arbeiten wurde das Dach mit Krempziegel als Tondachziegel neu gedeckt In weiteren Bauabschnitten ist eine Fassadensanierung an dem fast 700 Jahre alten Sandsteinmauerwerk geplant 10 Baudetails Bearbeiten nbsp Das MuthausDas Muthaus weist eine Hohe von 35 m auf Es ist nach Grosse Qualitat Ausstattung und Uberlieferungssituation ein sehr reprasentativer und aufwendiger Grossbau des fruhen 14 Jahrhunderts und im Profanbau als hochgotische Spitzenleistung weit uber Niedersachsen hinaus anzusehen 11 Dazu gehort die Ausfuhrung der Fassade in Werkstein die rekonstruierbaren feingliedrigen Masswerkfenster sowie die Gestaltung innerer Zierformen wie Kaminwangen und geschnitzte Stutzen Aufgrund dieser Qualitat ist davon auszugehen dass der Bau von einer Bauhutte errichtet wurde die vornehmlich im Sakralbau bei Kirchen und Kathedralen tatig war 12 Der Bau sollte den damaligen Status seiner Bauherren die sich auf dem Gipfel ihrer Macht befanden demonstrieren Auffallend sind die hohen schmalen Fenster in bemuht axialer Anordnung sie sind von gekehlten stichbogenartig schliessenden Blenden gerahmt und durften in der mittleren Ebene von zwei Lanzetten geteilt gewesen sein Erdgeschoss und erstes Obergeschoss bilden heute jeweils einen 180 bzw 200 m grossen Saal mit Balkendecken auf profilierten Holzstutzen die Decke des Erdgeschosses ist noch bauzeitlich ebenso die holzernen Tragwerke im Erd und im ersten Obergeschoss eine selten uberlieferte Binnenstruktur wahrend die damalige innere Treppe nicht mehr vorhanden ist Im oberen einstigen Hauptgeschoss vermutlich schon bauzeitlich ein grosser Fest und Empfangssaal befindet sich ein grosser offener Kamin dessen Rauchfang mit gotisch geschweiften Wangen verziert ist Die Binnengliederung der drei Geschosse lasst sich nicht mehr nachweisen doch konnte es besonders im Erd und im zweiten Obergeschoss Fachwerkwande oder Bohlenstuben gegeben haben Kamine fur Kachelofen sind nicht nachweisbar moglicherweise gab es nur Feuerschalen Es sind zwei steinerne Auflagen fur die einst holzernen Aborterker vorhanden Bei der Umnutzung als Kornspeicher 1682 83 wurden wohl auch die steinernen Lanzetten der Fenster entfernt die nun als Luftungsoffnungen dienten 1738 39 erhielt der Bau ein neues Dachwerk Ursprunglich hatte er zwei etwas niedrigere Giebel die im Mauerwerk noch sichtbar sind mit einem innenliegenden Satteldach dessen Entwasserung auf die Mauerkrone aber Probleme bereitete sodass im 15 oder 16 Jahrhundert das Dachwerk uber die Giebel und Traufen gezogen wurde Vergleichbare Wohnturme aus derselben Epoche sind der Wohnturm der Burg Adelebsen ein funfeckiger Bau der ahnliche Baudetails und teilweise die gleichen Steinmetzzeichen aufweist wie die Burg Hardegsen 13 sowie die ebenfalls als Muthaus bezeichneten Burgen Lindau im Eichsfeld Beverungen Lichtenau Oldenburg und Dreckburg Zu nennen sind im Raum Hildesheim auch die beiden Bischofsburgen Marienburg und Burg Steuerwald mit einem zweiflugligen Palas sowie Burg Steinbruck Bemerkenswert ist dass der Bau in Hardegsen mit seiner Fassade aus aufwandig bearbeitetem Werkstein qualitativ hochwertiger ist als das in Bruchstein ausgefuhrte Hohe Haus der furstbischoflichen Marienburg Literatur BearbeitenErnst Andreas Friedrich Das Muthaus in Hardegsen S 86 87 in Wenn Steine reden konnten Band III Landbuch Verlag Hannover 1995 ISBN 3 7842 0515 1 Herbert Heere Burg Hardegsen und das Muthaus Geiger Verlag Horb am Neckar 2003 ISBN 978 3 89570 867 1 Markus C Blaich Sonja Stadje Kim Kappes Muthaus in Hardegsen in Die Heldenburg bei Salzderhelden Burg und Residenz im Furstentum Grubenhagen Wegweiser zur Vor und Fruhgeschichte Niedersachsens 32 Isensee Verlag Oldenburg 2019 S 113 115 Benjamin Rudolph Das Muthaus der Burg Hardegsen Ldkr Northeim Bau und Besitzergeschichte eines bedeutenden Saalbaus aus dem 14 Jahrhundert in Burgen und Schlosser Heft 4 2020 S 214 230Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Burg Hardeg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Burg Hardegsen im Denkmalatlas Niedersachsen Eintrag von Jens Friedhoff zu Burg Hardegsen in der wissenschaftlichen Datenbank EBIDAT des Europaischen Burgeninstituts Rekonstruktionsversuch als Zeichnung im mittelalterlichen Zustand von Wolfgang Braun Burg Hardegsen bei Stadt Hardegsen Die Burg Hardegsen mit Kurpark bei Kultur Initiative Hardegsen e V Burg Hardegsen bei burgenweltEinzelnachweise Bearbeiten Benjamin Rudolph Das Muthaus der Burg Hardegsen siehe Literatur S 215 Der uberlieferte Name der Burg lautet Hardegsen und nicht Hardeg Siehe auch Diskussion Die Ortsnamen des Landkreises Northeim Niedersachsisches Ortsnamenbuch Band 5 von Kirstin Casemir Franziska Menzel und Uwe Ohainski Bielefeld 2005 S 174 Franz Tenckhoff Vita Meinwerci Episcopi Patherbrunnensis in Monumenta Germaniae Historica Scriptores Hannover 1921 S 47 48 Ortsnamen des Landkreises Northeim wie oben Christian Kammerer Peter Ferdinand Lufen Christiane Segers Glocke Landkreis Northeim sudlicher Teil in Denkmaltopographie BRD Baudenkmale in Niedersachsen Bd 7 1 Hameln 2002 S 62 98 Benjamin Rudolph Das Muthaus der Burg Hardegsen Lit S 215 Johann Gabriel Domeier Die Geschichte der Churfurstl Braunschweig Luneburgischen Stadt Hardegsen und des umliegenden Amts dieses Namens Celle 1771 S 21 74 Benjamin Rudolph Das Muthaus der Burg Hardegsen Lit S 220 Niko Monkemeyer Sanierung des Dachs der Burg Hardeg kostet 800 000 Euro in HNA vom 22 November 2019 Niko Monkemeyer Ein neues Dach furs Muthaus in Hardegsen in HNA vom 12 September 2020 Benjamin Rudolph Das Muthaus der Burg Hardegsen S 230 dort auch Naheres zu Bauausfuhrung und Details Benjamin Rudolph Das Muthaus der Burg Hardegsen S 226 Benjamin Rudolph Das Muthaus der Burg Hardegsen S 226 227Normdaten Geografikum GND 4749006 8 lobid OGND AKS VIAF 246978070 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Burg Hardegsen amp oldid 237122382