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Biertan deutsch Birthalm ungarisch Berethalom ist eine Gemeinde im Kreis Sibiu in der Region Siebenburgen in Rumanien Biertan Birthalm BerethalomBiertan Rumanien BasisdatenStaat Rumanien RumanienHistorische Region SiebenburgenKreis SibiuKoordinaten 46 8 N 24 31 O 46 139722222222 24 523611111111 388 Koordinaten 46 8 23 N 24 31 25 OZeitzone OEZ UTC 2 Hohe 388 mFlache 97 26 km Einwohner 2 239 1 Dezember 2021 1 Bevolkerungsdichte 23 Einwohner je km Postleitzahl 557045Telefonvorwahl 40 02 69Kfz Kennzeichen SBStruktur und Verwaltung Stand 2020 2 Gemeindeart GemeindeGliederung Biertan Copșa Mare RichișBurgermeister Mircea Mihai Dragomir PNL Postanschrift Str 1 Decembrie nr 19 loc Biertan jud Sibiu RO 557045Website comunabiertan ro Inhaltsverzeichnis 1 Geografie 2 Geschichte 3 UNESCO Weltkulturerbe 4 Personlichkeiten 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeografie Bearbeiten nbsp Lage der Gemeinde Biertan im Kreis SibiuDer Ort Biertan liegt auf dem ehemaligen Konigsboden in einem Seitental der Tarnava Mare Grosse Kokel etwa 8 km sudlich des Kokeltals an der Strasse die von Șaroș pe Tarnave Scharosch kommend nach Richiș Reichesdorf und weiter auf die Schlattner Hill Richtung Agnita Agnetheln fuhrt Die Entfernung zur Kreisstadt Sibiu Hermannstadt betragt etwa 80 km in sudwestliche Richtung Die beiden nachsten grosseren Zentren sind Mediaș Mediasch und Sighișoara Schassburg Die Gemeinde Biertan besteht aus den Dorfern Biertan Richiș Reichesdorf und Copșa Mare Gross Kopisch und hat etwa 2500 Einwohner nbsp Amtliches Ortseingangsschild mit der rumanischen und deutschen Ortsbezeichnung nbsp Westansicht der Birthalmer Kirchenburg von links nach rechts Weberturm Rathausturm beide mit Pultdach Stundenturm leicht verdeckt Speckturm Katholischer Turm nbsp Schloss der Sakristeitur nbsp Katholischer Turm source source Biertan Ein Uberblick 2010 Geschichte BearbeitenDie erste urkundliche Erwahnung stammt aus dem Jahr 1283 zusammen mit den Ortschaften Hetzeldorf Reichesdorf Meschen Mediasch Pretai Scharosch und Gross Kopisch In dem Dokument geht es um eine Abfindung von Steuern an den Bischof von Siebenburgen die darin verhandelt wird Wechsel von Naturalabgaben zu einer Abgabe von 40 Silber Mark Durch dieses Feilschen wird deutlich dass Birthalm damals noch nicht dem Recht des Goldenen Freibriefs von 1224 unterlag in dem derartiges bereits hinreichend geregelt war Es muss also in der Zeit zwischen 1224 und 1283 gegrundet worden sein Birthalm war eine Ortschaft auf dem Gebiet der Zwei Stuhle von Mediasch und Schelk Diese Region erlangte die Rechte des Goldenen Freibriefs ab ca 1315 1397 erhielt Birthalm den Status eines Marktfleckens oppidum 1418 gewahrte Konig Sigismund von Luxemburg 1368 1437 das Marktrecht und die Hochgerichtsbarkeit Nachdem Nikolaus Apafi von Malmkrog 1440 auf das Erbgrafenamt verzichtet hatte konnte sich der Ort selbst verwalten 1468 befreite Konig Matthias Corvinus 1443 1490 zugunsten der Verteidigung der Kirchenburg ein Drittel der wehrfahigen Burger vom Heeresdienst 3 Die Ansiedlung entwickelte sich rasch zu einem bedeutenden Marktflecken Zu Beginn des 16 Jahrhunderts stand Birthalm kurz vor der Erhebung zur Stadt Es gab damals vier sog Zahlhauser die als Steuerbemessungsmassstab dienten Die wirtschaftliche Grundlage bildeten ein florierendes Handwerk in mehreren Zunften und der Weinbau siehe Weinbau in Rumanien Im Jahre 1510 verzeichnete Birthalm bereits 31 Steuer Marken was auf eine Einwohnerzahl von etwa 5000 Personen schliessen lasst Auch die raumliche Ausdehnung war betrachtlich grosser als heute Die stadtische Entwicklung hatte voll eingesetzt Auf das erste Viertel des 16 Jahrhunderts entfallt auch die Zeit der grossen Bautatigkeit in Birthalm In dieser Periode wurde an der Stelle einer fruhgotischen Basilika die heutige gotische Hallenkirche errichtet Ab 1468 ist auch eine Wehranlage auf dem Kirchenhugel belegt deren hauptsachliche Bauzeit allerdings auf den Beginn des 16 Jahrhunderts fallt Die Kirchenburg erhielt damals ihre heutige Gestalt Im Jahr 1572 wurde sogar der Sitz der Sachsenbischofe unter Lucas Unglerus von Hermannstadt nach Birthalm verlegt wo er fur fast 300 Jahre bis 1867 verblieb Wahrend der Turkenkriege kam es jedoch immer wieder zu Uberfallen Da der Ort noch keine Stadtmauern besass war er Brandschatzungen Plunderungen und Menschenraub relativ schutzlos ausgesetzt Seuchen dezimierten die Einwohnerschaft zusatzlich so dass die Bevolkerung dauerhaft auf einen Bruchteil ihres alten Bestandes reduziert wurde Allmahlich glitt der Ort in Konkurrenz zu den nahen Stadten Mediasch und Schassburg in die Zweitrangigkeit ab Bei der Volkszahlung von 1930 hatte Birthalm 2331 Einwohner davon 1228 Siebenburger Sachsen 1992 lebten nur noch 180 Sachsen in der Gemeinde Aktuell ist ihre Anzahl auf ca 70 Personen gesunken UNESCO Weltkulturerbe Bearbeiten Hauptartikel Kirchenburg von Birthalm Kirchenburg Die Kirchenburg wurde 1993 zum UNESCO Weltkulturerbe erklart Sie erhebt sich auf einem steilen Hugel inmitten des Ortes Der innere alteste Mauerring der Burg wird auf Ende des 14 oder Anfang des 15 Jahrhunderts datiert Als Sitz des evangelischen Bischofs von Siebenburgen spielte der Sakralbau eine wichtige Rolle und wurde aufwendig ausgestattet Die gotische Hallenkirche die keinen Turm besitzt wird umgeben von drei Ringmauern sechs Turmen mit Pyramidendach Stundenturm Glockenturm Mausoleumsturm Katholischer Turm Speckturm Einfahrtsturm zwei Turmen mit Pultdach Rathausturm Weberturm sowie von einer Bastei Scheidungshaus bzw Ehegefangnis Heute ist die Birthalmer Kirchenburg eine bedeutende touristische Attraktion und ihre Silhouette weltweit bekannt Sie ist alljahrlich mit Ausnahmen z B 2007 der Schauplatz des sog Sachsentreffens der noch in Siebenburgen verbliebenen Siebenburger Sachsen Kunstgegenstande und Gebaudeteile der Kirchenburg von besonderem historischem Wert Bischofsgruft Mausoleumsturm Im inneren Mauerring nordostlich neben der Kirche befindet sich der Mausoleumsturm Da der alte Friedhof hinter der Deutschen Schule aufgegeben wurde exhumierte man im Jahr 1913 die Gebeine der Bischofe und bestattete sie in eine Gruft inmitten dieses Turms An den Wanden stehen neun Grabplatten sieben davon in Gedenken an die folgenden Bischofe Franz Graffius Georg Theilesius Christian Barth Christian Haas Lucas Unglerus Zacharias Weyrauch sowie Mathias Schiffbaumer Die anderen beiden Grabsteine sind Franz Salicaeus Pfarrer und Generaldechant sowie dem Pleban Johannes Bauherr der Kirche gewidmet Auffallig ist dass allen Figuren die Nasen abgeschlagen sind Einer Sage zufolge sollen die Turken den Bischofsfiguren die Nasen abgeschlagen haben als sie wahrend einer Belagerung bis in den inneren Burghof vorgedrungen waren Katholischer Turm Dieser Turm ebenfalls in der inneren Ringmauer sudlich neben der Kirche verfugt im Erdgeschoss uber einen kapellenartigen Raum mit Tonnengewolbe Rundtonne Die Wande sind noch vollstandig mit Fresken versehen Der Name ruhrt daher dass in dem uberwiegend protestantischen Ort die katholischen Messen im Turm abgehalten wurden Pultturm Rathausturm In der zweiten mittleren Ringmauer befindet sich auf der Westseite ein Turm mit einem Pultdach an dessen Fassade sich Fresken aus dem 16 Jahrhundert erhalten haben Durch diesen Turm verlauft wie auch durch drei weitere Turme Einfahrtsturm Speckturm und Stundenturm der Auffahrtsweg in den Burginnenhof Somit ist er einer der insgesamt vier Torturme welche fruher im Kriegsfall die Auffahrt ins Burginnere mit Falltoren versperrt hatten Portale Die drei Portale der Kirche sind in ihrem ursprunglichen mittelalterlichen Zustand erhalten Sowohl das Sandsteinmasswerk als auch die Turen selbst stammen aus dem 16 Jahrhundert Das Schloss des Nordportals ist ein sogenanntes Vexierschloss Zunftfahnen Da Birthalm ein Marktflecken mit einer grossen Handwerkeranzahl war die sich in Zunften organisierten gab es bestimmte Zunftabzeichen die sog Zunftfahnen Von diesen haben sich im Kirchenraum mehrere erhalten nbsp Katholischer Turm links und die drei RingmauernKanzel Im Kirchenraum ausserhalb des Chorraumes befindet sich die Kanzel Sie ist aus einem einzigen grossen Sandsteinblock gefertigt und zeigt filigrane Steinschnitzereien die teils der Spatgotik teils der Renaissance zuzuordnen sind Ihr Entstehungsjahr ist 1523 oder 1524 Flugelaltar Im Kircheninneren befindet sich einer der grossten mittelalterlichen Flugelaltare Siebenburgens mit 28 vorreformatorischen Bildtafeln die ungewohnlicherweise die Festtagsseite die ausgeklappten Bildtafeln jeden Tag zeigen und nur zu den hohen Festtagen Weihnachten Ostern und Pfingsten geschlossen werden Gestuhl Im Altarraum gegenuber der Sakristeitur befindet sich das alte bischofliche Chorgestuhl Es stammt vom Schassburger Holzschnitzer Johannes Reychmuth von dem sich u a in Reichesdorf und Schassburg weitere wertvolle Arbeiten erhalten haben Es ist aus Lindenholz gefertigt und mit aufwendigen Intarsien verziert Sakristeitur Die Sakristeitur aus dem Jahr 1515 ist eine der grossten Schatze der Kirchenburg Sie ist mit einer raffinierten Mechanik ausgestattet die insgesamt 19 Riegel und einen automatischen Verschluss beinhaltet Wie das Gestuhl ist die Tur ebenfalls reich mit Holzeinlegearbeiten verziert und das Schloss auf der Innenseite Sakristeiseite ist mit fein gearbeiteten Nilpferdkopfen eingefasst und aufwendig ziseliert Die Tur wurde auf der Weltausstellung 1889 in Paris ausgestellt und fand dort Beachtung Scheidungshaus Im innersten Mauerring sudostlich neben der Kirche etwa auf halber Strecke zwischen Mausoleumsturm und Katholischem Turm befindet sich das sogenannte Scheidungshaus Hier wurden die scheidungswilligen Paare eingeschlossen und zwar mit nur einem Bett einem Tisch einem Stuhl einem Teller einer Tasse einem Loffel usw Sie wurden so lange dort gehalten bis sie wieder von ihrer Trennung absehen wollten In den 400 Jahren in denen das Scheidungshaus genutzt wurde soll es angeblich nur eine einzige Scheidung gegeben haben nbsp Kirchenburg um 1964 nbsp Kirchenburg um 2010 nbsp Scheidungshaus nbsp Flugelaltar Festtagsseite nbsp Drei Mauerringe v l n r Katholischer Turm Ostbastei Kirche Mausoleumsturm nbsp Grabplatte des Sachsenbischofs Christian Barth nbsp Grabplatten der Bischofe Lukas Unglerus und Zacharias Weyrauch nbsp Rippengewolbe der Kirche nbsp Archaologischer Fund aus dem Birthalmer Donarium nbsp Die Birthalmer Kirchenburg auf einer deutsch rumanischen Gemeinschaftsmarke 2011Personlichkeiten BearbeitenLucas Unglerus 16 Jahrhundert evangelischer Pfarrer und Bischof verlegte den Bischofssitz nach Birthalm 4 Andreas Heldmann 1688 1770 Germanist und Historiker geboren in Birthalm Johann Peter Migendt 1703 1767 Orgelbauer geboren in Birthalm Jakob Aurelius Muller 1741 1806 siebenburgischer Bischof Friedrich Franz Salzer 1827 1890 Chirurg und Hochschullehrer in Wien geboren in Birthalm Georg Meyndt 1852 1903 Liederdichter Hermann Phleps 1877 1964 Architekt Kunsthistoriker und Hochschullehrer Artur Phleps 1881 1944 Offizier und Korpskommandeur im Rang eines SS ObergruppenfuhrersSiehe auch BearbeitenListe deutscher und ungarischer Bezeichnungen rumanischer OrteLiteratur BearbeitenArne Franke Das wehrhafte Sachsenland Kirchenburgen im sudlichen Siebenburgen Mit einer historischen Einfuhrung von Harald Roth Deutsches Kulturforum Ostliches Europa Potsdam 2007 ISBN 978 3 936168 27 3 Johann Michael Salzer Der konigl freie Markt Birthalm in Siebenburgen Ein Beitrag zur Geschichte der Siebenburger Sachsen Graeser Wien 1881 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Biertan Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Internetauftritt der Heimatortsgemeinschaft HOG Birthalm e V Birthalm bei siebenbuerger de Juliana Fabritius Dancu Detaillierte Informationen zur Kirchenburg bei karpatenwilli com Birthalm Biertan bei capper online de Video von Birthalm mit Aufnahmen im Juni 2007 4 39 bei YouTubeEinzelnachweise Bearbeiten Volkszahlung 2021 in Rumanien Populația rezidentă după etnie 1 Dezember 2021 rumanisch Angaben bei Biroului Electoral Central abgerufen am 3 April 2021 rumanisch Eintrag Birthalm Biertan im Online Lexikon zur Kultur und Geschichte der Deutschen im ostlichen Europa abgerufen am 22 Oktober 2017 Angaben zu Lucas Unglerus Ungler Ungleich Lukacs bei oszk hu ungarisch Gemeinden im Kreis Sibiu Alma Alțana Apoldu de Jos Arpașu de Jos Ațel Axente Sever Barghiș Bazna Biertan Blăjel Boița Brădeni Brateiu Bruiu Carța Carțișoara Chirpăr Cristian Darlos Gura Raului Hoghilag Iacobeni Jina Laslea Loamneș Ludoș Marpod Merghindeal Micăsasa Mihăileni Moșna Nocrich Orlat Păuca Poiana Sibiului Poplaca Porumbacu de Jos Racovița Rășinari Rau Sadului Roșia Sadu Șeica Mare Șeica Mică Șelimbăr Slimnic Șura Mare Șura Mică Tarnava Tilișca Turnu Roșu Valea Viilor VurpărDorfer mit Kirchenburgen in Siebenburgen UNESCO Welterbe Biertan Calnic Darjiu Prejmer Saschiz Valea Viilor Viscri Normdaten Geografikum GND 4641677 8 lobid OGND AKS VIAF 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