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Dieser Artikel behandelt die geographische Region Bergkarabach fur die gleichnamige Republik siehe Republik Arzach Bergkarabach armenisch Լեռնային Ղարաբաղ Lernajin Gharabagh wissenschaftliche Transliteration Leṙnayin Larabal aserbaidschanisch Dagliq Qarabag oder Yuxari Qarabag gebirgiger schwarzer Garten oder oberer schwarzer Garten auch Berg Karabach ist eine mehrheitlich von Armeniern bewohnte Region im Sudosten des Kleinen Kaukasus Gebrauchlich ist ausserdem die Transkription der russischen Bezeichnung Nagornyj Karabah Nagorny Karabach Sie ist Teil der grosseren Region Karabach und umfasst deren mittleren gebirgigen Teil dominiert vom Karabachgebirge und dem Karabach Hochland Bergkarabach Erde Armenien Jerewan Aserbaidschan BakuLage Bergkarabachs in der grosseren Region Karabach die sich uber Armenien und Aserbaidschan erstreckt BergkarabachDie Region ist zwischen Armenien und Aserbaidschan umstritten der Bergkarabachkonflikt dauert noch immer an Als politischer Begriff wird Bergkarabach oft mit dem ehemaligen Autonomen Gebiet Bergkarabach innerhalb der fruheren Aserbaidschanischen SSR und mit dem daraus entstandenen De facto Regime der Republik Arzach gleichgesetzt das unter anderem nach Ansicht der Vereinten Nationen und des Europarates weiterhin Teil des Staatsgebietes Aserbaidschans ist Nach dem Zerfall der Sowjetunion 1991 eskalierte der Konflikt zu einem Krieg sodass ab Ende 1994 Bergkarabach und angrenzende Gebiete zu einem grossen Teil von Armeniern kontrolliert wurden Seit dem Krieg um Bergkarabach 2020 werden grossere Gebiete der Region wieder von Aserbaidschan kontrolliert Inhaltsverzeichnis 1 Namen 2 Geographie 3 Geschichte 3 1 Bis ins 19 Jahrhundert 3 2 Im 20 und 21 Jahrhundert 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseNamen BearbeitenDie Bezeichnung leitet sich vom Namen der grosseren Region Karabach ab Diese setzt sich aus ursprunglich persischen und turkischen Wortbestandteilen zusammen so bedeutet im Aserbaidschanischen qara schwarz und bag Garten von persisch باغ DMG baġ zusammen bedeuten sie schwarzer Garten 1 Die Armenier nutzen fur Bergkarabach vor allem die Bezeichnung Arzach armenisch Արցախ in wissenschaftlicher Transliteration Arc ax in englischer Transkription Artsakh die sich historisch auf die Provinz Arzach des antiken armenischen Konigreiches der Artaxiden und das mittelalterliche Konigreich Arzach bezieht Geographie Bearbeiten nbsp Topographische Karte von Karabach mit Bergkarabach in der Mitte aus der Zeit bis 2020Die Region liegt in der Grossregion Karabach die sich zwischen den Flussen Kura und Aras erstreckt 2 Wahrend das nordostlich benachbarte Niederkarabach in den Ebenen der Kura in der Kura Aras Niederung liegt umfasst Bergkarabach die daran anschliessenden Auslaufer des Kleinen Kaukasus insbesondere das Karabachgebirge und das Karabach Hochland sowie im Norden den Gebirgszug Murovdag In diesem befindet sich mit dem 3724 m hohen Gamis dagi auch die hochste Erhebung Im Suden wird die Region vom Aras begrenzt der hier auch die Staatsgrenze zum Iran bildet Im Westen schliesst sich die Region Sangesur beziehungsweise Sjunik an Die Region ist nicht genau abgegrenzt In jungerer Zeit wird sie oft mit der ehemaligen Autonomen Oblast Bergkarabach innerhalb der fruheren Aserbaidschanischen SSR identifiziert die sich jedoch nur in einem Teil des Karabach Gebirges erstreckte Das Autonomiegebiet umfasste 4400 Quadratkilometer 3 4 Bergkarabach fallt nach Osten zur Kuraniederung sowie nach Suden zum Aras hin ab fast alle Flusse fliessen von Westen nach Osten oder nach Suden Die grossten Flusse sind der Hakari der in den Aras mundet sowie die durch Niederkarabach in den Kura abfliessenden Tartar und Chatschen Im Laufe der Jahrtausende entstanden an diesen Wasserlaufen dabei Canyons Der grosste See ist der Sarsang Stausee am Tartar Die grosste Stadt in der Region ist mit uber 50 000 Einwohnern Stepanakert das auch Hauptstadt der Republik Arzach ist Alle anderen Orte sind mit hochstens einigen Tausend Einwohnern deutlich kleiner Historisch bedeutsam als fruhere Hauptstadt des Khanats Karabach ist Schuscha armenisch Շուշի Schuschi das wegen des Bergkarabachkonflikts jedoch einen grossen Teil seiner Bevolkerung verloren hat Die Landschaft wechselt von Steppe in den tieferliegenden Talern und Ebenen uber dichte Eichen und Buchenwalder zu Birkenwaldern und alpinen Wiesen in den hoheren Lagen 4 Die jahrliche Durchschnittstemperatur betragt 11 Grad Celsius Geschichte BearbeitenBis ins 19 Jahrhundert Bearbeiten nbsp Das Kloster Gandsassar 1240 fertiggestellt 1400 bis 1816 Sitz des Katholikos von AlbaniaDas Gebiet von Bergkarabach war in der Antike oft Teil Armeniens mehrfach aber auch des benachbarten Albania im heutigen Aserbaidschan oder bildete das Grenzland beider Staaten Im 4 Jahrhundert wurde das Christentum in beiden Landern Staatsreligion Nach armenischer Auffassung war Bergkarabach mindestens ab dem Mittelalter mehrheitlich armenisch besiedelt Infolge der arabischen Besetzung im 8 Jahrhundert stand die Region unter der Kontrolle verschiedener vorwiegend muslimischer Volker von Kurden Arabern Persern und ins Niederkarabach zugewanderten Turk Stammen Spatestens mit der Landnahme der Seldschuken im 11 Jahrhundert stellten die dem islamischen Kulturkreis zugehorigen Ethnien die Bevolkerungsmehrheit in der Grossregion In Bergkarabach gab es dagegen durch die Furstentumer der Meliks eine starke armenische Prasenz wobei vom 12 bis zum 15 Jahrhundert die armenischen Fursten des Hauses Hassan Dschalaljan vom Furstentum Chatschen uber das Gebiet herrschten und 1216 das Kloster Gandsassar als Sitz des Katholikats von Aghwank Albanien der Armenischen Apostolischen Kirche grundeten nbsp Grenzen im Jahr 1882Bis ins 18 Jahrhundert konnten sich lokale armenische Furstentumer halten Die Funf Furstentumer von Karabach die als Vasallen wechselnder Reiche regierten Unter der Dynastie der Safawiden 1501 1736 waren die Fursten Vasallen der persischen Schahs und zeitweise dem Khan von Gandscha unterstellt Im ausgehenden 16 Jahrhundert ubernahmen zeitweise die Osmanen die Vorherrschaft wurden aber im 17 Jahrhundert in mehreren Kriegen vom Persischen Reich erfolgreich zuruckgedrangt 1 Mit dem Zerfall der Zentralmacht der Safawiden im 18 Jahrhundert machte sich das benachbarte Khanat Karabach unabhangig unterwarf daraufhin die armenischen Fursten und gliederte sie 1750 in das Khanat ein 1805 unterstellte sich der Khan von Karabach dem Russischen Reich 1813 trat Persien im Vertrag von Golestan Karabach und andere Khanate an Russland ab wobei Karabach Teil des Gouvernements Elisawetpol wurde 5 Im 20 und 21 Jahrhundert Bearbeiten Nach der Oktoberrevolution von 1917 erhoben sowohl Armenier als auch Aserbaidschaner Anspruch auf Bergkarabach Um das Gebiet kam es zu heftigen kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen der Demokratischen Republik Armenien und der Demokratischen Republik Aserbaidschan nachdem der gemeinsame Staatenbund zerfallen war Nach der Eroberung durch die Rote Armee entschied das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Russlands im Juli 1921 das Gebiet von Bergkarabach aufzuteilen und den Kernteil davon als sogenannte Autonome Oblast Bergkarabach und den Rest unmittelbar an die Aserbaidschanische SSR einzugliedern was 1923 umgesetzt wurde 5 Bis 1929 gehorte ein anderer Teil Bergkarabachs zum Roten Kurdistan einer autonomen Provinz In den 1960er Jahren kam es erneut zu vereinzelten Unruhen Die Armenier fuhlten sich diskriminiert und waren besorgt weil ihr Anteil an der Bevolkerung in Bergkarabach langsam aber stetig abnahm 1926 93 5 1989 73 5 6 1988 eskalierte der Konflikt Es gab Massendemonstrationen in Armenien sowie Schiessereien mit mehreren hundert Toten und Pogrome in Aserbaidschan In der Folge kam es zu beidseitigen Ausweisungswellen und Flucht der jeweiligen Minderheit Im September 1991 erklarte die Republik Bergkarabach ihre Unabhangigkeit im November schaffte daraufhin Aserbaidschan den autonomen Status der Region ab Ab 1992 kam es nach dem Massaker von Chodschali dem Massaker von Maraga und mit einer Gegenoffensive der karabachischen Armee zu verstarkter Gewaltanwendung von beiden Seiten ab 1993 beteiligte sich Armenien mit eigenen Verbanden am Konflikt Beim Waffenstillstand 1994 kontrollierten Armenier einen Grossteil des von der Republik Bergkarabach beanspruchten Gebiets und eine Pufferzone zu Aserbaidschan 7 Die Unabhangigkeit Bergkarabachs wird international nicht anerkannt Nach 1994 gab es mehrere gescheiterte Vermittlungsversuche sowie wiederholt Kampfhandlungen Nach Gefechten im Sommer 2020 kam es Ende September zu einem erneuten Krieg 8 Am 9 November 2020 unterzeichneten beide Konfliktparteien eine erneute Waffenruhevereinbarung unter Vermittlung Russlands 9 Durch die aserbaidschanische Offensive hatte die Republik Arzach ein Drittel ihres Gebietes verloren darunter auch fruher zur Autonomen Oblast zahlende traditionell armenische Siedlungen und Stadte wie Hadrut In Folge des Waffenstillstands musste Arzach ein weiteres Drittel seines Gebiets das die fruhere Oblast umgab an aserbaidschanische Kontrolle abgeben Seit dem Sommer 2023 ist der Latschin Korridor gesperrt und Nahrungsmittel oder Medikamente kommen nicht mehr nach Bergkarabach Deswegen hat sich eine Hungersnot in Bergkarabach ausgebreitet Die Armenische Regierung versucht uber den Europarat oder den UN Sicherheitsrat auf das Thema aufmerksam zu machen jedoch konnte sich die internationale Staatengemeinschaft nicht auf ein gemeinsames Vorgehen verstandigen 10 Siehe auch Bergkarabachkonflikt nbsp Die Funf Furstentumer von Karabach im 16 Jhdt nbsp Die Autonome Oblast Bergkarabach 1923 1991 nbsp Republik Arzach von 1994 bis 2020orange Bergkarabach wie es sich 1991 fur unabhangig erklart hatgelb Andere besetzte Gebiete Aserbaidschansgelb orange schraffiert Von Bergkarabach beanspruchte Gebiete unter aserbaidschanischer KontrolleLiteratur BearbeitenEmil Souleimanov Der Konflikt um Berg Karabach In OSZE Jahrbuch 10 2004 Bd 10 2004 S 217 236 Haig E Asenbauer Zum Selbstbestimmungsrecht des armenischen Volkes von Berg Karabach Wilhelm Braumuller Wien 1993 Reihe Ethnos Bd 41 ISBN 3 7003 0978 3 Hravard Hakobian Manfred Richter Hrsg Armenisches Berg Karabach Arzach im Uberlebenskampf christliche Kunst Kultur Geschichte Edition Hentrich Berlin 1993 ISBN 3 89468 072 5 Johannes Rau Berg Karabach in der Geschichte Aserbaidschans und die Aggression Armeniens gegen Aserbaidschan Koster Berlin 2009 Schriftenreihe Politikwissenschaft Band 16 ISBN 978 3 89574 695 6 Heiko Langner Krisenzone Sudkaukasus Berg Karabach Abchasien und Sudossetien im Spannungsfeld von Identitat Volkerrecht und geostrategischen Interessen Koster Berlin 2009 Schriftenreihe Sicherheitspolitik Band 1 ISBN 978 3 89574 702 1 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Bergkarabach Sammlung von Bildern nbsp Wiktionary Bergkarabach Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Internetseite uber Geschichte und Kultur der Aserbaidschaner von Karabach englisch Staat ohne Anerkennung DLF Europa heute 1 September 2006 BBC uber Bergkarabach englisch Aussenministerium der international nicht anerkannten Republik Arzach englisch Englischsprachige und russischsprachige Kurznachrichten von Kawkasski Usel aus BergkarabachEinzelnachweise Bearbeiten a b Michael Reinhard Hess Panzer im Paradies Der Berg Karabach Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan Verlag Dr Koster Berlin 2016 ISBN 978 3 89574 906 3 S 29 32 23 28 verlag koester de PDF 1 7 MB Leseprobe des Verlags Bergkarabach Enzyklopadie Brockhaus de Abgerufen am 7 Oktober 2020 Robert H Hewsen Armenia A Historical Atlas The University of Chicago Press 2001 S 163ff 264 a b Nagorno Karabakh In Encyclopaedia Britannica Abgerufen am 7 Oktober 2020 englisch a b Andranik Eduard Aslanyan Bergkarabach Chronologie In Energie und geopolitische Akteure im Sudkaukasus Der Bergkarabach Konflikt im Spannungsfeld von Interessen 1991 2015 Hochschulschrift Springer Fachmedien Verlag Wiesbaden 2019 ISBN 978 3 658 28516 6 S 335 349 doi 10 1007 978 3 658 28516 6 springer com PDF 710 kB Aser Babajew Armenien In Weder Krieg noch Frieden im Sudkaukasus Hintergrunde Akteure Entwicklungen zum Bergkarabach Konflikt Nomos Baden Baden 2014 ISBN 978 3 8487 1396 7 S 73 90 doi 10 5771 9783845254500 nomos elibrary de Verlagsvorschau Uwe Halbach Nagorny Karabach Dossier In Konfliktportrats Bundeszentrale fur politische Bildung 20 November 2017 abgerufen am 28 September 2020 Schwere Kampfe in aserbaidschanischer Region Berg Karabach Deutsche Welle 27 September 2020 abgerufen am 28 September 2020 Bergkarabach Armeniens Regierungschef ordnet Ende der Kampfe um Bergkarabach an In zeit de 10 November 2020 abgerufen am 11 November 2020 Alexander Kauschanski Vor dem Verhungern Seit Monaten ist Bergkarabach von der Versorgung abgeschnitten Nun soll es einen Hungertoten geben Der unterernahrten Bevolkerung lauft die Zeit davon In Zeit Online Zeit Online GmbH 25 August 2023 abgerufen am 22 August 2023 39 8 46 7 Koordinaten 39 48 N 46 42 O Normdaten Geografikum GND 4224579 5 lobid OGND AKS LCCN n92070805 VIAF 239968712 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bergkarabach amp oldid 237538234