www.wikidata.de-de.nina.az
Die Belagerung von Halikarnassos war eine mehrere Monate andauernde militarische Auseinandersetzung nach deren Ende Alexander der Grosse die strategisch bedeutende Hafenstadt Halikarnassos das heutige Bodrum in der Turkei erobern konnte Sie dauerte vom Sommer bis zum Herbst des Jahres 334 v Chr wobei die letzten Verteidigungsanlagen der Stadt erst im Herbst 333 v Chr eingenommen werden konnten Die Belagerung zahlt zu den wichtigsten militarischen Stationen des Alexanderzugs Belagerung von HalikarnassosTeil von AlexanderzugDatum Sommer bis Herbst 334 v Chr Ort Halikarnassos KleinasienAusgang Belagerung erfolgreichKonfliktparteienHeer Alexanders Persisches ReichBefehlshaberAlexander der GrossePtolemaios Memnon von RhodosOrontopatesEphialtes ThrasybulosTruppenstarkemehr als 1 000 Perser2 000 griechische SoldnerVerlustemind 56 Gefallenemind 300 Verwundete mind 1 170 GefalleneSchlachten des Alexanderzuges Granikos Milet Halikarnassos Issos Tyros Gaugamela Persische Tore Jaxartes Sogdischer Felsen Fels von Chorienes Gabai Hydaspes Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Die Belagerung 3 Letzte Kampfe 4 Quellen 5 Literatur 6 AnmerkungVorgeschichte BearbeitenIm Fruhjahr 334 v Chr begann Alexander der Grosse seinen beruhmten Eroberungszug in Asien und errang in der Schlacht am Granikos einen ersten grossen Sieg uber die Perser der ihm die Kontrolle uber das nordwestliche Kleinasien verschaffte Nachdem er im Anschluss die Griechenstadte entlang der kleinasiatischen Agaiskuste eingenommen hatte zog er im Sommer 334 v Chr von Milet aus uber Iasos und Bargylia in die Provinz Karien ein deren Hauptstadt Halikarnassos sein nachstes Ziel war Unterwegs zog ihm die exilierte Furstin Ada entgegen welche die rechtmassige Herrschaft in Halikarnassos gegen den Ehemann ihrer Nichte Orontopates beanspruchte Sie adoptierte Alexander der somit in ihre Rechtsnachfolge eingesetzt seinen Herrschaftsanspruch uber Karien begrunden konnte In Halikarnassos aber erwartete Alexander seine bislang grosste militarische Bewahrungsprobe In der stark befestigten Stadt hatte sich nach der Schlacht am Granikos die Operationsbasis der persischen See und Landstreitkrafte eingerichtet die unter dem Oberbefehl des fahigen Soldnergenerals Memnon von Rhodos standen In ihrem Hafen ankerte die zahlenmassig uberlegene persische Flotte wahrend Alexander wegen der hohen Kosten kurz zuvor noch seine eigene Flotte hatte auflosen mussen weshalb er also Halikarnassos nicht von der Seeseite aus bedrangen konnte Abgesehen von der Mauer wurde die Stadt noch von drei Wehranlagen geschutzt Ausser ihrer Akropolis waren dies die Festungen Salmakis und Zephyrion die jeweils an den Enden der Stollen des hufeisenformigen Hafens errichtet waren und dessen Einfahrt beherrschten Die Stadt selbst wurde neben einer persischen Truppe auch von einer kampferprobten griechischen Soldnergarnison verteidigt die von den attischen Feldherren Ephialtes und Thrasybulos kommandiert wurde Diese hatten im Jahr zuvor nach dem Fall Thebens aus Athen fliehen mussen um einer Auslieferung an Alexander zu entgehen Alexander schlug sein Lager am nordostlichen Ende der Stadtmauer gegenuber dem Mylasa Tor auf Weil seine nur langsam zu transportierenden Belagerungsmaschinen im Abstand mehrerer Tage dem Heer hinterherzogen konnte er die ersten Tage keine Angriffe auf die Stadt unternehmen musste sich aber gelegentlicher Ausfalle ihrer Verteidiger erwehren Nach einigen Tagen des Abwartens beschloss er die etwa 20 Kilometer westlich von Halikarnassos gelegene Hafenstadt Myndos einzunehmen Myndos war zwar von eher geringem strategischem Wert hatte aber seine bereitwillige Aufgabe angekundigt sofern Alexander im Schutz der Nacht einziehen wurde Dazu fuhrte er drei Abteilungen der Pezhetairen Perdikkas Amyntas Meleagros die Hypaspisten die Hetairenreiterei die Bogenschutzen und die Agrianen mit sich Doch vor Myndos angekommen waren dessen Stadttore verschlossen und seine Mauern mit Kriegern aus Halikarnassos besetzt die auf dem Seeweg verlegt worden waren In Ermangelung an Belagerungsmaschinen ging Alexander die Unterminierung der Stadtmauer an wobei einer ihrer Wehrturme zum Einsturz gebracht werden konnte Aber der Widerstand der Verteidiger erwies sich fur Alexander als zu hartnackig als dass er fur Myndos den unnotigen Verlust vieler Manner in Kauf genommen hatte die er fur Halikarnassos dringender benotigte Also brach er die Belagerung von Myndos ab um seine Truppen wieder in das Feldlager zu fuhren wo inzwischen die Belagerungsmaschinen eingetroffen waren Die Belagerung BearbeitenNachdem der Graben vor dem Nordostabschnitt der Mauer aufgefullt und eingeebnet war konnte Alexander endlich seine Maschinen an die Mauer von Halikarnassos heranfuhren Zuerst verwendete er die mit Bogenschutzen bemannten Belagerungsturme die mit ihren Pfeilhageln die Verteidiger von den Mauern vertrieben Dies ermoglichte die Heranfuhrung der Rammbocke mit denen nach einigen Tagen ein langerer Mauerabschnitt eingerissen wurde Bevor die Makedonen aber in die Stadt eindringen konnten wagte Memnon mit seinen Truppen einen nachtlichen Ausfall der die Brandschatzung der Maschinen zum Ziel hatte Nach erbittertem Kampf konnten die Verteidiger schliesslich zuruckgeschlagen werden wobei 170 von ihnen getotet wurden Darunter befand sich auch ein makedonischer Uberlaufer Neoptolemos dessen Familie in die Ermordung Philipps II verwickelt gewesen war Auf makedonischer Seite waren 16 Krieger gefallen und 300 verletzt worden aber auch zwei Turme und zwei Schutzbehausungen waren ihnen verloren gegangen Die nachsten Tage vergingen ereignislos mit gelegentlichen Scharmutzeln unter den Gegnern Die Verteidiger nutzten die Zeit um die Bresche in ihrer Mauer durch eine eilends aufgezogene halbkreisformige Mauer samt Turm zu schliessen An dieser suchten eines Nachts zwei Pezhetairen aus dem Bataillon des Perdikkas im trunkenen Zustand einen Wettstreit auszutragen indem sie ihre Kampfesstarke an der neuen Mauer beweisen wollten Sie rissen damit die gesamte Abteilung mit in einen unkoordinierten Angriff der fur Memnon die Gelegenheit zur Vernichtung einer gesamten Heeresabteilung der Makedonen eroffnete Nur durch ein schnelles Eingreifen mit seinen restlichen Kriegern und unter hohen Verlusten konnte Alexander die durch Ubermut in Bedrangnis geratene Abteilung retten Dennoch musste er eine Niederlage in dieser Nacht eingestehen indem er bei Memnon um die Herausgabe der Gefallenen fur die Bestattung bitten musste Die Verteidiger konnten danach weitere Angriffe auf die Mauer abwehren und dabei einen der Belagerungsturme niederbrennen wahrend die restlichen durch den Einsatz der Offiziere Philotas und Hellanikos gerettet wurden Trotz dieser Abwehrerfolge kam Memnon nicht umhin zu erkennen dass es nur eine Frage der Zeit war bis Alexander der finale Durchbruch durch die Mauer gelingen wurde Er kam mit seinen Offizieren daher zu dem Entschluss eine Entscheidungsschlacht zu wagen Dazu formierte er seine Truppen zu drei Angriffswellen von denen die erste aus dem umkampften Mauerabschnitt heraus frontal auf die Makedonen ausfallen und deren Maschinen attackieren sollte Die zweite Welle unter der Fuhrung von Ephialtes sollte durch das mittlere der drei Stadttore ausfallen das bis dahin von den Makedonen nicht beachtet wurde und die Flanke von deren Feldlager angreifen Die dritte Schlachtformation unter Memnon sollte zunachst als Reserve zuruckgehalten werden und erst dann in den Kampf eingreifen sobald es Ephialtes gelungen war die Makedonen aus der Deckung ihres Lagers zu locken So wie geplant wurde die Schlacht von den Verteidigern eroffnet und tatsachlich brachten sie die Flanke der Makedonen in eine gefahrliche Bedrangnis Auf deren Seite aber war es die Erfahrung und unbedingte Kampfdisziplin der altgedienten Krieger die schon unter Philipp II gekampft hatten welche die Situation rettete Angefuhrt von dem Leibwachter Ptolemaios bildeten zwei leichte Infanterieabteilungen eine eng stehende Verteidigungsformation in klassischer Phalanxaufstellung in der die Krieger mit ihren sich uberlappenden Schilden eine schier undurchdringbare Barriere bildeten Bald gelang es den Makedonen die Verteidiger zuruckzudrangen wobei Ephialtes nach mehreren siegreichen Zweikampfen schliesslich fiel Seine darauf entmutigten Krieger begannen nun sich wieder zur Stadt hin zuruckzuziehen wobei die Verteidiger den Fehler begangen hatten die Stadttore zu fruh geschlossen zu haben so dass die Krieger nun nicht wieder hinter die schutzenden Mauern gelangen konnten Viele von ihnen sturzten vor dem mittleren Tor in den Tod als unter ihrem Gewicht die Holzbrucke uber dem tiefen Graben zusammengebrochen war In dieser Schlacht verloren uber 1 000 der Verteidiger ihr Leben wahrend die makedonische Seite lediglich 40 Gefallene hinzunehmen hatte Die Schlacht hatte letztlich doch die Entscheidung im Kampf um Halikarnassos zugunsten Alexanders herbeigefuhrt In Anbetracht der enormen Verluste war Memnon zu der Einsicht gelangt dass die Stadt nun nicht mehr zu halten war Mit seinen Offizieren beschloss er die Aufgabe der Stadt einschliesslich der Akropolis und die Verlegung der Flotte nach Kos Dazu sollten die Wehranlagen in Brand gesetzt werden um sie nicht dem Eroberer zu uberlassen Durch den Wind griff das entfachte Feuer aber auch auf die Hauser der Bewohner uber die in grosser Zahl abbrannten das beruhmte Grabmal des Maussolos wurde allerdings nicht beschadigt Orontopates selbst beabsichtigte die zwei Hafenfestungen Salmakis und Zephyrion zu halten in denen er sich mit den erfahrensten der ihm verbliebenen Krieger verschanzte Letzte Kampfe BearbeitenIm Herbst 334 v Chr konnte Alexander nach mehreren Monaten der Belagerung schliesslich in Halikarnassos einziehen Jene Brandstifter derer er habhaft werden konnte liess er hinrichten die Bewohner aber wurden geschont Er selbst gedachte nicht langer als notig in dieser Stadt zu verweilen und installierte eine Besatzung aus 3 000 Infanteristen und 200 Kavalleristen unter dem Kommando des Offiziers Ptolemaios vermutlich identisch mit Ptolemaios Sohn des Philippos der als strategos die militarische Absicherung Kariens ubernehmen sollte Obwohl die zwei Hafenfestungen noch immer in persischer Hand waren und die Eroberung damit noch unvollendet war setzte er seinen Marsch in den Osten Kleinasiens wieder fort Denn sein wichtigstes Anliegen die Neutralisierung des Hafens von Halikarnassos als Stutzpunkt fur die Perserflotte war letztlich doch erreicht Eine ernsthafte Bedrohung erwuchs aus ihr nicht mehr nachdem Memnon schon wenig spater gestorben war und die makedonisch griechische Flotte ihre Operationen in der Agais wieder aufgenommen hatte Erst ein Jahr spater im Herbst 333 v Chr wurde der letzte Kampf um Halikarnassos ausgetragen als Orontopates vom strategos Ptolemaios und dem Satrapen Asandros in einer grossen Schlacht vernichtend geschlagen wurde 700 von Orontopates Infanteristen sowie 50 seiner Kavalleristen kamen ums Leben und 1 000 weitere seiner Kampfer gerieten in Gefangenschaft 1 Darauf gab er auch die Hafenfestungen auf um an den Hof des persischen Grosskonigs Dareios III zu fliehen Alexander erfuhr in Soloi in Kilikien von diesem abschliessenden Sieg wenige Tage vor der Schlacht bei Issos Quellen BearbeitenHauptquellen fur die Belagerung von Halikarnassos wie auch der Biographie Alexanders insgesamt stellen die Werke des Arrian Anabasis 1 20 23 promakedonisch nach Ptolemaios und Diodor Bibliotheke historike 17 24 27 propersisch dar Plutarch erwahnt sie in seiner Vita des Alexander nicht Curtius Rufus hat sie vermutlich im zweiten Buch seiner Alexanderbiographie beschrieben das allerdings verschollen ist Literatur BearbeitenFreya Stark Alexander s March from Miletus to Phrygia In The Journal of Hellenic Studies Vol 78 1958 S 102 120 P A Brunt Persian Accounts of Alexander s Campaigns In The Classical Quaterly Vol 12 1962 S 141 155 Stephen Ruzicka Curtius 4 1 34 37 and the Magnitudo Belli In The Classical Journal Vol 79 1983 S 30 34 Robin Lane Fox Alexander der Grosse Eroberer der Welt S 166 171 Hamburg 2010 Wilhelm Rustow Geschichte des griechischen Kriegswesens von der altesten Zeit bis auf Pyrrhos S 323ffAnmerkung Bearbeiten Die bei Curtius Rufus 3 7 4 erwahnte grosse Schlacht fand wahrscheinlich in Lydien statt und war ein Bestandteil einer grosseren von Pharnabazos zur See und zu Land gefuhrten persischen Offensive Siehe dazu Ruzicka Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Belagerung von Halikarnassos amp oldid 206607380