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Bet el Wali arabisch بيت الوالي Bait al Wali Haus des Statthalters 1 auch Beit el Wali oder Dar el Wali ist ein altagyptischer Felsentempel aus der Zeit des Neuen Reiches im agyptischen Unternubien Der unter Konig Ramses II errichtete den Gottern Amun Re Re Harachte Chnum Anukis Isis und dem vergottlichten Konig geweihte Tempel stand bis zum Bau des Assuan Hochdamms etwa 60 Kilometer sudlich von Assuan an der Westseite des Nils 2 in einem Gebiet das im Altertum zeitweise Dodekaschoinos Zwolf Meilen Land genannt wurde 3 Vorhalle des FelsentempelsIm Zusammenhang mit der Errichtung des Staudamms und der damit verbundenen Uberflutung des Standortes durch den Nassersee wurde der Tempel 1964 von einem polnischen Archaologenteam finanziell unterstutzt vom Oriental Institute der Universitat von Chicago und dem Schweizerischen Institut fur Agyptische Bauforschung und Altertumskunde in Kairo in Einzelteile zersagt und abgebaut Der Wiederaufbau erfolgte von 1965 bis 1969 auf der Insel Neu Kalabscha etwa einen Kilometer sudwestlich der Staumauer des Hochdamms 4 Dort steht er heute nordwestlich des ebenfalls versetzten Mandulis Tempels von Kalabscha beide seit 1979 auf der Weltkulturerbeliste der UNESCO Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseBeschreibung BearbeitenUngefahre Koordinaten des ursprunglichen Standortes 23 35 16 N 32 52 00 O 23 587777777778 32 866666666667 nbsp Anukis stillt Ramses II Relief im Sanktuar Die erste Beschreibung von Bet el Wali stammt von Johann Ludwig Burckhardt der Nubien 1813 bereiste Am 28 Marz des Jahres erreichte er bei Kalabscha dem antiken Talmis an der Sudwand eines in die Nilebene mundenden Felsentals die Ruinen des Tempelbaus deren Name nach seinen Angaben bei den Einheimischen Dar el Waly lautete Der Felsentempel sei vom Fluss her nicht zu erkennen In der Nahe erstreckte sich ein Steinbruch aus dem das Baumaterial fur den nur 300 Meter sudostlich von Bet el Wali unter dem romischen Kaiser Augustus erbauten Mandulis Tempel von Kalabscha stammte 5 Von weiteren Besuchen fruher Agyptenreisender im Bet el Wali zeugen zahlreiche Graffiti 6 Vor dem etwa 20 Meter langen und 8 Meter breiten Bet el Wali befanden sich Turwangen mit Darstellungen Ramses II und einer Beischrift den Tempel nicht in unreinem Zustand zu betreten Sie weisen darauf hin dass vor dem Tempelgebaude wahrscheinlich ein Pylon aus Lehmziegeln mit einem Portal aus Sandsteinquadern stand der bereits bei der Besichtigung Burckhardts nicht mehr vorhanden war Die Turwangen sind am heutigen Standort des Tempels auf Neu Kalabscha als Eingang aufgerichtet Die dahinter befindliche dromosartige Vorhalle war nach hinten in den Berghang eingeschnitten und ursprunglich mit steinernen Deckenplatten uberdacht 7 Bei der Umgestaltung zu einer koptischen Kirche im 7 Jahrhundert 8 uberwolbte man den Raum mit drei parallelen Tonnengewolben aus Lehmziegeln Davon zeugen die halbkreisformigen Einarbeitungen im ursprunglich rechteckigen Bildfeld der Ruckwand das Ramses II bei Opferhandlungen zeigte 7 nbsp nbsp Ramses II bei der Eroberung einer syrischen Festung Abzeichnung und Originalrelief an der Nordwestwand der Vorhalle Die Reliefs an den Seitenwanden der Vorhalle die sich heute unbedacht als Vorhof des Tempels darstellt zeigen an der Nordwestwand Feldzuge gegen Libyer Syrer und Beduinen an der Sudostwand die Unterwerfung der Nubier und deren Tribute Durch die Abnahme von Gipsabdrucken die der Maler und Zeichner Joseph Bonomi 1826 im Auftrag des Kunstsammlers Robert Hay anfertigte wurde die Bemalung vollstandig zerstort Kolorierte Kopien der Reliefs befinden sich im Britischen Museum in London 7 Auffallig ist dass die Nubier in den einzelnen Bildszenen gemischt sowohl mit rotbrauner wie auch mit schwarzer Hautfarbe dargestellt waren Die Nordwestwand weist funf Szenen mit Darstellungen des Konigs auf An der Seite des Eingangs zum Opfertischraum links sitzt Ramses II unter einem Baldachin und erwartet die von seinen vier Sohnen und hohen Wurdentragern vorgefuhrten asiatischen Gefangenen angefuhrt von seinem altesten Sohn Amunherwenemef In der rechts anschliessenden Szene unterwirft der Konig von einem Hund begleitet einen Libyer In der Mitte der Wand uberrollt er mit seinem Streitwagen seine nordlichen Feinde Es folgt die Eroberung einer syrischen Festung bevor eine Zufuhrung asiatischer Gefangener von denen der Konig bereits einige am Haarschopf halt bzw auf ihnen steht den Bildzyklus zum Tempeleingang hin abschliesst 9 nbsp nbsp Vom Vizekonig von Kusch Amenemope angefuhrte nubische Tributbringer Abzeichnungen von der Sudostwand der Vorhalle Die Reliefs der Sudostwand behandeln zwei Themen die umfangreicher ausgestaltet wurden als die Szenen auf der gegenuberliegenden Wand der Vorhalle Auf der linken zum Tempeleingang befindlichen Seite schiesst Ramses II auf seinem Streitwagen stehend mit Pfeil und Bogen auf seine nubischen Gegner Einige von ihnen sind bereits unter dem Pferd des Konigs gesturzt dargestellt Andere fliehen in Richtung eines nubischen Lagers unter Dumpalmen wo gerade ein Verwundeter durch zwei Begleiter gestutzt angekommen scheint Hinter dem Konig sind in zwei Bildregistern oben der alteste Sohn Ramses II Amunherwenemef und unten der viertgeborene Sohn Chaemwaset dargestellt die den Vater auf eigenen Streitwagen im Kampf unterstutzen Auf der rechten Wandhalfte vor dem Eingang zum Opfertischraum sitzt der Konig wie auf der gegenuberliegenden Wand unter einem Baldachin Hier werden ihm von nubischen Tributbringern Abgaben dargebracht darunter auch lebende Tiere 9 Dabei steht im oberen Register Amunherwenemef vor einem reich beladenen Schrein und hinter diesem der mit dem Ehrengold ausgezeichnete Amenemope der Vizekonig von Kusch Nubien zwischen zwei ihn salbenden Dienern Amenemope ist auch im unteren Register dargestellt mit einer Tragestange mit nubischen Produkten 10 nbsp Opfertischraum mit protodorischen SaulenDrei Portale an der Ruckseite der Vorhalle von denen die beiden seitlichen nachtraglich angelegt wurden fuhren in den 10 4 4 15 Meter grossen Opfertischraum Die Pfeilerinnenseiten der Portale stellen den Konig in Umarmung mit Horus von Miam Aniba und als Empfanger des Lebens durch Atum dar Der etwa 3 Meter hohe Opfertischraum wird durch zwei architravartige Felsrippen mit diese stutzenden protodorischen Saulen unterteilt Jede der beiden Saulen besitzt zwei Hieroglyphenkolumnen an den Seiten und einen quadratischen Abakus als oberen Abschluss in den Konigskartuschen eingearbeitet sind Die Farben der Reliefs im Innenraum des Felsentempels sind noch gut erhalten Die Wanddekoration zeigt Ramses II beim Erschlagen der nordlichen und sudlichen Feinde Agyptens an der Innenseite der Wand mit den drei Zugangen und bei Opferhandlungen vor diversen Gottern an den Seitenwanden des Opfertischraums In der Mitte der Decke sind Geier mit ausgebreiteten Flugeln dargestellt Sinnbild fur die Gottinnen Mut und Nechbet 11 nbsp Wandnische mit den Sitzbildern von Chnum Ramses II und Anukis nbsp Eingang zum Sanktuar mit der Wandnische der zerstorten Sitzbilder In die Ruckwand des Opfertischraumes sind an den beiden Seiten Wandnischen eingelassen in denen je drei Sitzbilder aus dem Felsen herausgearbeitet wurden Die linke sudostliche Nische zeigt Ramses II halbplastisch zwischen Horus von Baki Kuban und Isis die rechte oder nordwestliche zwischen Chnum und Anukis Durch die Position zwischen den Gottern nimmt der Konig symbolisch die Rolle des himmlischen Kindes des jeweiligen Gotterpaares ein 11 Ach in der Ruckwand des 2 8 3 6 Meter grossen Sanktuars des Allerheiligsten hinter dem Opfertischraum befindet sich eine solche Felsnische Diese ist jedoch leer Man vermutet dass bei der Umwandlung des Tempels in eine Kirche durch die Kopten die dortigen Sitzbilder herausgeschlagen wurden um die Felsvertiefung als Altarnische zu nutzen Die Reliefs an den Wanden neben der Nische im 1 7 Meter hohen Sanktuar zeigen die Gotter Amun Min und Ptah Auf der Ruckseite beidseitig des Eingangs ist Ramses II dargestellt wie er links von Anukis und rechts von Isis gestillt wird 11 nbsp Zwei Szenen des Reliefs an der Nordwestwand der Vorhalle mit den Kartuschen des Geburts und des Thronnamens jeweils rechts oberhalb des KonigsDer feine Reliefsstil der Vorhalle sowie der Grundriss des Bauwerks unterscheidet Bet el Wali von den spateren nubischen Tempeln Ramses II sudlich von Kalabscha 12 Ein Teil der Dekoration ist noch im Hochrelief ausgefuhrt wie in der Zeit Sethos I ublich dem Vater von Ramses II 13 Die meisten der Reliefs sind zwar in das Gestein eingetieft einige jedoch erhaben ausgearbeitet 9 Neben dem Reliefstil weist die Darstellung bzw Nennung nur der ersten vier Sohne des Konigs und der Gebrauch des kurzen Thronnamens Ramses II User maat Re Wsr m3ˁ t Rˁ einer spater abgeanderten Fruhform auf eine Bauzeit in den ersten Regierungsjahren Ramses II 13 So lautet der Thronname in den Kartuschen an den Tempeln von Abu Simbel User maat Re setep en Re Wsr m3ˁ t Rˁ stp n Rˁ Weitere Indizien fur eine fruhe Bauzeit sind die Nichterwahnung der Schlacht bei Kadesch im 4 Regierungsjahr Ramses II die in spateren Tempeln breiten Raum einnimmt 11 sowie die Nennung von Amenemope als Vizekonig von Kusch in den Inschriften der schon unter Sethos I im Amt war und bald nach der Herrschaftsubernahme durch Ramses II von Iuni oder Hekanacht abgelost wurde 14 Als Vizekonig konnte er den Bau in Auftrag gegeben oder die Bauausfuhrung beaufsichtigt haben 15 Literatur Bearbeiten nbsp Kolorierte Abzeichnung des Erschlagens des Feindes im TempelWalter Wreszinski Bearb Richard Lepsius Denkmaeler aus Aegypten und Aethiopien Funfter Textband Nubien Hammamat Sinai Syrien und europaische Museen Hinrichs Leipzig 1913 S 12 17 Digitalisat des Lepsius Projekts Sachsen Anhalt Gunther Roeder Der Felsentempel von Bet el Wali Les Temples immergies de la Nubie Imprimerie de l Institut Francais d archeologie orientale Kairo 1938 Herbert Ricke George R Hughes Edward F Wente The Beit el Wali Temple of Ramesses II University of Chicago Chicago 1967 englisch oi uchicago edu PDF abgerufen am 16 August 2015 Joachim Willeitner Abu Simbel und die Tempel des Nassersees Der archaologische Fuhrer von Zabern Darmstadt Mainz 2012 ISBN 978 3 8053 4457 9 Beit el Wali S 27 31 Digitalisat der Inhaltsubersicht Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Bet el Wali Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Tempel von Beit el Wali Der Felsentempel des Ramses II Felsentempel von Beit el Wali Der Tempel von Beit el Wali The Temple of Beit el Wali in Nubia englisch Beit el Wali englisch Einzelnachweise Bearbeiten Alberto Siliotti Abu Simbel und die Tempel Nubiens American University in Cairo Press Geodia Verona 2002 ISBN 978 977 424 745 3 Der Tempel von Beit el Wali S 28 italienisch Abu Simbel e i Templi della Nubia Verona 2000 Ubersetzt von Iris Kuhtreiber Klaus Adams Bet el Wali Tempel www aegyptologie com 2003 abgerufen am 14 August 2015 Joachim Willeitner Abu Simbel und die Tempel des Nassersees Der archaologische Fuhrer von Zabern Darmstadt Mainz 2012 ISBN 978 3 8053 4457 9 S 13 14 27 Digitalisat PDF 2 7 MB Joachim Willeitner Abu Simbel und die Tempel des Nassersees Der archaologische Fuhrer von Zabern Darmstadt Mainz 2012 ISBN 978 3 8053 4457 9 S 27 Johann Ludwig Burckhardt Reisen in Nubien Weimar 1820 S 174 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche englisch Travels in Nubia London 1819 Roger O de Keersmaecker Travellers graffiti from Egypt and the Sudan Band 10 The Temple of Kalabsha The Temple of Beit el Wali Graffito Graffiti Mortsel Antwerpen 2011 a b c Joachim Willeitner Abu Simbel und die Tempel des Nassersees Der archaologische Fuhrer von Zabern Darmstadt Mainz 2012 ISBN 978 3 8053 4457 9 S 27 28 Mohamed Hossam Abdel Wahab Das Bildprogramm und die Raumfunktion in den Nubischen Felstempeln Ramses II Dissertation Universitat Heidelberg 2014 S 15 Digitalisat PDF 6 0 MB abgerufen am 22 August 2015 a b c Joachim Willeitner Abu Simbel und die Tempel des Nassersees Der archaologische Fuhrer von Zabern Darmstadt Mainz 2012 ISBN 978 3 8053 4457 9 S 28 29 Beamte Sethos I Amenemope Jmun m Jp t Vizekonig von Kusch www nefershapiland de 11 April 2013 abgerufen am 27 August 2015 a b c d Joachim Willeitner Abu Simbel und die Tempel des Nassersees Der archaologische Fuhrer von Zabern Darmstadt Mainz 2012 ISBN 978 3 8053 4457 9 S 30 31 Dieter Arnold Lexikon der agyptischen Baukunst Albatros Dusseldorf 2000 ISBN 3 491 96001 0 S 41 a b Mohamed Hossam Abdel Wahab Das Bildprogramm und die Raumfunktion in den Nubischen Felstempeln Ramses II Dissertation Universitat Heidelberg 2014 S 14 Digitalisat PDF 6 0 MB abgerufen am 22 August 2015 Christine Raedler Zur Reprasentation und Verwirklichung pharaonischer Macht in Nubien Der Vizekonig Setau In Rolf Gundlach Ursula Rossler Kohler Hrsg Das Konigtum der Ramessidenzeit Voraussetzungen Verwirklichung Vermachtnis Akten des 3 Symposions zur agyptischen Konigsideologie in Bonn 7 9 6 2001 Agypten und Altes Testament Band 36 3 Harrassowitz Wiesbaden 2003 ISBN 3 447 04710 0 Zu den Vizekonigen von Kusch in der fruhen Ramessidenzeit S 131 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Giovanna Magi Patrizia Fabbri Abu Simbel Assuan und die Tempel in Nubien Bonechi Florenz 2007 ISBN 978 88 476 2033 9 Beit el Wali S 96 Weltkulturerbe Nubische Denkmaler von Abu Simbel bis Philae Assuan Elephantine Islamischer Friedhof Qubbet el Hawa Simeonskloster Steinbruche und ObeliskNubische Tempel Insel Agilkia mit Tempel von Philae Kalabscha mit Felsentempel Bet el Wali und Kiosk von Kertassi Wadi as Subu mit Tempel von Dakka und Maharraka Amada mit Tempel von Derr Tempel von Abu Simbel Normdaten Geografikum GND 1042851832 lobid OGND AKS VIAF 305274159 23 961833333333 32 866333333333 Koordinaten 23 57 42 6 N 32 51 58 8 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bet el Wali amp oldid 231268054