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Beim Tempel von Maharraka auch Maharraqa transkribiert handelt es sich um eine altagyptische hypostyle Halle die heute in Neu Sebua an der westlichen Seite des Nassersees im agyptischen Teil Nubiens Unternubien steht Der ursprungliche Standort lag etwa 30 Kilometer nordostlich vor dem Wadi el Alaki beim Dorf al Maharraqa dem griechisch romischen Hiera Sykaminos altgriechisch Ἱerὰ Sykaminos Die Saulenhalle stand auf einem Plateau uber dem an dieser Stelle flachen und sandigen Westufer des Nils Um den Tempel vor dem ansteigenden Wasser des Nassersees des durch den Assuan Hochdamm aufgestauten Stausees des Nils zu retten wurde er 1961 abgetragen und 1966 an heutiger Stelle wieder aufgebaut In unmittelbarer Nachbarschaft befinden sich die ebenfalls versetzten Tempel von Dakka und Wadi es Sebua Ostseite des Tempels von Maharraka Inhaltsverzeichnis 1 Lage und Beschreibung 2 Geschichte 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLage und Beschreibung BearbeitenDie Saulenhalle des Tempels von Maharraka befindet sich etwa 134 Kilometer sudlich des Assuan Hochdamms und 108 Kilometer nordostlich der Tempel von Abu Simbel Das Gebaude besteht aus Sandstein und wurde nach der Restaurierung zwischen dem 160 Meter entfernten Ufer des Nassersees und dem 180 Meter im Westen gelegenen Tempel von Dakka wieder aufgebaut Ungefahr 860 Meter sudlich steht der Tempel von Wadi es Sebua der nur um 2 7 Kilometer nordwestlich versetzt wurde und nach dem der heutige Standort den Namen Neu Sebua fuhrt nbsp Wendeltreppe an der NordosteckeDie Aussenmauer der 13 56 15 69 Meter grossen Halle des Tempels von Maharraka umschliesst einen an drei Seiten von Saulen umgebenen Hof 1 Wahrend an der Westseite gegenuber dem ostlichen Eingang vier Saulen aufgestellt wurden sind es im Norden und Suden ohne die westlichen Ecksaulen funf 2 Die sudliche Saulenreihe besitzt Interkolumnienmauern Zwischenwande mit einem zentralen und einem ostlichen Durchgang Die Wendeltreppe in der Nordostecke der Saulenhalle die auf das heute nur noch teilweise vorhandene Dach fuhrt ist einzigartig fur agyptische Tempelbauten 3 nbsp Nordostecke mit HaupteingangNeben dem Haupteingang im Osten gibt es drei etwa gleich grosse Zugange zur Saulenhalle Diese liegen an den jeweiligen Westecken der Nord und der Sudmauer des Tempels sowie in der Westwand jedoch nicht zentral sondern etwas versetzt nach Suden in Verlangerung des Durchgangs der beiden sudlichen Saulen der Westseite der Halle Dies und die oberen ausseren Abschlusse der Mauern mit einer ursprunglich umlaufenden Hohlkehle auch an der westlichen Aussenwand implizieren dass an der Ruckseite kein Anbau eines Tempelhauses mit einem Adyton bzw Allerheiligsten geplant war Hieraus ergibt sich die Frage ob bei der Rekonstruktion der Saulenhalle von einem offenen Hof oder einem geschlossenen Dach auszugehen ist 4 Die Hohlkehlen am Tursturz der Innen wie der Aussenseite des ostlichen Hauptzugangs sind mit Reliefbildern der geflugelten Sonnenscheibe versehen Die bogenformigen Ausmeisselungen im inneren Tursturz stammen vom spateren Umbau in eine christliche Apsis bei dem der Zugang verschlossen wurde Die unvollstandig bearbeiteten Rohlinge der Saulenkapitelle lassen erkennen dass verschiedene Formen von einer einfachen Glocke bis zu komplizierten Kompositgebilden aus floralen Elementen ausgefuhrt werden sollten jedoch nicht fertiggestellt wurden Die wenigen ausgefuhrten Reliefs befinden sich an der Sudwand hinter den Zwischenwanden mit dem zentralen Durchgang 4 Ansichten des Tempels nbsp Nordwestseite nbsp Haupteingang nbsp Saulenkapitelle nbsp Sudliche ZwischenwandeGeschichte BearbeitenUngefahre Koordinaten des ursprunglichen Standortes 23 02 49 N 32 41 03 O 23 046888888889 32 684222222222 5 nbsp Zustand des Tempels im Jahr 1857Zur Zeit der Entdeckung des Tempels von Maharraka waren Teile der Wande eingesturzt Johann Ludwig Burckhardt der im Marz 1813 das beidseitig des Nils gelegene al Maharraqa durchquerte nahm ein Erdbeben als Ursache an wenn er uber die Tempelwande schrieb sie seien heruntergefallen augenscheinlich durch eine plotzliche und heftige Erschutterung denn die Steine liegen auf dem Boden genauso im Verbund wie sie in der stehenden Wand platziert waren ein Beweis dafur dass sie alle gemeinsam umgefallen sein mussen 6 Bei den Versetzungsarbeiten zum heutigen Standort durch die agyptische Antikenverwaltung wurden die eingesturzten Mauern wieder aufgerichtet In alteren Reiseberichten wird die Ruine der Saulenhalle nach dem naher gelegenen ostlichen Nachbardorf auch als Tempel von Ofendina oder Hofeduineh bezeichnet 7 nbsp Saulen des InnenraumsDie fehlende Ausschmuckung mit Reliefs und die unvollstandig bearbeiteten Kapitelle der Saulenhalle weisen darauf hin dass der Tempel nie fertiggestellt wurde Das Erdbeben das die Hallenmauern zum Einsturz brachte kann dafur als Grund ausgeschlossen werden da das intakte Gebaude in christlicher Zeit als Kirche fungierte 8 Dabei wurde der ostliche Eingang zugemauert und in eine Apsis umgebaut Wegen der fast vollig fehlenden Reliefdarstellungen und Inschriften lasst sich das genaue Baudatum des Tempels von Maharraka nicht ermitteln Es wird angenommen dass er bereits in der Ptolemaerzeit auf einer Steinterrasse oberhalb des Westufers des Nils angelegt wurde Von fruhen Reisenden sind zwei Bildregister an der sudlichen Wand des Innenraums dokumentiert von denen heute nur noch geringe Reste vorhanden sind und die einen anonymen Konig nach den hieroglyphischen Beischriften oben beim Opfer vor Osiris Wennefer Onnophrys Isis und Horus sowie unten bei der Darreichung von Ernteertragen an Thot von Pnubs Kerma und Tefnut zeigen 7 nbsp Von Richard Lepsius 1843 dokumentierte demotische Inschrift nbsp Von Richard Lepsius 1843 dokumentierte griechische InschriftenWahrend die wenigen hieroglyphischen und demotischen Inschriften Isis und Osiris als Hauptgottheiten des Tempels nennen erwahnen die griechischen von romischen Militarangehorigen stammenden Inschriften Isis und Serapis 2 In Hieroglyphen erscheinen einige Male Isis als Herrin von Philae oder Osiris als Herr des Abaton zugleich als zu Gast in ḥrj ib Km s3 Zwei demotische Proskynemata am Tempel verzeichnen die Anbetung vor Osiris Isis und Nephthys den Gottern von Km s3 bzw von Isis von Ty km s3 Die Inschriften weisen neben der Verehrung der genannten Gotter darauf hin dass der Tempel von Maharraka im Gebiet von Tachompso altgriechisch Taxompsw lag 9 dem sudlichsten Teil des Zwolfmeilenlandes altgriechisch dywdeka sxoῖnoi Dodekaschoinos Hier befand sich die Grenzstadt Hiera Sykaminos die ihrerseits in einem griechischen Proskynema am Tempel Erwahnung findet in dem sich die Anbetung des grossten Gottes in Hiera sykaminos Sarapis und der tausendnamig en Isis erganzen lasst 9 Das Toponym Hiera Sykaminos Ἱerὰ Sykaminos fur Heilige Sykomore durfte auf einen Baumkult zuruckzufuhren sein fur den es einen Hinweis in unmittelbarer Nahe des ursprunglichen Standortes des Tempels von Maharraka gab 10 An einer Art Aufweg vom Nil zur Nordwand der Saulenhalle war auf einer freistehenden Mauer einer eingesturzten Kapelle ein Relief in agyptisch hellenistischem Mischstil angebracht das als Hauptszene die sitzende Isis in griechisch romischem Gewand unter einem Maulbeerfeigenbaum zeigte 7 Uber ihr schwebte ein Falke wahrend ein anderer in den Zweigen des Baumes ruhte Sie streckte die Arme nach einem Jungen aus den in eine Toga gekleideten und ihr ein Gefass mit Wein bringenden Horus Uber ihm zeigten drei kleine Figuren in romischem Stil Min Isis und Serapis und rechts die in agyptischer Weise dargestellte Isis 11 Die Mauer wurde bereits nach dem Bau des alten Assuans Staudamms abgebaut und ins Museum in Kairo gebracht um sie vor dem Wasser des Stausees zu retten 7 Hiera Sykaminos lag unter ptolemaischer und romischer Herrschaft an der Sudgrenze des Dodekaschoinos des Zwolfmeilenlandes 12 Sie bildete seit dem Vertrag von Samos 21 20 v Chr bis 298 n Chr die Grenze zwischen dem Romischen und dem Meroitischen Reich 13 Aus dieser Zeit stammt eine Namenskartusche des romischen Kaisers Nero die der Nubienreisende Algernon Percy Lord Prudhoe im Januar 1828 an einer der Wande des Tempels von Maharraka identifiziert haben will 7 Gesichert ist die Inschrift eines Geminius Fronto die auf die Verehrung des Serapis als Sonnengott hinweist Daraus und der Ausrichtung der Saulenhalle schloss der Agyptologe und Althistoriker Gunther Holbl dass es sich bei der Anlage um ein Sonnenheiligtum einen einfachen Sonnentempel auf einem Urhugel gehandelt haben konnte 2 Dafur spricht auch die Darstellung des ursprunglich nubischen Sonnengottes Mandulis Merulis hinter Horus auf einem Steinblock den Richard Lepsius im November 1843 im Tempel von Maharraka vorfand 14 Literatur Bearbeiten nbsp nbsp Richard Lepsius Maharraka In Denkmaler aus Aegypten und Aethiopien Band V Seiten 78 und 79 Richard Lepsius Denkmaler aus Aegypten und Aethiopien Hrsg Eduard Naville Funfter Textband Hinrichs sche Buchhandlung Leipzig 1913 Maharraka S 78 79 Digitalisat abgerufen am 5 September 2021 Nachdruck Richard A Lobban Jr Historical Dictionary of Ancient and Medieval Nubia Historical Dictionaries of Ancient Civilizations and Historical Eras Nr 10 Scarecrow Press Lanham Maryland Oxford 2004 ISBN 0 8108 4784 1 Maharraqa Maharraka Hierasykaminos S 242 243 englisch online Joachim Willeitner Abu Simbel und die Tempel des Nassersees Der archaologische Fuhrer von Zabern Darmstadt Mainz 2012 ISBN 978 3 8053 4457 9 Der Serapis Tempel von Maharraqa S 57 61 Digitalisat der Inhaltsubersicht PDF Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Tempel von Maharraka Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikivoyage Neu Subuʿ ReisefuhrerEinzelnachweise Bearbeiten Dieter Arnold Lexikon der agyptischen Baukunst Albatros Munchen Zurich 1994 ISBN 978 3 7608 1099 7 El Maharraqa S 145 a b c Friederike Herklotz Prinzeps und Pharao Der Kult des Augustus in Agypten Antike Frankfurt am Main 2007 ISBN 978 3 938032 15 2 El Maharraqa Hiera Sykaminos S 145 146 online abgerufen am 19 November 2019 Tore Kjeilen Temple of Maharraqa Nicht mehr online verfugbar lexicorient com archiviert vom Original am 9 Oktober 2020 abgerufen am 19 November 2019 englisch nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot lexicorient com a b Joachim Willeitner Abu Simbel und die Tempel des Nassersees Der archaologische Fuhrer von Zabern Darmstadt Mainz 2012 ISBN 978 3 8053 4457 9 Der Serapis Tempel von Maharraqa S 59 60 Johan Ahlfeldt About Hierasykaminos el Maharraqa Digital Atlas of the Roman Empire Lund University 1 August 2013 abgerufen am 13 November 2019 englisch Johann Ludwig Burchhardt Travels in Nubia John Murray London 1819 Return from Dar el Mahass to Assouan S 100 englisch Digitalisat a b c d e Joachim Willeitner Abu Simbel und die Tempel des Nassersees Der archaologische Fuhrer von Zabern Darmstadt Mainz 2012 ISBN 978 3 8053 4457 9 Der Serapis Tempel von Maharraqa S 58 59 Giovanna Magi Abu Simbel Assuan und die Tempel in Nubien Bonechi Florenz 2007 ISBN 978 88 476 2033 9 Maharraka S 106 107 online abgerufen am 19 November 2019 a b Josef Locher Hrsg Topographie und Geschichte der Region am ersten Nilkatarakt in griechisch romischer Zeit Stuttgart Leipzig 1999 ISBN 978 3 11 095738 9 Tachompso S 262 online abgerufen am 19 November 2019 Josef Locher Hrsg Topographie und Geschichte der Region am ersten Nilkatarakt in griechisch romischer Zeit Stuttgart Leipzig 1999 ISBN 978 3 11 095738 9 Tachompso S 263 online abgerufen am 19 November 2019 Robert B Jackson At Empire s Edge Exploring Rome s Egyptian Frontier Yale University Press New Haven London 2002 ISBN 0 300 08856 6 Roman Nubia Hiera Sykaminos Maharraqa S 142 englisch online abgerufen am 19 November 2019 Hermann Grapow Hierasykaminos In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band VIII 2 Stuttgart 1913 Sp 1407 online Josef Locher Hrsg Topographie und Geschichte der Region am ersten Nilkatarakt in griechisch romischer Zeit Stuttgart Leipzig 1999 ISBN 978 3 11 095738 9 Philai S 136 online abgerufen am 19 November 2019 Richard Lepsius Denkmaler aus Aegypten und Aethiopien Hrsg Eduard Naville Band V Nubien Hammamat Sinai Syrien und europaische Museen Hinrichs sche Verlagsbuchhandlung Leipzig 1913 Maharraka S 79 Digitalisat abgerufen am 21 November 2019 Weltkulturerbe Nubische Denkmaler von Abu Simbel bis Philae Assuan Elephantine Islamischer Friedhof Qubbet el Hawa Simeonskloster Steinbruche und ObeliskNubische Tempel Insel Agilkia mit Tempel von Philae Kalabscha mit Felsentempel Bet el Wali und Kiosk von Kertassi Wadi as Subu mit Tempel von Dakka und Maharraka Amada mit Tempel von Derr Tempel von Abu Simbel 22 800833333333 32 547583333333 Koordinaten 22 48 3 N 32 32 51 3 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tempel von Maharraka amp oldid 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