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Ein Sonnenheiligtum war im Alten Agypten eine Kultanlage fur die Gotter des Sonnenkultes Aton Atum Chepre Harmachis Re Re Harachte usw Sie sind seit der 2 bis 3 Dynastie bezeugt und waren in Agypten weit verbreitet Inhaltsverzeichnis 1 Uberblick 2 Sonnenheiligtumer der 5 Dynastie 2 1 Funktion 2 2 Uberblick 2 3 Errichtung und Bestandteile 3 Siehe auch 4 Literatur 5 EinzelnachweiseUberblick BearbeitenDie Sonnenheiligtumer lassen sich folgendermassen einteilen 1 Der Harmachis Tempel des Chephren in Gizeh 4 Dynastie Die Sonnenheiligtumer der 5 Dynastie nahe der Pyramidenbezirke bei Abusir Von den Tempeln sind bisher nur der des Userkaf und der des Niuserre lokalisiert und ausgegraben Sie bestanden aus offenen Kulthofen mit zentralem Obelisk oder Sonnenmal Das zentrale Sonnenheiligtum in Heliopolis dessen Form jedoch nicht bekannt ist Die Sonnenkultstatten in den Millionenjahrhausern Beispiele dafur finden sich auf dem Dach des Ach menu und neben dem grossen Tempel von Abu Simbel Letzterer ist mit dem Dekorationsprogramm und den Emblemen der Sonnensymbolik ausgestattet 2 Vermutlich sind sie Vorbilder fur die wabet Statten spaterer Tempel Die Re Schatten oder Sonnenspiegel schut Re der fruhen 18 Dynastie Diese waren eng mit dem Konigskult verbunden Die Anlagen waren bescheiden gebaut und meist einem Haupttempel untergeordnet oder wirtschaftlich angeschlossen In Amarna sind Sonnenschatten fur Teje Nofretete Meritaton und Anchesenpaaton belegt Sie waren entweder funktionsgleich mit den Sonnenkultstatten in den Millionenjahrhausern oder dienten moglicherweise der Ubertragung und Regeneration der gottlichen Schopferkraft und Fruchtbarkeit Die Atontempel Echnatons in Karnak und Amarna Diese besassen Pylone als Sonnentore und Hofe mit zahlreichen kleinen Einzelaltaren sowie einen monumentalen begehbaren Hochaltar Der Taharqa Bau von Karnak der eine Sonderform darstellt Sonnenheiligtumer der 5 Dynastie Bearbeiten nbsp Rekonstruktion des Sonnenheiligtums des NiuserreInschriftlich sind insgesamt sechs solche Bauwerke uberliefert aber nur zwei von ihnen wurden bisher entdeckt Eine agyptische Bezeichnung fur diesen Tempeltyp scheint es nicht gegeben zu haben alle sechs bekannten Sonnenheiligtumer sind inschriftlich immer nur unter ihrem jeweiligen Eigennamen belegt Funktion Bearbeiten Das Auftreten der Sonnenheiligtumer zu Beginn der 5 Dynastie steht im Zusammenhang mit einem religiosen Wandel der seinen Anfang in der Mitte der 4 Dynastie um 2670 2500 v Chr unter Radjedef nahm Durch den ab dieser Zeit erstarkenden Kult des Sonnengottes Re erfolgte auch eine Veranderung im Konigskult Galt der Konig zuvor noch als hochster Weltgott wurde diese Rolle nun dem Sonnengott zuteil und der Konig galt nun lediglich als dessen Sohn Dieser Wandel bedingte auch eine Veranderung im koniglichen Totenkult Die Sonnenheiligtumer bildeten mit ihrer westlichen Ausrichtung eine Kultstatte fur den untergehenden d h sterbenden Sonnengott und waren somit ein Teil der koniglichen Pyramidenanlagen wenn auch zwischen beiden zum Teil erhebliche raumliche Distanzen lagen Beide Bauwerke gemeinsam sollten dem Konig die Jenseitsreise und die Vereinigung mit seinem gottlichen Vater ermoglichen Am Ende der 5 Dynastie kam es erneut zu einschneidenden religiosen Veranderungen die zur Folge hatten dass von nun an keine Sonnenheiligtumer mehr gebaut wurden Zum Kult des Sonnengottes trat nun zusatzlich der Glaube an den Unterweltsgott Osiris hinzu Ab Konig Unas wurde die Funktion des Sonnenheiligtums schliesslich endgultig von der architektonischen auf die schriftliche Ebene ubertragen Die entscheidende Rolle fur die jenseitige Existenz des Herrschers bildeten nun die Pyramidentexte 3 Neben der religiosen hatten die Sonnenheiligtumer aber noch eine wichtige wirtschaftliche Bedeutung die vor allem die Totentempel der Pyramidenanlagen betraf So ist etwa fur das Sonnenheiligtum des Neferirkare in Wirtschaftstexten bezeugt dass alle Opfergaben fur den koniglichen Totentempel von hier geliefert wurden 4 Uberblick Bearbeiten Pharao Sonnenheiligtum Altagyptischer Name Standort AnmerkungenUserkaf Sonnenheiligtum des Userkaf Nḫn Rˁ wNechen RauFestung des Re AbusirSahure Sonnenheiligtum des Sahure Sḫt Rˁ wSechet RauFeld des Re unbekannt Abusir Moglicherweise Uberreste des Obelisken in Abusir gefunden 5 Neferirkare Sonnenheiligtum des Neferirkare St jb Rˁ wSet ib RauLieblingsplatz des Re unbekannt Inschriftlich am haufigsten belegtes Sonnenheiligtum Schepseskare Kein Sonnenheiligtum errichtetRaneferef Sonnenheiligtum des Raneferef Ḥtp Rˁ wHetep RauOpfertisch des Re unbekanntNiuserre Sonnenheiligtum des Niuserre Ssp jb Rˁ wSchesep ib RauLustort des Re Abu Gurob bei AbusirMenkauhor Sonnenheiligtum des Menkauhor 3ḫt Rˁ wAchet RauHorizont des Re unbekanntDjedkare Kein Sonnenheiligtum errichtetUnas Kein Sonnenheiligtum errichtetErrichtung und Bestandteile Bearbeiten Die Sonnenheiligtumer stimmen in ihrer Konzeption mit den zeitgleichen Pyramidenanlagen uberein Sie besitzen einen Taltempel einen Aufweg und den eigentlichen Kultbezirk der von einer Umfassungsmauer umgeben ist Zentrales Element dieses Bezirkes ist ein monumentaler begehbarer Steinsockel am Westende auf dem ein gemauerter Obelisk errichtet wurde Vor diesem Sockel befand sich ein Opferaltar Das Sonnenheiligtum des Niuserre besitzt daruber hinaus an seiner Nordseite einen langgestreckten Bau mit Magazinraumen sowie sudlich der Umfassungsmauer ein aus Lehmziegeln errichtetes Sonnenschiff Bei beiden archaologisch erforschten Sonnenheiligtumern lassen sich mehrere Bauphasen erkennen Es kann dadurch rekonstruiert werden dass die Bauwerke ursprunglich aus Ziegeln errichtet und erst spater in Stein umgestaltet wurden Bei den Umbauten wurden sie auch erheblich vergrossert So war etwa der Sockel des Userkaf Heiligtums ursprunglich quadratisch und wurde erst spater zu einem Rechteck erweitert Auch der Obelisk entstand erst in einer spateren Bauphase wahrend sich im ursprunglichen Konzept an seiner Stelle nur ein holzerner Pfahl befand Diese Umbauten wurden auch als mogliche Erklarung herangezogen warum bisher nur zwei der insgesamt sechs Sonnenheiligtumer gefunden werden konnten So konnten etwa in Ziegelbauweise errichtete unvollendet gebliebene Heiligtumer spater abgerissen dies wird etwa fur das Sahure Heiligtum angenommen 5 oder von spateren Herrschern weitergenutzt worden sein so konnte das Niuserre Heiligtum lediglich ein Ausbau des ursprunglichen Raneferef Heiligtums sein 6 Siehe auch BearbeitenListe der agyptischen TempelLiteratur BearbeitenDieter Arnold Die Tempel Agyptens Gotterwohnungen Kultstatten Baudenkmaler Artemis amp Winkler Zurich 1992 ISBN 3 7608 1073 X S 35 37 Dieter Arnold Lexikon der agyptischen Baukunst Albatros Dusseldorf 2000 ISBN 3 491 96001 0 S 241 242 Hans Bonnet Reallexikon der agyptischen Religionsgeschichte 3 unveranderte Auflage Nikol Berlin 2000 ISBN 3 937872 08 6 S 735 738 s v Sonnenheiligtum Peter Janosi Die Sonnenheiligtumer In Christian Holzl Hrsg Die Pyramiden Agyptens Monumente der Ewigkeit Brandstatter Wien 2004 ISBN 3 85498 375 1 S 101 107 Werner Kaiser Zu den Sonnenheiligtumern der 5 Dynastie In Mitteilungen des Deutschen Archaologischen Instituts Abteilung Kairo MDAIK Band 14 1956 ISSN 0342 1279 S 104 116 Mark Lehner Geheimnisse der Pyramiden Orbis Munchen 1999 ISBN 3 572 01039 X S 149 153 Massimilano Nuzollo The Fifth Dynasty Sun Temples Kingship Architecture and Religion in Third Millenium BC Egypt Karls Universitat Prag 2018 ISBN 978 80 7308 896 5 Rainer Stadelmann Die agyptischen Pyramiden Vom Ziegelbau zum Weltwunder Kulturgeschichte der Antiken Welt Band 30 3 aktualisierte und erweiterte Auflage von Zabern Mainz 1997 ISBN 3 8053 1142 7 S 163 179 Rainer Stadelmann Sonnenheiligtum In Wolfgang Helck Eberhard Otto Hrsg Lexikon der Agyptologie Band 5 Pyramidenbau Steingefasse Harrassowitz Wiesbaden 1984 ISBN 3 447 02489 5 Spalten 1094 1099 Miroslav Verner Die Sonnenheiligtumer der 5 Dynastie In Sokar Nr 10 2005 S 38 49 Susanne Voss Untersuchungen zu den Sonnenheiligtumern der 5 Dynastie Bedeutung und Funktion eines singularen Tempeltyps im Alten Reich Hamburg 2004 zugleich Dissertation Universitat Hamburg 2000 PDF 2 5 MB Einzelnachweise Bearbeiten Dieter Arnold Lexikon der agyptischen Baukunst Dusseldorf 2000 S 241 242 Pylon Obelisken Hochaltar und Pavianfiguren die die Sonne verehren Peter Janosi Die Sonnenheiligtumer Wien 2004 S 101 104 Peter Janosi Die Sonnenheiligtumer Wien 2004 S 104 a b Miroslav Verner Die Sonnenheiligtumer der 5 Dynastie 2005 S 42 43 Miroslav Verner Die Sonnenheiligtumer der 5 Dynastie 2005 S 44 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sonnenheiligtum Altes Agypten amp oldid 232073872