www.wikidata.de-de.nina.az
Hermann Grapow 1 September 1885 in Rostock 24 August 1967 in Berlin war ein deutscher Agyptologe Fachlich ein hervorragender Vertreter des philologischen Zweiges des Faches der unter anderem grosse Verdienste um die Erstellung des Worterbuches der agyptischen Sprache hatte war er politisch stark in dem Unrechtsstaat der deutschen Nationalsozialisten verstrickt und nutzte die Gelegenheit frei werdende Positionen und Kapazitaten von vertriebenen Wissenschaftlern zu besetzen Trotz der tiefen Verstrickung konnte er seine wissenschaftliche Karriere nach 1945 in der DDR erfolgreich fortsetzen Hermann Grapow Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Schriften Auswahl 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenSchon als Schuler am Berliner Lessing Gymnasium begann Grapow angeregt durch Georg Steindorffs Blutezeit des Pharaonenreichs 1 Agyptisch zu lernen indem er Adolf Ermans Agyptisches Glossar abschrieb 2 1905 wurde er Adolf Erman vorgestellt und immatrikulierte sich im Jahr darauf an der Berliner Universitat fur Agyptologie 1912 wurde Grapow dort mit einer Dissertation uber Das 17 Kapitel des agyptischen Totenbuches und seine religionsgeschichtliche Bedeutung promoviert Seit 1907 war er Hilfskraft in Ermans Projekt eines Worterbuches der agyptischen Sprache und fur das Sichten und Sortieren der rund 1 4 Millionen Belegzettel verantwortlich Gemeinsam mit Wolja Erichsen war er wichtigster Mitarbeiter am zweiten Band des Werkes 3 Die Berliner Akademie berief ihn 1922 zum wissenschaftlichen Beamten 1928 wurde er auf Ermans Einfluss hin zum Honorarprofessor an der Berliner Universitat ernannt und hielt hier seit 1929 hier neben Kurt Sethe Lehrveranstaltungen ab Fur das Jahr 1932 33 wurde ihm das Reisestipendium des Deutschen Archaologischen Instituts zugesprochen Nach Sethes Tod im Jahre 1934 ubernahm er zunachst stellvertretend die Leitung des agyptologischen Seminars Am 5 Juni 1937 beantragte er die Aufnahme in die NSDAP und wurde ruckwirkend zum 1 Mai desselben Jahres aufgenommen Mitgliedsnummer 4 154 026 4 5 1938 wurde er zum ordentlichen Professor ernannt Am 8 Juni 1938 erfolgte die Ernennung durch die Preussische Akademie der Wissenschaften zum Ordentlichen Mitglied und kommissarischen Sekretar der Philosophisch historischen Klasse Von 1943 bis 1945 war er Vizeprasident der Akademie Im Sommer 1940 wurde er zum Dekan der Philosophischen Fakultat und im Fruhjahr 1943 zum Prorektor der Berliner Universitat berufen In seiner im Sommer 1945 verfassten Liste uber das politische Wirken deutscher Agyptologen in der NS Zeit fuhrte Georg Steindorff Grapow an der Spitze der in das NS Regime verstrickten Agyptologen Er bezeichnete ihn als Fundamentalist und Erznazi Grapow soll laut Steindorff Personen schon wegen Nichtigkeiten wie der Nichtnutzung des Hitlergrusses denunziert haben Zu seinen Opfern soll Hans Wolfgang Muller gehoren allerdings ist nur die Denunziation nicht aber der Denunziant aktenkundig geworden Zudem nutzte er seine guten Kontakte zum Reichsbildungs und Forschungsminister Bernhard Rust um den belgischen Agyptologen Jean Capart zu verfolgen Damit sollte nicht zuletzt das einzige internationale Zentrum der Agyptologie das mit dem Ruf Berlins mithalten konnte geschwacht werden Grapow nutzte die politischen Umstande um in einem vergleichsweise hohen Alter eine bedeutende Karriere zu machen Engster Mitarbeiter war der charakterlich ahnlich gelagerte Alfred Hermann 6 Trotz seiner Verstrickungen konnte Grapow seine Karriere nach dem Krieg in der DDR fortsetzen Er selbst rechtfertigte sich indem er die dem NS System eigenen Grabenkampfe an denen er beteiligt war als Widerstand gegen das System umdeutete 7 1947 grundete er gemeinsam mit Richard Hartmann und Diedrich Westermann das Institut fur Orientforschung an der Berliner Akademie und wurde 1956 als Nachfolger von Richard Hartmann zu dessen Direktor ernannt 1953 und 1959 erhielt er den Nationalpreis der DDR Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete Grapow weiter an der Vollendung des Worterbuches der Agyptischen Sprache Nach dessen Erscheinen widmete er sich altagyptischen Texten medizinischen Inhalts Sechs Jahre nach seinem Tode erschien 1973 der neunte und letzte Band des von ihm initiierten Grundrisses der Medizin der alten Agypter Schriften Auswahl Bearbeitenmit Adolf Erman Aegyptisches Handworterbuch Berlin 1921 Worterbuch der agyptischen Sprache 7 Bande Berlin 1925 ff Studien zu den Annalen Thutmosis des Dritten und zu ihnen verwandten historischen Berichten des Neuen Reiches Abhandlungen der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin Philosophisch Historische Klasse Jahrgang 1947 Nr 2 Akademie Verlag Berlin 1949 Anatomie und Physiologie Berlin 1954 Kranker Krankheiten und Arzt Vom gesunden und kranken Agypter von den Krankheiten vom Arzt und von der arztlichen Tatigkeit Berlin 1956 Die medizinischen Texte in hieroglyphischer Umschreibung autographiert Berlin 1958 mit Hildegard von Deines Worterbuch der agyptischen Drogennamen Berlin 1959 Wie die alten Agypter sich anredeten wie sie sich grussten und wie sie miteinander sprachen Berlin 1960 Literatur BearbeitenKurzbiografie zu Grapow Hermann In Wer war wer in der DDR 5 Ausgabe Band 1 Ch Links Berlin 2010 ISBN 978 3 86153 561 4 Thomas L Gertzen Die Berliner Schule der Agyptologie im Dritten Reich Begegnung mit Hermann Grapow Kulturverlag Kadmos Berlin 2015 ISBN 978 3 86599 269 7 Grapow Herbert sic in Ernst Klee Das Kulturlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 S Fischer Frankfurt am Main 2007 ISBN 978 3 10 039326 5 S 196 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Hermann Grapow im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Forschungskolloquium zu Hermann Grapow Thomas L Gertzen Dixi et salvavi animam meam Der Fall Hermann Grapow bei L I S A Einzelnachweise Bearbeiten Georg Steindorff Die Blutezeit des Pharaonenreichs http vorlage digitalisat test 1 3D 7B 7B 7B1 7D 7D 7D GB 3D IA 3Ddiebltezeitdes00steiuoft MDZ 3D 0A SZ 3Dn4 doppelseitig 3D LT 3D 27 27Die 20Bl C3 BCtezeit 20des 20Pharaonenreichs 27 27 PUR 3D Bielefeld 1900 Adolf Erman Aegyptisches Glossar Die haufigeren Worte der aegyptischen Sprache http vorlage digitalisat test 1 3D 7B 7B 7B1 7D 7D 7D GB 3D IA 3Daegyptischesglos00erma MDZ 3D 0A SZ 3Dn5 doppelseitig 3D LT 3D 27 27Aegyptisches 20Glossar 20Die 20h C3 A4ufigeren 20Worte 20der 20aegyptischen 20Sprache 27 27 PUR 3D Reuther amp Reichard Williams amp Norgate Berlin und London 1904 siehe Gunter Vittmann Erichsen Wolja In Peter Kuhlmann Helmuth Schneider Hrsg Geschichte der Altertumswissenschaften Biographisches Lexikon Der Neue Pauly Supplemente Band 6 Metzler Stuttgart Weimar 2012 ISBN 978 3 476 02033 8 Sp 369 370 Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 11740140 Ernst Klee Das Kulturlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 S Fischer Frankfurt am Main 2007 ISBN 978 3 10 039326 5 S 196 dazu Thomas Schneider Agyptologen im Dritten Reich Biografische Notizen anhand der sogenannten Steindorff Liste In Journal of Egyptian History Band 4 Nr 2 2011 S 109 216 Agyptologen im Dritten Reich Biographische Notizen anhand der sogenannten Steindorff Liste In Thomas Schneider Peter Raulwing Hrsg Egyptology from the First World War to the Third Reich Ideology scholarship and individual biographies Brill Leiden 2013 ISBN 978 90 04 24329 3 S 120 247 Digitalisat einer etwas gekurzten Fassung siehe dazu Henning Franzmeier Anke Weber andererseits finde ich dass man jetzt nicht so tun soll als ware nichts gewesen Die deutsche Agyptologie in den Jahren 1945 1949 im Spiegel der Korrespondenz mit dem Verlag J C Hinrichs In Susanne Bickel Hans Werner Fischer Elfert Antonio Loprieno Tonio Sebastian Richter Agyptologen und Agyptologien zwischen Kaiserreich und Grundung der beiden deutschen Staaten Reflexionen zur Geschichte und Episteme eines altertumswissenschaftlichen Fachs im 150 Jahr der Zeitschrift fur Agyptische Sprache und Altertumskunde Zeitschrift fur Agyptische Sprache und Altertumskunde Beihefte 1 de Gruyter Berlin 2013 S 113 152 Normdaten Person GND 118697145 lobid OGND AKS LCCN n86812152 VIAF 97863824 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Grapow HermannKURZBESCHREIBUNG deutscher AgyptologeGEBURTSDATUM 1 September 1885GEBURTSORT RostockSTERBEDATUM 24 August 1967STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hermann Grapow amp oldid 233359252