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Als Steindorff Liste wird eine Liste mit Bewertungen des Agyptologen Georg Steindorff uber das Verhalten deutscher Agyptologen wahrend der NS Zeit im Deutschen Reich bezeichnet Sie ist in einem Brief enthalten den Steindorff im Juni 1945 an den US amerikanischen Agyptologen und Direktor des University of Chicago Oriental Institute John A Wilson schrieb Die Liste nimmt in der Erforschung der Verstrickung der Agyptologie in das NS System eine zentrale Rolle ein Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 2 Bewertungen 2 1 Positiv 2 2 Negativ 2 3 Ohne Bewertung 2 4 Nicht erwahnt 3 Literatur 4 Weblinks 5 AnmerkungenHintergrund BearbeitenSteindorff wurde aufgrund seiner judischen Herkunft aus Deutschland vertrieben und kam 1939 in die USA wo er gegen Kriegsende in North Hollywood lebte Steindorff war einer der profiliertesten Agyptologen seiner Zeit Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde er mehrfach aufgefordert eine Einschatzung des Charakters und der Verstrickung deutscher und damit auch osterreichischer Agyptologen in das NS System zu geben Nachdem er sich anfangs noch weigerte schrieb er im Juni einen Brief an Wilson in dem er seine Einschatzung gab Die Liste ist nicht ganz vollstandig und in manchen Aussagen nicht korrekt was aber an Steindorffs falschen Informationen lag Insgesamt decken sich seine Beschreibungen in weiten Teilen mit den heutigen Erkenntnissen wobei die Agyptologie erst seit kurzem ihre eigene Fachgeschichte in der Neuzeit wissenschaftlich erforscht Bewertungen BearbeitenDie Bewertung in den ersten Abschnitten erfolgt in einer durchnummerierten Gewichtung in der Negativ Liste von schwer zu minder schwer verstrickt Positiv Bearbeiten Nummer Name Steindorffs Beschreibung Wissenschaftlicher Stand1 Alexander Scharff sein ganzes Leben NS Gegner und Demokrat2 Rudolf Anthes stand zu seinen Freunden und Kollegen auch gegen Nationalsozialisten und wurde von NS Kollegen als fruherer Freimaurer denunziert3 Hans Bonnet wird als eine der edelsten Personen geschildert die Steindorff je kennengelernt hatte Er bot seinem fruheren Lehrer nach der Reichskristallnacht sogar Schutz und Unterbringung in einem Versteck in seinem Haus an4 Hans Wolfgang Muller NS Gegner und uberaus talentierter junger Agyptologe5 Herbert Ricke Exilant in der Schweiz fruherer Mitarbeiter des als Jude missliebigen Ludwig Borchardt6 Ludwig Keimer fanatischer NS Gegner7 Bernhard von Bothmer gemeinsam mit seinem Bruder Dietrich von Bothmer Exilant in den USA da sie nicht mehr in diesem Deutschland leben wollten kampfte als Soldat in der US ArmeeNegativ Bearbeiten Nummer Name Steindorffs Beschreibung Wissenschaftlicher Stand1 Hermann Grapow Fundamentalist der zunachst heuchelte ein Demokrat zu sein spater aber zum Erznazi arch Nazi wurde Verfolgte Personen die nicht nationalsozialistisch gesinnt waren schon wenn sie nicht den Hitlergruss verwendeten Erreichte hohe Positionen an der Berliner Universitat und der Preussischen Akademie der Wissenschaften Nach Steindorff wurde Grapow von niemandem an Niedertracht ubertroffen Enge Beziehungen zum Reichsminister fur Wissenschaft Erziehung und Volksbildung Bernhard Rust Nutzte seine Position fur sein personliches Fortkommen aber auch um personlich andersdenkende Agyptologen wie den belgischen Agyptologen Jean Capart verfolgen zu lassen und damit auch wissenschaftspolitisch Brussel als das frankophone Zentrum der Agyptologie und zu dieser Zeit einzige Zentrum der Agyptologie das den Vorrang Berlins angreifen konnte zu schwachen Eine Denunziation Hans Wolfgang Mullers wie von Steindorff behauptet ist aktenkundig doch ist nicht angegeben wer ihn denunzierte Letztlich nutzte Grapow in vergleichsweise hohem Akademikeralter die Chancen die sich durch den Umbruch nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten boten zum eigenen Fortkommen 1 2 Alfred Hermann Ebenbild und engster Mitarbeiter Grapows3 Hermann Kees Militarist und Junker bekampfte offen und im Geheimen die Weimarer Republik von Kopf bis Fuss Antidemokrat als Konservativer zunachst NS Gegner der sich aber schnell anpasste und auf die neue Linie schwenkte Kees war Schuler Steindorffs und von diesem zunachst als Nachfolger in Leipzig vorgesehen nahm den Ruf aber nicht an 4 Hermann Junker Charakterlos Geruchte er sei in Agypten als Spion tatig gewesen glaubt Steindorff nicht da sich Junker niemals einer derartigen Gefahr ausgesetzt hatte Hielt das Deutsche Archaologische Institut Kairo und seine Wohnung immer offen fur Nationalsozialisten5 Wilhelm Czermak Steindorff weiss nur wenig ist sich jedoch sicher dass er ein Nationalsozialist ersten Ranges war6 Siegfried Schott schon vor der Machtergreifung Hitlerbewunderer Als Gentleman allerdings kein Befurworter der Greueltaten der Nationalsozialisten Nach 1945 wurde er wegen seiner Mitgliedschaft in verschiedenen NS Organisationen unter anderem seit dem 1 November 1942 in der NSDAP entlassen 1952 wurde er jedoch wieder Professor an der Universitat Gottingen7 Herbert Schadel Assistent Wolfs diesem in der politischen Gesinnung ahnlich aber kein talentierter Archaologe8 Gunther Roeder Steindorff kann uber seine politische Orientierung nichts sagen vermutet aber eine Anpassung an das Regime als Direktor des Berliner Agyptischen Museums seit 1940 kann er kaum kein Nationalsozialist gewesen sein9 Uvo Holscher wie Roeder ohne MuseumszusatzOhne Bewertung Bearbeiten Nummer Name Steindorffs Beschreibung Wissenschaftlicher Stand1 Heinrich Schafer Pan Germanist der sich wohl aber nicht den Nationalsozialisten angeschlossen hat Steindorff wusste aber dass Schafer als Besucher am Nurnberger Reichsparteitag teilnehmen wollte Ehemals enger Freund Steindorffs den er aber spater fallen liess Steindorff wollte nichts weiter Negatives uber seinen fruheren Freund sagen 2 Walther Wolf Steindorff beschreibt seinen Nachfolger als schrecklichen Nazi geht aber falschlich davon aus dass er im Krieg gefallen sei Er starb tatsachlich erst 1973 in Hamburg 3 Friedrich Wilhelm von Bissing schon sehr fruh in den 1920er Jahren Mitglied der NSDAP gut befreundet mit Rudolf Hess und mit dem Goldenen Parteiabzeichen ausgezeichnet Spater trat er aus der Partei aus und besuchte nach den 1938er Pogromen Steindorff um ihm sein Bedauern uber die Zustande auszusprechen Der hochkulturelle Mensch unterschatzte die Ideologie der Nationalsozialisten trat 1925 der NSDAP bei trat nicht aus der Partei aus sondern wurde 1937 aus dieser ausgeschlossen da er versuchte zwischen evangelischer Kirche und NSDAP zu vermitteln Diesem Abschnitt ist ein Hinweis auf jungere Agyptologen vorangestellt die Steindorff nicht bewerten konnte oder wollte Nicht erwahnt Bearbeiten Name Wissenschaftlicher StandHeinrich Balcz 1898 1944 Kathe Bosse 1910 1998 ubersiedelte 1936 wegen ihrer judischen Herkunft nach England wohl Steindorff unbekanntHellmut Brunner 1913 1997 seit 1937 Mitglied der NSDAP Aufgrund der Aussage seines Lehrers Alexander Scharff wurde Brunner im Entnazifizierungsverfahren seine Stelle als wissenschaftlicher Assistent und Dozent entzogen und er durfte nicht wieder in einer amtlichen Eigenschaft oder in einer Dienst oder Regierungsstelle beschaftigt werden 2 Emma Brunner Traut 1911 2008 Fritz Hintze 1915 1993 Helmuth Jacobsohn 1906 1994 Halbjude konnte immerhin durch Protektion etwa des Rektors der Universitat Munchen Walther Wust promovieren und spater fur den Kunsthistoriker Richard Hamann arbeiten wohl Steindorff unbekanntOtto Konigsberger 1908 1999 vielversprechender Architekt als Bauforscher bei Ludwig Borchardt in Agypten 1933 als Jude aus dem Staatsdienst entlassen in Agypten sicher vor Verfolgung ging 1939 nach Indien wo er als Stadtplaner Karriere machteMiriam Lichtheim 1914 2004 emigrierte 1933 nach Jerusalem und studierte dort bei Polotsky wohl Steindorff unbekanntErich Luddeckens 1913 2004 Mitarbeiter im Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg ERR zur Plunderung von Kunstschatzen in der Ukraine 1942 gemeinsam mit Georg Winter sammelte Deutschtumsakten in Melitopol Leiter der ERR Arbeitsgruppe Dnepropetrowsk Einsatzleiter bei der ERR AG Ost Ukraine in Charkiw und Berdjansk 3 Siegfried Morenz 1914 1970 Eberhard Otto 1913 1974 Hans Jakob Polotsky 1905 1991 aus judischer Familie emigrierte 1934 nach Jerusalem wo er 1938 Professor fur Agyptisch und Semitische Sprachen wurde wohl Steindorff unbekanntHermann Ranke 1878 1953 wurde 1937 aufgrund seiner Ehe mit der als halbjudisch geltenden Marie Stein Ranke vorzeitig emeritiert Nach 1945 wurde diese Entscheidung zuruckgenommenJoachim Spiegel 1911 1989 Hans Steckeweh 1905 Architekt und Bauforscher Berufsverbot weil seine Frau Kommunistin warHanns Stock 1908 1966 Literatur BearbeitenThomas Schneider Agyptologen im Dritten Reich Biografische Notizen anhand der sogenannten Steindorff Liste In Journal of Egyptian History Band 4 Nr 2 2011 S 109 216 Agyptologen im Dritten Reich Biographische Notizen anhand der sogenannten Steindorff Liste In Thomas Schneider Peter Raulwing Hrsg Egyptology from the First World War to the Third Reich Ideology scholarship and individual biographies Brill Leiden 2013 ISBN 978 90 04 24329 3 S 120 247 Digitalisat einer etwas gekurzten Fassung Weblinks BearbeitenText des Briefes von Steindorff an Wilson Sergei Stadnikow Die Bedeutung des Alten Orients fur deutsches Denken Skizzen aus dem Zeitraum 1871 1945 Intetpublikation veroffentlicht 2007 Anhang 1 Text des Briefes von Steindorff an Wilson Anmerkungen Bearbeiten Zu Grapow siehe Thomas L Gertzen Die Berliner Schule der Agyptologie im Dritten Reich Begegnung mit Hermann Grapow Kulturverlag Kadmos Berlin 2015 ISBN 978 3 86599 269 7 hier nicht eingearbeitet Institutsgeschichte des Instituts fur Agyptologie der Universitat Munchen Hans Joachim Lang Im Nachlass eines Tubinger Professors fand sich Beutegut Auf tagblatt de vom 4 April 2011 Online Quelle hier nach der Zusammenfassung S 315 weitere Details fortlaufend im ganzen Text Luddeckens hat insgesamt acht Nachweise er war fuhrend im Raubgeschaft tatig Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Steindorff Liste amp oldid 236727943