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Als Erschlagen des Feindes oder Erschlagen der Feinde im Plural bezeichnet die Agyptologie ein bestimmtes Bildprogramm das in der altagyptischen Kultur zum festen Standard koniglicher Relief und Malereikunst gehorte Es sollte den agyptischen Konig Pharao als unbesiegbaren Eroberer und Abwehrer fremdlandischer Staaten nebst Bewohnern in idealisierter Form darstellen und reprasentieren Daher ist das Motiv des Erschlagens der Feinde eher als politische Propaganda zu verstehen Erschlagen des Feindes Tempel von Edfu Inhaltsverzeichnis 1 Politischer und kultureller Hintergrund 2 Belege und Darstellungsformen 3 Literatur 4 EinzelnachweisePolitischer und kultureller Hintergrund BearbeitenGemass dem agyptischen Glauben galt der Pharao als gottlicher Vermittler zwischen Himmel und Erde aber auch als Beschutzer und Fuhrer seines Reiches Da ihm generell ubernaturliche Eigenschaften zugedacht wurden zum Beispiel dass er mit seinem Tode zu den Gottern zuruckkehren wurde wollte man die Rolle des Konigs als Beschutzer unter anderem im Bildprogramm des Erschlagens der Feinde zum Ausdruck bringen Der Konig wurde piktografisch als unbesiegbarer Eroberer und Feindabwehrer idolisiert der es mit jedem fremdlandischen Gegner aufnimmt und diesen vertreibt In fruhdynastischer Zeit hatte das Motiv des Erschlagens der Feinde noch einige kultische Hintergrunde die aber mit der darstellerischen Kanonisierung spatestens ab der 3 Dynastie der rein politischen Propaganda wichen Damit wird offenkundig dass hier kein historisches Ereignis festgehalten werden sollte wie fruher oft angenommen Der Konig wird auch nie wirklich bei der Totung seines Opfers direkt gezeigt er posiert lediglich in uberlegener einschuchternder Haltung Mit dieser Symbolik in vornehmlich bildlicher Form konnten auch Analphabeten eingeschuchtert oder wenigstens beeindruckt werden besonders Menschen aus feindlichen Gebieten Aus diesem Grund finden sich Stelen Fresken und Pylonen des Alten Agyptens die das Motiv des Erschlagens des Feindes zeigen gehauft in den damaligen Grenzgebieten zum Beispiel zu Nubien und Libyen Damit bestatigt sich der Sinn und Zweck des Motivs als politisches Mittel zur Feindabwehr Das Motiv erscheint aber auch an Pylonen und in Reliefs von besonders bedeutsamen Tempel und Palastanlagen wie zum Beispiel im Karnak Tempel und Luxor Tempel Damit sollte dem eigenen Volk eine Sicherheit vermittelt werden die nur der Pharao zu gewahrleisten vermochte Belege und Darstellungsformen Bearbeiten nbsp nbsp nbsp nbsp Prunkpalette des Narmer aus Abydos Ruckseite Detail Felsrelief des Sanacht aus dem Wadi Maghara 3 Dynastie Sandsteinrelief des Snofru 4 Dynastie 1 Thutmosis III erschlagt seine Feinde Tempel von Karnak 18 Dynastie Bereits unter Konig Narmer 1 Dynastie findet sich eine der altesten Darstellungen des Erschlagens des Feindes eingraviert auf der Ruckseite der Prunkpalette des Narmer aus Abydos Schon hier sind erste kanonisierende Elemente enthalten die dann bildtechnisch in der 3 Dynastie ihre Vollendung finden Bekannteste Beispiele hierfur sind die Felsenreliefs aus dem Wadi Maghara der Konige Sanacht Djoser Sechemchet allesamt 3 Dynastie und Snofru 4 Dynastie Ein bekanntes Beispiel aus spaterer Zeit ist das Siegesrelief des Thutmosis III 18 Dynastie im Tempel von Karnak auf welchem der Herrscher gleich eine ganze Gruppe von Feinden erschlagt Die Darstellungsweise des Erschlagens der Feinde ist im Grunde genommen stets dieselbe Der Konig halt in der aus Sicht des Betrachters linken Hand ein schweres Prunkzepter mit der rechten Hand hat er einen stolpernden oder knienden Feind bei den Haaren gepackt Mit der Keule holt der Konig bereits zum todbringenden Schlag aus Der Feind kann aufgrund seiner Haar und Barttracht stets als Asiate identifiziert werden bis ins Alte Reich bleibt der Feind selbst allerdings namenlos Der Konig tragt ausserdem einen Dolch im Gurt dazu einen kurzen Schurz an dem ruckwartig ein Tierschwanz befestigt ist Ebenfalls seit der Pradynastik nachweisbar ist der Umstand dass das Erschlagen des Feindes stets im Beisein einer Gottheit vollzogen wird was an das in spaterer Zeit besonders seit Pharao Ramses II 19 Dynastie hervortretende Motiv des Prasentierens der Feinde anknupft Hier wird der Konig gezeigt wie er unterworfene Feinde einem Gott regelrecht darbietet und sie vorfuhrt Literatur BearbeitenSusanne Bickel In agyptischer Gesellschaft Aegyptiaca der Sammlungen Bibel Orient an der Universitat Freiburg Schweiz Academic Press Freiburg 2004 ISBN 3 7278 1429 2 S 34 Renate Muller Wollermann Symbolische Gewaltdarstellung im Alten Agypten In Martin Zimmermann Hrsg Extreme Formen von Gewalt in Bild und Text des Altertums Munchner Studien zur alten Welt Bd 5 Herbert Utz Munchen 2009 ISBN 978 3 8316 0853 9 S 47 64 Christian E Schulz Aussenbeziehungen Agyptens wahrend der 3 Dynastie GRIN Verlag Munchen 2007 ISBN 978 3 638 75868 0 S 6 9 Anthony J Spalinger Some Notes on the Battle of Megiddo and Reflections on Egyptian Military Writing In Mitteilungen des Deutschen Archaologischen Instituts Abteilung Kairo MDAIK Bd 30 1974 ISSN 0342 1279 S 221 229 Toby A H Wilkinson Early Dynastic Egypt Routledge London u a 1999 ISBN 0 415 18633 1 S 191 Einzelnachweise Bearbeiten vergl Abeer El Shahawy The Egyptian Museum in Cairo A walk through the alleys of ancient Egypt Photographs by Farid Atiya Farid Atiya Press Kairo 2005 ISBN 977 17 2183 6 S 45 Abb 21 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Erschlagen des Feindes Agypten amp oldid 190470841