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Die Anhaltische Gemaldegalerie Dessau ist ein Kunstmuseum in der kreisfreien Stadt Dessau Rosslau dessen Sammlungsschwerpunkt auf Werken der Alten Meister liegt Sie geht zuruck auf die Gemaldesammlung der Prinzessin Henriette Amalie von Anhalt Dessau welche 1793 nach dem Willen der Stifterin als erste offentliche Kunstsammlung in Dessau eroffnet wurde Nach der Zerstorung ihres seit 1927 genutzten Gebaudes im Zweiten Weltkrieg befindet sich die Anhaltische Gemaldegalerie seit 1959 im Schloss Georgium unweit des historischen Bauhausgebaudes und des Dessauer Hauptbahnhofs Momentan erfahrt das Schloss eine bauliche Erneuerung die 2021 im Wesentlichen abgeschlossen wurde 1 Gemaldegalerie Schloss und Park Georgium gehoren zum Unesco Welterbe Gartenreich Dessau Worlitz Schloss Georgium 2006 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Zur Grundung der Anhaltischen Gemaldegalerie Dessau 1 2 Die Galerie in der NS Zeit 1 3 Kunstler deren Werke 1937 aus der Galerie als entartet beschlagnahmt wurden 1 4 Die Galerie in der DDR Zeit 2 Sammlung 3 Literatur Auswahl 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenZur Grundung der Anhaltischen Gemaldegalerie Dessau Bearbeiten nbsp Innenansicht des Palais Reina um 1930Mit der Eroffnung der Anhaltischen Gemaldegalerie im Dessauer Palais Reina am 17 September 1927 setzte der Freistaat Anhalt die Idee der Grundung eines zentralen Landesmuseums fur Kunst um welche bereits im 19 Jahrhundert immer wieder diskutiert worden war 2 Grundlage war die Zusammenfuhrung mehrerer Sammlungen der Kunstnachlass der Henriette Amalie von Anhalt Dessau aufbewahrt seit 1793 in der Furstlichen Amalienstiftung im Palais Dietrich der Kunstbesitz des Staates Anhalts erworben aus herzoglichen Bestanden die Kunstsammlung der Stadt Dessau sowie ausgewahlte Bestande der Joachim Ernst Stiftung die 1918 mit verschiedenen Schlossern und Garten einen Teil des Kunstbesitzes des Hauses Anhalt ubernommen hatte Grundstock der Graphischen Sammlung war eine Zeichnungssammlung die sich ursprunglich im Besitz der Herzoge von Anhalt Bernburg befand und ab 1927 kontinuierlich durch Ankaufe des Landes Anhalt insbesondere aus herzoglichem Besitz erweitert wurde 3 Leitbild des Museums war nach den Worten des ersten Direktors Ludwig Grote ein lebendiges Organ der Bildung zu schaffen Sitz des Museums wurde das Palais Reina in der Dessauer Innenstadt ein klassizistischer Bau des fruhen 19 Jahrhunderts In dessen reprasentativer Beletage wurde die Dauerausstellung in einem chronologischen Rundgang prasentiert Zur farbigen Gestaltung der Ausstellungsraume zog Grote den Bauhausmeister Hinnerk Scheper heran Nach 1927 eroffnete im Schloss Oranienbaum eine Filialgalerie der Gemaldegalerie um dem Problem begrenzter Ausstellungsflachen im Palais Reina zu begegnen Auch hier sorgte Scheper im Hinblick auf die Gemaldeprasentation fur eine farbliche Neufassung der Ausstellungsraume welche sich bis heute erhalten hat 4 Bemerkenswert ist die Ankaufspolitik Ludwig Grotes die neben Werken des 19 Jahrhunderts auch Kunst der in Dessau tatigen Bauhausmeister und der Moderne umfasste So wurden ab 1927 insbesondere mit Mitteln der Stadt Dessau Gemalde von Lyonel Feininger Oskar Schlemmer Fritz Winter Wassily Kandinsky und Paul Klee erworben Die Galerie in der NS Zeit Bearbeiten nbsp Albrecht Durer Der Heilige Christophorus Kriegsverlust Nach der 1932 in Anhalt erfolgten politischen Machtubernahme der NSDAP waren die Ankaufe moderner Kunst ein Grund fur politischen Druck auf Grote der sich daraufhin aus seinem Amt zuruckzog Die Galerie sollte nun im Sinne der nationalsozialistischen Kulturpolitik ein Spiegelbild der Vielfaltigkeit und des Reichtums des germanischen Geistes vermitteln Die altdeutschen Meister Albrecht Durer und Lucas Cranach d A bekamen den prominentesten Platz in der Dauerausstellung im Festsaal des Palais Reina wo zuvor flamische und hollandische Gemalde prasentiert worden waren 1937 wurde in der Nazi Aktion Entartete Kunst aus dem Bestand der Galerie eine grosse Anzahl von Bildern beschlagnahmt Viele davon wurden anschliessend vernichtet 5 1939 begann angesichts des Kriegseintritts und bevorstehender Luftangriffe die Evakuierung der Kunstwerke an diverse Standorte wie z B in Bergwerksstollen des Schachtes I des Salzbergwerks Solvayhall bei Bernburg Im Palais Reina verbliebene und in das Zerbster Schloss ausgelagerte Werke wurden bei Luftangriffen zerstort Sie sind Teil der mehr als 200 Gemalde umfassenden Kriegsverluste 6 Kunstler deren Werke 1937 aus der Galerie als entartet beschlagnahmt wurden Bearbeiten Lothar Bechstein Rene Beeh Dora Brandenburg Polster Heinrich Campendonk Karl Caspar Maria Caspar Filser Lovis Corinth Franz Karl Delavilla Josef Eberz Friedrich Feigl Lyonel Feininger Max Feldbauer Conrad Felixmuller Robert Genin Alexander Gerbig Rudolf Grossmann George Grosz Carl Gunschmann Erich Heckel Franz Heckendorf Werner Heuser Karl Hofer Johannes Itten Willy Jaeckel Richard Janthur Alexej von Jawlensky Wassily Kandinsky Paul Klee Cesar Klein Paul Kleinschmidt Wilhelm Kohlhoff Oskar Kokoschka Otto Kopp Bruno Krauskopf Alfred Kubin Gerhard Marcks Ludwig Meidner Moriz Melzer Georg Muche Otto Mueller Heinrich Nauen Emil Nolde Willi Nowak Max Oppenheimer Max Pechstein Alfred Heinrich Pellegrini Walter Puttner August Roeseler Edwin Scharff Oskar Schlemmer Werner Paul Schmidt Lothar Schreyer Julius Wolfgang Schulein Richard Seewald Otto Theodor Wolfgang Stein Jakob Steinhardt Armin Stern 1883 1944 Walther Teutsch Erich Thum Viktor Tischler 1890 1951 Max Unold und Hans Wimmer Die Galerie in der DDR Zeit Bearbeiten 1946 ubernahm Julie Harksen das Direktorenamt und kummerte sich aktiv um die Bergung der Werke aus den Auslagerungsstandorten Die in Solvayhall gelagerten Werke wurden 1946 von sowjetischen Militars sichergestellt und nach Moskau und Leningrad verbracht Eine Wiedereroffnung der Galerie mit eingeschrankter Prasentation fand 1948 im kurzzeitigen Domizil Schloss Mosigkau statt 1950 erfolgte der Umzug in das Palais Bose in Dessau Mit der 1958 59 erfolgten Ruckgabe der beschlagnahmten Bestande aus der Sowjetunion war eine erneute umfangliche Prasentation Alter und Neuer Meister moglich Sie wurde 1959 im Schloss Georgium umgesetzt das seitdem Sitz der Anhaltischen Gemaldegalerie Dessau ist Sammlung BearbeitenDie Sammlung umfasst heute ungefahr 1 800 Gemalde und 18 000 Arbeiten auf Papier Zeichnungen Druckgraphik sowie kleinere Bestande an Plastik und angewandter Kunst Die Werke entstammen der Zeitspanne vom Spatmittelalter bis zur Gegenwart wobei ein klarer Schwerpunkt in der Zeit von 1500 bis 1850 liegt Eine besondere Verbundenheit mit dem Werk des in Dessau als Hofmaler tatigen Johann Friedrich August Tischbein zeigt sich in der grossen Gruppe seiner Gemalde in dem nach ihm benannten Festsaal des Hauses In der Abteilung der Altdeutschen Malerei nehmen die Werke Lucas Cranachs des Alteren den prominentesten Platz ein hierunter eines seiner Hauptwerke der Dessauer Furstenaltar Auch die Graphische Sammlung der Anhaltischen Gemaldegalerie besitzt einen wichtigen Schwerpunkt bei den Zeichnungen deutscher und Schweizer Kunstler des 16 Jahrhunderts Die durch verwandtschaftliche Beziehungen zu den Oraniern begrundete Neigung der Mitglieder des Hauses Anhalt Dessau fur die niederlandische Malerei spiegelt sich in den Bestanden der Anhaltischen Gemaldegalerie deutlich wider Sie weist wichtige Werke flamischer und hollandischer Maler vom spaten 15 bis zum fruhen 18 Jahrhundert auf Wesentlich vom Geschmack der anhaltischen Furstenfamilie ist auch die Auswahl deutscher Gemalde des 17 und 18 Jahrhunderts gepragt Aufgrund der Aufgeschlossenheit der Prinzessin Henriette Amalie fur die zeitgenossische Kunst ihrer Wahlheimat befindet sich darunter eine singulare Gruppe von Gemalden Frankfurter Meister der Mitte des 18 Jahrhunderts Anschliessend an diese Maler aus Goethes Frankfurter Kindheit entwickelt sich der Dessauer Sammlungsschwerpunkt der deutschen Kunst der Goethezeit Besonders gut vertreten sind hier die aus Anhalt stammenden oder in den anhaltischen Residenzen tatigen Kunstlerinnen und Kunstler wie zum Beispiel Johann Friedrich August Tischbein die Bruder Ferdinand Friedrich und Heinrich Olivier Caroline Bardua und Franz Kruger Der Bestand der deutschen Kunst nach 1850 ist wesentlich durch Erwerbungen aus den 1920er und 1930er Jahren gepragt Dabei konnte die Werkgruppe der um 1930 von den Dessauer Bauhausmeistern angekauften Gemalde und Grafiken nach den Verlusten der NS Zeit nur in Ausnahmefallen zuruckerworben werden Die Erwerbungen deutscher Kunst nach 1945 haben ein besonderes Augenmerk fur die Nachfolge des Bauhauses und die kunstlerischen Entwicklungen auf dem Territorium des historischen Landes Anhalt Wie auch bei der Starkung der alteren Sammlungsschwerpunkte sowie dem Ausgleich der Kriegsverluste sind Schenkungen und Dauerleihgaben in den letzten Jahrzehnten von grundsatzlicher Bedeutung fur die inhaltliche Fortentwicklung der Anhaltischen Gemaldegalerie Dessau gewesen nbsp Petrus Christus Kreuzigung seit dem 2 Weltkrieg vermisst nbsp Lucas Cranach d A Dessauer Furstenaltar nbsp Lucas Cranach d A Verlobung der Hl Katharina nbsp Lucas Cranach d A Heilige Familie von Engeln umgeben Erziehung der Jungfrau Maria linker und rechter Flugel eines Marienaltares nbsp Urs Graf Bildnis einer lachelnden Frau 1525 nbsp Jan Brueghel der Altere Der Einzug in die Arche Noah nbsp Aelbert Cuyp Orpheus mit den Tieren 1639 nbsp Domenicus van Tol Madchen mit Kafig und seifenblasender Junge nbsp Balthasar van der Ast Stillleben mit Blumen Fruchten und exotischen Schnecken nbsp Adam Manyoki Leopold I Furst von Anhalt Dessau 1714 nbsp Friedrich Wilhelm Gute Henriette Amalie Prinzessin von Anhalt Dessau 1720 1793 1746 nbsp Christian Wilhelm Ernst Dietrich Jason totet den kolchischen Drachen 1760 70 nbsp Jakob Philipp Hackert Blick auf die Villa Albani bei Rom 1779 nbsp Johann Friedrich August Tischbein Friederike von Preussen mit Turban 1796 97 nbsp Johann Friedrich August Tischbein Christiane Amalie Erbprinzessin von Anhalt Dessau 1774 1846 mit drei ihrer Kinder nbsp Heinrich Olivier Die Heilige Allianz 1815 nbsp Wilhelm von Schadow Wilhelmine Luise von Preussen um 1830 nbsp Caroline Bardua Die Kranzwinderin um 1838 nbsp Friedrich August von Kaulbach Bildnis Hedda Tochter des Kunstlers um 1878 1880 nbsp Wassily Kandinsky Schwere Flache 1925Literatur Auswahl BearbeitenGustav Muller Catalog der Gemalde Sammlung der Furstlichen Amalienstiftung zu Dessau Dessau 1877 Julius Vogel Katalog der Gemalde Sammlung der Furstlichen Amalienstiftung zu Dessau Hofbuchdruckerei Weniger amp Co Dessau 1913 Max J Friedlander Handzeichnungen deutscher Meister in der Herzoglich Anhaltschen Behorden Bibliothek zu Dessau Felix Krais Verlag Stuttgart 1914 Ludwig Grote Fuhrer durch die Anhaltische Gemaldegalerie Dessau 1927 Kurt Marholz Die Dessauer Galerie Ein Museum der Maltechniken In Bildende Kunst Berlin 11 12 1956 S 637 639 Julie Harksen Staatliche Galerie Dessau Schloss Georgium Kleiner Fuhrer durch die Galerie Alte und Neue Meister Dessau 1976 Werner Schade Lucas Cranach Gemalde Zwischen 1510 und 1530 Dessau 1993 Stephan Klingen und Margit Ziesche Die deutschen Gemalde des 16 und 17 Jahrhunderts Bohlau Weimar 1996 ISBN 3 7400 1009 6 Norbert Michels Hrsg Waren nicht des ersten Bedurfnisses sondern des Geschmacks und des Luxus Zum 200 Grundungstag der Chalcographischen Gesellschaft in Dessau Bohlau Weimar 1996 ISBN 3 7400 1021 5 Norbert Michels Hrsg Verrat an der Moderne Die Grundungsgeschichte und das erste Jahrzehnt der Anhaltischen Gemaldegalerie Dessau 1927 37 Dessau 1996 Bettina Werche Die altniederlandischen und flamischen Gemalde des 16 bis 18 Jahrhunderts Bohlau Weimar 2001 ISBN 3 7400 1037 1 Manfred Grosskinsky Norbert Michels Hrsg Sammlerin und Stifterin Henriette Amalie von Anhalt Dessau und ihr Frankfurter Exil Frankfurt am Main 2002 ISBN 3 00 010315 5 Alexandra Nina Bauer Die hollandischen Gemalde des 17 und 18 Jahrhunderts Stekovics Dossel 2005 ISBN 3 89923 097 3 Guido Messling Handzeichnungen Die deutschen und schweizerischen Meister der Spatgotik und der Renaissance Imhof Petersberg 2011 ISBN 978 3 86568 695 4 Norbert Michels Hrsg Cranach in Anhalt Vom alten zum neuen Glauben Michael Imhof Verlag Petersberg 2015 ISBN 978 3 7319 0227 0 Norbert Michels Hrsg Hendrick Goltzius 1558 1617 Mythos Macht und Menschlichkeit Michael Imhof Verlag Petersberg 2017 ISBN 978 3 7319 0581 3 Margit Schermuck Ziesche Gestohlen abtransportiert zuruckgekehrt die Anhaltische Gemaldegalerie Dessau im Zweiten Weltkrieg Bohlau Weimar 2020 ISBN 3 412 51833 6 Ruben Rebmann Hrsg Von Durer bis Kandinsky 100 Meisterzeichnungen der Anhaltischen Gemaldegalerie Dessau Sandstein Verlag Dresden 2023 ISBN 978 3 95498 713 9Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Anhaltische Gemaldegalerie Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Anhaltische Gemaldegalerie Dessau Homepage der Galerie Anhaltische Gemaldegalerie Dessau Internetprasenz auf der Homepage der Stadt Dessau Rosslau Forderverein Anhaltische Gemaldegalerie und Georgengarten Dessau e V Homepage des Fordervereins Einzelnachweise Bearbeiten Sandra Meyer Anhaltische Gemaldegalerie Dessau ist saniert und hat neuen Chef In MDR MDR Kultur 15 Dezember 2020 abgerufen am 12 Februar 2021 Norbert Michels Hrsg Verrat an der Moderne Die Grundungsgeschichte und das erste Jahrzehnt der Anhaltischen Gemaldegalerie Dessau 1927 37 Dessau 1996 Ruben Rebmann Hrsg Von Durer bis Kandinsky 100 Meisterzeichnungen der Anhaltischen Gemaldegalerie Dessau Sandstein Verlag Dresden 2023 S 8 23 Christian Eger Bauhaus trifft Barock Abgerufen am 30 September 2023 Stale Session Abgerufen am 10 Januar 2023 Margit Schermuck Ziesche Gestohlen abtransportiert zuruckgekehrt Studien zu kriegsbedingt verlagerten Kulturgutern Bohlau Verlag Koln 2020 ISBN 978 3 412 51833 2 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Anhaltische Gemaldegalerie Dessau amp oldid 237898881