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Fritz Winter 22 September 1905 in Altenbogge Westf 1 Oktober 1976 in Herrsching am Ammersee war ein deutscher Maler der zu den wichtigsten abstrakten Kunstlern der Nachkriegszeit zahlt Fritz Winter auf dem Eingangsschild des Fritz Winter Hauses Ahlen Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Jugend 1 2 Ausbildung 1 3 Nationalsozialismus Kriegsdienst und Kriegsgefangenschaft 1 4 Nachkriegsabstraktion ZEN 49 2 Werk 3 Auszeichnungen 4 Ausstellungen 5 Fritz Winter Stiftung und Fritz Winter Preis 6 Literatur 7 Einzelnachweise 8 WeblinksLeben BearbeitenJugend Bearbeiten Fritz Winter wurde 1905 als erstes von acht Kindern eines Bergmanns in Altenbogge bei Unna geboren 1919 begann er eine Elektrikerlehre auf der Zeche Westfalen in Ahlen Er besuchte dort neben seiner Arbeit als Bergmann das Realgymnasium 1924 begann Fritz Winter immer ofter zu malen und zu zeichnen Er arbeitete dennoch nachts als Bergmann und besuchte tagsuber das Realgymnasium in Ahlen mit dem Ziel Medizin zu studieren Es fand eine erste Auseinandersetzung mit dem Werk Paula Modersohn Beckers statt 1926 lernte er auf einer Reise nach Holland das Werk von Vincent van Gogh kennen Auf Anraten seines Zeichenlehrers bewarb er sich 1927 beim Staatlichen Bauhaus in Dessau Ausbildung Bearbeiten Von Paul Klee unterzeichnet erhielt er die Aufnahmebestatigung fur die Grundlehre des Wintersemesters 1927 28 Seine Professoren im ersten Studienjahr waren u a Josef Albers und Wassily Kandinsky Der Unterhalt wurde durch das Bemalen von Kacheln in einer Dessauer Ofensetzerfirma verdient 1928 arbeitete er in der Buhnenabteilung Oskar Schlemmers und in der Malklasse Paul Klees Aufgrund der Zeugnisse von Klee und Kandinsky erhielt er ein Stipendium der Stadt Dessau 1929 nahm er mit 12 Bildern an der Ausstellung Junge Bauhausmaler teil die in Halle a d Saale Braunschweig Erfurt und Krefeld gezeigt wurde Im selben Jahr besuchte er in den Herbstferien erstmals Ernst Ludwig Kirchner in Davos mit dem ihn fortan eine enge Freundschaft verband Es war ebenfalls Kirchner der ihm 1929 eine Ausstellung in einer Davoser Buchhandlung vermittelte Im selben Jahr lernte Winter wahrend eines Vortrags im Bauhaus den konstruktivistischen Bildhauer Naum Gabo kennen 1930 wurde er vom Studium am Bauhaus beurlaubt und arbeitete drei Monate im Atelier von Gabo in Berlin Erste Einzelausstellung in der Galerie Buchholz in Berlin Die Museen in Halle Hamburg Mannheim Breslau und Wuppertal erwarben Arbeiten von ihm Im Sommer 1930 besuchte er E L Kirchner zum zweiten Mal in der Schweiz Am 10 September beendete er sein Studium am Bauhaus und erhielt ein Diplom mit positiver Beurteilung von Paul Klee der ruckblickend den grossten Anteil an seiner Ausbildung hatte 1931 versuchte Fritz Winter sich zusammen mit befreundeten Kunstlerkollegen in einem eigenen Atelier dem Studio Z selbstandig zu machen Auf Anregung seines Freundes Hans Friedrich Geist eines ehemaligen Bauhaus Kommilitonen kam er im April nach Halle a d Saale dort in Ateliergemeinschaft mit Julius Tinzmann um eine Lehrtatigkeit an der Padagogischen Akademie zu ubernehmen Uber Geist lernte Fritz Winter den Komponisten Hellmuth Christian Wolff kennen Dieser machte ihn mit seiner spateren Lebensgefahrtin Margarete Schreiber Ruffer bekannt Im Sommer erneuter Besuch bei E L Kirchner Nationalsozialismus Kriegsdienst und Kriegsgefangenschaft Bearbeiten Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten siedelte Fritz Winter 1933 nach Munchen uber besuchte Paul Klee in Bern und Else Lasker Schuler in Zurich Er beteiligte sich ebenfalls an der Ausstellung Zeitgenossische deutsche Kunst aus Schweizer Privatbesitz im Kunsthaus Zurich 1935 siedelte Winter mit seiner Lebensgefahrtin Margarete Schreiber Ruffer und deren Sohn erst nach Allach in der Nahe von Munchen dann nach Diessen am Ammersee uber 1937 wurde in der Nazi Aktion Entartete Kunst aus dem Provinzial Museum Hannover sein Aquarell Ein Kopf und aus dem Museum fur Kunst und Gewerbe Hamburg sein Tafelbild Komposition Ol auf Papier 1931 beschlagnahmt und vernichtet 1 Winter erhielt ein Mal und Ausstellungsverbot 1938 beteiligte er sich an der Ausstellung zeitgenossischer Maler in der New Burlington Gallery in London die sich gegen die Wanderausstellung Entartete Kunst in Deutschland richtete 1939 wurde Fritz Winter zum Kriegsdienst einberufen und nahm als Soldat am Uberfall auf Polen teil 1941 nahm er am Krieg gegen die Sowjetunion teil Wahrend dieser Zeit entstanden in kleinen Skizzenbuchern die sogenannten Feldskizzen 1944 wurde er schwer verwundet Wahrend des Genesungsurlaubs entstand die kleinformatige Bildfolge Triebkrafte der Erde Von 1945 bis 1949 befand sich Fritz Winter in sowjetischer Kriegsgefangenschaft in Sibirien und an der Wolga Durch die Initiative von Margarete Schreiber Ruffer und seinen Freunden und Sammlern Will Grohmann und Ottomar Domnick gelang es dennoch Arbeiten Fritz Winters in internationalen Ausstellungen zu zeigen 1949 wurde er aus der Kriegsgefangenschaft entlassen und kehrte nach Diessen zuruck Um seine Entlassung nicht zu gefahrden vernichtete er mehrere hundert Zeichnungen da er furchtete diese konnten ihn als Spionagematerial belasten Nachkriegsabstraktion ZEN 49 Bearbeiten Winter wurde Grundungsmitglied der Kunstlergruppe ZEN 49 in Munchen und sein Haus wurde zu einem lebendigen Treffpunkt der aktuellen Kunstszene 1950 begegnete er Hans Hartung und Pierre Soulages in Paris 1953 heiratete er seine langjahrige Lebensgefahrtin Margarete Schreiber Ruffer und erhielt eine Gastdozentur an der Landeskunstschule Hamburg 1954 kam es zu einer intensiven Auseinandersetzung im Deutschen Kunstlerbund zu diesem Zeitpunkt hatte Winter bereits als ordentliches Mitglied an den ersten vier DKB Jahresausstellungen teilgenommen 2 Aufgrund kritischer Bemerkungen zur abstrakten Malerei durch den Ersten Vorsitzenden Karl Hofer traten Ernst Wilhelm Nay Willi Baumeister und Fritz Winter aus Winter nahm seine Mitgliedschaft jedoch drei Jahre spater wieder auf 1955 erhielt er eine Professur an der Staatlichen Hochschule fur Bildende Kunste in Kassel und nahm an der documenta 1 teil Der Tod seiner Frau 1958 bedeutete nicht nur einen schweren Schlag fur den Kunstler sondern auch den Verlust seiner wichtigsten Ratgeberin und Forderin 1959 war Fritz Winter infolge seiner Kriegsverletzungen langer erkrankt Dennoch nahm er an der documenta II teil und heiratete Waltraud Schreiber die Tochter Margaretes aus erster Ehe 1961 wurde sein Atelierhaus auf dem Grundstuck in Diessen gebaut Er zog sich fortan immer starker von der Familie zuruck 1964 nahm er an der documenta III teil Zum 60 Geburtstag wurde er 1965 und 1966 als einer der bedeutendsten Nachkriegskunstler in Deutschland mit grossen Retrospektiven in Kassel Koblenz Hannover Mannheim Dusseldorf Stuttgart und Berlin gewurdigt 1970 wurde er an der Kasseler Kunstakademie emeritiert Von nun an zog sich Winter ganz nach Diessen zuruck 1974 und 1975 schenkte er eine grosse Anzahl seiner Bilder dem Galerieverein Munchen aus dem spater die heutige Fritz Winter Stiftung hervorging 1975 wurde das Fritz Winter Haus in Ahlen Westfalen eroffnet Fritz Winter starb am 1 Oktober 1976 in Herrsching am Ammersee Er erhielt posthum im Jahr 1977 den 5 Rubenspreis der Stadt Siegen 3 Werk BearbeitenFritz Winter hatte sich bereits wahrend seiner Ausbildung von den Ideen des Bauhauses distanziert Er vertrat eine L Art pour l Art Einstellung und kritisierte den untergeordneten Raum den die Malerei am Bauhaus einnahm Er setzte sich intensiv mit den Lehren Kandinskys und Klees auseinander doch zeigen schon seine fruhen Experimente eine freie von den Bauhaus Idealen losgeloste Beschaftigung mit bildnerischen Mitteln Auch ging er nie zu einer strengen Formensprache uber vielmehr fuhrte er vielfaltige Experimente aus Sein Werk ist zirkular zu betrachten da er immer wieder alte Formen aufgriff und durch neue erganzte sich auch nie vollstandig vom Gegenstand loste wie andere abstrakte Kunstler Nach seinem Mal und Ausstellungsverbot sowie der langen Kriegsgefangenschaft schuf Winter auf seinem Genesungsurlaub in Diessen die Triebkrafte der Erde die noch heute als Schlusselwerke der Nachkriegskunst gelten Hierin setzte sich Winter bereits intensiv mit der Natur und ihren zerstorerischen und schopferischen Kraften auseinander Er gehorte zu den wesentlichen Vorreitern der Abstraktion in Europa Er war Grundungsmitglied der Kunstlergruppe ZEN 49 die sich in der Tradition des Blauen Reiters verstand und sich in einer bildlichen Wiedergabe eines auf das Geistige abhebenden Weltbildes manifestierte 1949 fertigte Fritz Winter erste Serigraphien womit er zu den Pionieren des kunstlerischen Siebdrucks in Deutschland gehort Auszeichnungen Bearbeiten1950 2 Preis der 25 Biennale di Venezia 1950 2 Stroher Preis fur gegenstandslose Malerei 1951 1 Preis des Deutschen Kunstlerbundes 1951 Domnick Preis 2 Preis 1952 Konrad von Soest Preis 1952 Preis der Kunstausstellung Eisen und Stahl Dusseldorf 1955 Preis der neunten Internationalen Ausstellung in Lissone Italien 1956 Cornelius Preis der Stadt Dusseldorf 1957 Preis der Graphik der Internationalen Ausstellung von Tokio 1957 Preis der Internationalen Bau Ausstellung in Berlin 1957 Preis der Association Belge des Critiques d Arts 1958 Berliner Kunstpreis Bildende Kunst 1959 Grosser Kunstpreis des Landes Nordrhein Westfalen 1965 Goethe Plakette des Landes Hessen 1969 Grosses Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland 1972 Aufnahme in den Orden Pour le Merite fur Wissenschaft und Kunste 1973 Bayerischer Verdienstorden 1974 Grosses Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland 1977 Rubenspreis der Stadt Siegen 2004 Umbenennung der stadtischen Gesamtschule in Ahlen in Fritz Winter Gesamtschule 2011 Fritz Winter Strasse in Schwabing Freimann in Munchen 4 Ausstellungen Bearbeiten1929 Gruppenausstellung junge bauhausmaler mit Werken von Otto Berenbrock Erich Borchert Albert Braun Willy Imkamp Fritz Kuhr Josef Leirer Hilde Rantzsch Hermann Roseler Alexander Schawinsky Lu Scheper und Fritz Winter als Wanderausstellung in Braunschweig Krefeld Halle Saale Erfurt und Berlin 5 1955 documenta 1 Kassel 1959 documenta 2 Kassel 1964 documenta 3 Kassel 2012 Licht Bilder Fritz Winter und die abstrakte Fotografie Pinakothek der Moderne Munchen Katalog 2015 Fritz Winter Die 1960er Jahre Jahrzehnt der Farbe Pinakothek der Moderne Munchen 6 2017 documenta 14 Kassel 2020 2021 Fritz Winter Durchbruch zur Farbe Emil Schumacher Museum Hagen und 2021 Angermuseum ErfurtFritz Winter Stiftung und Fritz Winter Preis BearbeitenDer Erforschung des Werkes von Fritz Winter und dessen Prasentation in Ausstellungen widmet sich die Fritz Winter Stiftung 7 Zur Forderung junger Talente in Wissenschaft und Forschung sowie Kunst und Kultur verleiht die Stiftung den Fritz Winter Preis Im Jahr 2020 wurden damit Nora Schattauer und Eva Maria Schon ausgezeichnet 8 Literatur BearbeitenGabriele Lohberg Fritz Winter Leben und Werk Werkverzeichnis der Gemalde und weiterer Techniken Bruckmann Verlag Munchen 1986 ISBN 3765420298 ISBN 9783765420290 Winter Franz In Hans Vollmer Hrsg Allgemeines Lexikon der bildenden Kunstler des XX Jahrhunderts Band 5 V Z Nachtrage A G E A Seemann Leipzig 1961 S 148 149 Fritz Winter documenta Kunstler der ersten Stunde Hrsg von den Bayerischen Staatsgemaldesammlungen der Fritz Winter Stiftung und der Museumslandschaft Hessen Kassel Klinkhardt amp Biermann Munchen 2020 ISBN 978 3 943616 75 0 Christina Ossowski Muse Managerin Lebensgefahrtin Margarete Schreiber Ruffer und der Maler Fritz Winter In Schwabische Heimat Bd 74 2023 Heft 1 S 42 48 Anna Ruhl Fritz Winter In Karin Althaus u a Hrsg Kunst und Leben 1918 bis 1955 Lenbachhaus Munchen Deutscher Kunstverlag Berlin 2022 ISBN 978 3 88645 210 1 S 256 259 Einzelnachweise Bearbeiten Datenbank zum Beschlagnahmeinventar der Aktion Entartete Kunst Forschungsstelle Entartete Kunst FU Berlin s DKB Ausstellungsbeteiligungen von 1951 bis 1994 Winter Fritz in Kunstreport 1903 1995 Der Deutsche Kunstlerbund im Uberblick Berlin Bonn 1995 ISBN 3 929283 08 5 S 135 Der Rubenspreis der Stadt Siegen Entdecken Museum fur Gegenwartskunst Siegen Abgerufen am 15 September 2022 Fritz Winter Strasse in Munchen Schwabing Freimann Abgerufen am 17 Dezember 2018 Lutz Schobe Wolfgang Thoner Hrsg Stiftung Bauhaus Dessau Die Sammlung Gerd Hatje Ostfildern 1995 ISBN 978 3 7757 0598 1 S 151 Fritz Winter Die 1960er Jahre Jahrzehnt der Farbe Memento vom 2 Februar 2016 im Internet Archive Die Stiftung abgerufen am 3 Dezember 2020 Verleihung des Fritz Winter Preises an Nora Schattauer und Eva Maria Schon 3 Dezember 2020 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Fritz Winter Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Fritz Winter im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Fritz Winter in der Deutschen Digitalen Bibliothek Internetprasenz Fritz Winter Haus Internetprasenz Fritz Winter Atelier Fritz Winter 1994 in der Villa Wessel in Iserlohn Ausfuhrliche Biografie von Fritz Winter Biographie amp Werke von Fritz Winter Materialien von und uber Fritz Winter im documenta Archiv Fritz Winters Werke in der Sammlung Lambrecht SchadebergNormdaten Person GND 118633821 lobid OGND AKS LCCN n50015348 VIAF 37709651 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Winter FritzKURZBESCHREIBUNG deutscher KunstlerGEBURTSDATUM 22 September 1905GEBURTSORT AltenboggeSTERBEDATUM 1 Oktober 1976STERBEORT Herrsching am Ammersee Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fritz Winter Maler amp oldid 235536329